19. Tag Dienstag, 12.10.2010 Toronto – Brighton
Heute haben wir endlich einigermaßen gut geschlafen - die Erkältung scheint jetzt wirklich überwunden zu sein. Der Blick aus dem Hotelfenster verheißt einen sehr schönen Tag.
Von dem recht gut ausgestatteten Frühstücksbuffet nehmen wir nicht allzu viel, weil der Hunger nicht allzu ausgeprägt ist. Da wir gestern nicht gerade viel von der Stadt hatten, wollen wir die Zeit bis zum Checkout (Limit 13:00!) ausnutzen und marschieren los zur nächsten U-Bahn-Station. Nach 100 Metern beschließe ich, zurückzugehen und für uns beide wärmere Jacken zu holen, die wir recht gut brauchen werden. In der U-Bahn-Station streben wir erst die falsche Fahrtrichtung an – macht aber nichts, weil uns ein Angestellter so hat reingehen lassen, nachdem der Ticketschalter geschlossen war („pay at the next station“?!). Wir gehen wieder raus und finden beim Zugang zur richtigen Richtung einen funktionierenden Automaten, der uns für einen 10-Dollar-Schein 4 Tokens verkauft (eine Einzelfahrt hätte 3 CAD gekostet).
Wir fahren bis zum Start des Stadtrundgangs Chinatown und Kensington Market. Dort besuchen wir zunächst die St Patricks Church (trotz des Namens eine deutsche katholische Gemeinde). In der Dundas Avenue steht die Art Gallery, ein Bau, der von Gehry sein könnte. Später stellen wir fest, daß er nicht könnte, sondern von Gehry ist. Dann gehen wir um das Center of Design herum, ein eigenartiger Bau auf Stelzen, der uns schon gestern vom CN-Tower aus aufgefallen war - erinnert irgendwie an das Design der 50er Jahre. Dazu gehört ein danebenstehenes Gebäude mit hellblauer Metallfassade.
Auch dort dominiert der CN Tower
Toronto, Art Gallery von Gehry
In der Kneipe mit dem schönen Namen Sin & Redemption gibt es Weihenstephaner Bier
Toronto, OCAD (Ontario College of Art and Design)
Toronto, OCAD
Hinter der OCAD ist eine Straßenzeile mit victorianischen Wohnhäusern, die genauso in San Franciso stehen könnte. Anschließend gehen wir durch zwei Geschäftsstraßen in Chinatown, insgesamt ziemlich verhaut mit vielen Lebensmittel- und noch mehr Kruschtläden, wie man sie eigentlich in allen Chinatowns findet. In einem kauft Marianne eine Glückstrommel. Mir erschließt sich der besondere Reiz der Chinatowns mit ihren vielen Plastikkruschtläden nicht wirklich, so auch nicht hier. Besonders kurios sind die aus der Straße ragenden Wasserleitungen für die Hausanschlüsse.
Toronto, Beverley Street
Toronto, Mural in Chinatown
Toronto, Hausanschluß in Chinatown
Kensington Ave. und Place sind ein noch größerer Verhau – zwar ursprünglich wunderschöne viktorianische Häuser, aber gefüllt mit den kuriosesten Läden und leider teilweise ziemlich heruntergekommen. Dennoch für mich insgesamt mit mehr Flair und reizvoller als Chinatown. Wir gehen noch ein wenig kreuz und quer.
Toronto, Kensington Ave
trägt natürlich auch zum Flair bei: Buick Special Eight
Toronto, Mural in der Augusta Ave
Da wir mit unseren U-Bahn-Tokens zurückwollen, gehen wir die College Street entlang und bekommen dabei einige der alten Universitätsgebäude zu sehen, aber auch einen interessanten spiegelnden halbrunden Wolkenkratzer, in dem die Universitätsaugenklinik untergebracht ist. Nicht weit entfernt ist das Provinzparlament.
