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Autor Thema: Reisebericht "Midsouth 2011". Eine Rundreise durch TX, LA, MS, AL, TN, AR, OK.  (Gelesen 78705 mal)

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Soulfinger

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Hmmm, da in dem Bus nur eine Puppe sitzt, hätte ich die Frau auf locker Mitte 50 geschätzt. So kann man sich täuschen . . .
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Soulfinger

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Tag 20: Dienstag, 03. Mai 2011: Memphis

Wir trafen uns an diesem Morgen erst um 8.30 Uhr zum Frühstück. Unser erster Tagesstopp sollte das Hotel Peabody sein, wo man zwei Mal am Tag den berühmten "Ententrieb" zusehen kann. Das Wetter war übrigens wieder schön, doch die vielen Regenfälle der letzten Tage liessen den Mississippi ordentlich ansteigen. Der Höchststand wurde auf den 10. Mai prognostiziert, was ja auch - wie man in den Nachrichten bei uns sehen konnte - so eintraf.

Wir verliessen das Motel gegen 9:45 Uhr und parken unser Auto eine halbe Stunde später im Parkhaus am Emporium Shopping Center gleich neben dem Peabody. Das Emporium Shopping Center ist übrigens fast komplett leer - da hielt der Pleitegeier seinen Einzug . . .

Wir liefen eine kleine Runde, denn wir hatten noch ein wenig Zeit, ehe wir uns so gegen 10:40 Uhr im Peabody einfanden. Es standen schon ein paar Leute da und warteten wie wir auf das Spektakel, welches um 11 Uhr starten sollte. http://www.peabodymemphis.com/peabody_ducks/


Aus einem der Fahstühle - ich glaube aus dem mittleren - kommen die Enten später raus





Was hat das mit den Enten auf sich: in den 30er Jahren kamen ein paar Hotelgäste von einem Jagdtrip zurück und feierten an der Hotelbar ausgelassen. In ihrem Suff liessen sie ihre Lockenten in dem Hotelbrunnen schwimmen und vergassen sie natürlich dort wieder rauszuholen. Seither schwimmen die Enten in dem Brunnen. Pünktlich um 11 Uhr werden sie vom Hotelpagen mit dem Aufzug vom Dach in die Lobby gebracht - um 17 Uhr geht's wieder zurück.


Der hier erklärt das ganze Prozedere . . .

Wir postierten uns mit unseren Kameras an verschiedenen Punkten. Mein Freund filmte unten - auf der anderen Seite der Gasse stand meine Frau mit der kleinen Knipse und ich habe mich auf der Empore, von wo man den besten Platz hat, postiert. Leider sind die Bilder von der Empore nicht besonders gut geworden, da einfach das Licht fehlte - an der Brennweite mangelte es nicht.

Pünktlich um 11 Uhr gings los - der Aufzug öffnete sich und die Tiere watschelten in Richtung Brunnen.











In nicht mal 5 Minuten ist das ganze vorbei. Hat aber tierischen Spaß gemacht und sollte man wirklich nicht verpassen. Das Hotel ist übrigens sehr, sehr Edel - ich möchte nicht wissen, was man da für eine Nacht bezahlen muss.

Wir verliessen das Peabody wieder in Richtung Beale Street. Nächster Stop: die Gibson Guitar Factory, wo wir eine Führung durch die heiligen Hallen machen wollen. http://www.gibson.com/en-us/Locations/RetailCenters/Memphis/DiscoveriesOfGibson/



Wir buchten für 10 Dollar eine Tour, welche um 12 Uhr starten sollte. Bis dahin vertrieben wir uns etwas die Zeit mit dem Besuch des Gibson-Shops, wo man allerlei Dinge erstehen konnte.







Die Tour begann pünktlich um 12 Uhr und ging eine knappe Stunde. Leider darf man innen nicht fotografieren. Man erhält während der Führung einen Einblick in die Entstehung der berühmten Gibson Gitarren, die in Memphis von Hand gefertigt werden. Das Hauptwerk von Gibson steht in Nashville, wo die maschinell-gefertigten Gitarren entstehen.

