Schönen guten Morgen liebe Mitreisende,
auch der schönste Urlaub geht mal zu Ende. Am Vormittag werden wir uns ein letztes Mal über die San Mateo Bridge und den 101er in Richtung San Francisco bewegen, allerdings schon bei der Ausfahrt SFO International abfahren. Unser Flug LH 455 startet planmäßig um 02:00 pm nach FRA - zu meinem Glück fliegen wir wieder Business Class, Freitag geht es dann weiter um 11:15 mit LH 968 nach MUC und von dort mit dem EC 69 ab 15:26 vom Hauptbahnhof in Richtung Heimat, wo wir um 19:38 MESZ ankommen sollen.
Ich schiebe daher heute noch einen ‚Live’ - Bericht nach, den Rest gibt es dann bereits aus der Heimat. Es hat sich also ‚ausgelived’.
Zu Euren letzten Kommentaren ist noch zu vermelden, dass sich zu diesem Zeitpunkt bei den Kindern tatsächlich eine gewisse Reisemüdigkeit eingestellt hatte und Sigi, - zwar wieder halbwegs auf dem Damm - permanent daran war, aufkommenden Streit unter den beiden zu schlichten und damit auch kein motivierter Reisebegleiter mehr war. Er sollte auch noch den Totalstreik seiner Kids in Washington D.C. am vergangenen Wochenende erleben, der uns freundlicher Weise erspart geblieben ist!
13.Tag
25.07.2006
Barstow – Las Vegas07:45 am: Ich werde durch Lärm von außen geweckt. Unser Zimmer liegt neben dem Pool und fast beim Parkplatz. Ich sehe hinaus und stelle grinsend fest, dass auf dem Parkplatz eine offenbar sehr erboste Dame ihren Freund oder Ehemann auf Spanisch beflegelt. Ich verstehe mehrfach ‚borracho’ und ‚hijo de puta’ und breche in Gelächter aus: Die resolute, schwarzhaarige mexikanische Senora ist etwa zwei Kopf größer und dreimal so breit als der in sich zusammengesackte, am Auto lehnende, offenbar noch etwas illuminierte Ehemann.
Manche Satzteile betont sie, indem sie den armen Teufel mit einer Zeitungsrolle im Takt der Worte auf den Kopf schlägt.
Na das wird ein lustiger Tag für den Armen, der irgendwas wie ‚madre mia’ und ‚oye carina’ stammelt. Schließlich schubst sie ihren Watschenmann ins Auto, schimpft auf die inzwischen aus mehreren Zimmern herauslugenden Betrachter der Szene, droht mit der Faust, klemmt sich selbst hinter das Steuer des älteren Chevy und verlässt, Vollgas gebend, das Areal.
Die filmreife Szene lässt den inzwischen von Sibylla gebrachten dünnen Kaffee sogar schmecken. Sie hat mit Muttern telefoniert. Die wurde in ein Korsett gezwängt. Die Arme, bei der Hitze!
09:15: Wir beladen das Schlachtschiff, ich checke aus und steuere den Lincoln zum Tanken auf die E. Main Street, die, wie ein Schild besagt, gleich ist mit der ‚Historic Route 66’. Auf der Tankstelle gibt es auch Frühstück und Sigi, der vorhat, einmal mit einer Harley die alte ‚Route 66’ von Chicago nach LA zu fahren, ersteht im Tankstellenshop 3 T-Shirts für Corvin und ihn selbst, mit entsprechenden Motiven. Denise bekommt nichts (sagt zu allem: 'häßlich', 'bäh' und 'grauslich') und ist schon jetzt stinksauer. Ich freue mich schon auf meine heutige Copilotin.
10:00 Heute wird es sicher glühend heiß werden, schon jetzt zeigt das Thermometer 88°F. 160 Meilen haben wir bis zu unserem Reiseziel vor uns, den ersten Stopp machen wir gegen 11:15 in Baker. An der Kreuzung mit der CA-127 komme ich auf die geniale Idee, meiner Mannschaft vorzuschlagen, einen Abstecher ins Death Valley zu machen, um endlich in wärmere Gefilde zu kommen.
Mit Mühe und Not kann ich Sibylla davon abhalten, den Notarzt zu verständigen und so bleiben wir bei den 108°F, die es hier hat und leeren ein paar Liter Wasser.
In Primm an der Grenze zu Nevada wird nur aus dem Auto heraus fotografiert, ein Stopp wird allgemein abgelehnt.
01:00 pm: Wir erreichen Las Vegas. Ich beschreibe der Mannschaft die einzelnen Highlights des Strips, als wir am I-15 in Richtung unseres, in der Fremont Street geplanten, ersten Stopps im Spielerparadies fahren. Denise, die seit Baker am Beifahrersitz mit ihrer PSP beschäftigt ist, würdigt das Ganze nicht einmal mit einem einzigen Blick.
