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Nordamerika => Reiseberichte USA & Kanada => Thema gestartet von: zehrer am 04.08.2012, 16:42 Uhr

Titel: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.08.2012, 16:42 Uhr
Man könnte meinen, er hätte seine Entscheidung etwas früher treffen und seine Umgebung netterweise auch davon in Kenntnis setzen können. Aber Fritz Zehrer war noch nie ein großer Grübler gewesen. Entsprechend war der Einfall auch noch ganz frisch, als der alte Mann sich in den Kopf setzte, sich mitsamt seiner Frau in die USA abzusetzen; nicht für immer, aber wenigstens für eine längere Zeit.

Auslöser waren die zwar immer länger werdenden USA-Aufenthalte, zu deren Ende aber noch jederzeit ein paar zusätzliche Wochen schön gewesen wären. Es gäbe auch immer noch etwas zu sehen, verdammt noch mal! Wie lange kann denn so ein USA Urlaub sein, damit man genug davon bekommt? Sollten wir mal mit drei Monate anfangen? Das wäre auch die Zeit, die die Autoritäten der Vereinigten Staaten so ohne Tohuwabohu gedulden. Und nun fraß sich der Gedanke mal in den Kopf und bis zu dem Zeitpunkt, als die zwei Zehrer's aus der Tür stürmten, um diesen Kontinent von Osten nach Westen und von Westen nach Osten zu durchqueren, war es kaum ein Jahr.

Und dieses Jahr verging wie im Flug, denn die Planung alleine verschlang drei Monate. Zudem waren noch ein paar Besonderheiten zu beachten, denn die deutschen Vermittler der einschlägigen Mietwagen erlaubten nur 62 oder gar nur 56 Tage Mietdauer. Trotz aller Anstrengungen war es nicht möglich, einen durchgängigen Vertrag zu bekommen, so dass am Ende zwei Mietabschnitte, jeweils mit einer sogenannten Einwegmiete, das Ergebnis war. Der Rest war Verhandlungssache vor Ort. Auch die Krankenversicherung war ein Problem. Zwar hat jeder, der sich auf den Weg in die weite Welt macht, eine Auslandskrankenversicherung, leider ist die natürlich nur auf maximal 6 bis 8 Wochen Reisedauer ausgelegt. Auch dieses Problem konnte mit 180 Euro beim ADAC gelöst werden.

Nun gut, die Koffer sind gepackt, der Plan, der heuer auf besonders dünnem Papier gedruckt werden musste, füllt den A4-Ordner und zwar "close to the edge". Woody Gothrie bringt es auf den Punkt: "This Land is your land". Die Gegend, die in dem Song beschrieben wird, beschreibt auch den Umfang unserer Reise. Wir werden schöne Städte sehen, Steinbögen im Meer und auf gewaltigen Gipfeln erkunden, die weiße Welle im Watercanyon erklettern und durch die grüne Hölle des Ostens wandern. Narben werden bleiben, auf der Haut und im Kopf. 74 Wanderungen und Flip-Flop-geeignete Gewaltsmärsche in den Städten, Essen über den Dächern von Las Vegas und Schwitzen im Reifenservice des Walmarts von Paducah, Kentucky. Die Gegensätze könnten nicht schöner sein.

Begleitet uns nun auf unserem Road und Hiking Trip. 85 Tage, 86 Nächte, 18.000 Meilen und 6.274 Fotos lang durch die USA. Was alles passiert liegt im Nebel, aber das Leuchtfeuer weist die Richtung!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_leuchtturm.jpg)

Dienstag
Die Eincheckterminals der Lufthansa sind nicht so schlecht. Karte rein, Boardkarte raus, gut is. 50 Euro bitte! Das ist der Preis für einen zusätzlichen Koffer bei der Lufthansa in der Holzklasse. Gegenüber dem letztem Jahr 10 Euro mehr, das entspricht ... hilft ja nix! Und nachdem wir das immer am Abend vor dem Abflug erledigen, bleibt jetzt noch Zeit für ein Abschiedsessen beim Italiener. Wie haben sich die Zeiten geändert. Früher wäre der Bayer nicht ohne Schweinebraten im Bauch über die Landesgrenzen hinausgekommen. Tja, auch wir im Süden werden immer gespreizter. Sind wir etwa unterwandert?

Mittwoch
Unser Abenteuer kann beginnen!

... Fortsetzung folgt!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 04.08.2012, 16:48 Uhr

Hallo Fritz,


das ist ja toll :D Von Ost nach West, von West nach Ost, dazu noch wandern - genau das Richtig für mich. Ich bin gerne dabei :D

Deinen Reisebericht habe ich in unsere Rubrik Coast To Coast und Route 66 (http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=46250.msg256025#msg256025) eingetragen.


LG, Angie
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: et am 04.08.2012, 16:59 Uhr
Hallo,

davon träumen wir auch - wir werden aber wohl bis zur Pension oder zum Lottosechser warten müssen. 85 Tage Reisebericht, das braucht ja auch beim Leser Kondition vorm Computer. Werd schon mal trainieren und freu mich auf den Bericht und Fotos der Extraklasse.

lg Toni
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.08.2012, 17:05 Uhr
Danke Angie

Ähm, die wirkliche Kondition braucht aber der Schreiberling  :roll:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 04.08.2012, 17:10 Uhr

Da hast du Recht, die Kondition braucht der Schreiberling. Ich weiß das sehr zu schätzen, da ich gerade wieder einmal mehr meinen (nur :wink:) 8-wöchigen Bericht zu tippen begonnen habe und das erst in der Rohform.

Dann kommen noch die Fotos dazu, von denen du uns hoffentlich viele, viele zeigen wirst. Ich bin schon sehr gespannt!

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: captsamson am 04.08.2012, 17:25 Uhr
Natürlich bin ich sowas von neidisch auf die Reisedauer...viel mehr freue ich mich aber dass Du diesen Reisebericht mit uns teilst!
 :groove:

Hiermit auch nochmal ein riesiges Dankeschön für die unzähligen Trail-Guides und GPS-Koordinaten auf Deiner Webseite, die haben mir im letzten Urlaub viel geholfen  :dankeschoen:

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.08.2012, 17:43 Uhr
Fotos sind schon ein guter Schwung online. Einfach auf meine Seite und im Menü auf Updates
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: heika6112 am 04.08.2012, 18:03 Uhr

Ich freue mich! Da wird auf jeden Fall viel Bekanntes und noch mehr Neues für mich dabei sein!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 04.08.2012, 18:47 Uhr
Fotos sind schon ein guter Schwung online. Einfach auf meine Seite und im Menü auf Updates

Danke, ich habe mir bereits etliche Fotos angesehen, da erwartet uns etwas traumhaft Schönes :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 04.08.2012, 22:51 Uhr
Gestern noch haben ich auf deiner Seite gestöbert, aber nicht in den Updates. Das ist wohl gut so, denn jetzt wird alles für mich neu sein, ich bin ja soooo gespannt!  :D :D :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Reisefan62 am 04.08.2012, 23:48 Uhr
Na das nenne ich mal einen tollen Trip!
Bin dabei :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: usaletsgo am 05.08.2012, 11:40 Uhr
Hallo Fritz,

nimmst du mich noch mit? Tolle Tour verspricht das zu werden, erinnert mich an meinen Roadtrip nach dem Studium (4 Monate kreuz und quer).
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Jessie am 05.08.2012, 11:45 Uhr
wow, so lang...ein Traum   :usa:

Schön geschriebene Einleitung!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 05.08.2012, 13:55 Uhr
Ich komme auch mit!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 05.08.2012, 15:29 Uhr
Mittwoch
Unser Abenteuer kann beginnen!

Entgegen der USA-West-Flüge, sind wir heuer am diamentral anderen Ende des Terminals. Der Vorteil ist, dass die Infrastrukturen für die zusätzlichen USA-Kontrollen nicht so gut ausgebaut sind, - die Sache war also gleich erledigt. Der größte Vorteil für mich aber war ein Glaskasten, in dem es stank wie die Sau und in dem man sich vorkam, wie ein Tier im Käfig, das von den Tierparkbesuchern eifrig beobachtet wird. Das ist mir jetzt auch sowas von egal, dann schau ich halt auf den Boden.

Tumult im Flieger! Nachdem ein paar Männer mit schwarzen Hüten und seitlichen Locken ziemlich spät kamen und dann endlich "boarding completed" durch die Lautsprecher krächzte, waren akurat diese Männer nicht zum Sitzen zu bewegen. Stewardessen taumelten von Reihe zu Reihe, um ein Problem zu lösen, das auf den ersten Blick nicht zu identifizieren war. Und das obwohl es fast neben unserer Reihe 37 passierte. 25 Minuten zähe Verhandlungen! Und dann setzten sich ein paar Frauen weg und ein paar Männer hin zu den Domizilen, die diese Herren reserviert hatten. Eine Frau landete direkt neben unserer Reihe. Sie war nett, gutaussehend und hat auch nicht streng gerochen. Manche Leute wissen nicht, was sie im Leben versäumen.

Ansonsten düste der A340-600 seelenruhig über den Atlantik. Ich war gespannt darauf, wann ich nicht mehr sitzen kann und es kam, wie es kommen musste. Die letzten drei Stunden habe ich mir die Füße vertreten. Ich bewundere manche, die sich hinsetzen, sich nicht mehr bewegen, schlafen und erst bei der Landung wieder die Äuglein aufmachen. Der Luftraum über New York ist wie immer proppenvoll, so dass unser Gefährt noch ein paar Runden über dem Airport kreist. Dass dabei die Skyline von New York immer wieder am Fenster vorbeirauscht, war schön, aber nur ein schwacher Trost. Aber nun ist es geschafft! Willkommen USA, welcome Newark Liberty International Airport.

Obwohl wir ziemlich vorne an der Immigration standen, wollte unser Grenzschützer nicht so recht in die Puschen kommen. Ein Päuschen hier, ein verträumter Blick da und eigentlich will ich nur noch meine Koffer und eine Zigarette rauchen. Irgendwann war es dann soweit und wir fuhren mit der Tramrail zu Hertz. Immer ein spannender Augenblick und heute insbesondere, denn wir wollen ein neues Auto und die Einwegmiete gleich mal wegverhandeln.

Eine ziemlich unterbelichtete Wallküre saß vor meinen Einmetereinundziebzig stehend und war zudem noch genervt. Auch meine Gold-Karte konnte sie nicht zu einem Lächeln bewegen. Und als ich ihr dann noch erklärte, dass ich 85 Tage dasselbe Auto will und ich Hertz sehr verbunden wäre, wenn man mir als Stammkunde ein frisches Auto gäbe, das ich aber wohlbehalten zurück brächte, falls man mir die Einwegmiete erließe, hat sie ihre toll lackierten Fingernägel zusammengekrallt, zum Hörer gegriffen und den Supervisor angefunkt. Oh, der Mann ist gleich einen Kopf kleiner wie ich. Sehr gut, da fühle ich mich gleich besser! Er kenne Tarife, die monatilich fällig wären und in dem Fall wäre es durchaus Usus, dass man das Fahrzeug so lange behält, wie man es braucht. Tarif hin, Tarif her, was soll das? Ist die Einwegmiete nicht nur deshalb fällig, weil das Auto zurückgeführt werden muss? Der Knirps war er gnadenlos!. Die 375 Dollar Einwegmiete müsse er mir aufgrund der Vertragskonstellation abnehmen. Ein anderer Vertrag würde mich fast 6.000 Dollar kosten. Ich war müde und dachte mir, dass es gegebenenfalls von daheim aus mit Leuten zu regeln ist, die was zu sagen und zu entscheiden haben. Ok, raus zum Auto.

So ein Hundskrüppel, will er mir tatsächlich ein relativ altes und versifftes Auto, einen Chevy Traverse, unterjubeln. Aber jetzt mein Freund reicht es. Daneben stand ein nagelneues Fahrzeug gleichen Typs, es hatte 277 Meilen drauf, entsprechend gute Reifen und war perlweiß. Ich habe gleich mal meine Koffer eingeladen und dann bin ich zu meinem kleinen Freund. Jetzt war er aber zahm und hat sofort alles umgeschrieben. Geht doch! Das Wallküren-Gesicht hätte ich aber gerne gesehen. Ich war ja leider draußen und habe derweilen eine Zigarette geraucht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_auto.jpg)

Nach weit über dreißig Ehejahren habe ich mir heuer eine Freundin mitgenommen. Sie heißt Steffi, ihr Format ist jedoch ein Rechteck, aber immer, wenn ich mit ihr kommuniziere, leutet sie und spricht sogar mit mir. Ihr Vater, der Garmin heißt, hat ihr den komischen Namen 1570T verpaßt. Monika hat sie auch sofort ins Herz geschlossen, die Steffi, denn sie weiß immer, wohin wir wollen und wie wir unser Ziel schnellstens erreichen. Und so sitzt die liebe Steffi nun auf unserer Windschutzscheibe und gleitet mit uns durch die Nacht nach Süden.

Ich liebe die Ossis. Unser Auto bahnt sich den Weg durch Baustellen, das Speedlimit ist mit 45 mph nicht sehr üppig ausgefallen. Aber ich merke, dass ich mit 60 viel zu langsam bin und habe schon in der Fahrschule gelernt, dass man den Verkehr nicht aufhalten soll. Steffi zeigt die Geschwindigkeit schon lange nicht mehr in schwarz, sondern in knalligem Rot. Also ihr lieben Ossis, ich fahre mit Euch 80 mph und vertraue auf euer Gespür für die hiesige Polizei. Es hat dann aber doch bis 22 Uhr, also zwei Stunden, gedauert, bis die liebe Steffi ein freundliches "Ziel erreicht" ausgerufen hat.

Das Best Western in Philadelphia ist nicht so der Hit, nicht sehr einladend und kuschlig, aber als wir umgehend in die Betten fielen, wurde es nur noch dunkel. Steffi muss übrigens im Auto übernachten, die Arme.

... Fortsetzung folgt!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 05.08.2012, 15:43 Uhr
Nach weit über dreißig Ehejahren habe ich mir heuer eine Freundin mitgenommen. Sie heißt Steffi, ihr Format ist jedoch ein Rechteck, aber immer, wenn ich mit ihr kommuniziere, leutet sie und spricht sogar mit mir. Ihr Vater, der Garmin heißt, hat ihr den komischen Namen 1570T verpaßt.

:lachroll: Ich schmeiß' mich weg! :lol: Das ist zu köstlich :lol:

Welch ein Glück, dass es dir gelungen ist, dir das nagelneue Auto zu nehmen. Während des Lesens habe ich schon ein wenig schwarz gesehen.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 05.08.2012, 15:49 Uhr
 :lachroll: :lachroll: :lachroll: Noch kann ich ja lachen. Bleibt mir bei dem Schreibstil auch nichts anderes übrig. Aber wenn es dann irgendwann zu Fuß weiter geht, dann ist Schluss mit lustig. Da brauche ich meine Puste zum Hinterherhecheln.  :lol:  :wink:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: EDVM96 am 05.08.2012, 16:07 Uhr
85 Tage am Stück sind schon eine ganz schöne Hausnummer, Respekt!  8)
In meiner Studienzeit hatte ich es zusammen mit Freunden mal auf 51 Tage USA gebracht, aber 85 Tage reizt ja eine Nicht-Visa-Reise fast völlig aus!  :lol:
Ich bin sehr gespannt!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Reisefan62 am 05.08.2012, 16:51 Uhr
Bei dem Schreibstil freue ich mich schon auf die nächsten Tage und Wochen!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Olli2 am 05.08.2012, 19:00 Uhr
Dabei!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 06.08.2012, 12:40 Uhr
85 Tage Urlaub am Stück ob ich das noch mal erleben werde? Das ist jedenfalls der Traum meiner schlaflosen Nächte  :D
ich finde es sehr anständig dass du uns alle auf so einen lange Reise mitnehmen willst. Werde mich sehr bemühen 85 Tage lang gut gelaunt zu sein  :wink:
Auf die Wanderungen bin ich sehr gespannt und gehe sehr gerne mit. Nur bei schwindelnden Höhen muss ich leider kneifen   :oops:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: AndyOne am 06.08.2012, 15:27 Uhr
Hey da hab ich die Abfahrt verpasst, aber es geht ja gerade erst los und bin noch mit dabei.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 06.08.2012, 18:06 Uhr
Donnerstag
Bruce Springsteen's Streets of Philadephia liegen im Dunkeln. Und so mancher Nachtschwärmer dürfte gegen 4 Uhr morgens noch unterwegs sein oder erst den Weg nach Hause antreten. Und dann sind da noch die Jetlag-geplagten USA-Touris, deren eineinhalb Augen ebenfalls um diese Zeit am Plafond der Hotelzimmerdecke kreisen. Der Vorsatz, das Aufstehen noch ein bisschen hinauszuziehen gelingt mehr schlecht als recht. Aber nachdem das Hotel seit gestern auch nicht heimeliger geworden ist, gurgelt die Kaffeemaschine und spukt um 5 Uhr einen gewohnt schlechten Kaffee aus.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/philadelphia_02.jpg)

Noch malt die Sonne die Wolken rosarot an und man könnte meinen, dass es ein schöner Tag wird. Der Weather Channel sagt leider etwas anderes, - und so nehmen wir vorsichtshalber die Regenjacken mit, als wir in Richtung Delaware River marschieren. Es fing immer wieder an zu nieseln, als wir nach einer Stunde am Penn's Landing sind. Hier dockte William Penn an und gründete 1682 Philadelphia. Nicht viel los und nicht sehr spannend hier, was sicherlich am Wetter und an der frühen Morgenstunde lag.

Es wird Zeit für ein Frühstück, sozusagen als Stärkung für ein bisschen Geschichte. Nachdem die USA geschichtlich nicht viel zu bieten haben, sind sie auf das Wenige, das sie besitzen, sehr stolz und zelebrieren es dementsprechend.

Als wir an der Liberty Bell ankommen, waren wir die Ersten und es dürfte sicherlich rar sein, wenn man die Freitheitsglocke ohne Menschen sehen, respektive fotografieren kann. 1776 hat sie geläutet, als die Unabhängigkeitserklärung dem gewöhnlichen Volk verlesen wurde. Und obwohl das Teil für europäische Verhältnisse recht jung ist, hat sie einen Riss, der sie funktionsunfähig macht. Die würden sie sonst heute noch bimmeln lassen. Irgendwie passen aber die geschichtlichen Anfänge der USA zu unserem Urlaubsstart.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/philadelphia_13.jpg)

In der Independance Hall, die im übrigen auch die Rückseite der 100 Dollar Note ziert, hören wir uns dann einen Vortrag über die Anfänge der USA an und besichtigen die entsprechenden Schauplätze, unter anderem auch die Congress Hall. Um die Unabhängigkeitserklärung, nein, ich glaube es war die Verfassung, zu lesen, hatten wir zwar Zeit, aber ich hatte ausgerechnet keine Brille dabei. Nun gut, wird schon alles ok sein. Draußen regnet es inzwischen und damit bekommt die überdachte Geschichte erst Recht Sinn. Nur der guten Ordnung halber sei hier erwähnt, dass das ein halber von eineinhalb Regentagen in 85 Tagen war. Es bleibt also trocken.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/philadelphia_15.jpg)

Just, als wir die Nase voll haben, hört der Regen auf und jetzt ist es auch genug mit Geschichte. Wir erkunden Philadelphia per pedes. Das wunderschöne Rathaus hat ein Observation Deck und von dort aus wollen wir uns mal die Stadt von oben ansehen. Aber diese Idee hatten wohl mehrere, so dass die nächsten Tickets erst für drei Stunden später zu haben waren. Das war uns dann doch zu lange und wir bewegen uns motiviert weiter. Der Anfang ist gemacht, es war ganz interessant, aber zu wenig Action für den Hiker.

Damit es aber komfortabel weiter gehen kann, gibt es noch ein paar Dinge zu besorgen. Steffi sagt uns, wo der nächste Walmart ist und die fast essentielle Kühlbox wird gekauft. Arrowhead, unser Lieblingswasser aus dem Westen, das bei vielen Wanderungen der Retter in der Not war, ist hier im Osten nicht zu haben; das von Nestlé tut's auch.

Als wir am Abend im TGI Fridays sitzen, ist mal wieder die exorbitante Organisationskunst der Amerikaner zu beobachten. Viele Tische leer, aber draußen warten die Leute. Das Essen war dann ebenfalls Mist. In der Sportsbar im Hotel wechselt der Inhalt von Bierflasche zu Magen, zweimal. Nur damit wir gut schlafen können, gell (ohne "bruised and battered", um auch mit dem Boss zu enden).

Freitag
Und es wirkte; wir haben 8 Stunden selig durchgeschlafen, jetzt geht es uns besser.

Das Frühstück ist in diesem Best Western nicht dabei, nicht mal Continental, und so fahren wir mit leerem Magen um 6.30 Uhr in Richtung Atlantic City los. Erst auf dem Expressway, der in die Spielerstadt am Atlantik führt, sichten wir einen IHOP und die ersten Eier sorgen für USA Feeling. Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun? Ich setze den Traverse zurück - da hatten die hinter mir vielleicht eine Freude -, aber die weitere Suche nach Kleingeld war auch ohne Stress, das heißt ohne Druck von hinten, nicht erfolgreich. Wie ein Penner stehe ich nun vor der Schranke und bettelte die Autofahrer an, mir einen Dollar in vier Quarter zu wechseln. Nein, ich putze keine Scheiben! Der hiesige Pendler hat Gott sei Dank immer Kleingeld dabei, denn auch kein EZ Pass oder wie die Dinger sonst noch heißen, öffnet das Gate. Hilfsbereit sind sie ja, die Amis, - bei uns hätten sie den Kopf weggedreht. Hat ja auch was.

... Fortsetzung folgt!

PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 07.08.2012, 01:27 Uhr
Nur der guten Ordnung halber sei hier erwähnt, dass das ein halber von eineinhalb Regentagen in 85 Tagen war. Es bleibt also trocken.

So wenig Regen? Nicht, dass ich euch Regen gewünscht hätte, aber das ist denn doch ein bisschen wenig...

Ich bin gespannt auf mehr - nein, nicht Regen, sondern was ihr erlebt habt :wink:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Palo am 07.08.2012, 04:51 Uhr

So wenig Regen? Nicht, dass ich euch Regen gewünscht hätte, aber das ist denn doch ein bisschen wenig...


Wer im Urlaub viel Regen haben will, sollte nach Hawaii fahren  ;-)  :lol:  :lol:

Sorry, nach dem Kommentar konnte ich mir das nicht verkneifen.



Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 07.08.2012, 07:25 Uhr
Bin auch dabei :)

Philadelphia hat mir damals wirklich gut gefallen... obwohl wir eigentlich nur wegen Rocky hin sind  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 07.08.2012, 07:42 Uhr
Nur der guten Ordnung halber sei hier erwähnt, dass das ein halber von eineinhalb Regentagen in 85 Tagen war. Es bleibt also trocken.

So wenig Regen? Nicht, dass ich euch Regen gewünscht hätte, aber das ist denn doch ein bisschen wenig...

Ich bin gespannt auf mehr - nein, nicht Regen, sondern was ihr erlebt habt :wink:


Ja, wir werden es nicht nur an den Brotpreisen spüren
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 07.08.2012, 08:15 Uhr

Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun?


echt krass wie primitiv manche Dinge in USA sind. Mautstrassen ohne die Möglichkeit mit Karte zu bezahlen? Und auch kein Angestellter der Geld wechseln kann? Sowas hab ich in Europa noch nie gesehen...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 07.08.2012, 13:56 Uhr
Freitag
Und es wirkte; wir haben 8 Stunden selig durchgeschlafen, jetzt geht es uns besser.

Das Frühstück ist in diesem Best Western nicht dabei, nicht mal Continental, und so fahren wir mit leerem Magen um 6.30 Uhr in Richtung Atlantic City los. Erst auf dem Expressway, der in die Spielerstadt am Atlantik führt, sichten wir einen IHOP und die ersten Eier sorgen für USA Feeling.

Frisch gestärkt geht es zurück auf die kostenpflichtige Straße. 75 Cent Toll, tja, - kein Thema. Ooooooh doch! Das Geld ist passend einzuwerfen, Kreditkarte Fehlanzeige und nun? Ich setze den Traverse zurück - da hatten die hinter mir vielleicht eine Freude -, aber die weitere Suche nach Kleingeld war auch ohne Stress, das heißt ohne Druck von hinten, nicht erfolgreich. Wie ein Penner stehe ich nun vor der Schranke und bettelte die Autofahrer an, mir einen Dollar in vier Quarter zu wechseln. Nein, ich putze keine Scheiben! Der hiesige Pendler hat Gott sei Dank immer Kleingeld dabei, denn auch kein EZ Pass oder wie die Dinger sonst noch heißen, öffnet das Gate. Hilfsbereit sind sie ja, die Amis, - bei uns hätten sie den Kopf weggedreht. Hat ja auch was.

Die angenehme Wärme am Meer durchströmt den Körper und erhellt den Geist. "Der Planet" bringt den Atlantik zum glitzern und läßt die Hotels und Casinos in warmen Farben strahlen. Die erste "richtige" Küste, also einprägen und dann mal schau'n, ob das Wasser auf der anderen Seite des Kontinents anders ausschaut.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/atlantic_city_09.jpg)

Zwischen Meer und Skyline liegt der schöne Strand, der um diese Tageszeit noch keine Badegäste angelockt hat. Wir schlendern den Boardwalk, einen breiten, momentan überdimensionierten Holzweg entlang und ich wundere mich, warum der Abklatsch von Las Vegas nicht mehr boomt, ist doch sein Einzugsgebiet weitaus größer, als das des großen Vorbildes. Die zweite Reihe jedoch kann man gleich ganz vergessen. Freie Grundstücke, baufällige Häuser, also nichts, was den Zocker oder die Badegäste anlocken könnte. Der Vorteil ist, dass man selbst bei einer Kurzvisite einen kostenfreien Parkplatz bekommt.

1995 und 2002 waren wir hier und es hat sich nicht viel getan. Es werden immer noch die abscheulichen Salt Water Taffy verkauft. Die Frontrow haben sie wunderbar in Schuss gehalten, aber nichts Auffälliges verändert. Jedoch steht nun am nördlichen Ende der Stadt ein neues, wunderschönes Hotel. Die verspiegelte Fassade streitet sich mit der Sonne um die Leuchtkraft. Die Wolken strukturieren das Gebäude. Futuristisch sieht es aus, das Revel. Und es ist wirklich super geworden und würde gut und gerne ins City Center passen. Wir erkunden das Hotel, man muss ja auch mal für kleine Jungs, und sind begeistert.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/atlantic_city_07.jpg)

"Scho schee [schon schön]" ist der bayrische Ausdruck, eigentlich ist es eine Frage, die man seinem Partner zuruft, wenn man sich nicht sicher ist, ob es ihm auch gefällt. "Geht scho [geht schon]" ist die Antwort, wenn es ihm nicht gefällt. "Des g'foit ma scho [das gefällt mir schon]" ist die positive Reaktion. Letzteres war die Antwort von Monika.

Michael Phelps, das Schwimmidol aus Baltimore, war nicht der Grund, warum wir vor Washington noch diese Stadt ansteuern. Sie wird oft von Touristen links liegen gelassen, ist aber unseres Erachtens ein Juwel an der Ostküste. Nach zweieinhalb Stunden Fahrt parken wir im Renaissance Baltimore Harborplace Hotel.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/baltimore_06.jpg)

Der Weg führt am Inner Harbor entlang zum Rash Field und dann in die Innenstadt. Etwas Geschichte, ein paar nette Wolkenkratzer, und vor allem ein traumhaftes Hafenareal mit netten Lokalen und Bars. In der Zeit der großen Segelschiffe spielte Baltimore eine bedeutende Rolle. Die Baltimore Clipper, die dort gebaut wurden, kreuzten durch alle Weltmeere. In Little Italy gibt es nicht nur eine Menge italienischer Restaurants. Hier steht auch das Star Spangled Banner Flag House, in dem das erste Sternenbanner mit 15 Sternen genäht wurde. Im Garten befindet sich eine Karte der USA aus Stein. Jeder Staat ist durch seinen Stein bzw. seine Steinplatte gekennzeichnet. Das Fort McHenry National Monument and Historic Shrine am Patapsco River wurde im September 1814  von den Engländern 25 Stunden beschossen. Doch die amerikanische Flagge, die auf dem Gebäude wehte, nämlich die, die im Flag House genäht wurde, litt keinen Schaden. Ein Herr namens Francis Scott Key wurde dadurch zu einem Gedicht inspiriert: Oh say! Can you see, by the dawn's early light, what so proudly we hailed at the twilight's last gleaming .... Sag mir, kannst Du in der Morgendämmerung erkennen, was wir gestern bei Sonnenuntergang grüßten ... Das ist, alle USA Freunde wissen es, der Text der amerikanischen Nationalhymne, The star-spangled Banner. Es gefällt uns wirklich gut hier und die zweieinhalb Stunden Sightseeing vergehen wie im Flug.

Als unser Auto bereits in den District of Columbia eintaucht, wird der Verkehr nicht nur zäh, sondern kommt zum Stillstand. Es geht nur noch stückchenweise vorwärts bis zum Hotel. Das Capitol Skyline hat eine einladende Lobby und das Zimmer ist im Vergleich zum BW sehr schön. Die Lage ist nicht schlecht. Also Koffer abstellen und los!

Die National Mall zwischen dem Kapitol und dem Washington Monument ist eine große Baustelle, aber die Sicht auf das Capitol und die anderen Sehenswürdigkeiten ist kaum getrübt. Dann finden wir endlich in der 7. Straße ein Futterzentrum. Ein Lokal neben dem anderen und nachdem Freitagabend ist, sind sie alle voll. Dort wo wir einkehren wollten, gab es Wartezeiten und das ist ja etwas, was ich wirklich nicht ausstehen kann, insbesondere wenn es um's Essen geht und mein Magen knurrt. Das Futter im Carmines, einem italenischen Familienrestaurant, war schon ok, aber die Portionen hätten für vier hungrige Personen gereicht.

Ein ereignisreicher Tag - man merkt, wir kommen in Schwung - nimmt sein Ende. Auf dem Heimweg ein paar Nachtaufnahmen der Hauptstadt und gute Nacht!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/washington_02.jpg)

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Manwi72 am 07.08.2012, 14:50 Uhr
Bin auch dabei :-)) FREU

Aber ne kurze Zwischenfrage: Wann fand denn diese Reise statt oder läuft sie im Moment noch ??? Ich finde nirgends Daten oder ich bin einfach nur zu blond....
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 07.08.2012, 16:03 Uhr
Wir waren vom 24.04. bis 18.07.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Uwe am 07.08.2012, 18:31 Uhr
Hallo Fritz,

habe heute erst angefangen den RB zu lesen. Bin schon begeistert. Springe schnell noch mit auf. Freue mich schon auf die Fortsetzung.

Gruß

Uwe
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 07.08.2012, 20:24 Uhr
Auch Dir viel Spaß!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Howard am 08.08.2012, 13:31 Uhr
Ich bin auch mit am Start. Aber eine Frage brennt mir auf den Nägeln: eventuell hab ichs ja überlesen aber WER bitte schön bekommt denn 85 Tage Urlaub?? Oder seit ihr schon Rentner? Oder habt ihr im Lotto gewonnen? Oder habt ihr ne eigene Firma? Iss ja Waaahnsinn. 85 Tage iss echt geil... wenn ich mir überlege was das allein an Jack&Coke kostet  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 08.08.2012, 16:29 Uhr
Ja, ich bekomm 85 Tage Urlaub - aber kein Neid, ich fahre nicht in den Urlaub, sondern nur noch fort  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 09.08.2012, 16:15 Uhr
Samstag
Die Nacht endet abrupt um 6 Uhr. Tolle Leistung, das ist ja fast schon normale Augen-auf-Zeit. Schnell einen Kaffee aus dem Restaurant geholt, die Hauptstadt wartet.

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Noch sind sie dunkel, die Wolken, und das hat nichts mit der noch nicht vergangenen Nacht zu tun. Aber die Grauschattierungen werden freundlicher, als wir auf der I-Street zum Washington Channel wandern. Fischmarkt! Alles toll sortiert nach Größen und Farben. Einladend und sauber, die Schalentiere und Fische sehen exzellent aus, so appetitlich, dass selbst ohne Frühstück ein Würgereiz unterbleibt. Die Einkäufer sind schon da und die Fische fliegen nur so in die Tüten. Aber Fische ohne Frühstück lassen wir dann doch lieber bleiben. Obwohl, Hunger habe ich schon bekommen, aber das ist nicht außergewöhnlich.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/washington_26.jpg)

Thomas Jefferson war der dritte Präsident der Vereinigten Staaten und so wie er in seinem Memorial am Tidal Basin steht, hat er nie einen Orthopäden gebraucht. Kerzengerade starrt der Hühne zwischen den Säulen hinaus, die die Kuppel seines Denkmals tragen und egal von welcher Perspektive man es betrachtet, die Statur dieses Mannes ist einfach wie mit dem Lineal gezeichnet. Gegebenenfalls ist das jedoch den heutigen Fotoretuschen auf Modezeitschriften gleichzusetzen. Egal, er war wohl einer der wichtigsten Präsidenten des Landes, da kann man auch mal fünfe gerade sein lassen.

Franklin Delano Roosevelt, der Vetter von Theodor und der einzige Präsident, der in drei Amtsperioden die Geschicke seines Landes führte, hat auch sein Denkmal bekommen. Er und sein Hund Fals und einige andere Skulpturen seiner Amtszeit sind verewigt. Und obwohl die Gedenkstätte erst 1997 eingeweit wurde, hat Roosevelt aus Kupfer schon grüne Patina angesetzt. Und schon wieder ein Denkmal, es läßt sich ja nicht vermeiden. Martin Luther King, der Theologe und Bürgerrechtler erstrahlt jedoch in weiß. Ähm, er war doch Afro-Amerikaner, wäre da nicht eine andere Farbe passender? Auch gut, auf alle Fälle sind hier die meisten Leute unterwegs, was natürlich auch daher rühren könnte, dass es langsam Vormittag wird.

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Über das Korean War Denkmal erreichen wir Opa Abe. Nahezu majestätisch sitzt Lincoln, der 16. Präsident, am Ende des Reflecting Pool und schaut auf seine Jünger herab. Crowded ist es inzwischen. Japaner, Koreaner, Italiener, wir und noch viele andere streiten sich um einen vernünftigen Fotografierplatz, um Abraham ohne störendes Beiwerk abzulichten. Resolut musst Du sein und dann geht's doch. Als ich so in die Ferne über den Reflecting Pool blicke, fällt mir der Covert Arch ein, als wir mitten in dieser gigantischen Felsenlandschaft bei Moab ganz alleine waren; warum nur? Das Vietnam Verterans Memorial ist eine lange Mauer mit eingravierten Namen - warum nur?

Albert Einstein sieht müde aus. Hingefläzt hat er sich, er lümmelt vor der Academy of Science, wo sonst. Hat wohl zuviel nachgedacht, der Liebe. Aber schön, dass sie diesen großen Wissenschaftler und Denker nicht vergessen haben. Aber er ist ja auch in New Jersey gestorben, der Albert, und das genügt, um von den Amerikanern als ihresgleichen akzeptiert zu werden. Die armen Ulmer.

Weil es immer noch nicht reicht, wollten wir noch die Theodore Roosevelt Statue auf der gleichnamigen Insel besuchen. Irgendwann sind wir auf einer Brücke. Der Verkehr rauscht vorbei, bei den Amis gilt man sowieso als verrückt, wenn man auf seinen eigenen Beinen unterwegs ist, und von dieser Brücke gibt es keinen Zugang zur Insel. Wir kehren um und nehmen die Rock Creek Park Trails zum Georgetown Waterfront Park. Als wir schon ein gutes Stück in Georgetown sind, fällt uns ein, dass wir noch nichts gefrühstückt haben. Es ist aber schon früher Nachmittag. Und just in diesem Moment kommen wir an einer Bäckerei vorbei. Nein, es war andersrum. Wir haben die Bäckerei gesehen und ... schmatz. Kaffee und Kuchen waren einfach fantastisch.

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Georgetown ist wunderschön mit seinen kleinen Häusern und den netten Geschäften. Eine dunkle Ecke hat das Viertel aber und dort wollen wir auch noch hin. Vor rund 40 Jahren, als ich noch mit langen Haaren durch die Gegend sauste, kam der Horrorfilm des Jahres in die Kinos: "Der Exorzist". Ich glaube, ich hatte eine Woche Albträume. Es war in der damaligen Zeit unglaublich. Irgendwann, nach den grusligsten Szenen, die ich in meinem kurzen Leben je gesehen habe, kam Damien Karras zurück und fand den Exorzisten, Pater Lancaster Merrin, tot. Wütend stürzt sich Karras auf den Dämon, der springt auf ihn über, und als er es merkt, stürzt er sich aus dem Fenster die Treppe hinunter, um die Welt zu retten. Und zu dieser Treppe müssen wir, - man gönnt sich ja sonst nichts. Ich habe den Film vor ein paar Jahren nochmal gesehen, er war zum Totlachen. So ändern sich die Zeiten.

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Zurück zur Treppe, wir steigen sie hinauf zur Prospect Street. Aber nicht gleich, denn ein Sportsmann benutzt sie als Trainingsgelände. Ein paar Klimmzüge und dann die Treppe hinauf und hinunter. Als wir mit unserem Alter angemessenen Schritten oben ankamen, war ich gerade noch in der Lage, den Auslöser am Foto zu drücken. Kollaps - no more sport today!

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Auf dem Weg über die Universität zurück zum Weißen Haus finden wir einen netten Italiener und wir reservieren für das Abendessen. Ist es ein gutes Gefühl, dem mächtigsten Mann der Welt so nahe zu sein? Und wie lange wird der gute Barack noch im Amt bleiben? Wenn man die Nachrichten und politschen Sendungen etwas verfolgt, meint man, seine Tage seien gezählt. Wieso soll jemand eine Krankenversichung haben, wenn er arm ist. Selbst Schuld, - kein Mitleid. Können wir das verstehen? Na ja, ein paar andere Fehler hat er auch noch gemacht und aus dem YES-WE-CAN-Mythos wurde ein normaler Präsident und so heruntergekommen, kann man ihn auch abwählen. Wir werden sehen.

Am Milestone, von dem noch heute alle Straßen von Washington DC aus gemessen werden, und am National Chrismas Tree vorbei, gehen wir zum Washington Monument. Dieser 169 Meter hohe Marmorturm überragt alles hier in der Stadt. Leider war der Obelisk für den Aufstieg geperrt. So machen wir uns auf den Weg zum Old Postoffice Pavillon. Ein schöner Bau, der (leider) zum Foodcourt umgemodelt wurde. Und weil es ein öffentliches Gebäude ist, bleiben die Leibesvisitationen nicht aus. Aber die Pepperoni Pizza war trotzdem gut. Frisch gestärkt nehmen wir den Weg zum FBI, zum HardRock Café und zur Union Station. War schon sehenswert.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/washington_12.jpg)

Nach 8 Stunden Washington sind wir fix und fertig. Nur eine Dusche bringt uns die Lebensgeister zurück. Den Rest besorgte dann das Ristorante Piccolo, respektive das Essen dort, aber insbesondere die gute Flasche Wein. Träumt in Frieden, morgen ist Wandertag!

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 09.08.2012, 23:57 Uhr
Träumt in Frieden, morgen ist Wandertag!

Wandertag? Toll, das ist das Richtige für mich :D

Du darfst übrigens mehr Bilder hier einstellen, wenn du möchtest :wink:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 10.08.2012, 07:34 Uhr

Du darfst übrigens mehr Bilder hier einstellen, wenn du möchtest :wink:


Diesen Vorschlag möchte ich unterstützen  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Hape1962 am 10.08.2012, 13:48 Uhr
Very nice indeed. Ich hab Deine Homepage schon auswendig gelernt mittlerweile - da sind so viele gute Beschreibungen da braucht man nix anderes mehr für die eigene Tour. Vielen Dank dafür !
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: GreyWolf am 10.08.2012, 15:07 Uhr
Boah, 85 Tage......

Da muss ich mal indiskret nachfragen: wo liegt man denn da preislich in etwa? Locker im fünfstelligen Bereich, oder?
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 11.08.2012, 10:24 Uhr
zu den Kosten:
Ich möchte nichts zu den Kosten schreiben. Nicht weil es so ein großes Geheimnis wäre, dass Reisen dieser Dimension nicht mit 14 Tage Kroatien vergleichbar wären, sondern weil Höhe und Struktur sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig sind. Im Prinzip ist die Hochrechnung auf Basis der eigenen Bedürfnisse und Wünsche relativ einfach. Wer in 4 Wochen den Betrag x braucht, der braucht in 12 Wochen das Dreifache, ausser er stellt sich um. Ich habe auch versucht, mein Ansprüche etwas herunterzuschrauben, musste jedoch feststellen, dass es nicht immer gelungen ist. Meine Einstellung ist auch eher die, dass ich lieber kürzer Reise, aber nicht auf gewohnte Dinge verzichte.

zu den Bildern:
Da ich in mehreren Foren diesen Reisebericht poste, kopiere ich Text und Bilder von meiner Seite. Ansonsten wäre der Aufwand fast nicht zu bewältigen. Deshalb erscheinen exakt die Bilder, die ich in die Ursprungsversion "eingepflanzt" habe. Ich bitte Euch deshalb die Bilder auf meiner Seite anzusehen. Wenn Ihr über Updates in meinem Menü geht, dann habt Ihr chronologisch geordnet alle Neuerungen im direkten Zugriff. Ich hoffe auf Euer Verständnis.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 11.08.2012, 13:00 Uhr
Sonntag
Zu den Wandertagen in der Schule hatte ich immer ein ambivalentes Verhältnis. Einerseits war es schön, einmal nicht das kleine und große Einmaleins im stickigen Klassenzimmer zu üben. Andererseits mussten wir immer über das Erlebte am nächsten Tag einen Aufsatz schreiben. Aber was früher nicht angenehm war, ist heute selbst auferlegte Pflicht. Aber nur, damit man im hohen Alter mal lesen kann, was man in der sehr späten Jugend so alles gesehen und getrieben hat.

Bei strahlendem Wetter brechen wir zu unserem ersten Wandertag auf und schließen damit unsere kleine Städtereise ab. Die Straße windet sich am Potomac River entlang und der District of Columbia entschwindet. Es ist schon unglaublich, wie viele Bäume westlich der großen Städte ihre Wurzeln geschlagen haben. Störungsfrei erreichen wir bereits nach 25 Minuten die grüne Hölle von Virginia, - Steffi hat uns sehr verläßlich zum ersten Trailhead geführt. Bravo!

Wander-GPS ausgepackt und auf das Autodach damit. Die Satelliten bestrahlen das Teil ziemlich schnell und ziemlich stark: navigationsbereit! Bergschuhe an, Karte und Beschreibung eingepackt, Rucksäcke mit Wasser bestückt und so kann es losgehen. Der erste Hike. Aber offensichtlich waren wir so euphorisch, das wir gleich mal - und das trotz GPS - einen falschen Trail erschwischt haben. Aber nach einem Kilometer Irrweg sind wir auf dem geplanten "Difficult Run Trail". Die Bezeichnung "run" kannten wir aus dem Westen nicht, gleichwohl ist die Übersetzung auch bei uns in Deutschland üblich: Flußlauf, ganz einfach. Also run dem run entlang.

Die Sonne blinzelt durch die Baumkronen und rechts neben dem gut sichtbaren Weg begleitet uns der Difficult Run Stream nach Westen. Unangestrengt nähern wir uns dem Potomac River. Als wir uns sozusagen warmgelaufen haben, scheint der Spaß auch schon wieder ein Ende zu nehmen: Trail closed! Nur kurz haben wir gezögert und dann ging es mit einem bayrischen "des is ma jetzt wurscht" weiter. Ein Wanderer kam uns auch gleich entgegen und schilderte das Problem, das eigentlich keines war. Eine kleine Flut hat wohl den Trail erwischt und weggerissen. Ein wenig klettern und schon war die Stelle gemeistert. Die sind aber auch sowas von übervorsichtig, die Amis. Nach 1,3 Kilometer stehen wir an der Mündung des Difficult Runs in den Potomac. Der ansehnliche, nicht kleine Fluß hat sich seinen Weg durch die Felsenlandschaft gebahnt. Wir klettern ein paar Felsen hoch, machen Rast und genießen Sonnenschein und den Blick auf den Fluß. Die Stromschnellen sind noch klein und wühlen das Wasser nur etwas auf. Aber das wird sich ändern.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/great_falls_01.jpg)

Nur ein paar Meter sind es zurück zum Ridge Trail, dem wir jetzt nach Norden folgen. Gut beschützt und angenehm beschattet verrichten die Bäume ihren Dienst. Nur ein paar kleine Steigungen sind zu überwinden, um der Topographie des Höhenrückens zu folgen. Als wir uns eine kleine Verschnaufpause am Sandy Landing verschaffen, sieht man auf der anderen Seite des inzwischen wilder gewordenen Flusses, Menschen, die sich gegenseitig über die Felsen hieven. Hier auf unserer Seite treffen wir schon das professionellere Klientel, das mit Seil und Haken bewaffnet die Felswände zum Fluß hinunter überwindet, um anschließend erneut den Aufstieg zu wagen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/great_falls_06.jpg)

Nach gut 4 Kilometern sind wir am Ziel unser Wanderung: Great Falls Nationalpark. Gepflegte Wiesen, auf denen die Familien grillen und picknicken, gut ausgebaute Aussichtsplattformen auf die großen Wasserfälle. Wir, mit Rucksack, GPS und Bergstiefeln bewaffnet, sind schon sehr overdressed und der krasse Gegensatz zum Fiip-Flop-tragenden Volk. Nun stehen wir am Flußufer und genießen die Fälle. Nicht schlecht, aber unter groß verstehe ich etwas anderes.

Überdimensionierte Stromschnellen sind das, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und nachdem wir die Menschenmassen gleich wieder verlassen wollen, machen wir uns erneut auf den Weg. Die Old Carriage Road führt uns zum Swamp Trail. Es wird erneut angenehm einsam. Die Blätter an den Bäumen sind noch zart und transparent. Der hier Ende April noch währende Frühling und die Sonne sorgen dafür, dass das satte frische Grün der Blätter wunderschön leuchtet. Als wir wieder den Ridgetrail erreichen, schlagen wir uns nach rechts in die Büsche. Ein kleiner Pfad führt uns zurück zum Parkplatz. 5,5 Meilen in 3,5 Stunden, eine angenehme und schöne Wanderung findet sein Ende. Ein guter Anfang!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_woodstock.jpg)

Front Royal ist sozusagen das Epizentrum des nördlichen Shenandoah Nationalparks an den Blue Ridge Mountains. Bevor wir dort aber unsere Zelte aufschlagen, wollen wir einen Aussichtsturm besteigen, um sozusagen den ersten Überlick zu gewinnen. Eine kurze, unspektakuläre Wanderung führt uns zum und auf den Woodstock Tower. Unten Wald soweit das Auge reicht und der Shenandoah River, der in gezirkelten und ausgedehnten Windungen seine Bahn zum Potomac findet.

Das Super 8 in Front Royal ist genau das, was man von dieser Hotelkette erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Und dieses Dorf hat doch tatsächlich ein ganz nettes Steakhouse, Joe's. Das Futter war sehr lecker und so endet der erste Wandertag mit wohligen Gefühlen und voller Erwartungen auf etwas ausgedehntere Wanderungen.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 11.08.2012, 22:41 Uhr
zu den Bildern:
Da ich in mehreren Foren diesen Reisebericht poste, kopiere ich Text und Bilder von meiner Seite. Ansonsten wäre der Aufwand fast nicht zu bewältigen. Deshalb erscheinen exakt die Bilder, die ich in die Ursprungsversion "eingepflanzt" habe. Ich bitte Euch deshalb die Bilder auf meiner Seite anzusehen. Wenn Ihr über Updates in meinem Menü geht, dann habt Ihr chronologisch geordnet alle Neuerungen im direkten Zugriff. Ich hoffe auf Euer Verständnis.

Ok, das ist verständlich, wenn du den Reisebericht in mehreren Foren postest, dass es zeitmäßig sehr aufwendig wäre.

Der heutige Tag war schon mal ein Traum! Als Einstiegswanderung genau richtig und auch das Wetter passte wunderbar.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 12.08.2012, 10:29 Uhr
Endlich raus in die Natur!  :D :D :D :D Sehr schön!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Reisefan62 am 12.08.2012, 14:28 Uhr
Gut, Wanderungen sind nicht so mein Ding, aber da die Reise so abwechslungsreich ist, kann ich das verschmerzen :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 12.08.2012, 15:17 Uhr
Montag
Das Frühstück im Super 8 kann man getrost vergessen. Bis auf den Kaffee und den O-Saft ist alles trocken wie die Wüste. Das hat natürlich den Vorteil, dass man Zeit spart und so sind wir um viertel nach Acht startbereit zu unserer nächsten Wanderung. Es ist bewölkt und es ist kalt, aber in den Bergen ist das halt manchmal so.

Bereits nach 12 Meilen sind wir am Parkplatz des Thompson Hollow Trails, den wir über Bentonville erreichen. Nachdem die Schuhe geschnürt und die Rucksäcke geschultert sind, kann es los gehen. Ein Schild verkündet, dass von hier der Zugang zum Shenandoah Nationalpark möglich ist. Ach nein! Im nachhinein ist es verständlich, denn nachdem wir die Straße weiter gegangen sind, treffen wir bereits nach wenigen Metern auf einen Schilderwald, der eindeutig signalisiert, dass hier rundherum privates Land ist. No trespassing!

Ein Stahlseil versperrt mobilen Zeitgenossen die Straße und der Hiker umgeht es lässig nach links. Kurz danach beginnt ein kleiner Pfad, der Thompson Hollow Trail, der uns nach Süden führt. Sanfte, ja fast zärtliche Steigungen, fast ein Spaziergang. Nach 0,73 Meilen treffen wir auf den Overall Run/Tuscarora Trail. Und hier nehmen wir nach links gehend sozusagen Anlauf. Vorerst sind es weiterhin moderate Steigungen und zwei Flußüberquerungen, die keine Probleme darstellen, aber nach 3 Kilometern geht es nur noch nach oben. Teilweise ziemlich steil windet sich der Weg hoch, die Gespräche werden rarer und der Schweiß fließt. Nach 1,5 Stunden werden wir mit dem ersten Blick auf die Overall Falls belohnt. Das Wasser hat den Wald verdrängt und stürzt über eine Felsenwand in die Schlucht. 4,5 Kilometer sind es bis zu den Upper Falls.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/overall_falls_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/overall_falls_03.jpg)

Zwei Stunden brauchen wir bis zum Peak und dort erreichen wir den Beecher Ridge Trail, der uns bergab und zurück bringt. Leuchtend hellgrüner Farn und zarte Blümchen säumen den Wegesrand. Als wir nach 8 Kilometern wieder an der Kreuzung zum Overall Trail sind, ist auch der berühmte Appalachian Trail angeschlagen, der von Georgia bis Maine durch die bewaldete Bergwelt des Ostens führt. Ich denke an die Leute, die sich das antun. Meines wäre es nicht, monatelang durch Wald, ohne vernünftiges Bett und ohne Duschen. Mein Gott, wie öde und ungemütlich. Nun gut, nach einem kurzen Aufstieg sind wir wieder am Thompson Hollow Trail, der uns direkt zurück zum Auto bringt. Es ist inzwischen immer wärmer geworden und die Sonne läßt sich Gott sei Dank auch sehen. Gut 4,5 Stunden - 8,44 Meilen, respektive knapp 13,6 Kilometer - waren wir unterwegs und jetzt ist der erste Eistee fällig.

Es ist noch früh am Tag und wir beschließen, die Skyline Caverns, die kurz vor Front Royal liegen, zu besuchen. Wir haben uns nicht viel erwartet und Höhlen sind sowieso nicht nach unserem Geschmack. Aber wir sind sehr angenehm überrascht. Nix los hier, so dass Andy, der Führer alleine für uns die Tour gestaltet. Die Höhle ist nicht nur interessant, sondern abwechslungsreich und wunderschön. Es gibt natürlich Stalagmiten und Stalaktiten, aber auch kleine Seen, in denen die Spiegelungen für wunderbare Bilder sorgen; absolute Symmetrie. Slotcanyons, Arche und Höhlenblumen aus Kristall, für letzteres sind die Höhlen wohl berühmt, einfach nur toll. Die Stunde Führung vergeht wie im Flug. Danke Andy!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/skyline_caverns_01.jpg)
(http://www.zehrer-online.de/_bilder/skyline_caverns_02.jpg)
(http://www.zehrer-online.de/_bilder/skyline_caverns_10.jpg)

Mangels Alternativen und weil es am Vorabend wirklich gut geschmeckt hat, finden wir uns zum Abendessen wieder in Joe's Steakhouse ein. Es war erneut sehr gut.

Dienstag
Ein paar Tröpfchen Wasser fallen vom Himmel, als wir Front Royal verlassen. Das Thermometer zeigt 64 Grad Fahrenheit und man merkt, dass es heute schwül wird. Als wir Richtung Süden auf der US 340 donnern, strahlt der Planet. Kurz nach Elkton, wir sind 48 Meilen unterwegs, haben wir unsere Zufahrt zum Skyline Drive erreicht und ich wollte endlich mal meinen Nationalparkpass vorzeigen. Nix war's, keine Kontrolle, kein Eintritt! Jetzt bin ich aber schon etwas enttäuscht, - wann soll sich denn dieses Investment lohnen?

Der Höhenweg, dem der gemeine Tourist in der Regel in gemächlichstem Tempo folgt, und damit den Wanderer, der seinen Trailhead erreichen will, zur Verzweiflung bringt, windet sich auf dem Rücken der Blue Ridge. Es scheint, dass wir alleine auf der Welt sind, - wie schön! So sind wir auch die Einzigen, die ihr Auto nach weiteren 17 Meilen am Brown Gap abstellen und ihr Glück per pedes versuchen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/jones_run_falls_04.jpg)

Ruhe ist aber nicht nur auf der Straße, sondern auch am Jones Run Trail, der nach einer Meile auf den Appalachian National Scenic Trail trifft. Den nehmen wir, es geht bergab. Und es dauert kaum eine Stunde, bis wir nach knapp 2,3 Meilen die ersten Jones Run Fälle erreichen. Der Jones River stürzt sich ins Tal und dort, wo er auf Felsen trifft, reiht sich ein Wasserfall an den anderen. Auch aus den Canyonwänden drückt sich das Nass zum Erdmittelpunkt und die Weeping Walls sind der beste Nährboden für Pflanzen. Das ist schon alles ganz nett hier. Nach zweieinhalb Meilen stehen wir oberhalb der großen Fälle, zu denen ein paar Switchbacks führen. Wunderbar, das Wetter hält und die Bäume spenden den notwendigen Schatten. Je weiter wir jedoch in den Canyon vorstoßen, desto drückender wird das Wetter.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/doyles_run_falls_03.jpg)

Wir sind knapp drei Meilen unterwegs, als wir den Jones Run verlassen. Nach links wendet sich der Doyles Run Trail, der uns weiter zu den gleichnamigen Wasserfällen führt. Es geht flußaufwärts und damit leider bergauf. Mehrere kleine Stufen verwandeln das dunkle Wasser in weißen Brei, der sich ins Tal stürzt. Und als wir nach insgeamt dreieinhalb Meilen an den Lower Doyles Falls ankommen, sind wir uns einig: Die schönsten Wasserfälle auf dieser Wanderung! Wir schnaufen weiter dem Himmel entgegen, es kommen die Upper Falls, und vor lauter Wasserfällen kennen wir uns schon gar nicht mehr aus.