Die Tour beginnt in der Tischlerei, wo die Holzteile zugeschnitten werden. Von dort gehts weiter in die Fertigung, wo die Einzelteile und vor allem die Elektrik zusammengefügt werden. Am Ende kommt dann noch die Lackiererei - ehe es dann zur Besaitung und zur Stimmung geht. Leider hört man den Guide schlecht, da es sehr laut ist. Das war der einzigste Nachteil.

Gegen 13 Uhr verlassen wir Gibson wieder in Richtung Beale Street, die wir ein Stück nach Osten laufen.



Nächstes Tagesziel: die Sun Studios. Die liegen etwas weg von der Beale Street. Wir entschieden uns aber gegen das Auto und gingen die knapp 30 Minuten zu Fuß zu den Sun Studios. http://www.sunstudio.com/



Sam Phillips - Gründer der Sun Studios/Sun Records - war wohl der einflussreichste "Talentsucher" der Musikgeschichte. Er entdeckte Stars wie Elvis Presley, Johnny Cash, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis, Roy Orbison usw. Einer der ersten Künstler, die eine Platte bei Sun aufnahmen, war B.B. King 1950 - noch unter dem Label Memphis Records. Erst seit 1952 wurde Sun gegründet.


Der Merchandise Shop der Sun Studios - inkl. kleinem Diner

1953/54 wurden die ersten Platten von Elvis eingespielt - allerdings mit bescheidenem Erfolg. Erst als ein Freund Sam Phillips' "That's All Right Mama" im Radio auflegte wurde Elvis Presley als regionaler Künstler bekannt. Ende 1955 verkaufte Phillips den Vertrag mit Elvis an die RCA Studios für 35.000 Dollar. Erst dann begann der Kometenhafte Aufstieg von Elvis Presley. Elvis spielte lediglich 6 Hits in den Sun Studios ein.


Hier das "Million Dollar Quartet" Jerry Lee Lewis, Carl Perkins, Elvis Presley, Johnny Cash (v.l.)

Der erste Millionenhit von Sun war "Blue Suede Shoes" von Carl Perkins - gefolt von "I Walk the Line" von Johnny Cash - jeweils im Jahr 1956. Übertroffen wurden die beiden Hits nur noch von Jerry Lee Lewis - allerdings gleich zwei Mal: "Whole Lotta Shakin' all over" und "Great Balls of Fire" (jew. 1957)


Sam Phillips

Sam Phillips selber wurde trotz allem nie wirklich Reich und starb eigentlich als armer Schlucker, obwohl er einige der größten Musiker entdeckte. Er konnte natürlich nicht die Gelder bezahlen, die die großen Plattenlabels auf den Tisch legten. Ende der 60er verkaufte er das Studio und somit sozusagen auch seinen Erfolg.



Die Führung begann um 14 Uhr und dauerte - soweit ich mich erinnern kann - etwa eine Stunde. Man geht vom Merchandise Shop in die oberen Räume des Studios, wo ein kleines Museum eingerichtet ist.



Unser Guide "El Dorado" war super und man hatte irgendwie den Eindruck, dass er 1956 eingefroren wurde und vor ein paar Tagen wieder aufgetaut wurde. "Very authentic!"





El Dorado erklärte alles über das Studio und hatte zu jedem Künstler mehrere Stories auf Lager.





Vom kleinen Museum gehts dann in das eigentliche Studio wieder einen Stock tiefer. Zu erst kommt man ins Büro von Sam Phillips - dahinter befindet sich das eigentliche Studio. Gänsehaut machte sich bei mir breit . . .



Im Studio erzählte dann El Dorado, wie, wann und wo die berühmten Scheiben aufgenommen wurden. Jeweils umrahmt von Musikeinspielungen. Man hatte immer das Gefühl, die Künstler und Musiker stehen im Raum und spielen.







Jaaa, das hat mir Riesenspaß gemacht und schon wie bei den RCA Studios in Nashville klebte ich dem Guide an den Lippen. Für Musikfans ein absolutes Muss hier vorbei zu schauen.  Ich kann allerdings nicht mehr sagen, wieviel das Eintritt kostete. War aber jeden Cent wert.

