Tag 20: Dienstag, 03. Mai 2011: MemphisWir trafen uns an diesem Morgen erst um 8.30 Uhr zum Frühstück. Unser erster Tagesstopp sollte das Hotel Peabody sein, wo man zwei Mal am Tag den berühmten "Ententrieb" zusehen kann. Das Wetter war übrigens wieder schön, doch die vielen Regenfälle der letzten Tage liessen den Mississippi ordentlich ansteigen. Der Höchststand wurde auf den 10. Mai prognostiziert, was ja auch - wie man in den Nachrichten bei uns sehen konnte - so eintraf.
Wir verliessen das Motel gegen 9:45 Uhr und parken unser Auto eine halbe Stunde später im Parkhaus am Emporium Shopping Center gleich neben dem Peabody. Das Emporium Shopping Center ist übrigens fast komplett leer - da hielt der Pleitegeier seinen Einzug . . .
Wir liefen eine kleine Runde, denn wir hatten noch ein wenig Zeit, ehe wir uns so gegen 10:40 Uhr im Peabody einfanden. Es standen schon ein paar Leute da und warteten wie wir auf das Spektakel, welches um 11 Uhr starten sollte.
http://www.peabodymemphis.com/peabody_ducks/Aus einem der Fahstühle - ich glaube aus dem mittleren - kommen die Enten später raus
Was hat das mit den Enten auf sich: in den 30er Jahren kamen ein paar Hotelgäste von einem Jagdtrip zurück und feierten an der Hotelbar ausgelassen. In ihrem Suff liessen sie ihre Lockenten in dem Hotelbrunnen schwimmen und vergassen sie natürlich dort wieder rauszuholen. Seither schwimmen die Enten in dem Brunnen. Pünktlich um 11 Uhr werden sie vom Hotelpagen mit dem Aufzug vom Dach in die Lobby gebracht - um 17 Uhr geht's wieder zurück.
Der hier erklärt das ganze Prozedere . . .
Wir postierten uns mit unseren Kameras an verschiedenen Punkten. Mein Freund filmte unten - auf der anderen Seite der Gasse stand meine Frau mit der kleinen Knipse und ich habe mich auf der Empore, von wo man den besten Platz hat, postiert. Leider sind die Bilder von der Empore nicht besonders gut geworden, da einfach das Licht fehlte - an der Brennweite mangelte es nicht.
Pünktlich um 11 Uhr gings los - der Aufzug öffnete sich und die Tiere watschelten in Richtung Brunnen.
In nicht mal 5 Minuten ist das ganze vorbei. Hat aber tierischen Spaß gemacht und sollte man wirklich nicht verpassen. Das Hotel ist übrigens sehr, sehr Edel - ich möchte nicht wissen, was man da für eine Nacht bezahlen muss.
Wir verliessen das Peabody wieder in Richtung Beale Street. Nächster Stop: die Gibson Guitar Factory, wo wir eine Führung durch die heiligen Hallen machen wollen.
http://www.gibson.com/en-us/Locations/RetailCenters/Memphis/DiscoveriesOfGibson/Wir buchten für 10 Dollar eine Tour, welche um 12 Uhr starten sollte. Bis dahin vertrieben wir uns etwas die Zeit mit dem Besuch des Gibson-Shops, wo man allerlei Dinge erstehen konnte.
Die Tour begann pünktlich um 12 Uhr und ging eine knappe Stunde. Leider darf man innen nicht fotografieren. Man erhält während der Führung einen Einblick in die Entstehung der berühmten Gibson Gitarren, die in Memphis von Hand gefertigt werden. Das Hauptwerk von Gibson steht in Nashville, wo die maschinell-gefertigten Gitarren entstehen.
Die Tour beginnt in der Tischlerei, wo die Holzteile zugeschnitten werden. Von dort gehts weiter in die Fertigung, wo die Einzelteile und vor allem die Elektrik zusammengefügt werden. Am Ende kommt dann noch die Lackiererei - ehe es dann zur Besaitung und zur Stimmung geht. Leider hört man den Guide schlecht, da es sehr laut ist. Das war der einzigste Nachteil.
Gegen 13 Uhr verlassen wir Gibson wieder in Richtung Beale Street, die wir ein Stück nach Osten laufen.
Nächstes Tagesziel: die Sun Studios. Die liegen etwas weg von der Beale Street. Wir entschieden uns aber gegen das Auto und gingen die knapp 30 Minuten zu Fuß zu den Sun Studios.
http://www.sunstudio.com/Sam Phillips - Gründer der Sun Studios/Sun Records - war wohl der einflussreichste "Talentsucher" der Musikgeschichte. Er entdeckte Stars wie Elvis Presley, Johnny Cash, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison usw. Einer der ersten Künstler, die eine Platte bei Sun aufnahmen, war B.B. King 1950 - noch unter dem Label Memphis Records. Erst seit 1952 wurde Sun gegründet.
Der Merchandise Shop der Sun Studios - inkl. kleinem Diner
1953/54 wurden die ersten Platten von Elvis eingespielt - allerdings mit bescheidenem Erfolg. Erst als ein Freund Sam Phillips' "That's All Right Mama" im Radio auflegte wurde Elvis Presley als regionaler Künstler bekannt. Ende 1955 verkaufte Phillips den Vertrag mit Elvis an die RCA Studios für 35.000 Dollar. Erst dann begann der Kometenhafte Aufstieg von Elvis Presley. Elvis spielte lediglich 6 Hits in den Sun Studios ein.
