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Autor Thema: Our Great American Journey (auch “The No Sleep Tour”) - 6 Wochen + Tornadojagd  (Gelesen 47828 mal)

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snowtigger

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Ich hoffe ich konnte helfen  :D

Aber ja! Tausend Dank!
So 2 Stunden sind kein Problem (routen- und reitertechnisch  :wink: ).
September 2012: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=58760.msg798830#msg798830
September 2014: Yellowstone & the Highlights of Utah
August 2015: SFO > LAX > LAS Honeymoon USA

Lupine

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Leute, ich freu mich soooo doll über euer Lob.  :lachen5: :lachen5: :lachen5:

Mic: das mit dem Baden im Lake Yellowstone und Jackson Lake ist ja absolut krass.  :respekt: In welchem Monat wart ihr denn da? Im Herbst, vielleicht ist es da etwas wärmer? Aber für uns wäre baden in diesen beiden Seen völlig undenkbar gewesen, und wir sind schon eigentlich hart im Nehmen  :wink:
Wir sind absolut reitunerfahren, ich hab als kleines Kind mal Reitunterricht gehabt, hatte damals aber Angst und bin mehrmals vom Pferd gefallen...  :lol: Und trotzdem war es absolut machbar. Es gibt vielleicht nur ein zusätzliches beruhigendes Gefühl wenn man weiß, dass man im Zweifelsfall weiß, wie man das Pferd lenkt und beherrscht.

Jetzt geht's noch schnell einen Tag weiter, bevor GNTM anfängt !!  :wink: :lol:

Liebe Grüße,
Rike


Lupine

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Ach so, noch ein Nachtrag: mit dem Wetter in Yellowstone hatten wir tatsächlich unglaubliches Glück. Wir hatten schon ab und an im Vorhinein mal daran gedacht, dass wir eventuell im Schneesturm zelten müssen...  :shock: was ja selbst im Juni dort noch vorkommen kann. Es war aber ein ungewöhnlich warmes Frühjahr (dort zumindest, andere Teile der USA hatten recht spät Frühling), so dass wir Glück hatten.  :D

Tag 30, 17.6.

Als uns morgens um 6 die Sonne ins Gesicht schien, wachten wir auf.



Wir hatten zwar keine Lust aufzustehen, da es draußen eisekalt war, aber irgendwie wurde uns auch klaustrophobisch zumute, da wir mit den Füßen immer noch im Minikofferraum feststeckten. Nächste Nacht geht’s ins Zelt, nahmen wir uns vor!  :lol:



Wir rappelten uns dann doch noch auf, räumten das Auto auf, wuschen uns, zogen uns an. Wir legten uns eine Plane auf die Wiese in die Sonne und aßen dort Dosenobst und Cornflakes mit Milch zum Frühstück.
 
Dann verband ich Heiko die Augen, setzte ihn ins Auto und wir fuhren los – denn heute früh sollte seine Geburtstagsüberraschung stattfinden.   :pustekuchen: Er hatte zwar bereits im März Geburtstag gehabt, da wir da aber getrennt waren (er in Deutschland, ich in Vermont), hatten wir das Geschenk einfach kurzerhand auf den Sommer verlegt. Und ich habe dem passionierten Angler einen Angelausflug auf dem Yellowstone Lake geschenkt! Bereits nach 20m im Auto nölte Heiko jedoch rum, dass ihm wegen der Augenbinde schlecht sei. Während er immer noch zeterte, parkte ich das Auto keine fünf Minuten später schon wieder, denn der Angeltrip startete von der Marina direkt neben dem Campingplatz.   :lachen07: Er nahm die Augenbinde ab und sagte: „oh, fahren wir wohl mit dem Boot!“

Ich checkte uns ein und dann warteten wir auf unseren Tourguide. Als Heiko sein fishing permit unterschrieb, dämmerte ihm langsam was die Überraschung war. Lindsay, unser Tourguide, eröffnete Heiko dann, dass wir jetzt mit dem Boot auf den Yellowstone Lake zum Fischen fahren! Heiko war begeistert und konnte es kaum erwarten, loszulegen.

Erst schipperten wir aus dem Hafen heraus, dann gab Lindsay ordentlich Gas, denn die Fische sollten sich heute wohl auf der Ostseite vom großen See aufhalten. Dort mussten wir erst einmal hinkommen.





Das Ufer der Ostseite vom Lake Yellowstone ist übrigens wahnsinnig abgelegen, dort gibt es weder eine Straße noch sonstige Infrastruktur, und wären wir mit dem Boot noch etwas weiter gefahren, so wären wir in der abgelegensten Gegend der kontinentalen USA gewesen. Das Wasser war spiegelglatt und die Luft war glasklar. In der Ferne konnte man sogar klar und deutlich die Bergspitzen der 60 Meilen entfernten Grand Tetons sehen.
Die schwer erkennbare Bergspitze ganz links sind die Grand Tetons:


Dann hielten wir an, warfen den Anker und begannen zu Angeln. Heiko wusste natürlich sofort, was er zu tun hatte; mir musste Lindsay alles von Null erklären.  :oops:



Wir angelten mit einem Blinker und im See gibt es nur zwei Fischarten: Lake Trout und Native Cutthroat Trout (beides Forellen). Der Lake Trout ist nicht heimisch und bedroht die Spezies der heimischen Cutthroat Trouts, so dass man jeden gefangenen Lake Trout töten muss (egal ob man ihn essen möchte oder nicht) und jeden gefangenen Cutthroat Trout wieder unversehrt zurücksetzen muss.



Bald hatte Heiko schon einen Beinahe-Biss, der Fisch kam jedoch nochmal davon. Wir blieben dann in diesem Areal, bald hatte Heiko dann tatsächlich einen Fisch an der Angel und zog ihn aus dem Wasser – einen 45cm langen Cutthroat Trout.   :clap: Nach einem Foto machte Lindsay den Fisch vorsichtig wieder los und setzte ihn zurück. Juhu! 



Lindsay sagte „We got the skunk out of the boat!“ (wir haben das Stinktier rausgeschmissen) – also wir haben etwas gefangen, die Tour war keine Nullnummer. Wir angelten noch weiter, fingen jedoch nichts mehr.

Dann waren die zwei Stunden langsam zu Ende und wir fuhren wieder mit Vollgas über den See zurück zur Marina. Dort gab uns Lindsay noch ein paar Verbindungsstücke zwischen Köder und Angel mit, falls wir noch Angeln leihen und vom Ufer aus fischen wollten in den nächsten Tagen, denn unsere Angelgenehmigungen waren noch gültig. Wir verabschiedeten uns von Lindsay, bedankten uns, und fuhren zum nächsten Tagesordnungspunkt.

