Tag 16 – Sonntag, 23.09.2007:Capitol Reef NP – MoabÜber W-Lan checken wir am Morgen im Motel in Bicknell den Wetterbericht (kaum noch Schauerrisiko) und holen uns im Forum einen Rat zur Regenanfälligkeit einer unbefestigten Strasse ein. Da wir nicht schon wieder Getreideringe essen möchten, checken wir aus und verlegen das Frühstück in den Capitol Reef NP. Im Chuckwagon General Store decken wir uns mit frischen Backwaren und einem Coffee to Go ein und steuern den Panorama Point im Capitol Reef NP an. Über eine kurze unbefestigte Strasse erreichen wir den Goosenecks Overlook und suchen uns einen netten Platz mit Blick auf die Schleifen des Sulphur Creeks für unser Frühstück. Als Erinnerung an die Unwetter von gestern stehen riesige Pfützen auf den rostroten Felsen, der Himmel zeigt sich heute einladend und beinahe wolkenlos.
Foto Die köstlichen selbstgebackenen Teilchen und der Kaffee sorgen für weiteres Wohlbefinden und nachdem alles verspeist ist und die klebrigen Finger mit einem Feuchttuch gereinigt sind, kommt die Kamera zum Einsatz. In der Schlucht windet sich kurvenreich ein von den Unwettern schlammbrauner Sulphur Creek durch die steilabfallenden Felswände. Über den roten Klippen zeichnen sich in der Ferne die Gipfel der Henrie Mountains ab.
Wir laufen am Rim entlang, schiessen Fotos und als weitere Reisende eintreffen überlassen wir ihnen unseren Frühstücksplatz und fahren zum Trailhead der Hickman Bridge. Hier parken bereits einige Autos und wir ergänzen die Reihe der Fahrzeuge um einen nach dem Regen blitzsauberen Chevrolet Trailblazer. Schnell werden ein paar Wasserflaschen in den Rucksack geladen und wir laufen los. Die Kameras bleiben direkt draussen. Nach einem kurzen Steilanstieg haben wir einen wunderbaren Blick auf den Capitol Dome (oder ist es der Navajo Dome
)
Foto Leider sind die Lichtverhältnisse hier nicht optimal. Der Trail passiert eine Ansammlung riesiger schwarzer Kugeln, diese erinnern an Moqui Marbles, sind aber grösser als Medizinbälle und manche so gross, dass ein Mensch bequem darauf sitzen kann. Ein paar erschöpfte Wanderer haben es sich auf diesen Vulkankugeln bequem gemacht und verschnaufen. Wir laufen weiter durch eine wunderbar abwechslungsreiche Landschaft, entlang von Felswänden in einladenden Pastelltönen. Die Erosion hat ein Meisterwerk aus löchrig verwitterten Strukturen geschaffen, dazwischen immer wieder glatt polierter Fels und knorrige Wacholdersträucher.
Foto Der Trail ist erstaunlich trocken, nur ein paar Pfützen erinnern an die Regenmassen die gestern am Tag und die ganze Nacht über Utah hereingebrochen sind. Wir passieren die Nels Johnson Bridge, wo die Wasserkraft einen langen Felsen unterspült hat und dabei auf mehreren Metern Länge immer wieder ovale und runde Durchbrüche durch die Deckplatte geschaffen hat.
Unter dem von Cottonwood Trees flankierten „Eingang“ der Natural Bridge steht eine rostrote, schlammige Pfütze – aber ohne Weitwinkel wäre wohl sowieso keine ansprechende Aufnahme vom langen „Tunnel“ der Bridge möglich. Wir besichtigen die Durchbrüche von oben und setzen unseren Weg fort. Auf den 1,2 Meilen bis zur Hickman Bridge durchläuft man eine ausgesprochen reizvolle Landschaft und die geschliffenen und verwitterten Erosionsformen des Kayenta Sandsteins laden immer wieder zum Fotographieren ein.