Endlich haben wir das Höhenniveau unseres Ausgangspunktes fast wieder erreicht. Die letzten Höhenmeter schlendern wir ziemlich relaxed - das war auch nötig - die Brown Gap Road, eine Fireroad, zurück zum Parkplatz. 4 Stunden, knapp 7,5 Meilen und 3.764 Wasserfälle - oder waren es 3.765 - später, sitzen wir wieder im Auto, das uns nach einer ausgedehnten Verschnauf- und Trink- und Zigarettenpause nach Waynesboro bringt.

Waynesboro, am südlichen Ende des Shenandoah Nationalparks, ist häßlich, aber leider für zwei Nächte unser Zufluchtsort. In dem Ortsteil, in dem unser Super 8 liegt, gibt es keine Gehwege und nachdem der Verkehr hier auch vom feinsten ist, wird der Fußweg zum Outback Steakhouse ein Abenteuer. Radler, Heineken, Blooming Onions, Tuna und Chickensandwich beschließen einen schönen Wandertag. Ein Bier wurde zuviel berechnet, aber nach der ausgedehnten Wanderung hatten wir keinen Bock, vielleicht auch keine Kraft mehr, uns darüber aufzuregen.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 12.08.2012, 22:57 Uhr

Das war heute schon schönes, strammes Wandern :D Neben diesem gefällt mir euer Besuch der Skyline Caverns hervorragend, die Bilder sind echt der Wahnsinn :daumen:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 13.08.2012, 07:24 Uhr
Die Höhle haben sie wirklich nett in Szene gesetzt.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 13.08.2012, 18:45 Uhr
Mittwoch
Das Super 8 in Waynesboro ist fest in indischer Hand. Und das ist nicht nur abends festzustellen, wenn die süßsauren, jedch angenehmen Gerüche durch die Gänge ziehen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das Frühstück gut bestückt und wunderbar ist. Alles ist sauber und liebevoll angerichtet. Geht doch!

8 Uhr Ortszeit. Schwarze Wolken drohen den Tag zu versauen. Aber so schnell sie aufgezogen sind, so schnell weichen sie auch wieder der Sonne, die nun die grüne Hölle von Virginia noch intensiver strahlen läßt. Also wer hier im Osten eine Dyschromatopsie hat, der wird vermutlich ausschließlich in Graustufen durch die Wälder fahren und wandern.

Unfall auf der Interstate, wir stehen im Stau. Aber nachdem einige auf dem Standstreifen an uns vorbei rauschen - sowas gibt es im Westen auch nicht, außer in den großen Städten - schließen wir uns an. Neuberechnung ruft die Steffi und dieser Ruf wirkt nach jeder Abzweigung etwas verzweifelter, denn wir halten stur nur noch die Himmelsrichtung. Neuberechnung! Irgendwann zeigt sie uns eine akzeptierbare Alternative und das funktioniert dann bestens.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_oak_canyon_falls_01.jpg)

Nach eineinhalb Stunden sind wir am Trailhead des White Oak Canyons. Der gleichnamige Wanderweg führt moderat gen Norden. Metallbrücken bringen uns trocken über den Fluß, der bereits hier Stromschnellen, kleine Fälle und sogenannte Potholes zu bieten hat. Obwohl es sehr schwül ist, zum Baden sind wir nicht aufgelegt. Das Wasser ist auch sehr kalt. Und so stampfen wir immer weiter in den Canyon hinein. Ab den Lower White Oak Falls beginnt die Qual. In Serpentinen geht es steil bergauf. Wir passieren mehrere kleinere Fälle und machen ab und zu eine notwendige Rast. Viele eklige Tausendfüssler mit schwarzen oder orangenen oder gelben Beinen scheinen zu signalisieren, dass das hier ihr Gebiet ist und wir ziehen weiter. Nach zwei Stunden sind wir hoch oben an den Main Falls, die sich in zwei Stufen ins Tal ergießen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_oak_canyon_falls_08.jpg)

Wir überqueren den Fluß und folgen der Horse Trail Fire Road. Und es geht bis zum Skyline Drive immer noch bergauf. Insgesamt dauert es 3,5 Stunden, als uns der Cedar Run Trail erlaubt, bergab auch etwas andere Muskelpartien zu trainieren. Eine Stunde später kommt die Slide, eine große Wasserrutsche, auf der tatsächlich ein paar junge Spunde den größten Spaß haben. Eine Spanierin und ein Peruaner rutschen bei dem eiskalten Wasser den Fluß hinunter. Das Wanderleben ist international. Echt cool, aber da schwitz ich lieber. Direkt darunter bildet der Cedar Run einen Slot aus.

Das war mit 8,74 Meilen der bislang anstrengendste Hike. Die fünfeinhalb Stunden waren aber sehr schön und abwechslungsreich. Aber jetzt sind wir ziemlich fertig und die Haxn tun weh. Das Abendessen im Applebee's war gut.

Donnerstag
Kurz vor acht Uhr strahlt die Sonne vom makellos blauen Himmel. Wir verlassen Waynesboro nach Süden auf der Interstate 64. Als wir an einer Restarea halt machen, steigt uns ein bekannter Duft in die Nasen. Es riecht wirklich wie in Italien und es sieht auch so ähnlich aus. Vielleicht war aber auch der Wunsch Vater des Gedankens.

Unser erstes Ziel ist die Natural Bridge of Virginia; endlich ein Steinbogen! Der Parkplatz, der ungefähr die Dimensionen wie vor einem Walmart Supercenter hat, ist Gott sei Dank noch leer. 19 Dollar pro Person Eintritt! Na ja, dafür haben wir einen geteerten Weg und 137 gemauerte Treppen. Nach wie vor sind wir alleine und wir staunen nicht schlecht. Unten sieht es aus, wie bei uns im Biergarten am Kleinhesseloher See. Bänke haben sie ans Wasser gestellt. Fehlt nur noch ein Tisch und das Fass Bier.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_virginia_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_virginia_06.jpg)

Aber die Brücke ist gewaltig und schön. Der Cedar Creek liegt ruhig in seinem Bett, die Natural Bridge of Virginia deckt ihn zu. Wie auf einem Spiegel liegt das Abbild des Steinbogens im Wasser. Fast gezirkelt zeichnet sich die Öffnung vom Himmel ab. Georg Washington soll in den Wänden seine Initialen verewigt haben, weil es ihm so gut gefallen hat. Wahrscheinlich war es ein verliebter Bauer, der eine Christina anhimmelte, deren Nachname mit W begann. Washington hin, Christina her, die Brücke ist absolut sehenswert. Und da, was ist das denn? Plötzlich eine Fahne, die sich von hinten wedelnd durch den Bogen quält. Ihr folgt eine Schlage von kleinwüchsigen Menschen. Juhu, die Japaner sind da! Das Signal zum Aufbruch ist gegeben.

Wald und Wiesen, sowie wunderschöne Häuser begleiten uns auf dem Weg nach Tennessee auf der I-84, das wir nach 230 Meilen erreichen. Noch in Virgnia haben wir vollgetankt und müssen jetzt feststellen, dass die Tennessee-Gallone um 20 Cent günstiger ist. Als wir nach 300 Meilen kurz auf die Interstate 40 fahren, kommen die Gedanken daran auf, welche schönen Erlebnisse gut 1.700 Meilen weiter westlich mit dieser Straße verbunden sind. Wir quälen uns durch Sevierville. So etwas haben wir noch nicht gesehen. Hier geht es zu, wie bei uns auf dem Oktoberfest. Die ganze Stadt ist ein Vergüngungsviertel: Spielhallen, Achter- und Geisterbahnen, ein bewohntes Haus, das auf dem Kopf steht, die Titanic. Nach gefühlten 100 Ampeln, natürlich waren sie alle zuerst mal rot, sind wir in Gatlinburg. Auch nicht viel besser, vielleicht nicht ganz so extrem.

Wir erreichen den Great Smokey Mountains Nationalpark; kein Eintritt, schade! Und hier werden unsere Nerven erneut strapaziert. Erlaubt sind eh nur 25 Meilen die Stunde, gefahren wird zwischen 15 und 18. Warum nur, außer Bäumen gibt es hier nichts zu sehen. Aber nach knapp 5 Stunden und 345 Meilen sind wir endlich am Parkplatz und Trailhead zu den Rainbow Falls.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/rainbow_falls_06.jpg)

Es tut gut, sich nach dieser Autofahrt die Beine zu vertreten. Der Blutdruck wird trotz der Steigung gesenkt. Jetzt bestimmen wir die Pace. Die Bewegung nach oben mag nicht enden, es macht einfach Spaß. Eine gute Stunde und wir haben den Rainbow Falls Trail bis zu den gleichnamigen Wasserfällen bewältigt. Der Weg würde auf den Gipfel des Mount Le Conte führen, aber das nehmen wir morgen von einer anderen Seite in Angriff. Leise rieselt nicht der Schnee, sondern das Wasser über den Felsen. Ein grau-weißer Schleier schiebt sich vor den dunklen Felsen. Von einem Regenbogen ist zwar nichts zu sehen, aber das ist kein Wunder, denn die Sonne steht schon sehr tief und durchdringt den Wald nur spärlich. Wir klettern über ein paar ausgewachsene Felsen, um dem Wasserfall nahe zu kommen. Es tröpfelt und man könnte jetzt eine Dusche nehmen. Aber das Wasser ist eisig. Also machen wir uns trockenen Fußes wieder auf den Rückweg. Es sind dann doch knappe fünfeinhalb Meilen geworden.

Check in im Hampton Inn, das erwartungsgemäß das beste Hotel bisher ist. Nach Front Royal und Waynesboro haben wir uns ein bisschen mehr Leben gewünscht, aber Gatlinburg ist praktisch die kleine Schwester von Sevierville. Es ist unglaublich, was man einem Bergdorf alles antun kann. Der schnöde Mammon. Unerwartet stoßen wir bei unserem Rundgang auf ein HardRock Café. Bier und Rippen waren gut!

Freitag
Es hat die ganze Nacht geschüttet und am Morgen regnet es immer noch. Aber weil wir brav waren, stoppt das Nass nach dem ausgezeichneten Frühstück im Hotel. Und als die Sonne ihren Weg auf die Berge findet wird klar, warum die Mountains smokey heißen. Sie dampfen wie Mamas Kochtopf. Nebel hängt an den Hängen und wir sind gespannt, wie unsere erste wirkliche Bergtour auf den Mount Le Conte wird.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/alumn_cave_arch_01.jpg)

Der Alum Cave Trail, er beginnt in 1.170 Metern über dem Meeresspiegel, führt uns in die Wildnis. Am Creek entlang wuchern die Pflanzen wie im Urwald. Rhododendronartige Gewächse begleiten uns auf dem ersten Teil des Weges. Die mehrmaligen Querungen des Creeks sind touristisch abgesichert. Halbierte Baumstämme mit Geländer erleichtern die Sache sehr und man kommt trockenen Fußes über den Bach. Nach gut einer halben Stunde sind wir am Alum Cave Arch. Der Trail führt auf einer Treppe durch den Steinbogen, der eigentlich ein Höhlendurchbruch ist.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/eye_of_the_needle_03.jpg)

Der Inspiration Point ist der nächste Meilenstein des Trails auf etwa 1.400 Metern über Null. Ein Felsvorsprung gibt den Blick auf die Great Smokey Mountains frei. Und von hier aus sind auch zwei Steinbögen zu sehen. Das Eye of the Needle und das Gate of the Needle thronen am Kamm eines gegenüber liegenden Höhenrückens, der Little Duck Hawk Ridge (cooler Name, gell). Scho schee!

Der Weg wird steiler und ausgesetzter. Teilweise sind Seile angebracht, aber alles nicht gefährlich. Der Wald wird lichter und kurz vor der Alum Cave verwandelt sich der Steinboden zum Sandweg. Und just an diesen Stellen geht es aber sowas von zünftig bergauf. Wir klettern zur Cave, die ein Alkoven ist, hinauf. Gracie's Pulpit wird sie auch genannt, denn eine Gracie McNichol soll an ihrem 92. Geburtstag hier heraufgekommen sein. Wenn es stimmt, Respekt! Hier ist ungefähr Halbzeit. Kurze Pause!

Je weiter wir nach oben kommen, umso nebliger wird es. Der nasse Felsen ist an ausgesetzen Stellen gefährlich rutschig. Wie die Trailrunner auch. Die rennen hier zwar nicht mehr, sind aber permanent in Eile. Und gefährlich ist auch der Gegenverkehr. Nachdem der Ami die Körpernähe scheut, wie der Teufel das Weihwasser, kommt er einem mit einem langgezogenen "Excuuuuuuuuuuuus us" und absolut waagrecht ausgestreckter Hand entgegen. Das erste Mal habe ich gemeint, der will mir die Hand geben und mich willkomen heißen und ich hätte ihm fast die Hand gedrückt. So ein Depp - excuse me!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/mount_le_conte_01.jpg)

Steil hecheln wir weiter bergauf, die Laubbäume haben bereits das Zeitliche zu Gunsten der Nadelbäume gesegnet und der Nebel versperrt die Sicht ins Tal. Es könnte aber auch schlimmer sein, wenn ich an den Regen heute in der Früh denke. Als wir die 2.000 Höhenmeter-Grenze knacken, sind wir an der Kreuzung zum Rainbow Falls Trail, der sich von einer anderen Seite dem Berg nähert. Aber der sogenannte Gipfel liegt noch ein Stück ostwärts. Vorbei an der Le Conte Lodge denken wir an die Bayrischen Berge mit Gipfelkreuz und -buch. Und nach 5,68 Meilen in drei Stunden erreichen wir diesen Gipfel, der so ganz anders ist. Er markiert auch nicht die höchste Stelle, denn die Bäume rund um den Marker sind dem Himmel wesentlich näher. Unglaublich, ein aufgeschütteter Steinhaufen aus Steinplatten. Was soll das denn? Wir setzen uns an einen einigermaßen freien Abhang und machen Pause. Der Nebel drückt sich inzwischen Gott sei Dank ins Tal, so dass meine Zigarette das Einzige ist, was hier oben noch raucht.

Auf dem Rückweg sehen wir uns die Le Conte Mountain Lodge an, von der aus der Blick ins Tal endlich möglich ist. Es reißt immer mehr auf und sogar der blaue Himmel ist zu sehen. Den Rückweg schaffen wir in 2 3/4 Stunden, so dass die gesamte Tour in 6 Stunden erledigt war. Das war ein sehr anstrengender, aber auch schöner Hike. Nur der Weg bis zum Gipfel lohnt sich nicht. Die wirklichen Highlights sind mit der Alum Cave auf halbem Wege abgeschlossen. Wir sind ziemlich fertig.

Das Abendessen in der Smokey Mountains Brewery war sehr gut. Es mag auch das Bier gewesen sein, aber die letzten Wandertage stecken uns doch in den Knochen. Ab morgen beginnt wieder eine kleine Städtetour, die sozusagen als Einfallstor für eine Florida-Rundreise dient.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de  (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.08.2012, 07:18 Uhr
Noch eine Information, die meines Erachtens zu Sevierville passt: Gut drei Monate nachdem wir hier waren, erreicht uns ein Kreditkartenumsatz des dortigen Walmarts über 267,52 USD, den wir nicht getätigt haben.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 14.08.2012, 07:36 Uhr
Ich bin auch nicht so der Wanderer, aber das mag vielleicht noch später kommen  :D Eure Bilder sind auf jeden Fall sehr schön anzuschauen.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: KarinaNYC am 14.08.2012, 07:39 Uhr
85 Tage USA - WOW!  8)
Habe gerade festgestellt das wir so ziemlich zur selben Zeit in Philly & DC waren.  :lol:
Übrigens das Bild von der Liberty Bell ohne andere Leute - super!  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 14.08.2012, 08:03 Uhr
Noch eine Information, die meines Erachtens zu Sevierville passt: Gut drei Monate nachdem wir hier waren, erreicht uns ein Kreditkartenumsatz des dortigen Walmarts über 267,52 USD, den wir nicht getätigt haben.

Ich hoffe, dass ihr das klären konntet? Hoffentlich wird da nicht noch mehr kommen! Vor so etwas graut es mir ja als seltene Nutzerin von irgendwelchen Karten immer...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.08.2012, 08:38 Uhr
Das ist kein Problem, die DKB hat sogar selbständig die Karte gesperrt und mich informiert, als der Umsatz auftrat und offensichtlich mit meinen Bewegungsdaten nicht übereinstimmte. Der Umsatz wird zulasten der Kreditkartenversicherung zurückgebucht und ggfs. hat die Kreditkartenfirma dann einen Anspruch ggü. dem einlösendem Geschäft. Nämlich dann, wenn der Walmart einen Fehler gemacht und die Prüfungen nicht sorfältig durchgeführt hätte.

Als Kreditkarteninhaber ist man nur insofern betroffen, da die Ausfallversicherungen bei zunehmendem Missbrauch teurer werden und natürlich wird die Kreditkartenfirma das in geeigneter Weise wieder von ihren Kunden irgendwie vereinnahmen  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 14.08.2012, 08:50 Uhr
Dann bleibt euch als Schaden ja "nur" ein komisches Gefühl übrig. Zum Glück.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.08.2012, 08:53 Uhr
Ja, wenn man selbst nicht fahrlässig damit umgeht, hat man keinen Schaden. Dafür sind die Versicherungen da.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mlu am 14.08.2012, 13:53 Uhr
Hallo,

habe schnell nachgelesen und bin nun auch dabei. Ist ja ne Hammerrunde, die ihr da macht. Frei nach Bilbo Beutlin "there and back again".

Schöner Schreibstil, man kann deine Empfindungen sehr gut nachvollziehen.

Schöne Grüße
Micha
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.08.2012, 16:25 Uhr
Samstag
Als sich die Pupillen vom Tageslicht weiten, das gleiche Bild wie gestern; es regnet. In aller Ruhe wird gefrühstückt und dann? Erstaunlicherweise hört es sofort auf, als wir um 8.45 Uhr den beschaulichen Ort Gatlinburg verlassen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/mount_le_conte_02.jpg)

Die Smokies rauchen und dampfen. Ich auch, denn wir hängen hinter zwei Schlafmützen, die mir meine Zeit stehlen. Nach 20 Meilen dann North Carolina, ein Staat, den wir bisher nur aus dem Weather Channel als potentiellen Zielstaat für die Landberührung von Hurrikanen kennen. Am höchsten Punkt der Nationalparkdurchquerung könnte man auf den höchsten Berg von Tennesse fahren, den Clingmans Dome; ein Abstecher von 7 Meilen. Aber wenn solche Schnarcher vor mir herfahren, erreiche ich heute Atlanta nicht mehr.

Das Wetter ist inzwischen fantastisch und die letzten Hügel der rauchenden Berge verlieren sich im Nichts. Wir sind in Georgia! Die Interstate 85 führt 5-spurig in die Hauptstadt. Die Erwartungen an Atlanta sind nicht groß, aber bereits die Skyline fasziniert. Atlanta, das uns bisher nur als Drehkreuz für Delta und als Hauptsitz von Coca Cola bekannt war, könnte schön werden. Bereits um 13 Uhr sind wir nach knapp 200 Meilen im Hilton und unser Zimmer im 24. Stock ist frei. Koffer abgestellt und schon sind wir wieder auf den Beinen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/atlanta_05.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/atlanta_21.jpg)

Die Straßen sind menschenleer, als wir unser erstes Ziel, das State Capitol, ansteuern. Leider hat es geschlossen, aber auch die Aussenansicht ist schön und erinnert sehr an das ehemalige Zuhause von Arnold Schwarzenegger in Sacramento. Gleich gegenüber steht das Rathaus und unweit davon tauchen wir in Tiefen der Underground City ein. Das unterirdische Einkaufszentrum hat allerhand Schnickschnack, nichts, was man wirklich braucht, aber einen Fotostopp ist es schon wert. Die sehr belebte Peachtree Street führt uns zum Hard Rock Café. Ein Shotglas muss sein, koste es, was es wolle.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/atlanta_14.jpg)

Der Olympic Centennial Park, hier fanden 1996 die Spiele statt, ist inzwischen ein ausgedehnter und schön angelegter Park. Nur die 5 Ringe an einer Statue erinnern noch an das Sportereignis. Hier steht auch die World of Coca Cola (Eintritt 16 USD). Wir sind nur in den Store gegangen, nicht wegen des Geldes, sondern, weil wir die Zeit für die Stadtbesichtigung nutzen wollen. Und es gibt natürlich den gleichen Kitsch wie in Las Vegas. Und rot-weiß sind eh nicht unsere Farben, gell ihr Löwen! Wir schlendern durch die Häuserschluchten, einen sehenswerten, historischen Stadtkern entdecken wir nicht. Aber wir sind uns einig, dass Atlanta nicht so häßlich wie erwartet ist. An einigen Plätzen sind zwar schon sehr viele Penner unterwegs, aber das hat man ja inzwischen fast in jeder amerikanischen Großstadt.

Auf unserem Stadtspaziergang haben wir ein nettes Seafood Restaurant gefunden und für abends reserviert. Jetzt sitzen wir i angenehmem Ambiente bei leckerem Fischfutter und einer Flasche Kendall Jackson. Es war fantastisch und ein würdiger Abschluß unseres kleinen Wanderurlaubs.

Sonntag
Herrliches Wetter und angenehme 82 Grad begleiten uns auf der Interstate 16 nach Osten. Der Wald nimmt sein Ende und endlich kommt Farmland in Sicht. Irgendwo im Nirgendwo sitzen wir im Subway, der zu einer geliebten Loves-Tankstelle gehört und machen eine Pause. Ich weiß nicht mehr, ob es der Hunger oder der leere Benzintank war, der uns in dieses Etablissement getrieben hat. Ich schätze der Hunger!

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Sawäna, ähm ich meinte Savannah, erreichen wir nach 251 Meilen. Das Hilton Garden Inn ist sehr schön und passt schon mal gut zum Südstaatenflair dieser Stadt. Unser Rundgang beginnt beim Rathaus, das mit seiner goldenen Kuppel wohl das höchste Gebäude darstellen dürfte.

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Unten am River Walk bahnt sich der Savannah Fluß breit und ruhig seinen Weg in den Atlantik. Am Pier stehen restaurierte Häuser mit ein paar Kneipen, Geschäften und Hotels und im Wasser liegen historische Schiffe. Auf der gegenüberliegenden Flußseite ist North Carolina. Die River Street gehört im übrigen zu den wenigen Orten der USA, auf denen Alkohol auf der Straße erlaubt ist. Na, denn Prost!

Savannah hat nicht nur liebevoll restaurierte Gebäude, ja ganze Straßenzüge, sondern fast an jeder Kreuzung ausgedehnte Parks. Riesige Eichen, die mehr spanisches Moos, den Inbegriff der Südstaaten, als Blätter tragen, spenden Schatten und sind Inseln der Ruhe, rundumadum tolle Häuser. Es ist so, wie man sich die Südstaaten vorstellt und wie sie in Filmen gezeigt werden. Wer sich aber auf die Bank, auf der Forrest Gump am Chippewa Square auf den Bus wartet, setzen will, der wird enttäuscht. Sie steht inzwischen im Museum. Tja, wenn man sonst nichts zu zeigen hat, vermutlich hat sie nur gestört. Nach drei Stunden, in denen wir die Altstadt durchquert und umrundet haben, sind wir am City Market. Restaurants und sonstiges, was der Touri so braucht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/savannah_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/savannah_02.jpg)

Die Bar in unserem Hotel hat den Charme einer Küche in München-Ramersdorf, so dass wir nach einem Bier in das Nachbarhotel (Doubletree) wechseln. Hier ist das Ambiente wunderbar, der Bierpreis steigt jedoch exorbitant von 3 auf 4.77 USD. Das Abendessen im Belfords Seafood, an dem wir zu dem Fazit kommen, dass Savannah eine der schönsten Städte der USA ist, die wir kennen, war gut, der Cakebread Cellars noch besser. Der schöne Tag nimmt ein schönes Ende und Florida wartet!

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mrh400 am 14.08.2012, 17:15 Uhr
Und rot-weiß sind eh nicht unsere Farben, gell ihr Löwen!
:applaus: :wink:

schöner Bericht im übrigen
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.08.2012, 17:22 Uhr
Das verstehen nur wir zwei :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Palo am 15.08.2012, 00:11 Uhr
Noch eine Information, die meines Erachtens zu Sevierville passt: Gut drei Monate nachdem wir hier waren, erreicht uns ein Kreditkartenumsatz des dortigen Walmarts über 267,52 USD, den wir nicht getätigt haben.

Ist mir auch passiert. Das letzte mal wo ich die KK benutzt hatte war bei Walmart. Ein paar Tage spaeter kam eine e-mail von der Bank, dass da fragwuerdige Belastungen auf der KK waeren, ich solle anrufen und das klaeren.

Es stellte sich heraus, dass die KK einen Tag nach meinem Einkauf bei Walmart zwei Einkaeufe bei Target und noch einem Laden in Tennessee fuer insgesamt ueber $300.00 getaetigt wurden und dann noch eine "Probebelastung" ueber $1.00 in SC, die Karte war aber schon gesperrt.  Ich war 1000ende Meilen von Tennessee und SC entfernt.

Ich brauchte bei der Bank nur meinen letzten Einkauf zu bestaetigen und bekam ein paar Tage spaeter eine neue KK. Ich fand das war ein super Service.

 
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: 02171 am 15.08.2012, 05:09 Uhr
Das verstehen nur wir zwei :D
so ein Schmarrn ... das hab ja sogar ich verstanden ...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 15.08.2012, 06:43 Uhr
Das verstehen nur wir zwei :D
so ein Schmarrn ... das hab ja sogar ich verstanden ...

Umso besser  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: RainerS. am 15.08.2012, 06:54 Uhr
Das verstehen nur wir zwei :D
so ein Schmarrn ... das hab ja sogar ich verstanden ...

Umso besser  :D

DAS versteht auch der Ruhrpott, erst recht wenn wie bei mir rot-weiß die lieblingsfarbe is ...  :P

toller reisebericht über eine super tour, sollten wir mal soviel zeit für einen urlaub zur verfügung haben
könnte ich mir ähnliches vorstellen ... allerdings ohne wanderungen ...

jezze bin ich erstmal auf Fl gespannt ....
 
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 15.08.2012, 08:04 Uhr
Dachte dort wäre man entweder blau-weiß oder gelb-schwarz  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Olli2 am 15.08.2012, 08:16 Uhr
Lebenslang grün / weiß ! :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 15.08.2012, 12:43 Uhr
Montag
Wenn man einen Kontinent zweimal durchquert, bleiben sogenannte Fahrtage nicht aus. Mancher West-Freak kennt ja auch den Sprung vom Yellowstone zu den roten Felsen oder gar nach Las Vegas. Heute ist Fahrtag! Nachdem wir 1993 und 1995 bereits Florida án Detail kennenlernen durften, werden es heuer nur die wichtigsten Stationen sein. Respektive das, was uns groß und wichtig erscheint. Der Reinhard würde jetzt mit einem "plötzlich nichtig und klein" antworten. Zurück zum Thema!

Als wir schon gute 100 Meilen unterwegs sind und der Sunshine State seinem Beinamen alle Ehre macht, erscheinen die ersten Sumpfgebiete bei Brunnswick, noch in Georgia. Aber auch schon hier werden die Aligatoren, also die mit der runden Nase, am Strand liegen und nach Beute Ausschau halten. Vielleicht donnern auch ein paar Airboats durch die Mangroven. Wir sehen es nicht, denn wir sind zu schnell. Interstate 10, Jacksonville Florida. Wenn wir jetzt den Blinker setzen würden, kämen wir direkt nach Santa Monica. Nix da, es geht nach Miami. Obwohl ab und zu der normale Florida-Schwall Wasser vom Himmel fällt, dauert das Schauspiel nur wenige Minuten, auch das ist ja typisch. Nach 360 Meilen verlassen wir die I-95 und nehmen die Florida Turnpike. Zuerst die Kohle, dann kannst Du auf's Gas drücken. Es ist nun 471 Meilen her, dass wir das schöne Savannah verlassen haben und nachdem wir nun wieder auf der Interstate 95 sind, ist die Großstadt nicht mehr weit entfernt. 4 normale Spuren und 2 Expressways, es verwundert immer wieder, wo plötzlich so viele Autos herkommen. Nach 489 Meilen parken wir unseren Traverse auf dem Randstein vor dem Wyndham Garden in Miami Beach.

Wenn schon mal in großen Städten kein Valet Parking angeboten wird, dann haut es mir schon die Sicherung raus. Bin natürlich selbst Schuld, Beschreibung lesen hilft in der Regel. Nun gut! Als dann aber der Internet-Eindruck des Hotels auf den ersten Blick nicht bestätigt wird, ärgere ich mich, am meisten über mich selbst. Boutique Hotel, viele fahren auf diesem Gleis. Einige sind top, die anderen meinen, dass, wenn sie eine alte Kommode, die mit roter Farbe aufgemotzt wurde, in die Ecke stellen, dann sind sie aber auch sowas von Boutique. Das Blatt wendet sich nicht, aber das Ganze relativiert sich. Das Parkhaus ist gleich nebenan und praktisch die Verlängerung des Miami Beach Police Departments. Und das sorgt schon mal subjektiv für Sicherheit für das Auto, das wir noch tausende von Meilen durch die USA quälen werden. Das Zimmer ist zwar nicht übermäßig groß, aber es ist absolut sauber. Und dass man in Großstädten einen Hotelstern immer selber mitnehmen muss, hat sich inzwischen rumgesprochen. Also, alles halb so wild, bleib ruhig!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/miami_beach_28.jpg)

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Der Bär tanzt, das Leben tobt, es ist die Hölle los am berühmten Ocean Drive. Wir sind uns noch nicht sicher, ob uns das gefällt. Die Bierpreise 780 Kilometer südlich von Savannah haben sich verdreifacht. 8 Dollar und gleich mal 17 Prozent Servicecharge dazu. 30 Dollar für drei Bier, das übertrifft ja schon die Münchner Innenstadt. Aber wir genießen das besondere Flair von Miami Beach bzw. des Art Deco Viertels bzw. des Ocean Drive's. Ein Hotel, eine Kneipe, ein Restaurant neben dem anderen. Doch, es gefällt uns, so der Beschluß. Das Essen auf der Terrasse des Avalon's war fantastisch. Zum Abschluß fallen wir noch in eine Bar und beenden den Fahrtag glückselig.

... Fortsetzung folgt!

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 17.08.2012, 07:18 Uhr
Dienstag
Die Sonne strahlt Miami Beach, vermutlich ganz Florida, bereits in den frühen Morgenstunden an und sorgt für angenehmste Temperaturen. Das milde Licht bringt den Atlantik zum glitzern und das Wasser wartet auf die ersten Wasserratten. Alle Fassaden am Ocean Drive leuchten in den klassischen Art Deco Farben vom zarten Mint, über Gelb und helles Pink bis hin zum kräftigen Lila. Die Terrasse des Starbucks ist noch menschenleer, liegt im Schatten und bietet einen herrlichen Ausblick auf das Farbenspiel. Die Nachtschwärmer wissen nicht, was sie versäumen und liegen vermutlich noch fast bewußtlos in den Federn.

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Die Lincoln Road Mall ist eine Fußgängerzone mit vielen kleinen Shops und Restaurants. Es gibt sogar ein Hofbäuhaus, wie kitschig. Die Italiener haben hier die Oberhand und sehen auch sehr einladend aus. Und hier arbeiten sogar vorwiegend Italiener, so haben wir festgestellt, nicht wie im Westen, wo keiner ein Wort italienisch spricht. Es ist jedoch insgesamt festzustellen, dass die Zubereitung von Nudeln inzwischen auch in den USA gelingt. Vor ein paar Jahren war das noch anders, als in der Regel weichgekochte Pampe den Weg in den Magen fand. Der Espanolo Way gehört natürlich den Spaniern: Tapas Bars, Tische vor dem Restaurant, echt nett hier.

Wir machen uns auf zur Flüsterhalle. Ein altes Postoffice hat einen Kuppelbau, der ein kleines Akustikwunder darstellt. Richtig platziert, hört man auch das Flüstern seines Gegenübers sehr deutlich. Also nichts für Frauen, die flüstern nicht. Nachdem wir in diesen drei Monaten mindestens einmal auch Postkarten schreiben sollten, meines Erachtens gibt es nichts Überflüssigeres, besorgen wir uns gleich mal Briefmarken. 1 Dollar und 5 Cents pro gummiertes Rechteck, würde das nicht für eine MMS genügen? Egal, es wird eh noch Wochen dauern, bis wir einmal Zeit finden, die Dinger abzulecken.

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Nachdem wir in der Washington Avenue die letzten Hotels abgelichtet haben, geht es runter zum Strand. Heller Sand, wunderbares Meer, eine angenehme Brise, die uns die weiten Blicke in alle Himmelsrichtungen sehr angenehm macht. Die Felder von Sonnenschirmen gleichen spanischen oder italientischen Equivalenten. Nur die frisch, in bunten Farben gestrichenen Hütten der Baywatcher machen klar, man ist in Amerika. Der schöne Leuchtturm am South Pointe Park wacht über das Meer und zeigt den Containerschiffen die Richtung. Hier läßt es sich aushalten. Wir sitzen am Pier und genießen. Eine Riesenschildkröte schwimmt Richtung Hafen. Sie sollte das nicht tun, aber vielleicht braucht sie auch etwas Öl für ihre Gurgel. Am Yachthafen pflanzen wir uns in einen schöne Strandbar und füllen den Körper mit Sprite; is Seven Up ok?

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Das Wassertaxis nach Miami Stadt kostet 12 Dollar und schippert nun am Rande des Frachthafens auf die wundervolle Skyline von Miami zu. Immer wieder pfeifen die Motorboote an uns vorbei, aber auch gemütlich schaukelnde Angelboote mit sehr relaxten Menschen an Board, prägen das Bild. Die Wolkenkratzer kommen näher und als wir durch einen Seitenarm des Miami Rivers in die Downtown vordringen, scheinen sie uns zu erdrücken. Eine Station vor dem Bayside betreten wir wieder festen Boden und schlendern am Wasser entlang zu einem kleinen Strand am Miamarina Bayfront Park. Holzstühle unter Palmen und zwei sind noch frei. Sehr angenehm, muss ich sagen. Am liebsten wären wir nicht mehr aufgestanden.

Als wir 1993 das letzte Mal hier waren, war das Bayside relativ neu und das Hard Rock Café öffnete erst einen Monat später. Nur der Mystery Tour Bus diente als Shop für all die unnötigen Dinge, die der HardRocker so braucht. Inzwischen ist das Einkaufszentrum sehr in die Tage gekommen und unterscheidet sich nicht von den anderen Malls, die auf das ganze Land verstreut sind. Man muss es nicht mehr gesehen haben und so beschließen wir, zurück nach Miami Beach zu wandern.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/miami_stadt_22.jpg)

Dieser Entschluß kann gut und gerne zu den schlechtesten Entscheidungen des Tages gezählt werden. Zwar hat man von der Brücke am Port Boulevard einen tollen Blick auf die Skyline, doch irgendwann endet der Fußweg im Gewirr des Hafens von Miami. No Trespassing - Ende der Durchsage. Also zurück und mit einem Spurt erwischen wir noch das nächste Wassertaxi. Das alltägliche Gewitter ist im Anmarsch, das Boot gibt Gas, dass es nur so blitzt. Trockenen Fußes genießen wir die Fahrt an den tollen Villen der Star Island vorbei. Unglaublich, was da für Häuser stehen. Die Taylor Lissy hat hier gewohnt und so manch anderer Star. Der Bootsführer erklärt uns in welchem Haus welcher Film gedreht wurde und so war die Überfahrt eine sehr kurzweilige Angelegenheit.

Da es immer noch ein bißchen regnet, gehen wir in das kleine Lokal, das zu unserem Hotel gehört. Es hat eine nette Bar, ist einladend eingerichtet und gedeckt und das Essen war sehr lecker. Inwischen blitzen wieder die Sterne vom Himmel und wir ziehen nochmal los zum Ocean Drive. Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluß der schönen Städtewanderung.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/miami_beach_25.jpg)

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: NähkreisSteffi am 17.08.2012, 12:52 Uhr
Ich bin euch gerade hinterher gereist.

Toller Schreibstil! Diese Reise würde mir auch gefallen.

Mal sehen wo Steffi uns noch so hinführt.

Viele Grüße

Steffi
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 17.08.2012, 14:24 Uhr
... nicht zum Nähkreis ;-)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Jessie am 18.08.2012, 00:06 Uhr
Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluß der schönen Städtewanderung.


Schaut aber abenteuerlich aus! Schmeckt das denn???
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: RainerS. am 18.08.2012, 07:53 Uhr
Dachte dort wäre man entweder blau-weiß oder gelb-schwarz  :D
jau - und alle Bayern laufen nur in Krachlederne rum und ernähren sich hauptsächlich von Weißwurst und Brezen ...  :P


schön mal ne andere, interessante seite von Miami zu sehen ...

wir hatten damals (93) etwas pech und haben uns vier tage mehr oder weniger nur im ArtDeco bezirk aufgehalten ...


weiterhin viel spaß auf eurer tollen tour ...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 18.08.2012, 11:05 Uhr
Bulldog, so nennt man hier eine Schale voll mit Margarita und zwei mit dem Hals nach unten hineingesteckten Coronas, - nicht schlecht. Sieht auch abenteuerlich aus und ist der krönende Abschluß der schönen Städtewanderung.


Schaut aber abenteuerlich aus! Schmeckt das denn???

Mir nicht, aber meiner Frau ;-)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.08.2012, 12:23 Uhr
Mittwoch
Wir danken der Bulldogge für den gesunden Schlaf! Es ist leicht bewölkt, aber sehr warm. Heute geht es in die Everglades. Oder müsste es nicht zum Everglades heißen? Denn die Everglades sind ja ein weiter, breiter Fluss, vom Lake Okeechobee, das ist das Riesenteil, das man auch vom Weltraum aus sieht, bis zur Florida Südspitze lang. Der Bursche ist der Langweiler unter den Flüssen in den USA, einen Meter pro Stunde, - bei dem Alter ja auch kein Wunder!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/everglades_01.jpg)

Die Aligatoren warten in sengender Hitze auf ihre Fütterung. Touristen halten ihre Kameras mit angespannten Körpern insbesondere auf die riesigen Mäuler. Das macht Eindruck zuhause. Nebeneinander und übereinander kämpfen die Viecher um ein Stück Huhn. Sehr agil sind sie aber nicht, das garantiert ein langes Leben. Wir sind auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes. Ausführlichst erklärt ein Mitarbeiter der Aligator Farm was auch immer, ich habe es mir nicht gemerkt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/everglades_07.jpg)

Als wir im Airboat sitzen, zieht es gemächlich durch die Sümpfe. Links und rechts sind ein paar Tiere drappiert, die bewundert werden können. Eine Schlange am Baum, ein Schwein im Morast und natürlich der ein oder andere Aligator am Everglades-Strand. Gib Gas Junge und dann ab. Kopfhörer müssen sein, denn wenn der Bootsführer das Teil fliegen läßt, dann wird es mächtig laut. Das Boot gleitet schnell über das Wasser und das Gras und weil das den Touristen gegebenenfalls etwas langweilig werden könnte, eine 360-Grad-Drehung mit Nass-werd-Garantie. Ist aber nicht schlecht. Als wir am Ende wieder Fahrt rausnehmen, noch ein paar Werbeworte und dann war es gut. 23 Dollar hat es gekostet. Tips always welcome!

Wir fahren an die Nationalpark Grenzen und schauen mal im Visitor Center, ob es noch etwas gäbe, was wir sehen sollten. Außerdem hoffe ich ja, dass irgendwer mal meinen Nationalparkpass sehen will. Für was schleppe ich den eigentlich immer rum. Beides Fehlanzeige! Man müsste ein Birder, also ein Vogelbeobachter sein, um wirklich auf seine Kosten zu kommen.

Akurat die Florida Keys Outlet Mall liegt auf der Rückfahrt auf unserem Weg. Ein paar T-Shirts, ganz nett, und nichts los. Wir waren in jedem Geschäft fast alleine. Welcome to Aeropostale - how are you today - let me know ... die Stimmlage der jungen Damen ist gegenüber dem letzten Jahr subjektiv um eine Oktave höher. Oder mein altes Ohr ist noch empfindlicher geworden. Die auswendig gelernten Sätze trommeln immer wieder auf meinen Schädel ein. Aber wehe Du hast wirklich eine Frage. Dann sind die Protagonisten entweder irgendwie unsichtbar, die jungen Mädels, oder sie wissen es nicht. Obligatorisch wird im Lager nachgefragt, ganz modern über Funk, aber das Ergebnis ist immer das Gleiche. In zwei Tagen bekommen wir wieder neue Ware. Aha, sehr schön.

Die Miracle Mile in Downtown Coral Gables ist eine exklusive Einkaufsstraße, die oft mit der Fifth Avenue in New York verglichen wird. Der Vergleich hinkt aber gewaltig. Es ist ganz nett hier und wir gehen die zwei Meilen, also hin und zurück, ab. Ein paar schöne und teuere Restaurants, viele Brautgeschäfte und anderes, was man nicht braucht. Ist es das, was in der Wirtschaftskrise noch zum Erfolg führt? Der kleine Spaziergang war schon in Ordnung.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_miami_blitz.jpg)

Als wir die Skyline von Miami wieder fest im Blick haben, fällt die Dunkelheit über die Stadt ein. Nicht, dass es schon so spät wäre, aber das allabendliche Gewitter kommt mit Vehemenz. Es schüttet und weht so stark, dass selbst die schnellste Stufe bei den Scheibenwischern nur maximal 5 Meter Sicht zuläßt. Die ganz Vorsichtigen haben sich gleich mal rechts an den Straßenrand gestellt. Und auch auf der linken Spur taucht plötzlich ein Motorradfahrer auf, der seinen Kübel abgestellt hat. Äste fliegen durch die Gegend und Blitze erleuchten den Himmel. Die Straße wird zum Fluß. Das Auto braucht sowieso eine Wäsche. Gleichzeitig kämpft sich an einer Stelle wieder die Sonne durch. Und als wir im Schritttempo kurz vor unserem Hotel sind, ist der Spuk fast vorbei. Die Leute stehen teilweise bis über die Waden im Wasser. Fußwaschung in Miami Beach.

Das Van Dyke Cafe in der Lincoln Mall hat ausgezeichnete Linguine mit Meeresfrüchten. Das Heineken ist mit 5.50 Dollar entscheidend billiger als vorne am Ocean Drive, auf der Terrasse darf geraucht werden. Schön und gut!

Donnerstag
Die Sonne begleitet uns, als wir Miami Richtung Süden verlassen. Vorbei an Palm Island, Hibiscus Island und Jungle Island führt uns der Weg in die karibikähnlichen Keys. Bevor wir die Perlen erreichen, haben sie uns auf dem Turnpike fotografiert. Nein, nicht uns, sondern unser Nummernschild. Toll by plate, das Ergebnis steht auf der Rechnung von Hertz.

Ab Florida City wird es einspurig, vorbei an Sümpfen und Sträuchern, bis es irgendwann offener wird und das Meer links und rechts die Fahrbahn begrenzt. Es schimmert türkis, nur leichter Wellengang fügt ein wenig weiß dazu. Die Stimmung wird eigenartig und entlang der südlichen Strände bahnt sich ein Wolkenband seinen Weg. Noch sieht es freundlich aus, aber wir trauen unseren Augen nicht, als wir einen kleinen Tornado sehen. Während ich noch eine Möglichkeit suche, an den Strand zu fahren, packt Monika das Tele aus und pflanzt es auf die Kamera.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/florida_keys_02.jpg)

Bei Marathon sehen wir endlich eine Chance und fahren in den Curry Hammock State Park. Die freundliche Dame kassiert 6 Dollar. Das ist mir jetzt aber sowas von wurscht, wenn sie nur schneller wäre. Dann will sie uns auch noch in ein Gespräch verwickeln und fragt, ob wir die Waterspots schon gesehen hätten. Mädel, mach hinne, deshalb sind wir hier, wir wollen das Schauspiel sehen und fotografieren. Also in Eile darf man in den Staaten nicht sein. Da wirst du verrückt. Endlich am Strand angekommen, ziehen drei sogenannte Waterspouts, also kleine Tornados, die das Wasser in die Luft ansaugen, an uns vorbei. So etwas haben wir noch nie gesehen und es ist fantastisch! Das Meer funkelt rund um die schwarzen Stellen, die das Wolkenband hinterläßt. Die Spouts kommen aus dem dunklen Nichts weiß heraus. Wie ein Rüssel einer Mücke schlägt der Sturm auf die Wasseroberfläche und wirbelt das Wasser in die Höhe. Die Waterspouts marschieren vorwärts und ziehen von dannen und die Neugier und das Erstaunen weicht der Verwunderung über so viel Glück. Das sind die Spontanerlebnisse, die man auch in 10 Jahren noch rezitiert.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/florida_keys_09.jpg)

Kurz vor der Seven Mile Bridge, die längste Verbindung zwischen zwei Keys, liegt links unten der Sunset Grill. Zwar wird der Sunset noch lange auf sich warten lassen, gleichwohl ist es dort auf der Terrasse wunderbar. Man sitzt im Schatten und stiert auf das in verschiedenen Blau- und Türkistönen schimmernde Meer. Rechts überspannt die Brücke das Wasser und scheint im Nirgendwo zu enden. Ein Burgerlein und Chickenwings machen das Glück perfekt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_03.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_11.jpg)

Das Blue Marlin Motel haben wir einem Tipp unserer Freunde zu verdanken. Es ist zwar wirklich ein Motel, nicht mehr, aber auch nicht weniger, aber es ist sauber, die Zimmer sind absolut ok und das Parken ist frei. Als die Koffer verstaut sind, läuft bereits nach ein paar Metern Fußweg der Schweiß. Keine Wolke spendet den ersehnten Schatten, als wir zuerst die touristischen Höhepunkte von Key West ansteuern. The Southernmost Point, das Lighthouse, die Herberge, die Hemmingway bewohnte und natürlich die Kneipen an der Duval Street. Das HardRock Café sieht aus wie in Hawaii und im Hafen liegen zwei Kreuzfahrtschiffe, die die kleinen Häuser wie Spielzeug aussehen lassen. Als wir uns nach dem Hafen und den bekannten Sonnenuntergangstreffpunkten in die Gassen von Key West verdrücken, erleben wir das Südstaatenflair von Savannah erneut. Dieser Ort hat viele schöne Seiten und wunderbare Häuser. Und wer das Leben liebt, der kommt hier nicht zu kurz.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_22.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_19.jpg)

Zwar sind wir mit Schweiß gebadet, aber jetzt soll richtiges Wasser ran. Nach der erfrischenden Dusche machen wir uns erneut auf den Weg zum Hafen, um den Sonnenuntergang am Sunset Pier bei einem Bier zu genießen. Wir ergattern gerade noch einen Hochtisch mit 2 Barhockern und haben einen tollen Ausblick auf das Meer und eine vorgelagerte Insel. Für Unterhaltung wird auch gesorgt. Der Raketenmann schießt sich mit angesaugtem Wasser aus dem Meer in den Himmel. Segelboote ziehen vorbei und die Touridampfer bahnen sich ihren Weg auf das offene Meer. Als dann die Sonne ihren Abschied nimmt und den Tag beendet, wird die Stimmung fantastisch. Klar leben die Sonnenuntergänge vom Mythos Key Wests, aber sie sind schon wirlich schön. Immer mehr läßt das Leuchten des Horizonts nach. Die Segel der Boote werden eins mit dem Meer und die vorbeiziehenden Vögel sind nur noch dunkle Striche am orange-roten Abendhimmel.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_00.jpg)

Wir gönnen uns auf dem Nachhauseweg einen Hurricane und einen B52 im Hard Rock Café. Und kurz vor dem Hotel verkauft ein Laden noch einen leckeren Key Lime Pie zur Nachspeise. Ein perfekter Abend geht zu Ende.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Jessie am 19.08.2012, 12:40 Uhr
Wow, das wäre mein Traum, mal einen Tornado zu sehen! Da ist euch aber auch ein gutes Foto gelungen!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 19.08.2012, 12:50 Uhr
... und ich finde das mit dem Blitz genial!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.08.2012, 13:56 Uhr
... und ich finde das mit dem Blitz genial!  :D

War Glück, ist aus dem fahrendem Aut heraus entstanden
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 19.08.2012, 14:16 Uhr
... und ich finde das mit dem Blitz genial!  :D

War Glück, ist aus dem fahrendem Aut heraus entstanden

Blitze fotografiert man doch sowieso eher zufällig, oder?  :wink: Aber aus dem fahrendem Auto heraus ist echt klasse!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.08.2012, 16:23 Uhr
... und ich finde das mit dem Blitz genial!  :D

War Glück, ist aus dem fahrendem Aut heraus entstanden

Blitze fotografiert man doch sowieso eher zufällig, oder?  :wink: Aber aus dem fahrendem Auto heraus ist echt klasse!

Ja, absoluter Zufall
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 20.08.2012, 10:21 Uhr
Liebe Leser,
ich habe soeben den Hinweis erhalten, dass die von mir als Waterspots bezeichneten Wassertornados Waterspouts genannt werden.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Inspired am 20.08.2012, 10:28 Uhr
Liebe Leser,
ich habe soeben den Hinweis erhalten, dass die von mir als Waterspots bezeichneten Wassertornados Waterspouts genannt werden.

Hallo,

dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich´s mal in deinem Text geändert. Drei Spots sind zu Spouts geworden - muss ja alles seine Ordnung haben ;)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 20.08.2012, 12:01 Uhr

Auch wenn das Blitz- und Tornadofoto toll ist, so ist dieses hier mein absoluter Hit des (gestrigen) Tages:

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/florida_keys_09.jpg)

Das ist so gut gelungen, dass ich das Gefühl habe, ich stehe selbst vor der Brücke :daumen:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 20.08.2012, 12:22 Uhr
Liebe Leser,
ich habe soeben den Hinweis erhalten, dass die von mir als Waterspots bezeichneten Wassertornados Waterspouts genannt werden.

Hallo,

dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich´s mal in deinem Text geändert. Drei Spots sind zu Spouts geworden - muss ja alles seine Ordnung haben ;)

Super, danke!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 20.08.2012, 12:31 Uhr
Ich finde das Foto mit der Brücke auch genial. Die Wolke passt perfekt!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 21.08.2012, 18:53 Uhr
Freitag
Das Frühstück im Blue Marlin ist etwas mager, aber es reicht aus. Um 8 Uhr kämpfen wir uns die Keys entlang, vorbei an tollen Häusern mit Boot vor der Tür. Was willst Du mehr? Wir sind früh dran und kommen gut voran.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/florida_keys_05.jpg)

In Naples hat es 95 Grad, als wir in einer wunderschönen Condominium Anlage landen und nach der Wohnung unserer Freunde suchen. Als wir meinten richtig zu sein, macht niemand auf. Ähm, sch....! Lenny, der vorne an der Pforte für die Sicherheit sorgt, schwingt sich in sein Auto und begleitet uns. Ja, wir waren schon richtig, aber alles klingeln hilft nichts. Hoffentlich ist nichts passiert. Im Nachhinein ist festzuhalten, dass es sich, wie sagt man, um eine Verkettung unglücklicher Umstände gehandelt hat. Wir haben uns erst in München wieder getroffen und erfahren, dass Leberkäs, Speck und bayrisches Bier auf uns gewartet hätte. Aber leider halt an einem anderen Tag. Schade! Vielleicht wollten sie den Leberkäs nicht teilen?

Die Interstate 75 bringt uns kurz vor Tampa an eine wunderschöne Brücke, den Sunshine Skyway. Wir machen an einer Restarea halt und der Blick auf dieses tolle Gebilde und das Meer fasziniert uns. Auf nach Dunedin, das wir um 18 Uhr erreichen. Das Best Western liegt am Hafen, wunderschön, und hat eine tolle Bar fast direkt vor unserem Zimmer. Dort schnuppern wir sozusagen die letzte Floridaluft und genießen Fisch, Wein und Sonnenuntergang. Der Floridaurlaub ist vorbei, die Hiking-Session in Alabama und Arkansas wartet.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/key_west_24.jpg)

Samstag
Ein wunderbares Frühstück im schönen Hotelrestaurant mit Meeresblick verlängert das Floridafeeling. Eier, übrigens erst das zweite Mal in diesem Urlaub, der Colesterinspiegel wird es uns danken, O-Saft und Kaffee, und alles complimentary. Der Tag beginnt, wie der letzte endete: saugut!

Die Lovebucks, zwei Flugkäfer, die permanent zusammenhängen, signalisieren, dass wir nun endlich zügig voran kommen, indem sie etwas verbeult und gequetscht in unserem Kühlergrill hängen. Das Liebesleben hat ein abruptes Ende genommen und die weiße Front des Autos wechselt in schwarz-gesprenkelt. Die Überfahrt nach Alabama soll etwas Abwechslung bekommen und so entdecken wir im Road-Atlas einen grünen Text "Natural Bridge State Park". Aufgepasst Steffi, ein kleiner Umweg. Und just als wir da sind, ist von einer Natural Bridge nichts, aber auch gar nichts zu sehen. Ein Irrer läuft barfuß durch den Wald, ist jedoch ganz freundlich, aber wie gesagt vermutlich nicht ganz sauber. Der hat noch nie was von einer natürlichen Brücke hier gehört, er ist ja auf der Durchreise - ähm -, aber auch die normalen Amis darf man nichts fragen. Nun gut, wir haben uns etwas die Beine vertreten und uns wieder auf die Straße gepflanzt.

Als wir auf der Interstate 10 Richtung Pensacola unterwegs sind, gewinnen wir eine Stunde: Central Time! Blinker rechts und ab nach Norden. Sweet Home Alabama, where the Skies are so blue! Der Himmel ist blau, aber Alabama ist grün. Das Essen im Outback Steakhouse Montgomery, der Hauptstadt von Alabama, war sehr gut.

Sonntag
Es hat die ganze Nacht geregnet und als wir uns auf den Weg machen, ist es bewölkt und hat 68 Grad. Bei Gadsen werden aus den Hügeln Berge und als wir die Weltstadt Gallant erreichen, wartet der erste Hike.