Wir fuhren Richtung Old Faithful und unterwegs hielten wir an, weil eine riesige Traube von Menschen und Autos die Straße verstopfte. Dann muss doch hier irgendwo ein Tier sein! Im Wald konnten wir auch tatsächlich ein braunes rundes Etwas erkennen, was sich dann bei näherem Hinsehen als Schwarzbären-Popo entpuppte. Leider war dem Bär der Trubel dann zuviel und er verzog sich auf Nimmerwiedersehen.  :( 

Zwischendurch kamen wir dann auch noch an Wasserfällen vorbei, die aber nicht sonderlich spannend waren. Angekommen am Old Faithful waren wir erst einmal völlig verwirrt: erstens hatte man eine Art Autobahnkreuz gebaut, offenbar damit man ungehindert abbiegen konnte, zweitens war die ganze Infrastruktur zu groß für unser Verständnis. Wo ist der Geysir zwischen all den Schildern, Gebäuden, Parkplätzen?!  :verwirrt:

Offenbar hatten wir Glück, denn wir dann doch den richtigen Weg wählten (oder: alle Wege führen nach Rom…äh zum Geysir), und außerdem schien ein Ausbruch kurz bevor zu stehen: alle, aber wirklich alle Sitzbänke waren brechend voll.



Der Geysir begann, immer stärker zu dampfen, und als dann die ersten Spritzer Wasser herauskamen, ging schon ein Raunen durch die Menge. „Veräppelt!!“, schien der Geysir jedoch zu zischen, denn dann kehrte er wieder zum Dampfzustand zurück; das ging ein paar Mal so. Doch dann, mit einem Mal, brach der Geysir in ganzer Schönheit und Stärke aus und die Wasserfontäne spritzte mindestens 30m über einige Minuten in die Höhe.  :D



Der Geysir ist deshalb so bekannt, weil er so regelmäßig ausbricht – man kann nach ihm zwar nicht exakt die Uhr stellen, aber so ungefähr alle anderthalb Stunden ist mit einem Ausbruch zu rechnen. Auch das ist, wie alles andere im Park, dynamisch – es kann sein dass sich diese Zeit in Zukunft ändert oder der Geysir ganz versiegt oder explodiert. (Aber was machen sie dann mit dem ganzen Touri-Dorf hier!? Das ist ja dann gar nicht mehr an der Hauptattraktion gelegen…  :lol: )

Als nächstes fuhren wir zum Grand Prismatic Spring im Midway Geyser Basin. Wir parkten am Fairy Falls Trail und liefen den staubigen Weg entlang, zusammen mit vielen anderen Touristen. Links von uns waren steile Hügel, rechts von uns war ein großes Becken, das aussah wie ein Salzsee mit ein wenig Wasser drin. Eigentlich waren es jedoch Mineralienablagerungen, die die Wurzeln der Bäume quasi einbetonieren und dadurch weiträumig absterben lassen.



Aus der Mitte dieses Bassins dampfte eine riesige heiße Quelle – der Grand Prismatic Spring. Um diesen in seiner ganzen Schönheit sehen zu können, halfen wir jetzt mit einem kleinen Trick nach: wir kraxelten den Hügel linkerhand hinauf, was eigentlich verboten ist, was aber alle (wirklich alle) machen. Es gibt keinen richtigen Wanderweg, man muss sich bei einer ordentlichen Steigung an allen möglichen Ästen und Bäumen festhalten, um nicht im Staub abzurutschen. Einmal oben angekommen bietet sich jedoch ein majestätischer Blick auf die unnatürlich farbenfrohe, heiße, dampfende Quelle inmitten weiter Nadelwälder, im Hintergrund noch schneebedeckte Berge.



Zerfressen von Ameisen und Mücken und staubbedeckt erreichten wir dann wieder den Boden und fuhren jetzt zum offiziellen Boardwalk, der an die Quelle heranführt. Dort gab es jedoch eine lange Schlange für Parkplätze, an die wir uns nicht anstellen wollten. Deshalb fuhren wir zum Lower Geyser Basin, wo der Fountain Paint Pot war. Da war wieder ein Boardwalk, wo wir an Quellen mit Siliziumablagerungen, dem Fountain Paint Pot (einem blubbernden Schlammloch), dem Red Spouter (eine rot-schlammig blubbernde kleine Fontäne) und den dazugehörigen laut pfeifenden Fumarolen vorbeikamen. Bizarr!





Die Schlammlöcher:








Außerdem kamen wir noch zu einer Gegend, wo man mit Glück bis zu 6 Geysire gleichzeitig ausbrechen sehen kann. Wir hatten halbes Glück, denn wir sahen zwei Geysire ausbrechen und einen vor sich hin blubbern und dampfen. Die Geysire waren ziemlich nah am Boardwalk und besprühten einen sogar mit warmem Nieselregen.







Mittlerweile waren wir ziemlich abgesättigt mit Geysiren & Co.  :doesig:  Wir fuhren dennoch den Firehole Lake Drive, wo wir ab und zu mal ausstiegen, als erstes beim Firehole Spring. Für die Indianer muss das damals wie ein unterirdisches Feuer ausgesehen haben, für uns sahen die aufsteigenden Blubberblasen wie Schüsse aus einer Maschinenpistole aus. An den nächsten zwei Attraktionen stieg ich gar nicht mehr aus (unmotiviert durch Geysirüberreizung), Heiko aber schon. Unterwegs gab es auch einige Geysire, die aber so unregelmäßig ausbrechen, dass es einfach Glückssache ist, sie mitzuerleben, und man es überhaupt nicht planen kann. Dann hielten wir noch am dampfenden Hot Lake an, der angeblich 70°C haben soll, aber nach einem Selbstversuch mit den Fingern sagte Heiko: maximal Badewannentemperatur.   :lol: Mittlerweile waren wir beide erledigt, müde, sonnenverbrannt und generell auch geschafft durch die dünne und trockene Höhenluft.

Auf dem Rückweg nahmen wir also nur noch einmal den offiziellen Weg zum Grand Prismatic Spring mit, wo wir jetzt sofort einen Parkplatz fanden. Über einen Boardwalk ging es zuerst zu einem Fluss, der von heißen Quellen gespeist wird. 