Als Sigi von hinten meint, sie solle doch mal aus dem Fenster sehen, meint sie trotzig: ‚Das interessiert mich nicht, also stör’ mich jetzt nicht!’ Die rote Karte ist fällig… da steht uns ja noch einiges bevor!
Zu meiner Schande muss ich gestehen, auch nach vier Aufenthalten hier, noch nie in ‚Downtown Las Vegas’ gewesen zu sein. Wir schlendern also durch die Fremont Street. Am Abend muss das ja wirklich ein Erlebnis sein, wenn die ganze Sache beleuchtet ist.
In einem Shop entdeckt Corvin endlich seine Südstaatenflagge, die er die ganze Zeit schon haben wollte. Sigi geht leer aus, da es in der Fülle von alten Autokennzeichen im Shop – von denen er einige bereits in San Francisco erstanden hat – kein Kennzeichen von Nevada gibt, das er so gerne hätte und schon gar keines aus seiner Universitätsstadt Boston, MA.
Sibylla und ich entdecken einen ABC Store, den ‚Store of Hawaii’, der uns an viele schöne Tage auf den Inseln erinnert und der vom ‚Coconut Willie’ Sonnenöl über ‚Mauna Loa Nuts’ und ‚Aloha Shirts’ bis zum ‚Kona Coffee’auch hier die gleichen Produkte wie auf Hawaii bietet. Wir kaufen natürlich sofort die ‚Hawaiian Sun’ Fruchtsäfte in Dosen mit ‚Guava’ und ‚Lilikoi-Passion-Fruit’ Mischung, die wir auch dort immer trinken.
Naja, in ein paar Monaten sind wir ja wieder im Paradies im Pazifik.
Bei der Kassa erstehe ich noch ein paar ‚Hand rolled Hula Girl Cigars with Vanilla flavour’ für einen Zigarillo rauchenden Kollegen zu Hause.
03:30 Nach einer Fahrt über den Strip, vorbei am neuen Wynn' s und am alten 'Sands', dass gerade abgerissen wird, wirft die Mannschaft einen ersten Blick auf die ‚Dancing Waters’ vor dem ‚Bellagio’ (ausgenommen Denise, die inzwischen nach hinten verfrachtet wurde
). Dort staut sich wie üblich der Verkehr. Dann beim 'New York New York' nach rechts, unter dem Freeway durch und schon checken wir im ‚Orleans’ ein. Übrigens landete dieses Hotel 2005 bei einer Umfrage im 'Tripadvisor' unter den 'Top bargain hotels of the world' an 8. Stelle und hat sich durchaus dieses Prädikat verdient, wie wir in weiterer Folge feststellen werden.
Wir bekommen ein Zimmer mit Blick auf den Strip ‚von hinten’.
Wir verabreden uns zum Treff um 04:30 für eine Hotelbesichtigung mit anschließendem Abendessen, wobei wir noch die Qual der Wahl bei den zig Restaurants im Hotel haben.
04:30: Wir machen also wie geplant unseren Rundgang. Als erstes geht es zum Pool. Die Kids meinen in inzwischen seltener Einigkeit, dass sie morgen keinerlei Besichtigung wünschen, sonders den ganzen Tag am Pool verbringen wollen. Auch gut!
Am Weg in die Casinohalle kommen wir an den Security Guards vorbei und ich erkläre den Kids, das sie immer ihre ‚Eintrittskarten’ mitführen sollten, da diese hier durchaus vor dem Betreten der Lifte kontrolliert werden können. ‚Das schau ich mir an, ob der mich daran hindert, hinauf zu fahren’ meint Corvin der Große beim Anblick eines Guards, der eine gewisse Ähnlichkeit mit Mike Tyson hat. Die nächsten Stunden werden ihn eines Besseren belehren.
Wir laufen also durch das im ‚French Quarter Style’ gestaltete Hotelcasino mit den Bars und Restaurants, die Namen, wie Alligator’s , Canal Street, etc. tragen. Beim Check-In haben wir Gutscheinhefte erhalten, die zu allen möglichen ‚Off’ s’ und ‚Complimentaries’ führen sollen. Darunter gibt es auch einen Getränkebon für eine der Bars. Werde ich später mal testen.
Bei einem Stand, der einen HotDog und ein Bier um 99c bietet, bleiben wir stehen. ‚Das muss ich mir geben, meine Kinder treiben mich eh finanziell in den Ruin’ meint Sigi. ‚Ich krieg’ den Dog, du das Bier!’ sagt er und schon habe ich ein kleines ‚Bud’ in der Hand.