Wir biegen ab in die Wildnis, an der Kreuzung, wie an jeder Kreuzung in Alabama, steht eine Kirche. Der Gottesdienst ist gerade aus und die Landleute staunen nicht schlecht, als ich mein GPS Gerät auf mein Autodach lege und nebenbei gemütlich eine rauche. Ja, wir sind ja gleich weg! Einwandfreier Satellitenempfang führt uns an das Ortsende, noch ist die Straße geteert. Aus den Häusern werden Wohnwagen und als die Offroadfahrt beginnen soll, springen erst mal drei Hunde um unser Auto. Weg da! Ich fahre so langsam, dass sich die Viecher retten können, falls sie doch so dumm sind und unter das Auto geraten. Wir kommen auf privates Land, ich liebe es, und schon ist es passiert. Die als befahrbar beschriebene Offroadstrecke ist mit einer Schranke versperrt. Raus aus dem Auto, im Hintergrund bellen die Hunde, und das Schloß geprüft. Eisensäge wäre gut, vielleicht aber auch nicht. Nachdem kein Platz zum Umkehren ist, setze ich das Auto zurück und komme wieder an den Hunden vorbei. Mein Hupen und das Gebelle hat wohl auch den Besitzer geweckt und nun steht er vor seinem Wohnwagen, verschlafen und mit einem wunderschönen Unterhemd bekleidet. Ich würde das nicht mal zum Putzen anziehen. Er hat aber keine Waffe in der Hand, sondern vertreibt seine eigenen Hunde. Glück gehabt, und weil er mir jetzt so sympatisch ist, der Kerl, habe ich gleich mal gefragt, warum da jetzt eine Schranke ist und uns den ersten Hike zur Chandler Natural Bridge versperrt. Alabama hat's gemacht, - auch eine Antwort, die vermutlich zwar nicht stimmt, aber das ist ja egal.

Die Vielzahl an Religionsgemeinschaften in den Staaten sorgen dafür, dass wir noch nie so viele Kirchen wie hier in Alabama gesehen haben. In Geraldine sind wir richtig, über eine County Road erreichen wir den High Falls Park. Ein altes abgewracktes Polizeiauto ist das Einzige, was hier am Parkplatz noch rumsteht. Ist das ein gutes Zeichen?

Wir wandern los, vorbei an Picknicktischen und bereits nach 0,2 Meilen sind wir am ersten Aussichtspunkt. Maschendrahtzaun, damit der ungeübte Wanderer auch nicht in die Tiefe fällt. Es geht aber auch fast senkrecht runter. Der Town Creek, ein Zufluß des nicht unweiten Tennessee River, erscheint unvermittelt aus dem Dickicht des Waldes. Und nachdem er sich ein paar Meter über eine Felskante nach unten gestürzt hat, verschwindet er so unvermittelt, wie er auftauchte.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/high_falls_03.jpg)

Ein Pfad führt uns ans Wasser. Und hier sehen wir, warum wir eigentlich hier sind: Die High Falls Natural Bridge. Ein schmaler Felsvorsprung hat den Wasserfall überlebt, nur in seiner Mitte konnte das ewige Donnern des Nasses ein Loch reißen. Es ist eine schöne Brücke daraus geworden. Wunderschön und wunderbar leicht zu erreichen. Wir können das in aller Ruhe und ganz alleine genießen. Plötzlich ein komisches, undeutliches Geräusch, das zu dieser einsamen Stimmung paßt. Mann, wie ich bin, habe ich es zuerst ignoriert, aber dann hat die Angst obsiegt und da hilft nur das Gespräch. Natürlich hat Monika es auch gehört, - sie braucht unbedingt ein Bärenglöckchen! Es war auf alle Fälle ein Tier, im Wald raschelt es auch, und was liegt näher, als an einen Bären zu denken. Wie waren gleich die Verhaltensregeln? Gibt es überhaupt Bären hier? Ach komm', wir treten jetzt mal mutig den Rückweg an. Wir sind aber sowas von geschlichen, nur damit wir auch jedes Geräusch mitbekommen. Immer für einen Sprint bereit. Und da war es wieder, nur jetzt deutlich und nah. Wir sind aber auch Esel!

Es geht weiter im Hinterland von Alabama. Schmale Straßen bringen uns zum Lake Guntersville. Hier hat sich der Tennesse River so breit gemacht, dass ein großer See daraus wurde. Die Gürteltiere von Alabama liegen wie an der Perlenkette aufgereiht am Straßenrand. Alle sowas von tot und deshalb liegen sie vermutlich auch auf dem Rücken. Komisches Bild! Die Armen!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/honey_comb_natural_bridge_04.jpg)

Als wir an unserem nächsten Ziel ankommen, ist es kaum zu glauben. Steffi führt uns in eine Hauseinfahrt. Ein nettes Häuschen und ein hübscher Garten, angelegt in Terrassen. Felsen, Moose und Blumen bilden einen tollen Kontrast. Wir parken und tasten uns vorsichtig heran. Ein älterer Herr tritt aus der Tür und begrüßt uns herzlichst. Wir wollen nur Ihren Steinbogen sehen, geht das? Nur hereinspaziert, fühlt euch wie zuhause. Unglaublich die Szenerie. Die Honeycomb Natural Bridge ist in den Garten sozusagen intergriert. Und die Brücke ist cool, mitten drin steht ein Baum und rechts davon ist ein kleiner Wasserfall. Haus mit Garten und eigenem Arch, - und wir fliegen und fahren tausende von Meilen, um das zu sehen. Der Besitzer scheint das zu würdigen und ist stolz. Er hat eine Donation Box aufgestellt, in die wir gerne etwas gesteckt haben. Thank you Sir! Have a good one!

Nochmal wird der Tennessee River überquert und als wir die Natural Bridge Road entlang fahren, schwant uns nichts Gutes. Links und rechts nur Motorhomes und privates Land, kurzum, wir haben die Hartsell Bridge in der Nähe der gleichnamigen Stadt nicht gefunden. Man kann hier aber auch nicht immer auf dem Privatgelände rumkurven. Außerdem haben wir zwei wunderschöne Bridges gesehen, das reicht auch für heute und wir sind zufrieden.

Am Wheeler Lake entlang, der auch eine Verbreiterung des Tennessee River ist, erreichen wir Decatur (sprich: Dekayder). Das Hampton Inn ist schön, wir haben ein großes Zimmer. Abends gibt es noch eine Tornadowarnung, aber es bleibt bei Regen. Also rennen wir über den Parkplatz zu Applebee's, wo wir gut gegessen und 10 % Hotelrabatt bekommen haben.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 22.08.2012, 09:07 Uhr
So eine schöne Brücke hat ja wohl nicht jeder im Garten! Toll, dass der Besitzer euch Zugang gewährt hat.

Zitat
Plötzlich ein komisches, undeutliches Geräusch, das zu dieser einsamen Stimmung paßt. Mann, wie ich bin, habe ich es zuerst ignoriert, aber dann hat die Angst obsiegt und da hilft nur das Gespräch. Natürlich hat Monika es auch gehört, - sie braucht unbedingt ein Bärenglöckchen! Es war auf alle Fälle ein Tier, im Wald raschelt es auch, und was liegt näher, als an einen Bären zu denken. Wie waren gleich die Verhaltensregeln? Gibt es überhaupt Bären hier? Ach komm', wir treten jetzt mal mutig den Rückweg an. Wir sind aber sowas von geschlichen, nur damit wir auch jedes Geräusch mitbekommen. Immer für einen Sprint bereit. Und da war es wieder, nur jetzt deutlich und nah. Wir sind aber auch Esel!

Vielleicht bin ich ja nun ein Esel, aber ich habe nicht so ganz verstanden, wer oder was das Rascheln im Gebüsch verursacht hat.  :oops: Hilfst du mir auf die Sprünge?
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.08.2012, 13:38 Uhr
Wir waren die Esel, denn wir haben die undeutlichen Laute als Bären interpretiert und als wir zurückgeschlichen sind, war es deutlich zu hören, dass es offensichtlich Esel waren. Das Rascheln, tja, vermutlich von Amardillos
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.08.2012, 15:42 Uhr
Montag
So ruhig, wie die Nacht aus Alabama abzieht, so ruhig lassen wir es heute angehen.

Als wir um 9 Uhr dann endlich auf der Straße sind, dauert es keine Stunde, bis wir unser erstes Ziel erreichen. Der Parkplatz am Trail zum Winston Cave Arch ist verwaist. Die dunkelgrünen Bäume wirken wie eine Mauer, die das Sonnenlicht kaum auf den Boden läßt. Wir steigen auf einem geteerten Weg zum Mile Creek hinunter. Der Wald dreht erneut am Dimmer und manchmal haben wir das Gefühl, auf einer Nachtwanderung zu sein. Der Boden ist feucht, die zahlreichen Tiere unterbrechen die absolute Stille mit Rufen und Geraschel. Es ist unheimlich hier! Ich fühle mich wie Justus Jonas von den drei Fragezeichen, der einen neuen Fall wittert. Als wir die Höhle erreichen überspannt ein mächtiger Steinbogen den Waldboden. Bäume mussten ihre Richtungen ändern, um um den Arch herum dem Restlicht entgegen zu wachsen. Kletterpflanzen nützen sie als Leiter, um dem dunklen Waldboden zu entfliehen. Ja, ein schöner und mächtiger Arch.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/winston_cave_arch_01.jpg)

Nur 24 Meilen weiter findet das Archhunting seine Fortsetzung. Wir sind im kleinen Ort Natural Bridge und nur eine Meile weiter westlich geht es zur namensgebenden Brücke. In einer Holzhütte begrüßt uns ein altes Ehepaar sehr herzlich. Sie passen auf die Brücke auf und kassieren 2,50 Dollar. Dafür gibt es Geschichten, die nie enden würden, wenn man nicht schnell mit einem freundlichen Danke das Weite sucht. Die Natural Bridge of Alabama ist ein Monstrum, mit drei gewaltigen Öffnungen. Ein gut begehbarer Pfad führt unter die Brücke und ist so angelegt, dass man wirklich jegliche Perspektive erreicht. Als wir uns zum Abschied nochmal sehr herzlich bedanken, suchen die wohl sehr einsamen Alten erneut das Gespräch. Wir haben ihnen von unserer Reise erzählt und sie wollten uns eine Karte von Alabama schenken. Als wir im Auto sitzen und diesen netten Ort verlassen, haben sie sich vor dem Haus postiert und uns zum Abschied gewunken.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_alabama_03.jpg)

Wir sind im Franklin County und hier steht der Franklin Arch. Es war etwas schwierig, einen Parkplatz zu finden. Nicht, weil sich hier ein Fahrzeug an das nächste reiht, sondern weil es auf der Alabama 243 keinen Grund gibt anzuhalten, so dass Parkbuchten eben Fehlanzeige sind. Am Rand finden wir ein kleines Plätzchen, das Auto steht fast zwei Drittel auf der Straße. Aber nachdem hier sowieso niemand ist, ist das Risiko begrenzt. Nur ein kurzer Querfeldeinhike, der aber seine Tücken hat, denn Forstarbeiten haben das Terrain zerstört. Bäume, so sind die gewaltigen Spuren zu interpretieren, wurden aus dem Tal durch den Arch auf die Straße gezogen. Mal ganz was anderes. Der Franklin Cave Arch hat die Mächtigkeit, dass selbst Caterpillar und Harvester unten durch passen. Es zeigt aber auch, welchen Stellenwert Steinbögen hier haben. Für die hiesige Bevölkerung ist das sicher nur Stein, der gegebenenfalls Land- und Forstwirtschaft hinderlich ist. Wir sind da ganz anderer Meinung!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/franklin_cave_arch_06.jpg)

Unser nächstes Ziel ist die Rock Bridge. Sie befindet sich auf privatem Land und eigentlich sollte man etwas bezahlen. Als wir über eine megasteile Gravelroad in die Schlucht hinunterfahren, steht kurz vor dem Parkplatz ein Pony. Aha! Am Parkplatz, der eigentlich nur das Ende der Straße ist, parkt ein offener Trailer. Hallo, hallo, hallo - no response! So machen wir uns mit einem etwas flauen Gefühl auf den Weg. Aber es hat sich mehr als gelohnt. So eine gewaltige Brücke haben wir selten gesehen. Der Bogen ist mächtig und die Felswände sehen wie mit Maschinen glattgeschliffen aus. Moos erzeugt ein grünes Ambiente. Der Weg über ein paar Boulder ist durch einen Steg unterstützt. Der ist aber so wackelig, dass es vermutlich direkt über die Felsen weitaus ungefährlicher wäre. Die Köpfe in den Nacken und staunen. Ja, Rock Bridge ist ein guter Name dafür, er drückt die Wucht aus, welche die Brücke über unseren Köpfen ausstrahlt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/rock_bridge_01.jpg)

Das Tagebuch führt aus: Das war ein Supertag heute und es muß wohl nicht gesagt und geschrieben werden, dass wir hier überall vollkommen alleine waren. Zum Abschluß fahren wir noch zum riesigen Wheeler Lake, an dessen Ufer die Angler stehen und auf ihr Abendessen warten. In der Decatur Mall finden wir ein paar nützliche Kleinigkeiten, die unbedingt her müssen und so nimmt der Tag ein gutes Ende. Lustig wird es noch im Red Lobster, als wir zur Feier des Tages, wir hatten ein kleines Jubiläum, eine Flasche Wein bestellen. Die Erwartungen sind so hoch nicht, aber am Stil könnten sie noch ein bisschen arbeiten.

... Fortsetzung folgt!

PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 22.08.2012, 16:02 Uhr
das ist ja wirklich unglaublich wieviele Arches es in USA gibt. Vom Coloradoplateau kennt man das ja, aber in so vielen anderen Gegenden hätte ich das nicht erwartet. Ich wüßte auf Anhieb in Deutschland gar keinen Arch und von Europa fällt mir auf Anhieb auch keiner ein. Wirklich erstaunlich  :roll:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: captsamson am 22.08.2012, 16:11 Uhr
Ich mein in England gibts welche an der Küste (freigespült durch das Meer).
Ebenso in Frankreich gibts einen, ich glaub der wurde durch einen Fluss durchgespült.

Ansonsten hatten Bekannte mal ein Bild von einer "natürlichen Brücke" aus Tschechien (oder sonstwo da in der Region) an der Wand.

Aber die Maße wie in den USA definitv nicht.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.08.2012, 16:47 Uhr
das ist ja wirklich unglaublich wieviele Arches es in USA gibt. Vom Coloradoplateau kennt man das ja, aber in so vielen anderen Gegenden hätte ich das nicht erwartet. Ich wüßte auf Anhieb in Deutschland gar keinen Arch und von Europa fällt mir auf Anhieb auch keiner ein. Wirklich erstaunlich  :roll:

Was, Du bist doch aus München. Kennst Du nicht den Breitenstein und das Breitensteiner Fensterl?

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/breitenstein.jpg)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.08.2012, 16:51 Uhr
Ihr solltet auch mal hier schauen: http://www.archhunter.de/html/galerieeuropa.html
und hier: http://www.naturalarches.org/

Auf meiner Seite findet Ihr unter den USA-Links zig Seiten mit Steinbögen auf der ganzen Welt
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 23.08.2012, 09:00 Uhr

Was, Du bist doch aus München. Kennst Du nicht den Breitenstein und das Breitensteiner Fensterl?


nee kannte ich echt nicht  :oops: :oops: :oops:
zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen dass ich eine "Zuageroaste" bin  :wink:
muss ich demnächst besuchen vielen Dank für das Foto und die Links zu den anderen Bögen  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 23.08.2012, 17:03 Uhr
Macht nichts Paula, ich habe es auch lange nicht gewußt  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 23.08.2012, 17:03 Uhr
Dienstag
Ein herrlicher Tag ist angebrochen. Als wir uns Richtung Westen aufmachen, weicht der Wald dem Farmland. Es tut gut, etwas mehr Weitsicht zu genießen. Nach 67 Meilen erreichen wir den Mississippi. Seit der Bursche im nördlichen Minnesota aus dem Boden quoll, dürfte er fast so viele Meilen gemacht haben, wie wir. Er läßt sich aber mehr Zeit. Gemächlich macht er sich auf seinen weiteren Weg nach New Orleans, um dort den salzigen Geschmack des Golfes von Mexico zu erleben. Wir folgen dem Strom nach Tennessee. Das zweite Mal in diesem Urlaub im Staat der Freiwilligen, the Volunteer State. Wer hat sich bloß diesen Beinamen ausgedacht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/memphis_11.jpg)

Walkin' in Memphis, der Geist von King Elvis begleitet uns. Die wohlbekannten Mississippi-Dampfer warten auf uns vergeblich, aber es ist sehr stimmungsvoll, wie sie am Ufer dieses gigantischen Flusses liegen. Die Mainstreet ist Fußgängerzone, eine Trambahn fährt mitten durch. Es ist ganz nett hier und errinnert sehr an Denver's 16th Street. Die Obdachlosen sind aber etwas weniger aufdringlich. Nun sind wir in der Bealstreet, dem Mekka der Musik. In der Gibson Factory werden die weltberühmten Gitarren gebaut. Wer kennt sie nicht, die einzigartige Les Paul. Seit 1952 wird sie hergestellt und vermutlich gibt es wenige Bands, die das Teil nicht hatten oder haben. Der Showroom ist voller wunderschöner Gitarren, man möchte zugreifen. Wir schlendern die abgesperrte Beale Street vom Hard Rock Café über verschiedene Clubs bis zum Ende. Hier ist nachts die Hölle los, tagsüber spielen zwar auch bereits Bands Livemusik, aber solche Vergnügungsviertel sehen bei Tageslicht immer ziemlich abgewrackt aus. Memphis ist keine schöne Stadt, so das Fazit nach ein paar Stunden Sightseeing.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/memphis_19.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/memphis_12.jpg)

Als wir auf der Interstate 40 erneut das große Wasser queren, sind wir in Arkansas. Die Trucks, die vermutlich den Sprung nach Westen vor sich haben, sind wie an einer Perlenschnur aufgereiht unterwegs. Eine Spur kann man damit absolut vergessen. Das Land wird flacher und links und rechts der Straße gibt es tatsächlich Reisfelder. Nur, dass die Feldarbeiter keine geschlitzten Augen haben, - VIVA MEXICO!

"I did not have sexual relations with that woman, Miss Lewinsky!" William Jefferson „Bill“ Clinton hat lange in Little Rock, der Hauptstadt von Arkansas, gelebt und gewirkt. Der vormalige Präsident und Gouverneur hatte seinen Amtssitz nicht weit von unserem Hotel. Das Double Tree ist schön, hat eine Hotelbar und von unserem Zimmer genießen wir den Ausblick auf Little Rock. Vier Nächte, sozusagen als Basis für Wanderungen, so lange waren wir noch nie in diesem Urlaub an einem Ort.

Der erste Spaziergang offenbart, dass Little Rock nicht so spannend ist, aber etwas Leben und gutes Essen dürfte möglich sein. Wir finden ein nettes Lokal im Capitol Hotel und reservieren für den Abend. Das 3-Gänge-Menü war schon ok, aber es entsprach nicht den Erwartungen, die das tolle Ambiente suggerierte.

Mittwoch
Die Straße führt aus der Weite des Tales über einen Pass hinauf zum Petit Jean State Park. Wir befinden uns nordwestlich von Little Rock und als wir den Parkplatz und Trailhead zu den Seven Hollow erreichen, knallt die Sonne schon ziemlich unerbittlich auf den Planeten.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/petit_jean_arch_03.jpg)

Der Weg ist gut markiert und alle halbe Meile sagt ein Schild, wie weit man schon gekommen ist. Interessante Felsabsätze ziehen sich durch das Land. Höhlen und Schluchten, gut beschützt von Wald, der bei der Hitze sehr angenehm ist. Das Grün ist nicht übermächtig und so wird der Blick immer wieder frei, um in den Weiten von Arkansas zu schweifen. Teilweise geht es über blanken Fels voran und kleine Hoodoos tun ihr übriges, damit man sich fast wie im Westen fühlt. Ich weiß nicht mehr welche der 7 Schluchten wir nach oben verlassen haben, aber irgendwie hatte ich plötzlich das Gefühl, dass sich ein Fels "nicht normal anfühlt". Ich schnalle meinen Rucksack ab und siehe da, ein ausgewachsener, nicht erwarteter Steinbogen, fristet hier sein Dasein. Das Teil ist nicht so klein, die Spannweite beträgt schätzungsweise 5 Meter. Und weil er vom Trail schwer bis gar nicht zu erkennen ist, bin ich sehr stolz auf mich. Der Archhunter hat zugeschlagen. Wissenschaftliche Betrachtungsweisen dieses Steinbogens würden jetzt die Kürzel AR, für Arkansas, und eine Nummer hervorbringen. Aber nachdem ich das der Besonderheit von Steinbögen nicht angemessen finde, bekommt das Teil jetzt einen Namen: Petit Jean Arch. Sehr kreativ ist das zwar nicht, aber was Besseres ist uns nicht eingefallen. Auf alle Fälle haben wir nach 50 Minuten Wanderung gleich mal ein nicht erwartetes Highlight erlebt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/grotto_petit_jean_02.jpg)

10 Minuten später stehen wir in der Grotto, ein riesiger Alkoven überspannt die Hälfte des Einschnittes, den ein unbedeutender Bach im Laufe von Jahrtausenden geschaffen hat. Ich wundere mich immer wieder, denn momentan fließt hier kein Wasser, wie dann doch der stetige Tropfen den Stein aushöhlt. Restwasser fault in einer Gumpe so vor sich hin, aber das Moos am Boden der Höhle deutet darauf hin, dass zumindest im Winter hier einiges los ist. Da diese Grotte ziemlich die Halbzeit der 4,6 Meilen Wanderung bildet, gibt es eine Brotzeit in Form einer Zigarette.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_schlange.jpg)

Auf dem Looptrail, der uns nun dem Ausgangspunkt wieder näher bringt, liegt unvermittelt ein schwarzes Teil. Der feuchte Körper oder die Schuppen dieser Schlange lassen das Schwarz glänzen. Nachdem Schwarz unseres Erachtens nicht die Farbe von Frieden und "alles gut" ist, nähern wir uns nur vorsichtig. Aber die Schlange ist feige, aber blöd ist sie auch, denn sie haut in eine Richtung ab, wo es nur senkrecht nach oben geht. Das sind wir aber mal gespannt, wie sie diese Situation meistert und sind verblüfft, als sie sich locker flockig die Wand nach oben schlängelt. Irgendwann scheint sie genügend Abstand zu uns hergestellt haben und stoppt unvermittelt ihre Bergtour. Ok, für ein Foto musst du noch herhalten, dann lassen wir dich in Ruhe.

Als die Schlange sicherlich das Kreuzzeichen geschlagen hat, dass wir weg waren, dauert es nicht lange, bis wir wieder aus einer der 7 Schluchten, nun gut, das Wort ist fast zu gewaltig für die kleinen Täler, aufsteigen. Oben erwartet uns die Petit Jean Natural Bridge. Eine riesige Steinbrücke wächst vom Canyonrand hinunter. Die Einzelteile, riesige Quader sind gut zu erkennen und ein Statiker hätte vielleicht viel Freude daran zu erklären, warum die Brücke so wacker auf dem Boden steht. Als wir im Schatten eine kleine Pause machen, kommen uns die ersten Wanderer entgegen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/petit_jean_natural_bridge_06.jpg)

Diese Wanderung durch die Schluchten des State Parks, wir waren 2,5 Stunden unterwegs, war bis jetzt unsere schönste. Drei Highlights, absolut abwechslungsreich, nicht zu anstrengend, was will man mehr.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bear_cave_arch_02.jpg)

Doch, wir wollen noch mehr. Der Trailhead zur Bear Cave ist ein paar unbedeutende Meter weiter und wir beschließen, das Auto stehen zu lassen und uns zu Fuß bis dorthin durchzuschlagen. Der Bear Cave Loop ist kurz, nur gut eine halbe Meile, aber er lohnt. Eine schöne Höhle, umgeben mit fantastischen Felsformationen, kleinen Slots und riesigen Felsen und ein Arch.

Als wir am Parkplatz zum Viewpoint des Cedar Falls Overlook ankommen, wird schnell klar, dass ein Overlook nur so genannt werden darf, wenn man einen vernünftigen Blick auf das Objekt der Begierde hat. Hier war das nicht der Fall, denn Bäume versperren ziemlich die Sicht und der kleine Wasserfall ist ein schönes Stück entfernt. Und nachdem wir kurz die Karte studierten und feststellten, dass ein Trail über die Fälle zu unserem nächsten Ziel führt, war die Entscheidung getroffen. Wir wandern!

Nachdem der Viewpoint über Holztreppen und Stege zu erreichen war, geht es jetzt ziemlich hinunter. Wir kommen dem Cedar Creek immer näher. Das Plätschern des Wassers ist immer deutlicher zu hören. Gott sei Dank spendet der Wald Schatten und etwas angenehmere Temperaturen. Leider müssen wir, nachdem wir das Tal durchschritten haben, auf der anderen Seite wieder hoch. Keuch, es hat auch schon über 90 Grad. Als wir nach 35 Minuten die Höhle erreichen, staunen wir nicht schlecht. Sie ist riesig und die Ausmaße lassen vermuten, dass ganze Indianerstämme in dem Teil Platz gefunden haben. Waren sicherlich ganz nette Partys. Als wir insgesamt 1,8 Meilen zurückgelegt haben, sind wir wieder am Auto.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/rock_house_cave_petit_jean_02.jpg)

Wir versuchen nun, unser letztes Ziel für heute zu erreichen und fahren über Dordanelle, Russelville und Dover in den Ozark National Forest. Das GPS gibt laut und unser Auto donnert in den Wald. Eine sehr kurvenreiche und hügelige Dirtroad läßt uns aber dann nur sehr langsam vorankommen. Nach 3,7 Meilen wird uns klar, dass aus dem Buzzard Roose Arch nichts mehr wird. Die letzten 7 Meilen wären wahrscheinlich nur im Schritttempo zu befahren gewesen, die Road wurde schmäler, steiniger und voll mit Wasser. Schneiderfahrt, das war's, kehrt marsch! Wir haben so tolle Dinge gesehen, uns reicht es auch.

Es war dann auch schon 18 Uhr, als wir im Hotel ankamen, auch deshalb war die Entscheidung abzubrechen, die Richtige. Das Abendessen im Capriccio, ein Italiener im Peabody Hotel, war stark. Der erste Little Rock Wandertag nimmt ein gutes Ende.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.08.2012, 08:44 Uhr
Donnerstag
Der Weg führt uns erneut nach Nordwesten. Wir nehmen die I-40 Ausfahrt bei Conway und fahren in die Clinton Mountains. Die haben ihren Namen wirklich verdient. Ausgewachsene Berge, auf der letzten Meile der Natural Bridge Road ist es sehr kurvig und eng. Echte Kehren, der Südeuropäer bezeichnet sie als Tornante, bilden den Abschluß der Achterbahnfahrt.

Wir sind an der Natural Bridge of Arkansas. Anders als am Pendant in Alabama sitzt hier nicht ein altes Ehepaar im Häuschen. Nein, es ist eine junge Frau mit ihrem Baby. Und während das Kleinkind gefüttert wird, stellt die Mutter uns für 5 Dollar pro Person die Eintrittskarten aus. Ein kleiner Vortrag, wirklich nett. Die ersten Worte, die das Kind sprechen wird sind Natural Bridge, wetten! Obwohl, hier kommen vermutlich keine 5 Besucher am Tag vorbei.

Es sind nur ein paar Meter und wir stehen vor der großen Brücke. Sehr schön! Leider ist hier alles mit Zäunen und Verbotsschildern begrenzt, so dass man sich nicht direkt unter die Bridge wagt oder sogar oben hinauf kommt. Soweit die Theorie. Denn nachdem wir alleine sind, steige ich schon mal auf. Dangerous Cliffs, no climbing. Na komm', das ist ja fast barrierefrei. Vermutlich hat die junge Frau ein paar Webcams installiert, aber nichts unternommen. Egal, zurück zur Brücke: Ein ziemlich flacher Bogen quetscht sich zwischen zwei Hügeln über den Creek. Er hat eine Spannweite von immerhin 25 Meter. Alle paar Jahre soll sie verkauft werden und vermutlich auch deshalb werden falsche Angaben gemacht. Sie ist definitiv nicht die größte Brücke von Arkansas. Ist ja auch sch...egal, schön ist sie allemal. Vor der Holzhütte liegt ein überdimensionaler Moqui. Die Kanonenkugel hat bestimmt 30 bis 40 Zentimeter Durchmesser und soll angeblich 3 Millionen Jahre alt sein. 1.000 Dollar ist sie wert, sagt Mutti.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_arkansas_01.jpg)

Heading North! Wir sind am 240 Kilometer langen Buffalo River, ein Eldorado für Kanufahrer und Wanderer. Der Buffalo River State Park, natürliche Wildnis, hoch aufragenden Kalksteinklippen, Campingplätze, Wanderwege, es ist sehr schön hier. Zuerst laufen wir etwas wirr durch die Gegend und erwischen den falschen Trail. Als wir es gemerkt haben, sind wir aber bald am River Overlook und den lassen wir uns nicht entgehen. Eine gute Meile Umweg, was soll's. Der Ausblick auf den Fluß war auf alle Fälle fantastisch.

Ok, jetzt aber auf den Indian Rockhouse Trail. Gleich zu Beginn endlich lebende Gürteltiere. Sie schnüffeln im Unterholz herum und suchen nach Nahrung. Irgendwie sehen die Dinger außerirdisch aus, finde ich.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_guerteltier.jpg)

Es geht auf herausgefräßten Steinstufen nach unten zum Panther Creek, vorbei an einer Grotte mit Wasserfall und einer verlassenen Mine. Der Creek ist trocken. Zwei Minischlangen, vielleicht waren es aber auch überdimensionierte Regenwürmer, jagen uns keine Angst ein. Wieso eigentlich Panther Creek? Ein grüner Riesenschmetterling ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Er hat fast die Farbe der Blätter angenommen und immer wenn ein kleiner Windhauch über diese Blätter fegt, zittert der Bursche mit. Es ist wirklich schön anzuschauen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_schmetterling.jpg)

Nach knapp einer dreiviertel Stunde sind wir am Marion Cave Arch. Der Höhlendurchbruch läßt das grüne Licht durch zwei Öffnungen hereinströmen. Dort, wo Licht in die Höhle kommt, hat der Felsen sich auch schon grün mit Moos getarnt. Das Sonnenlicht erwärmt die kühle Felsgrotte. Ein Baum, der dem Wind zum Opfer gefallen ist, hängt im überdimensionalen Papierkorb wie ein Zahnstocher.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/marion_cave_arch_01.jpg)

Wir verlassen nun den Panther Creek bergauf und eine halbe Stunde später sind wir am bzw. im Indian Rockhouse Cave Arch. Diese gigantische Höhle hat sogar Toilletenspülung. Ein Bach fließt am hinteren Ende durch das Rockhouse. Was für ein Luxus für die Indianer. Frisches Wasser, was will man mehr. Der Indian Rockhouse Cave Arch befindet sich auf der Seite und hat zwei Durchbrüche. Obwohl diese sehr groß sind, verschwinden sie fast bei der Dimension, die diese Grotte hat.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/indian_rockhouse_cave_arch_04.jpg)

Der Returntrail ist gut ausgeschildert, vorbei an einer Natural Bathtube und moderat bergauf. Am Wegesrand liegt Bambi, zusammengerollt wie ein Paket, und wartet auf ihre Mutter. Regungslos, wie es ihr die Natur gelernt hat, kauert das junge Kitz im hohen Gras. Ich schau ihm tief in die Augen, aber es blinzelt nicht einmal. Da hätte sich die Mutter aber wirklich ein besseres Versteck aussuchen können. Nach 3,6 Meilen und gut zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto. Ein sehr schöner Hike und wir haben heute und die letzten Tage schon mehr Tiere gesehen, als die 20 Jahre zuvor im Westen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_bambi.jpg)

Das Abendessen im Big Whiskey Bar and Grill, eine einfache Sportsbar, war, - na ja. Das Tagebuch endet mit der zusätzlichen Erkenntnis, dass hier im Osten in den Baustellen kein Speedlimit angeschlagen ist. Es heißt nur, dass Speeding doppelt so teuer wird, wenn Arbeiter da sind, und dass du in den Knast wanderst, wenn du Baustellenarbeiter verletzt. Die Jahre sind auch gleich mit angegeben. Ein langer, aber sicherlich nicht schöner USA Urlaub, denke ich so bei mir und knacke weg.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: RainerS. am 24.08.2012, 09:12 Uhr
tolle bilder, tolle texte - macht spaß den bericht weiter mitzulesen auch wenn das ganze rumgelaufe nich mein ding is ...
aber von hier aussem sessel bin ich gerne mit dabei ....

diese naturbrücken sind schon sehenswert, und dann noch den blick fürs kleine (schmetterling) wenn man von solchen kolossen umgeben is ~ respekt ....
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 24.08.2012, 09:18 Uhr
Tolle Tierentdeckungen heute! Den Schmetterling hätte ich sicher übersehen und das Gürteltier sieht fast aus wie eine Schuhspitze mit etwas zipfeligem Ende...  :lol: Und Bambi brauchte ja sicher auch keine Angst vor euch zu haben. Es will doch Fotomodell werden und übt schon mal...  :zwinker:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.08.2012, 16:13 Uhr
Freitag
Alles wie gehabt, um 8.15 Uhr sind wir auf der Interstate 40. Eine kurze Pause auf einem Parkplatz wurde uns zum Verhängnis. Juhu, der Sheriff kommt! Haben Sie sich verfahren? Nein, wieso! Dann zeigen Sie mal Ihren Führerschein! Wieso stören Sie mich, wenn ich eine Qualmpause mache, habe ich natürlich nicht gefragt. Also Servus, du Wichtigmacher!

Nach 116 Meilen sind wir wieder im Ozark National Forest und erreichen den Trailhead der Pedestal Rocks und Arch Cluster. Der beschilderte Weg führt durch den Wald, gemütlich und ohne Steigung geht es voran. Deshalb ist auch nicht zu erkennen, dass wir eine Ridge hinaus gehen. Erst ein Schild "High Cliff Area" warnt uns, dass wir bald da sind. Und unvermittelt stehen wir nun vor dem Abgrund und blicken auf einen der Pedestal Rocks. Ein gigantischer Hoodoo, er erinnert schon irgendwie an den Toodstool Hoodoo bei Page, ragt aus der Schlucht. Seine riesige Kappe hat genau den Level unseres Standpunktes. Der helle Sockel zeichnet sich wunderbar vom grünen Hintergrund ab. Scho schee! Aber was dann folgt, ist nicht nur "scho schee", sondern einzigartig.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pedestal_rocks_und_arch_cluster_01.jpg)

Wir gehen den Trail weiter und suchen einen Abstieg. Man sollte sich die Stelle gut merken, denn wenn man unten ist, findet jeder Archjäger das Paradies auf Erden. Ein Gewirr an gewaltigen Steinbögen, bei 15 haben wir das Zählen aufgehört. Einer schöner wie der Andere, in unterschiedlichsten Formen. Höhlen verbinden die Arche. Von innen nach aussen geblickt, bilden sie einen Bilderrahmen der Natur. Man muss aufpassen, dass man nicht das Fieber bekommt, ein Traum. Dann ein zweiter und ein dritter Pedestal Rock und hier finden wir den unseres Erachtens schönsten Arch: Der Pillar Arch hat einen Rüssel nach unten gestreckt, wie ein Staubsauger.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pedestal_rocks_und_arch_cluster_12.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pedestal_rocks_und_arch_cluster_13.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pedestal_rocks_und_arch_cluster_15.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pedestal_rocks_und_arch_cluster_05.jpg)

Nach zwei Stunden sind wir wieder am Parkplatz. Die knapp dreieinhalb Meilen Fußweg waren sehr kurzweilig.

Es geht 30 Meilen zurück zur Alum Cove Natural Bridge Recreation Area und wir machen uns auf den Weg zur Bridge, der auch hier sehr gut ausgeschildert ist. Es dauert keine 10 Minuten und wir stehen auf der Brücke. Es ist nicht zu glauben, aber früher hat wohl eine Straße darüber geführt. Das Geländer ist heute noch sichtbar. Erst von unten wird klar, dass es sich um eine riesige Naturbrücke handelt. Die Seitenwände sind so glatt, dass man annehmen könnte, dass Menschen auch an den Seiten ihre Hand im Spiel hatten.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/alum_cove_natural_bridge_04.jpg)

Nur 10 Minuten weiter, unten am Shop Creek, die nächste Überraschung. Wieder eine Ansammlung von Steinbögen und Löchern: Das Alum Cove Arch Cluster. Die Höhle aus hellbraunem Felsen hat mehrere Ausgänge. Am Boden zeigt das Moos, dass Wasser - wie immer möchte man fast sagen - der Baumeister dieses Gebildes ist. Monika hat zu tun, alles zu notieren, was wir gesehen haben. Wir sind schon aufgrund der Fülle an Eindrücken etwas durcheinander.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/alum_cove_arch_cluster_02.jpg)

Es hört nicht auf, es hört nicht auf! Nur ein Stück weiter ist es bis zum Alum Cove Natural Arch. Der große Arch hat eine wunderschöne Besonderheit, - es steht eine Brotzeitbank darunter. Und da sitzen wir nun und staunen. Arkansas und seine Arche, das haben wir nicht erwartet. Und wir genießen es in vollen Zügen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/alum_cove_natural_arch_04.jpg)

Eigentlich wäre noch die Hurricane Cave auf dem Programm gestanden, aber das schaffen wir nicht mehr, denn ein weiterer 4-Meilen-Hike ist zu aufwändig. Die Zeit rannte uns davon, vermutlich haben wir zu lange gestaunt. Wir sind zufrieden und glücklich, so tolle Arche in dieser wahnsinnigen Größe und Vielfalt gesehen zu haben. Da muss sich der Osten nicht vor dem Westen verstecken.

Nach dem Duschen habe ich noch ein kleines Mitbringsel an mir entdeckt. Ein amerikanischer Holzbock, so eine Riesenzecke, hängt an meinem Bauch. Soll ich sie gewähren lassen, vielleicht nehme ich ab? Nein, damit macht man keinen Spaß, also mit Zeigefinger und Daumen in die Zange genommen und weg damit. Tat kaum weh, wie wenn man ein Pflaster runterreißt.

Eigentlich wollten wir an unserem letzten Little-Rock-Abend im Hotelrestaurant essen, aber es fand eine Veranstaltung statt. Und mangels Ideen sind wir wieder im Peabody gelandet. Anschließend war es dann an der Hotelbar ganz lustig. Die Barkeeperin hätte Schauspielerin werden sollen. So, die tollen Wandertage in Alabama und Arkansas sind vorbei, ab morgen gibt es wieder Stadtleben!

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Jessie am 24.08.2012, 16:16 Uhr

Was, Du bist doch aus München. Kennst Du nicht den Breitenstein und das Breitensteiner Fensterl?


nee kannte ich echt nicht  :oops: :oops: :oops:
zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen dass ich eine "Zuageroaste" bin  :wink:
muss ich demnächst besuchen vielen Dank für das Foto und die Links zu den anderen Bögen  :D

Ich bin nicht zuagroast, aber des Fensterl kannte ich auch noch nicht.
Schau, wieder was gelernt, lohnt sich bestimmt, mal am Wochenende hinzufahren!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 24.08.2012, 22:44 Uhr
@Saguaro hat hier im Frühjahr einen Reisebericht mit dem Namen ABC-Tour eingestellt. So könnte man eure Tour auch nennen, allerdings mit einem anderen C: Arches, Bridges und Caves (wahlweise Cities). Bei ihr war das C Canyons... Gigantisch, was ihr da so alles entdeckt habt!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 26.08.2012, 14:57 Uhr
Wow eure Fotos sind echt klasse!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.08.2012, 06:31 Uhr

Was, Du bist doch aus München. Kennst Du nicht den Breitenstein und das Breitensteiner Fensterl?


nee kannte ich echt nicht  :oops: :oops: :oops:
zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen dass ich eine "Zuageroaste" bin  :wink:
muss ich demnächst besuchen vielen Dank für das Foto und die Links zu den anderen Bögen  :D

Ich bin nicht zuagroast, aber des Fensterl kannte ich auch noch nicht.
Schau, wieder was gelernt, lohnt sich bestimmt, mal am Wochenende hinzufahren!

Am Wochenende würde ich das bleiben lassen, da hast Du vermutlich schon mit der Parkplatzsuche ein Problem. Die GPS-Koordinaten (WGS 84) sind: N47 43 07.3 E11 58 39.4
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.08.2012, 13:57 Uhr
Samstag
Wir verlassen Little Rock und nach den Wanderungen der vorangegangenen Tage knurrt der Magen. Vielleicht gibt es aber auch einen anderen Grund. Aber weit und breit ist nichts von einem Frühstück zu sehen. Selbst Steffi zeigt uns in Fahrtrichtung nichts an, was nach Eiern und Speck riechen könnte. Nach zwei Stunden endlich und wenigstens ein Subway, das Breakfast Sandwich war gut, wobei der Hunger inzwischen so groß war, dass uns alles geschmeckt hätte.

Mittlerweile tauchen die ersten Feuchtgebiete auf, weit und breit ist alles flach wie die Flunder und die Orte, die wir passieren, sind mehr oder weniger eine Aneinanderreihung von nicht mal besseren Holzhütten. Erst als wir nach 152 Meilen in Lousiana ankommen, wird die Gegend schöner. Der Lake Providence, gespeist vom Mississippi, scheint ein richtiges Freizeitparadies zu sein. Motorboote ziehen Menschen auf Skiern, das Klima ist wie in Italien und so sitzen wir am Ufer und beoachten die Szenerie bei einer kleinen Pause. Bäume am Ufer haben ihren Lebensraum im Wasser gefunden, es sieht aus wie im Swamp.

Endlich erreichen wir eine Interstate, auf der I-20 geht es dann schneller voran. Die letzten 40 Meilen fahren wir auf Stelzen, von Erdkruste keine Spur. Wasser ohne Ende und die Szenerie wird typisch. Hoch ragen die Bäume aus dem nicht enden wollenden Nass. Der Blick weitet sich erst, als wir den riesigen Lake Pontchartrain queren. Nach fast 450 Meilen parken wir vor dem Best Western St. Christopher. Von aussen sieht es ja sehr nett aus, aber als wir unser Zimmer beziehen, stockt uns der Atem. Das Fenster ist eine Attrappe. Ausserdem stinkt es nach Rauch. Also kurz mit den Augen gerollt und runter zur Rezeption. Es ist Samstag und es ist fast natürlich, dass keine weitere Abstellkammer mehr frei war. Aber morgen ziehen wir um. Na auch gut, eine Nacht werden wir hier aushalten.

So machen wir uns erst mal auf den Weg zum Fluß, schlendern den Riverwalk entlang und sind uns einig, dass die Münchner Isar ein Rinnsal ist. Am Harrah's Casino sind die meisten Menschen unterwegs, die Stadt ist voll. Wir fragen noch im Sheraton nach einem Zimmer, aber auch hier beißen wir auf Granit. We are full, sorry!

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Das Essen im Crescent City Brewhouse war lecker, aber vom Tisch hätte ich nicht essen wollen. Danach führt uns der Verdauungsspaziergang durch die Bourbon Street. Es war die Hölle los, jede Bar mit Livemusik, eine Partymeile ohne Ende. Unsere zwei Pinacoladas waren leider nicht gut.

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Sonntag
Let the sunshin in! Das berühmte Lied aus dem Musical "Hair" passte leider nicht ganz, denn das Einzige, was strahlte, wenn ich aus dem Fenster blickte, war ich. Es war ja verspiegelt. Wäre echt nett, wenn es sich um die Musical Bühne gehandelt hätte, aber es war leider unsere Dunkelkammer. Also eingepackt, Koffer zur Repzeption und hoffen, dass es demnächst noch zu einem strahlenden Ausblick reicht.

Wir fahren zu Hertz, eigentlich müssen wir das Auto tauschen, unser erster Vertrag läuft heute ab. Ich erkläre der freundlichen Dame das Problem mit den zwei Verträgen, dass ich gerne das Auto behalten wolle, und dass Einwegmiete vor diesem Hintergrund aber sowas von daneben ist. In 5 Minuten ist der Vertrag umgeschrieben und wir wollen uns wieder mit unserem Chevy Traverse auf dem Weg machen. Als ich zum Auto komme und wir noch eine kleine Pause machen, ist die Kacke am dampfen. Akurat jetzt sehe ich einen Nagel im Reifen. Also wieder rein! Dann kam der gute Cliff und schwubs war der Nagel weg und der Reifen vulkanisiert. Endlich am Ausgang zeigen wir unseren nagelneuen Vertrag, aber der Wärter zuckt und stutzt, geht um das Auto rum und meinte, ob wir das Auto hier gemietet hätten. Was soll das denn jetzt? Die Aufklärung kam aber schnell über seine Lippen, denn er meinte, dass so ein dreckiges Auto ihm nicht aus dem Areal kommt. Lange Rede kurzer Sinn, mein Junge, das passt schon und der Dreck geht auf unsere Kappe. Und so schlimm war es dann auch wieder nicht, - die paar Love-Bugs.

Unser Zimmer war (natürlich) noch nicht fertig, aber das macht nichts, denn New Orleans wartet. Die Eggs Benedict erinnerten mich an einen Schweinebraten und der French Toast war aussagegemäß nicht so toll wie der Preis. Aber wir sind für unseren Stadtspaziergang gestärkt, also Ziel erreicht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_08.jpg)

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Und nun marschieren wir durch das French Quarter mit seinen hübschen Häusern mit den berühmten Balkonen, teilweise liebevoll bepflanzt mit Farnen und Palmen, dazu Oleander und anderes blühendes Grünzeugs. Insbesondere die Hinterhöfe sind toll, leider kaum zugänglich für die aufdringlichen Touristen, aber auch verständlich. Die Schäden, die Katrina hinterlassen hat, sind beseitigt. Nichts erinnert hier mehr an das furchtbare Drama. Ab und zu riecht es etwas streng aus den Bars, die ja jede Nacht mit vielen Gerüchen von Alkohol, Essen und Menschen befeuert werden. Oder aber der Harndrang war bei dem Einen oder vielleicht auch bei der Anderen zu groß. Oder aber es sind die Pferdekutschen, repektive deren Schleppgäule, die eine dermaßene Fahne haben, dass man schon einem bäuerlichen Metier entspringen muss, damit es auszuhalten ist. Über den Jackson Square kommen wir zum French Market. Eigentlich wollten wir einen Kaffee trinken, aber die Cafe's, inklusive des berühmten "Cafe du Monde" sind proppenvoll. Die Leute warten sogar auf Plätze, wie bei uns am Muttertag sozusagen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_26.jpg)

Unser Kreuz-und-Querspaziergang führt uns zum Louis Amstrong Park. Eine herrliche Ruhe breitet sich aus und obwohl es unheimlich heiß und keiner der Bänke im Schatten ist, setzen wir uns auf die Herdplatte und genießen das Abseits vom Trubel. Der St. Louis Cemetery I war schon geschlossen, aber auch von außen sind die teilweise gigantischen, ebenerdigen Gräber erkennbar. Ertrinken nach dem Tode wäre die Konsequenz, würde man, so wie bei uns, nach unten schaufeln. Gleich in der Nähe liegt die Basin Street Station. Diese alte Bahnwendestation ist wunderschön restauriert, hat einen Public Restroom und Modelle des alten New Orleans'. Freundliche ältere Damen wollen einem etwas geschichtliches erklären, aber ich winke ab: In meinem Alter kann man sich sowas eh' nicht mehr merken.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_31.jpg)

Wir schauen nochmal an unserem Hotel vorbei und können jetzt unser neues Zimmer beziehen. 2, in Worten zwei, Fenster, schöner Ausblick, geräumiges Zimmer, - ein Traum. Geht doch! Gut gelaunt geht es erneut auf die Straßen von New Orleans. Zuerst erkunden wir, wann morgen eine Fähre nach Algiers geht und dann buchen wir für morgen Nachmittag eine Swamptour. Weiter über die Magazine/Camp Street bis zum World War II Museum. Wir schauen uns nur kurz die Preziosen an, die hier auch verkauft werden. Tassen mit amerikanischen Helden und Flugzeugen, Landungsschiffe auf Tellern, und noch viel mehr zieren die Regale, wie nett. Museen sind sowieso nicht das unsere, wir wollen im Hier und Jetzt leben, also nichts wie raus.

Der Rückweg führt uns am Chop House vorbei und das abendliche Essen dort war einfach nur gut. Selbst der Espresso, ja, wir geben nicht auf, war ok. Nochmal führt uns der Weg ins French Quarter, mitten ins Herz zur Bourbon Street. Bei einem Bier genießen wir Live-Musik, - die Band war ganz ok. Erstaunlich, zumindest für die USA, ist die Freizügigkeit, die in den Schaufenstern und davor gezeigt wird. Die Reeperbahn läßt grüßen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_38.jpg)

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 27.08.2012, 14:58 Uhr
Sehr interessanter Bericht! Nach New Orleans möchte ich auch nochmal. Waren damals (1995) nur tagsüber, ich würde das gerne mal abends/nachts erleben.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Reisefan62 am 27.08.2012, 15:10 Uhr
So, endlich habe ich mal Zeit zum Nachlesen :lol:.

Die Beschreibung der Trails habe ich mir (ich hoffe Du kannst das verzeihen) verkniffen, dafür die restlichen Erlebnisse aufgesaugt.

Es kommen doch ein paar Erinnerungen hoch.

Savannah fanden wir nicht so aufregend, Charleston eher.

Deine Tornado/Blitzbilder: Klasse! Das mit der Brücke ist phantatisch!!!

Memphis: Da hatten wir nur eine Übernachtung und die auch etwas außerhalb, konnten aber dafür das jährliche Musik-Festival auf der Beale-Street bestaunen (inclusive Tornadowarnung vom Hotel).

New Orleans: Ja, im Cafe du Monde war das Essen soooo lecker und wir hatten zum Glück keine Probleme, einen Platz zu finden.

Na mal sehen, wie Eure Reise weitergeht.

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.08.2012, 15:44 Uhr
Die Beschreibung der Trails habe ich mir (ich hoffe Du kannst das verzeihen) verkniffen, dafür die restlichen Erlebnisse aufgesaugt.

Ich verzeihe jedem und alles  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Jessie am 27.08.2012, 18:11 Uhr

Was, Du bist doch aus München. Kennst Du nicht den Breitenstein und das Breitensteiner Fensterl?


nee kannte ich echt nicht  :oops: :oops: :oops:
zu meiner Entschuldigung kann ich nur vorbringen dass ich eine "Zuageroaste" bin  :wink:
muss ich demnächst besuchen vielen Dank für das Foto und die Links zu den anderen Bögen  :D

Ich bin nicht zuagroast, aber des Fensterl kannte ich auch noch nicht.
Schau, wieder was gelernt, lohnt sich bestimmt, mal am Wochenende hinzufahren!

Am Wochenende würde ich das bleiben lassen, da hast Du vermutlich schon mit der Parkplatzsuche ein Problem. Die GPS-Koordinaten (WGS 84) sind: N47 43 07.3 E11 58 39.4

Ui, ja aber großes Merci für die Infos!!!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 28.08.2012, 07:58 Uhr
Ich bin schwer begeistert von euren Nachtbildern. Nimmst du die mit Stativ auf?

New Orleans steht bei mir ziemlich weit oben auf der "Must-See" Liste.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 28.08.2012, 07:59 Uhr
Ich bin schwer begeistert von euren Nachtbildern. Nimmst du die mit Stativ auf?

Nein, alles aus der Hand. Mit Stativ im Wirthaus ist nicht so angenehm, genügt schon, wenn der Touri die Kamera neben das Bier legt  :oops:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: pulmesic am 28.08.2012, 08:15 Uhr
Ich bin schwer begeistert von euren Nachtbildern. Nimmst du die mit Stativ auf?

Nein, alles aus der Hand. Mit Stativ im Wirthaus ist nicht so angenehm, genügt schon, wenn der Touri die Kamera neben das Bier legt  :oops:

Wow dann bin ich jetzt noch größerer Fan der Bilder. Ich muss mich mal im Urlaub wieder mehr mit unserer Spiegelreflex beschäftigen (ist eigentlich von meinem Mann). Bei Nachtaufnahmen haben wir immer noch unsere Probleme...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 29.08.2012, 12:51 Uhr
Montag
Algiers liegt einen Steinwurf - zugegeben, man muss schon sehr weit werfen können - von New Orleans entfernt, auf der gegenüberliegenden Seite des Mississippi. Wir nehmen die kostenlose Canal Street Ferry und setzen über. Der Strom fließt gemächlich, jedoch kraftvoll unter dem Kiel der Fähre hindurch, die sich, etwas quergestellt, an das andere Ufer quält. Der Blick zurück offenbart einen wunderbaren Blick auf die Millionenstadt, die in dem Moment, in dem ich diese Zeilen verfasse, erneut von einem Hurricane bedroht ist. Jetzt ist es nur die wunderbare Wärme, die das Wasser und unsere Körper bereits am frühen Morgen erhitzt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_50.jpg)

Es dauert nicht lange und wir stehen wieder mit beiden Beinen auf festem Untergrund und spazieren durch Algiers. Ganz nette Häuser säumen den Straßenrand und vielerorts sind die Vorgärten auch hübsch bepflanzt. Ein kleines Café mit dem Charme einer Studentenkneipe ist bereits ziemlich gut besucht, - Frühstückspause. Ohne Hetze ziehen wir weiter und kommen am Ende unseres Rundganges wieder an das Mississippiufer. Bänke laden zum Verweilen ein. Es gefällt uns gut, eine Skyline aus der Ferne zu betrachten. Frachtschiffe suchen den Weg in den Golf von Mexico und ziehen an uns vorbei. Genug gefaulenzt und geschwelgt, nun aber zurück in die Straßenschluchten.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/algier_03.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/algier_09.jpg)

Die grüne Straßenbahn der St. Charles Line bringt uns in den Garden District of New Orleans. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel lernen von Las Vegas, denn es gibt kein Wechselgeld zurück, sondern nur einen Gutschein, der für die nächste Fahrt angerechnet werden kann. Ob es irgendwo eine Möglichkeit gibt, Papier in Geld zu tauschen, ist nicht bekannt. Egal, wir sind in einem Nobelviertel gelandet und spazieren durch die Straßen. Die im Reiseführer angepriesenen Shops und Restaurants in der Magazin Street kann man getrost vergessen, aber die Südstaatenhäuser in der Louisiana und St. Charles Avenue sind wunderschön. Gärtner sind am Werk, um die Blumen am Leben zu halten und den Garten zu pflegen. Sieht so aus, als dass hier ein paar Leute mit dem nötigen Kleingeld ausgestattet sind. Die begrünte Trasse der Straßenbahn dient als Joggingpfad, denn die Gehwege sind von den Wurzeln der Schatten spendenden Bäume in einen Berg- und Talbahn verwandelt. Als wir wieder an der Trambahnhaltestelle auf die Rückfahrt warten, hält ein Bus neben uns, der Fahrer winkt zum Einstieg. Ähm, ja gut, dann halt Bus. Keine Ahnung, wo und ob die Bimmelbahn den Geist aufgegeben hat. Ausstieg Downtown!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_55.jpg)

Wir machen uns auf dem Weg zum Superdome, der inzwischen einen deutschen Sponsor hat. Wie ein Geisterschiff liegt der Mercedes Benz Superdome vor der Skyline von New Orleans. Das Stadion, das so vielen Menschen vor sieben Jahren als Zufluchtsort während und nach Katrina diente, ist verwaist. Wir umrunden das Raumschiff auf den, auch für die USA großzügigen Vorplätzen. Leider können wir nicht rein, aber das haben wir 1995 schon erlebt, als die New Orleans Saints gegen die Detroit Lions spielten. Ich kann mich erinnern, dass der Sport niemanden interessierte. Es war nur ein Gequatsche, ein Rumrennen und eine Freßorgie und die Burschen spielten sich dort unten auf dem Spielfeld die Beine wund, konnten jedoch kaum jemanden so recht begeistern.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/new_orleans_59.jpg)

Mittlerweile ist es aber sowas von heiß, dass wir uns kurz im Hotelzimmer abkühlen, um dann im Huck-Finns Restaurant bei Caesars und Sprite bei angenehmen Temperaturen auf unseren Bus zur Swaptour zu warten. Die Stoßdämpfer waren hinüber und so holpern wir mit Höchstgeschwindigkeit über den Lake Ponchartrain auf der Interstate 10 bis zur Abfahrtsstelle. Guppeneinteilung, Markierung der Gruppen mit einem Gummihandband, Schweißtropfen abgewischt und schon geht es mit zwanzig anderen Leuten auf dem Pearl River in die Mangrovenwälder. Ich habe Bilder im Kopf, auf denen ein einsamer Kanufahrer durch die im Wasser stehenden Bäume paddelt. Alleine mit sich und seinen Gedanken, umgeben von Raubtieren, bahnt er sich seinen Weg. Das war vielleicht der Fehler, denn wir drehen auf und passieren die Sträucher links und rechts am Ufer und an bestimmten Stellen wird eine Vollbremsung durchgeführt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/swamp_01.jpg)

Raubtierfütterung! Fleisch ist zu teuer, also bekommen die Aligatoren Marshmellows. Was für ein Sch.... ist das denn? Die wilden Tiere sind trainiert und schwimmen immer wieder ans Boot, um sich eine an einem Stecken aufgestochene Süßigkeit zu schnappen. Die Bootsführer machen sich einen Spaß und legen die weißen Rollen den Aligatoren auf den Kopf. Welch ein Spaß!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/swamp_05.jpg)

Und wo ist nun der Swamp? Nächste Station: Wildschweine! Obelix wäre in seinem Element, das Wasser würde ihm im Mund zusammenlaufen, aber ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Schmarrn überhaupt nicht interessiert. Auch die Schweine zieren sich nicht, die Marshmellows zu verdrücken. Erst kurz vor Ende der Tour kommen wir in den Mangrovenwald und können ein paar genußvolle Minuten durch die Sümpfe gleiten. Zum Abschluß werden die Marshmellows gegen Dosenwürstchen getauscht, welche Verschwendung, und ein Bootsführer versucht den anderen zu übertrumpfen, um möglichst mit der Hand oder mit dem Mund nahe am Maul der Aligatoren zu sein. Ich schreibe jetzt nicht, was ich mir gedacht habe. Schnapp, Klappe zu - Affe tot! Mensch, die Leute verdienen doch nur ihr Geld damit. Bruce, sozusagen der Stammaligator, war eh schon halb blind, vermutlich zuckerkrank, - wen wunderts.