Flüsse sehen in Yellowstone trügerischerweise eigentlich ganz normal aus, wie sie sich über die Wiesen schlängeln, aber dann dampfen sie doch an vielen Stellen und werden von solchen Quellen gespeist, da kann man schon misstrauisch werden.  :sprachlos:



Dann kamen wir noch vorbei an einer wunderschönen türkisblauen heißen Quelle und erreichten schließlich die Grand Prismatic Spring.



Auch wenn der Ausblick nicht so majestätisch wie von oben war, sah es schon toll aus, wie der innen blau und außen gelblich-rot gefärbte Dampf in die Höhe stieg.



Schließlich fuhren wir zurück zum Old Faithful, um dort im General Store Essen und Angelzubehör (Blinker) einzukaufen (die Heiko dank des netten Verkäufers sehr günstig bekam!). Zum Abendbrot kauften wir Frischkäse, Steaks, Brot, Bier und so weiter; außerdem neues Feuerholz. Bestraft wurde dieser Einkauf mit ca. 1/3 teureren Preisen als im Walmart, dafür hatten wir aber frisches Essen, konnten draußen grillen und mussten nicht irgendwelche Instantnudeln essen.
Angekommen an unserer Campsite macht Heiko Feuer und ich bereitete das Essen vor und richtete das Zelt zum Schlafen her.

Heiko grillte dann die Steaks, Maiskolben und Brotscheiben auf dem offenen Feuer.



Dazu gab es Old Faithful Ale. Alles wahnsinnig lecker und bei schöner Abendstimmung unter freiem Himmel!



Nach dem Essen räumten wir alles bärensicher weg, kuschelten uns in der Dunkelheit nah ans Feuer (Heiko schleppte extra heldenhaft einen schweren Ast zum Feuer, damit wir uns draufsetzen konnten) und aßen S’mores, das sind am Feuer geröstete Marshmallows zwischen Grahamcrackern mit Schokoladenstücken, die dann langsam schmelzen… mmmmhhh!



Als es zu kalt wurde, verkrochen wir uns ins Bett und schliefen erschöpft ein.

Gefahrene Meilen: 100
Liebe Grüße,
Rike


Microbi

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Wow, was für ein Tag! Ich musste selbst während des Lesens ständig schmunzeln  :)
Am liebsten würde ich heute auch Steak essen. Wenn das Wetter hält, könnte man sogar grillen...  :think:

Wir waren im August in den Parks. Das Wasser war kalt und es kam einem unglaublich klar vor. Zu kalt war es nicht... glaube ich. Aber ich habe vier Jahre in Kiel studiert und machte mir dort zur Gewohnheit dreimal die Woche in der Ostsee zu schwimmen. Im letzten Jahr ging das dann auch schon v. Ende April bis Mitte Oktober. Leicht friert es mich im Wasser nicht. Aber unsere Tochter (damals 7 Jahre alt) fand es auch schön.

Mic

captsamson

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Dem Lob kann ich mir nur anschließen. Wirklich ein toller Bericht.
Und natürlich eine tolle Reise die Ihr da erlebt habt!
2010 NY,NV,AZ,CA
2011 NY,WY,UT,AZ,NV
2011 NY,DC
2012 NV,AZ,CO,UT
2014 WY,MT,AB,BC,WA
2015 WA,OR,CA,NV

Denise1706

  • Wir verlangen, das Leben müsse einen Sinn haben – aber es hat nur ganz genau so viel Sinn, als wir selber ihm zu geben imstande sind. – Hermann Hesse –
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Klasse Bericht!
Ich bin immer noch begeistert dabei, unglaublich wie viele Eindrücke ihr erleben konntet und toll wie du alles beschreibst!
2013: kleine Südwest- Ersttäter- Schleife
2014: große gut geplante Südwest- Schleife ;-)
         Vegas Baby
2015: Vegas- Birthday- Bash

Lupine

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Brrr, Mic, da traut ihr euch aber ganz schön was. Heikos und meine Schmerzgrenze war mal bei 16°C Lufttemperatur und 6°C Wassertemperatur in die Nordsee zu springen, aber auch nur ganz ganz kurz und dann wieder raus.  :lol:

Ansonsten freut es mich, dass es so viele begeisterte Mitfahrer gibt, und jetzt geht's weiter. Ein neuer toller Tag im Yellowstone steht an!

Tag 31, 18.6.

Wir schliefen lange aus bis um 7 (!) Uhr, die Nacht war nicht besonders kalt gewesen, wir hatten gut geschlafen, keine Grizzlys hatten vors Zelt gekackt und keine wilden Tiere hatten uns angegriffen. Super!   :D Nach dem Frühstück liehen wir Angeln an der Marina und machten wir uns auf den Weg zum Grand Canyon of the Yellowstone.

Bereits nach den ersten paar Kilometern trafen wir auf einen Touristenstau, aha, also wohl eine Tiersichtung. Wir hielten Ausschau und siehe da, direkt neben der Straße auf einem kleinen Hang am Wald lief ein junger Schwarzbär entlang, fraß ein bisschen, und verschwand dann langsam trottend im Wald! Ja, unser erster Bär!  :smiledance:



Das Hayden Valley, das wir gerade durchfuhren, war auch beim zweiten Mal wunderschön. Die Straße führte immer am mäandrierenden Fluss entlang und man konnte auf weite Wiesen schauen, auf denen natürlich Bisons zuhauf standen.



Irgendwann bogen wir dann über die Chittenden Bridge nach rechts ab, um dem South Rim Drive am Canyon zu folgen. Dort sahen wir direkt an der Straße zwei Bisons, einer von ihnen machte ein schnaufendes Geräusch, was sich fast wie sehr lautes Schnurren anhörte. In der nächsten Sekunde gingen sie dann scheinbar auf uns los (wohl eher aufeinander), so dass Heiko Gas gab und uns erstmal einen sicheren Abstand verschaffte.  :nixwieweg: Kurz darauf hielten wir wieder an, denn im Wald konnte man Wapiti-Männchen mit großem Geweih sehen.



Dann hielten wir am Artist Point an, es war noch recht früh, der Parkplatz war ziemlich leer. Am Aussichtspunkt sicherten wir uns einen guten Platz, denn in ein paar Minuten würde man von diesem Punkt aus einen Regenbogen an den Lower Falls sehen können. Darauf warteten mit uns auch noch einige andere Fotografen mit ihren Stativen. Der Canyon selbst war beeindruckend tief, so dass man jedes Gefühl für Distanz und Tiefe verlor, und leuchtete in gelben und rötlichen Schattierungen des Vulkangesteins.