Mit einem T-Shirt im Gepäck gings wieder zurück in Richtung Beale Street. In der Zwischenzeit war es etwa 14.30 Uhr und der Magen knurrte. Da man in Memphis die besten BBQ-Restaurants des Landes - mal abgesehen von Lockhart, TX - findet, war für mich klar, wo ich in den nächsten paar Minuten sitzen werde.

Ich fand zufällig im Rucksack einen "Memphis-Prospekt" wo auf die alle Jahre in Memphis stattfindende "BBQ-Weltmeisterschaft" hingewiesen wird. Einer der letzten Weltmeister kam zufällig aus Memphis. Also nix wie hin . . .



Gestrandet sind wir bei "Charles Vergos Rendezvous" - dem wohl besten BBQ Schuppen der Stadt http://www.hogsfly.com/ . Leider waren wir zu früh, denn dort wurde erst ab 16.30 Uhr auf gemacht und warten wollten wir nicht. Was für eine Schei**e!! Ich dachte immer, in den USA haben die Kneipen durchgehend offen . ..  So kann man sich irren. Schade! Vielleicht kann von euch einer mal da vorbei schauen und berichten wie's war - würde mich freuen.

Also gingen wir weiter in Richtung Beale Street. Meine Frau hat von ihrem Masseur den Tipp bekommen, im "Blues City Cafe" Essen zu gehen http://www.bluescitycafe.com/ . War eine sehr gute Alternative! Wir hatten alle sehr gute Ribs. Zwar etwas teuerer, was bei der Lage aber normal ist, aber sehr lecker.

Gegen 16:30 Uhr waren wir alle Satt. Satt in zweierlei Hinsicht: Sattgegessen und Sattgesehen. Man merkte, der Urlaub hält schon lange an und die Aufnahmefähigkeit lässt so langsam nach - auch die Lust "irgendwo noch hin zu gehen" liess nach nun fast drei Wochen nach.

Wir suchten uns wieder eine Mall aus "The Avenue". Das war allerdings der förmliche Griff ins Klo, denn "The Avenue" war ein Shopping Center der etewas gehobeneren Preisklasse und entsprechend leer.

Gegen 19 Uhr waren wir wieder im Motel und hatten die Nase voll für heute. Wir machten uns noch über die letzten Biers und den Jackie her, ehe wir ins Bett fallen.

Folgendes stand auch noch auf unserem "Memphis-Programm", was wir aber aus Zeitl- und Lustgründen nicht mehr besuchten:
- Mud Island http://www.mudisland.com/ , wäre zu der Zeit aber eher "Water Island" gewesen und war zu
- Rock & Soul Museum http://www.memphisrocknsoul.org/ direkt gegenüber der Gibson Facotry

Gefahrene Strecke: 57 Meilen

Kleine Anmerkung:
Die BBQ-WM in Memphis fand dieses Jahr vom 12. bis 14 Mai statt. Da waren wir wohl zur Früh dran - hätte ich gerne gesehen. Auf Grund des Hochwassers wurde die Location der WM zum ersten mal verlegt und zwar vom Tom Lee Park direkt am Mississippi, zur Tiger Lane am Convention Center.
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Reisefan62

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Ja, so einiges im Bericht kommt mir bekannt vor:-)
Ich habe aber auf jeden Fall noch ne Menge Programmpunkte abzuarbeiten, wenn ich Deine Beschreibungen lese. Aber wir wollen ja eh noch mal in die Gegend.

sil1969

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Sehr interessant! Die Enten auf dem roten Teppich hätte ich mir auch angesehen! Cool.  :)
LG Silvia

carovette

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Ich hab nun endlich wieder aufgeholt -  bin leider bei Tag 15 stehen geblieben. Kompliment, ihr habt wirklich tolles gesehen. Deinen RB hab ich mir unter meinen Bookmarks abgespeichert.....die Route würde ich echt gerne "nachfahren". Echt klasse!!!

