Hoffentlich ist das Tennis-Finale bald vorbei und du kannst weiterschreiben
Hat sich erledigt - nur leider nicht mit dem gewünschten Ausgang.
Nach der durchgemachten Super Bowl Nacht bin ich jetzt wieder einigermassen wach, also geht es gleich weiter.
TAG 6: Bryce Canyon National Park, UT - St. George, UTDonnerstag, 12. Juni 2008Nein, das Erwachen an diesem Morgen war wirklich kein schönes Erlebnis: Es war kurz nach 5 Uhr, die Sonne war noch nicht aufgegangen, und ich sass da auf dem Beifahrersitz und konnte mich kaum mehr bewegen, so kalt war es! Natürlich hatte ich über Nacht mein Autofenster einen Spalt breit offengelassen und wurde jetzt dafür bestraft. 25° Fahrenheit war es - damit hatte ich echt nicht gerechnet...
Schnell hatte ich mich entschieden, was zu tun war: Ich befreite mich aus dem Schlafsack, hievte mich auf den Fahrersitz, startete das Auto und drehte die Heizung voll auf. Die Nacht war für mich jetzt sowieso gelaufen, schlafen würde ich nicht mehr können, und so verliess ich den Campground auch sogleich. Langsam fuhr ich zwischen all den Zelten und Wohnmobilen hindurch - natürlich war sonst noch niemand wach, es war ja fast noch Mitten in der Nacht! Nach ein paar Minuten begann mein sich meine Körpertemperatur langsam wieder heraufzufahren, und alles begann zu kribbeln. Ein unangenehmes Gefühl...
Beim Parkausgang musste ich dann doch nochmals hinaus in die Kälte um dieses Foto zu machen: Offenbar hatten auch andere nicht damit gerechnet, dass es so kalt werden würde, und haben den Sprinkler laufen gelassen...
Zurück im Auto wollte ich nur noch weg, irgendwo hinfahren wo es wärmer ist. Also fuhr ich auf der gleichen Strecke zurück, über die ich am Vortag gekommen war. Erst über die 12, dann die 89 in Richtung Zion. Den Red Canyon liess ich dankend links (und rechts) liegen, den konnte ich ja ein ander Mal besuchen wenn es WÄRMER ist!
Erst beim Eingang zum Zion National Park machte ich einen ersten kurzen Halt, um das Eingangsschild zu fotografieren. Kurz später dann, während der Fahrt hinunter zum Visitor Center, machte ich dann eine etwas längere Pause auf einem sonnigen Parkplatz. Hier räumte ich mein Auto etwas auf und zog mich um. Zum Frühstück gab es wieder Früchte und Getreidestengel. Endlich war es mir wieder warm ums Herz (und die Füsse) geworden, und ich fühlte mich gleich wieder viel besser. Zurück im Auto konnte ich mir dann endlich Zeit nehmen, die grandiose Landschaft zu geniessen, die ich nun durchfuhr.
Besonders toll fand ich auch den rötlichen Asphalt auf der Strasse. So passt sie sich gleich noch etwas schöner in die Landschaft ein. Die Strasse selbst, mit den langezogenen Kurven hinunter ins Tal, war ein super Fahrvergnügen. Anderen Autos begegnete ich nur ab und zu - es hatte sich also ausgezahlt, so früh loszufahren...
Beim Visitor Center parkte ich das Auto dann, packte meinen Wanderrucksack und stieg, nach dem obligaten Besuch im Visitor Center, den Shuttle Bus. 8:30 Uhr - noch immer war es also recht früh, doch nun waren doch schon mehr Leute unterwegs. Die Fahrt im Shuttle war toll, der Fahrer erzählte von der geologischen Geschichte des Tals, benannte all die Felsformationen links und rechts, und erklärte vor jedem Halt, was für Wanderungen von hier aus gemacht werden können.
Für mich war schon lange klar, welche Wanderung ich heute unternehmen würde: Vor vielen Jahren hatte ich einmal ein Foto von Angels Landing und der Aussicht von da hinunter ins Zion Valley gesehen und mir seither gewünscht, einmal selbst dort oben stehen zu können. Da konnten mich die Warnungen in der Infozeitung (hohe Schwierigkeitsstufe und nur mit gutem Schuhwerk) auch nicht davor abschrecken.
