6. Tag Donnerstag, 06.08.2009 Seattle
Von den Fliegern war in der Nacht nichts zu hören; entweder gibt es ein Nachtflugverbot oder wir waren einfach zu müde (oder beides
). Jedenfalls haben wir recht gut geschlafen.
Das Frühstück ähnelt eher einem – guten – Hotelfrühstück als einem B&B, da es nur ein Buffet ohne warme Speisen gibt. Uns reicht das aber völlig, um gut satt zu werden.
Gegen 9.00 machen wir uns bei recht frischer und bedeckter Witterung auf dem Weg zum Bus, der uns in gut 20 Minuten in die Stadt bringt. Als erstes gehen wir über die University Street und die Harbor Steps zur Waterfront. Kurz davor befindet sich die Seattle Steam Company (Fernwärme) mit ganz netten Murals. Leider vom Blickwinkel her nicht gut zu fotografieren. Bei Argosy Tours holen wir unsere Tickets für den Dinner Cruise nach Tillicum Village ab. Boarding wird uns für 16.00 genannt.
Schon nach den ersten Eindrücken freunden wir uns schnell mit der Stadt an. Nur die scheußliche zweistöckige Autobahn, die die Stadt von der Waterfront trennt, stört den Gesamteindruck erheblich - zumal, wenn man an der Waterfront entlang marschiert. An der Abzweigung zum Yesler Way ist ein – um die Zeit offenbar noch geschlossener – Laden mit ganz witziger Bemalung an der Fassade und den Fenstern, Adresse 604 Alsaka Way. Dahinter befand sich zur Zeit unseres Besuches noch ein kultiger Boardshop namens „Snowboard Connection", der auch der Künstlerszene viel Betätigungsfreiraum gibt. Seit Dezember 2009 ist diese waterfront location des Unternehmens geschlossen.
604 Alaskan Way
Kurz danach liegt am Yesler Way, der zum Pioneer Square führt, unmittelbar neben dieser Autobahn und gegenüber einer fürchterlich lauten Baustelle das BW at Pioneer Square – ein Alptraum, dort evtl. gebucht zu haben.
Der Pioneer Square ist von recht hübschen Häusern umgeben, insbesondere natürlich dem 1914 fertiggestellten Smith Tower - einer der ersten Wolkenkratzer überhaupt und lange Zeit das höchste Bürogebäude außerhalb von Manhattan. Leider haben wir verabsäumt, auf die öffentlich zugängliche Aussichtsplattform zu fahren - aber das Wetter hätte die Aussicht wohl ziemlich eingeschränkt. Auf dem Platz selbst ist ein großer Totem Pole aufgestellt.
Smith Tower Seattle
"Cheap Date"
Totem Pole am Pioneer Square
Von dort marschieren wir weiter zur Public Library, einem hochinteressanten modernen Gebäude. Wir lassen uns irgendwo nieder und die Architektur auf uns wirken. Auffallend neben der durchbrochenen Fassade ist im unteren Bereich der Boden, der wie Bleilettern in den verschiedensten Alphabeten gemacht ist.
Public Library
Public Library, Fußboden
Vom oberen Ausgang der Library gehen wir ein Stück die 5th Avenue entlang mit gehobenen Hotels und Geschäften. Dann folgen wir der Union Street bis zum Zugang zum Pikes Market. Die Teegeschäfte zu Beginn erwecken noch unsere Bewunderung, dann wird es jedoch zunehmend drängelig, was zwar zu einem Markt gehört, aber uns nicht so wahnsinnig behagt. Dennoch ist das vielfältige Angebot an Obst, Gemüse, Blumen und natürlich Fisch sehr beeindruckend. Trotz allem überwiegt bei uns der Eindruck eines Touristenevents.
Pike Place Market
Am Ende des Marktes orientieren wir uns kurz und gehen dann die Western Ave durch Belltown bis zum Olympic Sculpture Garden, einer weitläufigen Freiluftausstellung von modernen Plastiken mit Blick auf Stadt und Wasser. Mit Ausnahme eines kurzen Stücks, wo die Autobahn über der Western hinweggeht, ein ganz angenehmer Weg, in Belltown entlang ganz ansprechender Appartementhäuser.
