So., 10.6.Der Blick aus dem Fenster lässt wieder auf einen traumhaften Tag hoffen. Heute wollen wir in die Coyote Buttes North (CBN). Leider fühlt sich Petra schon beim Aufstehen nicht wohl. Da wir den Wave Besuch nicht um einen Tag verschieben können, muss ich wohl alleine los.
Ich lasse es ruhig angehen, denn ich möchte die späte Nachmittagssonne zum Fotografieren nutzen. Nach dem süßen Frühstück packe ich zusammen, was ich alleine tragen kann. Teile der Fotoausrüstung lasse ich zurück, wie z.B. den Telezoom und das Makroobjektiv.
Zum wiederholten Male geht's auf den Highway 89 in Richtung Westen, vorbei am Glen Canyon Dam, der Paria Contact Station und nach 35 Meilen erreiche ich den Abzweig der House Rock Valley Road. Die Gravel Road ist trocken und in einem guten Zustand. Schnell sind die 8 Meilen bis zum Wirepass Trailhead gefahren. Dort stehen schon ein paar Autos, aber es ist niemand zu sehen. Rein in die Wanderschuhe, der Rucksack steht bereit, die Kamera ist auf dem Stativ, es kann losgehen. Aber halt, zuerst besuche ich noch das Toilettenhäuschen. Die nächsten Stunden findet sich so etwas nicht wieder.
Um kurz nach 10 Uhr marschiere ich los und bereits jetzt sind es weit über 20 Grad. Ich vermeide den Wash und benutze dafür den parallel verlaufenden Trail, der ist nicht ganz so tiefsandig. Nach einem halben Kilometer endet der Trampelpfad und ich muss nun doch in den Wash.
Nach ein paar Minuten steht ein Wegweiser, der nach rechts aus dem Wash zeigt. Es geht ein Stück steil empor und dort steht dann der Trailregister. Ich trage mich ein und nehme anschließend den etwa 1 km langen sandigen bis tiefsandigen Abschnitt bis zum ersten Felsrücken. Auf diesem Stück kommt mir schon ein amerikanisches Pärchen entgegen. Na das war aber nur ein kurzer Besuch der CBN.
Ein schöner Leopard Lizard kreuzt meinen Weg
Ich muss aufpassen, hier nicht den ganzen Weg zur Wave zu beschreiben
Endlich habe ich Sandstein unter den Schuhen, so läuft es sich viel angenehmer. Die Kamera ist häufig im Einsatz, was natürlich aufhält.
Auf dem weiteren Weg kommt mir eine 5er Gruppe entgegen. Dabei sind Borni, Bia1983 und Aaronp aus dem Forum. Sie sind bereits sehr früh aufgebrochen, um der Hitze des Tages zu entgehen. Wir plaudern ein paar Minuten und gehen in entgegen gesetzten Richtungen auseinander.
Mit den Ohren hört der alles
Nach meinem Tagesplänchen sollte mein erstes Ziel die North und South Teepees werden. Ich entscheide mich dagegen, denn auch wenn ich die Wave schon kenne, reizt sie mich noch einmal.
Die North und South Teepees
Es ist high noon, die ideale Zeit für die Wave. Dazu verdeckt kein Wölkchen die Sonne, einfach super. An der der Wave ist nur ein Pärchen unterwegs, so kann man sich beim Fotografieren leicht aus dem Weg gehen. Die Wave hält mich länger gefangen als ich es vor hatte.
Eine volle Stunde habe ich hier verbracht und gehe nun oberhalb der Wave, am Fuße vom Top Rock in Richtung Osten. Mal schau’n wie die Teepees von hier aussehen und wie der Weg wäre. Wow, sie sind doch ein ganzes Stück weg, wobei dies mehr für die Zeit als für die tatsächliche Entfernung gilt. Die Strecke erscheint mir sehr sandig und das Gelände nicht einfach. Was nun
Es ist bereits 13 Uhr und Schweine heiß. Die Teepees hake ich schweren Herzens ab. Komme ich von hier hoch zum Top Rock
Sieht gar nicht so steil aus. Ich versuche es und steige immer höher. Von hier oben hat man eine ganz andere Perspektive der Wave und der Brain Rocks.
Mal eine andere Perspektive auf die Wave....
.... und auf die Brain Rocks
Immer auf der Suche nach dem flachsten Teilstück und sicherem Halt geht es höher hinauf. Irgendwann, schon sehr weit oben, verlässt mich der Mut und ich entschließe mich zur Umkehr. Wie es meistens so ist, der Aufstieg gestaltet sich einfacher als der Abstieg. Mist, wo bin ich nur hochgestiegen
Von hier oben sieht alles verdammt steil aus. Sehr vorsichtig steige ich Meter für Meter wieder ab, bis es flach genug ist und ich wieder Richtung Wave gehen kann.