Foto Zu dieser Wanderung haben wir uns bei unserer 1. USA-Tour nicht aufgerafft, da wir in Zeitnot den Capitol Reef auf der Fahrt von Moab zum Bryce Canyon nur gestreift haben. Seitdem haben wir schon verschiedene Parkabschnitte des Capitol Reef NP kennen gelernt, für den Trail zur Hickman Bridge hatte es bislang nie gereicht. Wir schauen hier hin und dort hin und nähern uns langsam dem Ziel unserer Wanderung. Gewaltige Felsburgen aus Navajo-Sandstein trohnen festungsgleich entlang des Trails.
Die letzten Meter und da ist sie, die Hickman Natural Bridge. Mit einer Spannweite von 40,5 und einer lichten Höhe von 21,9 m eine beeindruckende Felsbrücke.
Wir verweilen einige Zeit bis die amerikanische Grossfamilie weiterzieht, die es sich unter der Brücke gemütlich gemacht hat. Jetzt klickt nicht nur bei uns der Fotoapparat. Ausser uns haben noch andere Wanderer darauf gewartet, den Steinbogen ohne fremde Menschen zu knipsen. Unter der Brücke führt der Trail weiter. Von der anderen Seite wirkt die Brücke noch imposanter.
Foto Der Loop trifft nach kurzer Zeit wieder auf den Haupttrail und wir laufen den Weg zurück. Trotz der starken Regenfälle am Vortag führt der Fremont River weniger Wasser als erwartet und die Kiesbank am Ufer fällt bereits wieder trocken. Im Flussbett liegen mächtige Felsbrocken und einige entwurzelte Bäume als stumme Zeugen der Naturgewalten. Unser nächster Stopp ist der Petroglyph Trail und entlang des Holzbohlen-Weges bewundern wir die Petroglyphen der Fremont-Indianer. Die ehemaligen Bewohner des Tales haben grosse, geometrische Figuren in den Wingate-Sandstein geritzt über deren Bedeutung man heute nur Mutmassen kann.
Foto Neben den gehörnten Figuren mit den trapezförmigen Körpern, dekoriert mit Ohrringen, Halsschmuck o.ä. findet man zahlreiche Darstellungen von Antilopen, Dickhornschafen und sogar eine Figur, die einen Bären darstellen könnte. Durchs Fernglas kommen wir den Petroglyphen sehr nah und erkennen leider auch die unübersehbaren Spuren von Vandalismus. Zahlreiche Inschriften aus jüngerer Zeit verschandeln die mehrere hundert Jahre alten Felsritzungen. Anscheinend wurde sogar auf die antropomorphen Darstellungen geschossen, so jedenfalls erklären wir uns die kreisrunden Löcher die wie Einschusslöcher aussehen. Nach einem Stopp beim Fruita Schoolhouse (abgeschlossen und die Rangerführung ist erst am Nachmittag) und einem Fotostopp bei einer Formation die sich
The Castle nennt,
halten wir für kurze Zeit am Chimney Rock und überlegen, den Trail bis zum Aussichtspunkt aufzusteigen. Angesichts der knappen Zeit verwerfen wir das Vorhaben den 3 Meilen Loop mit dem recht knackigen Höhenprofil zu laufen und fahren stattdessen über den Highway 24 nach Torrey, tanken unseren Trailblazer voll und nehmen wieder Kurs auf Bicknell. Zum Mittagessen beschliessen wir die nächste Fastfood-Kette anzulaufen, passieren Lyman und Loa ohne auf einen Fastfood-Tempel zu stossen.
In Loa führt uns der Weg weiter über die State Road 72 die mit - im Vergleich zu den Scenic Roads 12 und 24 - relativ unspektakulärem Verlauf durch den Fishlake National Forest führt. Anstatt der erwarteten Espenwälder, ist der Highway gesäumt von niedrigem Buschwerk. Ein Blick zurück vom Hogan Pass gibt den Blick frei auf das zerklüftete Canyoncountry. Vor uns breitet sich eine kahle Ebene aus. Einzelne Espenstände, die man beim beinahe vollständigen Kahlschlag ausgespart hat, sorgen für abwechslungsreiche Farbtupfer.
