Tag 8, Donnerstag, 21. AugustHeute stand ein „gemütlicher“ Fahrtag auf dem Programm. Das gute Wetter hat sich heute Nacht verabschiedet, graue Wolken lagen über Sheridan bei gerade mal noch 12 Grad am Morgen. Wir verliessen Sheridan gegen 9 Uhr und machten uns auf den Weg nach Cody, unserem heutigen Etappenziel.
Nach Cody wollten wir über die Bighorn Moutains, bzw. den Bighorn National Forrest fahren und dann mal schauen, was das Wetter und die Lust sagt. Ab Sheridan geht’s ein kurzes Stück die I90 nach Norden, ehe man bis kurz vor der Montanaischen Grenze nach Westen – wieder – auf die 14 abbiegt.
Die Straße schlängelt sich immer weiter nach oben wo man trotz des trüben Wetters eine tolle Aussicht hatte. Ist schon schön dort, aber dort leben?
Oben auf dem Hochplateau angekommen geht’s durch Wald und nix wie Wald. Je weiter es nach Westen geht, umso bergiger und karger wird die Vegetation. Irgendwann kommt man dann an eine Kreuzung, wo man sich entscheiden muss, in welche Richtung man weiter möchte. Nach Südwesten, den direkten Weg über die Shell Falls nach Cody, oder die westliche Route – die Medicine Wheel Passage – über eben das Medicine Wheel und den Bighorn Lake nach Lowell. Wir wählten die Westroute, da wir zum Medicine Wheel und dann anschliessend zum Bighorn Canyon nach Montana wollten.
Die Route zum Medicine Wheel biegt kurz vor Verlassen des Bighorn Mountains ab. Man fährt etwa 2 Meilen auf einer Graveload den Berg hinauf. Am Ende der Straße findet man einen Parkplatz, ein Klo und eine Rangerstation – aber kein Medicine Wheel!
Um dorthin zu kommen muss man 1,5 Meilen den Berg hochlaufen, was für mich an diesem Tag ein Problem darstellte. Meine Frau verschwand aufs Klo und ich kam mit der jungen hübschen Rangerin ins Gespräch. Ich fragte sie, wie weit es wäre und wie es da oben so sei. Sie meinte dass man etwa 30 Minuten zu Fuß gehen muss und erklärte mir, was das Medicine Wheel eigentlich ist. Es handelt sich hierbei um einen heiligen Ort, der mehre hundert Jahre alt sein soll – man geht von 5000 - 7000 Jahren aus. Der Ort wird noch heute von Indianern für Gebete und Zeremonien verwendet. Das Wheel hat einen Durchmesser von ca. 25 Metern und eins war klar: ich will da hoch! Ich erklärte der Rangerin meine missliche Lage und dass ich jetzt extra den weiten Weg von Deutschland hierher gekommen bin und kann da jetzt nicht hoch . . . Daraufhin meinte sie irgendwas von „hoch“ und „fahren“. Ich fragte sie, ob sie mich hochfahren würde . . . Nein, nein, ich könne hochfahren, wenn ich möchte. Für alte Menschen und welche die schlecht zu Fuß sind, würden sie eine Ausnahme machen und man könne hochfahren. Ich war sprachlos . . . meine Frau kam wieder vom Klo und ich sagte zu ihr: „steig ein, wir können hoch fahren“ – sie war genauso baff wie ich . . . aber egal, die hübsche Rangerin öffnete das Tor und es ging nach oben, vorbei an allen Leute, die noch latschen mussten.
Man kam sich schon etwas blöd vor, aber was soll’s . . . Oben gibt’s da tatsächlich noch einen kleinen Parkplatz und nochmal ein Klo – ein weiteres Auto stand übrigens auch oben, wir waren also nicht die einzigsten.