Toronto, University Eye Clinic
Toronto, Provincial Parliament
Wir fahren mit der U-Bahn bis zur King Street, die wir diesmal ein Stück in Richtung Osten gehen. Zunächst machen wir einen Besuch in der imposanten St James Cathedral mit einer interessanten Deckenkonstruktion. An der Lawrence Hall vorbei kommen wir zum Lawrence Market – und finden die Halle geschlossen vor. An der nächsten Ecke sehen wir aber, daß es sich nur um eine Erweiterung gehandelt hat und die Haupthalle geöffnet hat. Die hat innen ein sehr appetitliches Angebot.
Toronto, St. Lawwrence Market, Mural
Toronto, St Lawrence Market, Markthalle
Im Zickzack gehen wir zurück zum Hotel, wo wir noch Zeit haben, einen Tee zu kochen und unsere Bananen sowie das letzte Muffin von Niagara on the Lake als Mittagssnack zu essen. Unterwegs treffen wir auf die Vorderseite des Flatiron Building an der Front Street, dessen Rückseite das gestern abgebildete Trompe l'Oeil ziert.
Toronto, Gooderham Building
Wir checken aus und machen uns auf die Reise, auf dem Hwy 2 zu unserem nächsten Quartier nach Brighton zu fahren. Auf eine Strecke von immerhin etwa 60 km haben wir Siedlungsbrei mit stop-and-go-Verkehr, zumal die Ampeln mit garantierter Sicherheit auf rot schalten, wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält (wie in München
).
Dann wird es ländlicher und z.T. recht hübsch. Auch die Orte, durch die wir kommen wie Port Hope und Cobourg sind sehr hübsch und reizvoll, z.T. allerdings auch touristisch angehaucht.
Mural an der Kingston Road in den Außenbezirken von Toronto
Port Hope, Walton Street
Unser B&B in Brighton finden wir auf Anhieb. Wir bekommen eine Auswahlkarte für das Frühstück und machen uns im Salon breit, wo wir einen selbstgebrühten Tee mit ein paar Plätzchen genießen. Der Innkeeper bringt einen Heizlüfter, den wir später unter dem Vorwand, ihn für das Bad zu benötigen, mit nach oben nehmen, auch um das saukalte Zimmer erträglich zu gestalten.
Bevor wir zum Abendessen gehen, machen wir noch einen kurzen Ausflug zum See, wo wir die Sonnenuntergangsstimmung genießen. Auf der Rückfahrt suchen wir das vom Innkeeper empfohlene Restaurant „The Gables“ und finden es trotz seiner Beschreibung erst nach ein wenig Herumkurven. Wir bringen das Auto zum B&B und gehen zu Fuß rüber.
Im Eingangsbereich fallen mir ein paar Setzkästen mit vielen z.T. ziemlich historischen Wiking-Modellen auf. Der Wirt, der uns warten sieht und heranstrebt, bezweifelt Mariannes Aussage, daß ich die alle auch habe. Als er auf Nachfrage erfährt, daß wir aus Deutschland kommen und ich seit 55 Jahren sammle, glaubt er es dann doch. Er ist Hamburger und seine Frau ist zwar in Montreal geboren, hat aber ebenfalls familiäre Wurzeln in Deutschland.
Wir bekommen eine Kürbissuppe und Jakobsmuscheln – fünf Stück an der Zahl mit feinen Bohnen, Blumenkohl und Reis. Dazu trinken wir einen Chardonnay aus Südafrika (kanadische Weine sind offen sehr selten zu bekommen und eine ganze Flasche ist uns zuviel) und zur Abwechslung mal wieder ein anderes Mineralwasser: Gerolsteiner.
The Gables in Brighton,Jakobsmuscheln
Zurück im B&B nehmen wir im Zimmer unser Absacker-Bier zu uns, heizen ein wenig und lauschen dem Getute der Eisenbahn.
159 km