Bei der Grotto Haltestelle stieg ich also aus und erblickte Angels Landing zum ersten Mal von unten: ein imposanter Felsenturm, der dort hoch in den wolkenlosen Himmel hinaufragte. Auf der Brücke über den Virgin River machte ich ein Bild (ich hatte mich inzwischen schon unsterblich in diese Landschaft verliebt...) und taf auch noch zwei Franzosen, die mit dem selben Ziel wie ich unterwegs waren. Nun gut, von hier an ging es dann also zu dritt weiter.
Der Weg war erst ziemlich breit und führte an der linken (von unten gesehen) Talseite entland: immer sanft ansteigend, von Bäumen und Kakteen gesäumt, und immer wieder tolle Ausblicke hinein ins Tal ermöglichend. Inzwischen war es deutlich wärmer geworden (geschätzte 20 Grad - CELSIUS
), also wirklich angenehm zum wandern. Nach einer Weile wurde der Weg dann steiler. In ein paar steilen Serpentinen ging es den Berg hoch, und weiter oben schmiegte sich dann der Weg dann eng an die Felswand, bis wir zu einem Einschnitt kamen, der links in ein schmales Tal hineinführte. Dieses lag noch im Schatten und war auch entsprechend kälter (heisst also nicht umsonst Refrigerator Canyon).
Hier ging es wieder deutlich weniger steil nach oben, und wir fragten uns schon, wie wir so wohl jemand nach ganz oben kommen würden - doch dann gelangten wir zu Walter's Wiggles. Hatte ich am Vortag den Schlussaufstieg des Navajo Loop schon als unangenehm empfunden, so musste ich nun feststellen, dass dies nur ein Vorspiel auf diesen Aufstieg gewesen war! Furchtbar eng führten die Schlaufen nach oben; warum die nicht gleich eine Treppe gebaut haben weiss ich jetzt noch nicht, die Steigung war jedenfalls entsprechend gross!
Oben angekommen mussten wir uns erstmal kurz ausruhen, unsere Beine brauchten eine kurze Erholungspause. Zum Glück war es von hier dann nur noch ein kurzes Stück bis Scout Outlook - und hier merkten wir dann, dass wir doch schon ziemlich an Höhe gewonnen hatten. Wir sahen hinunter ins Tal, wo wir hergekommen waren, und vor uns lag nun das Highlight des Trails - der Aufstieg nach Angels Landing. Schon imposant, wie sich der Grat dort wie die Klinge einer Axt in die Höhe ragt, auf beiden Seiten hunderte von Meter senkrecht abfallend... Dem einen der beiden Franzosen imponierte dieser Anblick derartig, dass er sich gleich auf den Rückweg machte, um dann unten im Tal auf seinen Kameraden zu warten.
Also ging es nun zu zweit weiter. Der Wanderweg hörte an dieser Stelle auf, und von hier an mussten wir uns unsere Route selbst suchen. An den unübersichtlichsten Stellen waren Eisenketten in den Fels eingelassen, an denen wir uns festhalten konnten. Ansonsten kletterten wir meist auf gut Glück den Grat hinauf, und ein paar Mal mussten wir dann auch wieder umkehren, weil wir nicht mehr vorwärts kamen. Letzten Endes fanden wir aber den Weg nach oben (naja, viel Platz zum falsch laufen gibt es ja auch nicht...), und endlich, ENDLICH war ich oben angekommen und hatte den Ausblick, den ich vom Foto kannte, erstmals real vor mir.
Was für eine spektakuläre Aussicht! Praktisch 360° konnte man ins Zion Valley hinabblicken, hinauf zum Observation Point, hinunter zur Busstation, wo wir ausgestiegen waren. Unglaublich, einfach spektakulär, was man von hier aus für ein Panorama vor sich hat. Ja, ich konnte mir gut vorstellen, dass die Engel hier landen würden, wenn sie vom Himmel herunter geflogen kämen...
