25.10. - Arches NationalparkWir schliefen phantastisch im Motel 6 und waren bereits um kurz vor 7 Uhr fit. Wir nahmen ein kleines Frühstück im Zimmer zu uns und packten dann unsere Sachen. Das waren für heute Wanderstiefel, Proviant, ausreichend Wasser und Rucksack. Denn es stand zum einen der Devils Garden Trail und zum anderen der Delicate Arch an. Insgesamt also nicht gerade ein Spaziergang. Ich war eh gespannt, inwieweit Tina da mitziehen würde. Um 7:30 Uhr saßen wir also im Wagen und starteten in Richtung Arches Nationalpark. Das Wetter war zwar sehr bewölkt, aber zum Wandern ideal. Der Eingang zum Arches Nationalpark lag ja so gesehen um die Ecke von unserem Motel, aber der Weg durch den Park bis nach hinten zum Devils Garden Trail zieht sich schon ein ganz schönes Stück. Vom Park-Entrance bis zum Parkplatz sind es knapp 30 km. Diese zu fahren ist aber erneut ein grandioses Erlebnis. Ganz anders als am Vortag stellt sich bei mir sofort dieser "Wow-Effekt" ein. Ja, dieser Park gefällt mir schon auf den ersten paar Kilometern.
Kurz nach 8 Uhr erreichen wir den Trailhead. Mit uns waren lediglich zwei weitere Hiker hier, welche gerade ihre Schuhe schnürten. Wir gingen es gemütlich an, denn insgesamt standen uns rund 11 km bevor, wollten wir doch den Loop gehen. Allein der Auftakt des Trails ist schon imposant. Läuft man doch gleich zwischen zwei hohen Felswänden, ähnlich eines kleinen Canyons. Wie schon so oft waren wir auch hier absolut allein unterwegs. Als erstes erreichten wir nach etwa einem halben Kilometer den Tunnel Arch. Nicht ganz so beeindruckend, aber bei gutem Wetter sicherlich ein dankbares Motiv. Wenige Hundert Meter davon entfernt, quasi in direkter Nachbarschaft, steht der Pine Tree Arch. Dieser ist schon um einiges beeindruckender, vor allem auch, weil man direkt zu ihm kommt und ihn nicht aus der Ferne bewundern muss. Als Fotomotiv ist er nahezu perfekt, wächst doch annähernd unterhalb des Bogens eine Kiefer. Wer weiß, vielleicht wurde sie vor Jahren absichtlich dort gepflanzt.
Als nächstes erreichten wir den Landscape Arch. Hier muss man sich auch entscheiden, ob man auf dem Hin- oder Rückweg den Primitive Trail, welcher zur Rundwanderung gehört, gehen will. Wir entschlossen uns auf dem Hinweg erst einmal dem normalen Trail zu folgen und den Rückweg über den Primitive Loop zu gehen. Der Landscape Arch ist beeindruckend. Nicht allein wegen seiner Größe beziehungsweise Spannweite sondern vielmehr wegen Dicke des Gesteins an manchen Stellen. Auf der rechten Seite des Bogens ist eine Stelle so dünn, dass man meint darauf warten zu können, bis der Arch in sich zusammen bricht. Leider wird dies irgendwann auch der Fall sein. Hier wird deutlich, zu welch faszinierenden Bauwerken Mutter Natur fähig ist, aber auch, dass nichts für die Ewigkeit ist. Fest steht für mich, dass ich hier auf jeden Fall noch einmal herkommen werde, um den Landscape Arch bei gebührendem Wetter zu fotografieren.
Wir gingen weiter und der Trail wurde zunehmend abenteuerlicher. Stellenweise verläuft der Weg auf dem Rücken einer Art Felsröhre, in einer Höhe von 2 - 3 Metern. Schwindelfreiheit ist daher an der einen oder anderen Stelle von Vorteil. Aber gerade durch diesen Abwechslungsreichtum macht Hiking besonders Spaß. So ging es auch Tina, die diesen Weg niemals gegangen wäre, hätte ich ihr im Vorfeld die Fotos gezeigt, welche ich von ihr auf diesem Trail gemacht habe.
Als nächstes erreichten wir den Partition Arch. Ein ebenfalls wunderschöner Arch, welcher auch als "Double O Arch" durchgehen würde. Einmalig ist der Blick durch den Arch hinunter ins Tal.
Wir hielten uns hier eine ganze Weile auf und so kamen wir mit einem älteren Pärchen ins Gespräch. Wir unterhielten uns auf amerikanisch und machten gegenseitig Fotos. Anschließend wollten die Beiden weiter, machten jedoch noch das eine oder andere Foto, so wie wir auch. Während ich gerade beim Fotografieren war, bekam ich so ein seltsames Gefühl, dass in diesem Moment irgendwas sonderbar war. Es dauerte ein paar Sekunden, dann war es klar - das ältere Pärchen unterhielt sich auf Deutsch. Ich ging dann nochmals zu ihnen hin und meinte nur, dass wir uns in dieser Sprache etwas leichter unterhalten hätten können. Wir erfuhren dann, dass es sich um Deutsche handelte, welche aber schon vor nahezu 20 Jahren nach Kanada ausgewandert waren. Beide waren Rentner und aktuell am Ende einer halbjährigen USA-Tour mit dem Wohnmobil. Ein sehr nettes Erlebnis, an welches ich oft zurück denke. Denn exakt so etwas könnte ich mir auch gut vorstellen, wenn ich mal im Vorruhestand bin (träumen darf man ja).
