Di., 22.5.Wie die Tage zuvor schauen wir nach dem Aufstehen zuerst aus dem Fenster und starren ungläubig auf den heftigen Regen. Es ist wie ein kleiner Schock
Was sollen wir tun
Sind die Gravel Roads befahrbar
Wie lange wird es noch regnen, verziehen sich die Wolken
Wir schalten den Fernseher an und zappen bis zum Weather Channel. Nach einigen Minuten ist dort auch der Westen an der Reihe und wir sehen auf den Satellitenaufnahmen ein riesiges Schlechtwettergebiet über dem Westen der USA. Es erstreckt sich vom Nordwesten bis hinunter nach Texas
Nur das südliche Arizona und Kalifornien ist davon nicht betroffen. Sie melden, dass Flagstaff sogar nur 37 Grad F hat, was knapp über Null Grad Celsius bedeutet. In der Animation können wir erahnen, dass im Norden von Arizona und in Utah so schnell keine Wetteränderung zu erwarten ist. Nach dem Frühstück wollen wir am PC in der Lobby noch bei weather.com vorbeischauen, da diese eine Vorschau über mehrere Tage haben.
Wie nicht anders zu erwarten, sagt weather.com für die nächsten Tage sehr bewölktes Wetter mit Regen voraus. Wir brauchen nicht lange zu Grübeln und entschließen uns zur Flucht nach Süden
Zuerst wollen wir nach Mesa westlich von Phoenix und den Apache Trail fahren, danach vielleicht nach Tucson zu den beiden Saguaro Parks zum Wandern.
Schnell packen wir unsere Koffer zusammen, stornieren an der Rezeption die nächsten 3 gebuchten Tage und checken aus, beladen das Auto, tanken noch voll und los geht’s auf dem Highway 89 nach Süden. Immer wieder geraten wir in Regenschauer
und der Himmel besteht aus einer grauen Wand. Erst südlich von Flagstaff sehen wir die ersten Wolkenlücken. Etwa auf dem halben Weg von Flagstaff nach Phoenix verschwindet auch die letzte Wolke, bei angenehmen Temperaturen.
In Mesa angekommen, ist es hier im "Flachland" wieder richtig heiß. Zum Glück bringt der Wind etwas Linderung. Wir checken für 1 Nacht im Best Western in Mesa ein, das wir uns im Internet herausgesucht hatten. Das Überraschende daran ist, dass es kein Hotel, sondern ein Motel ist. Es hat High Speed Internet und das erforderliche Kabel leihe ich mir beim Einchecken gleich aus.
Das Zimmer ist einfach, aber sauber. Es liegen einige Infos im Zimmer aus und darunter finde ich auch Hinweise zu Malls in Phoenix und Umgebung. Ich werfe den Laptop an und schaue bei Google Earth was in der Nähe liegt und sich zum Essen anbietet. Die Food Courts der Malls sind meist nicht schlecht und dort kann jeder nach seinem Geschmack bestellen.
Wir fahren zur Superstition Springs Mall und sind erstaunt, dass diese Mall aus vielen Einzelgebäuden besteht, die nicht miteinander verbunden sind. So gibt es auch keinen der "klassischen" Food Courts, sondern wieder Einzelgebäude, in denen jeweils eine bestimmte Lokalität enthalten ist. Auf unserer Erkundungsrunde entdecken wir zufällig das Old Country Buffet. Ein Buffet ist immer gut, denn auch hier kann jeder nach seinem Geschmack essen. Für 10,58 $ plus Tax gibt's doch tatsächlich ein tolles und gut schmeckendes Essen, einschl. der alkoholfreien Getränke. Wie bei Buffets üblich haben auch wir zu viel gegessen. Wir schleppen uns und unsere Bäuche zum Auto und fahren ins Hotel zurück.
Petra fällt früh ins Bett und ich hänge bis Mitternacht am Laptop. Durch den Fahrtag gibt’s heute keine Fotos zum Überspielen, dafür gescheiten Internetzugang.
Gefahrene Meilen: 334
Übernachtung: Best Western, 79 $ + Tax
Mi., 23.5.Wie schön ist es doch, wenn man aus dem Fenster schaut und einem der blaue Himmel anlacht. Wir besprechen das Tagesprogramm und auch die nächsten Tage. Für heute ist die Entscheidung leicht gefallen, den Apache Trail fahren und das Tonto NM besuchen. Aber wie soll es dann weiter gehen
Letztlich sprechen wir uns gegen Tucson aus, weil wir uns so noch weiter von unserer eigentlichen Route in Utah entfernen. Und so wird beschlossen, nach dem Mittag bis zum Joshua Tree NP weiterzufahren.