Der Tag klingt abends im Hard Rock Café bei Ribs und Chicken aus. Das Essen war gut, eine Unverschämtheit bleibt dennoch: Wir haben den Rechnungsbetrag mit den üblichen Prozenten aufgerundet und als wir die Kreditkartenbelastung prüften, haben die Indianer doch tatsächlich auf dem runden Betrag wieder die Cents hinzugeschlagen. Das Trinkgeld erhöht sich um diese paar Cents. Nicht tragisch, aber eindeutig Betrug! Man sollte es reklamieren, aber das veruracht mehr Kosten als der entstandene Schaden. Aber genau damit rechnet Winnetou, wetten!
PS: Das ist uns dieses Jahr zweimal im HardRock passiert. System?

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 29.08.2012, 13:07 Uhr
Marshmellows für wilde Tiere? Geht´s noch???  :zuberge: Da werde ich auch zum wilden Tier!  :koch: (Nein, ich mag auch keine Marshmellows  :wink: )
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 29.08.2012, 13:23 Uhr
Sehr schöne Bilder! Sehr schöner Bericht! Besonders gut gefällt mir das Foto mit dem türkisen Cadillac.
Wir hatten jetzt im Juni in Kanada wegen Trinkgeld ähnliches erlebt: Wir waren in Jasper an 2 Tagen im gleichen Restaurant. Am ersten Abend stand kein Tip auf der Rechnung, am zweiten Abend war er schon mit drauf. Gut, dass ich genauer hingesehen habe...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 29.08.2012, 14:41 Uhr
Sehr schöne Bilder! Sehr schöner Bericht! Besonders gut gefällt mir das Foto mit dem türkisen Cadillac.
Wir hatten jetzt im Juni in Kanada wegen Trinkgeld ähnliches erlebt: Wir waren in Jasper an 2 Tagen im gleichen Restaurant. Am ersten Abend stand kein Tip auf der Rechnung, am zweiten Abend war er schon mit drauf. Gut, dass ich genauer hingesehen habe...

Ja, gerade in Touristenhochburgen wird inzwischen der Tip sofort eingerechnet oder zumindest vorgeschlagen. Da sind wir aber auch selbst schuld, denn wir wissen doch, dass die Bedingungen davon leben und wie das in den USA üblich ist.

Dort im HR war es etwas anders, ich starte mal einen Erklärungsversuch:

Rechnungsbetrag z.B. 10.18 USD
Tip z.B. 1.82
Endbetrag 12.00
Abbuchung 12.18 USD

Also die 18 Cents einfach wieder drauf
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mrh400 am 29.08.2012, 14:59 Uhr
Hallo,
Dort im HR war es etwas anders, ich starte mal einen Erklärungsversuch:

Rechnungsbetrag z.B. 10.18 USD
Tip z.B. 1.82
Endbetrag 12.00
Abbuchung 12.18 USD

Also die 18 Cents einfach wieder drauf
diese bei uns übliche Art des Auf- bzw. Abrundens scheint "drüben" ziemlich unbekannt zu sein. Daß das aber eigenmächtig geändert wird, halte ich auch für deutlich jenseits der Grenze zum Betrug. Da ich aus eigener Erfahrung weiß, wie mühsam sich die Korrespondenz bei fehlerhaften CC-Abbuchungen gestalten kann, verstehe ich Deine resignative Phase. Aber wie wäre es mit einer "freundlichen" Mail an den local manager oder - falls Du bei so etwas dabei bist - mit entsprechenden Kommentaren bei Twitter, Facebook o.ä.?
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 als gast am 29.08.2012, 15:11 Uhr
Ich hatte das schon verstanden, wie du das gemeint hast.  :wink:
Bei uns fand ich es nicht in Ordnung, dass an einem Tag der Tip gleich draufsteht und am anderen Tag nicht. Ich hätte kein Problem damit, wenn der Tip schon von vornherein auf der Rechnung ist (eben weil die Bedienungen davon leben). Aber nicht im gleichen Restaurant einmal so und einmal so.
Aber ich würde vielleicht auch einfach mal 'ne Mail hinschreiben.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Reisefan62 am 29.08.2012, 20:18 Uhr
Die armen Tiere :shock:

Solche Sachen sind uns bei Abbuchungen noch nicht passiert, aber ich werde die Augen offen halten! Wir sind nie knausrig mit dem Tip und wenn ich dann noch besch.. werde, bin ich grantig.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 30.08.2012, 08:29 Uhr
Ich glaube eine Mail verschwindet im Nirwana (wie bei uns halt auch, wenn man an Kabel D oder Sky schreibt  :lol:). Wir haben uns dann angewöhnt entweder den Tip auszurechnen und draufzuschreiben oder einen geraden Betrag zu geben oder halt bar.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 31.08.2012, 16:13 Uhr
Dienstag
Es ist nicht zu glauben, aber wir sind jetzt schon vier Wochen hier. Vier Wochen, vollgepackt mit Wanderungen und Städtetouren, für Abwechslung war jederzeit gesorgt. Viele neue Gebiete lagen auf unserem Weg und Lokationen, an denen wir schon fast zwanzig Jahre nicht mehr waren. Sehr angenehm war die permanente Abwechslung. Wanderurlaube lösten Städtereisen und umgekehrt ab. Florida, das wir irgendwie immer links liegen liessen, da es für uns nicht das Amerika ist, das wir lieben, war sehr schön.

Heute können wir etwas verschnaufen, denn es ist Fahrtag und wir kommen auf unserem Weg nach Westen voran. Unbekanntes Terrain wartet, als wir uns Richtung Nordwest von New Orleans verabschieden. Die Stadt war eine Reise wert, aber die zwei Tage haben uns wirklich genügt. Mit dieser Zwischenbilanz im Kopf sitzen wir nun im iHOP in La Place. Steffi und ein knurrender Magen hat uns hier hergeführt. Auf der 190 West ist nicht auszumachen, was zu einer Umleitung führt. Keine Schilder, sondern wie Karussels blinkende Streifenwagen geben eindeutig die Richtung vor. Steffi will immer, dass wir wenden und geht uns bald ziemlich auf die Socken. Aber irgendwann ist sie zufrieden, und als wir auf der Interstate 49 das erste Mal 75 Meilen pro Stunde fahren können, purzeln die Restmeilen bis Dallas. Bei Shreveport treffen wir auf die Interstate 20 und bald den Cowboystaat Texas. Wir freuen uns auf billiges Benzin. Ist doch klar, dass die Brühe, die hier direkt aus den Bohrtürmen kommt, viel billiger, als in Louisiana ist. Die einfache Logik ist aber leider oft nicht zutreffend. 14 Cent mehr als vor der Grenze. Tja, leider braucht unser Auto einen Schluck zu trinken. DschaiAr, also der Ewing-Typ mit Anzug, Cowboyhut und -stiefel setzt sein arrogantes und ätzendes Lächeln auf. Geschenkt!

Modern sind sie hier. Der Carpool auf der US 80, die uns die letzten 30 Meilen nach Dallas führt, kann automatisch die Richtung, je nach Verkehrsaufkommen, wechseln. Nicht wie auf der Golden Gate, auf der die Straßenwächter die Begrenzungsstöpsel per Hand umstecken. Und diesen modernen Eindruck vermittelt auch die in Sicht kommende Skyline. Als die Temperaturen schon fast die "three digits" erreichen, fahren wir nach 9 Stunden und 516 Meilen im Fairmont vor. Das Zimmer kann sich sehen lassen, auch wenn es nicht mehr ganz so frisch ist. Ausserdem fehlt ein Vergrößerungsspiegel, der nach vier Wochen von essentieller Bedeutung wäre. Wenn ich nur wüsst, warum mein Haar so ist, es wächst so dicht, so schnell, fast kriminell! Im Alter leider noch an Stellen, die man vorher nicht mit ins Kalkül gezogen hatte.

Es ist ein schönes Gefühl, wenn man frisch geduscht aus dem Lift steigt und sich vor einem eine wunderbare Bar ins Interieur der Hotel- und Empfangshalle nahtlos einfügt. Die Vorfreude gleich hier zu sitzen und vor dem Abendessen etwas zu entspannen, die Leute zu beobachten und ein Bier zu trinken, steigt mit jedem Schritt, den man dem Objekt der Begierde näher kommt. Heute umso mehr, denn wir treffen einen Freund, der hier in Fort Worth arbeitet. Jedes Jahr, irgendwo auf diesem Kontinent verabreden wir uns inzwischen und das ist schön. Der Abend war nett wie immer, das Essen im "Stephan Pyles" war ausgezeichnet und anschließend konnten wir noch eine Dallas-Stadtrundfahrt genießen. Das iPad vor den Hebel der Automatik des Benz geklemmt und los geht's. Die Skyline leuchtet in unterschiedlichsten Farben, am Pioneer Plaza läuft die Rinderherde bei Nacht durch die Wildnis und das Omnihotel versucht sich im Look der 60er Jahre mit batik-artigen Lichtspielen auf der Fassade - Let the sunshine in ... Sehr schön, danke Christian!

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Mittwoch
Der Abend war nicht unanstrengend, gell, jetzt aber raus aus den Federn, Dallas wartet.

Wir durchstreifen die Downtown und entdecken schöne und interessante Plätze. Es geht vorbei am Kennedy Memorial. John Fitzgerald Kennedy musste auf der Elm Street durch Schüsse von Lee Harvey Oswald am 22.11.1963 sein Leben lassen. Wer kennt die Filmaufnahmen nicht. Das aufwendige Memorial wird noch durch etwas einfacheres, jedoch für mich beeindruckenderes aufgewertet. Auf der Fahrbahndecke markieren zwei aufgemalte weiße Kreuze schlicht die Stellen, an denen die Kugeln trafen. Irgendwie berührt mich das, obwohl es schon so lange her ist.

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Vorbei an der schönen Union Station, immer den Reunion Tower mit seiner imposanten Kugel im Blick, kommen wir zum Convention Center. Das Omni wirkt am Tag bei weitem nicht so erstaunlich. Als wir die Pioneer Plaza erreichen, sind wir erneut beeindruckt. Die Gruppe aus 70 Bronze Longhorns und ihren Cowboys ist die größte bildhauerische Skulptur der Welt. Sie befindet sich an der Stelle des historischen Trails, der Anfang 1854 zum Viehtrieb benutzt wurde. Echt sehenswert, obwohl wir nicht die kulturbeflissendsten Menschen sind. Vor der modernen City Hall ist eine kleine Pause angesagt. Auch hier öffnet sich ein schöner Blick auf die Skyline. Als wir erneut in die Häuserschluchten von Dallas eintauchen, sind wir uns einig. Die Erwartungen an Dallas waren nicht hoch, aber es ist eine schöne und sehr saubere Stadt. Die Market Street ist voller netter Lokale, da wird sich für heute Abend etwas finden. Dallas ist einen Besuch wert!

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Viele Leute behaupten, dass Fort Worth viel schöner als Dallas ist. Also Harry, fahr den Wagen vor, da müssen wir hin. Auf der Interstate 30, vorbei am Six Flags over Texas, erreichen wir die Stadt und parken direkt am Sundance Square. Hier, rund um die Main Street, gibt es viele nette Lokale, kleinere Shops und ein paar historisch anmutende Gebäude. Das hat man alles schnell gesehen und es ist auch nicht besonders interessant, sorry!

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Wir haben zuerst versucht, die berühmten Stockyards zu Fuß zu erreichen, aber wir merkten schnell, dass das einfach zu weit ist. Also mit dem Auto zum Viehhof. Fort Worth war einer der größten Viehhandelszentren der USA. Der nun touristengerechte Stockyard ist übrig geblieben. Es ist alles sehr adrett gemacht und interessant. Im Zentrum steht die riesige Rodeohalle. Wir schlendern durch die Cowboy-Geschäfte und die Verladestation, die nun mit kleinen Geschäften und Fahrattraktionen (Bullenreiten, was sonst?) gefüllt ist. Schmarrn und Kitsch gehören dazu, wir haben es aber nicht bereut.

Die Lovebugs hängen immer noch im Grill und träumen vermutlich von der unendlichen Liebe. Aber nicht mehr lange, denn wir fragen jetzt Steffi mal nach einer Waschanlage. Ein kleiner Umweg muss schon sein, aber anschließend ist der Chevy, der uns inzwischen fast ans Her(t)z gewachsen ist, wieder wie neu. Und die Bugs machen jetzt den Tauchschein!
In der Houston Street ein kurzer Stop beim HRC, natürlich muss ein Shotglas her. Es ist modern eingerichtet, leider etwas vom Schuss, aber schön. An der Hotelbar, wir waren nicht mehr willens ein Lokal zu suchen, gab es wunderbares Essen nach einem wunderbaren Tag.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: captsamson am 31.08.2012, 17:38 Uhr
Wollte auch noch mal ein Lebenszeichen geben. Bin natürlich immer noch dabei.

Stellt sich bei einem solchen Trip nicht zwischendurch auch mal Übersättigung ein?
Ich habe am Ende einer 3 Wochen Tour meist einen Punkt erreicht wo ich Highlights kaum noch gebührend würdigen kann. Ich bin dann immer noch erschlagen vom Gesehenen der letzten Wochen und das merke ich vor allem beim Bearbeiten der Fotos und Videos.
Material von den ersten 2 Wochen ist mir auch im Kopf noch sehr real - bei der letzten Woche ertappe ich mich oft dabei wie ich mir selbst sage "Ach da waren wir ja auch" oder "Habe ich das wirklich gesehen oder hat da jemand anders die Kamera gehabt?"
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 31.08.2012, 19:34 Uhr
Willkommen!

Klar, dass man bei 85 Tagen manchmal überlegt, was man da und dort gemacht hat. Aber ich wundere mich z. B. momentan beim Reisebericht, dass ich das Tagebuch meist nur als Anhaltspunkt brauche. Heimweh hatten wir nie. Manchmal der Gedanke an eine gute Wurstsemmel,ja, aber den habe ich schon nach zwei Wochen.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 02.09.2012, 09:21 Uhr
Donnerstag
Es bleibt für uns eine Illusion, dass Texas nur aus weitem Land, großen Ranchen mit noch größeren Rinderherden und Ölbohrtürmen besteht. Auf unserem Weg nach Süden wird das Land nur vorübergehend weiter und die Bäume werden weniger. Und nur vereinzelt tauchen nun auch Rinder auf. Aber bei Hico fahren wir in die sogenannte Hill Countries ein. Name ist Programm und zu den Hügeln gesellen sich Bäume und nun auch Sträucher. Die Natur wird abwechslungsreicher, erste Kakteen säumen den Weg.

Nach drei Stunden sind wir im Longhorn Cavern State Park. Die Höhlen kosten Eintritt, aber nicht für uns. Unser Ziel ist nicht die Dunkelheit der Caverns, sondern nur deren Eingang, an dem sich der weit verzweigte, sehr ungewöhnliche Sam Bass Arch breit macht. Eine Öffnung neben der anderen. Der Arch überspannt wie das Dach einer Konzerthalle den Höhleneingang. Durch die großen Löchern wachsen Bäume gen Himmel und die Treppe, die in den Konzertsaal führt, ist alles andere als klein. Ein gewaltiger und interessanter Arch.

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Sind wir schon im Westen? Bei Marble Falls kommen wir an den Colorado River. Kein unbedeutender Fluss. Der Texas Colorado ist der längste Wasserlauf des Bundesstaates; sage und schreibe 1.380 Kilometer. Wieder was gelernt! Texas sieht hier wieder so ganz anders als in unseren Köpfen verankert aus. Eine Landschaft wie auf Korsika oder in der Toskana. Die Illusion wird perfekt, denn hier stehen sogar Häuser, die denen in der Toskana perfekt nachgebaut sind. Wo sind denn nun die Ölpumpen? Aber es gefällt uns, so wie es ist, viel besser.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/austin_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/austin_02.jpg)

Wir erreichen Austin, die Hauptstadt des Lone Star States. Das State Capitol ist rosa, dem harten Cowboy müssen doch die Augen tränen. Wem ist das eingefallen? Georg W. Bush ist doch verheiratet, oder? Die Farbe ist so häßlich, dass sie sicherlich in einem Baumarkt übrig geblieben ist und billig zu haben war. Gespart muss ja überall werden. Innen ist es, wie fast jedes Capitol, sehr schön. Gediegene Räume, ausladende Kuppeln, perfekte Symetrie. An der Wand hängt er, der ehemalige Gouverneur und Präsident, - und da hängt er gut!

Wir laufen die Congress Avenue hinunter bis zum Historic Driskill Hotel. Innen offenbart sich dessen Schönheit, auch wenn es ein bisschen sehr streng riecht: Blitz-blank gepflegte Marmorböden und Säulengänge, alles Jahrgang 1886. 26 Jahre davor, ein wesentlich wichtigeres Ereignis, für die Fussballfans jedenfalls. Spaß beiseite, zurück auf den Straßen von Austin, die so spannend nicht sind, und nach dem Hard Rock Café gefragt. It's gone forever! Und so schlendern wir ohne Shotglas zurück zum Auto. Aber was ist das? Juhu, ein Strafzettel, obwohl die Parkgebühr bezahlt und die Zeit nicht abgelaufen ist. Rechnungsbetrag 0 Dollar, also ein sogenanntes Warning. Erst auf den zweiten Blick erklärt sich das Ganze. Der Parkschein, den ich, wie bei uns üblich auf die Ablage gelegt hatte, hat doch tatsächlich einen Klebestreifen. Und dieser Klebestreifen ist dafür da, dass man den Parkschein sichtbar an die Scheibe klebt, damit der übergewichtige Officer ja nicht seinen Allerwertesten aus seinem Auto hieven muss, um seine so wichtige Kontrollfunktion ausüben zu können.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/austin_16.jpg)

Wir fahren an das südliche Ende von Austin in den McKinney Falls State Park. Ein Gewirr an ungeteerten, jedoch sehr gut gepflegten Straßen führt zu den Trailheads. Als wir uns auf den Weg zum Onion Creek machen, um zu den Lower Falls zu gelangen, stehen bereits nach wenigen Metern die Schweißperlen auf der Stirn. Nicht, dass das Trail anstrengend wäre, aber es ist schon wieder dermaßen heiß. Als wir unten am Wasser sind, pritschelt das Nass über eine zirke 2 Meter hohe Felsenstufe. Und die hat eine Besonderheit, - die McKinney Falls Natural Bridge. Wer bei einer Brücke an einen großen Felsbogen denkt, der wird enttäuscht sein, denn das Wasser hat an dieser Steinstufe eine sehr kleine, ja fast filigrane Öffnung geschaffen. Wir queren den Creek, um direkt an und auf die Brücke zu kommen und stehen teilweise bis zu den Knien im Wasser. Sehr angenehm bei den Temperaturen. Monika ziert sich ein bisschen, denn klares Wasser sieht anders aus, aber wir kämpfen uns dann letztendlich ohne Verletzungen und Krabbeltierchen an den Füßen zur Bridge. Ein Schwall schießt durch eine kleine Bobbahn und fräst unaufhörlich am Felsen. Die frontale Öffnung der Brücke ist fast so rund, wie ein Loch in der Torwand des aktuellen Sportstudios. Der Versuch, nach oben zu kommen, scheitert kläglich. Wir schaffen den Überhang einfach nicht. Also zurück und von einer anderen Richtung auf die Fälle zum Durchbruch marschiert. Klitschiger Fels, ein paar Spalten, aber bald ist es geschafft. Ein letzter Sprung und wir bestaunen die McKinney Falls Bridge von oben. Spektakulär wäre die falsche Ausdrucksweise, aber sehr besonders, das bringt es auf den Punkt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/mckinney_natural_bridge_01.jpg)

Rund um San Marcos scheinen deutsche Einwanderer ihr Revier gefunden zu haben. Zumindest weisen viele deutsche Straßennamen darauf hin. Ein ansehnlicher, sauberer Ort mit schönen Geschäften und Häusern. Und so gelangen wir zu unserem vorletzten Ziel von heute. Hier, an der Natural Bidge of Texas ist alles sehr touristisch aufgezogen, es gibt sogar einen Safaripark und wir befürchten das Schlimmste. Aber es ist schon 17 Uhr und die Masse hat sich verzogen. Wir sind alleine. Die Brücke ist nicht so groß wie die Natural Bridges of Alabama und Arkansas, aber sie ist durchaus sehenswert. Mit Flip-Flop bewaffnet wandern wir den kleinen Weg nach unten. Aus den Fängen des geteerten Trails kommt man nicht aus, rundherum alles eingezäunt und eingemauert. Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_texas_03.jpg)

10 Stunden sind wir jetzt unterwegs und nach all den Brücken und Arches und der langen Fahrt wird es Zeit, dass wir es uns in San Antonio gemütlich machen. Aber das Riverwalk Plaza Hotel kann diese Gemütlichkeit nicht erzeugen. Das Hotel ist zwar ok, hat aber auch schon bessere Tage gesehen. Die Einrichtung, die Bauweise und die düsteren Brauntöne sind eher unsympatisch, eine anderes Wort fällt mir dafür nicht ein. Aber hört, hört: Im Bad steht ein Vergrößerungsspiegel!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_27.jpg)

Wir machen uns auf die Socken und gehen den berühmten Riverwalk, der gleich neben unserem Hotel beginnt. Und hier ist es echt schön und nachdem Ende Mai die Touristensaison noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hat und auch erst Donnerstag ist, ist es auch punktuell gemütlich. Wir sitzen oberhalb des Walks und des Rivers auf einer Terrasse und trinken Tee, - Späß'le g'macht! Boote ziehen an uns vorbei und ich kann die Gier nach unserem schattigen Platz und dem vor mir stehenden Getränk verstehen. Auch das Hardrock befindet sich am Kanal und obwohl man draußen überall schön sitzen kann, landen wir an der gekühlten Bar, denn es ist einfach noch zu warm.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 03.09.2012, 10:34 Uhr
Freitag
Die Kaffeemaschine auf dem Zimmer ist so verkalkt, dass sich das Wasser nur noch im Inneren des Geräts im Kreise dreht. Kein Tropfen findet in meine Tasse. Aber der Coffee-Shop unten im Hotel hat ordentliche Brühe, obwohl es eine fast nicht enden wollende Prozedur ist, bevor der Pappbecher in meinen Händen landet. Wie kriegen die den Kaffee nur immer so heiß?

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(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_10.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_06.jpg)

Der Weg zum "Tower of the Americas" führt uns am schönsten Gebäude der Stadt, dem Life Building, vorbei durch den HemisFair Park. Die Blumen haben ihre Blütenbracht der noch angenehmen Sonne entgegen gestreckt. Statuen und Kunstwerke ergänzen die Natur. Und da ein Bär, - den kennen wir doch. Der Winzling steht auf seinen Hinterpfoten und deutet Richtung Heimat. Gestiftet von Wowereit, dem besten Projektmanager unseres Landes. Ja, ja, der Klausi, hätte er mal das Geld für den Bären in seinen neuen Flughafen gesteckt. Böse ...! Am Tower, der von Wasserspielen umgeben ist und 750 Fuß in den Himmel ragt, ist noch nichts los. Und nachdem die 10,95 USD pro Person bezahlt sind, wuchtet uns der Aufzug hinauf. Im Preis dabei ist der "Sky of Texas Ride" in 4 D, also 3 davon mit den Augen und das 4. D, weil sich der Sitz bewegt. Es ist recht unterhaltsam, schöne Aufnahmen von Texas und einige Schrecksekunden. Der Blick vom Oberservation-Deck ist grandios, San Antonio ist allerdings sehr überschaubar.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_13.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_14.jpg)

"The Alamo", ursprünglich unter dem Namen Mission San Antonio de Valero, diente fast 70 Jahre als Heimat für Missionare und deren indischen Konvertiten. Der Bau begann am heutigen Standort im Jahre 1724. Bekannt wurde es durch den texanischen Unabhängigkeitskrieg 1835/1836, als die texanischen Verteidiger des Forts schließlich von mexikanischen Truppen besiegt wurden. Aber auch durch den gleichnamigen Western von John Wayne. Schön, - soweit so gut. Über das sehr wunderbar restaurierte Menger Hotel, erbaut von einem Deutschen, schauen wir in den Buckhorn Saloon. Kitsch pur in der angeblich ältesten Bar von San Antonio. Die Houston Street bringt uns zum Market Square. Die bunten spanisch-mexikanischen Kleider und sonstiger Nepp suchen Abnehmer. Auf unserem Weg zum Historic King William District finden wir endlich etwas Schatten am Ufer des Kanals. Das Viertel ist sehr schön. Die Häuser gefallen uns sogar besser, als die im Garden District von New Orleans. Als wir wieder im Hotel ankommen, brennen die Füße ob der Hitze, des Drecks und da der bisherige Marsch durch San Antonio nicht kurz war. Wir beschließen, uns in gekühlte Lokationen zu verziehen und kaufen im Rivercenter ein. Langsam geht die ein oder andere Wäsche aus und für eine Waschmaschine hatten wir noch keine Zeit.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_17.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_22.jpg)

Wir beschließen den Abend am River Walk. Inzwischen ist ein Spaziergang im eigenen Tempo nicht mehr möglich. Die Menschenmassen drängen sich und erst, als wir im wunderbar gekühlten Italiener Paesanes sitzen, kehrt Ruhe ein. Das Essen ist gut und selbst der Espresso schmeckt. Zum Abschluß pflanzen wir uns in ein Boot und fahren den River Walk ab. Beschaulich gleitet das 20 Mann-Boot durch die Häuserschluchten, ein Guide erklärt ein paar Hintergründe und da es inzwischen erträgliche Temperaturen hat, genießen wir die Tour. Es hat sich gelohnt, San Antonio aus dieser Perspektive zu beleuchten. Der geplante Absacker fällt leider aus, da der Buckhorn Saloon bereits um 20 Uhr schließt. Das Leben San Antonio's spielt ausschließlich am River Walk.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_28.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/san_antonio_25.jpg)

Eine etwas philosophische Betrachtung leitet die nächsten zwei Wochen ein: Die Evolution des Menschen ist davon bestimmt, dass er sich auf seinen eigenen Füßen vorwärts bewegt. Nachdem im 21. Jahrhundert die Hilfsmittel Auto, Fahrstuhl, Rolltreppe und andere Techniken, nicht zuletzt die Bürojobs, dafür Sorge tragen, dass sich eben dieser Mensch nicht mehr bewegen muss, beginnt er in seiner Freizeit Sport zu treiben. Für viele von uns ist jedoch das ewige Streben nach Rekorden, insbesondere die Vergleichbarkeit der eigenen Leistung mit dem Spitzensportler, alles andere als angenehm und oftmals auch demotivierend. Wanderungen, ob auf gerader Strecke oder auf auf die Berge oder in die Canyons haben den großen Vorteil, dass es keine bekannten Rekorde gibt. Und das ist es vielleicht auch, warum der Mensch so gerne und zunehmend wandert. Ab morgen werden wir erneut die Natur erkunden und wir werden diagnostizieren, dass es innerhalb Texas eine Grenze gibt, die in keinem Atlas, auf keiner Landkarte eingezeichnet ist.

... Fortsetzung folgt!

PS: Damit endet das erste Drittel unseres Road und Hiking Trips, danke, dass Ihr dabeigeblieben seid - freut Euch nun auf Teil II, demnächst hier in diesem Theater. Jetzt gibt es erst mal wieder Bilder der weiteren Tour. Schaut doch mal die nächsten Tage bei den "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 03.09.2012, 19:36 Uhr
San Antonio scheint mir ein recht schnuckeliges Städtchen zu sein. Da warte ich gerne auf den nächsten Teil und erhole mich noch ein wenig auf dem Flüsschen vor den nun folgenden sicher nicht unanstrengenden Wanderungen. Auch wenn wir keine Rekorde jagen...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 03.09.2012, 22:05 Uhr

San Antonio - lang-lang ist's her, dass ich dort war, aber es gefiel mir sehr gut.

Ein Drittel des Reiseberichtes ist schon vorbei? Das geht ja viel zu schnell :wink: Gespannt bin ich auf die mehr oder weniger unbekannte/unsichtbare (?) Grenze innerhalb Texas.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.09.2012, 07:45 Uhr
Sichtbar ist sie schon :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 04.09.2012, 13:39 Uhr

Sichtbar schon? Hm, da bin ich gespannt :think:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: NähkreisSteffi am 05.09.2012, 08:41 Uhr
Sehr interessant wie ihr Texas empfunden habt.  Uns hat es dort auch sehr gut gefallen.

Ich bin gespannt wie es weiter geht.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 08.09.2012, 13:02 Uhr
Liebe USA-Freunde,

wie versprochen, habe ich, bevor es hier mit dem Reisebericht weiter geht, wieder Bilder online gestellt. Die neuen Bilder findet Ihr am schnellsten über die "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de. (http://'http://www.zehrer-online.de')

Hinzugekommen sind:
- Jewel Tibbetts Arch [Hell Roaring Canyon]
- Ute Arch [San Rafael Reef]
- Hurst Bridge aka. Shadow Box Bridge [San Rafael Reef]
- Ernie Bridge [San Rafael Reef]
- Skyline Arch [Arches National Park]
- Tower Arch [Arches National Park]
- Sand Dune Arch [Arches National Park]
- Tapestry Arch [Arches National Park]
- Broken Arch [Arches National Park]
- Window Rock [Many Farms]
- Window Rock [Chinle]
- The Big Eye
- Teardrop Arch
- Strawberry Arch
- Black Rock Natural Bridge
- Very Large Array
- Tejas Arch
- Southeast Rim Keyhole [Big Bend National Park]
- Phoenix Arch
- Los Alamos Arch
- Crown Mountain Lost Mine Trail [Big Bend National Park]
- Burro Mesa Pouroff Window [Big Bend National Park]
- Burro Mesa Pouroff East [Big Bend National Park]
- Bandelier National Monument
- Bandelier Arch
- Albuquerque
- Lajitas Natural Bridge
- The Window [Big Bend National Park]
- Cerro Castellan Window [Big Bend National Park]

So, jetzt gehe ich mal eine Woche Motorradfahren und dann geht es hier weiter. Schöne Zeit!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: RainerS. am 08.09.2012, 16:48 Uhr
....
So, jetzt gehe ich mal eine Woche Motorradfahren und dann geht es hier weiter. Schöne Zeit!


na dann ma gute fahrt ... (http://foto.arcor-online.net/palb/alben/27/2551927/3031333463316434.gif)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 08.09.2012, 18:17 Uhr
Danke!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.09.2012, 15:40 Uhr
Samstag
Steffi beschwert sich massiv, als ich den Weg auf die Interstate 10 nehme. Sie will woanders hin. Also gut, dann halt die US 90 West. Das Frühstück bei Denny's haben wir gerade noch rechtzeitig geschafft, denn hinter uns scheint halb San Antonio, respektive deren Vororte, hier zum Frühstück zu erscheinen. So können wir nur müde über die Schlangen lächeln, die sukzessive vom "Hinsetzer" bearbeitet werden. How many? Aber das fragen sie auch, wenn wir nur zu zweit in der Schlage stehen. Und selbst wenn wir uns unterhaken oder gar umarmen würden, würden sie fragen. Warum fragen sie denn dauernd? Ist es so schwer bis 2 zu zählen?

Das Gras wir langsam gelber, die Sicht wird immer weiter und als wir nach Uvalde auf dem Weg nach Del Rio sind wird klar, dass spätestens hier ein Schild aufgestellt werden muss. Nein, Texas ist noch lange nicht zu Ende. Aber das Wasser der Flüsse nimmt Abschied und das Flußbett ist nur noch eine Ansammlung von verwehtem Sand mit Steinen durchsetzt. Das Grün wird durch den gelben Wüstenriesel aufgefressen, die Sträucher werden borstiger, Ocotillos kommen in Sicht, die Frequenz der Orte nimmt ab und wir sind endlich angekommen. USA-West heißt uns hier zumindest geologisch und mit seiner Flora willkommen. Der Sprung ist geschafft, die Grenze ins gelobte Land ist überschritten. Ja, das ist ein gutes Gefühl, auch wenn ein paar Kameras der Borderpatrol auf uns gerichtet prüfen, ob wir nicht doch als illegale Grenzgänger Arbeit und Unterschlupf suchen. Der Drogenhund hat selbst unsere Dreckwäsche nicht als Grund für Signale benutzt. Der Riechkolben des Tiers scheint wohl nur auf Drogen spezialisiert. Keine weiteren Ausführungen zu diesem Thema.

Pause oberhalb des Pecos River, der seine Bahn nach unten gefressen hat. Die Felswände ragen steil in den Himmel und wir kommen zu dem Schluß, dass dieses Gebiet sehr Arch-verdächtig ist. Es gibt keine Orte mehr, es ist einsam und die vereinzelten Häuser sind zunehmend Wohnwagen. Man trifft auf mehr kilometerlange Züge, als auf Autos. Die Gleise geben die Richtung vor.

Nach 7 Stunden erreichen wir unsere Heimat für die nächsten drei Nächte. Das Hamton Inn in Alpine ist das beste Hotel am Platz, wir werden freundlich begrüßt und fühlen uns sofort pudelwohl. Erster Waschtag, Pulver und Weichspüler gibt es an der Rezeption und die Maschine und der Trockner sind bald fertig. Wir brauchen uns nicht darüber unterhalten, dass die Wäsche mit dieser Technik nicht die Sauberkeit wie bei uns daheim hat. Im Cowboy Grill, gleich gegenüber, riecht es ein bisschen streng, aber die Steaks sind gut. Gibt es mexikanische Indianer? Auf alle Fälle gibt es hier kein Bier.

... Fortsetzung folgt!

PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Palo am 16.09.2012, 18:49 Uhr

So können wir nur müde über die Schlangen lächeln, die sukzessive vom "Hinsetzer" bearbeitet werden. How many? Aber das fragen sie auch, wenn wir nur zu zweit in der Schlage stehen. Und selbst wenn wir uns unterhaken oder gar umarmen würden, würden sie fragen. Warum fragen sie denn dauernd? Ist es so schwer bis 2 zu zählen?


Das gehoert sich so. Es koennte ja sein, das noch 2,3 oder mehr Leute nach kommen, dann braucht ihr einen groesseren Tisch als fuer zwei.

Es ist nicht ungewoehnlich das einer oder zwei vorgehen um einen Tisch zu sichern und die anderen dann nach kommen. Ich werde sogar gefragt wenn ich ganz alleine da stehe, koennte ja sein, dass meine acht Kinder noch rein stuermen :lol:

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.09.2012, 22:03 Uhr
Klar, die Kinder müssen ja noch das Auto parken :wink:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 17.09.2012, 15:13 Uhr
Sonntag
Der Himmel hat heute Nacht seine Schleusen geöffnet und die Wüstengegend rund um Alpine nass gemacht. Als wir aber am Frühstückstisch die erste Stärkung des Tages erfahren, lacht die Sonne und lädt uns zum Wandern im Big Bend Nationalpark ein.

Ja, es gibt Unterkünfte direkt im Nationalpark, aber meine Recherchen deuteten eher auf Herbergen hin. Alpine ist das nächste Dorf, leider über 100 Meilen nördlich des Parks. Und deshalb brausen wir nun auf dem Texas Mountain Trail, der TX 108, nach Süden. Immerhin ist das Speedlimit mit 70 mph angesetzt. Endlich möchte man fast ausrufen, kontrolliert jemand meinen Nationalparkpass und wir sparen uns 20 USD. Die Sonne scheint auf die Felder von Ocotillos und die Chisos Mountains im Hintergrund, grün bewachsen am Fuß und Felsnadeln und Zapfen wie in Berchtesgaden. Sie bilden sozusagen mit dem Rio Grande als Abschluß die natürliche Grenze zu Mexiko. Die Straße hinauf zum Basin steht den großen Alpenpässen nicht nach. Hochprozentige Steigung und der Chevy Traverse zeigt, dass er kein Ferrari ist. Wir fahren zum Ende des Basin Campground und schnüren die Wanderschuhe.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/the_window_big_bend_01.jpg)

Der gut ausgebaute und wunderbar gekennzeichnete Windows Trail führt uns bergab in ein Hochtal. Die Sonne strahlt und die Temperaturen sind noch sehr angenehm. Der Hike wird, unten angekommen, zum Spaziergang. Links und rechts Felsenwände. Die erste Wanderung in diesem Urlaub, die nicht durch den Wald führt. Auf den letzten 0,4 Meilen deutet sich der Einschnitt, das Window, bereits an. Immer enger rücken die Wände an den Pfad heran und es geht über Felsen, die sehr rutschig sind durch den Oak Canyon. Nach knapp einer Stunde stehen wir vor dem Window. Rechts erhebt sich der Vernon Bailey Peak und links ragt der Carter Peak in den Himmel. Das Fenster öffnet sich und gibt den Blick auf die Ebene unten frei. Das ist ganz nett, aber nicht so spektakulär, wie wir es uns vorgestellt haben. Der Rückweg ist bei Canyonwanderungen naturgemäß anstrengender, aber nachdem die Höhenunterschiede auf dieser Wanderung sehr moderat sind, brauchen wir zurück kaum länger. Ein Skorpion, der leblos im Waschbecken der Campgroundtoilette liegt, verabschiedet uns für heute aus der Chisos Bergwelt.

Die Temperaturunterschiede sind gewaltig. Oben hatte es noch angenehme 72 Grad, hier unten in der Wüste sind die 100 nicht mehr weit. Das spiegelt sich natürlich auch in der Pflanzenwelt wider. Hier unten ist das einzige Grün das der Kakteen. Wir umrunden das Chisos Gebirge und machen uns auf, um der Grenze nach Mexiko noch näher zu kommen. Am Fuße des Cerro Castellan, im Tuff Canyon, prangt inmitten einer öden Wüstenlandschaft ein riesiger Felsen. Und auf dessen Rücken hat sich das Cerro Castellan Window gebildet. Die Erhebung hat zwei Farben, auf seiner Vorderseite ist sie braun-gelb, auf der Rückseite mehr grünlich. Querfeldein geht es von der Straße über ein staubtrockenes Flußbett kaum eine halbe Meile nach Norden. Der alleinstehende Felsen lädt zum raufklettern ein, aber das lassen wir jetzt mal schön bleiben. Es ist einfach zu heiß. Selbst die Fortbewegung auf waagerechtem Grund ist anstrengend. Und doch maschieren wir auf einen gegenüberliegenden Hügel, damit das mit dem Foto noch besser klappt. Man gönnt sich ja sonst nix! Nach rund einer Meile sind wir zurück am Auto. Die Klimaanlage läuft auf Hochtouren.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/cerro_castellan_window_05.jpg)

Einen haben wir noch, aber um zu diesem Ziel zu kommen, gibt es erst mal ein kleines Problem. Der schnellste Weg ist über Castolon, Steffi ruft auf geht's! Links und rechts der Straße wunderschöne Felsformationen, oben ganz schwarz, unten eine hellgraue Schicht, die bis ins rosafarbene wechselt. Wir staunen, und wir staunen noch mehr, als die Straße plötzlich endet. Road closed! Hat doch das Wetter heute Nacht etwas angerichtet, - die Straße ist auf 8 Meilen geflutet. Nun gut, dann zurück und über die sandkistenrote Study Butte nach Lajitas.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lajitas_natural_bridge_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lajitas_natural_bridge_05.jpg)

Ein heimeliger Ort, wir kommen an der Ortsmitte von Lajitas an, aber dort, wo das GPS eine Dirtroad zum Ziel anzeigt ist nichts, ausser einer Border Patrol. Schaut nicht nur ihr Lieben, sondern sagt uns, wo es hingeht. Also kehrt, das GPS-Datum der Steinbrücke eingegeben und nach einem Weg gesucht. Der zweite Versuch hat gesessen, wir sind auf der Route und da schau her, finden uns plötzlich mitten in einem Schrottplatz wieder. Vorsichtig tastet sich der Chevy durch den Müll, einen kleinen Hügel hinauf und dann beginnt die Schrott-hau-ab-Wanderung. Es geht durch grobschlächtigen Kies, durch verwehten Sand, Slalom durch die Kakteen und der Blick nach oben verrät, es wird sich lohnen. Zusammengeklebte Steine in Rot, Orange und Gelb, durchbrochen vom Wasser. Diese Doppelbrücke, die Lajitas Natural Bridge, ist einfach toll und der krasse Gegensatz zum hässlichen Schrottplatz. Wir steigen hindurch, ein Sturzhelm wäre angebracht. Keine Ahnung wie stabil das Teil ist, aber wenn sie den nächtlichen Regen überlebt hat, wird sie schon halten. Hat sie auch! Jetzt fehlt uns nur noch der Rio Grande, da hat uns die gesperrte Straße einen Strich durch die Rechnung gemacht. Morgen ist auch noch ein Tag.

Auf der Heimfahrt erreichten wir die 98 Grad und an der Border-Control-Station nehmen sie es heute ganz genau. Wir müssen rausfahren und wieder werden unsere Pässe eingehend studiert. Ausserdem will der junge Mann wissen, wann wir wo gelandet sind und wie lange wir bleiben. Na gut, du wolltest es so. Und jetzt staunst Du über die Daten. Einen, der von New York bis hierher fährt, hast du noch nicht oft gesehen, gell!

Es ist schon 19 Uhr, als wir wieder in Alpine ankommen und so gibt es nur noch einen Chickenburger im McDonalds.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 17.09.2012, 15:33 Uhr
Ich glaube, am Schrottplatz hätte ich kehrt gemacht... :oops: Gut, dass ihr nicht so feige seid, denn das Bild der Brücke ist klasse! Ich liebe es, wenn die Steine wie Feuer glimmen.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 18.09.2012, 07:37 Uhr
Das war natürlich schon eine komische Situation und ohne GPS hätte ich vermutet, dass es hier nicht sein kann. Aber ehrlich gesagt fühle ich mich in Indianergebieten in NM und AZ immer wesentlich unwohler.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 18.09.2012, 16:28 Uhr
Montag
Nachdem das Wochenende der Vergangenheit angehörte, dachten wir, dass unsere nächster Wanderung eine einsame Geschichte wird. Denkste! Der Parkplatz am Trailhead des Lost Mine Trails war schon ziemlich gefüllt. Angenehme Wärme begleitet uns auf dem Weg nach oben. Der gut sichtbare und sehr gepflegte Pfad führt vorbei an den senkrecht in die Höhe ragenden Felsnadeln des Casa Grande Peaks, geht aber sehr moderat, jedoch stetig nach oben. Die Bäume und Sträucher am Wegesrad haben nicht die Höhe, dass sie uns überschatten würden. Noch ist die Sonne willkommen und als wir das erste Teilstück bis zur Ridge bewältigt haben, öffnet sich ein wunderbarer Blick in den Juniper Canyon und auf den gegenüber liegenden South Rim. An dessen Kamm leuchtet aus weiter Ferne das Schlüsselloch, genannt Southeast Rim Keyhole.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/south_east_rim_keyhole_01.jpg)

Die Steigung nimmt zu und es geht in Serpentinen dem Gipfel des Crown Mountain entgegen. Entgegen kommen uns auch ganze Wandergruppen und wir stellen fest, dass die Jugend dieser Welt keinen Anstand mehr hat. Trägt doch so ein junger Bursche tatsächlich ein Trikot des FC Bayern. Man spricht deutsch. Mit einem gemurmelten "auf die Löwen" ziehen wir kopfschüttelnd unseres Weges ;-). Schweißgebadet erreichen wir das Ende des Trails nach knapp 2,5 Meilen. Es kommt abrupt und unvermittelt, da es nun auf allen Seiten, ausser von der wir kommen, fast senkrecht in die Tiefe geht. Schöne Rundblicke: Es gibt Hoodoos, interessante und verschiedenfarbige Felsformationen und das geübte Auge zum Toll Mountain suggeriert, dass dort oben Homer Simpson, zirka 30 Meter hoch, in Fels gemeiselt steht. Ein atemberaubendes Panorama, aber von einer Mine nichts zu sehen. Ach so, die ist ja lost.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/crown_moutain_lost_mine_trail_06.jpg)

Nach knapp drei Stunden sind wir zurück am Auto und wollen jetzt endlich den Rio Grande sehen. Auf dem Weg zum Rio Grande Village knackt die Natur die 100 Grad und als wir die mobilen, klimatisierten Räume verlassen, trifft uns fast der Schlag. In der Picknick Area mit River Access finden wir keinen Zugang. Erst am verwaisten Campground, ganz hinten, sind die Sträucher am Flußrand nicht so dicht. Die grün-braune Dreckbrühe fließt von rechts nach links an uns vorbei, - wie spannend. Baden verboten! Ich möchte nicht wissen warum, Krokodile oder Piranhas sind auf alle Fälle nicht zu sehen. Nix wie weg!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_rio_grande.jpg)

Ein Pouroff, to pour off heißt abgießen oder abschütten, ist ein steil abfallender Abfluß eines Flußes. Und das östliche Pouroff an der bzw. von der Burro Mesa fällt senkrecht zirka 50 Meter dem Boden entgegen. Ziemlich am Abfluß steht ein Steinbogen, ein Window, und den wollen wir besuchen. Es stellt sich nur die Frage, ob der Arch am Pouroff oben oder unten steht. Das GPS Datum weißt auf oben hin, aber man weiß ja nie, wie exakt die Daten sind. Und nachdem der Weg von unten kürzer und einfacher ist, versuchen wir es mal von dort. Wir wandern in den Einschnitt hinein und beobachten genau die Felswände links und rechts und oben. Nichts zu sehen, - ja wo ist er denn? Wir stehen nun vor der Wand, es geht nicht mehr weiter. Der Blick nach oben erzeugt eine Genicksperre. Kein Tropfen findet den Weg nach unten. Interessant, aber wir wollten ja den Steinbogen finden. Ruhig bleiben, es war ja nur insgesamt eine Meile.

Wir parken am Trailhead des Upper Burro Mesa Pouroff Trails. Sanft, einer staubtrockenen Wash folgend, geht es in die Felsen. Der Weg wird abwechslungsreich, immer wieder ein paar kleine Kletterpartien. Es macht Spaß ein wenig zu bouldern. An den Felsen verbrennt man sich jedoch die Finger. Die Hitze des Tages hat sich auf deren Oberfläche eingenistet. Der Anlauf zum Pouroff ist erreicht und es wird ein wenig sandig. Nach 1,5 Meilen erreichen wir Legoland. Ja, das Burro Mesa Pouroff Window ist wie aus Legosteinen gebaut. Irgendwie lustig, aber das Fenster ist schön und die Umgebung ist es auch. Es hat sich gelohnt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/burro_mesa_pouroff_window_04.jpg)

Als wir nach insgesamt eineinhalb Stunden wieder das Auto erreichen, steht die Sonne schon ziemlich tief. Es ist genug für heute und unsere müden Knochen sind froh, als sie im Auto Platz finden. Jetzt "radeln" wir heim! Die erlaubten 45 mph im Nationalpark könnten von einem Profiradler durchaus mal erreicht werden, aber Monika will offensichtlich alle Rekorde brechen. Vielleicht waren es ja auch die nicht mehr so elastischen Knochen, die die Wanderei des heutigen Tages sehr träge, ja fast zu einem Bleifuß gemacht haben. Auf alle Fälle gibt sie Gas und als uns ein Border Patrol Fahrzeug entgegen kommen, wollte der Fahrer offensicht genaueres wissen. Der fährt an uns vorbei und leider ist im Spiegel schon zu beobachten, dass er wendet. Tatü, tata! Du sollst doch die Grenze bewachen und nicht hungrige und müde Wanderer mit Radarpistolen drangsalieren. Viel zu schnell, viel zu schnell, aber als er merkt, dass wir Deutsche sind - you know Autobahn, no speed limit - war ihm der Akt vielleicht zu groß. Und der wollte auch heim, so die Annahme, und es gab ein Belehrung und eine Warnung. I give you a warning - thank you, Sir!

Wie gestern sind wir nach den schönen und ausgedehnten Wanderungen und den Anfahrten zu den Trails spät dran. Wir gönnen uns nur noch ein Sandwich im Subway und sind um 20 Uhr daheim.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.09.2012, 14:43 Uhr
Dienstag
Wir verlassen Alpine mit schönen Erinnerungen an die Hikes im Big Bend Nationalpark und angenehmen 78 Grad. Ab in die Wüste! Auf der US 90 West wird es nach dem Ort Marfa einsam. Links und rechts nur Sand und die nächsten 74 Meilen kein Service. Aber was ist das denn? An einem weißen kleinen Haus, das nur aus einem Raum mit einem Schaufenster besteht, prangt das Firmenlogo von PRADA. Im Schaufenster stehen mehr oder weniger schicke, vermutlich zu teure Taschen. Wir trauten unseren Augen kaum und können keine andere Erklärung finden, als dass hier Werbeaufnahmen stattgefunden haben. Witzig! Etliche Meilen später tauchen plötzlich und unvermittelt Baumplantagen auf. Der Sand endet mit dem Bewässerungsgraben für die Obstbäume. Wir sind im Ort van Horn, der an der Interstate 10 liegt. Eine historische Szenerie, deren Hauptattraktion das Hotel "El Capitan" ist. Von aussen und auf den ersten Blick sieht alles sehr nett gemacht aus. Als wir auf der Texas 54 eine Pause machen, stehen wir wieder alleine in dieser Welt. Kein Auto, kein Tier, nur Sand und Steine. Die Ruhe ist fast beängstigend. Erst als wir uns den Guadelupe Mountains nähern, kommt wieder Leben und Zivilisation ins Spiel. Auf den Delaware Mountains tauchen die ersten Windräder auf und nach 153 Meilen hat der Tag eine Stunde mehr für uns. Es ist Mountain Time!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2112_tejas_vermutet.jpg)

Am Pine Springs Canyon Campground ist unser Nationalparkpass gültig und so sparen wir uns die 5 Dollar. Als wir voll ausgerüstet am Trailhead stehen und der Blick nach oben in die Berge wandert, entdeckt unser arch-geschultes Auge einen zusammengebrochenen Steinbogen. Wir vergleichen die gut erkennbaren Reste mit unseren Bildern vom heutigen Ziel und sind uns nicht sicher. Also nehmen wir die Wanderung trotzdem in Angriff, zumindest um einen gefallenen Tejas Arch zu dokumentieren; schließlich sind wir ja bei der NABS (http://'http://www.naturalarches.org/'). Der Trail ist anfangs ein bisschen unangenehm zu gehen, denn er ist sehr steinig. Aber man wandert durch einen botanischen Wüstengarten. Eine wunderbare Flora, - skurrile Bäume, blühende Kakteen und verschieden farbige Blumen. Sozusagen im Rücken erstreckt sich flaches, weites Land und vor uns haben wir die gewaltige Ridge des Hunter Peaks. Leider treffen die Blicke immer wieder auf den unvollständigen Arch und es ist noch immer unklar, ob es sich um unser Ziel handelt.

Wir sind knapp eine Stunde unterwegs, als wir oben am Bergkamm ankommen und dann erfolgt ein Aufschrei von Monika. Links oben hat sie den Tejas Arch entdeckt. Die Ruine rechts entschwindet nun nicht nur aus unseren Augen, sondern auch aus unseren Gedanken. Gut gemacht! Der Weg führt uns jetzt nach links und ist bald nicht mehr erkennbar. Aber das Ziel ist vor unseren Augen, leider noch steil oben und wir pfauchen nicht schlecht, als wir teilweise unter Zuhilfenahme der Hände kraxeln. Keine zwei Meilen sind wir unterwegs und schnallen die Rucksäcke unter dem Tejas Arch ab. Pause und Fotostopp! Schön, wie der Steinbogen ganz einsam steht und wir sind auch froh, dass wir die Wanderung angegangen sind. Die Blicke in den Pine Creek Canyon und auf den Guadelupe Peak sind einzigartig und das angenehme Lüftchen sorgt zudem für einen wunderbaren Wohlfühleffekt. Wir schütten Unmengen an Wasser in uns rein, aber der Durst will kein Ende nehmen. Nach 4 Meilen sind wir zurück am Auto. Das Fazit lautet: Es hat sich gelohnt!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/tejas_arch_00.jpg)

Nun, nach knapp 200 Meilen, sind wir endgültig im Westen angelangt. New Mexico begrüßt uns bei 103 Grad Fahrenheit. Als wir unser nächstes Ziel auf der Dark Canyon Road ansteuern, wird die Straße immer enger und schlechter. Es wären noch 40 Meilen gewesen und als wir die zeitliche Ausdehnung inklusive Hike überschlagen, kommen wir zu dem Schluß, dass wir abbrechen. Kehrt marsch, - und auf nach Roswell. Nachdem wir Carlsbad mit seinen inzwischen unzähligen Hotels passiert haben, stehen links und rechts der Straße die Öl- bzw. Gaspumpen, die wir in Texas vermuteten. In Artesia stinkt es nach Gas ohne Ende und gegebenenfalls wäre eine Zigarettenpause hier tödlich.