Wir setzten unsere Wanderung fort und erreichten kurz darauf den Navajo Arch. Ein nicht ganz so spektakulärer Arch, eher ein idyllisches Plätzchen, leicht versteckt. Weiter ging es auf dem Trail in Richtung "Double O Arch", welcher noch etwas mehr als einen Kilometer entfernt war. Der Trail blieb weiterhin so abwechslungsreich, dass sowohl die Zeit als auch die zurückgelegte Strecke wie im Flug verging. Ständig boten sich wundervolle Blicke ins Tal oder auf bizarre Felsformationen. Dieser Park faszinierte mich.
Nachdem wir den "Double O Arch" erreicht und einige Male fotografiert hatten gingen wir auf das letzte Teilstück dieses Trails. Der letzte knappe Kilometer zum Dark Angel. Dies ist dann eher ein normaler Spaziergang, aber im Sommer sicherlich eine Tortur, da der komplette Weg in der Sonne verläuft. Am Ende standen wir also vor dem Ziel - dem Dark Angel. Gut, es gehört schon sehr viel Phantasie dazu, in dieser Steinsäule einen Engel zu erkennen. Dennoch ist diese große allein stehende Felssäule interessant, nicht nur wegen der dunklen Färbung.
Wir machten uns nun auf den Rückweg, zuerst zum "Double O Arch". Hier teilt sich dann der Weg und wir gingen nun weiter auf dem Primitive Trail. Nach etwa 500 Metern nahmen wir noch einen Abstecher zum Private Arch, welcher ebenfalls sehenswert ist. Hier trafen wir noch einen Italiener, welcher komplett allein und ohne Wasser respektive Proviant unterwegs war. Er hatte lediglich einen Parkplan in der Hand und rannte mehr oder weniger die Strecke ab. Er fragte mich, wohin er denn nun müsse und ich riet ihm, den normalen Weg zu gehen. Er meinte noch, er wäre schon viel länger unterwegs als geplant und eilte im Laufschritt davon. Verrückte gibt es halt immer wieder. Wir setzten unseren Weg auf dem Primitive Trail fort. Nach einer Weile kamen wir an eine Stelle, an welcher zum ersten Mal leichte alpine Kenntnisse von Vorteil waren. Es ging auf nacktem Fels ohne Tritt etwa 2 Meter nach unten. Die einzige Möglichkeit war, auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Das kostete etwas Überwindung, vor allem für Tina war es Neuland. Dementsprechend war Überzeugungsarbeit angebracht. Während wir diese Stelle meisterten, sahen wir gegenüber eine Gruppe, welche den Loop in entgegen gesetzter Richtung angegangen waren. Als sie bei uns waren, warnten sie uns vor der kommenden Stelle, welche noch komplizierter sein musste, als die soeben gemeisterte. Dort angekommen musste ich zugeben, dass es mehr als nur kompliziert war, hier nach unten zu kommen. Ich sah keine sichere Möglichkeit, es wäre alles mit dem Risiko verbunden gewesen, abzurutschen. Und da ging es schon etwa 3 - 4 Meter nach unten. Vor allem wusste ich nicht, wie ich Tina hier herunter bringen sollte. Vermutlich ist diese Stelle, wenn man sie hinauf klettert und sieht wie man klettern muss, etwas einfacher. So jedenfalls beschloss ich, dass wir umkehren und den gekommenen Weg zurückgehen. Safety first! Der Rückweg verlief dann wieder problemlos und so kamen wir um etwa 14 Uhr am Parkplatz an. Wir stärkten uns ein wenig mit Burger Brötchen und ... ihr wisst doch noch.
Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg zum 11 Kilometer entfernten Delicate Arch. Dieser durfte heute natürlich nicht fehlen. Erneut knapp 5 Kilometer in Angriff zu nehmen kostete zwar etwas Überwindung, aber auf dieses Highlight wollten wir nun doch nicht verzichten. Der Aufstieg erfolgt überwiegend auf einer großen Felsplatte, bevor man das letzte Stück dann auf einem Weg bewältigt. Nach knapp einer Stunde hatten wir es geschafft und wie schon des öfteren gelesen, tauchte der Delicate Arch recht unverhofft nach einer Wegbiegung auf. Man ist vom ersten Anblick überwältigt. Und das Wetter tat uns, wenn auch nur kurzfristig, einen großen Gefallen und die Sonne kam heraus. Ich könnte jetzt sämtliche Superlative aufzählen, aber man muss ihn einfach selbst gesehen haben.
Wir verweilten hier rund 30 Minuten und genossen die Platz zum träumen, bevor wir den Rückweg antraten. Hier spürten wir dann, dass wir schon einige Kilometer in den Knochen hatten. Wir waren froh, als wir unser Fahrzeug erreicht hatten und endlich mal wieder sitzen konnten. Bei der Ausfahrt aus dem Arches Nationalpark wurden wir noch mit phantastischen Panoramen, beleuchtet durch die Abendsonne, belohnt. Ja, an diesen Park habe ich mein Herz verloren.
Im Motel angekommen machten wir uns frisch und fuhren nach Moab. Für den doch etwas anstrengenden Tag wollten wir uns gebührend belohnen. Wir wählten eine Pasteria und ließen bei einem wirklich sehr guten Abendessen und kalifornischem Rotwein den Tag ausklingen.
... und hier noch ein Goodie, da meine letzten Berichte etwas länger dauerten