Wieder muss unser ganzes Gerödel in den Wagen, aber so langsam stellt sich darin Routine ein. Von Mesa fahren wir auf dem Interstate 360 und später auf dem Highway 60 nach Osten bis Apache Junction. Dort wechseln wir auf die State Route 88 und erreichen bald den Lost Dutchman SP sowie die Goldfield Ghost Town, die seit unserem letzten Besuch 1999 weiter aufgepeppt wurde. Scheint bei den Touris gut anzukommen. Dort halten wir uns aber nur ein paar Minuten auf und fahren weiter. Aber nicht nur die Ghost Town hat sich verändert, auch frisst sich die Bebauung leider immer weiter in Richtung Lost Dutchman SP und dem Tonto National Forest. Eine erschreckende Entwicklung, die aber vielerorts im Südwesten zu beobachten ist. Vielleicht auch in anderen Teilen der USA, aber da kommen wir zu selten hin, um es beurteilen zu können.
Nach dem wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, kommen wir in "unsere" Landschaft. In den Berghängen der Superstition Mountains stehen die großen Saguaros, Opuntien und viele, viele kleinere Kakteen, die man aus dem Auto nur ganz schwer erkennen kann.
Dann kommt ein kurzer Abschnitt, in dem die Felsen besonders gelb sind. Mit was sie überzogen sind, kann ich nicht genau sagen. Es sind sehr wahrscheinlich Lichens (gesprochen: Leikens), eine Symbiose aus Pilzen und Algen, die man hier im Südwesten auf Felsen und auch auf Baumstämmen sehr häufig sehen kann.
Ein paar Meilen weiter treffen wir auf den ersten Stausee, den Canyon Lake. Naja, ein See in der Wüste, aber ohne ein landschaftliches Highlight zu sein.
Der nächste Stopp ist Tortilla Flat. Eine Mini-Westernkulisse, in dem eine handvoll Leute leben und den Superstition Saloon betreiben. Natürlich gibt’s auch etwas zum Beißen.
Dort ist gleichzeitig das kleine Post Office untergebracht.
Etwas abseits steht noch ein kleines Museum. Alles sehr fotogen und urig. Bis Tortilla Flat ist die Straße asphaltiert. Das hält auch noch ein paar Fahrminuten an, doch dann wird’s auf den nächsten 22 Meilen staubig. Wir halten nicht nur an den Aussichtspunkten, sondern auch zwischendurch, um die Landschaft zu genießen und zu fotografieren.
Der Straßenzustand ist gut und für einen SUV absolut kein Problem. Auch mit einem WoMo wäre der Apache Trail heute machbar gewesen, allerdings macht das Washboard einem WoMo wesentlich mehr zu schaffen als unserem SUV. Im weiteren Verlauf sind ein paar enge Kurven zu nehmen und einige Passagen sowie die Stahlbrücken können nur ohne Gegenverkehr passiert werden.
Unmittelbar auf den Canyon Lake folgt mit dem Apache Lake der nächste Stausee.
Der Apache Trail verläuft mal hoch über den Stauseen, dann mal wieder am Ufer und an anderen Stellen ist von den Seen weit und breit nichts zu sehen.
Am Ende des Apache Trails steht der Roosevelt Dam, der den gleichnamigen See aufstaut. Hier endet die Gravel Road und der Asphalt hat uns wieder. Am Staudamm liegt der Inspiration Point mit überdachten Sitzgelegenheiten.
Wir schießen die letzten Fotos am Wasser und fahren nun Richtung Süden zum Tonto NM. Bis dahin sind es nur wenige Meilen auf der State Route 88.
Vom Parkeingang sind es ein paar Minuten bis zum Visitor Center. Dort schauen wir uns die kleine Ausstellung an. Es wird das Leben der einst hier ansässigen Salado-Indianer skizziert, die etwa von 1150 bis 1450 n.Chr. hier lebten. Natürlich ist auch die heimische Tier und Pflanzenwelt ausgestellt. Direkt vom "Showroom" kann man hinauf zum eigentlichen Highlight des Parks, der Höhle mit den Cliff Dwellings, gehen.
Doch vorher müssen wir noch einmal zum Auto, um Fotoausrüstung und Wasser mitzunehmen. Kurz entschlossen mag Petra nicht mit zur Höhle aufsteigen, es ist ihr schlichtweg zu heiß. Ein wenig kann ich es ja verstehen. Es ist high noon und die Sonne steht fast senkrecht über uns, kein Wölkchen am Himmel und schweineheiß. Aber da wir nun schon mal hier sind, mache ich mich auf den Weg. Ich gehe wieder vorne ins Visitor Center hinein, um es gleich wieder auf der Rückseite zu verlassen. Der etwa 800m lange Trail führt flott ansteigend hinauf zur Höhle, zu den Lower Ruins. Der Weg ist asphaltiert und verführt zu schnellem Gehen. Ich merke wie ich außer Puste gerate und stoppe einen Moment. Der Blick auf den Roosevelt Lake mit den blühenden Saguaros im Vordergrund ist schon toll, obwohl der See in dieser Landschaft irgendwie fehl am Platze ist, aber das wollen wir jetzt nicht vertiefen.