Pünktlich um 9.45 Uhr stand die Sonne dann im richtigen Winkel und die Farben des Regenbogens bildeten sich langsam am Wasserfall aus, erst lila, blau, dann schließlich gelb und rot. Was für ein faszinierender Anblick!  :verneig:





Als das Spektakel vorbei war, hielten wir bei Uncle Tom’s Point an, wo wir einen Trail zu den Lower Falls machten. Erst führte der Weg in steilen Serpentinen durch den Wald, dann führte eine Gittertreppe im Fels weiter nach unten. Unten lag noch ein riesiger Batzen Schnee am Wasserfall, die Gischt sprühte bis zum Aussichtspunkt und es bildete sich ein weiterer Regenbogen am Wasserfall – das war jetzt aber Zufall!  :lol:



Der Aufstieg war sehr anstrengend, und fix & alle schleppten wir uns noch zum Aussichtspunkt auf die Upper Falls, die etwas kürzer sind als die Lower Falls und auch nicht ganz so beeindruckend aussehen.



Nun fuhren wir zum North Rim des Canyon und hielten als erstes an, um zu den Upper Falls hinzulaufen. Der Weg war zum Glück nicht einmal annähernd so steil und anstrengend wie der Weg zu den Lower Falls und lohnte sich richtig: man kam zu einer Plattform, die sich direkt an der Abbruchkante befand. Das Wasser brodelte regelrecht über den Abhang, schoss tosend und spritzend in die Tiefe.



Anschließend hielten wir noch bei verschiedenen Aussichtspunkten entlang der Straße an, die ich schon alle nicht mehr auseinanderhalten konnte, da sie mir viel zu viel und viel zu anstrengend waren. Ich kam nur zum Lookout Point mit, Heiko ging alleine zum Inspiration Point und Grand View, überall hatte man schöne Ausblicke auf den Canyon.







Als nächstes fuhren wir ohne Zwischenstopp zum Norris Geyser Basin. Laut der Broschüre ist dies das aktivste und heißeste Areal des Parks (die Bodentemperatur kann hier 160°F erreichen), das in ständiger Veränderung ist. 2005 musste hier ein Weg verlegt werden, da die Bodentemperatur den Siedepunkt überschritt und so nicht mehr begehbar war.
Erst einmal schauten wir uns eine Übersichtskarte an und dachten nur „Ach du Schande ist das groß.“  :umherschau:  Dennoch entschieden wir uns, selbst in der glühendsten Mittagshitze den größeren von beiden Trails zu gehen. Man kam in ein riesiges Bassin, das an sich nur durch seine Größe, Einsamkeit und Unwirtlichkeit so beeindruckend war.



Um einen herum dampft und zischt alles, und jede Minute können sich irgendwo weitere Löcher öffnen oder Geysire explodieren (schon passiert, ein Geysir schmiss Steine auf Touristen). Einzelne herausstechende Attraktionen gab es aber nicht.





In diesem Gebiet befindet sich zwar der höchste aktive Geysir der Welt, der Steamboat Geyser, der allerdings so unberechenbar ist, dass man wahrscheinlich wochenlang dort kampieren müsste, um ihn ausbrechen zu sehen. Ein paar Leute lungerten dort herum, wir erst auch, aber dann entschieden wir, dass heute wohl nicht unser Glückstag sei und gingen weiter.  :zuck:

Eine Stunde später hatten wir die 1.5 Meilen dann absolviert und liefen ab dem Museum auch noch den zweiten, kleineren Rundweg.





Man kam hier zuerst an einer richtig lauten Fumarole vorbei, dann lief man über eine weite Fläche, die durchzogen war von kleinen bunten Flüssen mit Algen darin – grün, gelb, schwarz.





Vollkommen erschöpft erreichten wir dann das Auto und fuhren langsam wieder zurück in Richtung „zu Hause“, Bridge Bay Marina. An relativ steilen Berghängen neben der Straße sahen wir dann noch eine weiße Bergziege herumkraxeln, so eine Überraschung!  :D



Auch Wapitis konnten wir unterwegs noch sehen.





Unterwegs hielten wir noch bei den Artist’s Paintpots an, deren Rundweg zunächst total langweilig erschien. Dann kamen wir jedoch zu den besten Schlammlöchern des ganzen Parks: Die Konsistenz war hier genau richtig, um perfekte Blubberblasen zu bilden, dabei laut zu schmatzen und den Schlamm richtig weit zu schmeißen.  :lachen5:



Wir konnten uns gar nicht losreißen, einfach herrlich!
Und wieder endete der Tag in Old Faithful – wir wollten wieder etwas einkaufen beim General Store. Heute kauften wir Würstchen, Bier und Käse. Dann fuhren wir zum Sand Point, zogen uns warm an und gingen dort auf einer langgezogenen Landzunge angeln.





Uns kam ein Angler entgegen, der sagte, er habe in zwei Stunden nichts gefangen. Trotzdem versuchte Heiko es – und siehe da, nach 10 Minuten hatte er schon eine Forelle am Haken, wieder eine einheimische, also setzte er sie wieder ins Wasser.



Währenddessen hatte ich nur Angst, dass ein Bär aus dem Wald kommen und uns angreifen könnte, so dass ich extra laut redete um eventuelle Tiere zu vertreiben…  :lol: :oops:  Mit seinem einen Angelerfolg war Heiko schon vollkommen zufrieden, also kehrten wir heim zu unserer Campsite.

Dort fanden wir ein Schild vor, was extra auf den Picknicktisch getackert war und noch einmal gezielt vor Bären warnte. Als ich nach vorne zum Büro lief, um noch mehr Feuerholz zu kaufen, sagte sie, es habe gerade in unserem Areal noch mehr Bärenzwischenfälle gegeben, so dass wir extra vorsichtig sein sollten. Na toll!  :staunend2: Wir machten trotzdem unser leckeres Abendbrot aus gegrillten Würstchen, geröstetem Brot, Frischkäse und Thunfisch-Mais-Salat aus der Dose. Dazu gab’s neue Biersorten, Wolf Pack und Bitch Creek (zugegeben, das haben wir nur wegen des Namens mitgenommen!  :lachen07: ). Der Abend war etwas wärmer und nicht so windig und so saßen wir noch etwas länger draußen am Feuer und gingen dann halb 10 im Zelt schlafen.