Soulfinger

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Tag 21: Mittwoch, 04. Mai 2011: Memphis - Stuttgart - Tulsa

Der heutige Tag ist sehr schnell erzählt, da es sich um einen reinen Fahrtag handelt. Wir verliessen bereits um 8 Uhr das Motel und fahren gleich auf die I-55 und ab West Memphis auf die I-40, die uns fast den ganzen Tag begleiten wird.



Erschreckend war die Übefahrt über den Mississippi: Hochwasser, Hochwasser und nochmal Hochwasser. Wenn ich daran denke, das der Höchststand erst in einer Woche erreicht ist . . .



Wir fuhren und fuhren und fuhren - immer weiter nach Westen. Irgendwann - ein paar Meilen vor Little Rock - verliessen wir die I-40 in Richtung Stuttgart, welches wir nach insgesamt 2 Fahrstunden seit Memphis gegen 10 Uhr erreichten und total enttäuscht wurden. http://stuttgartarkansas.org/



Wir fuhren einmal durch das Städtchen - nichts hielt uns länger da. Schade. Nicht mal ein paar vernünftige Fotos haben wir geschossen - mein Freund filmte ein wenig, das war's. Zumindest kann ich jetzt behaupten, da gewesen zu sein, in Stuttgart, Arkansas.

Über Little Rock ging die Fahrt weiter in Richtung Oklahoma. Um 12:15 Uhr machten wir Pause bei einem Pizza Hut und bedienten uns am Buffet.

200 Meilen nach Stuttgart gings von der I-40 ab in Richtung Norden auf den Muskogee Turnpike, welcher uns bis Tulsa begleiten wird. Gegen 17.30 Uhr kamen wir in Broken Arrow, südlich von Tulsa an. Wir stolperten zufällig über ein La Quinta, wo wir dann auch für die nächsten zwei Nächte unterkamen. http://www.lq.com/lq/properties/propertyProfile.do?ident=LQ595&propId=595 Hier entschied in erster Linie die Lage, da wir es von dort nur 5 Minuten zu meiner Cousine hatten.

Das Motel war übrigens wirklich gut und für etwas mehr als 50 Dollar für die Nacht geradezu ein Schnäppchen. Wir räumten unsere Sachen auf's Zimmer und fuhren gleich zu meiner Cousine, wo wir alle bis spät in die Nacht blieben. Wir freuten uns vor allem sehr darüber, dass es dem Mann meiner Cousine, bei dem kurz vor unserer Abreise Krebs diagnostiziert wurde, wieder besser geht. Das Drehen der Tour hat sich also gelohnt!

Gegen Mitternacht kamen wir am Motel an und fielen Hundemüde ins Bett. Morgen werde ich unseren beiden Freunden die Gegend um Tulsa zeigen. Für mich ist es in all den Jahren, die ich schon da war, ein Stück Heimat geworden. Gute Nacht.

Gefahrene Strecke: 480 Meilen

Noch was:
Wenn man von Memphis die I-40 nach Westen fährt und man in West-Memphis die I-40 wieder Richtung Norden verlässt, erreicht man nach ca. 40 Minuten das Städtchen Dyess, Arkansas. Hier kann man das Geburtshaus von Johnny Cash besuchen. Ich war mal vor fast 20 Jahren da und habe das Städtchen in sehr guter Erinnerung behalten.
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Smartdriver76

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Oh, Ihr wart nicht abends in einer der Musik-Kneipen auf der Beale Street? Da habt Ihr echt was verpasst. War das Beste an Livemusik, was ich in den letzten Jahren gehört habe. Kann ich jedem Memphis-Visitor nur empfehlen. Am besten wohnt man dann in der Innenstadt, etwa im hervorragenden Hampton Inn & Suites @ Beale Street, dann hat man nachts nur noch ein paar Schritte bis ins Bett.  :wink:



bowiepit

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Schön, dass Du etwas über Tulsa berichten wirst. Diese Stadt wird leider nur selten besucht und die Umgegend ist auch interessant. Als Partnerstadt von Celle habe ich viele gute Erinnerungen an Tulsa/OK.
If it ain't Country - it ain't Music

Soulfinger

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Oh, Ihr wart nicht abends in einer der Musik-Kneipen auf der Beale Street? Da habt Ihr echt was verpasst.

