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Autor Thema: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009  (Gelesen 56060 mal)

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ilnyc

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #75 am: 15.02.2010, 13:22 Uhr »
Sehr schöne Bilder vom letzten Tag und das sogar mit Sonne. Ich muss auf jeden Fall nochmal intensiver in die Gegend.

mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #76 am: 15.02.2010, 22:31 Uhr »
15. Tag Samstag, 15.08.2009 Mazama Village – Old Station

So schlecht wie letzte Nacht haben wir im ganzen Urlaub noch nicht geschlafen. Entweder lag es am Wein oder an der Höhenlage (immerhin knapp 1900 Meter) – oder an beidem.

Ziemlich gerädert und appetitlos löffeln wir einen Joghurt aus unseren Vorräten zum selbstgebrauten Tee und packen portionsweise das Auto. Die Luft ist klar und auf den Picknicktischen vor dem Cabin hat sich eine dicke Reifschicht gebildet.


Mazama Village, Cabin

Wir fahren durch Tannen- bzw. Fichtenwälder aus dem Park heraus. Unterwegs begegnen uns dutzende von Radlern, die den Berg hochfahren - die meisten mit einem Nümmerchen am Lenker. Offenbar findet da eine Fahrt zum Crater Lake statt. Irgendwelche Veranstalter oder offizielle Begleiter haben wir allerdings überhaupt nicht gesehen.

Die Wälder gehen in Kiefernwälder über und lockern zeitweise auf und werden durch Farmland unterbrochen. Bald grüßt der Mt. Shasta aus der Ferne.

In Klamath Falls – noch in Oregon – tanken wir nach den gestrigen Erfahrungen an einer freien Tankstelle für 2,799. Eine gute Entscheidung, denn kurz darauf in California sehen wir Preise von 3,299 und mehr. An der Grenze werden wir wieder nach agrarischen Produkten gefragt; unsere Antwort four or five apples wird mit „fine“ quittiert und wir dürfen wiederum passieren.

Rund um den Mt Shasta gibt es ein paar schöne Ausblicke auf den Berg, der uns zwar optisch begeistert, aber aufgrund unserer heutigen Schlappheit nicht zu irgendwelchen Ausflügen anlockt. Nach dem Ort Mt. Shasta werden die Kiefernwälder schier endlos – mit nur einem nochmaligen kurzen Rückblick auf den Berg.


Mount Shasta


Mount Shasta

Am Lake Britton machen wir eine ausgedehnte Picknickpause; ein idyllisches Plätzchen, das wir mehr oder weniger zufällig entdeckt haben. Außer uns sind etliche Angler und Badegäste mit und ohne Boot zugange - aber alles verteilt sich weitläufig.


Lake Britton

Die Weiterfahrt ist dann wieder ziemlich ereignislos. Allmählich kommen Lavagebiete zwischen den immer noch endlosen Waldstücken, bis wir ca. 15 mi vor unserem Quartier durch ein ganz frisches Waldbrandgebiet kommen – an einigen Stellen scheint es auch noch zu qualmen. Erst knappe 2 Meilen vor Old Station wird die Natur wieder grün und lebendig.

Old Station war zunächst eine 1856 - unter dem Namen "Hat Creek Station" errichtete - Kutschenstation auf dem Oregon Trail, die drei Jahre später von Indianern überfallen und niedergebrannt wurde. Daraufhin wurde ein Militärposten errichtet, der schon zwei Jahre später wieder aufgegeben wurde.

Heute steht dort ein ganz putziges Haus als B&B, was schon deshalb bemerkenswert erscheint, weil in dieser Region Quartiere für Nichtcamper den Seltenheitswert der blauen Mauritius haben. Außer dem kleinen B&B mit vier Zimmern gehören etliche sehr schöne Cabins zum Rim Rock Ranch Resort, die vorrangig von Anglern gemietet werden. Wir checken ein und lassen uns von der Innkeeperin einen Kaffee brauen, den wir auf der Porch genießen.


Rim Rock Ranch Resort, B&B-Zimmer


Rim Rock Ranch Resort, B&B-Porch


Old Station, Historientafel

Anschließend machen wir noch einen Abendausflug in den Lassen Volcanic NP – nur bis kurz hinter den Eingang und unternehmen den gemütlichen Spaziergang von einer knappen Stunde um den Lake Manzanita. Im See spiegelt sich der Lassen Peak und es sind Kanufahrer, Schwimmer und Wasservögel unterwegs.


Lassen Volcanic NP, Lake Manzanita


Lake Manzanita, Enten


Lake Manzanita mit Lassen Peak

Auf dem Rückweg fahren wir am B&B vorbei und 6 Meilen weiter bis zum Restaurant „Rancheria“ - so ziemlich das einzige weit und breit. Restaurants haben hier offensichtlich denselben Seltenheitswert wie Motels. Unterwegs machen sich Firefighters an einigen qualmenden Stellen zu schaffen. Gegen 18.30 treffen wir am Restaurant ein. Damit haben wir großes Glück gehabt, denn um 19.00 wird da zugesperrt. Marianne ißt ein New York Steak, ich ein Roastbeef Sandwich – genießbar, aber nichts, was einen vom Hocker reißt. Der Apfelsaft von Marianne hat es übrigens in sich, wie das Etikett verrät:
„100% Apple Juice“ - „from Concentrate with Other Ingredients“ (welch Widerspruch zur ersten Zeile?!) - „Contains Concentrate from Austria, Germany, Italy, Hungary, Argentina, Chile, China, Turkey, Brazil and the United States“ …

Wir müssen extra hinausgelassen werden, weil schon zugesperrt ist. Vor dem Haus halten die Firefighters Lagebesprechung. Selbst von Tahoe North sind welche dabei.

Auf der Porch vor de B&B gibt es dann noch ein Bier. Durch die Hin- und Herfahrerei sind auch heute wieder ganz schön Meilen zustandegekommen:

257 mi
Gruß
mrh400

ilnyc

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #77 am: 16.02.2010, 13:08 Uhr »
„100% Apple Juice“ - „from Concentrate with Other Ingredients“ (welch Widerspruch zur ersten Zeile?!) - „Contains Concentrate from Austria, Germany, Italy, Hungary, Argentina, Chile, China, Turkey, Brazil and the United States“ …
:staunend2:

nordlicht

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #78 am: 16.02.2010, 18:48 Uhr »
Picknick machen wir an einem ganz hübschen Platz schon auf der 234. Irgendwo unterwegs grüßt ein hoher Berg aus der Ferne – Mount Shasta?
Da seid Ihr ein ganzes Ende weg von Mt.Shasta. Ich wuerde vermuten, dass es eher Mt.McLoughlin war. Der muesste auf der 234 meistens schraeg rechts vor Euch sein.
Zitat