Gefahrene Meilen: ca. 140
Liebe Grüße,
Rike


sil1969

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Also mich müsste man unter Drogen setzen und irgendwie festbinden, dass ich da im Zelt über nachten würde.   :staunend2:
Wir waren ja - von den Tiersichtungen mal abgesehen - vom Yellowstone NP nicht ganz so begeistert. Wohl auch, weil wir sehr besch..... Wetter hatten.
Eure Bilder sind klasse und eure Begeisterung reisst richtig mit! Toll!
LG Silvia

Lupine

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Sil, so schlimm war das gar nicht mit dem Zelten. Man muss sich nur irgendwie vom Gedanken an die Bären ablenken  :lol:  :whistle: Und gutes Wetter ist im Yellowstone wirklich wichtig, glaube ich. Viele der Farben kommen dann gar nicht so gut raus, wenn es bewölkt ist, und auch wir waren dann nach den vier Tagen vollkommen Vulkan/heiße Quellen/Geysirgesättigt.  :wink:

Tag 32, 19.6.

Der Wecker klingelte nach einer relativ warmen und gemütlichen Nacht um 4 Uhr morgens.   :ohjeee: Wir hatten dennoch 6 Stunden geschlafen, in so fern war das nicht ganz so schlimm. Langsam, vorsichtig und misstrauisch öffneten wir das Zelt und leuchteten mit der Taschenlampe die ganze Campsite aus, immer ängstlich, dass uns jeden Moment ein Grizzlybär anspringen könnte.   :angst: Es war jedoch keiner da, und so packten wir schnell unsere Sachen für den Tag zusammen, fuhren hoch zum Waschhäuschen und dann aus dem Campingplatz heraus. Dabei sahen wir auf der Straße noch einen Fuchs oder Kojoten über die Straße huschen!

Dann fuhren wir zügig Richtung Norden. Pünktlich zum Sonnenaufgang gegen 5 wollten wir nämlich im 70km entfernten Lamar Valley sein, wo man um diese Zeit große Chancen haben soll, Wölfe zu sehen. Wir waren so ziemlich alleine unterwegs, der ganze Park schlief noch. Der Fluss im Hayden Valley dampfte malerisch und langsam färbte sich der Horizont rosa.



Als wir die Abzweigung zum Canyon erreichten, kamen wir an einem Schild vorbei, was irgendetwas von „road closure“ sagte. Na gut, wird schon nicht uns betreffen, außerdem stand da eine bestimmte Zeit und morgens um 5 wird da sicher keiner eine Straße sperren.  :zuck: Also fuhren wir weiter nach Norden, fuhren eine weitere Passstraße mit Schnee, konnten in der Ferne wieder große schneebedeckte Berge sehen, eine wunderschöne Stimmung. Doch dann kamen wir um die Kurve: „road closed“. Keine Chance, kein Durchkommen, eine Schranke versperrte die Straße wegen Bauarbeiten. Also hätten wir das Schild wohl doch besser lesen sollen…   :doh:

Vor allem ich war sehr enttäuscht, denn das bedeutete das Aus fürs Lamar Valley für heute früh. Es gab nur eine Umfahrung über Mammoth Hot Springs, die aber mindestens 100km lang gewesen wäre (also keine Chance, zum Sonnenaufgang da zu sein), ansonsten gibt es in der Region keine weiteren Straßen. Wir entschieden uns dann, ins Hayden Valley zurückzufahren, um dort wenigstens irgendwelche anderen Tiere am frühen Morgen zu sehen. Noch während ich lamentierte, wie traurig ich war, dass wir nie wieder Wölfe sehen würden, und so weiter und so fort,  :wut33: :heulend:  lief plötzlich an der Abzweigung zum Canyon etwas direkt vor unserem Auto über die Straße. Sicher Hirsche oder sowas.

Doch dann: „Heiko, das sind Wölfe, das sind Wölfe, das sind Wölfe!“   :D :D  Ein grau-brauner und ein weißlicher, die schnell von der Chittenden Bridge kamen, über die Straße rannten und dann den Hang hochkletterten und im Wald verschwanden. Unglaublich, sie waren nur wenige Meter am Auto vorbeigerannt!   :lachen5: Wenn das nicht Schicksal war… wir stellten uns noch einmal an den Waldrand, warteten, ob sie vielleicht zurückkommen würden, hörten sie aber nur noch in der Ferne heulen. Kluge Tiere, wenn sie eine der wenigen Brücken über den Fluss nutzen!

Es war gerade einmal halb 6 und draußen waren immer noch kaum andere Touristen unterwegs. Wir machten uns auf den Weg nach Mammoth Hot Springs. Die Straße war eher langweilig, sie führte nur durch den Wald, wenngleich es immer noch früher Morgen war, alles wunderschön aussah und wir Ausschau nach Tieren hielten. Plötzlich bemerkten wir einige Kackhaufen, die entlang der Straße herumlagen, wie als würde ein Tier auf ihr spazieren gehen. Als wir dann um eine Kurve fuhren, sahen wir den Grund: eine Herde Bisons machte ihre Morgenpatrouille und blockierte langsam und gemütlich trottend die ganze Straße.



 In Norris Junction bogen wir nach Norden ab und folgten dann einer wunderschönen Straße, die sich durch ein Tal schlängelte, begleitet von einem Bach auf der linken Seite, der aufgrund der höheren Temperatur (heiße Quellen?) unaufhörlich dampfte.







 Im sanften Morgenlicht ein großartiger Anblick.



Unterwegs sahen wir auch noch mehr Wapitis. Wir hielten am noch menschenleeren Roaring Mountain an, ein grauer dampfender Berg.



 Dann kamen wir zum Swan Lake, wo wir einen tollen Blick auf eine weite Wiese mit Bergen im Hintergrund und einem spiegelglatten See hatten.







Im Gebüsch sprangen ein paar Erdhörnchen herum.
Angekommen bei Mammoth Hot Springs fuhren wir zuerst den Upper Drive, wo wir immer noch allein waren. Von einem Aussichtspunkt aus konnte man das gesamte Tal sehen, mit den Hotels in Mammoth und den berühmten terrassenförmigen heißen Quellen im Vordergrund.





Wir machten dann auch einen kleinen Trail, wobei wir an verschiedenen Terrassen vorbeikamen, die aussahen wie natürliche, kreisrunde Whirlpools, entstanden aus den Sinter-Ablagerungen aus denen die gesamten Terrassen bestehen.