Ja, man kann halt nicht alles haben. Wobei ich sagen muss, dass ich ein extrem gespaltenes Verhältnis zu Memnpis habe. Einerseits liebe ich es, andererseits hasse ich es - vor allem die Beale Street.

@bowiepit
Tulsa ist neben Dallas meine Lieblingsstadt in den USA. Viele schöne Erinnerungen habe ich hier sammeln dürfen - gerade in den 90ern. In diesem Reisebericht werde ich aber wenig von Tulsa berichten, da wir lediglich einen vollen Tag dort waren und sich das meiste beim Verwandtenbesuch abgespielt hat. Ich wusste gar nicht, dass Celle die Partnerstadt von Tulsa ist. Wieder was gelernt.
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Soulfinger

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Tag 22: Donnerstag, 05. Mai 2011: Tulsa - Bartlesville - Tulsa

Wir hatten heute einen vollen Tag Zeit, etwas von Tulsa zu sehen. Ich kenne die Stadt wie meine Westentasche und meine Frau war auch schon ein paar Mal da. Für unsere Freunde war's das erste Mal. Ich versuchte, ein relativ abwechslungsreiches Tagesprogramm auf die Beine zu stellen, damit jeder etwas davon hat. Das wichtigste war aber, heute in einem der vielen Westernhops in Tulsa vorbei zu schauen. Die Gier nach Westernutensilien wie Stiefel, Hut, Gürtel usw. war noch nicht gestillt.

Um kurz nach 9 Uhr verliessen wir unser Motel in Richtung Norden. Erster Tagesstopp war "Woolaroc" bei Bartlesville, was fast an der Grenze zu Kansas liegt. Bartlesville liegt mitten in den Osage Mountians - einer Landschaft wie aus einem Karl-May-Roman. Südlich von Tulsa ist die Landschaft grün - im Norden siehts aus, wie in der Prärie mit dem hellbraunen Weidegras. Einfach herrlich. Ich war seit 15 Jahren nicht mehr hier und habe komplett vergessen, wie schön es hier eigentlich ist.



Woolaroc ist eine Mischung aus Ranch, Museum und Wildpark und bietet für jeden Geschmack etwas. Woolaroc ist die ehemalige Ranch von Frank Philipps, der die Ölfirma "Philipps 66" gründete und heute unter dem Namen "Philipps-Conoco" bekannt ist. Bei uns wird das Benzin unter "Jet" verkauft. http://www.woolaroc.org



Nach dem Tod Frank Philipps' wurde hier ein Museum eingerichtet, dass über die Geschichte Oklahomas, vor allem über das Zusammenleben von Weissen und Indianern, erzählt. Unzählige von Ausstellungsstücken kann man hier anschauen.



Wir kamen nach ca. einer Stunde Fahrzeit gegen 10:15 Uhr am Woolaroc an. Man bezahlt am Eingang erstmal 8 Dollar Eintritt pro Kopf und bekommt einen Plan über das Riesengeläne und eine CD, die man ins Autoradio einwirft und einem über die Geschichte und Entstehung von Woolaroc erzählt wird. Finde ich eine nette Idee, das mit der CD! Die muss man beim rausfahren in eine Art Briefkasten werfen . . .

Der Weg zum Museum führt über eine ca. 4 Kilometer lange Straße, von wo aus man allerlei Tiere in freier Wildbahn erleben kann. U.a. lebt hier in der Gegend die größte Wildpferdherde der USA - wenn man Glück hat, bekommt man sie vor die Linse. Auf der herfahrt wird überall vor der Herde gewarnt, denn man muss jeden Moment damit rechnen, dass sie die Straße queren . . .