Crater Lake, Phantom Ship
Toll. Das verdient einen grossen Abzug. Und dann mit Rahmen an die Wand!

mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #79 am: 16.02.2010, 21:01 Uhr »
Hallo,
Da seid Ihr ein ganzes Ende weg von Mt.Shasta. Ich wuerde vermuten, dass es eher Mt.McLoughlin war. Der muesste auf der 234 meistens schraeg rechts vor Euch sein.
:daumen:
das Witzige daran ist: ich habe gerade in meinen Bildern geschaut und dabei festgestellt, daß ich zwischen Howland Hill Road und Crater Lake exakt ein Foto gemacht habe (wobei ich mich jetzt wieder ärgere, auf den langen schnurgeraden Waldstrecken vor dem Crater Lake nicht kurz für ein Foto angehalten zu haben), und auf diesem Foto ist ein Berg - also wohl der im Bericht erwähnte. Dieses Foto habe ich aufgrund meiner zwischenzeitlichen Landkarten-, Satelliten- und google-Bild-Recherchen (Foto-GPS hatte ich noch nicht) mit Mt Mc Loughlin bezeichnet  8). Den Bericht habe ich hingegen weitestgehend auf meinen seinerzeitigen jeweils abends geschriebenen Reisenotizen aufgebaut. Da hatten wir noch gerätselt, ob das schon der Shasta ist. Schon am nächsten Tag hätte mir klar sein müssen, daß der es nicht gewesen sein kann - da haben wir ihn ja im Halbkreis umfahren. Daß ich den Mt Mc Laughlin zwischenzeitlich identifiziert hatte, ist mir offensichtlich entfallen - es lebe der frühkindliche Alzheimer  :lol:.

Toll. Das verdient einen grossen Abzug. Und dann mit Rahmen an die Wand!
Tolle Bilder vom Crater Lake, vor allem das erste. Danke dafür, bei uns ging sich das ja nicht aus. Besonders gut hat mir auch das Bild aus Bandon mit den Felsen und der Spiegelung am Strand gefallen.
:oops: Danke für das Lob  :oops:
und im übrigen Dank an alle, die noch mitfahren, für Eure Geduld (z.B. beim Laden der Bilder) - die wird noch ganz schön strapaziert werden  :wink:
Gruß
mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #80 am: 16.02.2010, 21:25 Uhr »
16. Tag Sonntag, 16.08.2009 Old Station – Lassen Volcanic NP - Reno

Heute haben wir vorzüglich geschlafen. Frühstück ist auf 8.30 bestellt und mit einigem herumtrödeln schaffen wir das auch. Das Frühstück besteht aus Selbstbedienung mit Toast, Muffins, Obst und was man sonst noch mag. Alles in allem zwar nicht das typische B&B-Frühstück, aber sehr gut und absolut ausreichend. Wir sind die einzigen Gäste und die Innkeeperin läßt uns unsere Ruhe.

Daß wir die einzigen Gäste sind, erklärt sich möglicherweise auch aus der Feuersituation. Die Innkeeperin erzählt uns im Laden, wo wir den Schlüssel zurückgeben, daß erst seit einer Woche wieder Entwarnung herrscht. Vorher war die gegenüberliegende Straßenseite bereits für eine Woche evakuiert, sie selbst war auf „stand-by“ und in der ganzen Zeit ohne Strom oder Telefon. Für uns schon eine schwer vorstellbare Situation: Du bist in Deinem Haus, rundum dichter Qualm und lodernde Bäume, ein paar mal täglich kommt die Feuwerwehr vorbei und sagt einem, ob man mit dem gepackten Auto losfahren soll oder noch bleiben kann. Kühlschrank und Gefriertruhe funktionieren ebensowenig wie Elektroherd, Wasserkocher und Toaster. Bleibt einem nur, im Hat Creek zu angeln und den Fisch auf das offene Holzfeuer zu werfen und ein im Bach gekühltes Bier dazu ...


Rim Rock Ranch Resort - vom Feuer verschont

Wir fahren in den Lassen Volcanic NP und halten zunächst an der Devastated Area. Weil es nicht allzu weit entfernt noch immer brennt, ist die Luft rundum ziemlich rauchgeschwängert, so daß die Aussicht auf den Lassen Peak nur begrenzt ist. Es gibt einen kleinen Trail mit vielerlei Erklärungen zum Vulkanismus. So sind z.B. die verschiedenen Basaltarten dargestellt.


Lassen Peak im Rauch


Tanne wie ein Pfeifenreiniger

Als nächstes machen wir einen kurzen Stop in einer Kurve, wo es zum Hat Lake geht. Von dort soll es zu großen Blumenwiesen gehen. Wie machen aber nur einen kurzen Stop am Hat Lake, über dem man den Lassen Peak immer noch leicht in Rauch gehüllt sieht. Dann fahren wir weiter bis zum Summit Lake, wo man einen 6 – 7 Stunden-Hike zu einer Vielzahl von Seen machen könnte – was wir aber nicht wollen und auch nicht dürften, weil etliche Passagen geschlossen sind – und unternehmen aber nur einen Spaziergang bis zum ersten See.


Hat Lake mit Lassen Peak im Rauchdunst


Summit Lake, auch hier noch ziemlicher Rauch

Bei der Weiterfahrt gibt es am Kings Creek einen dicken Verkehrsstau. Auch wir halten an und gehen nach vorne, wo die Leute ganz aufgeregt zusammenstehen: ein Bär!  Nach den ersten zwei oder drei Bildern fordert prompt die Kamera „Bitte wechseln Sie den Akku“. Also zurück zum Auto gerast und den Akku gewechslt. Als ich wieder zurück bin, ist der Bär natürlich ein ganzes Stück davon marschiert. Dennoch schaffen wir ein paar Aufnahmen von dem braunen Schwarzbär, wie er sich über eine Wiese entfernt und dann in einem abgestorbenen Baum nach Leckerbissen sucht. Den Proportionen nach muß es noch ein ziemlich junges Tier sein – sagen jedenfalls die Leute.


Brauner Schwarzbär


... auf und davon ...


... bis zur nächsten Futterquelle


Der Bär ist weg, die Lupinen bleiben

Der Weg zum Lassen Peak ist gesperrt – offenbar sind größere Wartungsarbeiten nötig. Dementsprechend ist der Parkplatz am Trailhead auch fast völlig leer. Ein paar Leute gehen das erste Stück, aber insgesamt wird das Verbot offenbar doch eingehalten.