An anderer Stelle floss das Wasser aus der obersten heißen Quelle, um danach dann auf die darunterliegenden Terrassen zu strömen.





Als wir gerade wieder gehen wollten, sahen wir plötzlich im Gebüsch eine ganze Gruppe weiblicher Wapitis, die grasten, dann aber auch vorsichtig auf die weißen Sinter-Ablagerungen gingen und dabei sogar an manchen Stellen etwas einsanken. Was für ein Bild!    :clap: 





Wir fuhren den Drive noch zuende, kamen vorbei am Red Mount (einem riesigen Stein aus Sinter, wo oben die heiße Quelle heraussprudelt) und fuhren dann hinab ins Tal. Von dort aus machten wir einen Boardwalk, mittlerweile wurde es außerdem voll und heißer.



Auch Mammoth Hot Springs sind sehr dynamisch, unser Reiseführer war schon längst nicht mehr aktuell. Ständig werden hier neue Terrassen aktiv, andere ruhen und die Terrassen dieser ehemals aktiven Quellen bröckeln dann langsam auseinander. Auch neben der Straße öffnen sich an vielen Stellen neue Quellen und beginnen, Mini-Terrassen zu bilden.





An manchen Stellen war der Boardwalk sogar abgesperrt, weil sich dort eine neue Quelle zu etablieren begann. Ein schöner Rundweg, die sprudelnden Terrassen haben uns sehr fasziniert.

Danach fuhren wir nach Mammoth, kauften Snacks an der Tankstelle und Briefmarken auf dem Postamt, schauten ins Visitor Center und fuhren dann noch ein Stück weiter zum nördlichen Parkausgang. In den Bergen dort wollten wir Bighorn Sheep (Dickhornschafe) sehen, doch trotzdem wir an jeder Haltemöglichkeit jeden Quadratzentimeter der Berge mit dem Auto absuchten, konnten wir kein Tier entdecken.

Also fuhren wir wieder zurück Richtung Old Faithful, ich hielt erst ein Schläfchen, und als ich wieder aufwachte, standen wir mitten im Stau. Was? Hier in der Wildnis ein Stau?   :verwirrt: Wie sich nach einer dreiviertel Stunde herausstellte, wurde der Stau von einem Bison nahe der Straße verursacht, das alle im Park neu Angekommenen kurz fotografieren wollten. Leider reichte bei der aktuellen Verkehrsdichte selbst der kleinste Stopp aus, um einen Stau zu verursachen. Ein einsam abgestellter, verzweifelter Ranger versuchte, die Leute durchzuwinken und von Stopps abzuhalten, vergeblich. Nach dem Bison war dann wenigstens kein Stau mehr, der Verkehr war aber dennoch zähflüssig und man fuhr Kolonne mit hunderten anderer Autos.

Auf dem Weg brach außerdem neben uns im Wald der Grand Geyser aus! Bei Old Faithful suchten wir dann sage und schreibe 17 Minuten lang einen Parkplatz. Als der Geysir dann wohl fertig ausgebrochen war, strömten die Leute zurück zu den Autos und endlich konnten wir parken. Wir statteten dem General Store noch einmal einen Besuch ab und gingen ins Old Faihtful Inn, weil das besonders schön sein soll. Es ist wohl das teuerste Hotel im Park, aber auch das historischste: allein die große Halle ist wunderschön, soweit das Auge reicht sind nur Baumstämme verbaut, alles wirkt sehr zerbrechlich und filigran, aber gleichzeitig rustikal.



Wir nahmen uns vor: wenn wir mal reich sind, schlafen wir auch hier.  :lol: Im Visitor Center sahen wir uns noch einen schönen Film über den Park an (und stellten fest, dass wir trotz unseres Mammutprogramms nicht einmal annähernd alles gesehen hatten) und fuhren dann wieder zum Lake Yellowstone, um dort noch etwas zu angeln.
Mittlerweile war es etwas kühler geworden, und als wir die ersten paar Minuten angelten, kam plötzlich richtig starker Sturm auf, der den See aufwühlte.



Wir brachen ab, zogen uns ins Auto zurück und schauten zu, wie Wind und Regen den spiegelglatten, zauberhaften See in ein Meer mit Schaumkronen verwandelten. Um die Regen-Zwangspause zu nutzen, fuhren wir zum RV Park Fishing Bridge um dort zu duschen, ein herrliches Gefühl endlich wieder sauber zu sein.  :lol:

Als sich draußen das Wetter beruhigt hatte, machten wir einen zweiten Angelversuch auf einer Landzunge.



Dieses Mal fing Heiko innerhalb einer Stunde nichts, aber danach waren wir auch wahnsinnig durchgefroren, denn obwohl die Sonne jetzt wieder schien, hatte der Sturm einen Wetterwechsel mit Kälte (gefühlt: null Grad) und Wind mitgebracht.  :bibber:



Auf dem Rückweg zum Auto sahen wir noch einen kleinen Vogel (Sandpiper?), der am Strand saß, als er uns dann sah plötzlich wie verrückt durch die Gegend lief, sich aufplusterte, anfing zu piepen, und dann Brüten vortäuschte. Heiko schaltete zum Glück sehr schnell und sagte, wir sollten wegen eventueller Eier vorsichtig sein. Und so war es dann auch: der Vogel hatte Eier in den Sand gelegt und hatte uns durch sein Verhalten versucht, von der Brut wegzulocken. So interessant!

Das Vögelchen:


 Wir flüchteten vor dem Wetter in die Lake Lodge und aßen dort Abendbrot in einer Art Kantine, lecker und relativ günstig für den Park, vor allem aber war es warm drinnen.
Auf der Rückfahrt sahen wir dann noch den Sonnenuntergang am Lake Yellowstone und kehrten dann zum Zelt zurück, wo Heiko sofort Feuer machte.



Wir tranken noch etwas Bier, aßen Marshmallows und kauerten uns ans Lagerfeuer, obwohl der böige Wind uns immer wieder Rauch ins Gesicht blies. Eiskalt war es trotzdem. Gegen halb 11 legten wir uns dann ins Zelt, wohl wissend wie kalt die nächste Nacht werden würde – es war sogar Frost angesagt.  :zuberge:

Gefahrene Meilen: ca. 180
Liebe Grüße,
Rike


Microbi

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Ich habe jetzt gleich zwei Tage auf einmal lesen können, da ich zuvor mit Influenza (H1N1) flach lag.
Wieder sehr schön der Bericht!
Nach 5 Tagen Yellowstone wurde uns auch klar, dass wir gerade die Hauptpfade abgefahren sind. Für Details blieb kaum Zeit. Der Park war allerdings so voll, dass ich wenig Lust habe einen zweiten Versuch zu starten. Schon Grand Teton nebenan schien entspannter zu sein. Wir sind natürlich dennoch froh die Mutter der Nationalparks gesehen zu haben.