Die Gegend ist wirklich schön und die Strecke sehr angenehm zu fahren. Leider überholen uns viele Schulbusse. Gerade für Schulklassen ist hier ein schöner Platz für Outdoor-Unterricht. Vor allem gehts hier um eins: die Geschichte des Landes - vor allem die vielen Indianer, die im 19. Jahrhundert von Osten hierher vertrieben wurden und unter dem "Trail of Tears" in die Geschichte einging. Bis zum Ende des 19. Jh. war es Weissen verboten, sich in Oklahoma niederzulassen. Erst mit dem berühmten "Oklahoma Land Run" begann die Siedlerzeit.



Die Straße führt einen direkt zum Parkplatz der Ranch, bzw. des Museums, wo ordentlich was los war, wie man auf dem nächsten Bild auch erkennen kann.



Jaja, und das war nur ein Drittel der Schulbusse, die hier rumstanden. Also nix wie rein ins Museum.





Innen sind allerlei Dinge ausgestellt: Waffen, Kleidung, Bilder berühmter Indiander, ausgestopfte Tiere der Region, Werkzeuge. Einfach alles, was mit dem Leben der Siedler und Indianer in Vergindung stand.











Der oberste Stock ist dem eigentlichen Museum gewidmet. Im unteren Stock kann man etwas über die Geschichte des Ölbooms der Region - in Verbindung mit Philipps 66 - erfahren und die Waffensammlung der Familie Philipps betrachten.



Tulsa war in den 20er Jahren die reichste Stadt Amerikas, ehe die ganzen Ölfirmen weiter expandierten und ihre Firmensitze nach Houston oder Dallas verlegten und ihre Raffinerien in der Gegend um Galveston ansiedelten.

Um 12:15 Uhr hatten wir genug vom Museum und schauten uns ein wenig die Ranch an. Meine Cousine meinte, wir sollen dort unbedingt "Bison Burger" versuchen, den es hier zu kaufen/essen gibt. Hier bekommt man weit und breit das einzigste 100%ige Bisonfleisch zum Essen - meist ist noch Rind mit beigemischt - aber nicht in Woolaroc. Also muss ein Versucherle her. Schmeckt sehr gut - vor allem soll Bison extrem Mager sein.

Nach dem kleinen Imbiss machen wir uns zur Rückfahrt nach Tulsa auf. Meine Überraschung: das Hard Rock Hotel und Casino in Tulsa. Mein Kumpel sammelt HRC Collecitbles wie Shotgläser und T-Shirts. Also darf ein Shirt aus Tulsa nicht fehlen. Ich denke, das hat kaum jemand in seinem Schrank liegen . . .



Das Hard Rock Hotel und Casino liegt etwas östlich von Tulsa http://www.hardrockcasinotulsa.com . Wir parken unser Fahrzeug, gehen einmal durch's Casino, in den Merchandise Shop und knipsten ein paar Bilder, das war's.



Viele Fragen sich jetzt, ein Casino ausserhalb von Nevada? Ja, auf Indianerland ist es gestattet, Casinos zu bauen. So hat es in Oklahoma jede Menge Casinos - die zum Teil ähnliche Ausmaße haben, wie ihre Geschwister in Vegas oder Reno.

Meistens liegen die Casinos in Grenznähe oder in der Nähe von großen Städten.



Wir fahren weiter und wollen den Ölmann Tulsa's besuchen: den Golden Driller oder auch Tulsa Driller genannt. Dieser steht neben dem Expo-Gelände von Tulsa und war zu den Zeiten, als hier noch große Ölmessen stattfanden so eine Art Maskottchen. Der Golden Driller ist 23 Meter hoch. http://www.roadsideamerica.com/story/2190





Nach dem Golden Driller waren Western Boots angesagt. Wie ich in dem Reisebericht schonmal ansprach, konnten unsere beiden Begleitungen es nicht erwarten und kauften in Dallas überteuerte "Made in China Ware" - ohne auf mich gehört zu haben. Die Allzweckwaffe heisst für mich "Cavender's". Bei Cavenders bekommt man alles, was das Westernherz begehrt zu guten Preisen. Man kann sich dort komplett einkleiden inkl. Sattel und Rope. http://www.cavenders.com