Bei der Urlaubsvorbereitung hatte ich natürlich die einschlägigen Websites durchforstet und mir eine Karte mit der Aufstiegsroute zum Top Rock über die Nordwestflanke ausgedruckt. Ich krame die Karte aus dem Rucksack und schaute mir den eingezeichneten Aufstieg in Natura an. Ne ne, das letzte Drittel des Aufstiegs erscheint mir doch sehr ambitioniert zu sein und da ich alleine bin, gehe ich das Risiko nicht ein und lasse auch den Top Rock ausfallen.
Top Rock
So bleiben für einen späteren Besuch der CBN genügend Highlights über. An dieser Stelle habe ich für heute zum letzten Mal eine Menschenseele in den CBN gesehen und es ist noch nicht mal 14 Uhr.
Mein nächstes Ziel ist die Second Wave. Die erreiche ich nach ganz kurzer Zeit, liegt ja praktisch "um die Ecke". Bevor die Kamera zum Einsatz kommt, will ich meinen Magen beruhigen, der seit geraumer Zeit knurrt. Vergeblich suche ich einen geeigneten schattigen Platz und lande mehr liegend als sitzend unter einem Mini-Felsüberhang. Dort würge ich das "wohltemperierte" Sandwich mit lauwarmem Wasser hinunter, köstlich. Ein paar Minuten genieße ich noch den Schatten, doch dann zieht es mich weiter. Der Anblick der Second Wave ist sehr ernüchternd. Sieht zwar ganz nett aus, bringt's aber um 14 Uhr bei strahlendem Sonnenschein nicht so richtig.
Mehr aus just for fun versuche ich den Standort von Karstens Foto zu treffen. Egal ob mit Polfilter und oder Unterbelichtung, um diese Uhr- und Jahreszeit sehen die Fotos einfach nach nichts aus, das ist mir auch klar.
Danach statte ich den Brain Rocks einen kurzen Besuch ab.
Man glaubt es kaum, wie einem der heiße Planet die Lust am Erkunden und Rumklettern nimmt. Die Sonne brennt nun richtig kräftig herunter, deutlich über 30 Grad. Der Wind bringt auch keine Abkühlung mehr, fühlt sich mehr wie ein Heißluftfön an. Jammern hilft nichts, weiter geht's. Ein weiterer Punkt meiner möglichen To Do Liste ist der Sand Cove Arch. Er soll nur eine halbe Meile von der Wave entfernt sein. Dorthin gehe ich zuerst zurück, werfe das GPS an und gehe, mich links haltend, den Wave-Aufstieg hinunter. Die ersten Meter gehen gleich wieder durch richtig tiefen Sand. Ich komme gerade in einen etwas schmaleren Einschnitt und da erwischt mich eine schöne heftige Windböe. Sie wirbelt den feinen Sand auf und alle schwitzigen, freiliegenden Stellen am Körper werden mit Sand eingepudert. So kann keine Freude aufkommen und zu allem Überfluss endet der Einschnitt auch noch in einer Sackgasse. Ich steige auf eine höhere Position, schaue in die vom GPS angezeigte Richtung und muss feststellen, da wartet noch viel Sand auf mich. Nee, dass muss man sich bei den Temperaturen nicht antun. Eh, bin ich heute bei Pleiten, Pech und Pannen
Früher als erwartet, habe ich dank der Hitze die Nase voll und trete gegen 16 Uhr den Rückweg an. So ganz taufrisch bin ich nun nicht mehr. Die Temperaturen, der tiefe Sand und die Kletterei haben doch Kraft gekostet. Etwas langsamer als üblich gehe ich entlang der Cones zurück und versuche ein wenig Schatten mitzunehmen, doch davon gibt’s leider viel zu wenig. Am Ende des Felsrückens hat mich die GPS Ungenauigkeit veräppelt und so finde ich den Abstieg nicht auf Anhieb. Ich muss widerwillig ein Stück zurück und etwas tiefer noch einen Felshang umrunden. Unten angekommen, hätte ich nur noch gut eine halbe Stunde bis zum Auto, aber nix da. Ich habe noch einen Rendevouz mit einem Arch. Ich möchte zum kleinen "Double Arch", den Peter Schäfer auf Steffens Website beschrieben hat.
Hinter einem kleinen Baum lege ich im Schatten eine Pause ein und werfe einen Blick auf das GPS Gerät. Es sagt 0,5 Meilen (Luftlinie, Laufweg etwa 1 km) in südwestlicher Richtung bis zum Ziel. Die schaffe ich auch noch, obwohl wenn meine Beine ganz schön schwer sind. Ich wuchte den Rucksack wieder hoch und die Kamera auf die Schulter. Bereits die ersten Schritte sind mühsam, denn es geht wieder nur in tiefem Sand vorwärts. Beinahe laufe ich an dem kleinen Seitenwash vorbei, hat aber gerade noch gereicht.