Das Best Western Plus in Roswell ist absolut in Ordnung. Ein geräumiges und sauberes Zimmer und eine Hotelbar, genannt "Rookies", stehen bereit, - was will man mehr. Als wir im Applebees ein vernünftiges Essen bekommen - obwohl, wir waren von Alpine ja nicht sehr verwöhnt -, ist alles gut. Der Tag klingt an der Hotelbar aus. Der Witz des Tages ist, dass wir unsere ID zeigen mussten, um ein Bier zu bekommen. Und wenn wir schon beim Trinken sind: Abschließend ist noch zu ergänzen, dass wir inzwischen vom Eistee, der uns so wundervolle Momente nach Wanderungen bescherte, Abschied genommen haben. Nachdem unsere Marke kaum mehr erhältlich ist, sind wir auf Vitaminwasser umgestiegen. Das gibt es hier inzwischen in jeder Tanke, schmeckt gut und erfüllt seinen Zweck.

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 19.09.2012, 15:37 Uhr
Auf allen Vieren hoch zum Tejas Arch - was für ein sportlicher Einsatz!  :applaus: :applaus: :applaus:

Wir mussten in einem Walmart mal unsere ID vorzeigen. Die Kassiererin lachte auf unser fragendes Gesicht hin und meinte sie müsse das Geburtsdatum eingeben. Auf ihr verdutztes Gesicht wiederum hin erklärten wir ihr, dass in Deutschland Monat und Tag vertauscht sind und dass es dort keineswegs einen Monat 23 gibt...  :lol:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.09.2012, 16:24 Uhr
Gesetz ist Gesetz, - bei uns gibt es ja in der Hinsicht auch viel, das nicht-juristen merkwürdig erscheint, um es mal vorsichtig zu formulieren.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 20.09.2012, 08:02 Uhr
Mittwoch
Als ich heute morgen vor die Tür gehe, trifft mich fast der Schlag. Es ist kalt geworden. Gestern hatten wir ja noch über 100 erlebt, jetzt müssen wir 68 überleben. Aber es gelingt. Genau so extrem verhält sich der erste Teil unser Autofahrt gen Nordwesten. 30 Meilen Wüste und dann die Oase, gespickt mit Grün, - Bäumen, Wiesen, das Hondo Valley ist schön. Wir kurven durch das Tal und landen im Valley of Fire. Nein, das allseits bekannte VoF wäre zu weit weg, aber kurz nach Carizozo, ja das schreibt man wirklich so, kommt die Valley of Fires Recreation Area. Über 127 Quadratmeilen Lavaflow, nicht von einem Vulkan, sondern so mir nichts, dir nichts aus der Erde getreten. Ein paar Brotzeitbänke stehen rum und man könnte ein paar Trails durch die Lavamassen starten. Wir beobachten das inzwischen erstarrte Schauspiel lieber von oben.

Nachdem wir über die I-25 in Richtung Denver die US 60 erreichen, wird es wieder einsamste Wüstengegend, ein paar Orte, einer mit dem biblischen Namen Magdalena, und plötzlich tauchen sie auf. Der Horchposten liegt uns zu Füßen. Hören die was? Außerirdische mit großen Glubschaugen, viel zu dünnen Beinen und ohne sonstige sichtbare Ausbuchtungen. Nein, das Very Large Array ist ein Teil für astronomische Beobachtung. Die 27 einzelnen Radioteleskope können gebündelt und auf einer Y-Achse bedarfsgerecht angeordnet werden. So abgelegen fasziniert so ein Teil ganz besonders. Wir schauen uns die Anlage aus verschiedenen Perspektiven an und gehen auch ins Besucherzentrum. Ja, man sollte es vielleicht mal gesehen haben. Wie gesagt, beeindruckt hat es uns schon. Sieht cool aus, wie in einem Science Fiction Film.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/very_large_array_02.jpg)

Kurz vor Albuquerque steht ein nigelnagelneues HardRock Hotel und Casino. Natürlich haben wir kurz gestoppt, reingeschaut und ein Shotglas gekauft. Sammlertrieb! Übrigens, die AAA Karte, mit der man im Hard Rock 10% Ermäßigung kassiert, haben sie dankend abgelehnt.

Das Hyatt in Albuquerque hat ein schönes und großes Zimmer für uns im 15. Stock. Albuquerque Downtown ist übersichtlich und von hier oben allemal. Bei nun schon fast wieder 100 Grad machen wir uns per pedes auf in die historische Old Town. Der dreißig Minuten Fußmarsch dort hin war anstrengender als der gestrige Hike. Und es ist ganz nett hier. Ein paar schöne Fotomotive, viel Krimskrams für die Touris. Wir wandern durch und wollen mit dem Taxi zurück. Nix, aber auch gar nichts zu machen. Kein Taxi kreuzt unsere Bahn. Ich habe mir auf dem Rückweg fast den Hals verrenkt, aber es kam keines. Nun gut, dann hängen wir gleich mal Sightseeing in der Downtown dran. Wir gesagt, die ist überschaubar, ein riesiges Kongresszentrum, ein paar Hochhäuser, aber es gibt hier auch einen wunderbaren Fleck: Das Hilton Anderluz. Geht rein, die Lobby ist sensationell. Mexikanischer Stiel, gediegen, einladend. Ein Restaurant ist angeschlossen und für morgen vorgemerkt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/albuquerque_20.jpg)
(http://www.zehrer-online.de/_bilder/albuquerque_03.jpg)
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Wir Essen im Hotelrestaurant des Hyatts. Das kennen wir und unser damaliger Reisebericht sagt, dass das Futter gut war. Vorher an die schöne Bar - endlich wieder ein Heiniken aus der Flasche -, dann das Restaurant getestet: Ergebnis = ****.


... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 20.09.2012, 12:34 Uhr
Donnerstag
Der Kaffee, den wir uns unten in der Hotelhalle bei Starbucks holen, wird vom Hotel bezahlt. Kein besonders gemütliches Frühstück, keine Frage, aber wenn wir braune Brühe am Morgen haben, genügt uns das. Schließlich wartet die Natur und für ausgiebige Badeurlaubfrühstückszeiten haben wir keine Zeit.

Als wir über Santa Fé das über dem Pueblo Canyon gelegene Los Alamos erreichen, stehen wir an der gleichen Stelle, wie letztes Jahr. Mitten in einer Wohnsiedlung signalisiert Steffi, dass wir bald da sind. Die Straßen dazu kennt sie nicht. Dumme Steffi, jetzt werfe ich mein Wander-GPS an und fahre auf Sicht. Der Kreisel dreht sich unaufhörlich und dann sehe ich mich gezwungen etwas zu machen, was ich in der Regel lieber vermeide: Ich frage einen Amerikaner nach dem Trailhead. Mille Grazie, unglaublich, der kennt sich aus. Und nachdem wir bergauf und bergab und bergauf und bergab und bergauf und bergab mit dem Auto rumgeirrt sind, stehen wir nun endlich am Trailhead des Mitchell Trails. Zwei Parkplätze davor, beide frei!

Der Natural Arch Trail führt in Richtung Berge. Keine nennenswerte Steigung, ringsherum verbrannte Bäume. Der raue Fels rechts oben ist Arch-frei. Ja, das GPS-Datum stimmt keinesfalls. Aber nachdem der Trailname Erfolg verspricht, wandern wir weiter. Und dann ist er sichtbar, der Phoenix Arch. Ein wunderschönes Teil, aber er steht hoch oben am Berg. Der Trail führt nach rechts und dann gewaltig in die Höhe. Schnauf! Gemessenen Schrittes kommen wir immer höher und es verwundert mich immer wieder, welche Höhenunterschiede man in kürzester Zeit selbst bei langsamen Tritt überwindet. Unten liegen die verkohlten Bäume, die dem großen Feuer im Jahr 2000 zum Opfer gefallen sind. Der Blick auf Los Alamos ist fantastisch. Schön sind so stadtnahe Ziele schon. Man ist in der Natur, übrigens sind wir ganz alleine, und trotzdem ist die Zivilisation nur "einen Steinwurf" entfernt. 40 Minuten für knapp eine Meile, tja, bei der Steigung kein Wunder. Wir sind am Arch. Nein, kein "s" vergessen!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/phoenix_arch_09.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/phoenix_arch_01.jpg)

Der raue und dunkelbraune Felsen windet sich um die Öffnung, - 15 Fuß breit und 12 Fuß hoch. Etwas Moos unterbricht das Braun. Das zirka 5 Millionen Jahre alte Lavagestein ist rau wie Schmirgelpapier. Wir haben es beim Aufstieg an den Händen bereits zu spüren bekommen. Wir rasten, genießen den Steinbogen und die Blicke hinunter in den Randija Canyon und auf die Stadt. Es ist herrlich hier, zumal die Sonne das angenehme Ambiente unterstützt.

Nach 1,5 Stunden sind wir zurück am Auto und steuern unserem nächsten Ziel, dem Bandelier National Momument entgegen. Die Gewinn- und Verlustrechnung ist ausgeglichen, nachdem wir uns mit unserem Pass die 12 USD sparen. Hier ist leider eine Menge los, die Ruhe vom Phoenix Arch konnte nicht hierher gerettet werden. Wir gehen den Main Loop, den man leider nicht verlassen darf, aber der Park ist einzigartig und sehr interessant. Tausende von Löchern und Steinbögen, Indianerwohnungen die selbständig über Leitern zu erklimmen sind. Um ins Wohnzimmer zu kommen, muss man leider warten und manchmal habe ich Angst, dass so ausgewachsene Amerikanerinnen im Eingang stecken bleiben. Als wir nach 1,5 Meilen die Wanderung durch den Canon de Los Frijoles beendet haben sind wir uns einig, dass der Park, wenn man schon hier ist, ein lohnendes Ziel ist.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bandelier_national_monument_04.jpg)

Kurz nach dem Parkeingang stehen noch zwei sehr interessante Steinbögen praktisch direkt neben der Straße. Der Bandelier Arch spannt sich an einer Ridge und der Los Alamo Arch bildet die Krone eines alleinstehenden Felsens, der wie von Würmern durchfressen aussieht. Ein wunderbarer Abschluß des heutigen Wandertages.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bandelier_arch_02.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/los_alamos_arch_02.jpg)

Die Heimfahrt wird grauenhaft, da die Interstate 25 wegen eines Unfalles gesperrt ist. Ja Steffi, jetzt kannst Du mal zeigen, was du kannst. Meine Einschätzung des Problems ist, dass inzwischen jeder ein Navi hat und jedes Navi wohl gleich reagiert. Auf alle Fälle sind wir auf den angebotenen Nebenstraßen alles andere als zügig unterwegs. Irgendwann haben wir unsere Dusche erreicht und die tat gut.

Die Sonne strahlt immer noch auf uns herab, als wir im Freien der Maloney's Bar ein Bier trinken. Das Corona von Monika ist doppelt so groß wie mein Heineken. Unglaublich und ungerecht! Lucia wartet, denn so heißt das Restaurant im Hilton Andaluz. Das Essen war wunderbar und der gleiche Wein, halb so teuer wie gestern im Hyatt. Nur der Espresso war bäh!

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Der letzte Eintrag im Tagebuch konstatiert: Jetzt sind wir wirklich im Westen angekommen, es gibt endlich Arrowhead Wasser! Mit was man uns Touris zufriedenstellen kann, gell.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 21.09.2012, 17:15 Uhr
Freitag
Wir verlassen Albuquerque auf der Interstate 40 und fahren durch tolle Landschaften mit den von uns so geliebten roten Felsen. Die Indianer haben wieder einige neue Casinos in die Wüste gesetzt und wir wundern uns immer wieder, wie viele Autos selbst zu dieser Tageszeit davor stehen. Bei Gallup geht es Richtung Window Rock, wir kommen nach Arizona und irgendwann signalisiert Steffi ein scharf gesprochenes Abbiegekommando nach links. Dirtroad!

Wir landen mitten im Vorgarten einer Indianerfamilie. Die Damen des Hauses sitzen unter dem Baum, die Wäsche liegt im Sand und alte Schrottautos stehen rum. Die nur teilweise sichtbare Wiese ist mit Sand substituiert und in jeder "Ecke" liegt irgendwo Müll rum. Die Fenster des Hauses sind aus Pressspan, von Glas keine Spur mehr. Ich beoachte die Szenerie und halte Ausschau nach einem Hund oder sonstigen gefährlichen Gegnern. Und nachdem subjetiv betrachtet von dieser Seite keine Gefahr droht, steige ich aus. Die Damen bewegen sich nicht, sondern schicken einen halbwüchsigen Jungen in meine Richtung. Bin ich hier richtig, ich möchte zur Black Rock Natural Bridge. Yes, but you have to walk. Soweit kein Problem. Kann ich mein Auto hier abstellen? Klar, parke es neben dem Roten. Unter dem sitzen übrigens ein paar Katzen. Also: Gesagt, getan! Ich parke neben dem Roten und wir riskieren es und lassen unser Auto samt Koffer und Steffi bei unseren neuen Freunden zurück. Ein mulmiges Gefühl bleibt. Vielleicht war das der Grund, warum wir schneller als sonst die Schritte auf das rote Land setzten. Querfeldein, einen Abhang hinunter, treffen wir auf einen Trail und nach 0,88 Meilen sind wir an der Brücke. Sie ist ganz ansehnlich, läßt sich besteigen und sieht fast aus, wie wenn eine Platte quer über den Creek gelegt worden wäre. Fotostopp, keine Zigarettenpause und marsch zurück. Ich sah das Auto schon ohne Räder, ohne Koffer und Steffi war ebenfalls für immer von uns gegangen. Der Rückweg geht noch schneller, was aber auch daran lag, dass sich unsere Orientierung sortierte und wir einen direkteren Weg fanden. Geputzt haben sie es nicht, aber das Auto steht unversehrt da, die Mädels hocken weiterhin unter dem Baum und unser Abschiedsgruß und Dank wurde wortlos zur Kenntnis genommen. Wollten sie sagen, sei froh, dass du noch einen Skalp trägst. Nein, Spaß beiseite, es war doch nett, dass sie uns auf deren Grundstück parken ließen, oder?

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/black_rock_natural_bridge_05.jpg)

Das große Auge wartet. Wir passieren Chinle und ein paar Kilometer weiter geht eine Dirtroad in die Black Mountain Wash, die uns zum nächsten Ziel führen sollte. Leider endet die Straße an ein paar Indianerherbergen. Laut meinen topographischen Informationen sollte die Road die Wash kreuzen und zum Ziel führen. Tut sie aber nicht. Wir suchen eine Stelle und finden sie auch. Nur leider hat das Wasser, das hier irgendwann mal war, die Kante geschliffen, einen zwei Meter Absatz geschaffen und es hätte schon das Fahrzeug von Knight Rider sein müssen, um diese Stelle zu passieren. Also zurück zur US 191, etwas zurück Richtung Chinle und die nächste Möglichkeit geprüft. Aber auch hier war gleich Ende in einer Siedlung. Wir brechen ab und fahren nach Many Farms.

Als wir am Beginn der ungeteerten Straße stehen, versperrt ein Gatter den Weg. Ein Unglück kommt selten allein. Wir fahren zurück und finden dann doch eine offene Einfahrt auf die Ebene. Das probieren wir jetzt. Vorbei an einer Wasserstelle für die Pferde, gräbt sich unser Traverse immer weiter Richtung Bergrücken. Der Teardrop Arch sigalisiert uns die Richtung, die Dirtroad verläuft in diese und wir kommen auf 0,7 Meilen heran. Die Träne hat den Fels gesprengt und von hinten leuchtet die Sonne auf den roten Stein. Unten im Tal liegen rote, mit weißen Streifen durchdrungene Felsen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/teardrop_arch_01.jpg)

Nachdem wir das Schauspiel ausreichend genossen haben, kurven wir mit unserem Auto zurück zur Wasserstelle und biegen in eine andere Himmelsrichtung ab. Irgendwann werden die Sandverwehungen so hoch, dass wir das Auto abstellen und laufen. Es sind nur 0,6 Meilen zum Window Rock. Ein prächtiger Arch! Durch die Öffnung bläst der Wind und hat über die Jahre hinweg eine mächtige Sanddüne sozusagen als Aufstiegshilfe hinterlassen. Der Blick von oben wird durch den Aufstieg möglich. Drei Schritte vor, zwei zurück. Wir kämpfen uns am Rand durch den tiefen Sand. Das Window gehört schon zu den exklusiven Steinbögen und die riesige dunkle Sanddüne davor hat durchaus auch etwas. Wir genießen die Stille hier oben, die nur durch ein leises und monotones Pfeifen des Windes durchbrochen wird. Der Blick hinunter signalisiert, dass hier Saubären unterwegs sind. Mal hier eine Plastikflasche, mal dort eine Patronenhülse; es ist schade, wie manche mit der Natur Schindluder treiben.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/window_rock_many_farms_03.jpg)

Auf der Hinfahrt zum Window Rock hat Monika trotz der Schaukelfahrt einen weiteren Arch entdeckt. Er ist nur zwei Einschnitte weiter und natürlich wollen wir dort auch noch hin. Der Strawberry Arch, die Form war auch hier namensgebend, ist ganz nett, läßt sich jedoch leider aufgrund des Sonnenstandes jetzt nicht mehr so toll fotografieren. Macht nix, in unserer Erinnerung bleibt er ja auch erhalten.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/strawberry_arch_many_farms_03.jpg)

Best Western Canyon de Chelly, was sonst in Chinle? Und gleiches Zimmer wie letztes Jahr, so ein Zufall. Auf dem Parkplatz steht ein Jeep nach dem anderen, die Offroader sind unterwegs. Jetzt sitzen sie vor ihren Hotelzimmern und tauschen die Heldentaten des Tages aus. Gut gemacht Jungs! Wir gehen lieber etwas essen. Das "Junction" gehört zum Hotel und wird von Indianern geführt. Das ist gut, denn es ist gut organisiert, das ist schlecht, denn es gibt kein Bier. Das Essen war ätzend, aber die Alternativen im renommierten Chinle sind nicht sehr vielfältig.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mrh400 am 21.09.2012, 17:28 Uhr
Hallo,
Best Western Canyon de Chelly, was sonst in Chinle?
z.B. das Holiday Inn :wink:

das ist schlecht, denn es gibt kein Bier. Das Essen war ätzend, aber die Alternativen im renommierten Chinle sind nicht sehr vielfältig.
eben als Tip für das nächste Mal: Restaurant beim Holiday Inn - das Bier ist zwar bleifrei (aber immerhin gibt es wenigstens das) und das Essen war erstaunlich gut.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 21.09.2012, 18:19 Uhr
Vergelt's Gott!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mrh400 am 22.09.2012, 09:20 Uhr
Seng's Gott!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.09.2012, 11:24 Uhr
Da bist Du ja auch nicht mehr so frisch, wenn Du weißt, wie die bayrische Antwort heißt. Wir sind halt alte Christen, gell  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.09.2012, 11:25 Uhr
Samstag
Die Essenserfahrungen von gestern zwingen uns dazu, dass Frühstück ausfallen zu lassen. Ein Kleinigkeit im Supermarkt bringt Energie für die kommenden Touren. Als wir gestern von Many Farm ins Hotel gefahren sind, sind zwei Dinge ins Auge gefallen. Erstens, in Chinle gibt es kein einziges Schild für ein Speedlimit. Ich schätze, die hängen irgendwo als Bilderersatz über der Couch und zweitens, eine sehr verdächtige Dirtroad, die zum Big Eye führen könnte. Der Los Gigantes stünde auch noch auf dem Programm, aber den haben wir gleich mal wegpriorisiert.

Ohne Speedlimit düsen wir die 191er nach Norden und beim Milemarker 459, respektive rund eine halbe Meile danach, setzen wir den Blinker und fahren in die County Road 8083 ein. Daumen halten. Es geht gut und auf der richtigen Seite der Black Mountain Wash voran. Ja, es funktioniert! Wir parken auf einer Anhöhe und von dort aus steht schon mal ein sehr schönes Doppel-Window direkt vor unserer Nase. Die frühe Morgensonne strahlt den ziemlich vereinsamten Felsen an, der seine beiden Fenster weit geöffnet hat. Rund herum eine Sandebene und auch hier hat der Wind ein paar Dünen aufgehäuft, die dem Betrachter das Auge zum Arch führen. Der Felsen selbst hat die für diese Gegend typischen weißen Streifen, nicht sehr intensiv, jedoch gut sichtbar. Wir spazieren zum Objekt der Begierde. Sehr schön!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/window_rock_chinle_01.jpg)

Es macht keinen Sinn das Auto woanders zu parken, denn die Anhöhe hier liegt nicht ungünstig für unseren Hike zum Big Eye. Den Hügel runter, die Dirt-Road überquert und dann querfeldein zur Wash. Es geht in der Ebene dahin, ganz easy, natürlich Sand, und die Temperaturen sind sehr angenehm. Wir stehen am Graben und tasten mit dem Auge das "Ufer" ab, um einen Abstieg zu finden. Nur 50 Meter weiter verläuft eine kleine Sandrutsche hinunter. Ein Sprung muss trotzdem sein, da das gelbe stachliche Gestrüpp den Weg versperrt. Und hopp, die Landung verläuft weich im tiefen Sand. Der Aufstieg auf der anderen Seite hat noch eine kleine Problemzone. Direkt an der Kante verläuft ein Zaun. Rauf, am Pfosten festgehalten, hoffen, dass er hält und dann elegant umkurvt. Wir stehen wieder oben und der Weg zum großen Auge ist frei. Man erkennt es schon von hier. Ein riesiger Steinbogen. Je näher wir dem Big Eye kommen, umso mehr erscheint im Hintergrund der Himmel in der Öffnung. Endlich können wir den Sand verlassen und über den schön gezeichneten Felsen aufsteigen. Wir genießen den Augenblick! Das Big Eye hat den Zusatz "The" absolut verdient.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/the_big_eye_many_farms_02.jpg)

Auf dem Weg zurück versuchen wir den imposanten Arch noch von der Rückseite zu sehen und umkurven einige Einschnitt; leider ohne Erfolg. Nach eineinviertel Stunden sind wir wieder am Auto und machen uns mit der nicht ganz neuen Erkenntnis auf den Weg in die Canyonlands, dass die Steinbögen rund um Chinle und Many Farms einfach nur fantastisch sind.

Wir sehen uns die roten Felsen vom Auto aus an. Durch die getönten Scheiben wirkt es noch besser, das Rot, und es hat was, das Auto-Sightseeing. Dort, wo die 191 und die 160 zusammenlaufen, schlug der Wind gnadenlos zu und verwandelt die geteerte Straße zu einer Offroadpiste. Bald sind wir in Utah: Bluff, übrigens gibt es hier ein paar nette Inns, Blanding, - das "Old Tymer" heißt jetzt "Fatboy 2", wie modern. Und als wir uns auf der 191er Moab nähern und ins Spanish Valley einfahren, gibt es inzwischen einen kleinen Wettbewerb, wer den Tukuhnikivats Arch links oben als erster erkennt. Es ist fast wie nach Hause kommen. Allerdings ist heute Samstag und nachdem Moab inzwischen immer voll ist, gibt es meist am am Wochenende noch die Steigerung dazu. Nach 207 Meilen kommen wir am Best Western Canyonlands an. Ein neues Feature wird gleich sichtbar. Oberhalb des überdachten Eingangs haben sie eine Terrasse gebaut, auf der man frühstücken oder relaxen kann. Gute Idee!

Wie ein Anfänger bin ich mit neuen Bergschuhen in die USA gereist. Die alten liegen seit dem letzten Jahr im Parkhaus in Las Vegas am Charleston Boulevard (Premium Outlet, das kennt wohl jede Frau), dritter Stock, Abfalleimer rechts vor dem Lift. Die Hikes im Osten haben zu Tage gefördert, dass mir die Schuhe nicht gut passen, was Blasenbildung zur Folge hatte. Nachdem die Hikes ab da nicht mehr so gigantisch waren, war ich mit Turnschuhen unterwegs. Spätestens jetzt ist es aber an der Zeit, meine Füße neu einzukleiden. Die neuen Treter waren und sind fantastisch, bequem wie ein Turnschuh, fest wie ein Bergschuh - ja, so soll, nein, so muss es sein.

Skurillität ist die Bezeichnung für eine auffallend unkonventionelle oder seltsame Idee, Situation, Sache oder Verhaltensweise. Skurril war sie, die Situtation. Wir sitzen an unserer geliebten Bar im ZAX, trinken in aller Ruhe ein Radler und ein Bier, entspannen, beobachten die Szenerie und praktisch Tür an Tür läuft die Waschmaschine und der Trockner. Es sind nur 10 Schritte, um zu prüfen, ob die Wäsche schon fertig ist. Als sie es war, macht Monika eine Trinkpause, bringt die fertige Wäsche rüber ins Hotel und kommt wieder zurück. Wir finden das irgendwie cool und nachdem ich mit dem Waschen nichts zu tun habe, finde ich es noch cooler ;-). Das Essen war in Ordnung.

Auf dem Heimweg mit Ehrenrunde bemerken wir, dass Moab Gott sei Dank nicht so voll ist, wie befürchtet. Auch die Lokale sind nicht überbesetzt; für einen Samstagabend schon erstaunlich.

Sonntag
Es gibt nicht mehr viele Lokationen rund um Moab, die wir nicht erwandert und gesehen haben. Die Konsequenz ist eine aufwändigere Fahrerei. Und so vergehen 80 Meilen, bis wir an der 24er in Richtung Hanksville vor einem Gatter stehen, das uns den Weg in den Ernie Canyon verwehrt. Aber es ist zu öffnen und der Autotrail 923 ist frei. Die Dirtroad ist anfangs gut, windet sich jedoch nach einiger Zeit runter in eine Wash. Spätestens hier wird es ein bisschen kniffelig, aber mit Ruhe und Geduld schafft selbst unser Chevy ein paar verzwickte Stellen. Die letzte Meile in den Canyon hinein wird der Untergrund sehr sandig und weich. Der feine Kies knirrscht unter den Rädern. Nun ist's gut, wir stellen uns an den Rand neben die Felsenwand und wandern los.

Nach gut einer halben Meile haben wir den rot leuchtenden Ernie Canyon erreicht. Die Felsenwände türmen sich vor uns auf. Es geht nach links, wir verlassen den Canyon und steigen auf. Gleich am Einstieg ist die Ernie Bridge. Eine netter kleiner Steinbogen, der uns auf dem Rückweg noch gute Dienste erweisen wird.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/ernie_bridge_03.jpg)

In Serpentine überwinden wir den ersten Anstieg des San Rafael Reefs. Die Hitze des Tages macht sich breit und erleichtert den Aufstieg nicht unbedingt. Die erste Stufe ist geschafft und wir orientieren uns. Der tiefe Einschnitt des Canyon liegt rechts und das GPS zeigt, dass wir ziemlich am Rand entlang gehen müssen. Ein weißes Band läßt zumindest von weitem vermuten, dass es hier weiter gehen könnte. Dort steigen wir auf. An der linken Felsenwand klebt der Ute Arch. Die Blicke rechts runter lasse ich mal bleiben, da wird mir schlecht ;-).

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/ute_arch_01.jpg)

Die zweite Stufe endet vor einem Dryfall und ein weiterer, durchaus ansehnlicher Steinbogen kommt in Sicht. So denken wir zumindest und natürlich müssen wir da hin, auch wenn es ein wenig abseits unserer Route liegt. Das werden wir bereuen, denn zum einen entpuppt sich der Arch als Fake, denn nur die Perspektive von der wir angehen suggeriert einen Steinbogen. Dort angekommen stellt sich raus, dass es nur ein Einschnitt zwischen zwei Felsen ist. Nun gut, Pech gehabt. Die weitaus schlimmere Konsequenz ist, dass wir zu weit nach links kommen. Als wir es merken ist es zu spät und wir befinden uns in einem Seitental, aus dem es trotz mehrerer Versuchen keinen Ausstieg gibt. Also, alles wieder zurück und erneut Anlauf genommen.

Nach knapp zweieinhalb Stunden stehen wir endlich unter der Hurst Bridge, die ziemlich versteckt in einem Box Canyon thront. Sie wird deshalb auch Shadow Box Bridge genannt. Schön ist es hier. Wunderbare Felsformationen, Hoodoos, Löcher und Grotten in den verschiedensten Farben. Also alles, was das Hikerherz zu begehrt. Wie in einem Wohnzimmer sitzt man im kleinen Canyon, die Decke bildet die Brücke. Und die spendet Schatten, was wir bei den inzwischen 38 Grad Celsius gut gebrauchen können. Das Wasser fließt in Strömen aus dem Körper und in die Speiseröhre. Leider ist auch das Nass inzwischen etwas warum und es bedarf irgendwann der Überwindung, dass man die Brühe dem Magen zuführt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/hurst_bridge_02.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/hurst_bridge_01.jpg)

Den Rückweg zur Ernie Bridge schaffen wir in einer Stunde. Man sieht, es hat Vorteile, wenn man keine Umwege geht. Wir steigen in die fast höhlenartige Brücke hinunter und pflanzen uns in den kleinen Alkoven. Gut sehen wir nicht mehr aus. Verschwitzt und ziemlich fertig mit der Welt. Pause, wie angenehm! Es dauert dann doch noch eine weitere halbe Stunde, bis wir das Auto erreichen. Es gibt auf den letzten Metern durch den weichen Kies keine Gespräche mehr. Statisch nach vorwärts und ein innerer Dank, als das Auto nebst Kühlbox in Sicht kommt. Insgesamt waren wir für 6 Meilen 4,5 Stunden unterwegs. Harte Stunden, aber eine lohnende Wanderung in einer einzigartigen Landschaft und ein fantastisches Ziel.
Das Abendessen im Mexikaner in Moab war gut, vor allem mal etwas anderes. Die Flasche Wein ist jedoch 5 USD teuerer als im letzten Jahr.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.09.2012, 15:02 Uhr
Montag
Das Frühstück auf der Terrasse ist herrlich. Wärmende Sonnenstrahlen, keine Hektik und ringsum die roten Berge. Einfach nur wunderbar und ein weiterer Hikertag liegt vor uns.

Die Nationalparks nördlich und südlich von Moab sind wunderschön. Das hat sich leider ja massiv rumgesprochen, so dass es inzwischen ein schier unmögliches Unterfangen ist, insbesondere im Arches Nationalpark alleine zu wandern. Gleichwohl ist die Einsamkeit oft nicht weit von den Epizentren entfernt. Man muss sich nur ein bisschen Mühe geben und die Ziele mit Bedacht auswählen. Wir sind jetzt auf dem Weg in die Einsamkeit, aber zuerst muss der Eingang und die Parkroad geschafft werden. Kurz nach dem Sanddune, just auf der Höhe des Broken Arch, muss fast ein U-Turn her, um die Dirtroad runter ins Salt Valley zu erwischen. Wir folgen den Schildern zu den Klondike Bluffs. Die ansonsten gepflegte Straße, na ja, manchmal ist es schon eine arge Rüttelpiste, die ein Grading vertragen könnte, führt mehr als 8 Meilen zum Trailhead der Tower Arch Wanderung.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/tower_arch_03.jpg)

Der Weg ist gut gekennzeichnet, da waren mal wieder die Cairn-Künstler am Werk, und geht gleich mal steil nach oben über die erste Ridge. Es folgt eine moderate Abwärtswanderung, vorbei an den Marching Men, hinunter in die Ebene. Wir steuern einen Bergrücken an, der von angeblasenem Sand eingerahmt wird. Hinauf über eine Sanddüne und auf der Rückseite zum Tower Arch. Der riesige Steinbogen hat seinen Namen von einem dahinter stehenden Hoodoo-Giganten. Ein paar Absätze nach oben und man sitzt in der Stille. Der Arch kann durchschritten werden und erst hinten wird seine namensgebende Steinsäule, rot mit weißem Kopf, im Norden sichtbar. Weder am Trail, noch am Arch irgendwelche Menschen, nur wir und die Natur. Schön! Wir genießen die Landschaft und sind fasziniert von der Wanderung, die zudem durch die tollen Ausblicke auf die Weite und die roten Felsen sehr abwechslungsreich ist. Nach knapp zwei Stunden sind wir zurück und treffen nun doch auf etwas Zivilisation. Ein Parkranger reinigt die Toiletten. Wieso fällt mir jetzt die Serie auf Discovery Channel "Dirty Jobs" ein?

Wir rappeln uns zurück zur Park Road und halten kurz am Skyline Arch. Nur ein paar Meter weg von der Straße und ein kleiner Fotostopp, das war's, denn unsere nächste Wanderung wartet. Eine Senation ist, wenn man den Arch kurz nach der Straße ohne Menschen fotografieren kann.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/skyline_arch_01.jpg)

1994 waren wir zuletzt am Broken Arch und der Plan soll heuer wieder in die Tat umgesetzt werden. Über die Prärie erreichen wir bereits nach 0,3 Meilen den Steinbogen. Der rote Felsen wird nach oben weiß. Wie ein Bulle steht das Gestein in der Landschaft und doch hatte es eine Schwachstelle, die Wind und Wetter nutzten, um den Broken Arch zu formen. Oben auf seiner Biegung hat der Steinbogen einen kleinen Crack. Ob das der Grund für den Namen war, wir wissen es nicht und wichtig ist es ja auch nicht. Auf alle Fälle ist auch hier kein Publikumsverkehr. Viele Besucher wollen einfach nur das sehen, was von den Viewpoints aus möglich ist. Wandern, nein, um Gottes Willen, was soll das denn?

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/broken_arch_07.jpg)

Als wir genug Fotos im Kasten haben, fällt ein Schild auf, der den oder einen Trail anzeigt, der in die diametral andere Richtung führt. Durch den Broken Arch hindurch und dann hinaus. Aber wohin? Neugierig wie wir sind, und Zeit haben wir auch noch, folgen wir dem Weg. Und urplötzlich sehen wir weitere 0,4 Meilen später rechts einen gewaltigen Arch. Die Lösung läßt nicht lange auf sich warten: Ein Schild "Tapestry Arch" prangt am Trail. Nichts wie hin. Zwei einsame Menschen scheinen bereits unter dem Steinbogen zu sitzen und als sie uns bemerken, nehmen sie Fahrt auf. Machen wir in der Regel auch so, also danke und nichts für ungut! Das Mädl ist mit Flip-Flop unterwegs und es ist schon erstaunlich, welche Steigungen bzw. welches Gefälle sich mit solchen Schuhen bewältigen lassen. Die Tapete hängt hinter dem Arch in Form des Gesteins. Einen himmlischen Hintergrund haben wir erst, als wir unter dem großen Steinbogen sitzen und angetan in die Landschaft blicken. Wolken nehmen das Licht, sind aber bald wieder verschwunden.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/tapestry_arch_05.jpg)

Wir gehen zurück zum Trail und folgen ihm weiter. Ein Campground kommt in Sicht. Die Wohnmobile und Zelte sind verlassen, das Klientel ist in der Natur. Follow Trail from Campsite 51. Wer bei dieser Nummer an Verschwörungstheorien denkt, der liegt falsch. Aber ein bisschen haben wir schon nach diesem Stellplatz gesucht. Der Weg führt weiter durch die Finnen des Arches Nationalparks. Aus diesen Steinfinnen bilden sich die Arches und wenn es so weiter geht, dann wird es an der ein oder anderen Stelle Geburten geben. Jedoch ist am Wall Arch auszumachen, dass auch Steinbögen das Zeitliche segnen können.

Als wir wieder auf der Prärie sind und uns Richtung Parkplatz bewegen, biegen wir noch schnell nach links in einen Canyon ein. Der führt zum Sand Dune Arch. Umgeben von Felswänden und geflutet von Sand steht er jetzt am Nachmittag in der prallen Sonne. Der Bogen sieht oben aus, wie wenn sich zwei Nacktschnecken einen Kuss geben. Leuchtende Bilder prägen sich uns ein. 1994 sind unsere Kinder noch von den Sanddünen gesprungen. Das war damals die Hauptattraktion, nicht der Arch. Dass es 18 Jahre später genau anders herum ist, zeigt, dass auch wir uns weiterentwickeln. Fast zwei Stunden waren wir wieder unterwegs. Es waren unerwartete Ziele, die wir gefunden haben. Man soll also nie aufhören neugierig zu sein.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/sand_dune_arch_02.jpg)

Das Wetter hat inzwischen eine mystische Dimension erreicht. Sonnenstrahlen und dunkle Wolken überdecken die Moab-Area. Und so beschließen wir noch den Viewpoint zum Delicate Arch zu besuchen. Leider liegt inzwischen alles im Schatten und für einen vernünftigen Blick auf einen der schönsten Steinbögen der Welt braucht man von hier aus nicht nur einen guten Optiker. Bevor wir jedoch den Park verlassen, parken wir noch am Straßenrand mit Blick auf die Windows Section. Wie Fatali warten wir auf gutes Licht. Nur der hat 3 Wochen Zeit und ich habe Hunger!

Ja, holt Euch auch die Kundenkarte vom City Market. Die Tanke dort ist eh die billigste im Ort und dann gibt es noch 3 Cent pro Gallone Nachlass. Im Markt bekommen wir 10 % Ermäßigung und dieser Markt ist inzwischen sowas von gut sortiert, dass einem nichts abgeht. Als wir um 17 Uhr im Hotel sind, hat es immer noch 95 Grad. Die Dusche ruft!

Wir sitzen im ZAX an der Bar und besprechen die heutigen Erlebnisse bei einem Bier. Und das Essen gibt es im Cassano's, einem Utah-Italiener. Die Nudeln waren in Sahnesoße ertränkt und schrien um Hilfe. Wobei insgesamt schon festzustellen ist, dass inzwischen viele amerikanischen Köche Nudeln kochen können, - und zwar al dente. Unser Abendspaziergang führt uns bei Kim und Dave vorbei. Viele schöne Erlebnisse verbinden wir mit dem ehemaligen Dreamkeeper Inn. Aber das ist leider Vergangenheit.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 22.09.2012, 15:11 Uhr
Bei euch lohnt sich das "neugierig sein" aber wirklich!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 22.09.2012, 15:23 Uhr
Das lohnt sich immer  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 23.09.2012, 16:43 Uhr
Dienstag
Heute Nacht pfiff der Wind mächtig durch das Spanish Valley und auch am Morgen weht es noch heftig. An Frühstück auf der Terrasse ist leider nicht zu denken.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/jewel_tibbets_arch_03.jpg)

Als wir mitten in den Canyons auf der 313 West unsere Dirt Road suchen, hat sich das Wetter nicht nur beruhigt, es ist wunderschön geworden. Ein paar wirklich kleine Absätze und Sand, daher nicht PKW-geeignet, aber auch nicht besonders herausfordernd. Wir stehen mitten in der Bartlett Flat am Trailhead zum Jewel Tibbetts Arch. Der Weg ist gut gekennzeichnet und gepflegt. Dank Wegweiser und liebevoll gestapelter Cairns kann man sich nicht verlaufen. Wir wandern durch kleinere Senken, immer wieder hoch und runter, aber problemlos. Sand und Vegetation wechseln sich ab. Die Hitze hat das Plateau noch nicht erreicht, es ist angenehm. Nur noch ein leichtes Lüftchen weht uns entgegen oder treibt uns an. Unspektakulär geht es voran. Aber das ändert sich schlagartig, als wir nach rund 20 Minuten die Kante des Hell Roaring Canyons erreichen. Gähnende Tiefe, die Hölle brüllt atemraubend. Der Jewel Tibbetts Arch steht mitten im Canyon als Durchbruch einer Finne, die sich vom Süden her in den Canyon zieht. Das Motiv ist nicht so faszinierend wie der Canyon selbst, denn durch den Arch sieht man nur die andere, gleichfarbige Canyonwand. Es gibt Bilder im Netz mit Himmel im Hintergrund, aber mir wird auf den ersten Blick auf die topographischen Karten nicht klar, wie und wo man in den Canyon absteigen könnte. Vermutlich geht es über die 4WD-Strecke durch den Mineral Canyon am Green River entlang. Der Hell Roaring Canyon, ich finde den Namen schon so toll, beginnt bzw. endet hier und ein mächtiger Dryfall markiert diesen Beginn oder das Ende. Wir wagen uns an die Kante, eigentlich nur Monika, aber wohl ist mir nicht dabei. Nach 1,82 Meilen endet unser Roundtrip und unsere tollen Wandertage in Moab.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_hellroaring_cyn.jpg)

Ein kleine gedankliche Zeitreise bringt uns auf die Interstate 15 in Richtung Las Vegas. Das Speedlimit schraubt sich auf 80, in Worten achtzig, Meilen pro Stunde. So geht, respektive ginge es zügig voran. Nur die Amis erreichen diese Endgeschwindigkeit nicht. Feiglinge oder sagen wir mal ein sehr vorsichtiger Menschenschlag, besonders die Männer! Nach 360 Meilen erreichen wir St. George und unser Best Western.

Oil Change, ein unmögliches Lichtsignal, das sich seit Tagen im Auto breit macht und ich immer wieder wegdrücke. Ich frage nach Werkstätten in der Nähe und lasse einen Ölwechsel machen (74 USD, das war die Premium-Version, aber es muss ja noch einige tausend Meilen halten, gell). Das Geld habe ich von Hertz immer noch nicht, aber das ist eine andere Geschichte und so wie es momentan aussieht, wird es vermutlich zu einer Never Ending Story.

Ein kleines Abenteuer steht uns leider noch bevor. Das BW steht westlich der Interstate und die einigermaßen akzeptablen Lokale stehen im Osten davon. Es sind nur eineinhalb Meilen und wir haben keinen Bock, mit dem Auto zu fahren. Also losgegangen, an die Interstate gekommen und natürlich weder Fußweg noch Unterführung in Sicht. Frage an den jungen Mann, der da Reifen in seinen Pickup lädt. Ja ich weiß es auch nicht genau, aber ich fahre euch hin. Sehr nett, aber danke (ich will doch nicht hier 30 Minuten warten, bist du fertig bist). Also ungefähr 300 Meter weiter wäre eine Unterführung gewesen, die haben wir auf dem Rückweg erfragt und benutzt. Jetzt spazieren wir mit den Flip-Flops im Gänsemarsch über die Autobahn. Blöd, zumal überall Glasscherben liegen und obwohl die Amerikaner ja übervorsichtige Autofahrer sind. Aber die meisten können es halt nicht. Sorry für das pauschale und vermutlich ungerechte Urteil.

Das Essen im Outback war schon ok, das Bier allemal. Wir sitzen an der Bar und leider will mir ein Amerikaner immer wieder erklären, dass sich Deutschland mit den Starken verbünden soll und nicht in der EU. Danke, ich will jetzt in Ruhe essen. Bemerkenswert ist es trotzdem, denn normalerweise endet amerikanische Argumentation an den Landesgrenzen bzw. in Kriegsgebieten. Jetzt ist aber Schluß!

Die wahnsinnige Vorfreude auf den morgigen Tag überlagert die Bedenken, ob wir mental in der Lage sind, es zu schaffen!

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.09.2012, 11:37 Uhr
Mittwoch
Einer der schönsten und abwechslungsreichsten Tage auf unserer Kontinentalreise soll heute stattfinden. Wir haben ihn "OliH" aus dem Forum Discover America sowie unseren lieben Freunden Tina und Stefan und L@la zu verdanken.

Um 7 Uhr verlassen wir St. George bei zapfigen 60 Grad und fahren nach Hurricane. Die gleichnamigen Cliffs bauen sich am Rande der Stadt wie eine undurchdringliche Wand auf. Und doch hat der Mensch auch hier den Durchbruch geschafft. Vorbei an der Smithonian Butte, die zu den Vermilion Cliffs gehört, geht es durch die Big Plain in das wunderschöne Apple Valley. Eine herrliche Bergkulisse erwartet uns bei Colorado City und Hildale. Und hier in diesem Mormonendorf stechen wir über den Short Creek in den Water Canyon ein. Tiefe Furchen in der Dirtroad machen keine großen Probleme. Es ist alles trocken und mit etwas Vorsicht erreichen wir sicher den Trailhead.

Die Felsen ragen steil nach oben. Die ersten Sonnenstrahlen haben sich bereits auf der westlichen Wand festgesetzt und bringen die im Schatten liegende Ostflanke zum glühen. Die Ruhe und Abgeschiedenheit, die zu dieser Tageszeit noch herrscht, wird nur durch das Plätschern des Wassers unterbrochen, das stetig aus dem Water Canyon seinen Weg nach Süden sucht. Die Blicke schweifen bereits hier unruhig umher und die Aufrüstung der Hikerutensilien dauert entsprechend länger. Das Eye of Heaven ist schon zu erkennen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/eye_of_heaven_02.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/water_canyon_22.jpg)

Sehr sandig beginnt der Weg am Creek entlang und die Hoffnung, dass der Anlauf zur Bergtour gemächlich erfolgt, verfliegt schon bald. Hoch und runter. Teilweise steiles Terrain und der tiefe Sand sorgen bereits zu Beginn für ein paar extra Diastolen und Systolen des vor Freude bumpernden Zentralorgans. Der erste Fotostopp läßt nicht lange auf sich warten. Das Auge des Himmels klebt an der Ostwand und nur ein paar Meter lassen eine Perspektive zu, von der man durch ein Tor auf den strahlend blauen Kosmos blicken kann. Das südwest-geübte Hikerauge erkennt schon nach wenigen Metern, dass diese Gegend hier ein Traum ist.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/water_canyon_20.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/water_canyon_21.jpg)

Nach einer Meile verengt sich der Canyon und subway-ähnlich hat sich der Bach durch die Felsen gefressen. Im Hintergrund spitzen die roten Butten und bringen ein wenig Licht in den noch dunklen und dadurch etwas mystisch wirkenden Canyon. Der Blick zurück zu den Feuerbergen, die Kontraste und die Tiefe der Formen entschädigen für das frühe Aufstehen. Aber ab hier wird es ernst, denn wenn sich das Auge gen Westen wendet, baut sich eine fast senkrechte Wand unmittelbar vor einem auf. Und dort muss man hinauf. Von hier unten ist das kaum vorstellbar. Nur Mut!

Wir hieven unsere Körper über einen Absatz auf den hier zirka 30 bis 50 cm breiten Trail. Es geht nach oben und der Boden verliert sich. Ich zwinge mich objektiv zu bleiben, denn auf diesem Band könnte man problemlos auf einem Bein hüpfen. Subjektiv geht das aber nur in der Ebene. Aber so obsiegt die Objektivität und der stetig an die Wand gerichtete Blick meine Höhenangst. Es ist wirklich entgegen aller Befürchtungen nicht so schlimm und so kommen wir Schritt für Schritt nach oben. Die Stellen, die ausgesetzt sind, sind wenige. Meistens hat die Natur mit Sträuchern dafür gesorgt, dass man sich trotz allem Gefälle sehr sicher fühlt. Nach knapp 0,5 Meilen sind wir oben und erblicken die Wave und die White Pocket komprimiert. Rechts gegenüber Butten, Hoodoos und Felsstrukturen in leuchtendem Orange, nur unterbrochen durch weiße Streifen. Etwas weiter links blitzen die schneeweißen Hügel der White Domes. Der hier wie aufgestellt wirkende Brotzeitfelsen bietet die Bequemlichkeit, die der nicht unanstrengende Aufstieg bisher vermissen ließ. Man könnte hier Stunden verweilen, aber wir wollen zumindest ein Hightlight auch aus der Nähe betrachten. Also weiter!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/water_canyon_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/water_canyon_14.jpg)

Gemächlich geht es jetzt wieder hinunter in den Water Canyon. Hier wird erneut deutlich, was Wasser mit hartem Felsen alles anrichten kann. Ausgeschabte Gumpen, die teilweise noch mit Wasser gefüllt sind, vertiefen unvermittelt die Landschaft. Dort, wo der Wind den Stein vom Sand befreit hat, leuchtet der Fels. Oben der Canaan Mountain, der nun querfeldein - der Trail hat sich inzwischen im Nichts aufgelöst - zu erklimmen ist. Angenehmer Untergrund, denn nun verliert sich auch der Sand. Allerdings geht es auch wieder steil nach oben. Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug kommen wir den White Domes näher. Unter das Orange mischt sich nun zeitweise auch gelbes Gestein. Links und rechts stehen die Butten und sind Zeitzeugen für zwei verschwitzte, einsame Wanderer, die aus dem Staunen nicht mehr herauskommen.

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Der Fels wandelt sich relativ abrupt von farbig in weiß. Hügel markieren den Peak, die White Domes blenden und wären so ein guter Werbeträger für Waschmittel. Eine weiße Wave die sich nach oben zu den Hügeln formt, ja, so könnte man es beschreiben. Nach Norden geblickt, wuchten sich die gewaltigen Massive des Zion Nationalparks in die Luft. Nach Süden die rot-weiße Landschaft, die zumindest aus der Ferne den Coyote Buttes und der White Pocket in nichts nachsteht. Was für ein Ziel, was für eine Wanderung - atemberaubend! Das hier oben ist das Schönste, was wir seit langem gesehen haben. Die gut zwei Stunden Aufstieg haben sich für diese Kulisse wahrlich gelohnt. Die Motive sind einzigartig und bereits jetzt wird klar, dass wir wiederkommen und hier oben das Gebiet weiter erkunden.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_domes_10.jpg)

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(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_domes_18.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_domes_07.jpg)

Nach insgesamt fünf Stunden sind wir wieder zurück am Auto. Inzwischen begegneten uns immer wieder hiesige Wanderer, deren Weg meist unten im Canyon endete. Die Mormonen-Kinder tun mir leid. Mit langen Hosen und Hemden, teilweise noch mit Jacken, quälen sie sich freudestrahlend nach oben. Tja, - uns wird diese fantastische Wanderung noch lange in den Köpfen bleiben. Aber nun: Viva Las Vegas!

Dank einer neuen Zeitzone, wir schreiben Pacific Time, haben wir eine weitere Stunde gewonnen und treffen kurz vor 16 Uhr im Disneyland für Erwachsene ein. Der Check-in verläuft bei uns immer gleich. Monika bewegt sich motiviert zur Rezeption, ich drücke den Autoschlüssel und die Koffer dem Bellman in die Hand und mache Zigarettenpause. Normalerweise komme ich "just in time" und wir fahren gemeinsam hoch ins Zimmer. Aber: Schlangen im Aria! Nein, nicht die Tierchen. Monika ist kaum zu sehen, denn sie steht am Ende einer zirka 100 Meter langen Check-in-Reihe. Was ist denn hier los? Die Technik ist der Segen der Menschheit, aber nur wenn sie funktioniert und das tut sie nicht. Computer-Total-Ausfall! Hotelangestellte verteilen schon mal Wasser an die nicht sehr glücklich wirkenden Menschenmassen. Eine geschlagene Stunde hat es dann gedauert, bis wir die manuellen Arbeitsprozesse überwunden und unseren Zimmerschlüssel in Händen haben. Zeit, um uns telefonisch mit Tina und Stefan an der View Bar zu verabreden. Um kurz vor 18 Uhr saßen wir dann endlich gemeinsam und gemütlich an der Bar und feierten das Wiedersehen. Nicht nur, dass wir uns viel zu erzählen hatten. Nein, irgendwann kam auch der Hunger. Im Spago haben wir wunderbar gegessen und natürlich eine Flasche Wein genossen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/las_vegas_city_center_02.jpg)

Der Absacker an der Bar brachte zu später Stunde noch ein Highlight. Relativ relaxed, ja fast gleichgültig spaziert ein virtueller Freund nun physisch und unverwechselbar in die Bills Gambling Hall. Servus Volker! Ein schöner Abend endet am nächsten Tag. Selig träumen wir nun vom Water Canyon und Las Vegas und da wir von unserem Zimmer aus einen fantastischen Blick auf Las Vegas haben, lassen wir die Vorhänge offen. Nun funktioniert die Aria-Technik leider: Rauschend und automatisch schließen sich die Gardinen zum Sonnenaufgang. Der ist uns jetzt aber sowas von egal - bitte wenden!

Übrigens, - heute war Bergfest nicht nur im Water Canyon. Auch wir haben nun Halbzeit unserer Reise!

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 24.09.2012, 12:05 Uhr
Tolle Bilder, tolle Location - der Water Canyon! Danke schön!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.09.2012, 15:41 Uhr
bitte!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 24.09.2012, 16:05 Uhr
was soll man zu dieser tollen Tour noch sagen? Neid!  :lol: :lol: :lol:
kommt umgehend auf meine todo Liste.
Ich glaube irgendwann mach ich mal ein komplettes Sabbatical. In 85 Tagen schaff ich die nämlich nicht mehr....
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 25.09.2012, 07:33 Uhr
Sei nicht neidisch, Paula. Denn wenn man sowas machen kann, ist man i.d.R. alt und des is a ned so schee
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.09.2012, 12:50 Uhr
Der Anfang ist gemacht, der erste Hike ist online: Difficult Run Trail [Great Falls of the Potomac River]
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Saguaro am 27.09.2012, 16:12 Uhr
Denn wenn man sowas machen kann, ist man i.d.R. alt und des is a ned so schee

Ja, das Leben ist einfach ungerecht! Wenn man jung ist, dann hat man kaum Geld und Zeit. Wenn man Rentner ist, dann hat man zwar Zeit, aber jede Menge Zipperlein.

LG,

Ilona

Übrigens Fritz: Als ich im März im Circle D war, kam Robert, der Manager, gelaufen und wollte mir einen Schnellhefter mit Ausdrucken deiner Hikes überreichen. Irgendjemand hat es dort liegen lassen. Ich bedankte mich bei ihm und zeigte ihm unseren Ordner :D. Ich möchte mich auf diesem Wege mal ganz herzlich bei dir bedanken :kuss:, denn deine Beschreibungen sind ein fester Bestandteil unserer USA-Reisen geworden.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.09.2012, 19:23 Uhr
So soll es sein bzw., was das Leben betrifft, ist es leider so  :roll:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.10.2012, 15:51 Uhr
Gebt mir noch ein paar Tage, um die Beschreibung der Wanderungen nachzuziehen, dann geht es weiter
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 13.10.2012, 10:37 Uhr
Donnerstag
Urlaub vom Urlaub - ausschlafen! Das war auch nötig, nach dem in vielerlei Hinsicht anstrengenden und langen Tag gestern. Man hätte meinen können, dass sich Träume erneut im Kopf abspielen, um die vielen Erlebnisse zu verarbeiten. War aber nicht so, - Körper und Geist waren offensichtlich so platt, dass sie selbst zum Träumen nicht mehr fähig waren.

Die Wanderschuhe stinken im Auto vermutlich vor sich hin. Der arme Valet-Parker könnte einen Krankenhausbesuch hinter sich haben. Nein, Spaß beiseite, aber es ist schön, nun mit kurzer Hose, Flip-Flop und iPAD bewaffnet zum Pool zu wandern. Entspannung! Langweilig! Shopping! Wunderbar!