Hier das "Million Dollar Quartet" Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Elvis Presley, Johnny Cash (v.l.)
Der erste Millionenhit von Sun war "Blue Suede Shoes" von Carl Perkins - gefolt von "I Walk the Line" von Johnny Cash - jeweils im Jahr 1956. Übertroffen wurden die beiden Hits nur noch von Jerry Lee Lewis - allerdings gleich zwei Mal: "Whole Lotta Shakin' all over" und "Great Balls of Fire" (jew. 1957)
Sam Phillips
Sam Phillips selber wurde trotz allem nie wirklich Reich und starb eigentlich als armer Schlucker, obwohl er einige der größten Musiker entdeckte. Er konnte natürlich nicht die Gelder bezahlen, die die großen Plattenlabels auf den Tisch legten. Ende der 60er verkaufte er das Studio und somit sozusagen auch seinen Erfolg.
Die Führung begann um 14 Uhr und dauerte - soweit ich mich erinnern kann - etwa eine Stunde. Man geht vom Merchandise Shop in die oberen Räume des Studios, wo ein kleines Museum eingerichtet ist.
Unser Guide "El Dorado" war super und man hatte irgendwie den Eindruck, dass er 1956 eingefroren wurde und vor ein paar Tagen wieder aufgetaut wurde. "Very authentic!"
El Dorado erklärte alles über das Studio und hatte zu jedem Künstler mehrere Stories auf Lager.
Vom kleinen Museum gehts dann in das eigentliche Studio wieder einen Stock tiefer. Zu erst kommt man ins Büro von Sam Phillips - dahinter befindet sich das eigentliche Studio. Gänsehaut machte sich bei mir breit . . .
Im Studio erzählte dann El Dorado, wie, wann und wo die berühmten Scheiben aufgenommen wurden. Jeweils umrahmt von Musikeinspielungen. Man hatte immer das Gefühl, die Künstler und Musiker stehen im Raum und spielen.
Jaaa, das hat mir Riesenspaß gemacht und schon wie bei den RCA Studios in Nashville klebte ich dem Guide an den Lippen. Für Musikfans ein absolutes Muss hier vorbei zu schauen. Ich kann allerdings nicht mehr sagen, wieviel das Eintritt kostete. War aber jeden Cent wert.
Mit einem T-Shirt im Gepäck gings wieder zurück in Richtung Beale Street. In der Zwischenzeit war es etwa 14.30 Uhr und der Magen knurrte. Da man in Memphis die besten BBQ-Restaurants des Landes - mal abgesehen von Lockhart, TX - findet, war für mich klar, wo ich in den nächsten paar Minuten sitzen werde.
Ich fand zufällig im Rucksack einen "Memphis-Prospekt" wo auf die alle Jahre in Memphis stattfindende "BBQ-Weltmeisterschaft" hingewiesen wird. Einer der letzten Weltmeister kam zufällig aus Memphis. Also nix wie hin . . .
Gestrandet sind wir bei "Charles Vergos Rendezvous" - dem wohl besten BBQ Schuppen der Stadt
http://www.hogsfly.com/ . Leider waren wir zu früh, denn dort wurde erst ab 16.30 Uhr auf gemacht und warten wollten wir nicht. Was für eine Schei**e!! Ich dachte immer, in den USA haben die Kneipen durchgehend offen . .. So kann man sich irren. Schade! Vielleicht kann von euch einer mal da vorbei schauen und berichten wie's war - würde mich freuen.
Also gingen wir weiter in Richtung Beale Street. Meine Frau hat von ihrem Masseur den Tipp bekommen, im "Blues City Cafe" Essen zu gehen
http://www.bluescitycafe.com/ . War eine sehr gute Alternative! Wir hatten alle sehr gute Ribs. Zwar etwas teuerer, was bei der Lage aber normal ist, aber sehr lecker.
Gegen 16:30 Uhr waren wir alle Satt. Satt in zweierlei Hinsicht: Sattgegessen und Sattgesehen. Man merkte, der Urlaub hält schon lange an und die Aufnahmefähigkeit lässt so langsam nach - auch die Lust "irgendwo noch hin zu gehen" liess nach nun fast drei Wochen nach.
Wir suchten uns wieder eine Mall aus "The Avenue". Das war allerdings der förmliche Griff ins Klo, denn "The Avenue" war ein Shopping Center der etewas gehobeneren Preisklasse und entsprechend leer.
Gegen 19 Uhr waren wir wieder im Motel und hatten die Nase voll für heute. Wir machten uns noch über die letzten Biers und den Jackie her, ehe wir ins Bett fallen.
Folgendes stand auch noch auf unserem "Memphis-Programm", was wir aber aus Zeitl- und Lustgründen nicht mehr besuchten:
- Mud Island
http://www.mudisland.com/ , wäre zu der Zeit aber eher "Water Island" gewesen und war zu
- Rock & Soul Museum
http://www.memphisrocknsoul.org/ direkt gegenüber der Gibson Facotry
Gefahrene Strecke: 57 Meilen
Kleine Anmerkung:
Die BBQ-WM in Memphis fand dieses Jahr vom 12. bis 14 Mai statt. Da waren wir wohl zur Früh dran - hätte ich gerne gesehen. Auf Grund des Hochwassers wurde die Location der WM zum ersten mal verlegt und zwar vom Tom Lee Park direkt am Mississippi, zur Tiger Lane am Convention Center.