Ich schalte einen Gang zurück und gehe die restlichen Höhenmeter etwas gemütlicher an.
Oben angekommen, danke ich innerlich den alten Salados, dass sie ihre Behausung unter einem Felsüberhang gebaut haben, denn hier ist die Temperatur erträglich. Ich steige in alle zugänglichen Räume bzw. den Resten davon und mache ein paar Fotos.
Die Anlage kann natürlich nicht mit den großen Klippenhäusern im Südwesten wie z.B. im Mesa Verde NP mithalten, dafür entschädigt die Lage und die tolle Kakteenlandschaft.
Lange habe ich mich hier oben nicht aufgehalten, denn wir wollen heute noch bis zum Joshua Tree NP fahren und der Apache Trail will auch noch einmal gefahren sein. Am Auto angekommen, fotografiert Petra einige Saguaro-Blüten und einen Kolibri. Direkt am Parkplatz stehen einige dieser Riesen in der Böschung, so dass einige Blüten fast auf Augenhöhe sind.
Wir reißen uns von den Kakteen los und fahren zurück zum Apache Trail. In der entgegen gesetzten Richtung entdecken wir doch wieder neue Motive und so kommen wir langsamer voran als erhofft. Erst gegen halb vier sind wir wieder in Mesa.
Dort holen wir uns im Wal-Mart für den heutigen Tag noch etwas zum Essen sowie 2 Steaks für den morgigen Grillabend im Joshua Tree NP. Nun aber los, sonst schaffen wir es heute nicht mehr bis ins Örtchen Joshua Tree. In Mesa geht’s auf dem Interstate flott voran, doch je näher wir an Phoenix heran kommen, umso dichter wird der Verkehr. Auf der Gegenspur stehen sie bereits, klar, die fahren Stadt auswärts, aber das steht uns auch noch bevor. Ein paar Meilen können wir noch fahren, doch dann hat auch uns die Rush Hour in Down Town gefangen und wir stehen. Ab jetzt heißt es Stopp and Go und dies trotz der 6 Fahrspuren in jede Richtung. Meile um Meile quälen wir uns durch Phoenix. Das gibt uns allerdings die Möglichkeit, die frittierten Hähnchenstreifen und das Baguette zu essen. Nach gut einer Stunde können wir wieder Fahrt aufnehmen, aber der Verkehr ist weiterhin sehr dicht. Es dauert eine weitere halbe Stunde bis wir endlich mit 80 mi/h Richtung Westen düsen können.
Düsen hört sich so schnell an, doch die 200 Meilen auf dem Interstate haben sich ganz schön gezooooogen. Kurz nach 20 Uhr erreichen wir den Südeingang vom Joshua Tree und wir spielen kurz mit dem Gedanken, quer durch den Park zum Ort Joshua Tree zu fahren. Das Risiko ist uns aber zu groß, nicht dass wir am anderen Parkende vor einer verschlossenen Schranke stehen. So fahren wir auf dem Interstate weiter und biegen später auf die State Route 62 ab. Die SR 62 sind wir zuletzt 1991 gefahren. Damals gab’s entlang der Straße nur wenig Bebauung, ganz im Gegensatz zu heute. Wir fahren durch eine nicht endend wollende Lichterkette aus Tankstellen, Geschäften und Wohnhäusern, die nur durch wenig unbebaute Abschnitte unterbrochen wird. Erst wenige Meilen vor dem Ort Joshua Tree kommt eine wirklich große Lücke in der Lichterkette. Gleich am Ortseingang steht das High Desert Motel, das wir um halb zehn erreichen.
Es ist ein etwas älteres, aber frisch renoviertes Motel der einfachen Art. Der Check-in Bereich hat noch keine 10 qm und hinter der vergitterten Glasscheibe über dem Tresen ist niemand zu sehen. Wir klingeln und kurz darauf kommt ein älterer Herr, den wir wohl vom Fernseher weggeholt haben. Wir nehmen ein Zimmer im Erdgeschoss, da wir nicht unser ganzes Gepäck die Treppen hoch schleppen wollen. Da es in dem Ort mit Unterkünften mau aussieht, das Zimmer sauber ist, geht es für 2 Nächte in Ordnung.
Petra fällt nach dem Einräumen ziemlich schnell ins Bett, während ich bekanntermaßen wieder den Laptop anwerfe und bis Mitternacht Fotos überspiele und am Reisebericht tippe.
Gefahrene Meilen: 460
Übernachtung: High Desert Motel, 60 $ inkl. Tax