Das Abendessen in geselliger Runde findet im Outback Steakhouse statt. Die Bude ist brechend voll, aber wir bekommen ein nettes Plätzchen. Sechs fitte Menschen sitzen nun hungrig um eine Blooming Onion; es sieht fast wie Meditation aus. Lustige Meditation halt. Das Essen war ausreichend und gut. Und im Flamingo an einer Bar mit toller Musik geht die Meditation in seine abschließende Runde. Ein Lied noch am Brunnen des Bellagios, das muss sein.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_stefan_volker.jpg)
Copyright Stefan Wernthaler

Freitag
Das Outlet am Charleston Boulevard kennt inzwischen jeder. Und nachdem wir den Pool satt hatten, sind wir ins Auto gestiegen. Coach hat keine schönen Taschen mehr, vermutlich hat man sich satt gesehen, respektive gekauft. Aber bei der Dimension des Centers muss doch was dabei sein, was man braucht. Frau allemal und so wechselt natürlich ein Etwas den Besitzer. Gut, dass wir drei Monate unterwegs sind und dadurch der Platz im Koffer und in der leer mitgebrachten Sporttasche begrenzt, respektive kaum vorhanden ist.

Die Arretierung des Geistes erfolgt wieder auf die Natur. Wir sitzen auf dem, nein, wir sitzen im Zimmer und genießen die Bilder der Wanderung von vorgestern. Ja, auch das Valley of Fire wäre so nah und doch haben wir immer wieder Probleme, in Las Vegas zum Wandern zu fahren. Einige Ziele schlummern seit Jahren im Planungsordner. Vermutlich denken wir, dass wir etwas versäumen könnten. Egal, heute Abend gibt es gutes Futter!

Wir treffen unsere Freunde Tina und Stefan an einer Bar im Palms. Vorspeise sozusagen! Und dann geht der Lift in den Himmel zu einem der schönsten und besten Restaurants in Las Vegas, Alize on the Top. Top und grandios ist nicht nur der Ausblick auf die nun leuchtende Spielerstadt. Top und absolut empfehlenswert ist auch das Essen. Ein Genuß, den wir ausgiebig genießen!


(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_alize.jpg)
Copyright Stefan Wernthaler

Als wir auf "einen" Absacker zurück mit dem Taxi fahren, dröhnt von allen Seiten ein lautes "iiiiih deeeee seeeee" - EDC. Das jährliche Rave Event findet diese Tage statt und jeder meint mit einem entsprechenden Schrei dokumentieren zu müssen, dass er auch dabei ist. Irgendwann nervt es. Die Mädels knapp bekleidet und die Jungs, na ja, die haben ihre Freude daran.

Ein herrlicher Abend und ein immer wieder schöner Besuch von Las Vegas geht seinem Ende zu; bereits morgen werden wir unsere erste Kontinentalquerung abschließen. Auf zum zweiten Teil unserer Reise: Der Pazifik und die schönste Stadt der Welt warten.

Samstag
Als wir auf der Interstate 15 auf einen neuen Hitzerekord in Baker warten, bleibt dieser aus. Nur 91 Grad! Das könnte man für dieses kleine Nest am Rande des Death Valleys als Wintereinbruch bezeichnen. Von vorne bis hinten reihen sich die Tankstellen mitten im Wüstensand. Es ist wie Aktienhandel, wo bekommt man den höchsten bzw. in diesem Fall den niedrigsten Kurs. Die Gallone Regular kostet von 4.21 bis 4.69 USD. Und wir erwischen natürlich nicht die günstigste Tanke. Der Vergleich mit Börsengeschäften hinkt also keinesfalls. Ist ja auch egal. In Barstow wäre das Benzin sowieso wieder um etliche Cent billiger gewesen, aber hier gilt nur eines, nämlich abbiegen, um der Westküste näher zu kommen.

An der Kramer Junction jedes Jahr das gleiche Bild. Stau, Hektik, Verkehr, - es wird allerhöchste Eisenbahn, dass die CA 58 ausgebaut wird. Eine der wenigen Routen, um die Sierra Nevada zu überwinden, ist teilweise einspurig und das Überholverbot tut sein übriges, dass die Nerven manchmal blank liegen. Aber Kalifornien hat kein Geld und so wird es vermutlich auch die nächste Dekade bleiben. Ruhig Blut!

Die Flugzeuge, die in Mojave vor sich hinvegetieren und nur noch als Organspender in Frage kommen, sind das Signal für den Anlauf hoch zum Tehachapi Pass. Die wohltuende Wärme der Wüste weicht einem kalten Wind, der praktisch jeden Tag und jede Minute die Sierra Nevada schrumpfen läßt. Der Reichtum Kaliforniens liegt auf der anderen Seite der Bergkette. Aber auch hier staubt es heftig und der Grund, zumindest aus subjektiver Sicht der Bauern, läßt sich an den zahlreichen Schildern am Straßenrand ablesen: "Stop the Congress created Dust Bowl" - "Higher Foodcost". Ja, der amerikanische Kongress hat jedes Jahr den Wasserhahn weiter zugedreht und die Landwirte scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, das fruchtbare Land ausreichend zu bewässern.

Wir düsen nach Norden auf der Interstate 5. Es ist einfach herrlich, die inzwischen gelb-braunen Hügel Kaliforniens wieder zu sehen. Die so typische Landschaft, die wie von Christo eingepackt anmutet, signalisiert, dass es bald soweit ist. Als dann noch die Windräder von Livermore an unseren Seitenscheiben vorbei ziehen, haben wir es so gut wie geschafft. Der obligatorische Stau ist auch kein Problem mehr und nach 10 Stunden herrlichstem Autosightseeing fahren wir über die Bay Bridge in die unvergleichliche Stadt. Wir haben zwar keine Blumen im Haar, aber es krippelt im Bauch und am Rücken. San Francisco, wir lieben Dich! Endlich wieder da!

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Das Parc 55 ist ein Wyndham und liegt in der Nähe vom Union Square. Ein sehr gutes Hotel sieht anders aus, aber es passt schon. Als wir jedoch vom Essen heim kommen, eine kleine, durchaus unangenehme Überraschung. Das Bad steht unter Wasser. Das typische amerikanische Verhalten, also ich bin der Größte, was soll schon passieren, kommt in der Gestalt des Hausmeisters Jack daher. Viel geredet, kaum was gearbeitet, und am Ende: Hey, I'm Jack, and I take care of you and keep this hotel running. Call me ... Das Housekeeping kam dann auch noch angeflogen, reinigte das Bad, brachte neue Handtücher und gut war's.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 13.10.2012, 12:59 Uhr
Sonntag
In der Stadt ist es so warm wie selten zuvor. Kein Wind, keine Wolken, keine Jacke!

Als wir unseren Stadtspaziergang - beinahe hätte ich geschrieben, unseren obligatorischen Stadtspaziergang - am Union Square beginnen, haben die Geschäfte noch zu. Der Platz bietet jedoch wunderbare Sitzgelegenheiten, um sich wohl zu fühlen und die ersten Eindrücke wirken zu lassen. Je näher die Öffnungszeiten der Geschäfte rücken, um so mehr Menschen bevölkern die Freifläche. Die Einheimischen fühlen sich bestimmt so wie die Münchner. Man glaubt, die hiesige Bevölkerung ist ausgestorben, es regieren die Touristen.

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Quer durch China Town wechselt das Bild von Elektronik zu ekelhaft anmutenden Tieren, die im Schaufenster dargeboten werden. Lebende Küken sind sicherlich nicht als Haustiere gedacht und obwohl man es gesehen haben muss, kommt das Ambiente von Little Italy nicht zu früh. Das Trieste ist schon brechend voll, und obwohl es hier unseres Erachtens den besten Kaffee der USA gibt (nur die Toiletten, bäh), sind wir nicht in der Lage, uns die Zeit zum Schlangestehen abzuringen. Lieber ächzen wir jetzt den steilen Berg zum Coit Tower hinauf. Das Ende des Feuerwehrschlauchs ragt in die Höhe und unsere Blicke erfassen die Bay vom Goldenen Tor, über Oakland und die Bay Bridge, hin in Richtung San Mateo. Die Stufen an der Rückseite sind alles andere als bequem. Steilstes Gefälle, das auch auf hoffentlich stabilen Holztreppen überwunden werden muss. Am Hang ein paar nette Häuser mit View, wie man so schön sagt, der im wahrsten Sinne des Wortes unbezahlbar ist. Als wir über den Embarcadero zum Epizentrum des Tourismus', dem Pier 39, kommen, mieten wir uns in das Wassertaxi für 10 Dollar ein und schippern unaufgeregt durch die Bay. Obwohl, geschaukelt hat es schon ganz schön und an ein Foto war nicht nur deshalb nicht zu denken, da ich inzwischen in San Francisco keinen mehr dabei habe. Nett war's. Und die Persektiven vom Wasser auf die Stadt sind sowieso die Besten.

Am Strand vor dem Ghiradelli Square sitzen wir nun und blicken hinaus auf's Meer. Spielende Kinder mit entsprechender Soundbegleitung, aber die Golden Gate Bridge im Hintergrund läßt sich nicht aus der Ruhe bringen. Bevor wir nun wieder zu einem Gipfelsturm die Hide Street hinauf ansetzen, kommt ein Deli, der natürlich die besten Sandwiches der Stadt, was sage ich, der Welt anbietet. Wir lassen uns vom Besitzer mit Migrationshintergrund überzeugen; das Roastbeef sieht aber auch wirklich einladend aus. Mit dem Käse hat man die Qual der Wahl. Brot ist wie immer und auch dieses Mal ein Problem. Voller Vorfreude beisse ich nicht nur ab, sondern rein. Gut, dass an der nächsten Ecke ein Abfalleimer steht. Vielleicht waren aber auch nur die Erwartungen zu hoch.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/SanFrancisco_01.jpg)

Zur Lombardstreet hinauf ist es selbst mir nicht mehr möglich eine Zigarette zu rauchen. Die kommt dann erst mit dem Abstieg auf der krümmsten Straße der Welt. Autocorso und nicht amerikanische Mitbürger soweit das Auge raucht, ähm reicht. Hat den Vorteil, dass sich nie ein Italiener über Zigarettenqualm beschweren würde. Zeitsprung, - wir sind, nachdem wir jegliche vorbeifahrende Cable Car ignoriert haben, im Westfield Shopping Center an der Market Street. Wieso landen wir eigentlich immer hier?

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Die Auffahrt zum Hügel der tausend Blicke, über die Golden Gate Brücke und die Alexander Avenue erreichbar, ist am späten Nachmittag ein Erlebnis. Aber es war so voll, dass sämtliche Parkplätze besetzt sind. Nur weiter oben bot die neu geteerte Straße Platz und nun staunen wir erneut über diesen fantastischen Blick durch und über die roten Stahlseile auf die Stadt. Die Pyramide sticht heraus; sie ist sozusagen der Knoten, der platzt, selbst wenn ein noch nicht dort gewesener aufschreit: Uhiii, San Francisco!

Der Concierge hat uns in John's Grill einen Tisch reserviert. Das Lokal war echt nett und das Essen und der Wein waren sogar gut. Nachdem wir noch die Hotelbar bevölkert haben, finden wir in unserem Zimmer eine kleine Entschädigung für den Wasserschaden. Die Flasche Wein bleibt aber jetzt zu! Mei, Nusserl und Schoklad' - schmatz!

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 14.10.2012, 13:38 Uhr
Montag
Sea-Arches-Hunting-Day! Die Kombination der Wörter Sea und Arch, also Meer und Steinbogen, ist "wissenschaftlich" gesehen schon ein Widerspruch in sich. Denn der Unterschied zwischen einem Arch und einer Brücke ist, dass die Brücke durch Wasser geformt wurde, ein Arch hingegen durch verschiedene Gesteinsschichten, deren untere ausgebrochen ist. Es müsste deshalb konsequenterweise heißen: Sea-Bridges-Hunting-Day!

Als sich San Francisco auch heute von seiner besten Seite zeigt und wir bei strahlendem Sonnenschein die Stadt nach Süden verlassen, ist uns das aber auch sowas von egal. Arch hin, Brücke her, wir sind mitten in Kalifornien, der Oleander blüht ohne Ende mitten in den Abgasen auf der Interstate, und nachdem wir die breiteren Teerpisten überwunden haben und unser Chevy nun die berühmte CA No. 1 entlang an der zerklüfteten Küste kurvt, ist es einfach nur traumhaft.
Fünf Dollar werden fällig, um auf den Parkplatz an der Pfeiffer State Beach zu kommen. Hätte ich ja gerne gezahlt, aber der Oberaufseher nimmt sie nicht. Viellmehr sollen wir hier vor seinem heimeligen Häuschen den Motor abstellen und warten: The Lots are full! Aha, anstehen zum Baden, war auch noch nicht da. Zigarettenpause!

Ein wunderbarer Strand, eingerahmt von Hügeln wird er zur Bucht, beherbergt zwei Objekte der Begierde. Während sich die Masse an Meer und Sand erfeut, versuchen wir, den Löchern möglichst nahe zu kommen. Das Meer rauscht durch die Öffnungen, bricht sich, schäumt und macht mich nass. Ja, es gibt nichts umsonst für einen Arch-Hunter! Aber der Blick durch die Sea Arches hinaus auf das weite Meer entschädigt uns. Es ist einfach nur fantastisch, die Szenerie vor, in und hinter den Pfeiffer State Beach Arches zu beobachten. Wie durch einen Bilderrahmen genießen wir das Bild. Insbesondere die Nummer 1, auch bekannt als Keyhole Arch, wäre bei Sonnenuntergang natürlich noch schöner, wenn die Strahlen von hinten durchscheinen. Aber man kann nicht alles haben, noch dazu, wenn noch eine Menge auf dem Programm steht.

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Big Sur ist eine bekannte Lokation südlich von Monterey an der California Highway No. 1. Wandern, zelten, Küste beobachten oder alles zusammen, ja, deshalb kommt man hier her. Die Umgebung von Big Sur hat aber nicht nur die Pfeiffer Arches, sondern auch zwei weitere schöne Steinbögen im Meer zu bieten. Die Felsen in der Brandung haben sich durch das stetige Anrennen des Wassers dessen Kraft gebeugt. Einige sind aber nicht mit der Küste ins Meer gestürzt, sondern stehen nach wie vor als Fels in der Brandung ihren Mann. Aber auch hier wird sich der Kampf zugunsten des Salzwassers wenden. Dem Beginn dieser Entwicklung haben wir es zu verdanken, dass langsam und stetig der Bohrer Erfolg hat. Es ist also wohl nur ein Zwischenspiel, das die Steinbögen an der Küste südlich und nördlich von Big Sur - und nicht nur diese - hervorbringt. Toll, wie die als unerschütterlich Eingeschätzten als Einfallstor des Wassers an die Küste dastehen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/big_sur_arch2_02.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/big_sur_arch_03.jpg)

Der Zusammenprall von zwei Kontinentalplatten ist eine von mehreren Ursachen dafür, dass so viele von uns den Südwesten so lieben. Denn diese Reibungen sind verantwortlich, dass viele geologische Wunder entstanden sind. Eine weitere Besonderheit wird auch an einem Küstenabschnitt im Point Lobos State Reserve, das südlich von Monterey liegt, sichtbar. Die gewaltige Meerestiefe vor Monterey hat einen besonders intensiven Wechsel von Flut und Ebbe zur Folge und der wiederum legt die geologischen Formationen frei.

Wir wandern einen touristisch aufbereiteten Trail in Richtung Meer. Sonne und Wind kämpfen um warme und kalte Temperaturen. Die Hitze gewinnt heute, - noch zumindest. Es geht vorbei an zusammengeklebten Findlingen, faulenzenden Seelöwen und durch den Wind geschliffene Felsen. Eine Gruppe von Geologen analysiert die Küste, an der sich erkaltete Lava zu ungewöhnlichen Formen hinreissen läßt. Der Blick über deren Schulter erahnt komplizierte Vorgänge, deren Geheimnis ich leider nicht lüften kann. Aber auch ohne Hintergrundwissen ist es interessant und sehenswert. Ein Lavasteinauge eines Grauwals, eine Oma, die wie eine Gallionsfigur eines Schiffes in die weite See giert und nach ihren Enkeln Ausschau hält und geklebte Felsnadeln, die als Speerspitze der Küste Wind und Wetter trotzen. Nur der Steinbogen, von dem wir offensichtlich falsche GPS-Koordinaten haben, zeigt sich nicht.

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(http://www.zehrer-online.de/_bilder/point_lobos_state_park_07.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/point_lobos_state_park_10.jpg)

Die Luft wird milchig, aber es ist nach wie vor angenehm warm. Das ändert sich schlagartig, als wir auf halbem Weg von der Monterey Bay Richtung San Francisco sind. Steffi meldet sich, wir setzen den Blinker und stehen auf dem Parkplatz der Pebble Beach. Sie ist Teil der Bean Hollow State Beach; ein kleiner Strandabschnitt. Der kalte Wind bläst nun über die blanken Füße und das T-Shirt ist nicht mehr angemessen, da sich die Haut an jedem Haar wie die einer gerupften Gans aufrichtet. Die Jacke tut nicht nur gut, sie ist notwendig.

Von oben überblicken wir die kleine Bucht und sie ist unscheinbar. Warum sind wir hier? Die kleinen bunten Kiesel machen auf den bekannten Fotos soviel her und von hier oben sind sie zwar zu erkennen, aber es ist kaum zu glauben, dass sich die Fotografen nicht eines Tricks bedient haben, um die bekannten farblichen Effekte zu erzielen. Erst beim genauen Hinsehen öffnet sich die bunte Welt der Kieselsteine auch unserem Auge. Das ist toll, die Natur hat wieder einmal zugeschlagen und einzigartige Formen und Farben geschaffen. Einmal entdeckt, entwickelt sich fast ein Jagdfieber nach den bunten Pebbles. Sie liegen auf und in kleinen Höhlen in den braunen und grauen Steinblöcken und Tafoni. Ein wunderbarer Abschluß des Sea-Arches-Hunting-Tages.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pebble_beach_10.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/pebble_beach_04.jpg)

Ein wunderschöner Tagesausflug nimmt im Jazz Bistro ein nicht so berauschendes Ende. Die Jazz-Musik ist zu laut, das Filet Mignon zu teuer, etwas zäh und ausserdem ging die Service Charge gleich auf die Rechnung. Sie war in der Höhe nicht gerechtfertigt. No recommendation!

... Fortsetzung folgt!
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Angie am 15.10.2012, 01:59 Uhr
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de (http://'http://www.zehrer-online.de')

Wenn du User auf deine Website locken willst, solltest du Links einstellen, die funktionieren, aber das schrieb ich unlängst schon.

Du hast irgendwann geschrieben, dass du den Reisebericht in mehreren Foren einstellst, wenn dir dort die gleichen Fehler passieren, weil kopiert, findet keiner auf deine Website.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 15.10.2012, 08:09 Uhr
Am Fehler siehst Du, dass ich niemand locken will ;-) Es funktionieren leider auch die Forensoftware überall anders. Kopieren ist da ganz schlecht, aber bei der Menge an Arbeit leider nicht zu vermeiden.

Danke für den Hinweis. Also nochmal: www.zehrer-online.de (http://www.zehrer-online.de)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.10.2012, 09:23 Uhr
Dienstag
Die Sonne küsst erneut die schönste Stadt der Welt und die Vorfreude auf die kommenden Highlights vermischt sich mit arger Wehmut. Aber dieses Gefühl stellt sich beim Abschied von San Francisco regelmäßig ein, bei uns jedenfalls. Als wir die Bay nach Norden bereits verlassen haben, die Augen, jedoch nicht die Gedanken haben die City on the Bay bereits verlassen, fragen wir Steffi, wo es ein paar Eier gibt. Das IHOP in Richmond, abseits der Interstate 80, sorgt für einen guten Start in den Tag.

Das riesige Sacramento Valley führt uns die Gegensätze des Golden State wie in einem Film vor. Wir gleiten auf der Interstate 5 Meile für Meile durch das Tal, im Hintergrund die riesigen Berge der südlichen Cascades, die mit dem Mount Shasta ihren Anfang nehmen. Der Schnee auf den Berggipfeln leuchtet wie ein Signalfeuer, das es zu erreichen gilt. Nur langsam mutiert die Ferne in eine Weite und die Nähe wird erst dann erreicht, als wir bei Red Bluff in die Pampa abbiegen. Irgendwann schickt uns Steffi in den Wald, in dem wir uns auf ungeteerten, immer abenteuerlicher werdenden Wegen dem Ziel nähern. Hallo, hallo, hallo Steffi, wir wollen keine Pilze suchen, sondern wandern. Sie hat es gehört und uns vom vermeintlichen Shortcut wieder auf die passable Anfahrt zum Butte Lake geführt. Es wäre halt schon manchmal nicht schlecht, wenn man die Technik mit vernünftigen Straßenkarten überprüfen würde. Aber wir sind ja gut angekommen im nordöstlichen Teil des Lassen Volcanic National Parks.

Der Cinder Cone Trail beginnt an der Boat Ramp. Der See liegt zufrieden und völlig still in dieser schönen Landschaft. Noch ist von Vulkanaktivitäten nichts zu spüren. Der Weg führt über einen Waldboden, gelenkschonend sozusagen, kaum spürbar bergauf. Einzelne Baumstämme und Äste sind mit hellgrünem Moos bewachsen, das von der späten Nachmittagssonne zum Leuchten gebracht wird. Doch bald hat der Wald seine Grenze erreicht. Halden von Lavagestein haben die Bäume an einer abrupten Grenze, die wie mit einem Lineal gezeichnet ist, verschwinden lassen. Gute 5 Meter türmen sich die Felsbrocken neben den Bäumen und dem Trail auf. Und nach einer halben Stunde ist es vorbei mit der Flora. Vor uns steht ein riesiger Lavakegel. Der Cinder Cone als Überbleibsel einer wilden und heißen Vergangenheit bleibt als Zeitzeuge mitten in der Landschaft stehen. Die Flora hat es noch immer nicht geschafft, das Aschegrau mit grüner Farbe zu bemalen. Nur vereinzelt traut sich ein Baum in die Höhe zu wachsen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/painted_dunes_00.jpg)

Wie eine Schärpe windet sich ein Strich auf den Kegel von der unteren Mitte nach rechts oben. Das ist der Weg, - und er ist steil. Als ob das noch nicht genügen würde, sorgt die Lavaasche dafür, dass die Bergstiefel wie in einem Morast tief eintauchen. Wir suchen die größeren Steine, um besser vorwärts zu kommen. Es ist eine Quälerei für gut 20 Minuten. Aufatmen am Gipfel, der einem gleich wieder den Atem raubt, so schön ist es hier. Der Wind pfeift in den Lavakegel und die eintönig grauen und braunen Farben werden an der Südostseite jäh unterbrochen. Die Dünen am Fuße des Cinder Cone sind am oberen Ende rot und rosa und gelb. Was für eine Mischung. Vereinzelte Bäume, die in der späten Nachmittagssonne ein leuchtendes Grün angenommen haben. Hinten die Lava Beds, die sich in Struktur und schwarzer Farbe abgrenzen. Der Butte Lake und die Twin Lakes geben ihren tief blauen Senf dazu. Und weil das auch noch nicht genug ist, gesellt sich das Weiß der schneebedeckten Berge mit dem Lassen Peak im Hintergund noch dazu. Es ist wunderbar hier. Wir sitzen am Kraterrand und genießen den Ausblick auf eine fantastische Landschaft. Der Schweiß ist inzwischen durch den warmen Wind wie weggeblasen.

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(http://www.zehrer-online.de/_bilder/painted_dunes_06.jpg)

Es geht wieder hinunter, noch steiler, wie auf der anderen Seite herauf. Aber nun kommt uns der weiche Lavaboden zugute, um die notwendigen Bremsmanöver durchzuführen. Es dauert nur Minuten und wir stehen mitten in den Painted Dunes. Von hier unten sind sie auch schön, aber nicht so eindrucksvoll wie das Farbenerlebnis, das sich von oben zeigt. Nach 2 Stunden und 40 Minuten stehen wir wieder am Auto. Hänschen Rosenthal würde in die Luft springen und mit einem "das war spitze" die Zuschauer nerven. Wir nun auch: Das war spitze!

Wir erreichen Chester und unsere Herberge nach insgesamt 10 Stunden. Dieses Nest hat hoffentlich noch etwas an Essen zu bieten. Viel ist es nicht, aber das Sandwich im Knotsbumper war schon ok.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 16.10.2012, 09:45 Uhr
Ich finde auch: "Das war spitze!"  :lol:

Die Form des Kegels, die Landschaft, das Blau des Himmels, die bunten Farben... Perfekt!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 16.10.2012, 09:59 Uhr

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/painted_dunes_05.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/painted_dunes_04.jpg)


was für ein irrer Anblick, das schlägt ja sogar den Bryce Canyon! Ich bin hin und weg  :smiledance: :nixwieweg:

diser Park kommt sofort auf meine Todo Liste...Chef: ich brauch ein Sabbatical...seufz...irgendwann  :roll:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.10.2012, 11:14 Uhr
Die Lokation ist am späten Nachmittag wirklich zu empfehlen.
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 16.10.2012, 13:07 Uhr
Sag mal, bist du Schriftsteller oder sowas?? Es kommt mir vor, als würde ich ein irre spannendes Buch lesen. Diese Wortwahl ist schon toll. Und dann noch die tollen Bilder dazu! Ich bin begeistert.  :D
Grüße
Silvia
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.10.2012, 13:17 Uhr
Dankeschön, da sieht man mal wieder, dass selbst Menschen ohne Studium Eindruck hinterlassen können ;-)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 16.10.2012, 13:23 Uhr
Gern geschehen!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 18.10.2012, 11:29 Uhr
Muss jetzt leider weg zum Marathonlauf - nächste Woche geht's weiter
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 18.10.2012, 12:51 Uhr
good run oder Hals-und Beinbruch oder einfach viel Glück!  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 19.10.2012, 08:04 Uhr
ja danke, - wird schon werden
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: RainerS. am 19.10.2012, 15:21 Uhr
als ich die letzten bilder gesehen habe dachte ich erst du hast ne landschaft auf ner miniatureisenbahnanlage fotografiert ...  :o
tolle bilder - danke ... und nich nur dafür ....
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.10.2012, 09:41 Uhr
Mittwoch
Die Nacht war traumhaft, auch ohne Traum. Denn es war einfach ein Traum, dass die gesunde Landluft - ohne Tiergeruch versteht sich -, durch das offene Fenster ins Schlafzimmer kam. Nur so war das magere Frühstück des Best Western auszuhalten.

Heute bewegen wir uns wieder auf Touristenpfaden und nehmen die Bergstraße, die sich durch den Lassen Volcanic National Park windet. Wir sind am Ring of Fire und Feuer kommt zwar nicht mehr aus den Löchern an den Sulphure Works, aber der Schwefel stinkt gewaltig. Das Blubbern wär ja durchaus beruhigend, gleichwohl ist es dort am Zaun nicht auszuhalten. Die Amerikaner beschweren sich über den Gestank meiner Zigaretten und hier stehen sie mit einer Freude, dass es unglaublich ist. Im Yellowstone blubberts schöner, größer und besser, also nichts wie weiter.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lassen_volcanic_np_00.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/diamond_peak_arch_01.jpg)

Die Freude kommt zurück, als wir auf dem Diamond Peak den gleichnamigen Steinbogen entdecken. An der Bumpass Hell liegt noch meterhoher Schnee, der Trail ist leider deshalb gesprerrt. Ziemlich unpassend meine kurze Hose und die Flip-Flops, denn auch die Seen hier oben sind noch komplett zugefroren. Mach das Foto und verzieh dich in dein Auto. Monika, dreh die Heizung auf!

Als wir am höchsten Punkt auf 2.594 Metern, was ja eigentlich nur für Hamburger hoch ist, angekommen sind, wedeln ein paar Skitourenfreaks die Hänge hinunter. Erst weiter unten am Summit Lake ist alles schneefrei. Am Parkausgang ruht der Manzanita Lake, der von der Frühlingssonne zum glitzern bebracht wird. Wir haben den Winter hinter uns gelassen und sind jetzt im Frühling. Enten gleiten durch das Bergwasser und Menschen bevölkern die Picknicktische.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lassen_volcanic_np_05.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lassen_volcanic_np_01.jpg)

Als wir durch die wunderschöne Landschaft fahren, spitzt immer wieder ein riesiger, schneebedeckter Berg durch die Windschutzscheibe. Der Mount Shasta mit seinen 4.317 Metern hat tonnenweise Schnee auf seinem Buckel. Nur ganz unten hat der von der Ferne fast schwarz wirkende Wald wirklich eine Chance. Ansonsten ist der symetrische Vulkan einfach nur weiß. Ein schlafender Riese, der die Glut der Erde noch zurück hält.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/mount_shasta_01.jpg)

Über ein kurzes Stück auf der Interstate 5, Tankstopp im Ort Mount Shasta, kommen wir auf der OR 97 nach Dorris. Die fast kanadisch anmutende Natur ist Vergangenheit, inzwischen tummeln wir uns in weiten Ebenen, die dank massiver Sonneneinstrahlung den Frühling durch den Sommer abgelöst haben. Sozusagen die dritte Jahreszeit, die wir heute erleben.

Hier in Dorris werden die von allen Seiten schnurstracks darauf zu laufenden Landstraßen in ihre Schranken gewiesen. Die Ortsdurchfahrt hat Ecken und Kanten, zwei LKW's kommen so gerade noch aneinander vorbei. Ein kleiner Stau wird zum Sightseeing-Stopp! Eine Geisterstadt mitten in der Zivilisation. Nur manche Häuser erwecken noch den Eindruck, dass hier Menschen leben. Ein unorganisierter Flohmarkt mit alten Traktoren und sonstigem, das vielleicht mal vor 20 Jahren das Leben der Menschen erleichterte. iPhones und iPads werden hier keine Chance haben. Ein sterbendes Dorf im südlichen Oregon. Und in spätestens 10 Jahren kommen die Touristen auf ungeteerten Wegen hier her, um Eintritt zu zahlen.

Das ist aber nicht der Grund, warum wir wieder gen Kalifornien düsen. Nach so viel Landschaft hinter Glas, müssen wir uns noch ein wenig bewegen und machen zwei kleine Hikes im Lava Bed National Monument. Es ist inzwischen sehr warm geworden und die dunklen Lavafelder tun ihr übriges, warum wir jetzt keinen Bock haben, uns in die Turnschuhe oder gar in die Bergschuhe zu zwängen. Kinder, nicht nachmachen! Sehr gezielt bewegen wir uns nun auf dem mit kantig scharfen Lavagestein durchsetzten Captain Jacks Stronghold Trail. Interessante Abwechslung, aber spannend ist etwas anderes. Nun gut, wir wollen hier eine der unzähligen Steinbrücken besuchen, die durch eingestürzte Lavatubes gebildet wurden. Die Stronghold Bridge ist die erste Naturbrücke und es werden, insbesondere morgen, noch unglaubliche Mengen folgen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/forbidden_arch_01.jpg)

Dass wir jetzt immer noch in Flip-Flops unsere Wege suchen, war spätestens hier, als wir dem Forbidden Arch näher kommen, eine saublöde Idee. Nein, es waren nicht die Steine, sondern stachliges Gestrüpp, das die paar Meter von der Straße bis zum Steinbogen zur schmerzhaften Erfahrung werden ließ. Die Werbung nennt es Hautirretationen, mir tut's einfach nur weh und der rettende Lino ist nicht zu sehen. Ein Bergrücken, der wohl eine der Begrenzungen des Lavastreams war, ist mit Klippen und Finnen durchsetzt. Und an einem dieser Felsengebilde hat das harte Lavagestein nachgegeben. Der Arch könnte als Fernrohr in das Lavatal dienen, aber dazu müssten wir weiter aufsteigen. Ich bin jetzt aber froh, dass ich einen einigermaßen stachelfreien Standpunkt erreicht habe, um ein Foto von dem Teil zu schiessen. Klick und weg!

In Klammath Falls kehrt die Zivilisation in Form eines wunderbaren Eckzimmers mit Blick auf dem Mount Shasta zurück. Und ein kleiner Abendspaziergang brachte uns in das Steakhouse Mr. B.. Ein wunderbares Essen, eine ausgezeichnete Flasche Wein - drei subjektive Michelin-Sterne - beenden die heutige Tour durch drei Jahreszeiten.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.10.2012, 14:05 Uhr
Donnerstag
Als wir früh am Morgen bei nur 59 Grad durch Tule Lake fahren, sind die Läden nicht nur aufgrund der unchristlichen Zeit geschlossen. Auch hier hat es offensichtlich schon bessere Jahre gegeben. Die Einreise nach Kalifornien wird nicht durch die Früchtekontrollierer gestört, hier gibt es sowas nicht. Und auch die Grenze des National Monuments ist nicht bewacht. Das Kassenhäuschen ist verwaist, nur ein Schild besagt, dass man sich im Visitor Center melden muss. Aber das ist noch etwas weit und passt so gar nicht in die aktuelle Planung.

Am Trailhead zum Dragons Mouth stehen aber komische Schilder. Abgebildet ist die gemeine Fledermaus und es wird etwas von einer extra Genehmigung gefaselt. Aber das interessiert uns jetzt nicht. Gemächlich wandern wir durch die Lavalandschaft, - es ist nicht weit bis zum Drachenmund, einer Lavaröhre mit zwei Öffnungen bei den Fleener Chimneys. Ganz nett und auf dem kurzen Roundtrip steht auch noch der Dragons Tail als Überbleibsel einer unruhigen Vergangenheit.

Man war auch bei der nächsten Serie von Steinbogen sehr erfinderisch bei der Namensgebung. Balkon, zu neudeutsch Balcony, so der Zusatz für die Höhlen und Brücken, die Tür an Tür stehen. Balcony Bridge mit drei Eingängen und Balcony Cave, letztere beherbergt mitten im Dunkeln einen Arch. Natürlich heißt er Balcony Arch, was sonst? Vor lauter Balkonen muss die Dokumentation nun ungewohnte Sorgfalt erfahren. Sonst kennt sich kein Schwein mehr aus. Gott sei Dank sind die nächsten Lavasteinbrücken Boulevards. Es kommt die Boulevard Cave und die Bridge. Interessiert klettern wir überall hinunter in diese düsteren Gebilde. In Deutschland wäre ein Helm Pflicht, wetten! Als wir auf dem Parkplatz zur Merrill Cave stehen, merken wir erst später, dass die Straße unmittelbar zuvor von der Bearpaw Bridge getragen wird. Das Gelände ist offensichtlich stabiler, als es den Anschein hat.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/balcony_bridge_03.jpg)

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Die erste wirkliche Wanderung wartet. Am Trailhead nur ein Schild zur Skull Cave. Da wollen wir aber jetzt nicht hin. Aber das GPS sagt, dass wir trotzdem da sind. Na gut, dann wandern wir halt los. Herrliche Wärme umgibt inzwischen die Natur und unsere Körper. Das liegt aber nicht am Hike, der geht relativ relaxed dahin. Links und rechts immer wieder Steinhaufen, die dem Bewuchs von Sträuchern und Büschen Stand gehalten haben. Im Hintergrund erhebt sich die Schonchin Butte. Oben auf ein Wachturm, der vermutlich ein Aussichtsturm ist, denn was will man hier bewachen. Selbst ein Feuer wäre nichts unnatürliches. Während des Spaziergangs rauche ich mal eine Zigarette, mitten im größten Aschenbecher der Welt. Wir sind an der Irish Bridge. Ein- und Ausgang dürften nur rund 20 Meter voneinander entfernt sein. 20 schwierige Meter, denn es liegen flächendeckend Steinbrocken im Weg. Deshalb bleibt die Durchquerung aus und wir schauen mal von links und dann von rechts rein. Kluge Entscheidung! Entlang einer Lavarinne geht es nun zur Symbol Bridge, gleiches Bild. Erst als wir auf dem Rückweg zur Big Painted Cave abbiegen, wird der Höhlenzugang ein gut gepflegter Pfad. Wunderbar kühl hier! Mir fallen die Freundschaftbänder von Wolfgang P. ein: Das ist Wahnsinn, warum schickst Du mich in die Hö(h)lle.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/symbol_natural_bridge_03.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/symbol_mouth_01.jpg)

Da uns nun ein weiteres Auto am Trailhead erwartet, das auch das komische Fledermaus-Symbol auf dem Dashboard ausliegen hat, bekommen wir es mit der Angst, Späß'le g'macht, und beschließen, am Visitor Center ein kleines Päuschen zu machen. Großes Transparent: White Nose Screening! Nachdem ich von der gestrigen Flasche Wein maximal eine rote Nase habe, bin ich sehr interessiert. Das war gut, denn die junge Frau holte nach der Frage, ob wir in einer Höhle im Osten und mittleren Westen der USA waren, eine Wanne voll Wasser, spritzte ein Mittel rein, nahm meine Bergschuhe und machte sie sauber. Braves Mädchen! Dann will sie an meine Kamera und die Objektive. Nix, kommt nicht in Frage. Ich soll es dann halt selbst machen, also wische ich vorsichtig. Nach fast zwei Monaten Reisezeit hat sie es auch nötig. Monikas Turnschuhe werden dann auch noch geschrubbt und das war's. Die Fußwaschung bleibt aus. Wir bekommen den langersehnten Pass, dass wir nun auch in die Höhlen und unter die Brücken dürfen. Clean, danke! Der Hintergrund ist schnell erklärt. Sowohl in Europa, als auch im Ostteil der USA herrscht das White-Nose-Syndrom, eine Art Pilzkrankheit, die zum Massensterben von Fledermäusen geführt hat und führt.

Unser nächster Trail beginnt am Parkplatz der Skull Cave. Ein flacher Weg durch Büsche und vorbei an Lavarinnen führt an der Peninsula Bridge und dem Arch vorbei. Der Weg direkt dorthin geht querfeldein und ist ziemlich steinig und stachlig. Aber wenn man schon hier ist, nimmt man es auf sich. Weiter geht es zu der wohl berühmtesten Brücke des Lava Beds National Monuments: Captain Jacks Bridge. Wie so oft in den Vereinigten Staaten, war es ein Krieg zwischen den Einheimischen und den weißen Siedlern, bekannt auch als Lava Beds War. Jack, der Kapitän, führte 52 Krieger, wohin auch immer. Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Wer jetzt glaubt das muss es aber nun langsam gewesen sein, der irrt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/captain_jacks_bridge_01.jpg)

Wir fahren und spazieren am sogenannten Cave Loop: Hopkins Bridge, Chocolate Bridge, Garden Bridges, Ovis-, Sentinal-, Venetian-, Brücken soweit das Auge reicht und die Füße tragen. Der Kopf brummt, das ist zuviel und es genügt für heute, auch wenn der Plan noch so ein paar Dinger zu bieten hätte. Auch Touren mit Helm, Grubenlampe und Knieschoner wären noch möglich, aber 8 Stunden, eingeklemmt in Höhlen und unter Brücken, das reicht!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/chocolate_bridge_01.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/hopkins_natural_bridge_01.jpg)

Das Mr. B. war gestern so gut und auch mangels echter Alternativen kommen wir zurück. Jetzt müssen nur noch die Fotos benannt werden. Ich habe mir angwohnt, nach jeder Brücke und Cave den Himmel zu fotografieren, damit man auch nach ein paar Stunden noch bestimmen kann, wie das Teil heißt. Ich hoffe, es ist mir gelungen.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 01.11.2012, 10:29 Uhr
Freitag
Kurz nach dem Frühstück stehen wir an der Tanke und lassen unseren Traverse volllaufen. Selbst ist die Frau, denkste! In Oregon darf man nicht selber tanken. Der junge Mann macht das aber ganz anständig und sollte sich eigentlich ein Trinkgeld verdient haben. Aber er verweigert. Er würde gekündigt, wenn er etwas annehmen würde. Das wollen wir natürlich nicht, - der Arme!

Der Wind pfeift am Modoc Rim entlang und der Upper Klammath Lake bekommt bei 57 Grad Gänsehaut. Ansonsten scheint alles verlassen. Fast unheimlich, denn weder am Ufer, noch auf dem See ist irgend etwas zu sehen. Sommerlich begleidet sparen wir uns auszusteigen, um die Szenerie näher zu betrachten. Wir haben ja auch noch einiges vor und so kommen wir Stück für Stück weiter nach Norden. Ländliches Outfit bekommt die Landschaft im Wood River Valley. Die glücklichen Kühe weiden und es ist ihnen nicht anzusehen, dass es hier bereits am Fuße der Berge saukalt ist. Die Heizung im Auto muss sein. Und dann geht es bergauf. Entlang des Annie Creeks windet sich die Straße auf den Vulkan. Gewaltige Schluchten am Straßenrand. An den Annie Falls schauen wir in die gähnende Tiefe. Wir sind im Crater Lake National Park.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/crater_lake_national_park_08.jpg)

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/crater_lake_national_park_04.jpg)

Der See im Krater liegt still und star und umspült das Wizard Island, den Vulkankegel, in einem tiefen Blau. Fast 600 Meter ragt das glasklare Wasser in die Tiefe. Der Himmel und das Wasser streiten sich, wer das intensivere Blau den Touristen anzubieten hat. Teilweise zwei Meter hoch liegt noch der Schnee am Straßen und Kraterrand; und das Mitte Juni. Weiß und Blau, ein wunderbare Farbkombination. Adler kreisen über unseren Köpfen und hoffen auf fette Beute. Die dunklen Nadelbäume sind offensichtlich glücklich, dass sie die 15 und mehr Meter hohen Schneemassen des Winters hinter sich haben. Der East Rim Drive ist jetzt immer noch gesprerrt. Als wir am Parkplatz an der Crater Lake Lodge die Türe öffnen, ist es so schlimm, wie erwartet. Brrrrrrr! Die Flippies ziehe ich jetzt nicht aus, aber eine warme Jacke braucht es schon. Ein paar Fotos und etwas Staunen und dann erfahren wir noch die Nordseite des Vulkans.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/upper_rogue_river_natural_bridge_05.jpg)

Dort, wo die Landstraßen Oregon 230 und 62 zusammenrauschen, befindet sich etwas Ungewöhnliches in der Nähe, was uns einen Stopp und einen kleinen Hike wert ist. In der Natural Bridge Recreation Site ist Baustelle. Ein Parkplatz entsteht, der in den Ausmaßen einem Walmart Supercenter nicht nachsteht. Wir platzieren unser Auto vor dem Campground am Straßenrand und wandern los. Nur flaches Terrain, die Sonne strahlt durch die Bäume und wärmt langsam aber stetig die Wälder Oregons. Bald sind wir am Upper Roque River. Und hier sehen wir die erste Natural Bridge, die nicht zu sehen ist. Man erspäht nur die Oberseite der Naturbrücke, alles andere liegt im Wasser und wird im Untergrund durch den reißenden Fluß immer weiter bearbeitet. Und obwohl es durch die wenigen Einblicke nicht der visuelle Hit ist, scheint die geologische Konstellation ziemlich einzigartig.

Bevor wir nun unseren heutigen Schlenker nach Norden zugunsten einer erneuten Einreise nach Nordkalifornien beenden, wollen wir noch eine Wanderung zu einem wunderbaren Steinbogen unternehmen. Der Weg zum Cow Horn Arch ist kurz, die Anreise ist aber etwas tricky. Steffi nimmt den schnelleren Weg von Südosten her und als wir Anlauf nehmen ist die Straße zwar nicht gut, aber sie ist noch geteert. Die Bitumen verlassen unsere Pneus nach gut 4 Meilen und die Straße wird zur Kiesgrube. Wunderbar zu fahren, auch wenn es jetzt zapfig bergauf geht. Wir kurven und kurven, der Anstieg nimmt keine Ende. Und nach weiteren 8 Meilen haben wir den Pass offensichtlich erreicht. Wie inszeniert verfolgt die Dirtroad eine Linkskurve um den Berg, damit man das Drama erst kurz zuvor und unvermittelt ins Visier nehmen kann. Bumm! Stopp! Shit! So gut die Straße hier rauf gepflegt war, so schlecht ist wieder mal die us-amerikanische Organisation. Hätten sie ja unten schon anschlagen können, dass hier oben der Schnee die Straße versperrt. Ich mache mich zu Fuß auf dem Weg zum Hindernis und versuche die Risiken abzuschätzen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wir müssen umkehren. Viel Aufwand um nichts, aber gehört das nicht auch manchmal dazu?

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_cowhorn.jpg)

Wieder unten im Tal tagt der Familienrat bei angenehmen 85 Grad Fahrenheit. Die Frage stellt sich, ob wir es von der anderen Seite noch versuchen sollen. Aber nachdem wir oben nicht mehr weit vom Cow Horn Arch entfernt waren, so dass auch von Westen her die Höhe erklommen werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch hier der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht, sehr groß. Wir beschließen, uns jetzt auf den Weg zum Pazifik zu machen.

Am schönen Lost Creek Lake vorbei, über die Interstate 5, entern wir bei Grants Pass die 199er. Da man in Oregon auf den zweispurigen Landstraßen 55 fahren darf, kommt man mit ein bisschen oben drauf gut und schnell voran. Eine wunderbare Strecke, teilweise sieht es wie in Südfrankreich aus. Es wäre perfekt zum Motorrad fahren. Aber als wir im Six Rivers National Forest dem Meer immer näher kommen, hat auch das Thermometer die Richtung nach unten angetreten. Schlappe 58 Grad erwarten uns in Crescent City.

Der Ozean ist aufgewühlt, die Wellen arbeiten stetig daran, noch mehr Land zu erobern. Das hohe Gras am Point St. Gorge im Nordwesten der Stadt biegt sich fast waagerecht im Sturm. Die Frisur hält schon lange nicht mehr und es ist fast ein Kampf, die Seashore zu erreichen. Die milchige Sonne hat inzwischen überhaupt keine Kraft mehr, nur wir stemmen uns mit Vehemenz gegen den Wind. Die Radiotowers des Mc Namara Fields stehen auch wie eine Eins und nach eine viertel Meile Fußmarsch ist das Ziel endlich erreicht. Der White Rock, ein Sea Arch, ist gegen die Sonne nur als tief schwarzer Felsen auszumachen, durch dessen Öffnung das Licht dringt. Wir ringen nach Luft, denn direkt zum Meer gewandt ist es fast wir Moped fahren ohne Helm, bei zirka 250 Sachen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/white_rock_01.jpg)

Von einem Super 8 kann man natürlich nicht viel erwarten, das Zimmer ist aber sauber und der Ausblick auf den Hafen von Crescent City ist ganz nett. Ein Foto am Hafeneingang zeigt die Auswirkungen des Tsunamis vom März 2011. Unglaublich, was so eine Welle anrichten kann. Das Abendessen im Chartroom, mitten in den Hafenanlagen, ist wunderbar.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_crescent_city.jpg)

Samstag
Der Sturm von gestern hat sich verzogen und seine Hinterlassenschaft war schönstes, jedoch kühles Wetter. Als wir unsere Küstenreise und Sea-Arch-Rally nach Norden antreten, kommen die Erinnerungen von 2010 zurück, die das Tagebuch damals so beschrieb:

Es geht weiter voran, aber das Wetter wird immer schlechter. Als wir im Dorf Twin Rocks sind, wird der kurze Weg zum Strand eine nasse Angelegenheit. Der linke der Zwillingsfelsen ist ein Arch und beide stehen so robust in der Meeresbrandung, dass so ein bisschen Regen nicht tragisch ist. Weitere 3 Meilen südlich steht der Crab Rock. Ein ganz anderer Felsen, der direkt neben der 101er sein Domizil gefunden hat.
Weiter nach Süden. In Tillamook geht es ab zum Cape Meares an die Agate Beach. Hier stehen die Three Arch Rocks und weitere Steinbögen. Aber der Regen ist inzwischen zum Wasserfall mutiert. Als wir an der Küste stehen und die Blicke zu einem Seaarch richten, ist nichts mehr außer Umrisse zu erkennen. Es ist grausam und vor allen Dingen soll es die nächsten Tage so bleiben.
Es ist 12.35 Uhr Ortszeit. Als die Zigarette nicht mehr brennen will, da sie der Regen mehr oder weniger auslöscht, treffen wir eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der den Regen nicht erlebt hat. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der eine Flucht nicht als Abenteuer empfindet. Eine Entscheidung, die unvernünftig, aber unumgänglich ist: Unser nächstes Ziel liegt knapp 1.800 Kilometer südlicher. Rein ins Auto, wir fahren nach Las Vegas!


Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht!

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 03.11.2012, 13:44 Uhr
Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!

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Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.

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Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.

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Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!

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Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.

Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.

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Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluß aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.

Es gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!

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Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.

Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluß, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punchball erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.

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Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.

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Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punchball. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und ausserdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.

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Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 03.11.2012, 14:56 Uhr
"Collecting Arches and Bridges" sollte euer Road and Hiking Trip eigentlich heißen... Habt ihr die Anzahl der gefundenen Bögen auf diesem Trip mal zusammen gezählt?

Auf jeden Fall tolle Nebelbilder. Und das mit deinem 200er ist doch total klasse. Aber den Nachbarn mit dem 500er hätte ich trotzdem mal gefragt. Das Problem dabei ist nur, dass so etwas oft in dem Kauf eines neuen (besseren) Objektivs endet, wie ich selbst erfahren musste...  :zwinker:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 03.11.2012, 19:05 Uhr
Nein, noch nicht gezählt, auch die Wasserfälle noch nicht und die Hoodoos auch nicht und diebSeen und Berge ... Es gäbe so viel zu zählen, aber jetzt will ich erst mal mit der Dokumentation fertig werden
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.11.2012, 15:05 Uhr
Sonntag
Der Nebel hat sich immer noch nicht verzogen, ist aber vergleichsweise eine leichte Gemüsebrühe, sollte man das gestrige Schauspiel als Kartoffelsuppe werten. Devils Punchball, zweiter Versuch. Die Hotelvariante, auf der man schätzungsweise in den Bowl kommen könnte, streichen wir. Warum? Zum einen ist alles naß und rutschig, zum anderen habe ich mich gestern über die Leute geärgert, die im Topf alle Fotografen störten. Da will ich nicht dazu gehören. Nun gut, endlich klickt es. Ein sehr aussergewöhnlicher Sea Arch. Faszinierend finden wir die orange-roten Flechten, die unter bestimmten Lichtverhältnissen feurig leuchten. Ein Phänomen, das man südlich von Mendocino, z.B. am Point Arena, oft beobachten kann. Durch die zwei Öffnungen schwappt und spritzt das Wasser. Die Fotostörer im Inneren sind noch im Bett, gut so!

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Man hätte es sich ja aufgrund des Namens fast denken können, wo der Otter Crest Arch sein Lager aufgeschlagen hat. Aber als wir gestern am gleichnamigen Viewpoint dem Nebelflow fasziniert zugeschaut haben, hat das Hirn ausgesetzt bzw. sich nur auf das tolle Schauspiel konzentriert. Jetzt stehen wir wieder da und betrachten das GPS, schauen in die Richtung des Wegpunktes, an dem sich der Steinbogen breit machen sollte, und was wir sehen ist Wasser. Ein ganz gescheiter Mensch hat mal gesagt, dass man ein Ding im Leben wirklich gut können sollte. Da gebe ich ihm Recht und weiß natürlich, was ich sehr gut kann: mich ärgern. Ich merke schon, wie mir vor Zorn die Hauptschlagader zum Gehirn fast auf die Brust springt. Wenn man sich auf ein GPS-Datum nicht verlassen kann, ist das wie Weihnachten ohne gutes Essen; einfach nur enttäuschend. Also gut, dann gehen wir mal zornig jagen.

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Hallali, blas' ins Horn, da ist er, der V20-23. Ähm, - ja, so heißt das Felsentor, denn alles was keinen Namen trägt, hat eine Nummer. Und das ist die Nummer des Otter Crest Arch. Wieder was gelernt, was nicht wichtig ist. Über eine Wiese richtet sich der Blick nach unten. Wiese mit Blumen, Absatz, Sea Arch, Wasser. Genau in dieser Reihenfolge. Schön ist er und das richtige GPS-Datum ist nun auch fixiert. Das war die gute Tat für heute.

Unsere Reise führt uns weiter nach Norden. Depoe Bay, ein wirklich netter Ort und dann Lincoln City. Dort gibt es ein nährstoffreiches Frühstück und viel Eiweiß für die Muckies in der Dory Cave Bar. So gestärkt steuern wir am Cape Kiwanda Pacific City an. Obwohl die Sonne noch keinen richtigen Zugang zur Erde gefunden hat, sind die unentwegten Surfer unterwegs. Es ist Samstag, die Väter schulen ihre Kinder im Sport. Und die Kulisse, vor der sie Unterricht geben, hat was. Draußen einer der unzähligen Küstenfelsen und am nördlichen Ende ein filigraner Steinbogen. Der Haystack Rock Arch sieht wirklich so aus, wie wenn aus einem Heuhaufen ein Strohhalm raus hängt.

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Kurz vor dem Cape Meares kommt ein wunderbarer Lookout. Nur zufällig haben wir bei der Annäherung an den Three Arch Rock dort gehalten. Ein riesiger Steinbogen im mittleren von drei Felsen ragt ins Meer. Die Felsen links und rechts davon haben auch eine Öffnung, aber die sieht man von hier nicht. Als wir in Oceanside auf Höhe der drei Arche stehen, schließt sich der Kreis zum Jahre 2010. Wir stehen just an dem Parkplatz, an dem wir unseren Fluchtbeschluss getroffen haben.

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Das mit der Zigarette muss jetzt auch sein und sie brennt und brennt und brennt. Manchmal kann man sich wirklich über die kleinen Dinge im Leben freuen. In Erinnerung ist uns aber auch, dass die Felsentore aus dieser Perspektive nicht sichtbar sind und so machen wir uns auf zum Cape Meares nördlich der Stadt.

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Der Parkplatz ist voll, aber von hier aus sind die beiden anderen Öffnungen der Three Arches wunderbar zu sehen. Diese Arch-Gruppe muss man also, um sie komplett ablichten zu können, von zwei Perspektiven beobachten. Ein kleines Schmankerl gibt es hier auch noch, den Octopus Tree. Es ist nur ein kleiner Fußmarsch in den Wald, aber der ist es wert. Der Baum sieht wirklich aus wie ein Tintenfisch, der seine Fangarme nach oben streckt.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine kleine Träne zum Abschied vom Pazifik verdrückt haben, aber objektiv richtig ist, dass unsere Reise nach zwei Monaten jetzt nur noch nach Osten führt. Nachdem wir die Tillamock Bay passiert haben, geht es auf der OR 6 schnurstracks nach Portland. Die Sea Arch Rally ist beendet, ein kleiner Stadturlaub folgt.

Portland und das Kimpton Monaco erwarten uns bei strahlendem Sonnenschein. Ein cooles Zimmer im 5. Stock ist nur kurz unsere Herberge, denn wir ziehen los, um die Stadt zu erkunden. Lange sind wir an dieser City vorbei gerauscht, denn wir waren immer der Meinung, dass das so spannend nicht ist und Rosen mögen wir eh nicht. Aber wir sind angenehm überrascht. Portland wirkt nicht amerikanisch, ist sehr sauber und spätestens im Pearl District auch sehr schön. Traumhafte Dachterrassenwohnungen, die man sich im Zentrum seiner Heimatstadt wünschen würde, Balkone, nett bepflanzt, hübsche kleine Reihenhäuser, kein Einheitsbrei, alte Gebäude, liebevoll restauriert und modernisiert, also wirklich super.