Cavender's gibts aber leider nur in Texas, Oklahoma, Arkansas und Kansas. Nach etwa 1,5 Stunden Powerhopping gingen wir mit ordentlicher Beute weiter. Insgesamt kauften wir: 3 Paar Boots, 2 Hüte, 4 Gürtel, 2 Messer, 1 Geldbeutel, 6 Paar Bootssocken und einem Westernhemd. Wir hatten da alle unseren Spaß - vor allem die Verkäufer. Wir waren sowas wie die Hauptattraktion, so dass sogar andere Kunden mit uns gemeinsam Schuhe aussuchten und uns beraten haben. War absolut Witzig und mein Freund machte sowas wie ein Kniefall (!) vor mir und meinte, "da hätten wir gleich hinsollen". Also mein Tipp für euch: Cavender's, wenn ihr was Westernmässiges braucht.

Wir hatten die Uhr im Blick, denn meine Cousine lud uns auf 18 Uhr zum Essen ein. Wir hatten aber noch etwas Zeit, fuhren aber schonmal in Richtung Broken Arrow und schauten auf dem Hinweg zu meiner Cousine bei Bass Pro Shop vorbei.



Wir huschten kurz rein, denn ich wusste, was ich wo finde. Grillzubehör waren meine Ausbeute: eine Smokerbox, Zedernholzplanken u.s.w. Mein Kumpel kaufte sich sein 3. Messer an diesem Tag - jeder hat so seine "Ticks"

Punkt 18 Uhr waren wir dann bei meiner Cousine und auch ihr Sohn mit Gattin liessen sich das Festmahl nicht nehmen. Es gab leckeres Brisket (geräucherte Rinderbrust) mit Süsskartoffeln und Bohen. Typisch amerikanisch eben und natürlich kein Vergleich zum Kneipenessen! Es war (mal wieder) fantastisch!

Danach gab's noch ein paar lecker Bierchen und viel gequatsche, ehe wir uns gegen 23 Uhr in Richtung Motel verabschiedeten. Unterwegs schaute ich noch kurz bei einem Supermarkt vorbei, um mich mit Daddy Hinkle einzudecken. DH gibt's leider nicht im Wal Mart und auch nicht Bass. Da muss man selbst in Oklahoma danach suchen - lohnt sich aber!!

Ursprünglich wollten wir erst am Samstag wieder nach Dallas fahren, haben uns aber erst kurz vor Tulsa dazu entschlossen, schon am Freitag nach Dallas zu fahren. Wir hatten noch einiges vor in Dallas . . .

Gute Nacht.

Gefahrene Strecke: 173 Meilen
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Kar98

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Viele Fragen sich jetzt, ein Casino ausserhalb von Nevada?

Casinos gibts eigentlich mittlerweile in vielen Gegenden, nicht nur in Nevada oder auf Indianerland.

Hier z/B eines drüben in Shreveport, Louisiana:


Oder hier das in Natchez, Mississippi:


Soulfinger

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Casinos gibts eigentlich mittlerweile in vielen Gegenden, nicht nur in Nevada oder auf Indianerland.

Ja, die "Wasserschlupflöcher" in Louisiana und Mississippi . . . Die sind aber in Größe und Aufmachung nicht mit den Riesencasinos zu vergleichen. Gerade in Oklahoma stehen da ordentliche - hässliche - Bauten mitten in der Pampa.
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Soulfinger

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Tag 23: Freitag, 06. Mai 2011: Tulsa - Dallas

Heute steht wieder ein reiner Fahrtag an. Nach einem spärlichen Frühstück und einmal Volltanken sind wir um 9 Uhr auf der Straße. Heutiges Ziel: Dallas oder besser gesagt das "Fairfield by Marriot DFW North, Irving", welches wir noch am Vorabend bei hotels.com buchten. Dazu später mehr.

Von Tulsa nach Dallas gibt es zwei Möglichkeiten zu fahren. Variante 1 wäre der direkte Weg über Henryetta und Sherman. Alles "Landstraße" und Öde ohne Ende. Variante 2 wäre über OK City. Zwar weiter, aber fast so schnell, dafür aber landschaftlich viel reizvoller mit so feinen Ecken wie der Tuner Falls Park oder die Wichita Mountians am Wegesrand.