Der schmale Wash ist ebenfalls sehr sandig und ich schleppe mich Meter für Meter weiter. Die Hitze steht in dem Wash und am Himmel keine einzige Wolke. OK, wären Wolken am Himmel, hätte ich auch wieder gemeckert. Kurzer Stopp und ein paar Schluck Wasser trinken. Bäh, das Wasser ist mehr als lauwarm. Außerdem, hat man den Trinkschlauch vom Mund genommen, so klebt bereits nach wenigen Schritten die Zunge schon wieder am Gaumen. Schleife für Schleife geht’s den Wash hinauf und das GPS zählt nur langsam rückwärts. Muss das jetzt sein
Ich stehe vor einer Felswand, etwa 5 Meter hoch. Schei....... Also seitlich die Böschung hoch und ich umgehe die Wand. Was soll ich sagen, noch keine hundert Meter weiter steht die nächste Wand. Wieder die Böschung hochgequält und nochmals warmes Wasser nachgetankt. Da alle guten Dinge 3 sind, kommt natürlich noch so ein Absatz. Das GPS ist nun bei unter 0,1 Meilen angelangt. Es besteht Hoffnung auf ein baldiges Ende. Als das GPS nur noch 0,01 anzeigt, stellt ich Stativ und Rucksack unter einen Baum, verschnauft einige Minuten, versuche mit etwas Wasser die letzten Lebensgeister zu aktivieren und gehe auf Archsuche.
Zum Glück habe ich gleich die richtige Richtung eingeschlagen und den Arch sofort oberhalb des Washes gefunden. Ich hole Rucksack und Stativ nach und mache im Schatten des Arches die nächste Pause. Das Wasser aus dem Trinkbeutel ist leer, aber im Rucksack steckt noch eine Flasche mit einem halben Liter, die nun umgefüllt wird. Da ja heute nicht mein Tag ist, finde ich für den Double Arch nicht den richtigen Fotostandpunkt und ehrlich gesagt, ist mir das zu diesem Zeitpunkt auch egal.
Nach ein paar Fotos beginnt nun wirklich der Rückweg zum Auto, aber noch liegen fast 3 km Wegstrecke vor mir und die sind meist tiefsandig. Auch wenn der Wash ein leichtes Gefälle hat, will der Kilometer in dem Wash erstmal gelaufen sein. So, der Kilometer ist geschafft und ich stehe wieder am ersten Felsrücken der Wave Wanderung. Nun muss das sandige Teilstück über die Freifläche überstanden werden. Zu allem Überfluss steigt der Weg an, nicht steil, aber er zieht stetig hoch. Das warme Wasser hilft kaum. Zum Glück kühlt der Wind jetzt ein wenig. Der Trail-Register ist erreicht und ich trage mich aus. Dann beginnt der kurze Abstieg in den Coyote Wash. Wieder sind tiefsandige, kiesige Stellen dabei. Der Spaßfaktor hat spätestens jetzt seinen Nullpunkt erreicht.
Nach 0,5 Meilen im Wash geht's seitlich raus und um kurz nach halb sieben bin ich am Parkplatz. Dort erwartet mich leider keine Abkühlung in Form von kalten Getränken, denn die Kühlbox hatte ich für Petra im Hotel zurück gelassen. Das Wasser im Auto ist natürlich auch brühwarm, aber besser als nichts. Ich bin platt, leer, ausgelaugt, fix und alle
Und das, obwohl ich "nur" etwa 8,5 Stunden unterwegs war. Also Gerödel ins Auto geworfen, schnell die Wanderschuhe aus, Klimaanlage an und losgefahren. An die Höchstgeschwindigkeit von 25 mi/h halte ich mich nicht und fliege über die Bodenwellen. Auf dem Hwy 89 geht's dann etwas gesitteter, aber dennoch sehr zügig nach Page zur kalten Diet Coke und der Dusche.
Fazit: bis zur Wave und wieder zurück, kann man es als "Normalsterblicher" fast bei jeder Temperatur schaffen. Bei deutlich über 30 Grad und wolkenlosem Himmel, sollte man zusätzliche Abstecher mit ständigem Auf und Ab nur bei sehr guter Kondition, aber am Besten gar nicht machen. Da bleibt der Spaß auf der Strecke, aber genau der Spaßfaktor bringt uns hier her und Urlaub ist doch eigentlich Erholungszeit.
Gefahrene Meilen: 87
Übernachtung: Best Western at Lake Powell, 89 $ + Tax