Die SR 72 erreicht die Interstate, die wir beim Exit Richtung Price jedoch direkt wieder verlassen. Wir folgen jetzt der State Road 10 und wir setzen unsere Burgerhoffnungen jetzt auf eines der Dörfer auf dem Weg. Weder in Emery, noch in Moore, Ferron oder Clawson finden wir etwas dass nur annähernd einer Burgerbraterfiliale gleicht. Dafür haben wir bei der Landschaft ein De-ja-vu. Die grau-schwarzen Schutthalden erinnern uns doch stark an Hanksville. Es ist Sonntag und die Dörfer sind wie ausgestorben, noch eine Parallele zum kultigen Hanksville südlich der IS 70. Mit Castle Dale erreichen wir unsere letzte Möglichkeit für einen Burger vor dem Aufbruch in die San Rafael Swell. Doch auch hier finden wir kein Lokal und blöderweise ist auch noch der Supermarkt geschlossen. Wir haben noch einige Konserven im Kofferraum, das Kochen würde uns aber zu viel Zeit kosten und wir laufen den geöffneten Alco Discount Store an, der vom Kinderspielzeug bis zu Kleidung und Kosmetika beinahe alles zum kleinen Preis anbietet.
Nahrhafte Lebensmittel führen sie nicht. Wir erstehen eine Packung Pringles, Choco Cookies und jeder ein Beef-Jerkey für 99 ct. Auf dem Parkplatz wird das Beef Jerkey mit Pfeffer gewürzt und verspeist, während der Fahrt knabbern wir die Cookies und spülen die krümeligen Kekse mit ordentlich Flüssigkeit hinunter. Hungrig sind wir immer noch, wir fahren jedoch inzwischen über die unbefestigte Green River Cutoff Road (bzw. Oil Dome Road), die als breite und topfebene Gravelroad nach Osten ins Herz der San Rafael Swell führt.
Foto Die Strasse verläuft zunächst relativ eintönig, noch keinerlei Anzeichen für die spektakuläre Aussicht, die uns am Wedge Overlook erwartet.
Foto In der Nähe des Abzweigs zur Wedge Recreation Area parken einige Pickups, auf denen offenbar ATVs transportiert wurden. Von den Fahrern keine Spur. Dafür steht auf der Ladefläche eines Chevrolet Trucks eine grosse Kühlbox und wir werden an unsere noch immer knurrenden Mägen erinnert. Wir malen uns aus, welche Leckereien im Inneren warten und was wohl passieren würde, wenn wir die Kühltasche einfach einladen und damit verschwinden würden.
In dieser entlegenen Gegend wäre das vermutlich das Verbrechen des Jahres und der Sherrif und sein Deputy uns alsbald auf den Fersen um den Icechest Robbery aufzuklären.
Mit allerlei Albernheiten über Steckbriefe der Canyoncrawler vertreiben wir uns die Zeit, bis uns eine Herde Rinder aus den Outlaw-Phantasien reist. Die Tiere stehen mitten auf der Strasse und machen zunächst keine Anstalten uns passieren zu lassen. Nach 2 Minuten stehen die Rinder noch immer da und schauen uns interessiert an. Frank öffnet die Tür um die Viecher zu verscheuchen, ich ziehe es vor, im Auto zu bleiben. Kaum hebt Frank die Arme und redet den Tieren gut zu, setzen sie sich wie auf Kommando in Bewegung und trotten auf die Seite und einen Hügel hinauf.
