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Autor Thema: Our Great American Journey (auch “The No Sleep Tour”) - 6 Wochen + Tornadojagd  (Gelesen 47827 mal)

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Andie

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Lese immer noch begeistert mit.

Kann den Temperatur Unterschied gerade live nach empfinden - letzten Mittwoch aus Deutschland nach Orlando, dort mit 26 Grad und nun in den Adirondacks bei -7 Grad, Sonne und einigem Schnee...

Bin auf weiteres gespannt, obwohl ich gerade unterwegs bin :winke: und selbst am Tagebuch schreiben - weiter so!  :applaus: :applaus: :applaus:

Gruss aus Lake George, NY



Lupine

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Ja, es war schon eine Tour der Extreme, Hitze, Kälte, Höhe, Trockenheit, Nässe, usw.  :lol: Schön dass ihr weiter so zahlreich dabei seid. Jetzt kommt der Endspurt, noch 6 Tagesabschnitte!

Andie - ohhh, Lake George :-) Viel Spaß auf deiner Reise noch!

Gleich geht's weiter mit Tag 34.

Liebe Grüße,
Rike


Lupine

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Tag 34, 21.6.

Relativ früh (jedoch viel später als an den vorherigen Morgen) standen wir um halb 7 auf. Es war bewölkt und kühl – die Kaltfront, die uns im Yellowstone-Park schon erwischt hatte, hatte uns jetzt eingeholt. Beim Auschecken quatschten wir noch mit zwei anderen Gästen, die auch aus dem Yellowstone kamen und auch in die gleiche Richtung weiterfuhren – zum Mount Rushmore. Wahrscheinlich eine beliebte Route. In einem endlich mal wieder sauberen und aufgeräumten Auto konnte die Fahrt dann beginnen. Auf der Interstate fuhren wir bis Gillette durch und kauften dort im Walmart erst einmal wieder frischen Proviant ein.





Das Wetter hatte sich nicht gerade zum Besseren gewendet, erst nieselte es, dann regnete es stärker und genau auf dem Walmart-Parkplatz gab es Platzregen.
Wir verließen nun die Interstate und fuhren auf einem kleineren Highway weiter Richtung Südosten und South Dakota. Der Mount Rushmore mit den Präsidentenköpfen liegt nämlich in der südwestlichen Ecke von South Dakota, die Interstate knickt aber nach Norden ab, und so wollten wir durch diese Überlandfahrt abkürzen. Zunächst war die Landschaft hügelig-langweilig; schließlich überquerten wir die Staatengrenze nach South Dakota.

Recht bald erreichten wir dann die Black Hills, die anfangs auch langweilig zu sein schienen: Hügelchen mit Felsen und Nadelbäumen. Wenn man aus den Plains kommt ist das sicher spannend, wenn man aber gerade aus den atemberaubenden Rocky Mountains kommt, kann man da nur noch müde gähnen.  :lol:

 Als erstes fuhren wir zum Crazy Horse Memorial, eine gigantische (170m hoch), in den Fels gehauene Skulptur, die allerdings schon seit über 60 Jahren im Entstehen begriffen ist. Die Figur soll irgendwann einmal ein Pferd mit einem indianischen Reiter zeigen und damit ein Gegengewicht zum Mount Rushmore darstellen. Im Mount Rushmore wurden nämlich nur deshalb Präsidentenköpfe in den Fels gehauen, da Einheimische die sonst eher unbekannte Region touristisch aufwerten wollten. Man entschied sich dann, ein patriotisch-amerikanisches-national(istisch)es Motiv einzumeißeln, die Präsidenten. Dies stieß den Indianerstämmen, die nämlich einen großen Teil von North und South Dakota besiedelten, sauer auf, da sie sich benachteiligt fühlten, und so entschloss sich ein Oberhaupt, das Crazy Horse Memorial zu beginnen.

 Soviel zur Geschichte. Wir wollten also dort vorbeischauen, doch es stellte sich heraus, dass der Eintritt 27$ pro Fahrzeug kostete – für ein unfertiges Felspferd, das man eh von der Straße aus sehen kann? Nein Danke!  :never: Mit der Erlaubnis des „Schrankenmannes“ wendeten wir an der nächsten Möglichkeit (hätten aber auch hier wieder schummeln können, offenbar wirken wir vertrauenswürdig  :lol: ).



