Hallo,
Das J. A. Moisan nennt sich übrigens "oldest grocery store in north america".
zumindest einer der schönsten
Diese ganzen Trompe l'Oeil sind ja wunderschön! Gefallen mir ausgesprochen gut!
Wir konnten uns auch gar nicht satt sehen daran. Allein das Hotel Dieu hat davon über ein Dutzend mit z.T. wirklich putzigen Motiven. Leider waren wir halt erst bei Dunkelheit dort, so daß die Aufnahmen mit der Kompakten + Blitz nicht wirklich berauschend sind. Aber ich wollte einfach einen Eindruck vermitteln. Mit der Bildersuche kann man da etliches ergoogeln.
5. Tag Dienstag, 28. September 2010 Quebec – Baie St. Paul
Unerträglich früh sind wir wach. Bis gegen 6:30 halten wir irgendwie durch, dann stehen wir auf. Draußen regnet es in Strömen und die Nebel wabern über die Hügel. Die Koffer werden ein wenig umgepackt, damit wir den großen bis auf weiteres nicht benötigen.
Zum Frühstück bedienen wir uns wieder am Buffet. Obwohl wir im Grunde dasselbe essen wie gestern (etwas Rührei mit Speck, viel Obst, außerdem Marianne eine Waffel und ich wieder ein so traumhaftes pain au chocolat, kostet es heute (richtigerweise) 15 statt 12 CAD pro Person – im Vergleich zu europäischen Hotelfrühstücken durchaus immer noch erträglich.
Wir bekommen beim Empfang einen Schirm geliehen und gehen eine Etappe der gestrigen Stadtrundfahrt noch etwas genauer nach. Zunächst kämpfen wir uns durch einen heftigen Regenguß zum Parlamentshügel hinauf, dann wieder kurz hinunter zur Stadtmauer und auf die Citadelle – eine beeindruckende und ziemlich große Anlage mit einem breiten Graben ringsum. In das Innere werden wir nicht eingelassen, da erst ab 9:00 geöffnet und wir schon um 8:30 da sind. So lange wollen wir aber nicht warten.
Quebec, Parliament Hill
Quebec, Zugang zur Citadelle
Der Regen hat sich inzwischen auf ein erträgliches Maß reduziert und hält das den ganzen weiteren Spaziergang glücklicherweise auch durch.
Wir gehen hinüber auf die ausgedehnten Anlagen der Bastille, zum Jardin Jeanne d’Orleans und an schönen Wohnhäusern vorbei zur Rue Cartier mit vielen Restaurants und Geschäften. Zu Beginn sehen wir nochmals die beiden Prototypen der historischen Häuser direkt gegenüber, einmal mit einseitiger, einmal mit umlaufender Veranda. Ich hatte mir dazu französischer bzw. englischer Stil notiert, kann das aber nicht mehr verifizieren. Über den Boulevard René Lévesque, wo es ein interessantes riesiges Mural aus drei Teilbildern zu sehen gibt, kommen wir zu einer Straße, die in San-Francisco-Manier steil zur Kirche St Jean Baptiste hinunterführt, die wir gestern nicht besichtigt hatten, von der aber die Führerin sehr geschwärmt hat. Auch heute können wir aber nicht hinein, weil erst ab 14:00 geöffnet.
Quebec, Jardin Jeanne d'Arc
Quebec, Grande Allee, Haus mit einseitiger Veranda
Quebec, Boulevard René Levesque, Mural
So marschieren wir noch einmal die Rue St Jean, die uns gestern so gut gefallen hatte. Diesmal fallen wir in ein Kaffeegeschäft hinein, das zwar deutlich kleiner als die gestrige Epicerie ist, aber ähnlich hübsch historisch eingerichtet.
An der Place d’Youville schlagen wir noch einen kleinen Haken, um über den Artillerieplatz wieder nach oben zu steigen, zunächst zur Jesuitenkirche – fermé – und dann über von uns noch nicht begangene Straßen zur Ursulinenkirche, die zu unserer Überraschung geöffnet ist und den nochmaligen Weg absolut wert war. Die Kapelle bietet einen recht harmonischen Innenraum. Durch ein Gitter kann man einen Blick in den den Klosterschwestern vorbehaltenen rückwärtigen Bereich werfen. Und es stehen köstliche uralte Heizkörper aus Gußeisen herum.
Quebec, Chapelle des Ursulines
Quebec, Chapelle des Ursulines, Klosterbereich
Quebec, Heizkörper in der Chapelle des Ursulines
Nach Rückkehr im Hotel geben wir den Schirm ab, lassen die Koffer und das Auto holen, zahlen die Rechnung – das Parken ist entgegen den Befürchtungen aufgrund der unklaren Beschreibung doch inbegriffen –, nehmen die im Zimmerpreis inbegriffenen Benzinkarten in Empfang und machen uns auf die Reise.
Zunächst geht es durch wieder heftiger strömenden Regen auf die Ile d’Orleans. In Ste. Petronille verpassen wir zunächst die Kirche, drehen um – und finden sie verschlossen vor, ebenso die in St Laurent, worauf wir beschließen, die weiteren Kirchen auf der Insel zu ignorieren.
Ile d'Orleans, Ste. Petronille
Dafür nehmen wir uns in St Jean die Zeit, das Mauvide-Genest Manor mit einer Führung – nur für uns zwei – zu besichtigen. Es handelt sich um ein Herrenhaus, das ein Arzt und Händler (in einer Person) errichtet und später erweitert hat, mit historischem Mobiliar und einem recht instruktiven Film über die damaligen Verhältnisse (Mitte des 18. Jh.). Außerdem ist ein recht hübscher Garten davor.