Foto Mamma-Kuh schaut sogar kurz keck in die Kamera bevor sie den anderen Rindern den Hügel hinauf folgt und nicht mehr zu sehen ist. Am Ende der Stichstrasse erwartet uns ein grosszügig angelegter Campground, deren Sites so weit auseinander liegen, dass eine Erkundung des Loops zu Fuss ziemlich zeitaufwendig wird. Noch besser als der Campground ist allerdings die Aussicht an diesem entlegenen Viewpoint in Utah.
Foto Vom Rand blicken wir auf eine Canyonlandschaft der Superlative. Zu Recht trägt er den Beinahmen Utah’s Little Grand Canyon. Der San Rafael River hat im Laufe der Zeit eine eindrucksvolle Schlucht in den Sandstein der Swell gefräst. Durch gleichzeitiges Auffalten der Erdkruste wurden die bis zu 365 m tiefen Canyons geologisch gesehen innerhalb kurzer Zeit von den Flüssen eingeschnitten. Wir blicken auf den Little Grand Canyon und den No Name Canyon. In der Ferne erkennen wir das Plateau, namenslose Erhebungen, die Pinnacle, Sids Mountain, No Man’s Mountain und Window Blind Peak.
Nach den ersten Blicken in die Schlucht des San Rafael Rivers, fahren wir zu einer Campsite für ein reichlich spätes Mittagessen. Kaum sind die Nudeln aus der Konserve heiss, werden sie direkt aus dem Topf verspeist, anschliessend geht es direkt zurück zur Abbruchkante und wir fahren zum Little Grand Canyon Viewpoint.
Foto Hier überblicken wir den Good Water Canyon und den Little Grand Canyon.
Wolken haben sich vor die Sonne geschoben, nach einiger Zeit lugt die Sonne durch die Wolkenlücken und vertreibt die Schatten im Canyon. Zeit für Fotos vom Rim.
Foto Da es bis Sonnenuntergang noch 2 Stunden hin ist, beschliessen wir, den Tag nicht wie ursprünglich geplant mit Sunset am Wedge Overlook ausklingen zu lassen, sondern noch bis nach Moab durchzufahren.
Jetzt müssen wir uns sputen, da auf dem Weg durch den Buckhorn Draw ein weiteres Highlight wartet. Zurück auf der Green River Cutoff Road folgen wir der Beschilderung in den Buckhorn Draw und fahren durch eine schöne Canyonlandschaft.
Foto Wenig später parken wir unser Fahrzeug am Rockart Panel und schreiten die 30 m breite Felswand ab, um die mehr als 2000 Jahre alten Felskunstwerke zu bewundern.
Am Buckhorn Draw Panel findet man die künstlerische Hinterlassenschaft zweier präkolumbischer Kulturen. Die farbigen Pictographen wurden vor mind. 2000 Jahren von begabten Vertretern im Barrier Canyon Style gemalt. Kunstvoll wurden die Farben mit den Fingern und Pinseln aufgetragen oder mit dem Mund verspritzt. Nach den Barrier Canyon-Künstlern kamen vor rund 1000 Jahren Angehörige der Fremont Kultur und ritzten Petroglyphen mit spitzen Werkzeugen in den Sandstein. Eines der häufigsten Motive findet man auch hier: ein Bighorn Sheep.
Foto Die Farbpigmente der Pictographien sind im Laufe der Zeit ziemlich verblasst, trotzdem geben sie noch immer Zeugnis von der einstigen Pracht. Das Motiv einer einzelnen Schlange neben einem Menschen ist noch sehr gut erhalten. Möglicherweise ist die Schlange Symbol eines Clanes, was ihre weite Verbreitung an anderen Stätten auf dem Colorado Plateau erklären würde. Bis Mitte der 90er Jahre waren die kunstvollen präkolumbischen Zeichnungen und Ritzungen von Vandalismus verunstaltet. In einer aufwendigen Aktion arbeiteten verschiedene Gruppen (Freiwillige und Staatsbedienstete) daran, die Schmierereien und Graffiti zu entfernen. Seit 1995 ist die Stätte in der heutigen Form zugänglich und wurde zum 100jährigen Bestehen Utahs im Jahr 1996 als Utah Historic Site unter Schutz gestellt. Tafeln listen die freiwilligen Spender auf, die mit ihren Geldern einen Beitrag zur Restaurierung beigetragen haben. Bis heute ist nicht klar, wer die Nachfahren dieser präkolumbischen Künstler sind: Utes, Navajos, Piute oder Hopis. Über die Bedeutung lässt sich nur Mutmassen:
Eine heilige Stätte als Ausdruck von Spiritualität ?