Olympic Sculpture Park - Eagle von Alexander Calder
Noch immer haben wir nicht genug vom Laufen. Als nächstes gehen wir zur Space Needle, die wir nach kurzem Anstehen mittels des Aufzugs erklimmen. Die Sicht auf die Stadt ist schon beeindruckend; von der weiteren Umgebung ist aber aufgrund des trüben Wetters nichts zu erkennen. Dennoch war es den Besuch wert.
Für den Rückweg in die Stadt wollen wir jetzt doch die Füße etwas schonen und nehmen die Monorail. Die Wagen werden offenbar im Originalzustand erhalten und gepflegt. Der Design- und Technikcharme der 60er Jahre hat einen ganz besonderen Reiz (und Erinnerungsfaktor).
Space Needle
Space Needle, Blick auf Seattle
Monorail
Zurück in der Stadt entscheiden wir uns dafür, nicht zurück ins B&B zu fahren, sondern noch etwas zu bummeln. Wir machen es uns daher zuerst im City Centre bequem, wo wir zunächst bei Soups eine French Onion bzw. Italian Vegetables Soup und einen Chicken Salad zu uns nehmen und dann noch einen Starbucks Kaffee genießen.
Dann sind wieder die Füße gefragt. Der Marsch durch etliche Geschäfte führt zu einer sehr schönen Bluse für Marianne bei Banana Republic und zwei Sonnenbrillen (natürlich auch für Marianne) bei Nordstrom Rack. Mit einem nochmaligen Gang durch den Market, der uns jetzt noch voller erscheint, nähern wir uns dem Pier 55, wo unser Schiff nach Tillicum Village auf Blake Island ablegen soll. Wir sind etwas zu früh zum Boarding, haben dadurch aber die Gelegenheit, unter den ersten an Bord zu sein und uns schöne Stühle am Heck des Schiffs auszusuchen, von denen aus wir die Skyline während der Fahrt beobachten können – wind- und sonnenabgewandt.
Nach einer kurzen Hafenrundfahrt geht es auf die Insel. Die Muschelsuppe zur Begrüßung lassen wir aus, das Essen natürlich nicht. Es gibt am Buffet obligatorisch Lachs, der uns schon beim Eintritt erwartet hat, dazu Salat, Reis und/oder Kartoffeln – alles ganz schmackhaft zubereitet. Mit gefülltem Teller wird man in das Longhouse gelotst, wo man an langen Tischen Platz nimmt und mit seinen Nachbarn ins Gespräch kommt.
Blick zurück auf Seattle
Tillicum Village, Lachszubereitung am Grill auf Zedernholz
Nach dem Essen beginnt die Performance: Dances in the Spirit of Coastal Tribes. Zunächst allerdings kommt man sich vor wie im Flugzeug: „This longhouse has three emergency exits on each side, signaled as exit...“. Wenigstens anschnallen muß man sich nicht.
Die Tänze werden ganz eindrucksvoll mit einleitenden Erklärungen dargeboten, wenngleich ich mir über die Authentizität kein Urteil erlauben kann. Da die „echten“ Tänze wohl religiösen Charakter haben dürften, werden die kaum im Zwei-Stunden-Takt veranstaltet; aber wenn es in etwa die Stimmung trifft, ist es ja auch in Ordnung.
Tillicum Village, Tanzaufführung
Danach haben wir noch etwas „Freilauf“ auf der Insel, bevor es auf dem Schiff zurück in die Stadt geht. Es gibt einen kleinen geschlossenen Garten mit etlichen Totemfiguren und am Strand unheimlich viel Schwemmholz. Nach einer leider etwas längeren Wartezeit auf den Bus sind wir gegen 21.30 bei unserem B&B zurück und lassen den Tag ausklingen.
kleiner Totem Pole auf Blake Island
Totemfigur am Hafen von Blake Island
Strand von Blake Island
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