Trailhead zum Lassen Peak - Trail gesperrt, Parkplatz leer

Um so mehr drängt sich alles am Parkplatz und auf dem Weg zur Bumpass Hell. Auch der Weg ist ganz gut begangen - es ist ja auch Wochenende. Auch eine fernöstliche Reisegruppe ist unterwegs - zum Glück kommt sie uns gleich zu Beginn des Weges entgegen. Die ganze Zeit um uns hätte ich diese Horde weniger gerne gehabt - auch so sind noch genug Leute da. Etwas über ½ Stunde benötigen wir für den Tail, zunächst gemächlich bergauf, dann etwas steiler wieder bergab, um dorthin zu gelangen:

Eine Art Mini-Yellowstone mit Schwefeldämpfen, einer Fumarole – angeblich die heißeste weltweit – Mudpots und Bubbling Springs und auf der dünnen Erdkruste aufgeständerten Wegen. Auch wenn die Dimensionen nur einen Bruchteil eines der Ziele im Yellowstone ausmacht, ist es die kurze Wanderung wert.


Bumpass Hell


Bumpass Hell


Bumpass Hell


Blick auf den Lassen Peak beim Rückweg

Auf dem Rückweg machen wir einen kurzen Halt an einer schattigen Stelle und verzehren je einen Apfel und ¼ Muffin vom Frühstücksbuffet. Ein weiteres Muffin teilen wir uns dann am Parkplatz.

Bei der Weiterfahrt halten wir noch kurz an den Sulphur Works, wo zwei Fumarolen vor sich hindampfen.


Sulphur Works


Sulphur Works

Nach einem weiteren kurzen Stop am Visitor Center verlassen wir den Park und fahren durch Kiefernwälder zunächst bis Chester am Lake Almanor, wo Marianne einen Kunstgewerbemarkt entdeckt, den wir natürlich aufsuchen müssen. Marianne ersteht eine hübsche selbstgenähte Einkaufstasche aus Stoff.

Dann geht es weiter bis Susanville, wo plötzlich (fast) alle Tankstellen 2,999 verlangen, was wir ausnutzen, nachdem wir zuvor schon wieder Preise von bis zu 3,499 gesehen haben.

Die weitere Fahrt nach Reno ist weitestegehend ereignislos. Die Strecke geht zunächst durch breite Ebenen mit zunächst Farm- und später Weideland, an die allmählich die begrenzenden Berge immer näher heranrücken. Kurz bevor die 395 vierspurig wird, fahren wir zunächst an einem Shoe-Tree vorbei – zum Halten habe ich den zu spät realisiert. Also bei der nächsten Gelegenheit (immerhin etwa eine Meile) umgekehrt und zurück. Das muß man doch einmal aus der Nähe gesehen haben.


Shoe Tree an der Grenze zu Nevada an der US 395

In der Nähe von Reno beginnen plötzlich alle, die sich bislang fast sklavisch an die Speed Limits gehalten haben, wie die Irren zu rasen und kreuz und quer über die Spuren zu wechseln an – offenbar ein typisches Stadtverkehr-Phänomen. Wir müssen aber durch – unser Hilton Garden Inn liegt südlich der Stadt und bietet großzügige King-Zimmer.

Den Rat des – überaus freundlichen – Angestellten am Empfang, zu einem nahegelegenen BJ's zu fahren, schlagen wir nach einem Blick in die Kritiken bei Frommers aus, und fahren nach Downtown zum Beaujolais Bistro, wo wir den Tag feiern und aus gegebenem Anlaß luxuriös ausklingen lassen, mit kalter Gurkensuppe bzw. French Onion Soup, Entenbrust bzw. Mais- und Erbsenravioli mit Hummer und je einem Glas Bandol.

226 mi
Gruß
mrh400

ilnyc

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #81 am: 17.02.2010, 12:52 Uhr »
Trotz Akkuwechsel doch ganz gute Fotos vom Bär!!! Ich hatte bisher 4 Bärensichtungen und habe es bisher noch nicht geschafft, einen in ähnlicher Nähe/Größe festzuhalten.

mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #82 am: 17.02.2010, 20:10 Uhr »
Hallo,
.... und habe es bisher noch nicht geschafft, einen in ähnlicher Nähe/Größe festzuhalten.
was sagt Exif dazu?: Fokus 300 mm, dazu Crop 1,6 => 480 mm; beim ersten Bild dazu noch Ausschnittvergrößerung, das Tierchen war also schon ziemlich weit weg. Die Orginale sind zwar noch schärfer, da macht sich die Kompression für das Forum bemerkbar. Wirklich scharf sind bei den ersten beiden Bildern allerdings leider nur die Kiefernzweige rechts am Bildrand. Insgesamt habe ich bei zweimaligem "Dauerfeuer" (Einstellung "Sport") über 30 Aufnahmen gemacht. Die daraus resultierende kurze Belichtungszeit (1/800 - 1/1000) verhindert zwar Verwacklungsunschärfe, reduziert aber halt die Schärfentiefe. Objektdistanz laut Exif 33,95 m; das halte ich aber für einen Übertragungsfehler, bei anderen Aufnahmen mit einem mehrere 100 Meter entfernten Objekt sagt es mir 57,09 m. Ich bin relativ sicher, den Standard-Autofokus verwendet zu haben, der sich halt irgendetwas zusammenreimt. Zum händischen Nachführen oder gar Wechsel der Autofokuseinstellungen lief das ja alles viel zu schnell ab (zwischen den ersten beiden Aufnahmen liegen zwei Sekunden und sechs Bilder; die zweite Bilderserie ging knapp 30 Sekunden nach der ersten los)
Gruß
mrh400

mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #83 am: 17.02.2010, 20:27 Uhr »
17. Tag Montag, 17.08.2009, 1. Teil Reno – National Automobile Museum

Den heutigen Tag Teile ich in zwei Abschnitte, um die Fotoflut pro Post zu reduzieren (Ich weiß, das ist ein fauler Trick - die Mods mögen es mir verzeihen). Wer Interesse an alten Autos hat, kann sich damit heute entsprechend "bedienen"; wer da nicht so zu begeistern ist, kann dann auf den eigentlichen Reiseteil des Tages im nächsten Post warten.

Wir schlafen gut und lassen den Tag gemütlich angehen. Frühstück gibt es im Hotel, heute mal richtig amerikanisch: Marianne mit eggs easy over, ich mit drei Pancakes. Damit sind wir mehr als satt.