Als nächstes fuhren wir auf den Needles Highway, wo sich die Black Hills von ihrer schöneren Seite zeigten. Die schmale Straße führte durch Felszinnen und Schluchten, ab und zu hatte man schöne, weite Ausblicke – das gefiel selbst uns Rocky-Mountains-Verwöhnten.





Wir machten auch einen kleinen Spaziergang, bei dem wir entdeckten, dass der Boden durchsetzt war von Rosenquarz oder einem ähnlichen Gestein.



 Irgendwann kamen wir dann eine Baustelle – der erster Gedanke: „Neiiiiiinnnnn!!“ Unser Stoppschildglück verhalf uns dann zu 20 Minuten Wartezeit.  :roll:   Die Belohnung dafür war dann aber der schönste Teil des steilen Highways, der sich in ganz engen Kurven durch die Felsen wand. Man hatte immer wieder tolle Ausblicke auf die umliegende Landschaft und kleinere Tunnel unterwegs.







Das Highlight war dann ein einspuriger Tunnel, wo neben dem Auto links und rechts nur ein paar Zentimeter waren. Schließlich kamen wir noch zu einem schönen See, wo wir etwas spazierten.



Dann fuhren wir zum Mount Rushmore. Wir wurden von einem weiteren netten Schrankenmann begrüßt – denn der Eintritt ist eigentlich frei, man holt sich von den Touris dennoch geschickt Geld, indem man das Parkhaus kostenpflichtig und obligatorisch macht. Wir hatten leider kein Bargeld mehr, und er sagte, das letzte Gewitter hätte die Kabel für die Kartenzahlung lahmgelegt. Super!   :knurrig: Aber es sei kein Problem, wir sollten einfach drinne beim Geldautomaten Geld holen, und beim Herausfahren würden wir automatisch wieder zu einem Schalter geleitet werden, bei dem wir das Zahlen dann nachholen konnten. Ja, ja, wir nickten, das würden wir so machen – auch hier hätten wir wieder schummeln können, taten es aber nicht, sondern holten als erste Amtshandlung drin brav Geld am Automaten.  Dann liefen wir durch eine lange Flaggenallee und dann erreichten wir endlich die Plattform, von der aus man einen tollen Blick auf die beeindruckend riesigen Präsidentenköpfe hatte.



Was für eine Leistung, die Gesichter waren sehr originalgetreu, bis auf Lincoln, dessen Wange bei einem Erdbeben abhanden gekommen war…   :lol: 400 Leute arbeiteten an diesem Meisterwerk 14 Jahre lang. Nicht zuletzt ist es natürlich auch eine typisch amerikanische Attraktion, man stelle sich nur mal Kanzlerköpfe im Harz vor…  :kloppen:



Dann hatten wir aber auch genug gesehen. Man kann zwar theoretisch noch zu einem Präsidentennasenloch nach oben wandern oder ins Museum gehen, aber auf beides hatten wir keine Lust und so gingen wir wieder zurück zum Auto. Zu unserer Überraschung wurden wir ohne jegliche Schranken wieder auf die normale Straße zurückgeleitet. Wo sollten wir jetzt unser Parkgeld nachzahlen? Vielleicht an der klitzekleinen Abzweigung nach links, die uns wieder zurück zu den Eingangsschranken gebracht hätte? Ups, na ja, wir können ja nicht immer auf die Schummelmöglichkeiten (Sparmöglichkeiten) verzichten, wenn sie uns so oft unter die Nase gerieben werden.   :pfeifen:

Unser erster Blick richtete sich in den Himmel, und wir stellten fest, dass eine Gewitterlinie auf uns zukam. Wir waren tagsüber nämlich wieder aus der Kaltfront raus in den warmen Bereich gefahren, und jetzt holte die Kaltfront uns wieder ein, mit mehr oder minder schweren Gewittern. Um sie zu beobachten, mussten wir nur irgendwie aus den hügligen Black Hills herauskommen und fuhren nach Rapid City (976m Höhe). Dort aßen wir im absoluten Schnelldurchgang bei Sonic (endlich!) und tankten, fuhren dann stramm nach Osten auf der Interstate, dann auf einem Highway nach Süden, um die besten Gewitter abzufangen. Nicht nur waren wir jetzt auf so niedriger Höhe wie seit Wochen nicht mehr, endlich waren wir auch wieder zurück in den Great Plains – schnurgerade Straßen und Ausblick soweit das Auge reicht.

