Schön, dass so viele mitfahren. Dann schnell anschnallen, hier kommt der erste Tag:
Dienstag, 11.8.2009
Bereits sehr früh morgens werden wir von meiner Schwester an den Flughafen nach Zürich gebracht. Am Check-In Schalter bekommen wir die klassischen Fragen gestellt. Warum wollen wir in die USA? War unser Gepäck zu einem Zeitpunkt unbeaufsichtigt? Alles ganz einfach zu beantworten. Dann die Frage: Hat uns jemand etwas für unser Gepäck mitgegeben? Ups. Tatsächlich befindet sich ein riesiges Geschenkspaket von Mikes Familie in unserem Koffer, von dem wir nicht wissen, was sich darin befindet. Das sagen wir natürlich nicht und so nimmt der Angestellte unser Gepäck ohne Bedenken entgegen und wir nutzen die nächsten Minuten für einen ersten Caramel Latte bei Starbucks als Urlaubseinstimmung und für einen Anruf bei Mikes Schwester, damit sie uns noch über den genauen Inhalt aufklären kann. Wäre ja zu peinlich, wenn wir am amerikanischen Zoll den Koffer öffnen müssten und gefragt würden, was sich denn in dem Geschenk befindet – äh ja, keine Ahnung?!?
Die Zeit vergeht schnell und wir können kurz darauf an Bord unseres Continental-Fluges gehen. In der Boeing 767 befinden sich Zweier-Sitze am Fenster, so können wir zwischendurch auch aufstehen, ohne jemanden zu stören. Patrick bekommt zu Beginn den Fensterplatz. Wir haben auch eigene Monitore in den Vordersitzen und sehen uns kurz nach dem Start erst mal einen der Filme an. Anschließend werden wir mit Mittagessen beschäftigt, dann beginnt sich die Zeit zu ziehen wie Kaugummi. Wir lesen, dösen etwas vor uns hin, sehen noch einige Videos an und bewegen uns zwischendurch immer wieder. Kurz vor unserer Zwischenlandung in Newark bleibe ich am Fenster sitzen und freue mich über alles was es zu sehen gibt. Nach einer letzten großen Kurve sehen wir auch die Skyline von New York inklusive der Freiheitsstatue. Ich bin begeistert! Wenn auch New York aus der Entfernung eigentlich recht grau wirkt und mit den farbenprächtigen Bildern in meiner Vorstellung wenig gemeinsam hat.
Bei der Immigration werden die notwendigen Formalitäten abgewickelt, ein Foto gemacht und alle Finger gescannt. Kurz darauf warten wir am Gepäckband auf unsere Koffer, da wir diese selbst durch den Zoll bringen müssen. Direkt nach dem Zoll werden aber nur bestimmte Koffer entgegen genommen und für uns gibt es kein passendes Gepäckband für die erneute Aufgabe des Gepäcks. Also geht es mit der Monorail weiter Richtung nächstem Abfluggate. Dort angekommen spricht uns eine Mitarbeiterin des Flughafens an und fragt uns, ob wir einen Anschlussflug haben. Ja haben wir, also können wir unser Gepäck bei ihr lassen. Äh – praktisch mitten im Stiegenhaus und im öffentlich zugänglichen Bereich, überhaupt kein Gepäckband in Sicht?! Das kommt uns sehr merkwürdig vor. Andere Passagiere ignorieren sie sogar und laufen einfach weiter. Sie zeigt uns ihre ID und als uns dann auch andere Mitarbeiter, die weiter vorne stehen versichern, dass das so seine Richtigkeit hat, lassen wir die Koffer bei ihr.
Dann geht’s durch die TSA Kontrolle in den nächsten Abflugbereich. Wir vertreiben uns die Zeit und stöbern durch die Geschäfte. Erst 10 Minuten vor Abflug setzen wir uns am Gate hin. In diesem Moment merke ich, wie sich alles zu drehen beginnt und mir schwindlig wird. Das darf doch nicht wahr sein! Ich kenne das Gefühl nur in Verbindung mit einer Ohnmacht, üblicherweise kippe ich kurz darauf um. Genau in diesem Moment werden natürlich unsere Sitzreihen aufgerufen, um an Bord zu gehen. Patrick hat auch Angst, dass ich gleich umkippe, aber ich komme unbeschadet ins Flugzeug. Ich frage eine Stewardess, ob es eine Möglichkeit gibt, dass ich mich kurz hinlege und die Beine hochlege. Wenn meine Vermutung stimmt, dass der Kreislauf gleich schlapp macht, dann brauche ich nur dringend etwas Blut im Kopf! Natürlich ist der Flug aber voll bis auf den letzten Platz uns sie kann mir nicht helfen. Patrick ist mittlerweile etwa doppelt so weiß ist wie ich, deshalb versuche ich ihn zu beruhigen, dass das schon irgendwie gehen wird.