Unser erster Weg führt uns zum  National Automobile Museum. Dieses Museum ist eines der absoluten High­lights einer USA-Reise in diese Region und neben der Collection Schlumpf in Muhlhouse wohl eines der besten sei­ner Art überhaupt, auch wenn nurmehr ein Bruchteil der Harrah’s Collection zusammen erhalten ist. Beide Mu­seen haben auch eine ähnliche Geschichte: Reiche Privatsammler bzw. deren Erben benötigten dringend Geld. Was macht man in einem solchen Falle? Richtig, man verkündet lautstark, daß die Sammlungen aufgelöst und einzeln verkauft werden. Protest regt sich daraufhin, bis sich die Öffentlichkeit aufregt und Vereine gebil­det werden, die mit massiver Unterstützung der öffentlichen Hand das Geld für den Erhalt der Sammlungen aufbringen

Sogar Marianne findet gefallen an den z.T. skurrilen Exponaten. Außerdem gibt es jede Menge zeitgenössisches „Zubehör“ wie Kleidung, Hüte, Schmuck usw. Der Schwerpunkt liegt natürlich bei amerikanischen Herstellern der ersten Hälfte des 20. Jh., aber auch ein Käfer von 1947, ein schöner Delahaye und ein gut restaurierter Flügeltüren-300 SL sind vorhanden. Die Ausstellung ist nach Zeitepochen gegliedert. Neben den reinen Sammlungsräumen gibt es auch im Stil der jeweiligen Zeit dargestellte Straßenzüge, Werkstätten usw.

Im Gegensatz zur Ausstellung, die weitgehend nach Zeitepochen aufgebaut ist, habe ich hier die Bilder etwas mehr nach Themenbereichen sortiert.

Ich beginne mit ein paar Fahrzeugen, die ihrer Zeit voraus waren, weil sie Trends aufzeigen, die erst viele Jahr­(zehnt)e später zum Durchbruch gekommen sind. Dazu gehören zunächst ein Elektroauto von 1912, der Baker. Elek­tro­autos gab es ja immer wieder, ohne daß sie sich bislang wirklich durchsetzen konnten. Ich kann mich noch gut an die in den 50er Jah­ren von der Bundespost zur Paketauslieferung verwendeten Elektrolieferwagen erinnern, die dann sang- und klanglos von den Straßen verschwanden. Heute ist es der große Trend - vielleicht aber auch nur eine vorübergehende Hype (wo soll eigentlich der Strom herkommen, wenn schon derzeit in etlichen Ländern die Kapazitäten und Netze an der Grenze der Belastbarkeit stehen?).

Ebenso hat sich lange Zeit in den USA keiner wirklich um Energieeinsparung gekümmert, obwohl bereits 1937 der Airomobile immerhin 43 mpg schaffte. Gebaut wurde der nie, obwohl der Prototyp über 40.000 Meilen erfolgreich absolviert hatte.

Der Ford Fairlane Skyliner von 1957 war der Vorläufer der heutigen Stahldach-Cabrios, nur in Straßenkreuzer-Dimensionen. Auf Knopfdruck konnte das gesamte Hardtop im Kofferraum versenkt werden, der damit - wie bei den heutigen Stahldach-Cabrios - auf einen Bruchteil seines ansonsten wohnzimmergroßen Volumens reduziert wurde. Die Hauptursache für das Scheitern dieser Baureihe war die empfindliche Öffnungsmechanik, die manchmal in halboffener Position stehenblieb.

Schließlich gibt es auch einen Prototypen mit Vollaluminium-Karosserie, den Scimitar auf Chrysler-Basis von 1959, der aber auch nie in Serie ging. Im National Automobile Museum steht die Station Wagon-Variante, auch wieder mit den typischen Dimensionen der Zeit.


Baker Elektrauto von 1912


Airomobile von 1937


der Kofferraumdeckel ist schon angehoben, um das Hardtop aufzunehmen
Ford Fairlane Skyliner von 1957


Scimitar von 1959

Es gibt auch eine ganze Reihe von Kuriositäten zu sehen. Die witzigste für mich ist der der Briggs & Stratton Flyer von 1920, ein kleines Fünfradgefährt, bei dem das - hinten als fünftes positionierte - Antriebsrad angehoben bzw. abgesenkt wird, wenn man fahren möchte. In Großbuchstaben steht auf der beschreibenden Tafel „they were no toys!“.

Amüsant fanden wir auch einen offenen Knox von 1904 - übrigens mit Einzylinder-Mittelmotor - mit hinten angebrachtem Köcher für Golfschläger.

Schließlich möchte ich in die Kategorie der Kuriositäten noch den dampfbetriebenen Pass Mountain Wagon der Zwillingsbrüder Stanley einsortieren. Der Bus wurde vor allem von Resorts und Parks benutzt, um Gäste zu Aussichtspunkten zu transportieren. Die Gebrüder Stanley hatten zunächst Fotoplatten hergestellt, bevor sie - für längere Zeit durchaus erfolgreich in das Dampfautogeschäft eingestiegen sind. Nach dem Tode eines der Zwillinge verlegte sich der Überlebende auf den Bau von Violinen. Insgesamt also eine breit angelegte unternehmerische Karriere. Das hier gezeigte Fahrzeug diente dem Transport von Gästen von Loveland nach Estes Park, wo einer der Zwillinge in Folge eines Kuraufenthaltes das bekannte Luxushotel The Stanley errichtet hatte, in dem das Buch für Kubricks Shining entstanden ist. (wußte ich alles noch nicht, als wir 2006 das Hotel aus der Ferne bewundert hatten).


Briggs and Stratton Flyer von 1920


Knox von 1904


Stanley Steamer Pass Mountain Wagon von 1913

Als weitere Kategorie gab es Fahrzeugtypen, die Ursprünge von noch immer aktuellen Trends waren.

Da gibt es z.B. eine besondere Variante des berühmten Ford T, den Kampkar (wirklich so geschrieben) von 1921 mit Schlafmöglichkeit für bis zu vier Personen, ausklappbaren Picknicktischen, Kochgelegenheit, Stau­raum für Lebensmittel usw. Damit war er der Vorgänger der RVs von heute.

Nicht weniger schön ist ein Chevrolet Depot Hack mit Holzaufabau von 1926 – der Name stammte aus einer Zeit, als die Bahnhöfe noch Depot hießen. Als die Bahnhöfe von Depot in Station umbenannt wurden, hießen die Fahrzeuge dann Station Wagon – der Name sollte bedeuten, daß mit solchen Autos Hotelgäste vom Bahnhof (station!) abgeholt wurden.


Ford T Kampkar von 1921


Chevrolet Depot von 1926

Zudem gibt es eine ganze Reihe von Prominentenfahrzeugen, darunter - hier nicht abgebildet, weil vom Typ her ausreichend bekannt - eine Corvette von John Wayne, ein Cadillac von Elvis und ein Lincoln Continental von John F. Kennedy.  Etwas weniger geläufig und daher einer Abbildung wert schienen mir ein Chrysler Newport Dual Phaeton mit zwei Windschutzscheiben für die beiden Sitzreihen (und übrigens auch schon Vollaluminiumkarosserie) von Lana Turner, ein Mercury von James Dean (den man ja immer nur mit Porsche assoziiert), sowie ein Ghia auf Chrysler Basis von Frank Sinatra.