Ein Geschichtsbuch das bedeutende Ereignisse festhält?
Mythologische Erzählungen vom Ursprung der Völker ?
Die Hintergründe und die Bedeutung dieser Kunstwerke sind mit den Völkern ins Dunkle der Geschichte abgetaucht. Heute können wir mit Sicherheit sagen, dass die Zeichnungen und Ritzungen von verschiedenen, ausserordentlich talentierten Künstlern erstellt wurden. Bei einem Blick ins Detaill erkannt man, dass die Bilder mit Bürsten und Werkzeugen unterschiedlicher Grösse aufgetragen wurden. Die Pinsel waren wahrscheinlich aus Haaren, Federn oder Yuccafasern gefertigt. Für die Farben verwendete man Mineralien und Pflanzenextrakte, als Bindemittel tierische Fette, pflanzliche Öle und sogar Blut.
Am Buckhorn Draw Panel findet man in der Alcove-Gruppe menschenähnliche Figuren mit einem Loch im Torso, die kostümiert sind.
Darstellungen von zeremoniellen Handlungen ? Ferner blicken wir auf die Darstellungen von Säugetieren, Reptilien und Vögeln die seitlich von undefinierbaren geometrischen Mustern angeordnet sind. Eine Tafel spekuliert darüber, ob ein Abschnitt des Kunstwerks Regenengel darstellen sollen. Einige der menschenähnlichen Darstellungen haben unheimlicherweise nur 4 Finger, andere sind ausgesprochen langgezogen und halten etwas in der Hand (eine Waffe? – oder einen Maisstengel zum Aufstieg durch die Welten?).
Foto Die Figuren sind reichlich verziert, tragen Hals- und Kopfschmuck und teilweise Stöcke oder Speere (Bewaffnung?). Ein grossartig illustriertes und faszinierendes Bilderbuch der Geschichte. Wir bleiben viel länger als geplant und als wir uns auf den Weg machen, steht der Sonnenuntergang unmittelbar bevor.
Wir fahren zügig durch die Sandsteinlandschaft des Buckhorn Draw, passieren die historische San Rafael Suspension Bridge. Im Jahr 1937 wurde diese knapp 50 m lange, einspurige Hängebrücke vom Civilian Conservation Corps errichtet. Der Verkehr rollt inzwischen über eine moderne Konstruktion aus jüngerer Zeit. Der Bottleneck Peak liegt in tiefen Schatten, die Pronghorn-Antilopen und die Hirsche für die die Swell berühmt ist, lassen sich nicht blicken. Guter Dinge fahren wir weiter in Richtung Interstate, bis uns ein Wash beinahe zur Umkehr zwingt. Nach den Unwettern des gestrigen Tages führt das Flussbett noch immer sehr viel Wasser, der Fluss ist hier sicher 30 m breit und führt eine braune Schlammbrühe.
Fassungslos stehen wir erst mal da. Den ganzen Weg zurück nach Castle Dale ? Viel zu weit, es wäre tiefe Nacht bis wir in Moab ankommen. Ich schlage vor, auszusteigen und die Wassertiefe mit dem Trekkingstock zu erkunden. Frank hat es sich aber scheinbar anders überlegt und legt den Rückwärtsgang ein. Bevor ich noch merke, was er vorhat, beschleunigt er den Trailblazer und fährt mit Schwung durch den breiten Wassergraben. Leider hat er vergessen die Scheibenwischer einzuschalten und das matschbraune Wasser sorgt für einen meterlangen Blindflug durch das Schlammloch. Frank grinst und ich protestiere als ich mich von dem Schreck erholt habe. Frank hält an und wir betrachten uns die Bescherung. Der am Morgen noch blitzsaubere SUV ist vom Reifen bis über das ganze Dach mit einer trüben, braunen Sauce überzogen.
