2. Tag Sonntag, 02.08.2009 Portland – Columbia Gorge – Mount Hood – Portland
Geschlafen haben wir beide außerordentlich mäßig; der Jetlag in Kombination mit der schweren Schokoladenmousse nebst den dazugehörenden Trüffelteilchen und der Klimaanlage (entweder unerträglich laut oder unerträglich heiß) fordert seinen Tribut. Wir beschließen irgendwann, um 6.00 aufzustehen – aber genau da schlafen wir endlich tief und fest; so wird es dann doch gut 6.30.
Das Frühstück ist nicht so überragend wie die Zimmer. Ich backe mir eine Waffel, Marianne nimmt ein Joghurt; damit nebst Kaffee verziehen wir uns auf die Terrasse im Obergeschoß, wo wir es sehr gemütlich in der noch angenehmen Morgenluft haben.
Nachdem gestern und heute in stetem Fluß irgendwelche SMS auf dem Handy eintreffen (insgesamt 20, lauter Nachrichten von Yahoo-News), rufe ich bei der Cellion-Hotline an und lasse die SMS-Funktion deaktivieren. Das ganze geht auf deutsch und sehr freundlich. Erstmals hat es damit auch mich erwischt, daß ein Abo eines Vorbesitzers der Nummer noch bei mir aufschlägt.
Wir lassen uns im Hotel noch erklären, wo der Saturday Market ist (klar, Saturday Market findet - auch - am Sonntag statt
) ist und ziehen dann los Richtung Columbia Gorge. Beim Exit 17 fahren wir auf den Historic Highway mit einem schönen ersten Aussichtspunkt beim Women's Forum Overlook, der den Erwartungsmaßstab für den Tag setzt.
Columbia River vom Women's ForumOverlook
Etwas später zweigen wir ab zum Larch Mountain – eine 14 Meilen lange Strecke durch den Wald leider ohne jede Aussicht. Oben am Parkplatz muß man (bzw. sollte man - es herrscht "Selbstveranlagung" mit Hinterlegung aus dem Armaturenbrett) einen Permit für 5 USD erwerben, um loszumarschieren. Dann machen wir uns auf den angenehm zu laufenden Weg zum Sherrard Overlook, der es in sich hat: Mt St Helens, Mt Rainier, Mt Adams, Mt Hood und Mt Jefferson umrunden den Platz – leider alle ziemlich im Dunst, aber dennoch imposant und damit den Weg wert.
Mount Hood, unser heutiger Ankerpunkt, vom Sherrard Overlook aus
Die Rückfahrt durch den Wald ist leider auch nicht spannender – es kommen aber bemerkenswert viele Radler entgegen (wie auch im weiteren Verlauf des Tages). Der nächste Aussichtspunkt am Historic Highway ist beim Crown Point Overlook mit einem bemerkenswert scheußlichen Gebäude, aber sehr schönem Blick.
Crown Point, eine Bausünde am Columbia River
Dann kommen die Wasserfälle: Latourel Falls - recht eindrucksvoll, vor allem wenn man bis zum Pool geht, wo man einen schönen Blick auf den Wasserfall, die bemooste Felswand und Basaltabbrüche hat; Shepperd Dell – für mich der schönste; Bridal Veil Falls - auch nicht ohne und mit einem schönen kurzen Spazierweg verbunden.
Latourel Falls
Shepperd Dell - schaut aus diesem Blickwinkel aus, wie mit einem Knoten drin
Bridal Veil Fall, der erst nach einem kurzen Spaziergang zu erreichen ist
Erster Vorgeschmack auf den Regenwald in der Nähe vom Bridalveil Fall
An den hochgelobten Multnomah Falls herrscht kirmesartiger Rummel, was einerseits kein Wunder ist, nachdem wir Sonntag haben und die Columbia Gorge ein beliebtes Ausflugsziel ist. Andereseits waren wir an den vorangegangenen Fällen zwar nicht unter uns, aber der Andrang hielt sich doch in Grenzen.
Zunächst verpflegen wir uns als ersten Gang mit je einem Apfel und gehen dann bis zur Steinbrücke. Unsere Hoffnung, daß sich oberhalb der Steinbrücke die Menge verlaufen und reduzieren würde, hat sich leider nicht bewahrheitet. Amerikaner in Hülle und Fülle sind unterwegs zum oberen Punkt der Fälle, was uns dann so abschreckt, daß wir verzichten. Fotos gibt es übrigens keine, die sind wegen der Gegenlichtsituation alle nicht sehr begeisternd.