Chrysler Newport Phaeton von 1941 von Lana Turner


Mercury Coupé von 1949 von James Dean


Ghia 1961 von Frank Sinatra

Manche Autos sind auch ohne große dahinterstehende Story einfach nur schön, deshalb noch ein paar ohne erläuternde Beschreibung:


American-La France Feuerwehr von 1917


Duesenberg von 1930


Delahaye Cabriolet von 1948


Blick in das Cockpit des 300 SL - Flügeltürers

Auch Details können ihren Reiz haben:


Hupe


Kulissenhebel für Schaltung und Bremse - und Hupe


Lincoln - Kühlerfigur von 1932


Packard Reserverad von 1938

Den Flair der jeweiligen Zeit vermitteln zeitgerecht dargestellte Straßenzüge, Werkstätten und Vitrinen mit verschiedenen Modeartikeln wie Kleider, Hüte, Schmuck.


Hüte und Hutnadeln verschiedener Epochen


Werkstatt der 50er Jahre mit Buick Skylark von 1954

Nicht ganz so gut ausgestattet ist - für den europäischen Geschmack - die Sammlung von Wettbewerbs­fahr­zeu­gen. Aber Formel 1-, Grand-Tourismo-, Tourenwagenrennen oder klassische Rallyes wie Monte Carlo sind in den USA halt nicht so interessant. Da ist Mulhouse - jedenfalls für meinen Geschmack - doch unschlagbar. Den­noch gibt es einiges. Ich zeige hier keine der paar wenigen Europäer, sondern den Thomas Flyer, den Sieger­wagen des Rennens New York - Paris (via USA, Pazifik, Sibirien und Rußland) von 1907. Das Rennen begann im Februar 1908 und dauerte für den Sieger 169 Tage. Die Strecke war auf langen Etappen in einem Zustand, von dem selbst SUV-Fans nur alp­träu­men können. Außerdem ein raketengetriebenes Rekordfahrzeug von 1960, der - allerdings nicht son­derlich erfolgreiche - Flying Caduceus.


Thomas Flyer von 1907


Flying Caduceus von 1960

Viele Dutzende anderer interessanter Exponate, darunter etliche Rolls Royce und Cord, schöne Feuerwehren mit interessanter Ausrüstung, ein Edsel, ein Tucker, Ein Fiat Y 600 D Prototyp von Pininfarina, ein traumhafter Mercedes 500 K usw usf sind zu besichtigen. Die Kamera läuft heiß, nachdem man ungehindert fotografieren darf. Allerdings wird durch dunkle Decken und Wände sehr viel vom Blitz wieder geschluckt.

Wir verbringen nur gut 1 ½ Stunden in dem Museum, ohne die Audiotour, die im Preis inbegriffen war, überhaupt zu nutzen. Das wichtigste steht bei jedem Fahrzeug auf einer Tafel. Wenn man auch noch die Audiotour nutzt, kann man in dem Museum sicher auch einen ganzen Tag verbringen.

Anschließend tanken wir noch, nachdem wir eine Tankstelle mit 2,899 entdeckt haben, was uns angesichts der gesehenen kalifornischen Preise günstig erscheint – war es auch, wenngleich am nächsten Eck sogar 2,699 angeboten wurde – nach der kalifornischen Grenze haben wir sogar 3,999 gesehen.

Gruß
mrh400

ilnyc

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #84 am: 18.02.2010, 13:04 Uhr »
was sagt Exif dazu?

Nix! :lol:
Drei Bären waren einfach zu schnell und schon wieder im Wald bis ich auslösen konnte....
Beim Vierten war er arg weit weg. Ich musste den 10-fach-Zoom bemühen, aber ohne Stativ (wegen der Hektik natürlich nicht aufbaubar). Vergrößerte Ausschnitte brachten es weit genug, dass man den Grizzly als solchen erkennt. Das war schon okay. Aber etwas bildfüllender möcht ichs schon auch gern irgendwann nochmal schaffen.

Das Automobilmuseum sieht wirklich toll aus. Das merke ich mir auf jeden Fall vor für die Gegend!

mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #85 am: 18.02.2010, 20:17 Uhr »
17. Tag Montag, 17.08.2009, 2. Teil Reno – Bodie – Lee Vining

Jetzt gehen wir aber wirklich auf die Reise. Unsere Fahrt geht auf dem Mt Rose Highway hoch ins Gebirge über einen aussichtsreichen Paß in Richtung Lake Tahoe. Erst im zweiten Anlauf finden wir im ersten sehr touristifizierten Ort am See (Crystal Bay) einen Supermarkt, wo wir einen Salat erstehen können. Der erste Laden, in den wir hineingeraten waren, war eine Mischung aus Bar und kleinem nicht sonderlich einladenden Lebensmittelverkauf. Nach kurzer Weiterfahrt sehen wir eine Abzweigung mit Picknicksymbol – den Sand Harbor Beach State Park und löhnen 8 USD für den Eintritt. Marianne will unbedingt sofort schwimmen ("was soll ich denn in Bodie?!"), aber ich kann sie überreden, daß wir zunächst etwas essen. Die ersten Parkplätze sind gut gefüllt, aber ganz hinten finden wir einen einsamen Schattenplatz. Im Picknickbereich sind wir ganz für uns alleine mit einem Blue Jay – offenbar sind alle am Strand.


Lake Tahoe vom Mt Rose Highway aus


Blue Jay am Picknickplatz


Lake Tahoe

Schwimmen ist inzwischen offenbar nicht mehr so wichtig (wir hätten ja auch keine richtige Ausstattung wie Handtücher), aber wenigstens die Füße will Marianne ins Wasser stecken. Der Strand ist ein sehr angenehmer grobsandiger Strand, der einem nicht in alle Poren dringt. Das Wasser ist trotz der Höhenlage angenehm warm.

Auf der Weiterfahrt sind alle freien Zugänge zum See völlig zugeparkt. An einem weiteren State Park Beach, der aber bei weitem nicht so schön ist, wie der unsere, kommen wir vorbei. Insgesamt ist der See aber sehr stark zugebaut.

Kurz vor Stateline biegen wir ab und fahren wiederum über einen Paß in die Ebene zurück, die sich grün und fruchtbar vor Minden/Gardnerville (zwei zusammenhängenden äußerst properen Städtchen) erstreckt. Die Grenzkontrolle nach Kalifornien beschränkt sich diesmal auf die Frage, von woher wir reisen. Unsere Antwort „today from Reno“ wird mit einem „fine – have a good trip“ quittiert.