Mic

Lupine

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Gute Besserung, Mic!

Tag 33, 20.6.

Eine unruhige, windige Nacht lag hinter uns, in der wir beide immer wieder aufgewacht waren, weil uns so kalt war. Heiko hatte draußen außerdem Lärm und lautes Rufen gehört, vielleicht ein Bärenzwischenfall an einem benachbarten Zelt? Halb fünf klingelte der Wecker das erste Mal, um fünf wälzten wir uns aus dem Zelt, mittlerweile gar keine so frühe Zeit mehr für uns. Innerhalb von Rekordzeit packten wir alles zusammen, bauten das Zelt ab, wuschen uns und machten uns auf den Weg. Die Temperaturen motivierten uns zu dieser Eile insbesondere, denn es waren leichte Minusgrade und auf dem Autodach konnte man Frost sehen. Nichts wie weg!  :nixwieweg:



Auf dem Campingplatz sahen wir auch einige andere, die bereits zu dieser Zeit morgens sich die Finger am Feuer wärmten.
Wir fuhren wieder durchs Hayden Valley, denn wir wollten den Park durch den nordöstlichen Eingang verlassen. Während wir ein letztes Mal am oft besuchten Fluss vorbeifuhren, sahen wir den Nebel über ihm aufsteigen und die Wolken am Horizont sich langsam rosa färben.





Tiere sahen wir allerdings gar keine, nicht einmal die ubiquitären Bisons, vielleicht war es auch denen zu kalt heute früh. Unser erster Stopp war am Mud Volcano, während über einer angrenzenden Hügelkette langsam die Sonne hinter den Dampfschwaden der blubbernden Schlammlöcher aufstieg.





Am Mud Volcano, einem weiteres Schlammloch, nur viel größer, waren wir die einzigen und ersten und es war deutlich zu kalt, um lange zu bleiben.



Besonders interessant fanden wir aber die dampfenden Löcher im Asphalt, die sich an vielen Stellen hier geöffnet hatten und mit provisorischen Holzzäunen abgesperrt waren. Offenbar ist der Park sogar so dynamisch, dass er hier und da immer mal ein paar kleinere Löcher öffnet, immer wieder faszinierend. Wir kamen unterwegs noch an einem weiteren Schlammloch vorbei, dem Sulphur Caldron, dem säurehaltigsten des ganzen Parks (pH 1-2, entspricht Autobatterieflüssigkeit oder Magensäure). Als wir den Parkplatz wieder verlassen wollten, kam gerade eine Herde Bisons gemütlich in unsere Richtung spaziert, so dass wir warten mussten, bis die Herrschaften die Ausfahrt wieder frei machten.



Am Canyon vorbei fuhren wir dann wieder auf unsere Lieblingsstraße mit der Baustelle, die jetzt glücklicherweise aber offen war, mittlerweile war es ja nach 7 Uhr morgens.  :roll: Jetzt fuhren wir durch diese wunderschöne Landschaft bei Tageslicht und waren begeistert – eine wilde Mischung aus den grünen, weiten, hügeligen Wiesen Schottlands und der bergigen Landschaft der Alpen.  :D





Dazu die Lichtstrahlen, die die Wolken durchbrachen und aussahen wie Fingerzeige Gottes. Einfach herrlich.



 Wir hielten zwar bei fast jedem Anhaltepunkt an, um den Ausblick zu genießen, aber auch um nach Wölfen Ausschau zu halten (wir fuhren ja auf die Wolfsgegend Lamar Valley zu, leider lange nach Sonnenaufgang, aber besser als gar nichts); ich stieg jedoch kaum noch aus, denn es war draußen immer noch nicht viel wärmer und obwohl ich alle Kleidungsschichten übereinander anhatte, die ich dabei hatte, wollte die Kälte der Nacht noch immer nicht aus den Knochen kriechen.  :ohjeee:

Als wir dann gerade an dem kleinen Laden in Tower-Roosevelt vorbei waren, hatten wir ein kleines Deja-vu an den Cimarron Canyon: wir steckten in einer Baustelle fest, wieder als eines der ersten Autos. Wir warteten, und warteten, und warteten auf die Autoschlange der Gegenseite, damit wir endlich fahren könnten, aber eigentlich fuhren nur immer mehr Baufahrzeuge in die Baustelle hinein. Ein LKW, ein Bus voller Straßenarbeiter, eine andere Maschine zum Straßenbau, dann wurde der LKW noch gemütlich abgeladen…



Eine geschlagene halbe Stunde später ging es dann endlich los. Mit einem Begleitfahrzeug wurden wir über die aufgefräste Fahrbahn geführt, vorbei an interessanten Felsformationen links neben uns. Auf Wölfe im Lamar Valley hatten wir nun aber die Hoffnung aufgegeben, denn es war mittlerweile 9 Uhr morgens.  :sauer2:



Statt Wölfen trafen wir im sehr malerischen, breiten Lamar Valley mit einem Fluss in der Mitte nur auf hunderte von am Straßenrand oder auf der Straße parkenden Autos.





Wie sich schnell herausstellte, handelte es sich hier wohl um „Wolfsverrückte“ (schlimmer als die Hobbyornithologen, die immer an einem bestimmten Ausguck im Hayden Valley standen mit ihren Super-Teleobjektiven  :lol: ). Vorsichtig umfuhren wir diese Kolonnen und bahnten uns weiter den Weg Richtung Parkausgang. An einer Stelle bemerkten wir dann jedoch, wie viele der Wolfsfreunde in eine bestimmte Richtung zeigten oder mit ihren Ferngläsern schauten – wir schauten auch – und was sahen wir? Ein kleines, schwarz-braunes Tier, was sich ziemlich weit entfernt durchs Grasland bewegte. Ein Blick durch Heikos Teleobjektiv bestätigte unsere aufgeregte Vermutung: ein WOLF!  :smiledance:



 In freier Wildbahn, sogar mit Beute im Maul, und das um diese späte Uhrzeit! Wir fuhren langsam mit dem Auto die Straße entlang, hielten immer mal an, und gesellten uns dann an einem größeren Parkplatz zu vielen weiteren Wolfsenthusiasten. Sie erzählten uns sie kannten das Tier, es handle sich um eine junge einjährige Wölfin, und sie habe wohl ein Kojoten-Baby als Beute im Maul und sei auf dem Weg zurück zu ihrem Rudel.



