Der Tag, vor dem ich mich gefürchtet hab, ist gekommen: der Tag der Abreise aus San Francisco. Ich könnte immer noch heulen wenn ich daran denke! Ich wollte ich hätte länger Zeit gehabt. Dann wär ich länger in SF geblieben naja, jetzt gibts den vollen Newsflash Day 4 & photos!25. März 2006Der vierte Tag schmiss mir wieder die Sonnenstrahlen ins Gesicht. Eine „Eingeborene“ zeigte mir ein Haus, an dem die Möbel außen sind. Und zwar auf zwei Hausseiten senkrecht angebracht und noch dazu bunt angemalt. Dann musste ich schweren Herzens diese bezaubernde Stadt verlassen. Mir war für eine halbe Stunde zum Heulen zumute!
Doch als ich mit Sack und Koffer bei Alamo in der O’Farrell St stand und man mir mein Auto vorfuhr, kam ich mir nicht nur vor wie eine Prinzessin, ich wurde auch wie eine behandelt. Ein cremeweißes Cabrio!!
Mitten im Mittagsverkehr dieser geschäftigen Stadt. Und ich hatte keinen Plan, wie ich in diesem Automatik-Gedings den Ganghebel betätigen sollte.
Aber nette, hilfsbereite Männer gibt’s ja so viele in Amerika, ein Gentlemen hat mir die Funktion der Schaltung noch auf dem Gehweg stehend ausführlich erklärt, und keiner hat es gewagt, sich über meinen illegalen Parkplatz zu beschweren! Nachdem ich mich auf der Stelle heillos verfahren (und die Einbahnstraßen verflucht) habe beschloss ich, einfach irgendwo zu fahren und dabei zumindest zu versuchen, mich Richtung Norden zu halten. Plötzlich, gänzlich unerwartet und doch erhofft, ragte vor mir ein rotes, riesiges Ding auf und ehe ich noch darüber nachdenken konnte, fuhr ich auf der Golden Gate Bridge!
Im Radio dudelte Scott McKenzie sein „If you’re goiiiiing to Saaan Fraanciscooo…“ auf der von meinen Mädels vorab gebrannten „California CD“ und mir stellten sich vor Begeisterung die Haare auf. In Sausalito drehte ich wieder um und tat es (wie raffiniert!) noch mal. Die 5$ waren das allemal wert!
Ziemlich bald nachdem ich San Francisco verlassen hatte musste ich schon das erste mal wieder umdrehen – der Highway 1 (auf den ich mich ja für die gesamte Strecke festgelegt hatte) war wegen eines Murenabgangs in Pacifica gesperrt. Da ich natürlich keine genauen Straßenkarten dabeihatte und nicht wusste, wie ich die Sperre umfahren sollte (in Amerika gibt’s scheinbar keine Umleitungstafeln), hielt ich bei der nächsten Tanke und fragte den Tankwart nach dem Weg. Der alte Japaner war ganz überrumpelt, leider kam er (O-Ton:) „aus diesem Kaff nie raus, deshalb kann er mir da leider nicht weiterhelfen“. In dem Moment geht die Tür auf, und vor mir steht ein erschreckender alter Mann. Der typische Trucker, wie sich Europäer ihn wohl vorstellen wollen, mit langen weißen Haaren und ebensolchem Bart, unzähligen Tätowierungen auf den Schultern, schlechten Zähnen und wahrhaftigen (!!Schmäh ohne!!) 3 cm langen Fingernägeln. Er fragte mich, ob er mir helfen kann. Mein erster Reflex war weglaufen, aber leider stand sein breiter Rücken in der Eingangstür. Ich erklärte ihm vorsichtig meine Situation und als hätte er sein Navigationssystem auswendig gelernt, erklärte er mir die exakte Route. Und zwar so, dass ich sie auch verstand und mir merken konnte. Glück gehabt, nicht entführt worden!
Nach einer längeren Fahrt durch Regen, Sonne, wieder Regen und wieder Sonne auf meinen Umweg über die 280 bis Half Moon Bay musste ich eine erste Pause einlegen. Ich fand einen sauberen Vista Point, setzte mich auf den Beifahrersitz Richtung Meer und sah zu, wie die Regenwolken der Sonne wichen, während ich einen dieser unglaublich leckeren Blueberrymuffins verdrückte.
Je weiter ich fuhr, desto sonniger und heißer wurde es, die Klippen in Wüstenfarbe links von mir türmten sich auf, rechts von mir fielen sie ins Meer. Dazwischen irisches grün auf den Wiesen. Ich fühlte mich wie der letzte Mensch am Ende der Welt. Ich dachte mir, ich würde wohl nie wieder eine so wunderschöne Landschaft sehen.
Irgendwann kam ich dann doch in Monterey an, quartierte mich im HI Hostel Monterey ein und zog dann mit einem Mädchen aus meinem Zimmer (das einzige, dass man altersmäßig noch ungestraft als Mädchen bezeichnen durfte) um die Häuser, durch die Cannery Row, durch den Park und am Hafen entlang, bis uns die Füße weh taten. Außer uns waren in dem Hostel nur eine Lady, die zu einem „spirituellen Seminar“ irgendwo in Big Sur wollte und einige Leute um die 60, die am nächsten Tag seltsamerweise von einem Krankenhaustransport abgeholt wurden (an dieser Stelle sei angemerkt: ich mag ältere Menschen sehr gerne. Aber in einem Hostel hätte ich mir eben ein bisschen mehr Action erwartet). Also, im Prinzip ein netter, sauberer und schön eingerichteter Schlafplatz, aber für Leute die mehr wollen als nur schlafen und die Krankengeschichten älterer Menschen und spirituellen Vorträgen von Sektenanhängern als Gute-Nacht-Geschichte zu hören: NICHT EMPFEHLENSWERT! Hat den Charakter einer alternativ-christlichen Glaubenskommune. Nach einem leckeren Thai-Essen kann ich jetzt meine Wampe nicht mehr rühren und muss mich hinlegen! Meine Zimmerkolleginnen schlafen ja auch schon.