Allmählich geht die Ebene in eine zunehmend gebirgige Landschaft über, bis wir endlich die Abzweigung nach Bodie erreichen. Bodie selbst wird – anders als in der von uns im Internet gefundenen Seite angegeben – bereits um 18.00 geschlossen, so daß wir gerade noch eine knappe Stunde zur Verfügung haben.


erster Blick auf Bodie

Das Licht ist um diese Zeit wunderbar warm und wir können doch ein paar der wichtigsten Häuser wie Post, Hotel, Kramerladen usw. näher begutachten. Auch Marianne, die ja zunächst am liebsten auf den Abstecher verzichtet hätte, ist zunehmend begeistert und schließlich total hin und weg. Alles wirkt noch sehr authentisch. Man kann durch die Fenster in das Schulhaus, in das Hotel, in das Kaufhaus und andere Gebäude hineinschauen und die weitgehend originalgetreue Darstellung der Einrichtungen und Ausstattungen bewundern. Gruselig für empfindliche Seelen ist der Sargbauer. In eines der ersten Häuser - dem Miller House - kann man auch die Zimmer von innen besichtigen.


Bodie, Kirche


Bodie, Miller House, Schlafzimmer mit Singer-Nähmaschine in der Ecke


Bodie, Miller House, Küche mit Eßplatz


Bodie, Cain Residence


Bodie, Boone Store


Bodie, Telefonanlage des Hotels


Bodie, Harmonium im Schulhaus


Bodie, Klassenraum in der Schule


Bodie, The Morgue - Haus des Sargtischlers


Bodie, Bar des Dechambeau-Hotels

Zurück müssen wir zunächst dieselbe Strecke mit schönem Blick auf die Berge der Sierra, allerdings im Gegenlicht. Auf der 395 haben wir dann einen schönen Blick auf den Mono-Lake in der Abendsonne, an dem wir heute vorbeifahren, um unser Quartier in Lee Vining zu beziehen.


Mono Lake von der 395 aus

Um 18.30 kommen wir in Lee Vining an der Lake View Lodge an, die total ausgebucht ist. Das Personal ist durchgehend spanischsprachig, englisch wird eher geradebrecht. Unser Zimmer ist ebenerdig und ohne Lake View – aber wir wollen ja eigentlich nur gemütlich und bequem übernachten. Jedenfalls ist das Zimmer ganz ordentlich - die von der Dependance auf der gegenüberliegenden Straßenseite müssen fürchterlich sein. Abendessen gibt es gleich zwei Türen weiter, bei Nicelys, einem ganz netten Laden, der ebenfalls fest in Latino-Hand ist. Wir essen zwei durchaus schmackhafte Regenbogenforellen und dazu ein Bier.

Bevor wir uns auf das Zimmer zurückziehen, genießen wir noch ein wenig die milde Abendluft unter den Bäumen vor dem Motel, wo ein paar Tische und Stühle für die Gäste bereitstehen. Der Internetempfang ist katastrophal schlecht, Mails abrufen geht gerade noch, alles andere kann man getrost vergessen.

207 mi.
Gruß
mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #86 am: 19.02.2010, 19:35 Uhr »
18. Tag Dienstag, 18. August 2009 Lee Vining – Tioga Pass - Wawona

In der Nacht konnte man meinen, die Trucks fahren unmittelbar zwischen Kopfkissen und Nachttischlampe durchs Zimmer. Dennoch schlafen wir insgesamt recht gut.

Frühstück machen wir minimalistisch auf dem Zimmer, um dann zum Visitor Center für die Mono Lake Area zu fahren. Schon dort gibt es einen schönen Ausblick auf den See und ein paar interessante Informationen zu der Gegend , die nicht nur aus dem alkalischen See besteht, sondern auch vulkanisches Gelände aufweist.


Mono Lake vom Visitor Center aus

Wir fahren dann zunächst zur Old Marina, wo bis in die 50er/60er-Jahre Strandleben in höchster Blüte stattgefunden hat. Es gibt schöne Blumen am Wegesrand, schon einen ersten Eindruck von Tufas und ziemlich quatschigen Untergrund, wenn man ein wenig am See entlanggeht. Lustig sind die Myriaden kleiner schwarzer Fliegen, die einem bei jedem Schritt um die Füße schwirren, aber insgesamt offensichtlich harmlos sind.


fotogener als die Fliegen: Möwe am Mono Lake


Pusteblume am Mono Lake

Als nächstes suchen wir die South Tufas auf. Zunächst muß man von Lee Vining ein Stück auf der 395  südwärts fahren, auf die 120 Richtung Osten abbiegen und dann kommt nach 2 oder 3 Meilen eine kurze washboardige Schotterstraße. Inzwischen wird dort auch der Nationalparkpaß akzeptiert. Wir verzichten auf die Rangerführung und machen uns selbständig auf den Weg durch viele „gestrandete“ Tufas in den lustigsten Formen bis zum Seeufer, wo man weitere sich im Wasser spiegelnde Tufafiguren und -inseln bewundern kann. Beeindruckend sind die Markierungen, wie weit das Wasser in früheren Jahren gereicht hat – und wo man hofft, daß es in einigen Jahren wieder sein könnte.


Mono Lake, South Tufa region


Land-Tufa, römischer Götterkopf


Land-Tufa, Verwandschaft von Mickey Mouse


Wasser-Tufas


Wasser-Tufas mit Arch


Wasser-Tufas mit Boot

Auf der Rückfahrt verzichten wir auf den Besuch des Panum Crater und fahren nochmals nach Lee Vining, um dort zu tanken, weil wir im Yosemite mit noch höheren Preisen rechnen (was sich allerdings als Irrtum herausstellt).

Dann nehmen wir den Tiogapaß in Angriff, der in richtig hochalpine Regionen führt. Bei der Einfahrt in den Yosemite NP bildet sich ein größerer Stau. Auch alle Parkgelegenheiten im Park scheinen gut genutzt zu werden. Dennoch finden wir beim ersten Picknickplatz am Trailhead zum Lembert Dome einen schattigen Tisch – nur das Auto muß ein ganzes Stück entfernt – glücklicherweise auch im Schatten - abgestellt werden. Hier gibt es bereits die von Gletschern glattpolierten Granitfelsen zu bestaunen, auf denen sich dennoch einzelne Bäume halten können.


Yosemite NP, Lembert Dome

Uns herrscht hier aber zu viel Betrieb, so daß wir bis zum westlichen Ende der Tuolumne Meadows fahren und dort auf den Pothole Dome gehen. Eine kurze Wanderung auf einem gemäßigt ansteigenden Granitfelsen mit eigener Wegsuche, die zu wunderbaren Ausblicken auf die umliegenden Berge sowie auf die Meadows führen. Erfreulicherweise waren hier fast keine Leute zugange - und die wenigen haben sich weiträumig verteilt. Nach einer gemütlichen Rast auf dem Runterweg, den wir in etwas größerem Bogen durchführen, kommen wir zurück zu den Meadows und zum Auto.