Oben war es übrigens ordentlich Kalt, so um die 4 Grad auf 3000 Metern, neblig, bzw. die Wolken standen so tief. Geregnet hat es auch ein bisschen, oder war es einfach nur die Feuchtigkeit? Egal, es war toll da oben. Oben stand dann nochmal so ne junge hübsche Rangerin in der Kälte und passte auf, dass auch keiner da rein latscht und beantwortete alle gestellten Fragen.
Nach 20 Minuten hat man dann genug gesehen, die Rangerin meinte dann zu mir, ich sollte kurz mit dem Runterfahren warte, da gerade ein Auto hoch kommt. Das war dann nach etwa 10 Minuten da und dann ging es für uns nach unten zurück. Die Rangerin öffnete unten wieder das Tor, ich winkte ihr zu und fuhr weiter.
Zurück auf der 14 nach Westen gings über den Bighorn Lake bis wir kurz vor dem Städtchen Lovell nach Norden auf die 37 abbogen.
Die 37 brachte uns zum Bighorn Canyon, wo man ein paar schöne Aussichten auf den Bighorn Lake hat.
Zwischendurch sieht man Pronghorns und auch wilde Mustangs, vor denen auf der kompletten Strecke gewarnt wird. Man passiert unterwegs Montana – der 5. Staat der Reise – ehe dann bei Barry’s Landing schluss ist und man umkehren muss.
Bei Barry’s Landing kann man sein Boot in den See lassen – oben ist ein großer Picknickbereich/Parkplatz von wo aus man eine schöne Aussicht hat. Überall wird übrigens vor Bären gewarnt, wir waren also nicht alleine . . .
Das Wetter war miserabel, es goss teilweise wie aus Kübeln. Die letzten 1,5 Stunden Fahrzeit bis nach Cody wurde das Wetter auch nicht wirklich besser. Wir fuhren über Greybull, da ich mir dort mit Hells Kitchen und einem verlassen Flugzeugfriedhof noch zwei Sachen notiert hatte. Doch das Wetter liess uns die Lust vergehen.
In Cody angekommen suchten wir als erstes unser Hotel. Wir stiegen standesgemäß im „Buffalo Bill’s Irma“ ab, dem von Buffalo Bill gebauten Hotel. Irma war seine Tochter, daher der komische Name. Wir warfen unsere Koffer auf das sehr charmante Zimmer und zogen nochmal los. Inzwischen war es etwa 16 Uhr und das Wetter wurde etwas besser.
Wir fuhren zur Old Trail Town, einer nachgebauten Westernstadt, die man für ein paar Dollar Eintritt besuchen konnte. War ganz nett dort – eher ein Lückenfüller.
Ich glaube das Buffalo Bill Museum wäre cooler gewesen, da sind wir nimmer hin. Zurück zum Hotel gings nochmal zum Walmart Proviant für die nächsten Tage einkaufen und der KIA bekam noch etwas Regular in den Tank.
Am Hotel angekommen, knurrte mächtig der Magen. Vorher schauten wir uns aber noch die täglich stattfindende Gun-Show vor dem Hotel an – nach 15 Minuten hatten wir keine Lust mehr (totaler Kitsch) und suchten nach was Essbaren. Fündig wurden wir praktisch gegenüber vom Irma im „Millstone Pizza Company & Brewery“, einer nagelneuen Hausbrauerei mit süffigem Gerstensaft und sehr leckerer Pizza. Die Pints liefen runter wie Öl – leider kann man nicht die ganze Bierpalette probieren, da sie Woche für Woche ein anderes Bier brauen. In meinem Fall gab’s diese Woche Amber Ale . . . war sehr lecker. Auf das Buffet im Irma hatten wir keine Lust – genauso wenig auf die Million Dollar Baby Bar oder wie der Schuppen heißt. Dannach gings bewaffent mit unseren Pizzaresten noch durch den ein oder anderen Laden, ehe wir uns aufs Zimmer verkrochen, denn morgen wollten wir wieder früh aufbrechen. Gute Nacht!
To be continued . . .
Übernachtung: Buffalo Bill’s Irma Hotel, 137 Dollar via booking.com