Es gab jetzt westlich von uns schöne Gewitter, aber die Straßenlage war mehr als dürftig – in South Dakota scheint es in ländlichen Gegenden nicht besonders viele asphaltierte Straßen zu geben. So konnten wir kein Gewitter richtig jagen, wir mussten einfach bloß der einzigen asphaltierten Straße nach Südosten folgen und schauen, welches Gewitter uns findet.







Dabei kamen wir durch einige echte Ghost Towns und erreichten auch langsam die Badlands, eine Landschaft aus ausgewaschenen bunten Sandsteinhügeln, die an ihrem schönsten Teil auch als Nationalpark geschützt ist.

Es war wirklich genial, diese Felsformationen mit den dunkelblau-grauen Wolkenformationen zu sehen, und immer wieder zuckten Blitze um uns herum.







Irgendwann schlossen sich dann die Gewitter um uns herum zu einer Art Ring zusammen, wir standen eine Weile am einzigen regenfreien Fleck und dann begann es auch bei uns zu gießen. Im Regen fuhren wir also durch den Badlands National Park zur Interstate, es war schon Abend und fast dunkel draußen. Der Sonnenuntergang leuchtete ein paar entfernte Felsnadeln noch glutrot an.



Plötzlich stand dann noch ein junges Bighorn Sheep (Dickhornschaf) am Straßenrand und glotzte uns an, wir glotzten zurück, so ein Glück! Noch ein Häkchen auf unserer Tiersichtungsliste!  :dance:



Durch unseren Gewitterausflug hatten wir leider die Minuteman Missile Site verpasst, wo Atomraketensilos aus dem Kalten Krieg zu besichtigen sind – na ja, vielleicht ein anderes Mal.  An der nächsten Abfahrt der Interstate fuhren wir ab und ins kleine Kaff Kodaka oder Kadako, oder war es doch Kadoka?   :think: Wir hatten nichts reserviert, nichts vorgebucht, keine Landkarte, kein Internet, also mussten wir im strömenden Regen eine Runde durch die Stadt drehen und uns durchfragen. Wir hielten dann bei dem Motel an, was uns vom Aussehen her am günstigsten erschien: dem West Motel. Dort sprach ich mit einem zahnlosen Opi, den ich kaum verstand, der mir aber Postkarten von South Dakota schenkte.  :lol:  Das Zimmer sollte 42 Dollar kosten (die Hälfte des Preises von den Kettenmotels in der Stadt) – gebongt! Das Zimmer war für den Preis sehr sauber, ordentlich und einrichtungsmäßig eine Zeitreise in die 50er Jahre, nur am nächsten Tag hatten wir ein paar Bettwanzenbisse, na gut, das kann man verschmerzen.

Gefahrene Meilen: 360
Liebe Grüße,
Rike


Palo

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Ich finde es sehr abfallend von dir, dass du die aelteren Damen in den Visitors Centers als Omis bezeichnest, die wissen garantiert mehr als ihr jungen whippersnappers.

Ich habe so viele Annahmen die du als Fakten hinstellst
in diesem Bericht gelesen, aber nicht jedes mal darauf hingewiesen.

Gruß

Palo

Lupine

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Schade, dass du das so negativ siehst, Palo, aber ich respektiere deine Meinung natürlich.

 Ich meine es auf keinen Fall herablassend, wenn ich von den Omis im Visitor Center spreche, ich meine es eher wohlwollend. Die älteren Damen dort erinnern mich an meine eigene Omi, daher nenne ich sie liebevoll so. Und die Bezeichnung "Omi" bedeutet schon gar nicht, dass ich glaube, mehr als sie zu wissen.

Die "Fakten", die ich im Bericht erwähne, sind entweder nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, oder wir haben sie während der Reise vor Ort erfahren (gelesen, erzählt bekommen, im Museum erfahren, im Reiseführer nachgeschaut), oder sie reflektieren nichts weiter als eine persönliche Meinung. Dieser Reisebericht ist immer noch ein persönlicher Erfahrungsbericht einer ganz persönlichen Reise, und trotzdem ich damit niemandem auf den Schlips treten möchte und hoffentlich auch immer respektvoll gegenüber allem und allen bleibe, möchte ich doch unsere ganz persönliche Auffassung von den Dingen wiedergeben dürfen.
Wenn du das Bedürfnis danach hast, könntest du ja gerne mal alle falschen Fakten korrigieren. Mich würde es interessieren, wo ich Fehler gemacht habe.
Liebe Grüße,
Rike


nordlicht

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Nicht zuletzt ist es natürlich auch eine typisch amerikanische Attraktion, man stelle sich nur mal Kanzlerköpfe im Harz vor…  :kloppen:
Super!!! Ich versuch mir das gerade vorzustellen.  :lachroll: :lachroll:
Fuer einen Kanzler braeuchte man wohl den Brocken um ihn lebensecht zu meisseln....  :wink:


Ich habe so viele Annahmen die du als Fakten hinstellst
in diesem Bericht gelesen, aber nicht jedes mal darauf hingewiesen.
Und von Dir habe ich in all den Jahren noch nicht mal einen einzigen Reisebericht gelesen.
Also mach Dir erstmal die nicht gerade kleine Muehe selber einen Bericht zu schreiben, bevor Du an Lupine herummaekelst. 
Sie schreibt hier einen wunderbaren, lebhaften Reisebericht und ich finde sie hat sich fuer ihre Arbeit dieses Gestaenker nicht verdient.

snowtigger

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Also ich mag deine Berichte und deine Erzählweise – ich hätte wahrscheinlich die älteren Damen auch Omis genannt und zwar aus dem gleichen Grund wie du.
Und was zu erzählst – also die Fakten – da schreibst du doch eigentlich immer dazu, woher du das weißt oder hast.
Und man hat bei ALLEM eine persönliche Sichtweise, auch bei Dingen, die man erfährt. Und genau die möchte ich ja auch in einem Reisebericht lesen ... und ich glaube nicht, das hier gelogen wird!  :roll:

Weiter so – ich freu mich auf jeden neuen Tag!
September 2012: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=58760.msg798830#msg798830
September 2014: Yellowstone & the Highlights of Utah
August 2015: SFO > LAX > LAS Honeymoon USA

anana

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Schließe mich auch an, ich bin FAN!!!!

Ich liebe Deinen Bericht, weil er einerseits mal ganz andere Ecken berührt als üblich, bei den bekannteren Zielen aber dennoch z.B. ungewöhnliche Aspekte dabei sind (Zelt und Angeln im Yellowstone).

Und einen Reisebericht sehe ich niemals als objektive Faktenschilderung an, da fließen m.E. vollkommen zu Recht die persönlichen Eindrücke und Empfindungen rein.Mag sein, dass man mal was besser weiß, wenn es einen stört, kann man sich ja melden, ansonsten einfach überlesen! Ist ja schließlich "nur" ein privater Reisebericht, keine Doktorarbeit oder sonstige Medien, wo man 100% Faktentreue erwartet.

Ich habe jedenfalls nix zu meckern! Und für mich auch keine Unstimmigkeiten gefunden. Fühle mich einfach nur bestens unterhalten und "mitgenommen".

Mach weiter - eine tolle Reise!!
viele Grüße
anana

womoontour

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... nicht irritieren lassen!!!!
Die Berichte sind frisch, belebend und nicht gekünstelt.
So gefällt es mir.   :applaus:

(Wenn ich trockene Informationen brauche, lese ich Reiseführer)
womoontour

denise.marco

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Mir gefällt Dein Bericht auch sehr gut und ich hoffe, dass Du genauso weitermachst.
Liebe Grüße
Denise

2007: Texas + New York
2009: Texas + Florida
2010: Texas
2011: Nordosten + Kanada
2013: Südwesten
2014: Chicago - Route 66 - Texas - Chicago
2017: Chicago - Yellowstone NP - Denver - Chicago

sil1969

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Da habt ihr - meine Meinung nach - das Richtige getan, dass ihr bei Crazy Horse den Eintritt nicht bezahlt habt. Als wir 2010 dort waren, wollte ich das Monument unbedingt sehen. Letztendlich haben wir nicht mehr gesehen als ihr.....

Ich fahre sehr gerne mit!  :wink:
LG Silvia

Lupine

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Toll, dass ihr mich so unterstützt und bekräftigt und dass euch meine Schreibweise gut gefällt. Vielen Dank !!!  :D :D :oops:
Ich finde dieses Forum großartig und finde auch, dass generell der Umgangston hier absolut spitze ist. Die Mitglieder sind respektvoll, interessiert und freundlich.  :daumen:
Liebe Grüße,
Rike


Microbi

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  • "il vino si puo fare anche con l'uva"
Erstmal oute ich mich als Fan. Ich finde den Bericht sehr schön und kurzweilig. Ich hoffe auf ähnlich spannende Fortsetzungen.