Yosemite NP, Pothole Dome


Yosemite NP, Blick vom Pothole Dome auf die Tuolumne Meadows

Eine weitere entspannende Pause legen wir am Tenaya Lake ein – wieder an einem Strand mit grobkörnigem Sand, der dem Wind widersteht. Marianne und ich gehen abwechselnd etwas „kneippen“ und machen ansonsten richtige Siesta. Zwischendrin können wir Kletterer an den Granitfelsen bewundern.


Yosemite NP, Tenaya Lake


Tenaya Lake, Kletterfelsen....


...mit Kletterer

Die Weiterfahrt gehen wir dann etwas zügiger an. Nur am Olmsted Point gehen wir die 300 m zum Aussichtspunkt und im Tal gehen wir noch zum Bridal Veil Fall, der zwar sicher nicht in voller Pracht daherkommt, aber durchaus eindrucksvoll etwas Wasser versprüht. Außerdem halten wir noch an der Tunnel View, nachdem wir hier heute erstmalig zur lichtmäßig richtigen Zeit vorbeikommen (sowohl Mono Lake als auch Olmsted Point hatten ja überwiegend Gegenlicht zu bieten).


Half Dome vom Olmsted Point


Yosemite NP, Bridal Veil Falls


Half Dome von Tunnel View

Nach einer kurvenreichen Straße bis zum Wawona-Hotel, einer großartigen altertümlichen Anlage, erwartet uns dann eine große Überraschung: Überall stehen Feuerwehrautos herum, der Eingangsbereich ist abgesperrt. Feuerwehrleute oder Katastrophenschutzspezialisten laufen in Ganzkörperkondomen durch die Gegend und suchen offenbar etwas. Auf der Wiese ein Tischchen mit ein paar Angestellten dahinter, die uns erklären, daß die Lobby und das Restaurant wegen einer Gefahrensituation geschlossen seien. Sie haben aber wenigstens eine Namensliste der erwarteten Gäste und erklären uns, daß sie uns immerhin den Zugang zu unserem Zimmer in einem der Nebengebäude ermöglichen können – allerdings mit dem Generalschlüssel und ohne einen Schlüssel für uns. Wenn wir rauswollen, sollen wir halt die Türe offenlassen oder solange warten, bis sie an die Schlüssel herankommen. Ein bis zwei Stunden werde das aber schon dauern.


Großeinsatz am Wawona Hotel

Da das Restaurant auch nicht zugänglich ist, können wir in der Tenaya Lodge einen Discount bekommen – wir sollen uns dort einfach bei Theresa melden und sagen, daß wir vom Wawona kommen – die wisse schon Bescheid.

Wir entscheiden uns daher dafür, das Zimmer nicht offen zu lassen, sondern schleppen zunächst unser Gepäck Stück für Stück auf Umwegen ins Zimmer (d.h. ich schleppe und Marianne hält Wache) Anschließend sperren wir ab soweit das von innen vor dem Zuwerfen der Türe geht und fahren ca. 15 mi nach Süden zur Tenaya Lodge, wo wir Theresa suchen und finden, die uns als Wawona-Gästen einen 20 USD-Discount auf das Essen in Aussicht stellt. Wir lassen uns einen Platz auf der Terrasse geben und bestellen Garlic-Pasta und Prime Rib, um es uns gut gehen zu lassen.

Das Prime Rib lockt allerdings einen ganzen Schwarm von Wespen an, die geradezu überfallartig über mich und das Fleisch herfallen. Auf meine Hilferufe wird ein großes Gasfeuer hinter uns entfacht, das die Viecher aber nur relativ wenig beeindruckt. Auch die Bereitstellung eines „Futtertellers“ mit etwas Sauce und einem schönen Fettrand bringt nur eine kleine Entlastung. Die große Entlastung kommt erst, als zwei Tische weiter etwas offenbar noch besseres (nach dem Geschmack der Wespen) serviert wird. Zu der ganzen Aufregung gab es ein Bier bzw. einen Sirah. Zum Schluß bringen wir noch den Kellner zur Verzweiflung: erst vergißt er den Discount völlig, dann kommt er mit der korrigierten Rechnung, hat aber nur den Discount für eine Person abgezogen. Also muß er nochmal laufen und weitere 20 USD abziehen. Da ich nicht den Eindruck hatte, daß er uns beschummeln wollte sondern er offenbar nur überfordert war, weil das über das angelernte alltägliche Schema hinausging, hat er dann doch einen anständigen Tip bekommen.

Zurück am Hotel setzen wir uns noch ein wenig auf die Porch mit unserem Bier und unterhalten uns mit dem Manager, von dem wir aber keine wirkliche Erklärung für die ganze Aufregung bekommen. Er gibt nur sichtlich aufgeregt zu erkennen, daß er in seiner langjährigen Karriere beim Wawona, wo er vor zig Jahren als Bellboy angefangen hatte, noch nie so eine schwierige Situation erlebt habe.

Eine Angestellte hatte uns zuvor erklärt, ein Gast habe irgendeine Chemikalie freigesetzt, was den Alarm ausgelöst habe. Zurück in München haben wir dann im Internet entdeckt, daß erst ein Ranger die Lösung des Rätsels hatte, an dem dutzende von hochmögenden Spezialisten gescheitert waren: es war bear repellent, das ein Gast unsachgemäß verwendet hatte. Ob die Dose undicht wurde, ein Gast damit herumgespielt hat oder damit seine Pizza würzen wollte, haben wir nicht mehr herausgefunden. Jedenfalls fanden wir die Darstellung im Report des NPS etwas befremdlich, in dem der Einsatz als hervorragende Übung für die Einsatzfähigkeit für die Feuerwehren gelobt wurde, wenn die nicht einmal ein banales Chilispray zu identifizieren in der Lage sind ("In all, six different agencies responded to the incident, providing an excellent exercise for the California mutual aid system."  :shock:).

Schließlich machen wir unser Auto pflichtgemäß bärensicher – d.h. ausräumen von allem, was irgendwie nach Lebensmitteln oder ähnlichem riechen oder aussehen (also auch Wasserflaschen) könnte - und ziehen uns auf unser Zimmer zurück.

136 mi
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mrh400

Palo

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #87 am: 19.02.2010, 20:16 Uhr »

("In all, six different agencies responded to the incident, providing an excellent exercise for the California mutual aid system."  :shock:).



:lol:  :lol:   Vielleicht haben die solange rumgewurschtelt, damit sie Homeland Security berichten konnten, dass die Jungs Uebung haben  :lol:

Gruß

Palo

Saguaro

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #88 am: 20.02.2010, 15:33 Uhr »
Nun habe ich mal ganz schnell einige Reisetage nachgelesen.