Der Franzose machte sich nach ein paar Fotos auf den Rückweg, um seinen Kameraden nicht zu lange warten lassen zu müssen. Ich jedoch blieb fast eine halbe Stunde oben sitzen, ass meinen letzten Getreideriegel und kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Etwa 20 mal machte ich das selbe Foto... Nach einer scheinbaren Ewigkeit musste ich dann aber auch von diesem Ort verabschieden und mich auf den Rückweg machen. Dieser war um einiges schwieriger als der Aufstieg - nicht nur, weil jetzt viel mehr Leute unterwegs waren (und kreuzen ist auf dem Weg echt nicht einfach...), sondern auch, weil der Weg nun überhaupt nicht mehr zu sehen war.
Unten im Tal angekommen war es dann echt brutal heiss, und ich war froh, so früh losgelaufen zu sein - und dabei war immer noch nicht mal Mittag. Weil ich noch nicht meine ganze Energie für Angels Landing verbraucht hatte entschloss ich nun, auch noch den Emerald Pools Trail zu laufen. Dieser gefiel mir aber überhaupt nicht: die meiste Zeit ging es im Gänsemarsch vorwärts und die beiden ersten Pools waren praktisch leer (und der "Wasserfall" bestand auch nur aus ein paar gelegentlich hinunterfallenden Wassertropfen...). Ich war also nicht unglücklich, als ich zurück im Bus sass. Ein letzter Blick nach oben zu Angels Landing, und dann ging es zurück ins Visitor Center.
Hier wurden Postkarten gekauft und Auto gesucht (der Parkplatz war inzwischen zum Überlaufen voll, und dabei war ich doch am Morgen noch ganz allein dort gewesen...), und dann machte ich mich auf den Weg nach St. George. Dort wollte ich die heutige Nacht verbringen, denn ich war zu müde um noch bis Vegas oder weiter zu fahren. Die Strecke war nicht mehr ganz so spektakulär wie die Einfahrt in den Park am Morgen; das grösste Highlight für mich war, als ich auf die I-15 einbog - schliesslich wohnte ich ich in San Diego direkt neben dem 15 und fuhr auch jeden Tag darauf, er war für mich also fast ein Stück "Heimat" geworden.
Auf gut Glück verliess ich den Freeway dann in St. George und fand auch gleich auf Anhieb ein freies Zimmer im Ramada Inn. Sogar einen Pool hatte es hier, und gratis Wireless Internet. Inzwischen war es kurz vor vier Uhr, und ich war froh, wieder in Zimmer, ein Bett und eine Dusche zu haben. Zudem genoss ich es, nach so langer Zeit endlich wieder zurück in der Zivilisatin zu sein: Seit ich San Diego verlassen hatte war ich fast nur draussen in der Natur gewesen, mit Ausnahme von Page (das aber auch nur eine Kleinststadt ist).
Ich machte es mir in meinem Zimmer bequem, nahm eine ausgiebige Dusche und fuhr dann zum Supermarkt, um Essen und Bier einzukaufen. Bei Carl's Jr. holte ich mir mein Nachtessen, das ich dann im Zimmer verspies. Ich telefonierte noch mit einer Freundin aus San Diego und wir machten ab, dass sie übers Wochenende nach Las Vegas fliegen werde. Weil sie aber erst am Freitag (also übermorgen) fliegen konnte musste ich noch einen Zwischentag einlegen. Ich überlegte, was ich den dadurch freigewordenen Zwischentag machen konnte und entschied, dafür ins Death Valley zu fahren. Nach kurzer Onlinerecherche reservierte ich für den folgenden Abend ein Zimmer in Beatty, NV, und für die beiden darauffolgenden Nächte eines im Sahara in Las Vegas.
Obwohl es erst kurz nach acht war ging ich dann zu Bett. Der Gewohnheit wegen schaltete ich den Fernseher ein und schlief kurz später ein - nicht ohne vorher nochmals daran zu denken, wie viel schöner doch ein warmer Bett im vergleich zu einem kalten Auto ist... Was ich in dieser Nacht geträumt habe weiss ich nicht mehr, aber ich vermute, ich bin im Traum nochmals nach Angels Landing hochgelaufen und habe dort oben die ganze Nacht gesessen...
Fahrstrecke an diesem Tag: 130 Meilen
Übernachtung: Ramada Inn, St. George, UT