Wir verbrachten seinerzeit eine ganze Woche in Rapid City. Die Stadt liegt günstig für alle Sehenswürdigkeiten (Badlands, Custer SP, Jewel Cave, Wind Cave, Mount Rushmore usw.) in der Umgebung bis hin zu Devil's Tower. Die Stadt selbst hat nicht viel zu bieten, aber die Innenstadt ist ganz nett mit den ganzen Präsidenten. Auch Wanderungen in den Black Hills sind nicht zu verachten.
Und ich wollte wegen des Films "North by Northwest" schon immer nach Rapid City  :) Es war seltsam von der gleichen Stelle aus auf die Köpfe zu schauen, wie 1959 Roger O. Thornhill (Cary Grant).
In den Badlands stolperten wir gleich über 3 Klapperschlangen. Rekord für einen einzigen Tag!

Mic

Lupine

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Dass man sich in der Gegend Black Hills/Mt Rushmore eine ganze Weile aufhalten kann, das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt dort wirklich viel zu sehen, wir waren leider nur recht schnell auf der Durchreise. Aber es ist meiner Meinung nach eine der interessantesten Gegenden im mittleren Westen, von denen die ich gesehen habe jedenfalls.  :daumen:


Weiter geht's:

Tag 35, 22.6.

Nach einer erholsamen Nacht machten wir uns auf den Weg.



Es hatte die ganze Nacht in Strömen geregnet, trotzdem war es morgens wieder warm. Wir fuhren auf der Interstate nach Osten und hielten noch an einer Raststätte an, wo wir Frühstück Marke Eigenbau (Cornflakes mit Obst) aßen. Nach einer ereignislosen Fahrt durch South Dakota, unterwegs große Anzeigetafeln, Grashügel und vereinzelte Städtchen, erreichten wir Mitchell.



Unterwegs kamen wir auch an der Stelle vorbei, wo in einem der Indianerkriege das „Wounded Knee Massacre“ stattfand. Im Reiseführer stand, dass dabei 250 unbewaffnete Indianer niedergeschossen wurden, weil aus Versehen von irgendeiner Seite ein Schuss fiel. Diese Region ist generell sehr von den Indianern und ihrer Geschichte und Kultur geprägt.

Mitchell jedenfalls ist bekannt durch seinen „Corn Palace“, ein Haus was jedes Jahr mit Maiskolben und –pflanzen aufwändig dekoriert wird, immer mit einem neuen Motto. 



Übrigens „the world’s largest corn palace“ (wahrscheinlich auch „the world’s only corn palace“  :lachen07: ).



 Innen ist das Gebäude eine Art Mehrzweckhalle, die offenbar als Stadion für z.B. Basketball, als Konzerthalle oder als Museum dient. Das klingt alles ziemlich schräg – ist es auch – aber als wir dann die alten Fotos aus dem späten 19. Jahrhundert sahen, wo das Projekt offenbar ins Leben gerufen wurde, hatten wir schon etwas Respekt vor den Machern des Corn Palace. Und beeindruckend detailgetreu sind die Maisbilder sowieso!



Dieses Jahr stand da „Welcome 2013“ und die Wände zierten sozialistisch anmutende Bilder, z.B. fröhliche arbeitende Menschen oder eine Art Bruderkuss.



Mit Sozialismus hat das aber trotzdem wahrscheinlich nichts zu tun, denn es gab auch schon völlig andere Themen: Fauna von South Dakota, Sehenswürdigkeiten von South Dakota, Helden des Alltags, Präsidenten, amerikanische Geschichte, Indianer, Cowboys, im 2. Weltkrieg auch Kriegsthemen („buy war stamps“) usw. Natürlich gab es drinnen auch einen Souvenirshop mit Dingen, die der Mensch nicht braucht: Maislutscher, Maiskleidung, Maiskolben, Puffmais, Maismehl, Maissüßigkeiten, Maisbarbecuesoße, Maisketten, Maisarmbänder, Maislätzchen, Maisshirts, Maisschnaps.   :doesig: Wir lernten in einer kleinen Ausstellung außerdem, dass Mais in unglaublich vielen Alltagsgegenständen vorkommt, wie zum Beispiel in Mülltüten oder Shampoo oder Plastikflaschen.

Nun wollten wir schauen, ob wir heute noch einmal eine Gewitterlage mitnehmen konnten. Wir waren ja wieder einmal vor der Kaltfront, die uns schon ein paar Mal überrollt hatte, in der warmen Luft und die Gewitterchancen standen gar nicht schlecht. So schauten wir uns Wetterkarten an und entschieden uns, auf kleineren Highways von Mitchell aus nach Süden nach Nebraska zu fahren.