Foto So können wir nicht weiter fahren. Genug Wasser für die geplante Übernachtung am wasserlosen Wedge Campground haben wir im Wagen, so wird mit Küchenrolle und einer Galone Wasser der ärgste Schmutz von Scheinwerfer, Spiegeln, Kennzeichen und der Heckscheibe gespült. Trotzdem sieht das Fahrzeug mit dem inzwischen angetrockneten Matsch aus wie ein Elefant nach einem Schlammbad. Ein Blick noch unter die Motorhaube – oh je. Der Wagen war bei Übernahme neu und jetzt sieht er aus wie nach dem Einsatz in einer Krisenregion. Halb so wild, meint Frank, der Dampfstrahler in Moab wird es schon richten. Auf der Frontscheibe hat der Wischer eine Spur frei gemacht und wenn ich jetzt etwas sehen will, muss ich mich zur Mitte neigen und prophezeihe Frank schon einen Hexenschuss. Der meint nur, dass die Sicht des Beifahrers zweitrangig wäre. Ich versuche zu schmollen, es gelingt mir aber nicht und feixend und schmunzelnd fahren wir mit unserem eingeschlammten Auto zur Interstate.
Es ist beinahe dunkel als wir den eindrucksvollen Abschnitt der IS70 durch den Spotted Wolf Canyon erreichen und den Rastplatz anfahren. Ein letztes Glühen liegt noch auf den Gipfeln der La Sal Mountains, der Rest des Canyons ist in gespenstische Dunkelheit getaucht, die von den Scheinwerfern vorbeifahrender Trucks und PKWs durchbrochen wird.
Mich fröstelt und Hunger haben wir inzwischen beide wieder und nach dem Besuch des oberen Viewpoints steigen wir wieder ins Auto und weiter. Als wir von der Interstate auf die US 191 abbiegen, halten wir uns peinlich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung und wir müssen nicht lange warten, bis der State Trooper mit Sirenengeheul einen Verkehrssünder aus dem fliessenden Verkehr fischt. Das die Highway Patrol rund um Moab in den Abendstunden besonders aktiv ist, kennen wir noch von der letzten Reise und wir sehen zu, dass wir nicht unfreiwillig mit dem Officer bekannt werden. Um 20.50 Uhr erreichen wir die Einfahrt des Moab Valley RV Resorts, gerade pünktlich bevor das Office um 21.00 Uhr schliesst. Wir nehmen für 2 Nächte eine Tentsite mit Überdachung und bauen im Dunkeln unser kleines Zelt auf. Anschliessend fahren wir in den City Market, wo um diese Uhrzeit die leckere Salatbar leider schon abgeräumt ist.
Kochen wollen wir heute nicht mehr grossartig, daher fahren wir nach ein paar Besorgungen fürs Frühstück im Supermarkt zu Wendys und gönnen uns einen grossen Burger mit Speck und Käse. Am Nebentisch wird gerade eine Folienkartoffel serviert und da wir nach dem Burger beide noch Hunger haben, bestellen wir jeder eine Folienkartoffel, die uns ganz ausgezeichnet mundet. Zurück auf dem Campground öffnen wir eine Dose kaltes Budweiser aus dem Supermarkt, mischen das ganze mit einer Dose Sprite zu einem Radler und machen uns Gedanken um die Planung der Aktiviäten des morgigen Tages, bevor wir uns nach einer heissen Dusche ins Zelt verziehen.
Gefahrene Meilen: 270 Meilen
Übernachtung: Moab Valley RV Resort Campground 21,80 $