Auch die noch folgenden Wasserfälle lassen wir aus, weil auch dort überall heftige Betriebsamkeit herrscht - dabei kann ich mir nicht vorstellen, daß die reizvoller sind als die ersten drei.
Statt dessen fahren wir die I 84 am Columbia River entlang bis nach Hood River, wo wir auf dir US 35 abzweigen, die uns mit der US 26 zusammen um den Mt Hood herumführt. Auf der US 35 ind wir nahezu alleine unterwegs, fahren zunächst durch Obstplantagen mit tollem Blick auf den Berg, dann durch Bergwald.
Mt Hood von der US 35 aus
Aus der Nähe ist der Mt. Hood ziemlich schroff. Wir machen noch einen kurzen Abstecher zur Timberline Lodge (bekannt durch Kubricks Shining!), wo wir kurz unterhalb auf einem „wilden“ Parkplatz halt machen, weil man ganz oben bezahlen müßte und außerdem die Lodge wegen einer größeren Hochzeitsgesellschaft ohnehin nicht zugänglich war. Bei unserem heutigen zweiten Gang (Banane) wundern wir uns, wie es den am Hang befindlichen Horden von Skiläufern Spaß machen kann, bei der auch hier oben herrschenden Hitze dem Wintersport zu frönen.
Mt Hood bei der Timberline Lodge
In dem rot markierten Rechteck tummeln sich die Skiläufer und Snowboarder
Die Rückfahrt auf der US 26 haben wir ziemlich starken Kolonnenverkehr, der jedoch wegen der meist zwei Spuren weitgehend flüssig bleibt. Wir fahren in die Stadt hinein, finden statt (oder trotz?) Navi gleich die richtige Ausfahrt und parken auf der 2nd Ave etwas nördlich von der Burnside. Mit wenigen Schritten sind wir auf dem Saturday Market, der irgendwie der Auer Dult gleicht – nur etwas schriller. Leider ziemlich kommerzialisiert und nicht so Flohmarkt-mäßig, wie wir das erwartet hatten. Immerhin finden wir für Marianne einen ganz hübsches Modeschmuckanhänger mit Silberkettchen.
Portland, Eingang zum Saturday Market
Im Randbereich gibt es durchaus auch Ecken mit - z.T. kurioser - Atmosphäre. Außerdem hat man einen ganz netten Blick auf zwei der vielen Brücken.
Portland Municipal Sewage Pumping Plant (Kanalisations-Hebepumpe) am Fluß
Portland Burnside Bridge
Auf dem Rückweg zum Auto drehen wir noch eine Schleife, ohne daß wir jedoch besonders reizvolle Ecken entdecken können. Wir fahren daher zum Hotel und steigen dort in die Tram, mit der wir wieder zurück in die Stadt bis zu Powells Buchladen fahren, der wirklich unendlich groß und originell ist (auch die Versuche, mit allerlei gewagten und improvisierten Stützen die Zwischendecken am Zusammenbrechen zu hindern, sind der Erwähnung wert). Dann gehen wir noch ein paar Blocks weiter. Die Gegend ist hier zwar besser als um den Saturday Market, aber auch nicht wirklich mitreißend – irgendwie finden wir keinen Zugang zur Atmosphäre der Stadt.
Zurück im Hotel duschen wir uns den Schweiß ab (es hat auch heute wieder um die 34° - und zwar wird es um so heißer, je näher der Abend rückt) und versuchen um die Ecke bei Paley's (gegenüber von unserem gestrigen Restaurant) einen Tisch zu ergattern – geht aber erst um 19.30 – also in einer guten Stunde. Also nehmen wir unser Bier als Aperitif im Hotelzimmer zu uns.
Schließlich essen wir Rabbit Ravioli (mit Speck und Pilzen – geschmacklich ganz hervorragend) und danach Creme Brulee bzw. Tarte Tartin vom Pfirsich mit Lavendeleis. Alles wirklich Spitzenklasse (allerdings auch vom Preis her) – auch das Brot verdient eine besondere Erwähnung - und leider mit ziemlich langen Wartezeiten verbunden.
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