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Nachdem heute auch Gay-Pride in der Stadt ist - wie wir erfahren, ist dieses Wochenende in ganz USA entsprechendes los -, dachten wir schon, dass diese Stadt auch in dieser Hinsicht etwas anders ist. Lustig die Burschen ohne Mädels. So ist das halt bei uns Männern.

Als wir an der Bar des Hotels den Tag bei einem Bier ausklingen lassen, lernen wir ein paar nette Leute kennen. Einer wollte uns gleich zu einem Salsa-Abend einladen. Und der ist auch noch aus San Francisco angereist, - ein Schelm, der böses dabei denkt. Das Abendessen in einem alten Seafood Restaurant, dem Jake's, war sehr gut. Und dann noch ein kleiner Ausklang an der Hotelbar. So viele Arche brauchen so viele Ausklänge, schon klar!

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 05.11.2012, 15:47 Uhr
Montag
Heute haben wir uns Zeit gelassen, zumal das Wetter nicht so toll ist. Regen am Vormittag vervollständigt unsere 1,5 Regentage in diesen drei Monaten. Frechheit, aber irgendwie tut es auch mal gut.

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Wir schlendern durch Portland, nur unterbrochen von ein paar Kaufhausbesuchen, und sind uns einig, dass die Stadt auch auf den zweiten Blick recht nett ist. Kreuz und quer, natürlich aber strukturiert, finden wir ein paar schöne Ecken im Westteil der City, die knapp 600.000 Einwohner hat. Es ist alles durchaus übersichtlich. Als wir über den Willamette River auf einer Brücke übersetzen, sind wir alleine. Kein Schwein geht zu Fuß, die Autos rauschen nur so an uns vorbei. Also doch eine amerikanische Stadt. Bereits auf der Brücke öffnen sich wunderbare Perspektiven auf die Skyline. Als wir auf dem gegenüberliegenden Ufer flußabwärts wandern, überholt uns ein Jogger nach dem anderen. Schlechtes Gewissen? Durchaus, denn wir sind nun schon zwei Monate relativ langsam unterwegs. Wir genießen aber den Augenblick, das Wetter ist inzwischen mehr als erträglich, und lassen uns von keinen bösen Gedanken leiten. Als wir unsere Runde abschließen, sind wir kaputt. Und irgendwie gibt es uns dann doch zu denken, denn die Gedanken kreisen bereits, - am Donnerstag wird es heftig.

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Das Red Star beruhigt die Gemüter, das Essen war fantastisch, oder war es die Flasche Wein? Wo werden wir morgen landen? Das erste Mal seit 2002 haben wir für die nächsten sechs Tage keine Hotels vorgebucht. Was wir sehen wollen, steht jedoch fest.

Dienstag
Es hat nur 53 Grad, aber es ist trocken. Über die Interstate 205 kommen wir ins Hinterland von Oregon. Irgendwo östlich von Salem verlassen uns die Häuser und es wird Weihnachten. Nein, noch kein Schnee, jedoch wachsen hier an den noch sanften Hügeln ungewöhnliche Bäume. Weihnachtsbaumfarmen und diese Dinger sehen ungewöhnlich, total dicht und symmetrisch aus. Typisch amerikanisch und nett anzuschauen.

Nach 62 Meilen sind wir im Silver Falls State Park. Ten-Falls-Trail, auf geht's! Der Weg, der gleich super mit den South Falls beginnt, ist gut gepflegt und führt durch die South Fork des Silver Creeks nach Norden. Der erste Wasserfall ist mächtig und wunderschön. Die Kante, über die das Wasser zirka 30 Meter hinunter fällt, hat das stetige Wasser zugespitzt, so dass hinter den Fällen ein Hohlraum entstand. Der Weg führt durch diesen Alkoven, dem selbst das rauschende Wasser mit seinen hellen Tropfen kaum Licht zuführt. Der Blick hinaus mit endlosem Grün und einem weißen Wasserstreifen.

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Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommt ein Wasserfall nach dem anderen. Die Wege sind so angelegt, dass man meist auch hinter die Fälle kommt, zumindest und immer kommt man ihnen ganz nah. Namen sagen bald nichts mehr, ob South oder North oder Drake oder Double Fall oder was auch immer, einer ist schöner als der andere. 5,67 Meilen lang, 3 Stunden, fantastische Szenerie in grün und weiß, durch Zauberwälder und Farnfelder, durch Höhlen und über Hügel. Dazwischen gibt es Brotzeit. Wir haben zwar keine dabei, aber die Salmonberries, die wie Himbeeren schmecken, wachsen in Kopfhöhe.

Steffi meldet eine Straßensperrung mitten in der Pampa und wir folgen ihr so lange, bis wir nicht mehr wissen, wo wir sind. Irgendwann erreichen wir aber sicher wieder die Interstate und düsen zurück nach Portland, respektive am südöstlichen Ende vorbei zur Interstate 84. Erinnerungen an unsere Tage in Hood River werden wach, als wir am Columbia River entlang an den zahlreichen Wasserfällen vorbei rauschen. Das Wetter ist inzwischen strahlend und als wir bei Hermiston auf die Interstate 82 und nach Washington State fahren, wird es auch noch warm.

Nachdem wir einen Hike, fast 11 Stunden und 324 Meilen hinter uns haben, ist es genug und wir suchen uns ein Hotel in Kennewick. Ein schönes Best Western: full. Auch im Nachbarort sind beide Best Western belegt. Genau das ist es, warum ich alles vorbuche. Wir bekommen das letzte Appartment im Baymont Inn and Suites, ein Wyndham Hotel. Der Name klingt toll, das Hotel ist alles andere.

Das Abendessen gibt es im Dennys und es war überraschenderweise recht ordentlich.

Mittwoch
Kennt Ihr die Krimis, die damit beginnen: "24 Stunden vorher"?

24 Stunden vorher: Der blaue Himmel überspannt das Elendsdorf Kennewick, die Nacht haben wir überstanden. Es geht weiter nach Nordosten und wir lassen dem Columbia River seinen Lauf. Unsere Orientierung ist nun der Snake River, der uns nach 76 Meilen direkt in den Palouse Falls State Park führt.

Die Ebene staubt, das Wasser des Snake Rivers donnert. 60 Meter geht es mit dem Nass in die Tiefe und wenn man das wüstenähnliche, karge Umland so anschaut, ist es kaum zu glauben, wo so viel Wasser herkommen kann. Aber der Snake River ist einer der mächtigsten Flüsse des Nordwestens, über 1.700 Kilometer lang. Staunend stehen wir am Abgrund und Gott sei Dank trennt uns ein hüfthoher Zaun von dem Absturzgebiet. Wir denken an den Kanufahrer, der diesen mächtigen Wasserfall mit seinem Boot sozusagen runter gesprungen ist. Der Wahnsinn hat ein Gesicht. Der Campground ist voll, denn auch andere Menschen genießen diese Natur. Schön und spektakulär ist es hier. Wir wandern etwas am Rim entlang und verfolgen den Snake Fluß, der sich gen Westen nun gemächlich dahin fließend verabschiedet.

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A decision is the selection between possible actions! It's decision time, die Zeit der Entscheidung ist gekommen! Und sie hat eine lange Vorgeschichte:

Es gibt zwei Steinbogen, die der passionierte Arch Hunter ins seinem Leben unbedingt sehen will. Nein, nicht nur ich! Der eine heißt Faraway Arch und ist für Otto Normalbürger, auch Joe Sixpack genannt, nur mit dem Flugzeug oder mit dem Hubschrauber zu überfliegen. Name ist also Programm. Und der andere Arch heißt Rainbow Rock und ist in Idaho.

Der Regenbogenfelsen muss jetzt her, aber da gibt es ein kleines Problem. Die Zivilisation in einem Ort Names McCall ist in zwei Stunden Offroad-Fahrt entfernt oder ein Bergdorf mit dem vielversprechenden Namen Yellow Pine, das auch nur über lange Anfahrten auf ungeteerten Straßen zu erreichen ist, könnte als Ausgangspunkt für eine Monsterwanderung dienen. Die Recherche zu Yellow Pine ergab, dass es dort im Sommer ein Mundharmonikafestival gibt und der Leiter, sozusagen der Obermundharmoikaner, hat sogar eine eMail-Adresse. Er war aber nicht recht auskunftsfreudig und hilfsbereit, der Tanzbär. Und so wäre ggf. die Anfahrt zu einer vorhandenen Mountain Lodge glücklos zumindest sehr ungewiss gewesen. Was tun sprach Zeus? McCall, zwei Stunden Anfahrt, Hike, zwei Stunden Rückfahrt oder Yellow Pine mit allen geschilderten Unwägbarkeiten und einer ebenfalls elenden Anfahrt?


Wir fahren die 261 weiter auf die Straße nach Lewiston. Eine wunderbare Landschaft begleitet uns. Bei Pomeroy (ohne Mr. Winterbottom) spitzen die Windräder über die Hügel und als wir bei Clarkstone den Snake River überqueren, werden aus den Hügeln ausgewachsene Berge. Rapsfelder spiegeln in leuchtendem Gelb die Sonne wider, auch ein seltener Anblick in den USA. Plötzlich und unvermittelt werden aus den Bergen himalayaähnliche Gebilde und der Schnee blitzt wie ein Signal durch Idaho. Wir überqueren den Hells Canyon und winden uns am Salmon River entlang immer weiter ins Gebirge. In Riggins ist die Hölle los: Rafter, Angler und Jeeptouren. Motels, Cafes und wartende Kunden, die zum Abschluß den Anglern ihre Lachse fangfrisch abkaufen.

Wir verlieren eine Stunde dank der Mountain Time. Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich, denn es heißt wohl auch, morgen noch eine Stunde früher aufzustehen. Als wir den wunderschönen Ort Mc Call erreichen, sind wir erst mal mit unserer Entscheidung zufrieden. Ein netter, nicht überzüchteter Bergort am ruhenden Payette Lake bei immer noch 70 Grad. Oben leuchtet der Schnee und was das bedeuten könnte, ist klar. Auf alle Fälle ist das Best Western am Ortsende um Klassen besser, als unsere gestrige Herberge.

Es gibt einige nette Lokale und auch eine Brewery hier im Ort. Unsere Entscheidung fällt auf ein Fischrestaurant, das Steamers Seafood and Steaks. Fantastisches Essen und eine Flasche Wein als Vorbereitung für eine sportliche Anstrengung. Geht doch! Auf dem Heimweg mussten wir doch noch einen Espresso bei diesen kleinen Drive-Thru-Ständen ausprobieren. Das hätten wir uns sparen können. Eine lustige Anmerkung ist noch zu machen: An den beiden Straßenseiten, die ein Zebrastreifen verbindet, sind zwei Gestelle mit Fahnen drin. Wir dachten zuerst an eine Baustelle, haben aber dann herzhaft gelacht, als ein Fußgänger eine Fahne nimmt, damit wedelnd die Straße überquert und drüben wieder in die Halterung steckt. Sowas kann auch nur den Amis einfallen.

Die Gedanken an morgen begleiten uns nicht lange in die Welt der Träume.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 07.11.2012, 17:23 Uhr
Donnerstag
Die Sonne hängt wohl noch auf dem Atlantik rum, als der Wecker klingelt. Stockdunkle Nacht, die Augen sind noch schwer, aber die Vorfreude steigt. Als wir das schützende Hotel verlassen, erwarten uns keine Death Valley Temperaturen. Das Auto ist zwar aufgetaut, aber es ist nicht weit bis zum Gefierpunkt. Müde, kalt, kein Frühstück - manchmal hat es der Hiker schon schwer.

Wir verlassen McCall nach Nordosten und es dauert nicht lange, bis der Teer das Zeitliche segnet. Die Piste ist jedoch top. Mit fast normaler Geschwindigkeit passieren wir den Little Payette Lake. Das ändert sich aber bald. Nach 14 Meilen beginnt die Steigung. Immer weiter schrauben wir uns nach oben und das Helle, das wir inzwischen erblicken, ist noch nicht die Sonne. Der Schneeräumer war offensichtlich erst da, die ausgefräste Straße ist zwar ziemlich frei, aber nach der Räumaktion wollten wohl ein paar, nun gefrorene Teile zurück auf die Fahrbahn. Unser Chevy Traverse gibt auf, der vordere Spoiler und der Unterboden danken es ihm. Etwas Aufwärmprogramm! Immer wieder steigen wir aus und räumen mit den Händen die Straße. Handschuhe wären sehr recht, sind aber leider nicht im Reisegepäck. Wenn das so weiter geht, dann sind wir da, wenn wir wieder zurück müssen.

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Als es jedoch auf der Ostseite des Lick Creek Summit wieder nach unten ging, war zumindest dieses Problem gelöst. Das nächste wartete jedoch bereits. Die inzwischen erhellende Sonne strahlt den Grader an, der nun seelenruhig die Ecken und Kanten der Straße schleift. Ein paar Steinbrocken bleiben über, aber langsam sind sie ohne Schaden zu passieren. Der einsame Arbeiter fährt irgendwann zur Seite und mit einem freundlichen Gruß verschwindet er im Rückspiegel. Seine Kameraden lassen leider nicht lange auf sich warten und als der letzte Caterpillar einen Pullout nutzt, um auf die Seite zu fahren, verlassen wir das Schritttempo ziemlich zügig. Der Lick Creek liegt hinter uns und wir treffen auf den Secesh River. Es ist flach und es geht nur so dahin. Aber was ist das? Auf die Ferne sehe ich ja noch wunderbar, aber was mir ins Auge sticht, trifft mich ins Herz. Ein Baum quer über der Straße. Das war's! Je näher wir jedoch dem Teil kommen, desto klarer wird, dass es sich hierbei um eine Art Schikane handelt. Die Straßenmeister haben ziemlich exakt in Pickup-Breite die Bäume abgeschnitten und so kann man sehr vorsichtig zwischendurch. Ungefähr bei der 7. Durchfahrtaktion, man wird ja immer geübter, bin ich wohl zu schnell rangefahren und habe einen Ast übersehen, der entgegen der Fahrtrichtung in die Dirtroad starrte. Gehört habe ich ihn gleich, als er alles andere als sanft meine komplette rechte Seite von vorne bis hinten betatschen muss; respektive des Travers'. Do you have all insurances, honey? Yes Mam! That helps. Nach 41,3 Meilen Abenteuerfahrt sind wir am Deadman Trailhead, direkt an der South Fork des Salmon Rivers und es hat inzwischen schon sage und schreibe 45 Grad.

Das Wasser rauscht, die Bäume wiegen sich im Wind und vor uns, gegenüber der Straße, geht es bergauf! Ein kleiner, durchaus namhafter Anstieg auf den ersten Absatz, der dank Serpentinen problemlos zu meistern ist. Und dann spazieren wir stetig hinauf, am Deadman Creek entlang. Der Pfad wird nicht oft benutzt, ist aber gut zu sehen und zu wandern. Wir wundern uns über Motorradspuren und kommen zu dem Ergebnis, dass die Waldarbeiter, die den Trail pflegen, über so ein Vehikel nach oben kommen. Eine Stunde lang wandern wir wunderbar und unaufgeregt dahin, - wir freuen uns auf das Ziel.

Dead Man Walking, ein Film über die Todesstrafe aus dem Jahr 1995. Dead Man Walking, ein Ruf der us-amerikanischen Gefängniswärter, wenn ein zum Tode Verurteilter aus seiner Zelle zum Hinrichtungsraum geführt wird. Vergleiche, die nicht angebracht sind, die hinken, aber wir befinden uns im Deadman Creek. Und jetzt, nach dieser ersten Wanderstunde, wird aus der Wanderung eine Qual. Der Trail ist nur bis hierher gepflegt und geräumt, jetzt ist Schluß mit lustig. Alle paar Meter liegen die Stämme von verbrannten und umgefallenen Bäumen quer. Ein Ausweichmanöver gibt es selten, da das Gestrüpp zu passieren noch anstrengender wäre. Vielleicht drei Mal war es noch lustig, auch wenn es Zeit kostet, dann war es nur noch anstrengend. Und als knapp über drei Meilen die Steigung massiv zunimmt, wird es zur Qual. Die Bäume geben uns den Rest, ich sehe aus wie ein Grubenarbeiter: Kleidung, Hände und Gesicht sind schwarz! Nach jeder Übersteigung schöpfen wir Hoffnung, denn je weiter es nach oben geht, desto lichter wird der Wald. Aber es hört nicht auf. Wir sind noch nicht mal drei Stunden unterwegs und ich sage es ganz ehrlich, wenn Monika nicht hart geblieben wäre, ich hätte kehrt gemacht. Nach 3,5 Stunden sind wir oben an der Rainbow Ridge, die schwarzen Bäume sind Vergangenheit und stehen uns nur noch ins Gesicht geschrieben. Jetzt hoffen wir, dass die Querung nach Süden leichter wird.

Na ja, leicht ist was anderes, denn der Bergrücken hat einige Buckel, die es hinauf- und hinabzusteigen gilt. Der Trail verlangt uns so viel ab, dass wir nur schüchterne Blicke für das tolle Panorama und die schönen Hinkelsteinformationen, die hier oben stehen, haben. Tief in Idaho, tiefer kann man vielleicht nicht sein. Nach gut vier Stunden haben wir Sichtkontakt zum Objekt der Begierde. Und etwas weiter schlägt das GPS Alarm, wir verlassen den Trail und wandern querfeldein zum Rainbow Rock. 4,5 Stunden, 7,2 Meilen, über 1.000 Höhenmeter, wir sind da, völlig fertig, aber es ist fantastisch! Der Rainbow Rock Arch aus hellem Felsen sieht wie ein knochiger Finger aus, der die andere Seite des Felsen berührt. Eine ungewöhnliche Form, so ganz anders als die Sea Arches oder die Felsentore im Westen. Wir sind glücklich, vor allen Dingen, dass wir nach all den Hindernissen, die uns seit früh Morgen begleiten, doch noch gelandet sind!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/rainbow_rock_00.jpg)

Nur drei Stunden und zwanzig Minuten haben wir bis zum Auto zurück gebraucht, aber heute sind wir echt an unsere Grenzen gestoßen. Auch die Rückfahrt war kein Vergleich zu heute früh. Inzwischen waren alle Bäume von der Straße entfernt, der Pass war wunderbar gesandet und die Schneebrocken haben wir ja bereits selbst beseitigt. Wir hatten sogar die Zeit und die Muse, aus dem Auto vier tolle Wasserfälle zu bewundern. Die sind uns bei der Hinfahrt nicht aufgefallen. Nach insgesamt 12,5 Stunden war die Dusche nur so eine Wohltat.

Unser Abendessen in der Brewery hat nicht lange gedauert, das Ambiente dort ist weder schön, noch urig. Wir waren dann wirklich froh, als wir im Bett waren.

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Beitrag von: Anti am 07.11.2012, 17:37 Uhr
Danke, Monika, für deinen Ehrgeiz und dass du deinen Fritz mitgezerrt hast! Tolle Brücke. Tolles Foto. Abschreckender Weg dort hin...  :wink: Das werde ich wohl nie in Angriff nehmen...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 08.11.2012, 06:53 Uhr
Also die Bergwanderung ist anstrengend, keine Frage, aber ohne die Bäume wäre es m.E. in drei Stunden für jedermann machbar
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 08.11.2012, 10:26 Uhr
Hut ab vor dieser Leistung! Wahrscheinlich wird der Weg so selten begangen dass keiner mehr die Bäume wegräumt. Ich wäre bestimmt auch umgekehrt (wahrscheinlich hätte ich schon vor den Bäumen auf der Strasse kapituliert). Danke für das schöäne  Foto so kriege ich den Arch wenigstens virtuell zu sehen  :D
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 09.11.2012, 06:59 Uhr
Hut ab vor dieser Leistung! Wahrscheinlich wird der Weg so selten begangen dass keiner mehr die Bäume wegräumt. Ich wäre bestimmt auch umgekehrt (wahrscheinlich hätte ich schon vor den Bäumen auf der Strasse kapituliert). Danke für das schöäne  Foto so kriege ich den Arch wenigstens virtuell zu sehen  :D

Im Leben gibt es nix umsonst  :D, aber die Wanderwege rund um Yellow Pine werden gut gepflegt. Es war zwar schon Mitte Juni, aber dort liegt halt sehr, sehr lange Schnee
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 11.11.2012, 12:26 Uhr
Freitag
Slow down, Buddy! Wir sind noch ziemlich beeindruckt und wollen das gestrige Highlight erst langsam aus den Köpfen und den Körpern verbannen. Das Frühstück verläuft in ungewohnter Ruhe und Gelassenheit, Supermarkt und dann gönnen wir dem Fahrzeug noch eine Wäsche. Den Kratzer von gestern sieht man von weitem kaum, ein weißes Auto hat da so seine Vorteile.

Wir durchqueren Nord-Idaho über die 95er und die 12er, auf der ein Schild sagt: Winding Road next 99 Miles. Mahlzeit! Und nur Wald, so weit das Auge reicht. Man denkt, dass es nicht mehr aufhört. Entlang an reißenden Wildflüssen, mit Vollgas einen Ami nach dem anderen die Rücklichter zeigen, langsam macht es Spaß und manchmal hätte ich schon Lust, den Vettel-Finger zum Besten zu geben. Passstraßen mit super Kurven, was natürlich auch die Moped-Fahrer anzieht. Aber auch die entpuppen sich als Verkehrshindernis und wie ja schon öfters erwähnt, ist es eigenartig, wenn man als Autofahrer einen Moped-Fahrer überholt. Bei uns daheim gibt es sowas kaum. Als wir oben am Lolapass eine Pause machen, erreichen wir Montana.

Als wir wieder nach Süden vordringen, kommen wir bald nach Hamilton. Man muss es nicht kennen, ein Elendsort, später dazu mehr. Wir sind auf der nun ungeteerten Blodgett Camp Road und finden vor dem Campingplatz ausreichend Parkplätze direkt am Trailhead. Der Weg führt in den Wald, aber schon bald haben wir freie Sicht auf die gewaltigen Berge der Printz und Romney Ridge in der Selway Bitterroot Wilderness. Es ist fast wie in Berchtesgaden oder in den Dolomiten, hochalpines Panorama. Schroffer Fels, steile Wände, für einen relaxten Hike sorgt der Blodget Creek, der unermüdlich und mit Gewalt die Steine Richtung Tal befördert. Das Wasser ist so klar, dass man an den ruhigen Stellen jede Kleinigkeit des Flußbodens und dessen Bewohner erkennen kann. Meist jedoch rauscht das Wasser schäumend und schneeweiß mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch den Canyon.

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(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_horse_arch_gegend_02.jpg)

Nach gut 3 Meilen taucht der riesige Steinbogen links oben auf. Ein Pferdekopf berührt den Fels. Es könnte aber auch eine Giraffe sein. Der Horse Arch ist wunderschön, wirkt eher fragil, ist jedoch von den Dimensionen her so mächtig, das er sicher noch einige Zeit am Leben bleibt. Als wir nach dreieinviertel Meilen auf einer Fußgängerbrücke unseren Viewpoint erreicht haben, schiebt sich von hinten her ein Gewitter in den Blodgett Canyon. Wir haben nie vorgehabt, über den geschichteten Felsen zum Arch hinauf zu steigen, aber jetzt, da sich ergiebiger Regen am Horizont abzeichnet, treten wir gerne den Rückzug an. Zu groß ist die Gefahr einer Springflut. Und so kommen wir nach gut einer Stunde Rückweg trocken wieder am Auto an. Das Gewitter ist in den Bergen geblieben, dort gehört es auch hin.

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Das BW in Hamilton ist ein Loch! Und wir finden es so schlimm, dass wir uns am liebsten auf die Suche nach einem anderen Hotel machen würden. Aber erst mal haben wir Hunger und schräg gegenüber ist das Coffe Cup. Hier treffen sich die Hiesigen, das Essen war auch wirklich ok. Am nördlichen Ortseingang war ein sehr schönes Inn, aber leider war es voll. Und so verbringen wir eine unruhige Nacht in dem schlechtesten Zimmer des ganzen Urlaubs.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 11.11.2012, 15:41 Uhr
Samstag
Der Plan war etwas sehr optimistisch und bot auch viele Ziele an, die als Ersatz für einen gegebenenfalls nicht zu erreichenden Rainbow Arch Rock dienen könnten. Klar, dass darum nun einiges auf der Strecke bleiben muss und Wege auf der erneuten Kontinentalquerung bewältigt werden müssen. Wir fahren auf das Geratewohl Richtung Atlantik, - nichts wie weg von dieser stinkenden und lauten Bude.

Das Lächeln kommt erst zurück, als wir im Auto sitzen und durch den wunderschönen East Fork Camp Creek fahren. Es geht zurück in die Berge, die Straße nimmt Anlauf zum Lost Trail Pass. Hier, an der Grenze zu Idaho, in das wir erneut kurz eintauchen, führt die gut ausgebaute 43er in ein Hochtal. Wisdom, ein kleiner Ort umrahmt von Bergen und inmitten einer tollen Landschaft. Bei Divide kommen wir endlich auf eine Interstate. Die I-15 führt zur I-90 und als wir mehrmals den Yellowstone River queren, werden langsam die Berglandschaften durch Hügel und rote Felsen abgelöst. Selbst die Fahrbahn ist jetzt rot und schneidet die saftig grünen Kuppeln Montanas entzwei. Wir erreichen in South Dakota den Ort Sheridan. Das Best Western dort ist nicht so eine Absteige, ganz im Gegenteil. Wir haben ein riesiges, sauberes und nettes Zimmer und außerdem gibt es eine Sportsbar und ein Restaurant, in dem wir ganz anständig essen.

Sonntag
Das ausgezeichnete Frühstück hat gut getan und als um kurz vor 9 Uhr die Sonne bereits ihre Kraft bündelt und 91 Grad erzeugt, stürmen wir los.

Es geht die Interstate ein Stück zurück und am Exit 9 erneut ins Hinterland. Der Tongue River hat einen tiefen Canyon ausgefräst, in dem links und rechts tolle Felsen in die Höhe ragen und das Tal einkesseln. Das bräunlich-gelbe Gestein ist brüchig und furchig und es sind drei Steinbögen, die auf den Felsen thronen. Der schönste ist das Nadelöhr, Needles Eye bildet den Abschluß eines Zapfens. Es sieht aus wie ein Eingangstor zu einer nicht zu stürmenden Burg aus dem Herr der Ringe Epos. Die beiden anderen Felsentore, der Tongue Arch und die Tongue Brücke tun es ihm gleich. Der Canyon ist wirklich eine Reise wert.

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Wir kämpfen uns weiter in den Süden von Wyoming vor. Die Strecke von Buffalo auf der WY 16 ist der Wahnsinn. Tolle Felsformationen begleiten uns ins Powder Country. Es geht stetig bergauf, im Hintergrund die schneebedeckten Big Horn Mountains. Gelb, rot, braun und grüner Wald bis zum Powder River Pass. Im Tensloop Creek ein riesiger Steinbogen, den (selbst) wir nicht kennen. Dann wird die Berglandschaft zur Prärie. Und mitten drin steht der Castle Gardens. Ja, wie eine Burg in der Ebene, Türme und Türmchen aus Hoodoos. Wenn man von hier in die Weite schaut, sieht es aus wie in Escalante.

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Wir umrunden den Schlossgarten mit seinen zauberhaften Felsennadeln. Über eine Stunde sind wir unterwegs und immer wieder versuchen wir, die Burg zu stürmen. Leider ist aber immer irgendwann Schluß; man würde Seil und Haken brauchen. Einen Zugang zum Minarett, einem aussergewöhnlichen Arch, haben wir nicht gefunden. Aber auch so ist diese Gegend faszinierend. Hoodoos, Steine wie Tellerminen mit roten Flechten, gelb-rot-braune Felsformationtionen. Alles schöne Motive, die wir nach gut einer Stunde im Kasten haben. Wir erreichen die three digits, es hat 100 Grad!

Zurück auf der Autobahn, auf der es bis Gillette praktisch keine Ausfahrt gibt. Nicht einmal Dirtroads zweigen von dem Teerband ab, das uns durch das restliche Wyoming führt. Wir fahren über grüne Prärie und rote Erde. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf, denn es hat inzwischen 105 Grad. Den Tankstopp bei einer Flying J begleitet ein herrlich altes Wohnmobil, das mir ein Foto wert war.

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Nach 382 Meilen erreichen wir South Dakota und es sind dann doch 450 Meilen geworden, bis wir in Rapid City in ein niegelnagelneues Hampton Inn einziehen. Ein schönes Hotel, eine schöne Hotelbar, an der Sergio - vor zwei Generationen waren es noch Italiener- hervorragend kocht. Der Tuna war vom Feinsten.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 12.11.2012, 10:55 Uhr
Hallo Fritz,

dieser Tag heute ist für mich besonders interessant, da wir nächstes Jahr in dieser Ecke unterwegs sein werden (die I90 von Sheridan nach Buffalo und weiter Richtung Osten ist jedenfalls vorgesehen). Den südlichen Teil der Bigorn Mountains habe bisher noch nicht auf dem Plan aber wenn ich deine Bilder so anschaue muss ich mal schauen ob ich diesen Umweg nicht fahre. Diese Hoodos sehen einfach toll aus.  :D

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 13.11.2012, 14:20 Uhr
Montag
Wir haben das Hilton mit Frühstück gebucht und es gab alles, was das Herz begehrt. Ich mache ja nicht schnell Werbung für etwas, aber die Hamptons sind in der Regel wirklich die besten Hotels, wenn man über Land fährt. Aber es ist gut, dass die Zeit der nicht vorgebuchten Hotels vorbei ist. Nun wissen wir wieder, wo wir hingehören und was uns erwartet. Und heute gilt es, die nördlichen Great Plains zu überwinden. Wir wollen meinen Geburtstag in Minneapolis feiern.

Und so verbringen wir die meiste Zeit auf der Interstate 90 und fahren durch das flache Land. Felder, Scheunen, Silos! Leider verlieren wir zudem noch eine Stunde, es ist Central Time. Bei Chamberlain ändert sich das Landschaftsbild, der Missouri River gießt Bäume und Sträucher und malt alles in grün. Und als wir nach Minnesota einreisen, werden nicht nur die Scheunen größer als die Wohnhäuser, es reduziert sich auch das Speedlimit auf 70. Und der Grund wird schnell klar. Die Straßen sind saumäßig und es rumpelt nur so dahin. 70 Meilen vor Minneapolis beginnt wieder der Wald und er signalisiert uns, dass wir mitten im Mittleren Westen angekommen sind. Der Name, respektive die Beschreibung, entstand im 19. Jahrhundert aus dem Bedürfnis, sich von der Ostküste abzugrenzen, daher "Westen" – aber eben nicht so weit im Westen wie die damalige Frontier (Wilder Westen). Lange Rede kurzer Sinn: Wir sind wieder im Osten! Alles klar?

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Als wir endlich die Skyline von Minneapolis und deren Schwesterstadt St. Paul zu sehen bekommen, sind wir erstaunt, wie schön die Wolkenkratzer sind. Das Best Western Plus begrüßt uns nach 9 Stunden und 572 Meilen. Etwas Wasser und Seife an die Körper und wir ziehen los. In der Dämmerung spiegeln sich die Wolkenkratzer auf den Glasfassaden der Brüder und Schwestern. Es ist eine wunderbare Stimmung und es hat noch 80 Grad. Die Stadt würde uns gut gefallen. Der Konjunktiv muss leider sein, da es sehr viele dunkle Gestalten gibt, die uns permanent nach Change fragen. Frag' doch den Obama, der ist für den Wechsel zuständig, und Zigarette gebe ich auch keine her, basta!

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McCormick & Schmick's, ein nettes Restaurant mit bestem Essen und ausgezeichneter Weinkarte. An der Hotelbar lassen wir den Tag ausklingen und morgen geht es wieder in die Natur.

Dienstag
Unser erster Stopp gilt dem Mississippi zur Stone Arch Bridge und den Cascades. Das ist alles ganz nett, aber das eigentlich Interessante ist etwas anderes: Das historische Mühlenviertel im Mills Ruins Park! Neben ein paar Mauern aus ewiger Vergangenheit sind etliche Mühlenhäuser restauriert. Eine herrliche Verbindung von Moderne und Geschichte ist entstanden. Eine Nebenbeigeschichte ist, dass der Parkwächter vom BW weder wusste, wo das ist, noch war er in der Lage zu beurteilen, ob es dort "vernünftige" Parkplätze gibt. Gibt es und zwar zum Schweine füttern.

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Bei St. Paul kommen wir nach Wisconsin. Dort, wo bei Tomah die Autobahnen 90 und 94 zusammentreffen, nehmen wir Abschied von der Zivilisation und fahren in das Hinterland des Dachs-Staates. Ländliches Ambiente, wunderschön bemalte Bauernhöfe, weite Ebenen, um Ackerbau und Viehzucht zum Wohle des eigenen Geldbeutels zu betreiben. Und plötzlich, wie aus dem Nichts durchziehen Felswände die Ebenen. Diese Rücken prägen nun immer wieder das Land. Wir haben erfahren, dass es sich um Gesteinsformationen handelt, die auch an den Niagarafällen ihr Unwesen treiben. Und genau an so einer Ridge liegt der Ort Rockbridge. Schon klar, was jetzt kommt. Die Rockbridge im Dorf Rockbridge wurde vom Pine River erbaut. Ein ausgespülter Crack, den man von hinten durch einen kleinen Tunnel erreicht. Ausser uns interessiert das niemanden.

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Die County Roads haben hier Buchstaben und keine Zahlen. Steffi führt uns sozusagen von A - Z. Nur sie behält die Orientierung. Aber irgendwann sind wir da. Der Elephant Trunk Rock steht neben der Straße, die kaum befahren ist und ein Parkplatz direkt neben dem Arch ist gähnend leer. So ist's recht! Tock, Tock, Tock, was ist das denn? Auf einem kleinen Minitraktor kommt ein alter Mann daher geschlichen. Mr. Faber, servus! Thank you for stopping! Das erste Mal im Leben sehen wir einen Arch-Keeper. Er erzählt uns, dass er wohl mit den Fränkischen Bleistiftherstellern irgendwie verwandt ist und, was wirklich interessiert, die Geschichte des Steinbogens. Eine indianische Kultstätte war er und die Verbindung zur Gegenwart wird dadurch hergestellt, dass dieser Kult von einem schnöden Verkehrsunfall heimgesucht wurde. Das ist auch der Grund, warum er sich sein Bein brach, das nun mit Beton und Steinen geschient ist. Nette Begegnung!

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Wir ziehen weiter zum Natural Bridge State Park. Die Box für das Eintrittsgeld ist aufgebrochen, sie war aber sowieso aus Holz, das schon ziemlich durchgefault ist. Auch alle anderen Einrichtungen erwecken nicht den Eindruck, als ob sich hier jemand wirklich kümmert. Wir wandern los, einen Rundweg, der eingerahmt von zerfallenen Holzzäunen durch den Wald führt. Very unspannend. Wir haben am Ausgangspunkt des Rundweges leider die falsche Richtung eingeschlagen, so dass der mächtige Leland Arch erst zum Schluß des rund 0,5 Meilen langen Weges auftaucht. Mitten im Wald, den auch hier eine Ridge durchzieht, steht er oben mit seiner gewaltigen Öffnung.

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Das waren drei wirklich schöne Arche und jetzt geht es in die Millionenmetropole Chicago. Das sind schöne Gegensätze, die wir an so manchen Reisetagen erleben. Wir kommen über die County Road PF, interessante Bezeichnung, zur US 12 East, vorbei an sehr schönen und sauberen Farmen, so, wie man sie aus dem Fernsehen kennt. Die Friedhöfe haben Grabsteine und es ist ja bekannt, dass in und um Chicago sehr viele deutsche Gemeinden ihre Heimat gefunden haben.

Über den Wisconsin River, den roten Sandstein am Ufer haben wir nicht wahrgenommen, weiter zur Hauptstad Madison und dann auf der Interstate 39 nach Illinois. Geld raus, es beginnt wieder mit der Maut. Sage und schreibe 5 Toll-Stationen und als wir in den Großraum Chicago eintauchen Stillstand. Der Stau scheint so mächtig, dass sich Steffi zu Wort meldet und eine Ausweichroute vorschlägt. Im Zeitalter der Navigationsgeräte könnte es ja passieren, dass alle Navis diese Route vorschlagen. Na ja, alle waren es offensichtlich nicht, aber wir quälen uns mit vielen Mitleidenden von Ampel zu Ampel.

Irgendwann mit 30 Minuten Verspätung erreichen wir ein Hotel. Steffi sagt das ist unseres, aber ich bin da skeptisch, denn ich habe ein Wyndham gebucht und an der Vorfahrt steht dick und fett Hyatt. Nach wenigen Blicken kommt mir dieses Hotel aber sehr bekannt vor, da wir dort vor einigen Jahren bereits nächtigten. Und damals war es ein Wyndham. Der Valet-Parker gibt Entwarnung. Vor einem Monat hat die Herberge umfirmiert. Auch gut, dann halt Hyatt. Das Ambiente war aber schon noch sehr von Wyndham geprägt. In der Hotelbar haben sie noch die Gläser ausgepackt und es war alles andere als gemütlich. Aber das Essen im Hotelrestaurant war gut.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 15.11.2012, 14:35 Uhr
Mittwoch
Eher gemächlich machen wir uns auf den Weg, was zwei Gründe haben könnte. Zum einen waren wir schon oft in der Windy City. Zum anderen ist sie heute alles andere als windig. Die Morgensonne entwickelt eine unheimliche Kraft und die Stauräume zwischen den Wolkenkratzern sind bereits mit Wärme geflutet. Der Saunagang kann beginnen.

Für 16 Dollar pro Person bringt uns der pfeilige Lift auf die Aussichtsplatzform des John Hancock Center in zirka 300 Meter Höhe. Die Aussicht ist immer wieder der Wahnsinn. Die Suburbs sehen aus wie Legokisten und die Autobahnen fressen sich in die Vororte und durch Illinois wie Bandwürmer. Strände in warmen Gelbtönen trennen die dunkle Stadt vom blauen Michigan See, der als kleines Meer bei uns durchgeht. Wir genießen den grandiosen Blick in aller Ruhe und jetzt mit ein paar Schmankerl zum Kaffee. Je nach Gedankenlage blicken wir in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft.

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Als kleiner Zwischenstopp dient das Shoppingcenter an der Watertower Plaza. Und als wir das HardRock Hotel entdeckt und besichtigt haben - so ein Pech, die Shotgläser waren aus - müssen wir unsere Einkaufstüten auf unser Zimmer bringen, bevor wir zum Esel mutieren. Ich dachte wir haben in den Koffern keinen Platz mehr? Aber wo Frau einen Willen hat, da ist auch ein Weg.
Als man Chicago vor ein paar Jahren von oben betrachtete und sich der Blick nach Süden richtete, endete die Skyline abrupt, dann kam eine freie Wiese, im Hintergrund bzw. mittendrin der Buckingham Brunnen, das Shredd Aquarium und das Soldier Field Stadion. Das ist jetzt ein bißchen anders, denn die freie Wiese, auf der auch schon ein Bahnhof stand, ist seit der Jahrtausendwende der Millenium Park. Wir waren noch nie da.

Schön ist er geworden, der Park. Moderne Architektur, monumentale Skulpturen und fantastisch angelegte Gärten. Selbst ein künstlicher Wasserfall fehlt nicht. Die Hauptattraktion, wenn man das an der Anzahl der Menschen festmachen will, die sich hier tummelt, ist das Cloud Gate, das im Volksmund die Bohne genannt wird. Ein Eldorado für die Fotographen, die sich endlich mal selbst ablichten können, im Hintergrund die Skyline von Chicago. Aber auch gut für die Psyche, denn das Wolkentor verzerrt die Perspektive so, dass man schnell aus einem Volldampf-Ami eine grazile Gestalt machen kann. Sozusagen ein gefälschtes Beweismittel für die letzte gescheiterte Diät. Verdammt, schau ich gut aus! Natürlich darf die Michigan Avenue nicht fehlen. Wrigley-Building am Fluß und zum Schluß noch der Navy Pier, den wir am Wasser entlang erreichen. Die Beine brennen, Schluß für heute.

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Der Concierge empfiehlt uns das Benny's Prime Chop House. Das Essen war sehr gut. Meine Short-Ribs ein Traum. Der Wein war überteuert.

Donnerstag
Heute wird es noch heißer als gestern. Als wir das Hotel verlassen, rennen wir gegen eine Wand. Die Luftfeuchtigkeit steht der Wärme in nichts nach und bereits nach wenigen Minuten klebt die Kleidung am Körper. Gemessenen Schrittes wandern wir zum Navy Pier und kaufen Karten für das Wassertaxi zum Sears Tower, der ja jetzt Willis Tower heißt.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/chicago18.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/chicago16.jpg)

Auf dem Wasser ist es etwas erträglicher. Wir schippern den Chicago River flußaufwärts. Immer höher werden die Wolkenkratzer, die Loop donnert hoch oben durch die Straßen. Vor einigen Jahren haben wir exakt auf diesem Weg eine sogenannte Architekten-Tour gemacht, die war nur viel, viel teurer. Dafür wurde einiges erklärt, was ich nicht mehr weiß. Rund um den Willis Tower ist Baustelle. Aber nicht so eine, die ein kleines Verkehrshindernis darstellt und umfahren bzw. umgangen werden könnte. Nein, genau aus der Richtung, aus der wir kommen, ist das Monstrum abgesprerrt. Rundummadum und dann endlich in der Schlange zum Skydeck. Für 17 Dollar geht es hinauf in den 103. Stock. Und eine für uns neue Attraktion steht bereit. In einigen Nischen kann man auf einen Glasboden steigen - wer kennt den CN Tower in Toronto? - und in die gähnende Tiefe blicken. Das geht aber nur, wenn man sich in der Schlange anstellt. Also geschenkt!

Wir marschieren weiter zum Palmer House Hilton, in dem wir vor 17 Jahren gewohnt haben. Es ist immer noch ein schönes, altes Hotel und einen Besuch wert. An das Voucher-Zimmer vor all diesen Jahren will ich nicht mehr denken. Als wir die Vorhänge zur Seite geschoben haben, hat man sich fast die Birne an der gegenüber liegenden Hauswand angeschlagen. Wir brauchen noch eine coole Location, also nicht zum Vergnügen, sondern zum abkühlen. Das HardRock Café, das seit unserem letzten Besuch umgebaut wurde, ist jetzt schöner. I take a Sprite. Is Seven up ok? Natürlich, meine Liebe.

Wenn die Sonne scheint, braucht so mancher Mensch, ähm, inzwischen fast jeder, eine Sonnenbrille. Monika auch und deshalb ist es ziemlich verwunderlich, dass sie erst kurz vor dem Hotel merkt, dass ihr das gute Teil abgeht. Ja wo ist es denn? Ruhig bleiben und zurück zum HardRock. Und im Store, dort wo sie die Teile verkaufen, die jeder früher sammelte und trug, haben sie sie herzlich begrüßt, die Monika. Und sie hatten natürlich auch die Brille. Ein paar Scherzchen müssen sein, Deppen, aber dann haben sie sie rausgerückt. Nette Menschen!

Heute spielt Deutschland gegen Italien, es geht inzwischen um viel und nachdem wir hörten, dass unsere Buben eine gute Vorrunde gespielt haben, haben wir es angeschaut. Der gebildete Fußballer weiß, was jetzt kommt. Dann halt nicht! Wir machen uns nochmal auf den Weg ans Binnenmeer, kühlen unsere Füße im Wasser und beochten das Treiben am Strand. Das Wetter ist kaum mehr auszuhalten und so beschließen wir, das Hotel heute nicht mehr zu verlassen. Also zurück, sauber machen, Bar und gleich dort essen. Ein kurzes Gewitter war nicht der Rede wert, es ist nicht kühler geworden.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/chicago30.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/chicago35.jpg)

Freitag
Nach eineinhalb Stunden erreichen wir Indiana. Hier, entlang der 41er, ist alles flach. Die Fahrbahn bis Boswell ist es aber nicht. Holperdipolter, es ist zum verrückt werden. Vor Attica überqueren wir den Wabash River und über die CR 650 kommen wir zum Portland Arch National Reserve.

Eigentlich ist im Osten kein Paradies für Pfadfinder, denn es ist alles gut ausgeschildert und markiert. So auch hier, nur - und das haben wir erst im nachhinein festgestellt - ein Schild fehlt. Und das stand direkt dort, wo wir hin müssten. Also gut, wir fahren weiter und das Navi kennt einige Straßen einfach nicht. Wir umkreisen das Schutzgebiet und finden keinen Trailhead. Mir reicht's und ich parke im Wald, Luftlinie ist der Steinbogen nicht weit weg. Und da kommt er, unser Retter. Der ältere Herr macht das Fenster auf, fragt ob er helfen kann, ich suche den Trailhead zum Portland Arch und er sagt, dass er dort vorne umdreht und dann soll ich ihm hinterher fahren. Gesagt getan. Mit seinem PKW donnert er über die Dirtroads, dass es nur so raucht und staubt. Ich muss Abstand halten, damit nicht zu viele Lackschäden die Sache bei Hertz komplizieren. Er fährt dorthin, wo wir schon waren und nur die Einfahrt zum Parkplatz und Trailhead, dank des fehlenden Schildes verpasst haben. Herzlichen Dank mein Freund. Ich werde nie mehr behaupten, dass man die Amerikaner nichts fragen darf, weil sie eh nichts wissen und mit einer überzeugenden Inbrunst nur Schmarrn verzapfen.

Die Stiefel geschnürrt und los. Ein gut sichtbarer Trail führt durch den Wald zum Bear Creek hinunter, an einer Ridge entlang, die geologisch sehr interessant aussieht. Die verschiedensten Farben wechseln sich ab. Bereits nach 11 Minuten stehen wir im Sumpf vor dem Portland Arch. Das Wasser hat die Ridge durchbohrt und nur fast trockenen Fußes wandern wir durch den Arch, der ja dank des Wassers eigentlich eine Brücke wäre. Der Roundtrip geht über 0,8 Meilen durch den Wald, worüber wir bei der Hitze sehr froh sind. Es hat inzwischen 98 schwüle Grad.

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Über Crawfordeville erreichen wir Spencer und das Thermometer knackt die 100 und steht bei 104. Im McCormick's Creek State Park sind alle Höhlen geschlossen. Die Weiße-Nase-Krankheit-der-Fledermäuse ist der Grund. Wir parken am Wolf Cave Parkplatz und laufen den Trail No. 5. Auch hier Gott sei Dank Wald, Wald, Wald. Es geht ohne Steigung dahin und eigentlich ist nichts spannendes zu sehen, bis wir nach knapp einer Meile die Wolf Natural Bridges erreichen. Durch die erste Brücke hindurch, dann rechts die zweite Brücke. Sehr schön. Nicht hinein gehen - Road Closed! Es soll sich derjenige an die eigene weiße Nase fassen, der immer alles tut, was Vorschrift ist. Oder wie ging das Sprichwort? Ja, wir waren alleine, weit und breit niemand zu sehen. Und auch der Wärter ist nicht aus dem Busch gesprungen.

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Der Park hat einiges zu bieten. Wanderwege ohne Ende, Campgrounds und sogar ein Hotel, mit Pool versteht sich. Wir machen uns wieder auf den Weg und erreichen bei Terre Haute erneut Illinois, in dem auch East St. Louis liegt. Der größere, bekanntere und schönere Teil der Stadt liegt aber in Missouri. Es war ein tolles Bild, als wir den Gateway Arch zum ersten Mal sahen und die Skyline dahinter. Leider konnten wir nirgends anhalten, um diesen Blick festzuhalten.

Das Hilton Saint Louis ist schon etwas betagt, aber das ist momentan nicht das Problem. Ich würde gerne mein Auto so einem Typen geben, der es weg fährt. Valet Parking full. Aha, auch noch nie gehabt. Also lade ich verärgert gleich selbst alle Koffer aus und fahre ins Parkhaus. Dafür bekommen wir zwei Gutscheine á 8 Dollar für die Bar. Auch gut, die Gutscheine werden nicht verfaulen, wetten.

Und da geht es schon los: Bier und ein kleines Essen an der Hotelbar. Es ist nun doch spät geworden und wir sind ziemlich fertig von der Hitze.

Samstag
Bevor die Massen auftauchen, wollen wir auf dem Gateway Arch sein. Und es war auch noch nicht viel los. Hört, hört, mit unserem Nationalpark Pass bekommen wir die Tickets in das Jefferson National Expansion Memorial um 3 Dollar ermäßigt für 7 USD. Die G.u.V. dieses Passes ist so grün, es ist nur noch schön. Wie Kleinigkeiten einen Menschen freuen können.

Die Fahrt hinauf auf den gigantischen Blechbogen ist abenteuerlich und interessant. Zu fünft (5 plus Übergewicht = 6) sitzen wir in einer Art Kapsel, wehe dem, der Platzangst hat, und es geht los. Immer wieder klickt es, wenn sich der Aufzug, der ja in einem runden Bogen nach oben muss, wieder gerade stellt. Eine Treppe ist auch in Sicht, nur für den Fall, dass das Teil ausfällt. 4 Minuten hat es gedauert, dann standen wir an der Spitze. Durch kleine Luken blicken wir auf die Stadt, das Capitol-ähnliche Rathaus, das Baseball Stadion. Super! Und der Arch ist sowieso unglaublich. Ästhetisch spannt er sich am westlichen Ufer des Mississippi vor der Stadt auf. Das Wasser des großen Flußes fließt gemächlich an ihm vorbei. Cooles Teil!

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Wir laufen vom Gateway Arch flußaufwärts am Ufer entlang bis zur Eads Bridge. Die nehmen wir, wir haben Fußgänger gesehen, nach Illinois, um den Blick, den wir gestern bei der Einfahrt hatten, nochmal in Ruhe zu genießen. Auf der anderen Seite überblicken wir den Mississippi und die Skyline von Saint Louis. Der Bogen steht majestätisch davor. Just dort ist auch ein Spielcasino und nachdem die Hitzewelle latent ist, kühlen wir uns dort ab. Der Drink ist umsonst, obwohl wir nicht spielen, sondern nur an der Bar hocken. Und vor dem Casino steht ein Bus. Ja, wo geht der denn hin? Er fährt die Casinogäste zum Baseballspiel, das in Bälde auf der anderen Flußseite stattfindet. Ja wunderbar und schon hocken wir drin.

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Mit den rot verkleideten Fans steigen wir direkt vor dem Stadion aus. Es dauert keine Minute, da werden uns Tickets angeboten. Junge, alles haben wir, nur keine Zeit für eine so lange Sportveranstaltung. No thank's! Vor dem Stadion spielt eine Band und so begleiten uns zumindest laute Töne lange auf unserem Sightseeing-Pfad durch die Stadt. Bei gefühlten 45 Grad Celsius geht es die Market Street entlang, durch den wunderschönen City Garden. Neidisch sehen wir zu, wie sich die Kinder in verschiedenen Brunnen und Wasserspielen abkühlen. Durch das Schloß-ähnliche Marriott kommen wir in die Union Station. Ein schön restaurierter Bahnhof mit netten Läden und kleinen Restaurants. Der Food Court gehört jetzt aber uns, Hunger! Die angelegten Teiche beherbergen Koi Fische. Sie sehen aus wie überdimensionale Goldfische, sind aber Karpfen. Fett sind sie, denn am Rande des Wassers stehen Futterautomaten. Schon klar, dass es hier permanent Essen gibt. Gleich gegenüber ist das HardRock Café, Shot Glas her, und Landrys Seafood. Sieht gut aus, also Speisekarte kurz gesichtet und für den Abend reserviert.

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Zurück über die Pine und Olive Street, die Stadt ist inzwischen wie ausgestorben, da sich bei der Hitze nur noch wir rumtreiben. Zum Ende unseres Stadtspazierganges gehen wir noch das Macy's ab. Wir mussten jedoch wieder einmal feststellen, dass es ausser der bekannten Kosmetik nichts Gescheites mehr gibt in diesem Laden. Alles in allem ist zu konstatieren, dass St. Louis eine Reise wert ist. Insbesondere der Arch hat es uns angetan, wie könnte es bei Arch Huntern auch anders sein.
Das Abendessen war gut, nur die Portionen viel zu groß. Dann haben wir noch ein paar Schritte in die Nacht getan (und wieder geschwitzt).

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/saint_louis_00.jpg)

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 16.11.2012, 15:18 Uhr
Sonntag
Wir verlassen St. Louis über die Eads Bridge wieder nach Illinois, wo unsere Steinbögen heute zu finden sind. Einsam und verlassen, jenseits von Autobahnen tuckern wir durch den Bundesstaat und genießen eine gesunde Portion Landleben. Als wir bei Pinckneyville auf die 127 einbiegen ist der Gottesdienst vorbei und die Landwirtinnen und Landwirte kehren zurück ins Leben. Wir trauen unseren Augen nicht, als ein sehr betagter Herr von der Kirche auf die Straße einbiegen will. Vor uns wäre endlos viel Platz und in der verbleibenden Zeit wäre ich 10 Mal auf die Straße gefahren. Das eigentliche Mysterium ist aber, dass der alte Mann mit einem Fernglas die Straße beoachtet. Autofahren mit Fernglas haben wir auch noch nicht gesehen und ich möchte nicht wissen, wie gut der Mensch überhaupt noch sieht. Aber hier am Land ist das Leben vorbei, wenn man nicht mehr mit dem Auto fahren kann.

Wir folgen der braunen Beschilderung zur Ponoma Natural Bridge, die letzten zwei Meilen sind ungeteert, aber wunderbar gepflegt. Der Fußweg führt uns hinunter in ein kleines Tal und bald stehen wir auf der großen Brücke. Wege führen weiter nach unten, so dass der Steinbogen von allen Seiten und Perspekiven Eingang in die Annalen findet. Es ist eine schöne und große Brücke, braun und gelblicher Fels und tiefgrünes Moos. Eine viertel Stunde Fußweg, leichter kann man sein Ziel nicht erreichen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/panoma_natural_bridge_02.jpg)

Zurück auf die 127 und durch schöne Obstplantagen und weinbebaute Hügel über den Alto Pass. Hier sieht es wieder einmal wie in der Toskana aus. Quer durch das Land erreichen wir die Pine Hill Recreation Area. Ein Bahnübergang, der möglicherweise Auslöser des sich abzeichnenden Dramas sein könnte, führt uns auf eine Dirt Road. Die ist ziemlich unspektakulär, führt brettleben dahin und nur ab und zu liegen ein paar überfahrbare Äste im Weg. Die Luft bleibt uns weg, als der Bordcomputer meldet, dass hinten links dem Reifen der Sauerstoff ausgeht. So ein Mist und natürlich mitten in der Prärie. Das Preachers Eye finden wir auch nicht sofort und als wir dort sind, überfallen uns Millionen von Mücken. Man sollte kurz, aber ziemlich steil hoch zum Arch gehen, aber das ist unter den Umständen nicht angeraten. Jetzt hoffen wir mal, dass unser Auto unbeschadet den Teer erreicht und dann beobachten wir, wie sich der Luftverlust verhält.