Ich bin von eurer Route begeistert. Bisher habe ich es leider noch nie in den nördlichen Teil oberhalb Los Angeles  :zwinker: geschafft und muss das auf jeden Fall irgendwann nachholen.

LG,

Ilona
Liebe Grüße

Ilona

"Man muss viel laufen. Da man, was man nicht mit dem Kleingeld von Schritten bezahlt hat, nicht gesehen hat." (Erich Kästner)


mrh400

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Re: Portland - Seattle - San Francisco Sommer 2009
« Antwort #89 am: 20.02.2010, 21:20 Uhr »
19. Tag Mittwoch, 19.08.2009 Wawona – Sentinel Dome - Wawona

Die Nacht war nicht ganz so gut. Frühstück gibt es mit einigermaßen umfangreichen Buffet im Hotel.

Anschließend fahren wir Richtung Glacier Point. Gerade mal zwei Minuten zu spät sind wir an einer Flagwoman eingetroffen: Wegen einer Baustelle wird die Straße nämlich nur jeweils um x.00 und x.30 für eine Fuhre geöffnet. Wir müssen jetzt 25 Minuten warten, um dann an ein paar wenigen nach Baustelle aussehenden Abschnitten vorbeizufahren, an denen aber weder erkennbar gearbeitet wird noch zuwenig Platz zum aneinander Vorbeifahren ist. Für einen normalen Wochentag etwas verwunderlich. Jedenfalls kommen wir so erst gegen 10.30 am Trailhead zum Taft Point bzw. Sentinel Dome an. Dort ergattern wir glücklicherweise einen der beiden allerletzten Parkplätze.

Gegen 10.45 marschieren wir also los, zunächst zum Sentinel Dome. Erst geht der Weg weitgehend schattig durch den Wald. Wir sind hier nahezu alleine bis auf ein paar Holzfäller, die mit schwerem Gerät und zu Pferde zugange waren. Vor dem Schlußanstieg muß man dann noch den Sentinel Dome umrunden und genießt erste Blicke auf Half Dome und die umliegenden Gipfel.


Sentinel Dome vom Startpunkt aus


Half Dome vom Sentinel Dome Trail

Den letzten Anstieg muß man dann in der vollen Sonne zurücklegen, die schon heftig zu brennen beginnt. Hier wird der Betrieb auch stärker, weil offenbar auch Leute von den oberen Parkplätzen dazustoßen. Oben gibt es dann außer relativ vielen Leuten eine sehr angenehme Brise und einen herrlichen Rundumblick, den wir bei einer gemütlichen Pause und einem Apfel genießen.


Spuren der Yosemite Falls vom Sentinel Dome aus


Blick vom Sentinel Dome, Half Dome


Blick vom Sentinel Dome, Unicorne Peak


Blick vom Sentinel Dome, Capitan und Valley

Beim Weiterweg zum Taft Point glauben wir zunächst, die richtige Abzweigung verpaßt zu haben, bis wir in der Nähe einer Sendestation doch noch die richtigen Wegweiser entdecken. Nun geht es regelmäßig auf und ab, meist durch lichten Wald, der immer wieder etwas Schatten bietet, um die zunehmende Hitze erträglicher zu machen. Nach vielem Auf und Ab mit ein paar schönen Ausblicken zwischendurch erreichen wir dann den Taft Point, der selbst für mich harmlos zugänglich ist, am Ende aber doch etwas Nervenkitzel bereithält. Der Blick ist aber phänomenal. Während wir auf dem Verbindungsweg mit Ausnahme von ganz vereinzelten Begegnungen wieder ziemlich für uns alleine waren, herrscht am Taft Point doch leider einiger Rummel. Irgendwelche Narren balancieren auf ein paar ausgesetzten Felsen herum und machen Handstände. Auch eine Horseback-Tour ist hier zugange.


Taft Point


Yosemite Valley vom Taft Point aus

Bis wir beim Auto zurück sind, waren wir etwa 3 ½ Stunden inklusive Pausen unterwegs. Am Auto machen wir ein rudimentäres Picknick, als plötzlich ein Pulk von Autos vorbeifährt. Da fällt uns ein, daß das einen Grund haben wird: die Straße ist ja immer nur für kurze Zeit offen. Also brechen wir abrupt das Picknick ab und düsen hinterher, manchmal etwas über dem Speed Limit – und in der Tat erreichen wir das Ende der Schlange in dem Moment, in dem sie sich in Bewegung setzt. Als letztes Fahrzeug der Karawane passieren wir die Baustelle, an der eigentlich ebensowenig passiert wie bei der Hochfahrt.

Angesichts der insgesamt fortgeschrittenen Zeit verzichten wir auf einen Besuch im Valley und fahren unmittelbar durch zum Mariposa Grove. Ich kaufe einen Trailguide und die Aussicht auf mehr als 2 mi Trail mit ca. 300 m Höhenunterschied läßt sofort die Entscheidung für eine Tram-Tour fallen, die mit 25,50 pro Person zwar unverschämt teuer, dafür aber auch unverschämt bequem ist. Die Tour geht auch wirklich in die schönsten Gebiete des Sequoiawaldes hinein. Die Bäume sind einfach nur gigantisch. Die deutsche Variante der Audiotour ist bemerkenswert gut übersetzt und wir genießen die ganze Veranstaltung. Wenn man die Wahl hat, sollte man Plätze auf der linken Seite einnehmen, weil dort die meisten Sehenswürdigkeiten zu bestaunen sind (wie hatten leider keine Wahl – und hätten es auch nicht gewußt).


Mariposa Grove, Grizzly Giant


Mariposa Grove, The Twins


Mariposa Grove, Fallen Monarch

Etwa 10 Minuten nach dem selbstgesetzten Limit sind wir zurück am Hotel - heute wollen wir endlich mal den Pool genießen, nachdem gestern durch die Feuerwehrsituation der ganze Abend durcheinandergeraten war.


Wawona Hotel, Zimmer


Wawona Hotel, Halle

Abgesehen von ein paar kreuz und quer in den Pool hüpfenden Kindern, die das Schwimmen ziemlich erschweren, können wir so die Restwärme des ausklingenden Tages bis kurz vor Sonnenuntergang ausnutzen.

Danach melden wir uns für einen Restauranttisch auf der Terrasse an und wollen die Zeit auf der Porch mit einem Glas Sekt genießen – doch schon bevor der serviert wird, wird unser Tisch fertig. Wir essen Salat zu unserem Freixenet und Trout Almandine zu einem Glas Wein bzw. Bier.

Gegen 21.00 ziehen wir uns auf das Zimmer zurück.

65 mi
Gruß
mrh400