Mir ist aber immer noch sehr schwindlig und die Vorstellung jetzt 6 Stunden in einem Flugzeug sitzen zu müssen gefällt mir gar nicht. Als Patrick das auch ausspricht wird mir doch sehr mulmig. Ich gehe noch mal zur Stewardess und erkläre ihr, dass ich nicht weiß, wie lange ich durchhalte, bevor ich umkippe. Sie ruft jemanden vom Bodenpersonal zur Hilfe und gemeinsam beraten wir uns kurz, werden uns aber schnell einig, dass es wohl besser ist, wenn ich das Flugzeug verlasse. Ich informiere Patrick, er packt schnell unsere Sachen zusammen und nach wenigen Minuten im Flugzeug sind wir wieder draußen. Zurück im Abflugbereich lege ich mich endlich hin und meine Beine auf unsere Rucksäcke. Wenn ich liege, kann ich ja wenigstens nicht mehr umkippen. Die freundliche Dame vom Bodenpersonal informiert uns, dass wir uns keine Sorgen machen sollen und sie uns einen späteren Flug besorgen wird, erstmal aber die Paramedics rufen wird, damit die sich um mich kümmern.
Kurz darauf steht schon der erste Police Officer neben mir und fragt mich wies mir geht und was passiert ist. Wir erklären ihm alles ganz genau und er und sein Kollege machen sich entsprechende Notizen. Dann kommen auch zwei Sanitäter dazu. Alle Umstehenden sind unglaublich ruhig, freundlich und hilfsbereit. Sie machen ein kurzes EKG im Liegen und Sitzen, aber meine Werte sind normal. Meine Beine zittern etwas, aber das kann jetzt auch die Aufregung sein, immerhin liege ich an einem US-Flughafen umgeben von Polizisten und Sanitätern. Was mir allerdings gar nicht gefällt: Obwohl ich jetzt einige Zeit liegen konnte, dreht sich immer noch alles. Das ist doch sonst ganz anders?! Wir besprechen, was es sein könnte aber um genaueres abzuklären, müsste ich mit ins nächste Krankenhaus fahren. Mein Gefühl sagt mir, dass ich nur etwas Ruhe brauche und dass mein Kreislauf doch irgendwann wieder in die Gänge kommen muss und wir entscheiden wir uns erstmal dagegen.
Die Dame von der Airline gibt uns Bescheid, dass sie uns auf den nächsten Flug in 30 Minuten gebucht hat. Aber da sich nicht wirklich etwas an meinem Zustand geändert hat, kann ich mir noch immer nicht vorstellen, die nächsten 6 Stunden eingesperrt in einem Flugzeug zu verbringen und Patrick noch viel weniger. Wenn doch etwas ist, steht nicht direkt Hilfe zur Verfügung und dieses Risiko wollen wir nicht eingehen. Die Continental Mitarbeiterin versucht abzuklären, ob wir am nächsten Tag nach Seattle fliegen können. Die Flüge am kommenden Tag sind jedoch stark überbucht, daher hat sie uns für drei Flüge um 07:00, 08:00 und 14:00 Uhr auf Stand-by gebucht. Wir nehmen das Angebot dankend an, besser als nichts. Im Abholbereich für die Hotelshuttles befinden sich Telefone, mit denen man direkt die Hotels kontaktieren kann und wir reservieren uns ein Zimmer im nahen Best Western. Wir sind zwar erleichtert, dass wir jetzt nicht in einem Flugzeug sitzen, aber das ist natürlich so gar nicht der erhoffte Urlaubsstart.
Im Hotelzimmer angekommen informiert Patrick Mike über unseren Zwischenstopp. Ich sitze daneben mit komplettem Seegang auf dem Bett und suche im Internet nach einer Erklärung. Schwindel und Thrombose passen zum Glück nicht zusammen. Aber „Reisekrankheit“ klingt verdächtig nach meinen Symptomen. Vom Fliegen kann man seekrank werden?! Davon hatte ich noch nie gehört und erst Recht keine Ahnung, dass mich das betrifft. Schuld ist demnach mein Gleichgewichtssinn, der die Bewegungen im Flugzeug nicht verarbeiten kann und meinen heftigen Schwindel verursacht. Uns fällt ein Stein vom Herzen! Das ist harmlos und damit irgendwie auch ganz schön peinlich. Trotzdem sind wir froh und denken, dass wir die richtige Entscheidung getroffen haben. Mit der Ungewissheit im Flugzeug wären das 6 sehr lange Stunden geworden. Jetzt bleibt nur die Ungewissheit, wann wir tatsächlich unser Ziel in Seattle erreichen werden. Wir sind aber erledigt vom ereignisreichen Tag und schlafen schnell ein.