Die Landschaft war flach, grasig, mit ein paar vereinzelten Bäumen und Farmen. Je weiter wir nach Süden kamen, desto hügeliger und hübscher wurde es, aber desto spärlicher wurden auch die Straßen.



Als wir die Staatengrenze nach Nebraska erreichten, hielten wir noch kurz am die Grenze markierenden Missouri River an (den wir schon in St. Louis gesehen hatten). Der Fluss war sehr wild und naturbelassen, er war unglaublich breit, führte durch Sümpfe und über Flutwiesen und lag in einem sehr breiten sandigen Bett, in dem er sich unzählige Male teilte und wieder zusammenfloss. Die Straße folgte dem Flusslauf dann noch eine Weile und ging dann nach Süden weiter.

Als wir dann das nächste Mal das Internet nach der Wetterlage checkten, sahen wir auf dem Satellitenbild,  ....dass wir gar nichts sahen.  :blecken: Keine Auslöse, keine Gewitter. In Kansas ging die Post dagegen schon ordentlich ab, aber das war zu weit weg. Viel später als gedacht bildete sich dann doch noch ein Trostgewitter 70 Meilen südlich von unserer Position und wir rasten los, um es noch zu erreichen. Wir konnten das Gewitter bald am Horizont sehen, ein schön ausgeprägter Amboss. Als wir dann die Wolkenbasis erkennen konnten, sah das Gewitter doch eher schwachbrüstig aus und auch der Amboss schwächelte immer mehr. Innerhalb der nächsten halben Stunde löste sich dann diese einzige Zelle im Umkreis von einigen 100 Meilen komplett auf. Diese Gewitterlage war also total gefloppt für uns!  :sauer2: ("Ich habe heute leider kein Gewitter für dich" - in zwei Stunden ist es wieder soweit  :pfeifen: :lachen07: wenn ihr wisst, was ich meine.)



Da es schon später Nachmittag war, entschieden wir uns, weiter Richtung Chicago zu fahren, wo wir in zwei Tagen sein wollten. Dass wir heute nach Süden gefahren waren, war schon hilfreich gewesen, jetzt mussten wir aber noch einiges an Distanz Richtung Osten zurücklegen. Also setzten wir uns als Abendziel Omaha, wofür wir nur dem Highway 92 geradeaus nach Osten folgen mussten. Das versuchten wir dann noch ins Navi einzufüttern, um eine Entfernungsschätzung zu bekommen, aber wie erwartet tat das Navi alles, um nicht den von uns gewünschten direktesten Weg nach Omaha zu berechnen. Seltsamerweise hat das TomTom in Amerika eine absolute Vorliebe für Autobahnen und würde uns wahrscheinlich lieber über Minneapolis und Toronto auf der Interstate nach Omaha leiten, als einen kurzen und direkten Highway zu nehmen. Nur gut, dass wir eine Karte hatten und so eigenständig navigieren konnten und nicht die Spielchen des Navis mitmachen mussten (hier noch eine Kurve, da noch ein Umweg, und Brücken erkennt es auch erst, wenn man darüberfährt).  :lol:

Unterwegs suchte ich am Computer noch ein Motel für heute Nacht und auch Motels für Chicago und Toronto raus. Letztere buchten wir über Priceline, da uns die normalen Preise wesentlich zu teuer waren, und wir hatten sogar Glück, es waren gute Motelketten. Als wir im Dunkeln Omaha erreichten, kamen wir eigentlich zum ersten Mal seit Colorado Springs wieder in eine Metropolregion mit Walmart, McDonalds & Co. In Omaha war es dann wieder schwülwarm und windig. Wir erreichten unser schickes Motel6 und schauten noch etwas Fernsehen zur Entspannung (und konnten nicht einschlafen, weil die Fälle bei der Arztsendung so unglaublich spannend waren, z.B. der Medizinstudent, der ein Baby zur Welt brachte, weil man ihn für einen echten Arzt hielt…  :roll:  :lol: ).

seltsamer spanischer Fernsehkanal abends:


Gefahrene Meilen: 550
Liebe Grüße,
Rike


sil1969

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Den Corn-Palace hatten wir uns auch angesehen. An jenem Tag sind wir 430 Meilen gefahren, da war es eine gute Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten.
LG Silvia