Irgendwann durchschwamm die Wölfin sogar mit der Beute im Maul den Fluss, war dann einige Zeit nicht mehr zu sehen und tauchte dann wieder auf (ohne Beute, die muss sie entweder versteckt oder gefressen haben), als sie einen Weg in den Wald suchte. Erst zögerlich, dann entschieden überquerte sie die Straße (ein Ranger stoppte die Autos in gebührendem Abstand) und verschwand kurz darauf in einem angrenzenden Waldstück. Wir konnten es gar nicht fassen, wir hatten das natürliche Verhalten eines wilden Wolfes beobachten dürfen. Was für ein Wahnsinnserlebnis und toller Abschluss vom wahrhaft wilden Yellowstone National Park!  :D :D :D

Wir fuhren jetzt weiter, aus dem Lamar Valley raus und verließen dann den Park. Ein komisches Gefühl, wieder in die „echte Welt“ zurückzukehren, ohne überteuerte Parksupermärkte, alltägliche Tiersichtungen, absolute Stille (bis auf japanische Touristengruppen und Naturgeräusche) und Abgeschiedenheit von der Zivilisation. Die Wildnis nimmt einen richtig ein, wenn man sich auf sie einlässt, bringt einen irgendwie runter, man wird eins mit der Natur, von seinem Tag-Nacht-Rhythmus her. Auch wenn unsere Haut und Hände trocken und rau waren von der Höhenluft, wir nach Mückenspray und Sonnencreme rochen aber trotzdem zerstochen und verbrannt waren, auch wenn uns ständig zu kalt oder zu warm war – die Wildnis ist diese Strapazen wert. Wir nahmen uns vor, irgendwann im Leben noch einmal einen viel längeren Campingtrip nach Yellowstone zu machen, um dieses Gefühl noch ausgiebiger erfahren zu können.   :winke:



Die Straße ging dann in den Beartooth Pass über, die von vielen als eine der schönsten Gebirgsstraßen der USA (wenn nicht sogar die schönste) gelobt wird.



Wir waren zunächst skeptisch, auch überreizt von den gigantischen Sehenswürdigkeiten der letzten Wochen, und abgemaddelt (erledigt) von den Strapazen und der Kälte, so dass uns die Szenerie nicht so vom Hocker riss. Schließlich bedeutete der Pass auch einen Umweg über das nördliche Montana, obwohl wir eigentlich strikt nach Osten fahren wollten. Doch dann schraubte sich die Straße immer höher und höher, es gab wieder einiges an Serpentinen zu bewältigen, als sich langsam ein Bergpanorama sonder gleichen abzeichnete.



Man hatte das Gefühl, „on top of the world“ zu sein, soweit das Auge reichte nur schneebedeckte Gipfel.



Nicht einmal unsere Erlebnisse in Colorado waren hiermit vergleichbar! Unglaublich. Der Schnee neben der Straße wurde immer höher, bis zu 2m türmte er sich auf, so dass wir anhielten und ein Foto machten.



das "Making Of" dieses Fotos, so ging's uns wirklich:  :lol:


Die Kälte wurde durch diesen Höhenausflug auf 3337m übrigens nicht besser, so dass wir trotz der Schönheit immer noch nur widerwillig das Auto verließen.





Von der Passhöhe aus konnte man viele tiefe Täler sehen und dann ging es wieder bergab, über viele Serpentinen nach Montana hinein. Neben der Straße waren große Stahl-Auffangnetze für Geröll und herabfallende Steine und überhaupt – in dem tiefen Tal, in das wir hinabfuhren, gab es nichts weiter als Geröll, ein paar Bäume und eine Straße. Immer noch so viel Einsamkeit und Wildnis. 





Wir warfen dann einen Blick auf die Karte, um herauszufinden, wie wir am besten in Richtung Osten kommen würden. Eine Option war ein Bergpass, eine andere Option war, der Interstate in einem größeren Schlenker nach Norden über Billings in Montana zu folgen. Von Bergpässen hatten wir nun wirklich genug, und zeitmäßig schien es keinen Unterschied zu machen, also fuhren wir über die Interstate.





In der Ferne noch die Silhouette der Rockies:


Als Endpunkt für heute legten wir Buffalo in Wyoming (1416m Höhe) fest, wo wir schon nachmittags um 4 ankamen, aber wir waren einfach zu erledigt, um noch weiter zu fahren. Vielleicht bereute der Besitzer des kleinen Motels, in dem wir schliefen, unsere Anwesenheit schon bald, denn auf dem Parkplatz breiteten wir uns erst einmal aus – trockneten das Zelt, räumten das ganze Auto aus und ordneten es, und so weiter.  :lol:  Hier war es auch endlich wieder warm, 24 Grad und die Sonne schien. Wir holten uns bei Pizza Hut eine Pizza, verspeisten die und fielen dann bald wie tot in die Betten und guckten Fernsehen. Was für ein Luxus, nicht zu frieren, fließendes warmes Wasser gleich nebenan zu haben, kein Lagerfeuer anmachen zu müssen, ein Bett zu haben, keine Bärenmaßnahmen ergreifen zu müssen und so weiter!  :verneig:

Gefahrene Meilen: 365
Liebe Grüße,
Rike


Denise1706

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Toller Bericht!

und schön, dass ihr immer wieder unverhofft vom Wildlife überrascht werdet/wurdet :)
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2014: große gut geplante Südwest- Schleife ;-)
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sil1969

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Ein Wolf in freier Wildbahn! Da seid ihr wirklich zu beneiden....  :)
LG Silvia

Saguaro

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Re: Our Great American
« Antwort #163 am: 23.03.2014, 10:17 Uhr »
Was für ein Gegensatz: Von der Hitze im Süden in die Kälte (inkl. Schnee) des Nordwestens. Eine tolle und abwechslungsreiche Tour  :daumen:.

Für mich wäre so eine Zeltübernachtung im Bärenland jedoch der Horror  :zuberge:.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


NähkreisSteffi

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Hallo Rike,

was für tolle Erlebnisse und Bilder.

Ich will auch unbedingt mal in den Yellowstone!

Viele Grüße

Steffi