Ile d'Orleans, Manoir Mauvide Genest
Ile d'Orleans, Manoir Mauvide Genest
Ile d'Orleans, Manoir Mauvide Genest
Mit entscheidend für diesen Aufenthalt war die Tatsache, daß beide Navis in völlig ungewöhnlicher Übereinstimmung die hier im Forum und andernorts vielfach empfohlene Crêpe Cochonne in St Jean in unmittelbarer Nähe lokalisierten, wo wir nach dem Besuch im Manoir etwas essen wollten, obwohl ich das ganz anders in Erinnerung hatte (sonst haben sich die beiden Damen regelmäßig widersprochen („in 200 Metern rechts abbiegen“ – „prepare to turn left“). Dort ist sie aber nicht.
Also umrunden wir die Insel. Die liebliche Hügellandschaft im Südteil geht im Norden in flache landwirtschaftliche Felder über, es gibt viele kleine Dörfer wie in Europa und etliche Cidreries. Es regnet unablässig und auf der Nordseite hat es z.T. auch etwas Nebel. Auch in Ste Famille, wo die Crêperie sein sollten, haben wir sie nicht entdeckt. Das Lokal an der Kreuzung zur Brücke zum Festland gefällt uns nicht so, so daß wir wieder vom Parkplatz runterdrehen. Wir fahren nochmals den Weg nach Ste Petronille, wo uns ein Wegweiser in Erinnerung war. Aber dem folgend stellen wir auf dem Parkplatz von „Les Ancètres“ fest, daß das erst abends offen ist. Also fahhren wir notgedrungen wieder bis Ste Petronille rein und gehen in die Chocolaterie, wo dämlicherweise unmittelbar vor uns ein Bus eingefallen ist. Nach einigem Warten erhalten wir zwei cremes brulées und zwei Cappuccini, später noch zwei Croissants. Zum satt werden jedenfalls genug.
Vom Weiterweg nach Baie St Paul gibt es nicht viel zu berichten außer Regen, Regen, Nebel und Regen. Es ist recht hügelig und weiter oben sind die Temperaturen höher als unten. Ganz plötzlich waren wir aus der europäisch-landwirtschaftlich geprägten Umgebung in relativ einsame Waldgebiete geraten, wo es außer der Straße mit mäßigem Verkehr nichts mehr gab.
Brücke zur Ile d‘Orlean
ohne Worte
Unser B&B "Jardin d'Ozanne" finden wir nur dank unserem eigenen Navi. Wir beziehen ein sehr schönes großes Zimmer und lassen uns wegen Restaurants beraten. Wir beschließen, im Mouton Noir reservieren zu lassen. Außerdem rät uns die Innkeeperin – Diane – zu einem kurzen Wanderweg am Flußufer.
Wir fahren über eine baustellenbedingte Umleitung zur Marina und gehen den Weg, der wirklich sehr angenehm zu laufen ist, mit Blick auf Strand und Dünenlandschaft, durch lockeren Wald bis zu einem gestrandeten Schiff und wieder zurück an einem Öko-Musterhaus vorbei.
Baie St Paul, Spazierweg am St Laurent (das Graue ist Fluß und Horizont und Himmel zugleich)
Baie St Paul, Schiffswrack
... daß man sich ja nicht an dem Wrack vergreift
Auf dem Rückweg nehmen wir noch einen Blick in die Kirche – wieder einmal St Jean Baptiste; Marianne schwummelt etwas, so daß ein Coke als Aperitif fällig wird.
Der Mouton Noir ist ein recht hübsches Lokal mit vorzüglichem Essen (in völligem Widerspruch zu dem billigen Blechbesteck). Wir wollen uns zunächst beraten lassen, weil wir die auf der Speisekarte als preisgekrönt angepriesene Spezialität "Cocotte d'Epaule de Porc" nicht ganz einsortieren können (wörtlich übersetzen geht schon noch: "Kochtopf von der Schweineschulter" - aber ist das jetzt ein Gulasch oder ein Eintopf oder was?). Da unser französisch aber nicht ausreicht, um die Feinheiten der Erklärung zu verstehen (auf englisch braucht man es im ländlichen Quebec erst gar nicht zu versuchen, das ist schon in den Städten schwierig genug - außerdem hätten wir das wahrscheinlich auch nicht kapiert) und die Kellnerin unsere Verwirrung erkennt, läuft sie zu einer Wand, nimmt ein Bild ab und bringt es an den Tisch: "c'est ca" - und damit werden die verbalen Erklärungsversuche deutbar: ein in der kleinen Stahlkasserole zubereiteter Eintopf aus Schweineschulter, Kartoffeln und Gemüse, souffléeartig mit einem Brotteig überbacken. Letzteres überstieg halt einfach unser fremdsprachliches Vorstellungsvermögen. Zuvor essen wir aber Lachstartar bzw. Gazpacho, dann eben die Cocotte d’Epaule de Porc – die wirklich sensationell gut und auch sehr sättigend war. Trotzdem versuchen wir noch einen Nachtisch: Crème Brulée mit Lavendel und Ahornsirup. Dazu gibt es einen Brouilly sowie zum Abschluß einen Earl Grey.
Tartare de Saumon
Cocotte d'Epaule de Porc
Zurück im B&B das übliche: PC, Bier – aber kein Internet; ich komme mit dem Code nicht klar.
198 km