Naja was soll’s. Die Kinder schütteln säuerlich den Kopf. Sie wollen auch etwas essen, Hamburgers oder so, aber im Sitzen. Sibylla und ich haben längst für uns beschlossen, wo wir zwei essen werden: In der von Denise im Vorbeigehen mit einem ‚Pfui Teufel’ kommentierten ‚Big Al’s Oyster Bar’.
‚T.G.I. Friday’s’ kommt in Sicht. Als ich erkläre -den gibt es auch in Wien -, was es in diesem Lokal gibt, wollen die Kids hier essen, Sigi wird zwangsläufig mit vergattert und Sibylla und ich werden hier eine Vorspeise in Form einer ‚French Onion Soup’ zu uns nehmen.
Ein freundlicher Nachbar fotografiert das Team:
18:00 Denise ist müde, auch Sigi gibt auf. Nachtvogel Corvin hat natürlich hier keine Chance sich irgendwo herumzutreiben, allerdings gestatte ich ihm, nachher am Läppi im Internet zu surfen. Das ist hier erstmals auf unserer Reise kostenpflichtig: $10,99 für 24 Stunden kostet der Spaß.
Sibylla und ich entern also ‚Big Al’s Oyster Bar’ und werden nicht enttäuscht. Das Dutzend ‚Oysters on the Half Shell’ mit einem höllisch scharfen 'horseradish', der mir die Tränen in die Augen treibt und die ‚Southwestern Mussels’, die auch herrlich scharf, aber noch essbar sind, schmecken köstlich. Dazu gibt es freundlicher Weise Anchor Steam on tap und für Sibylla ihren White Zinfandel, hier von Sutter Home!
Sibylla möchte mit dem kostenlosen Hotelshuttle, das jede halbe Stunde zum ‚Barbary Coast’ fährt, um 07:30 zum Strip fahren. Ich begleite Sie zum Shuttle Stop und
zum Abschied.
Mein Abendprogramm sieht vor, um 9:30 in ‚Brendan’s Pub’ eine Rockband mit ihrer Show ‚Rock this Town’ anzusehen und die Biere des Pubs zu verkosten. Da noch Zeit bleibt, nehme ich eine ‚Bloody Mary’ auf Kosten des Gutscheins an einer der 4 großen Bars. Das hätte ich mir schenken können, das Zeug ist Eiswasser mit Tomatengeschmack!
Ich begebe mich aufs Zimmer und lege mich kurz aufs Ohr. Plötzlich pumpert es lautstark und jemand versucht die Tür zu öffnen. Hat Corvin durchgedreht, weil er noch keine geraucht hat?
Ich springe zur Tür und werde von Mike Tyson und Hulk Hogan überrannt. Im Hintergrund erkenne ich den Oberbefehlshaber der 6. Flotte und einen Folterknecht
. Vier bis an die Zähne bewaffnete Security Guards stehen im Zimmer. Jemand hat sie verständigt, da angeblich aus unserem Zimmer laute Hilfeschreie, Poltern und Stöhnen erklungen seien. Na das ist doch mal was. Als sich das Bettzeug als nicht blutgetränkt erweist und sich auch in der Badewanne keine ertränkte Frau befindet, ziehen die Kerle unter heftigem Murmeln von Entschuldigungen wieder ab.
Corvin betritt gleichzeitig den Raum und meint lakonisch: ‚Hast dem einen komischen wenigstens einen Haken verpasst?’ Na super. Dem werden jetzt aber schnell die Actionfilme gestrichen.
Auf den Schrecken hin lasse ich Corvin am Läppi sitzen und Internet surfen, ich verziehe mich in ‚Brendan’s Pub'. Ein oder mehrere Drinks tun dringend Not. Die Rockband erweist sich als kaum eingespielt mit dem eher mediokren Elvis-Verschnitt als 'Solostargast'. Außer laut sind sie nur laut.
Von
keine Spur!
Ich genehmige mir trotzdem oder gerade deswegen ein paar 'Harp’s Lager' und verziehe mich, als Sibylla gegen 11:30 im Pub auftaucht, mit ihr aufs Zimmer. Beim Lift begegnen wir Mike Tyson, der mich gequält angrinst.
Als ich dann Sibylla von der abendlichen Security Action erzähle, meint sie heimtückisch grinsend:
‚Warst gar so schlecht, dass sie gleich zum Schreien angefangen hat?’
Rote Karte, Streichung des Fensterplatzes beim Heimflug, Androhung des üppigen Verbrauchs von zu bügelnden Hemden und Rückziehung des Staubsaugeversprechens.
Gute Nacht!
Ausgaben:Essen und Trinken: $77
Parkgebühren: $4
Einkäufe: $28
Thema: pierremw... live from California! (Gelesen 38754 mal)