Wir entschieden uns für die Variante 2, da ich gerne mal wieder den "Turner Falls Park" besuchen möchte. Hier muss sich in den letzten Jahren einiges getan haben und inzwischen ein kleiner Freizeitpark daraus entstanden sein. http://www.turnerfallspark.com/

Etwa gegen halb 12 und 200 Meilen später kommen wir auch schon am Turner Falls Park an, welcher in einer sehr reizvollen Landschaft eingegliedert ist. Man fährt von der Interstate in kurzes Stück und dann ist man auch schon da. Leider war an diesem Tag das Glück nicht auf unserer Seite, denn der Park war zu. Selbst auf meine Frage hin, nur mal eben ein paar Bilder zu schießen, blieben die Pforten verschlossen. Na Super, dachte ich, deswegen der Umweg.

Also fahren wir weiter in Richtung Dallas. Da der Park zu hatte musste ein neues Ziel her. Wir entschieden uns, in Denton, was nördlich von Dallas liegt, nach Osten abzubiegen und das große Outlet Center in Allen zu besuchen, wo wir auch gegen 14:45 Uhr ankamen. Unterwegs gabs bei KFC (ca. 12:30 Uhr) eine kleine Stärkung.
http://www.premiumoutlets.com/outlets/outlet.asp?id=5

Wir blieben im Outlet bis 18:30 Uhr. So hatte jeder ausreichend Zeit genug, seine letzten Einkäufe zu tätigen, denn die nächsten, letzten, beiden Tage war eigentlich keine Mall o.ä. geplant. Wir kamen gegen 19:30 Uhr über Umwege letztlich im richtigen Motel an. Richtig deshalb, denn es gibt fast nebeneinander zwei Fairfield's. Beide liegen an derselben Straße - jedoch 5 Meilen auseinander. Das Eine heisst DFW North Irving, das Andere DFW Las Colinas.

Wir landeten zuerst im Falschen, dem in Las Colinas, da wir lediglich unser Navi mit Fairfield fütterten und die Straße ja die richtige war - nur die Haus Nummer war die Falsche. Also nix wie zum anderen, was sich durch die vielen Mautstraßen nicht ganz einfach gestaltete. Doch wir habens gefunden. http://www.marriott.com/hotels/travel/dalfi-fairfield-inn-dallas-dfw-airport-north-irving/

Wir bezahlten für 3 Nächte 111,- Euro pro Zimmer. Entscheidend war wieder die Lage: 10 Minuten zum Flughafen (Car Rental Center) und zwischen den beiden Städten Dallas und Fort Worth gelegen. Auch in Arlington, wo wir am Sonntag noch zum Baseball wollen, ist man in 15 Minuten.

Das Zimmer war sehr sauber und vor allem sehr geräumig - genau das, was man kurz vor der Heimreise sucht, um sich nochmal richtig ausbreiten zu können und die Koffer zu sortieren.

Wir stellten lediglich kurz unsere Koffer aufs Zimmer und gingen in den nächsten "Chili's" zum Essen. War übrigens sehr, sehr lecker und für jeden was dabei. Ich war vorher noch nie in einem Chili's. Da werde ich öfter mal vorbeischauen. Auf der Heimfahrt geht's ein letztes Mal zur Tanke und einen Sixpack zu sichern. Gegen 23 Uhr sind wir im Hotel. Gute Nacht!

Morgen und Übermorgen stehen noch mal zwei Tage volle "Texasdröhnung" auf dem Programm! Was könnte eurer Meinung nach noch fehlen??

Gefahrene Strecke: 378 Meilen
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Stefanie_GZ

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Wo sind die Bilder von Euch im Western Outfit? :D

EDVM96

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Morgen und Übermorgen stehen noch mal zwei Tage volle "Texasdröhnung" auf dem Programm! Was könnte eurer Meinung nach noch fehlen??
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