Langsam, aber leider stetig geht es mit dem Reifen bergab. Wir brauchen jetzt schnell eine Reifenwerkstatt oder eine Tanke, mit neuem O2. Die Zivilisation lässt auf sich warten und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wir eine Tankstelle fanden. Luft nachfüllen und mal eruieren, was überhaupt der Auslöser ist. Wie könnte es anders sein, ein wunderschöner Nagel ziert den Pneu. Ich drücke ihn weiter rein, damit das Loch vielleicht dicht wird. Aber weit gefehlt. Im nächsten Dorf sind zwei Reifenservices, die haben aber heute am Sonntag zu. Hilft nichts, wir müssen vorerst alle Ziele des Tages streichen und Paducah erreichen. Dort ist am lokalen Airport sogar eine Hertz Vertretung.

Über die Interstate 24 gelangen wir am Ohio River nach Kentucky und eine weitere 10 Meilen Landfahrt bringt uns zum Flughafen. Die gute Frau bei Hertz kann uns nicht helfen, bietet uns an, dass wir für über 5.000 Dollar einen neuen SUV anmieten können. Mechaniker gibt es keinen und tauschen kann sie auch nicht, da es sich hier nur um eine Station handelt, die nur lokal vermietet. Aber wir sollen mal auf den Chef warten. Der kommt dann auch 20 Minuten später. Gleiches Bild, aber ein guter Rat. Der Walmart in Paducah hat einen Reifenservice und der hat auch heute am Sonntag auf. Also zurück, der Reifen geht in die Breite, da ihm mangels Luft die Höhe fehlt. Mit letzter Kraft erreichen wir den Walmart und kommen auch gleich dran. Nach 30 Minuten war alles erledigt und es hat - festhalten - nur 10 Dollar mit wuchten gekostet. Was werden die armen Mechaniker wohl für ihre Sonntagsarbeit bekommen. Ich fürchte, dass sie in Deutschland mit Hartz IV besser wegkommen würden. Na ja, vielleicht ist der Reifenservice ja quersubventioniert.

Es ist zwar schon später Nachmittag, aber wir beschließen, den Cedar Wonders Arch zu suchen, auf den wir uns lange ziemlich gefreut haben. Also zurück, es hat mittlerweile 107 Grad. Es wird immer dunkler und ohne Sonne fällt das Thermometer auf 89 Grad. Am Ende einer Dirtroad, direkt neben einem größeren Anwesen, stellen wir unser Auto ab. Türe auf und mal peilen, ob Hundegebell an mein Ohr dringt. Unheimliche Situation, weit ab von jeglicher Zivilisation, vermutlich auf einem Privatgrundstück. Wenn der Besitzer auf uns zielt, hat er hoffentlich ein besseres Augenlicht als der Kirchgänger heute früh und braucht kein Fernrohr, um zu erkennen, dass wir harmlose Touristen und Wanderer sind.

Als wir über eine alte Dirtroad in den Wald wandern, der Trail ist mit einem blauen "i" gekennzeichnet, kommt zu der inzwischen sehr eigenartigen Stimmung, eine kleine Überraschung, die in das Bild passt. Zwei Grabsteine stehen mitten im Wald. Zunehmende Dunkelheit und absolute Stille wird vereinzelt durch Donnergrollen eines herannahenden Gewitters unterbrochen. Wir werden schneller, der unheimlichen Gesamtsituation entkommen wir jedoch nicht. Nach Überquerung eines trockenen Flußbettes geht es an einer Feuerstelle vorbei nach oben. Hie und da raschelt ein Tier und bekommt unsere ganze Aufmerksamkeit. Aber es ist nicht mehr weit und nach knapp 1,2 Meilen stehen wir vor dem kleinen Steinbogen, dem Cedar Wonders Arch. Er ist etwas sehr aussergewöhliches, eine ehemalige Kultstätte und alles passt nun zusammen. Man darf es ja fast nicht sagen, aber irgendwie waren wir erleichtert, als wir ohne Probleme wieder am Auto gelandet sind und der Chevy unversehrt auf uns wartete.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/cedar_wonders_arch_03.jpg)

Das Hampton Inn in Paducah ist ok und das Abendessen im gegenüber liegenden Friday's war gut. Der amerikanische Holzbock hat wieder zugeschlagen. Erst abends entdecken wir zwei Exemplare an meiner Hikerhose. Die Körperinspektion war aber erfolglos.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 16.11.2012, 18:53 Uhr
So so. Künstliche Arches sammelt ihr also auch. Zugegeben: Der ist schon schön. Und die Aussicht erst! Und der Fahrstuhl birgt das nötige Abenteuer eines Archhunters...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 17.11.2012, 07:48 Uhr
... und die immerwährende Hoffnung, dass dieser Aufzug nicht stecken bleibt ... ein einziges Abenteuer
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 17.11.2012, 10:38 Uhr
Montag
Das Hotel in Paducah liegt in einem typisch amerikanischen Ortsteil. Breit, weit, Tankstellen, Fast- und weniger fast Food und eben Hotels. Häßlich halt. Aber diese Stadt hat auch einen historischen Distrikt am Ohio River. Als wir dort ankommen genießen wir die leeren Straßen, die tollen Häuserfassaden und als uns der Stadt-, respektive Dorfspaziergang hinunter zum Wasser führt, staunen wir über die Gemälde an der Eingangsmauer zum Hafen. Ja, das war ganz nett, um den Tag zu beginnen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/paducah_03.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/paducah_09.jpg)

Das südöstliche Amerika ist fruchtbar, aber die weißen Siedler hatten jedoch wie so oft das Problem, dass das Land von den Indianern besetzt war. Deportation nach Oklahoma, das war die Antwort der Bleichgesichter. Und dass es auf diesen Trecks nicht sehr harmonisch zuging, ist klar. Und so wurde die Deportationsroute zum "Trail of Tears". Eine Station war der Mantle Rock. Durch das Ohio Valley kommen wir am Parkplatz und Trailhead an und wandern auf dem Weg der Tränen zum Arch, der eine der Übernachtungsstationen war. Es ist nur knapp eine halbe Meile bis zu dem gewaltigen Steinbogen, der wie eine Höhle wirkt. Der längste Arch östlich des Mississippi ist wirklich gigantisch, findet aber wie so viele Steinbögen im Osten kaum Beachtung und schon gar keinen Respekt der Bevölkerung. Ausdruck dieses Missstands sind vollgeschmierte Wände. Dreckbären, das müsste nicht sein.

Ein beschaulicher Ort, dieses Apex. Wir sind dreimal durchgefahren, da sich die Suche nach einem Zugang zum nächsten Trail sehr schwierig gestaltete. Die Dirtroad, die ich daheim auf der TopoMap ausgemacht hatte, endet mitten in einem Feld. Wenn es aber um Arches geht, sind wir gnadenlos und der Bauer hat sicherlich die ein oder andere Einbuße bei der Ernte. Egal, wir waren falsch, denn es gab keinen Zugang in den Canyon, obwohl der Arch nicht weit entfernt ist. Also zurück und die Straßenseite abgesucht, wo die richtige Richtung eingeschlagen wurde. Alles vergebens, zurück zum Dorfkern. Ganz ruhig und nochmal die Beschreibung lesen. Das war gut, denn wirklich mitten im Ort geht die alte Dirtroad weg, die dann als Trail in den Canyon führt. Der Apex Arch, den wir nach kurzer Wanderung erreichen, ist ein toller Steinbogen. Aber was die hier mit einer Naturschönheit anstellen, ist eine Schande. Total vollgeschmiert und unter dem Felsentor eine Müllkippe. Das Tagebuch kommt zu der Erkenntnis: Mit einer Zahnbürste sollten sie die Schweinereien entfernen müssen, das wäre unser Vorschlag.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/apex_arch_04.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/apex_arch_00.jpg)

Über die Interstate 24 erreichen wir Tennessee und das Thermometer fällt von 104 auf 73 Grad. Auslöser war ein kleines Gewitter, dessen Regen nicht auf der Erde ankam. Eine tolle Stimmung begleitet uns und als wir über den Cumberland River Nashville erreichen, regnet es nur ganz leicht. Ein angenehmens Gefühl, aber leider kommen wir nicht lange in diesen Genuss. Als wir das Auto am Sheraton Hotel verlassen, bricht der Schweiß schon wieder aus und erst im klimatisierten Zimmer im 19. Stock erholt sich der Körper.

Das Bier an der Hotelbar schmeckt wunderbar und das Essen war so mittelprächtig. Eine Verdauungsrunde um das Hotel bei angenehmen Temperaturen, selbst mit langer Hose, bringt uns den ersten Eindruck der Musikstadt nahe.

Dienstag
Wir marschieren zum Capitol, das nicht nur anders aussieht wie die anderen, sondern häßlich ist. Eine kleine Bergabwanderung bringt uns zu den Markthallen am Bicentennial Park. Obst, Gemüse und ein paar andere Dinge bringen Farbe ins Spiel. Der Park selbst, errichtet 1996 zum 200-jährigen Bestehen von Tennesse, ist großzügig angelegt und beherbergt viele geschichtliche Monumente des Sezessionskrieges.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nashville_24.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nashville_08.jpg)

Genug Geschichte, die 2nd Street und die 5th Avenue führen uns ins Kneipenviertel am Broadway. Typische Szenerie, im Mittelpunkt Musik und Kneipen, die bei Tageslicht betrachtet eher als Spelunken durchgehen. Einen schönen Blick auf die Skyline, den Ohioriver und das LP Field, einem Football Stadion, bringt uns der Weg an der Riverfront hinauf zur Shelby Street Bridge. Die Aufbauarbeiten für den 4. Juli sind in vollem Gange. Wir laufen den Broadway bis zum schönen Union Station Hotel. Wie ein Schloß, sehr gediegen sieht es aus. Unser Stadtspaziergang endet bei sengender Hitze wieder im Auto. Opry Mills, eine selbst für amerikanische Verhältnisse große Mall ist unser nächstes Ziel. Wir werden fündig und nur ich denke jetzt an die Heimreise und an das Übergepäck.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nashville_00.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nashville_32.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nashville_16.jpg)

Die Stadt hat uns nicht so gut gefallen, sie ist nicht sauber und rund um den Broadway ist alles nur Touristennepp. Der Abend jedoch war dann wunderbar. Zuerst ein Bier bei toller Livemusik, dann ein intergalaktisches Essen im 2. Stock im Merchants am Broadway. Der 2. Stock muss betont werden, denn im Erdgeschoss ist es eine Burgerbude und oben wirklich ein feines Restaurant. Zum Abschluß nochmal Livemusik, die echt super war, und so nimmt es mit Nashville doch ein versöhnliches Ende.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.11.2012, 13:35 Uhr
Mittwoch
Wir sind um 8 Uhr startklar und donnern die I-40 nach Osten. Ein paar Umwege waren nötig, denn ein Lauf zum Independence Day erforderte ein paar gesperrte Straßen. Mitten in Tennessee wird es gebirgig, ansonsten nur Wald, der uns nun vermutlich bis zum bitteren Ende begleiten wird. Nach knapp 3 Stunden sind wir am Sawmill Trailhead.

Die Viecher nerven, anstatt dass sie wie wir froh wären, der brütenden Hitze von Tennessee hier beschützt von Bäumen auszukommen. Unsere Wandererung führt über eine Meile in den Wald. Dann geht es hinunter in den Mill Creek, an dessen Kante der erste Steinbogen sein Quartier aufgeschlagen hat. Der Needle Arch überspannt einen kleinen Einschnitt und läßt sich auch von den rund herum bedrohlich eng wachsenden Bäumen nicht aus der Ruhe bringen. Obwohl der breite und ausgetretene Weg viele Wanderer annehmen läßt, sind wir alleine mit der Natur, die hier auch von den Hikern respektiert wird. Weder Müll, noch Schmierereien verunstalten das schöne Felsentor.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/needle_arch_06.jpg)

Wir gehen weiter die Ridge entlang, vorbei an farbigen Felsmustern und kommen zum Slave Cave Arch. Ein erstaunlicher Überhang, mit einer Öffnung nach oben, die von grün und rosa schimmerden Felsen eingerahmt ist. Auf der Seite der kleinen Höhle hat das Wasser Löcher geformt, die wie ein Augenpaar darauf achten, dass die Natur intakt bleibt. Der Rundweg führt uns weiter in den schönen Canyon hinab und es dauert weitere 30 Minuten, bis wir die Slave Falls erreichen. Die haben im Frühjahr sicherlich schon bessere Zeiten gesehen. Jetzt, im Hochsommer, tröpfelt ein kleines, kaum sichtbares Rinnsal in die Schlucht. Es geht wieder hinauf und nach knapp zwei Stunden und 3,63 Meilen sind wir wieder am Auto.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/bild_2012_sawmill_trail.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/slave_cave_arch_01.jpg)

Auf der Divided Road, die zwar ungeteert, aber trotzdem eine Autobahn ist, stoppen wir am Twin Arches Trailhead. Hier ist schon mehr los und immer wieder treffen wir auf Wanderer. Von Norden führt der gut ausgeschilderte Rundweg erneut in den Mill Creek hinunter. Treppen erleichtern den Abstieg. Japaner, Koreaner oder was auch immer: Mit strahlenden Gesichtern quält sich ein Ehepaar bergauf uns entgegen. Aber was ist das? Natürlich hat die Mittagshitze inzwischen das Land erreicht, aber einen Wanderer, der einen batteriebetriebenen Ventilator vor sein Gesicht hält, war noch nie da. Unsere asiatischen Kameraden lieben die Technik und bieten uns profanen Hikern nette Beobachtungen und Geschichten.

Ein Riesenteil, unglaublich! Der nördliche Arch der Zwillinge ist gewaltig. Wegen der Bäume sind die Perspektiven sehr begrenzt, aber dieses Felsentor überspannt den hier sandigen Waldboden fast wie ein Zeltdach. Zauberer müsste man sein, um die Bäume zu pulverisieren, dann würde der Steinbogen wie die gewaltigen Dinger in Utah wirken. Der Twin Arch South schwächelt ein wenig, ist zwar ebenfalls stattlich, aber etwas kleiner als der Nordarch. Zwei so tolle Exemplare mitten im Wald von Tennessee, sehr schön! Wir fahren auf der Divided Road zurück in die Zivilisation. Vorher jedoch müsste es links ein paar sehr schöne Arche, die Hanging Rocks, geben. Es sieht jedoch danach aus, als ob es eine Querfeldeinwanderung würde. Wir finden auf alle Fälle keinen Trail und nachdem weitere Highlights warten, beschließen wir, dieses Ziel auszulassen.

Der geteerte Pickett Park Highway bringt uns zum Visitor Center des gleichnamigen State Parks. Rund um den See, der durch eine Staustufe des Pickett Creeks entstanden ist, stehen wunderschöne Cabins und als bei der Hütte Nummer 6 das GPS sagt, dass nun hier unsere kleine Wanderung beginnt, parken wir an der Straße. Der Nature Trail führt uns hinunter zum Creek, den die Pickett Natural Bridge überspannt. Boote fahren auf dem Wasser und man könnte durch das Felsentor paddeln. Das Foto von der Brücke, das wir dabei haben, zeigt aber eine andere, viel schönere Stelle, von der man durch die Brücke auf das Wasser schauen kann. Wir wissen zwar nicht wo und wie, aber da müssen wir hin. Also kraxeln wir mal auf die Brücke und suchen einen anderen Abstieg. Der ist relativ schnell gefunden, hat aber ein kleines Problemchen. Der Absatz ist rund 1,50 Meter hoch. Runter klettern geht immer, gegebenenfalls mit Schmerzen. Aber kommen wir von dort unten auch wieder hoch oder müssen wir den Daumen in den Wind halten, um von einem Touristenkanu ans rettende Ufer gebracht zu werden? Bleib Du oben, ich versuche es mal. Also auf den Hosenboden gesetzt, ein erfahrener Bergsteiger würde nur mit dem Kopf schütteln, und mehr rutschend als steigend erreiche ich wieder flaches Terrain. Ja, das ist die Stelle. Monika steht oben und jetzt lacht sie auch noch. Von unten begutachtet, festigt sich die Erkenntnis, dass es irgendwie auch wieder rauf geht. Auf geht's liebe Monika. Und jetzt kann ich auch etwas schmunzeln, denn sie kommt kaum eleganter als ich unten an.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/picket_natural_bridge_01.jpg)

Das ist schon ein besonderes Exemplar, denn es ist eher selten, dass eine Naturbrücke voll im Wasser steht. Im Hintergrund spitzen ein paar Leute im Boot durch das Tor. Hey, ich will fotografieren und so schön seid ihr auch wieder nicht. Ich glaube ich kann ohne Worte einen gewissen Gesichtsausdruck erzeugen, das den Freizeitkapitänen ein schlechtes Gewissen suggeriert. Sie haben auf alle Fälle die Paddelrichtung sofort geändert und sind aus dem Blickfeld verschwunden. Brav!

"Schnucki, ach Schnucki, fahr ma nach Kentucky! In der Bar Ould Schetterhend, da spuit a Indianerbend! Dann in die Pampas auf a Flaschen Schampas. Um halber achte geht der Zug! Ich hab gesprochen! Hough!" Als wir den Bundesstaat über die Highway 154 erreichen, müssen wir die Uhren um eine Stunde vor stellen, es ist Eastern Time Zone. In der Big Southfork National River Recreation Area biegen wir von der Hauptstraße rechts ab in die besungene Pampa. Leider ist die Dirtroad nach 50 Meter nicht nur gesperrt, sondern ziemlich zugewachsen. Der Buffalo Arch muss ohne uns auskommen, denn es reicht für heute. Und es macht nichts, denn wir haben so viele tolle Arche gesehen, wir sind zufrieden!

Somerset, KY, welcomes us und das Best Western auch. Alles wunderbar und in der Nähe leuchtet inzwischen die Reklame des Ruby Tuesday. Da würde mir schon wieder ein Lied einfallen (She would never say where she came from), aber die Beschwingtheit endet an der Bar des Restaurants. Auf einen Tisch hätten wir warten müssen, es ist der 4. Juli wohlgemerkt. Die Bar sieht eher aus wie ein Materiallager aus alten Ikea-Regalen, aber in den Regalen steht nichts. Dry Somerset, is Seven up ok? Das Essen auch ... paßt schon! Nur vereinzelt begleiten uns explodierende Feuerwerkskörper in die Nacht.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 24.11.2012, 14:00 Uhr
Also als Paddler wäre die Brücke aber auch ein Ziel von mir gewesen. Da kann ich die Leute schon verstehen...  :zwinker:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 24.11.2012, 16:48 Uhr
Habe die Twin Arches vergessen

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/twin_arches_north_01.jpg)
(http://www.zehrer-online.de/_bilder/twin_arches_south_03.jpg)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 25.11.2012, 09:51 Uhr
Donnerstag
Kentucky liegt uns eingepackt zu Füßen. Die grüne Decke wird nur vereinzelt durch Felsen unterbrochen, die sich ihren Weg in die Freiheit gebahnt haben. Ein ganzes Parkplatzsystem erwartet uns, als wir am Trailhead zum Natural Arch of Kentucky stehen. Apropos, - als wir das erste Mal das Auto verlassen, sind wir nicht dort, wo uns das GPS hin haben will. Sind wir doch tatsächlich an einem fast Fußballfeld-großen Slot vorbei gefahren, an dem der kürzeste Hike zum Arch beginnt.

Die ersten Meter sind behindertengerecht und führen zu einem Viewpoint. Nur knapp eine halbe Meile trennt uns von diesem mächtigen Felsentor. Es überragt die endlosen Wälder und sticht mit seinem hellen Felsen durch die grüne Suppe. Ein paar Sträucher und Bäume hat es in eine exponierte Stellung gebracht, noch näher der Sonne entgegen, und einige Pflanzen haben bereits einen Sonnenbrand. Rot leuchten sie auf dem Dach des Steinbogens. Das Licht des Morgens zeigt rote und gelbe Stellen im Fels.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_arch_of_kentucky_01.jpg)

Es geht auf geteertem Untergrund dem Arch entgegen. Stufen erleichtern den Abstieg in den Creek und nach einer kurzen Wanderung stehen wir unter dem Monstrum. Trotz der touristisch ausgebauten Infrastruktur sind wir alleine. Offensichtlich hat zu dieser Zeit noch niemand das Bedürfnis, die Natur von Kentucky zu erkunden. Der Fotostopp bringt weitere Felsformationen zum Vorschein. An seiner linken Flanke schaut ein kleiner Steinbogen auf uns herab: The Child of the Natural Arch of Kentucky.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/child_of_the_natural_arch_of_kentucky_01.jpg)

Nach 35 Minuten sind wir wieder am Parkplatz, der immer noch leer ist. Unser Weg führt nach Süden und es ist nur ein Katzensprung bis zum nächsten Trail. Die letzten 1,5 Meilen sind ungeteert, aber auch hier wird erneut der große Vorteil des Ostens sichtbar. Die Offroad-Pisten sind Straßen, die sowohl PKWs, als auch Wohnmobile vertragen. Die Internetfirma Yahoo spielt bei der Namesgebung der nächsten Ziele keine Rolle, auch wenn einem dieses Suchportal, dessen Name eine Abkürzung für "Yet Another Hierarchical Officious Oracle" ist, als erstes in den Sinn kommt. Was soll das jetzt? Ja, jetzt wandern wir zu den Yahoo Falls und zu einem Steinbogen, der Yahoo Arch heißt. Niemand weiß vermutlich, dass der Begriff auch für "rude, unsophisticated, uncouth", rüde, ungekünstelt oder ungehobelt steht. Und das ist es vermutlich, was für die einzigartige Bezeichnung dieser Naturschauspiele steht.

Wir laufen nur 10 Minuten zu den Fällen, die tief unten im Canyon sein sollen. Ob es der Erderwärmung geschuldet ist, oder ob die Sommer in Kentucky jährlich dazu führen, ist uns nicht bekannt. Auf alle Fälle gibt es keine Fälle, denn der geringe Wasserstand des Yahoo Creeks sorgt dafür, dass das Wasser nur tröpfchenweise in die Schlucht pinkelt, um sich anschließend in die South Fork des Cumberland Rivers zu ergießen.

Als wir eine Meile unterwegs sind, beginnt der wahre Aufstieg. In Serpentinen sind einige Höhenmeter zu überwinden. Und als wir dann nach knapp 40 Minuten in einem riesigen Alkoven und vor dem Arch stehen, könnte Yahoo auch ein Schrei der Begeisterung, wie das Yappadappadu der Flintstones, sein. Yahoo! Wie das riesige Raumschiff aus Independence Day überspannt der Yahoo Arch die Erde. Licht im Innern ist Mangelware, obwohl die Türen in dieses Raumschiff nicht klein sind. Mystische Stimmung macht sich breit und die Stille ist beängstigend. Ein tolles Erlebnis, eine wunderbare Natur, abseits jeglicher Zivilisation. Ein Gefühl, das man im Südwesten auch immer hat, wenn man bereit ist, "ein paar Meter" zu gehen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/yahoo_arch_02.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/yahoo_arch_06.jpg)

Nach eineinviertel Stunden ist das Abenteuer vorbei und wir nehmen die Dirtroad zurück zu Teer. Es ist kein ausgeschriebener Trailhead, aber eine kleine Bucht am Straßenrand hat exakt für ein Auto Platz, nämlich für unseres. Hier könnte man von der anderen Seite in den Yahoo Creek wandern, aber wir haben ein anderes Ziel. Leider ist der Trail 602 offensichtlich weder benutzt, noch gepflegt. Und so gilt es, ein paar umgefallene Bäume und bodenbedeckende Sträucher zu übersteigen. Aber es ist nur knapp eine halbe Meile und noch bevor sich der Weg in den Canyon stürzt, steht das Eingangstor in Form des Markers Arch. Die Vegetation hat den Steinbogen fest im Griff und wenn es nicht mehr Enthusiasten wie uns gibt, wird er von der Natur aufgefressen. Die Bäume wachsen schon auf seinem Rücken und drohen ihn zu ersticken.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/markers_arch_04.jpg)

Whitley City klingt nach Großstadt, aber die 1.170 Einwohner liegen, ähm, wohnen im Wald verstreut. Nach knapp 1,5 Meilen ungeteerter Straße stehen wir am Waldesrand und prüfen, ob wir richtig sind. Eine kleine Terrasse gibt den Blick auf den Split Bow Arch frei. Aber von hier geht es soweit senkrecht in die Tiefe, dass man sich abseilen müsste, um direkt zum Steinbogen zu kommen. Wir suchen nach einem Weg in die Schlucht und landen am Bear Creek Trail, der 0,2 Meilen weiter südlich liegt. Es geht hinab in Richtung Cumberland Fluß und dann wieder rauf zum Arch, durch den wacklige Holztreppen führen. Der zersplitterte Bogen hat sich von der Wand abgetrennt und steht nun ziemlich zerbrechlich und einsam in der Gegend rum. In den Ritzen, in denen noch etwas Erde lagert, haben sich Bäume angesiedelt, wie wenn sie geplant hätten, diesen Felsen abzureißen. Ein kräftiger Wind könnte dieses Vorhaben unterstützen. Um den Split oben auf dem Arch, der ihn zum Doppelbogen macht, zu sehen, muss man ein wenig klettern. Aber auch ich stehe jetzt auf wackligen Beinen und an ein dokumentierendes Foto ist nicht zu denken. Dafür raschelt es und eigenartige Laute gelangen an unser Ohr. Klingt harmlos wie Enten, was jedoch angesichts des fehlenden Wassers eher unwahrscheinlich ist. Egal, wir ergreifen zwar nicht die Flucht, aber wandern zügig zurück.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/split_bow_arch_01.jpg)

Als wir nicht einmal eine halbe Stunde unterwegs waren, sind wir wieder am Auto. Nicht nur wir, sondern auch unsere Wanderklamotten sind am Ende. Genug gewandert, wir fahren in Richtung Williamsburg. Und als wir bei strahlendem Sonnenschein unserem heutigen Domizil näher kommen, beschließen wir noch einen Besuch der Cumberland Falls. Mal schau'n, ob es hier noch genügend Wasser gibt. Der Parkplatz ist voll und es bedarf ein bißchen der Suche, um noch einen Stellplatz zu ergattern. Jetzt sind wir aber mitten im Trubel. Menschenmassen kommen oder gehen zu den Wasserfällen, die der Cumberland River auch zu dieser Jahreszeit mit viel H2O versorgt. 21 Meter ergießt sich das Nass auf 40 Meter Breite hinunter. Echt nett und verschiedene Aussichtspunkte führen zu guten Perspektiven.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/cumberland_falls_00.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/cumberland_falls_05.jpg)

Neben der Interstate 75 zieht ein Sturm auf und die kleineren Äste schaffen es schon auf die Autobahn. Alles halb so schlimm, wir erreichen sicher unser Hotel. Das Cumberland Inn in Williamsburg sieht wie ein Capitol aus. Eine schmucke, kleine Herberge auf dem Gelände der Cumberland Universität, die gegebenenfalls dazu beitragen kann, dass die horrenden Studiengebühren in den USA etwas reduziert werden können. Soweit die Theorie! Das Essen im angeschlossenen Patriot Restaurant war schon ok und Sprite kann man trinken, bis man überläuft. Soll aber gut für die Nieren sein. Der Regen hat die Luft endlich abgekühlt und die Nacht bei offenem Fenster war auch ohne Feierabendbier eine Wohltat.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 25.11.2012, 10:32 Uhr
Manchmal scheint es, als wärt ihr Pioniere. Wo ihr euch alles durchschlagt, hinabsteigt oder hochklettert!  :daumen:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 25.11.2012, 15:58 Uhr
Manchmal scheint es, als wärt ihr Pioniere. Wo ihr euch alles durchschlagt, hinabsteigt oder hochklettert!  :daumen:

Ich werdet die nächten Tage noch mehr Steinbögen ertrage müssen ...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 25.11.2012, 17:51 Uhr
Es ist echt toll, mit euch zu reisen!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 26.11.2012, 07:50 Uhr
Es ist echt toll, mit euch zu reisen!

Geht bald weiter ...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 26.11.2012, 15:26 Uhr
Freitag
Das mit dem offenen Fenster war doch keine so gute Idee. Zuerst kam ein Zug nach dem anderen, der natürlich jedesmal Signal gab, wenn er an einem Bahnübergang war und ausserdem donnerte dann doch irgendwo ein Feuerwerk in den Nachthimmel. Das Frühstück war auch nicht gut. Es roch und schmeckte eigenartig, der Kaffee war aus, beim Toaster funktionierten nur zwei Heizfäden und Eier waren auch Fehlanzeige. Studentenbude!

Nach dreimaliger Passage haben wir einen Pullout kurz nach dem Milemarker 4 auf der KY 90 gefunden. Der Blick in die Tiefe, die unmittelbar an der Straße beginnt, läßt nichts Gutes erahnen. Aber nach dem Frühstücksreinfall wird das Glück erzwungen. Wir wandern am Cliff entlang, von einem Trail kann keine Rede sein. Immer wieder durch kleine Alkoven, über Bäume und wie gesagt, rechts runter möchte ich jetzt nicht fliegen. Aber der Weg ist kurz, denn bald erbarmt sich die Natur und eine Nase führt gut beherrschbar in den Canyon hinab. Nicht nur der Name ist schön, auch der Steinbogen ist es. Willkommen am Moonshiners Arch. Die Raupe hat einen Buckel gemacht und wir wandern hinein. Eine Öffnung in der Decke läßt den Mond, respektive jetzt die Sonne, in das Dunkel des mitten im Wald stehenden Arch scheinen. Wie gestern am und im Yahoo Arch, ist es im Innern des Steinbogens wie in einem Raumschiff. Alarmstart! War das nicht die zentrale Anweisung von Cliff Allister McLane, falls sich das Raumschiff Orion in einer bedrohlichen Lage befand? Doch wir fliegen nicht, sondern wandern gemütlich wieder zurück zum Auto.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/moonshiners_arch_01.jpg)

Es geht nur ein kleines Stück weiter, nämlich bis zum Milemarker 7, denn dort verlassen wir den Teer erneut für knapp 3 Meilen. Ein paar Schlaglöcher erforderten bei dem ansonsten angeschlagenen Tempo flinke Korrekturmanöver. Irgendwie also doch Raumpatrouille. Als wir aussteigen um die Wanderung zu beginnen, kriecht eine Schildkröte über unseren Weg. Kein Einzelfall, wir haben nicht nur hier welche gesehen. Die gemeine Kentucky-Schildkröte sozusagen. Eine alte, zugewachsene Dirtroad bringt uns in ein paar Minuten zum Phalanx Arch. Er ist kleiner als der Moonshiners, hat aber auch einen offenen Spalt in der Mitte der Decke. Ein Rhododendron steht auf seinem Spann und sieht aus, wie ein Büschel Haare, dass dem alten Steinbogen geblieben ist.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/phalanx_arch_02.jpg)

Steffi führt uns zum nächsten Trailhead. Nein, sie führt uns gleich direkt zu einem Doppelarch, der neben der Straße steht. Wie zwei Eingangstore in den Wald ruhen die Daylight Arches am Wegesrand. Leichter geht's nicht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/daylight_arch_ost_04.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/daylight_arch_west_04.jpg)

Ein Steinbogen steht noch auf dem Programm, aber dort, wo das GPS den Trailhead anzeigt, ist weit und breit nichts von einem Weg zu sehen. Sollen wir uns durch das Unterholz schlagen? Monika bleib mal sitzen, ich schau mir das mal an. Die Erkundung wird zur Flucht, denn die Viecher überfallen mich. Der nächtliche Regen hat ihnen wohl Auftrieb gegeben. Uns so reicht es nicht einmal für eine Zigarette in der Sonne. Schluß für heute.

Es ist zwar noch früh, aber es gibt auch in der Nähe nichts mehr Interessantes. Also suchen wir mal in Williamsburg nach einer Autowaschanlage. Der weiße Chevy ist nicht mehr weiß und der Innenraum bräuchte es auch sehr, sehr dringend. Aber Fehlanzeige, genau so, wie ein vernünftiges Restaurant, das uns für das Abendessen gut getan hätte. Also wieder Patriot und das Essen war heute bäh. Der Frühstückskoch hatte wohl auch noch Spätdienst.

... Fortsetzung folgt!
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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 27.11.2012, 10:07 Uhr
Samstag
Unsere Kentucky-Reise nähert sich dem Höhepunkt, wir setzen in das Gebiet der Red River Gorge über. Zügig und zweispurig geht es auf der Interstate 75 nach Norden und auch die KY 306 verspricht Geschwindigkeitsrekorde. Aber halt, langsam, aus der breiten Piste wird plötzlich eine Bergstrecke. In Schlangenlinien fahren wir durch hüglige Landschaften, der Vergleich mit Passstraßen in den Hochalpen ist ab und zu wirklich treffend. Erst als wir bei Beattyville die South Fork des Kentucky Rivers queren, wird aus der Achterbahnfahrt ein ruhigeres Dahingleiten. Das Gebiet des Red Rivers beginnt und bald stehen wir am ersten Trail, der keiner ist.

Mann und Frau spechten nach oben und konstatieren, dass die Stein-, Gestrüpp- und Waldwand, die vor uns steht, schwierig zu überwinden sein würde. Die Dark Hollow Arches sind nicht weit, aber Gestrüpp an den wenigen möglichen Aufstiegsrouten ist vermutlich nicht schadlos zu überstehen. Es braucht einen Weg und so kreisen wir immer an der Wand lang und zurück, um diesen Einstieg zu finden. Es blieb die Erkenntnis, dass unter Kosten-/Nutzengesichtspunkten die Steinbögen ohne uns auskommen müssen.

Der Natural Bridge State Resort Park ist aber nicht weit und bald schnüren wir unsere Wanderschuhe auf einem Parkplatz, der schon ziemlich frequentiert einen Touristenauflauf und -auslauf wahrscheinlich werden läßt. Und der Trail geht auch gleich mal an einem kleinen Stausee los, der zum Schwimmbad umgebaut ist. Das Wandern ist des Müllers Lust, also kostenfrei, und so machen wir uns auf dem Original Trail auf in die Höhe. Ein schattiger Waldweg führt uns gemeinsam mit anderen Hikern im Wald nach oben. Keine lästigen Insekten heute, das ist sehr angenehm! Der geneigte Wanderer im Voralpenland ist oft einer deprimierenden Situation ausgesetzt. Mit letzter Kraft kommst du oben am Gipfel an und dann stehen sie in Stöckelschuhen da, die Mädels, die eine Gondel oder ein Lift nach oben gebracht hat. Déjà-vu: Alles ist hier oben, was Rang und Namen hat. Herzlich willkommen an der Natural Bridge of Kentucky, die man auch über einen Lift erreichen kann. Die Brücke ist gigantisch und ein toller Felsbogen. Fotos ohne Menschen sind eher dem Glück, mindestens aber viel Geduld zu verdanken. Wir durchschreiten das Felsentor und umgehen es nach links. Dort führt ein sehr schmaler Spalt nach oben. Wie eine Autobahn, na sagen wir fast, so breit zeigt sich der Rücken des Ungetüms. Als wir am anderen Ende eine schattige Sitzgelegenheit finden, zünde ich mir, wie es bei uns Touristen üblich ist, eine Zigarette an und wir starren in die Ferne. Kentucky soweit das Auge reicht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/natural_bridge_of_kentucky_05.jpg)

Wir wollen dem Trubel etwas entfliehen und machen uns auf einen anderen Rückweg. Ohne Kenntnis wohin der Trail führt, wandern wir auf dem Weg zum Battleshiprock. Auch ein Phänomen; etwas abseits und schon bist du alleine. Es geht an einer tollen Felsenwand entlang, aber da, stopp, ein Schild und was steht drauf: Needles Eye! Die Neugier des Menschen ist unantastbar, Artikel I des Hikergesetzes. Also rauf, denn der Name läßt vermuten, dass sich hier ein Arch versteckt. Was bisher eher einem Spaziergang entsprach, mutiert jetzt zur Klettertour. Ziemlich senkrecht geht es hinauf, ab uns zu braucht man sogar die Hände. Und dort wo man ein Seil bräuchte, sind Treppen. Der Schweiß wäscht die Wanderklamotten und die Oberschenkel fangen an zu brennen. Egal, eine kleine Trainingseinheit können wir sowieso gebrauchen. Immer schmäler und steiler wird der Pfad, aber es ist bald geschafft. Endlich sind wir oben. Juhu! Und wo ist jetzt der Steinbogen? Needles Eye, also das Nadelöhr, ist eine gängige Bezeichnung für Arches, die exponiert und filigran auf einem Bergrücken stehen. Etwas entsprechendes ist aber nicht zu sehen. Der schmale Pfad, der auf die Needle führte, war das Auge, respektive das Öhr. Mein Gott!

Slade, nicht die Rockband aus vergangenen Tagen, sondern ein Elendsort am Bert T Combs Mountain Parkway, einer Interstate-ähnlichen Highway, ist das südwestliche Einfallstor zur Red River Gorge. Just hier ist eine Raststation, von deren Parkplatz aus unser nächster Hike beginnt. Weil wir ganz schlau sind, fahren wir noch in den Campground, da sich der Weg, betrachtet man die GPS-Route, dadurch verkürzt. Ich glaube ich habe die Campgroundwächterin vom Mittagsschlaf aufgeschreckt, denn sie sah nicht besonders frisch aus, als ich sie fragte, ob ich hier parken kann. Bleib stehen, kein Problem. Das Problem ist aber andersartig, denn es gibt dorthin, wo wir hin sollten, nur Querungen der Boling Branch über privates Land. Also doch zurück auf den Rastplatz. Aber auch hier der gleiche Mist. Eine Touristeninformation kommt da gerade recht. Ein junger, einsamer Mann sitzt in einem abseits stehenden Mobilhome. Drinnen hat es gefühlte Minusgrade, ein echter Energiesparer. Nett und zuvorkommend ist er und als er ein Buch aufschlägt, um selbst zu erkunden, wie die Slade Twin Arches zu erreichen sind, wußte ich, dass es vorbei ist.

Wir fahren weiter durch Slade in die Red River Gorge. Tolle Felsformationen weisen den Weg in den Nada Tunnel, er könnte in Italien in den Hochalpen stehen, unbeleuchtet und einsprig, und dann hinauf in den Himmel. Wir erreichen den Trailhead zur Sky Bridge. Gemächlich wandern wir bergab und es es fast nicht zu erkennen, als wir auf dem Rücken der Brücke stehen. Die Aussicht ist wunderbar, zwischen den schier nicht enden wollenden Wäldern immer wieder Felsformationen, die wir die nächsten Tage erkunden werden. Auf der anderen Seite der Sky Bridge geht es hinunter. Wie ein geschliffener Zahnstocher ragt die Brücke in die Wälder und in die Schlucht hinaus. Und damit dieser nicht abbricht, hat er - wie von einem Architekten geplant - einen Stützpfeiler eingebaut. Die nun schon tiefer stehende Sonne bringt die Innenseite der Sky Bridge in einem gelblich-organgen Ton zum Leuchten. Der Roundtrip endet nach gut 0,7 Meilen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/sky_bridge_02.jpg)

Auf unserem Weg die KY 715 weiter, um wieder zur Autobahn zu kommen, folgt ein Trailhead nach dem anderen. Viele stehen für die nächsten Tage auf dem Programm, aber auch einen nicht eingeplanten Weg zu einem Arch entdecken wir. Copy and Past, ab in den Arbeitsspeicher!

Der Parkway endet an der Interstate 64, die uns direkt nach Winchester bringt. Nach den bösen Erfahrungen mit dem BW in Hamilton habe ich für die nächsten vier Nächte umgebucht. Ein schönes Hampton Inn hat den Zuschlag und wir ein tolles Zimmer bekommen. Das Hotel bietet ein kostenfreies Barbeque an, aber wir fahren lieber zu einem Applebee's und sitzen nun gemütlich an der Bar, trinken Bier und Radler und lassen es uns gut gehen. Eine schöne Natur liegt vor und hinter uns. Wenn nur die vielen Bäume nicht wären und vielleicht wäre es gut, wenn man im Frühjahr oder im Herbst den Blättern auskommen könnte. Es ist nur ein Luxusproblem, dass die Rauchpausen vor dem Applebee's selbst jetzt nach 19 Uhr bei schnuckeligen 104 Grad stattfinden.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 28.11.2012, 15:31 Uhr
Sonntag
Das gute und reichliche Frühstück gibt Kraft und Ausdauer, die die Wandertage in und oberhalb der Red River Gorge brauchen. Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begleiten uns auf dem Mountain Parkway bis zum Exit 33. Als die Dirtroad beginnt, sind es noch 0,9 Meilen bis zum Start der Gray-Arch-Wanderung.

Trail Nummer 205, alles scheint easy. Langsam, aber stetig geht es hinunter in den King Branch. Doch dann ist es aus mit Wegweisern und der Weg entfernt sich auch vom Ziel. Unsicherheit macht sich breit und nachdem ich oben einen Trampelpfad entdeckt habe, der in die Richtung des Gray Arch führt, gehen wir zurück. Wir sind direkt am letzten GPS-Waypoint, also eigentlich am Ziel. Stimmt auch, aber wir stehen auf dem Arch und nachdem sich der mächtig in die Höhe schraubt und die Abstiegsmöglichkeiten eher was für Kamikaze sind, machen wir uns wieder auf zum Touristenweg. In einer langen Schleife nach rechts erreichen wir den Canyonboden. Ein rauer Weg geht in die Gabelung und dann rollen wir das Feld von hinten auf. Pech ist, dass das erreichte Niveau rund 50 Höhenmeter unter dem Steinbogen ist. Und nachdem wir vielleicht nur 50 Meter von der Position des Steinbogens entfernt sind, muss man kein Mathematiker sein, um zu erkennen, dass es hier steil bergauf geht. Der Kreislauf, der sich in der Nacht Ruhe gönnte, läuft jetzt auf Hochtouren. Erst auf dem Rückweg erkennen wir, dass es eine sehr einfache Variante von vorne gegeben hätte. Auch gut, wir stehen unter dem gigantischen Exemplar. Seine dicke Felssäule lehnt sich an die Wand.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/gray_arch_03.jpg)

Knapp 2,5 Meilen bei optimaler Wegführung, dieses Mal plus X wegen Dummheit!

Als wir auf der ungeteerten Tunnel Ridge Road unserem nächsten Ziel entgegen steuern, ist die Straße plötzlich gesperrt. Die heimatlichen Planungen gingen davon aus, dass man noch ein schönes Stück weiter fahren kann. So müssen die Füße herhalten. Als wir vom Parkplatz auf der benachbarten Auxier Ridge in die abgesperrte Tunnel Ridge Road hiken, kommt uns ein Mann und eine Frau entgegen. Die Frau wandert noch frohen Mutes, auch in der Erkenntnis, dass sie gleich am Auto ist. Der männliche Vertreter unserer Spezies ist kurz vor dem Zusammenbrechen. Die Kühlbox, die er geschultert hat, entspricht ungefähr einem Kühlschrank für einen verfressenen Zweipersonenhaushalt. Die Gleichberechtigung ist inzwischen für uns Männer zum wahren Problem geworden. Monika ergänzt: Die hatte aber auch viel in den Händen.

Wir passieren die Schranke, die noch einwandfreie Gravelroad ist jetzt der Trail No. 201, auf einem Schild am Trailhead steht Star Gap Arch. Wunderbar, das scheint im ersten Teil eine problemfreie Wanderung zu werden. Nach knapp einer halben Meile sagt das GPS, dass wir nach links müssen. Eine alte Dirt Road, beschildert mit No. 2071, geht hier weg und sie leitet uns nach Westen. Hinaus auf der Felsnase und dann auf einem Seitenast der Ridge nach Norden zum Star Gap Branch. Und wieder stehen wir mitten auf einem Steinbogen, dem Star Gap Arch. Wir überqueren ihn, um irgendwo einen Abstieg zu finden. Immer weiter hinaus, bis der Abgrund gähnt, dann haben wir das Vorhaben schon fast aufgegeben. Die Schmerzgrenzen für Abstiege erhöhen sich mit dem zunehmenden Wunsch, nicht grundlos gewandert zu sein. Und so finde ich neben dem Dach des Steinbogens einen rund zwei Meter hohen Absatz. Wir kalkulieren das Risiko, - runter kommt man immer irgendwie, aber rauf? Jetzt auch egal. Mehr oder weniger auf dem Hosenboden rutschen wir in die Hölle. Nein, so schlimm war es dann auch wieder nicht. An der Felswand entlang geht es zum Arch. Und es ist toll hier. Wir sitzen mitten in der Öffnung und blicken in die Ferne. Der Aufstieg war nicht einfach, aber etwas anschieben und gegenseitige Hilfe hat uns wieder auf den Trail gebracht. Unsere Hosen sehen zwar wegen der Rutschpartie abwärts aus wie die Sau, aber in nur 15 Minuten sind wir wieder zurück auf der Tunnel Ridge Road.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/star_gap_arch_01.jpg)

Die gehen wir nun weiter bis zum bitteren Ende. Dort ist auch der alte Parkplatz und der ursprüngliche Trailhead zum Double Arch. Frohen Mutes folgen wir dem Double Arch Trail zuerst über abenteuerliche Treppen hinunter in den Auxier Branch. Es geht nun flach dahin, der Pfad ist gut sichtbar und unmißverständlich. An das GPS habe ich wegen der suggerierten Klarheit nicht mehr gedacht. Und so wandern wir bis es wieder nach oben geht. Die Steigung nimmt zu und irgendwann habe ich mal wieder auf mein GPS geschaut. Mist, wir sind rund 400 Meter rechts von dem geplanten Weg. 6 Satelliten können nicht irren oder vielleicht doch? Wir nehmen die Karte zur Hand und versuchen anhand der Höhenlinien zu beurteilen, ob wir falsch sind. Wir sind rechts vom Bach, unser Weg links davon. Nach einem "wird schon wieder auf die andere Seite gehen" und wenig später begleitet mit einem durch die Wälder Kentuckys dröhnenden Fluch, haben wir die Hoffnung, dass wir richtig sind, aufgegeben und kehren um. Hilfe kommt uns entgegen: Ein junges Pärchen, etwas tätowiert, na gut, aber trotzdem friedlich aussehend. Als ich jedoch die Schußwaffe sehe, die der Mann offen am Halfter trägt, wird mir anders. Das Gespräch beruhigt jedoch und wir bekommen anhand seiner Topomaps erklärt, dass wir uns richtigerweise auf dem Rückweg befinden und dann dem Trail nach rechts folgen müssen. Also wieder hinauf bis knapp vor die Treppen. Und siehe da, da steht in Kniehöhe ein Schild. Auch das GPS zeigt eine Punktlandung. Was sagt uns das? Augen auf und nie zu sicher sein. Ich habe mit unserem kleinen Taschenmesser das Wort "ARCH" und einen Pfeil eingeritzt, damit, wenn die Unkonzentrierten erneut hier aufschlagen, sie den Weg nicht verfehlen.

Wir setzen unsere Wanderung nun noch knapp eine Meile fort. Es geht immer an der Ridge entlang und mitten im Dschungel erscheint hoch oben der Steinbogen. Das Licht leuchtet an seine Zimmerdecke und strahlt in die endlosen Wälder. Jetzt heißt es nur noch Höhe gewinnen. Der Schweiß perlt, aber Stufen erleichtern auf dem letzten Stück den Aufstieg. Dieser Steinbogen ist toll, er ist ausgesetzt und wie durch einen Fernseher können die Blicke fast 360 Grad schweifen. Die zweite, sehr schmale vertikale Öffnung ist schwierig zu sehen, aber eine erhabene Position bringt auch diese zum Vorschein. Wir sind alleine, mein völlig durchnäßtes T-Shirt hängt nun zum Trocknen im Arch. Nettes Bild.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/double_arch_08.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/double_arch_05.jpg)

Nach gut 7 Meilen sind wir zurück am Auto und fix und foxi. Der Umweg hat nicht nur Nerven, sondern auch Kraft gekostet. Zudem hat es schon wieder 103 Grad. Es ist also genug für heute. Ein abendliches Gewitter kühlt Kentucky drastisch ab. Im Zimmer hängt eine Empfehlungsliste für Essenslokale. Der einzig reizvolle Italiener hat aber heute am Sonntag zu, so dass erneut das Applebee's herhalten muss. Kalt war's inside - nicht das Essen, sondern das Lokal.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 29.11.2012, 08:50 Uhr
Montag
Heute Nacht haben sich die Schleusen des Himmels noch kräftig geöffnet und wir genießen die frische Landluft bei angenehmen 75 Grad. Wolken verdecken den Himmel, als wir bei Pine Ridge die Schnellstraße verlassen und fast unmittelbar auf die ungeteerte Chimney Rock Road einfahren. Wir sind am Trailhead zum Princess Arch, den wir bereits nach 10 Minuten und 0,2 Meilen Wanderung erreichen. Ziemlich dunkel, fast wie verbrannt kommt sie daher, die Prinzessin. Der Bogen hat sogar einen wunderbaren Brotzeitfelsen an seiner linken Flanke, doch das Frühstück ist noch nicht verdaut.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/princess_arch_00.jpg)

Die Wege sind feucht und rutschig und die lästigen Viecher sind auch schon unterwegs. Auf dem jetzt noch gut sichtbaren Trail zum Cherokee Arch, der am gleichen Parkplatz wie der zum Princess Arch beginnt, lauert eine Schildkröte. Aber sie ist einfach zu langsam, um uns die Insekten vom Leib zu halten. Und dann verliert sich der Weg, er wird zum Pfad und der endet im Nichts. Na gut, dann versuchen wir es querfeldein und halten uns exakt an die GPS-Daten. Die Büsche werden immer dichter und es ist kaum mehr auszumachen, ob die inzwischen klitschnasse Kleidung vom Schweiß oder vom übrig gebliebenen Regen stammt. Eine Machete bräuchte man. Wir kämpfen uns aber brav weiter durch und dort, wo der Steinbogen sein soll, geht es nun noch zapfig in einen Canyon hinunter. Ich scoute alleine und genau am Ziel-Wegpunkt ist alles andere, nur kein Arch. Eineinhalb Stunden erfolgloses jagen, - tja, soll vorkommen.

Wir fahren zurück zum Highway 715 und besuchen die Fenster des Engels. Ja ist denn heut schon Weihnachten? Der kurze Weg, wunderbar erkennbar, führt uns an einer Felswand entlang zu einem Doppelarch, den Angel Windows. Der Engel läßt seine Flügel ganz schön hängen, aber der kleine Steinbogen ist nett. Das ist mal kein Gigant.

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Als wir gestern den Heimweg antraten, haben wir ein Schild Whistling Arch gesehen. Er stand zwar nie auf unserem Plan, aber wenn man schon hier ist und etwas Zeit hat, dann geht ein echter Arch Hunter das auch an. Mitten in den Wäldern des Daniel Boone National Forest quält sich die rabenschwarze Schlange auf einen Baum. Darunter stehen zwei Menschen, die das Schauspiel beobachten. Good morning! Wir stellen uns dazu, denn wir sind auch neugierig. Man kommt ins Gespräch und es war wohl ihnen als auch uns klar, dass wir keine Amerikaner sind. Er erzählt, dass seine Frau die Schlange fast zertreten hätte - Brille vergessen! Und irgenwann habe ich dann doch gefragt und die Antwort war: "Remscheid, muss man aber nicht kennen". "Aber natürlich kennt man Remscheid!" Nein, wir sind keine Lügner, wir wollten nur nett sein. Wenig weiter, am Rande eines großen Felsens, der am Abhang zum Parched Corn Creek steht, hat sich ein Loch gebildet, das ziemlich rund ist. Wenn der Wind aus dem Canyon pfeift, pfeift auch das Loch. Es pfeift sozusagen aus dem letzten Loch.

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Der Swift Camp Creek hat eine schmale, aber tiefe Furche in der Erde hinterlassen und die Rock Bridge Road führt bis zu einem Parkplatz an der Kante dieses Canyons. Gute drei Meilen geht es ungeteert, aber flott dort hin. Der Trail No. 207 führt uns durch einen Urwald, teilweise über Treppen hinunter zum Creek. Der Weg ist sogar oft geteert. Trotz der touristischen Voraussetzungen sind wir alleine, nur der Ruf der Tiere hallt aus dem Dschungel. Doch plötzlich liegen im Wald Zelte, ja sie liegen, Rucksäcke und sonstige Utensilien von Backpackern. Die hat es wohl heute Nacht weggeschwemmt. Als wir kurz danach an einen kleinen Sandstrand kommen, ja der gelbe Sand sieht mitten im nicht enden wollenden grünen Wald ungwöhnlich aus, sehen wir, dass die Familie trotz der nächtlichen Flut wohlauf ist. Die Kinder haben die höchste Freude an dem Wasserfall, am Strand und am Flußlauf. Kurze Zeit später sind wir in Venedig. Die Rock Bridge sieht wie die Rialtobrücke aus. Sie überspannt den Swift Camp Creek, der hier ruhig wie ein See in seinem Bett liegt. Schön ist es hier. Nach knapp 1,5 Meilen Rundweg ohne Pannen und Hindernisse sind wir wieder am Auto.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/rock_bridge_red_river_03.jpg)

Es ist erst 14 Uhr und wir beschließen noch eine Wanderung zu machen. Die Twin Nada Arches liegen am Moreland Branch und das erste Mal haben wir gleich die Einfahrt verpasst, die zwischen den Häusern nach links in die Wild Cat Ridge führt. Eine halbe Meile weiter endet die Straße an einem Elektrogenerator. Wir wenden und nehmen nach wenigen Metern eine Einfahrt. Unmittelbar daneben befindet sich in Archrichtung eine Schranke: privates Land. Ich quäle mich mit den Flip-Flops an der Sperrung vorbei und steige hoch. Es sind nur rund 50 Meter bis zum Nada East Twin Arch. Die Ridge, die auf ihm draufsitzt ist rund 10 Meter hoch, aber der Durchbruch reicht, um erhobenen Hauptes auf die andere Seite zu kommen.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/nada_east_twin_arch_00.jpg)

Auf der Heimfahrt blitzt ganz kurz die Sonne durch, ansonsten war es den ganzen Tag bewölkt. Aber zum Wandern war's wirklich angenehm. Und nun wollen wir mal nach den Angaben in der Empfehlung des Hotels den besten Italiener von Winchester besuchen. Ich freue mich auf eine schöne Vorspeise, vielleicht dann Fisch und eine Flasche Wein dazu. Das ist ein würdiger Abschluß des Wandertages. Als wir ankommen, kommen auch die Zweifel und als wir das Lokal betreten wird klar, dass der Wunsch Vater des Gedankens war. Die Bude erzeugt den Charme der Kantine einer Autowerkstatt. Und als wir gefragt werden, ob Buffet oder nach Karte reicht es mir eigentlich schon. Das Buffet, eine ganz besondere Art der Speisenpräsentation! Ich hasse Buffets, denn ich weigere mich für durchmischtes Essen zu bezahlen und es mir dann auch noch selbst zu holen. Also Karte, aber bitte zuerst die Weinkarte. Und wieder: Sprite! Dann aber auch gleich Buffet. Pizza, Pizza, Pizza, Nudeln, Nudeln, Nudeln, Salat, Salat Salat; wirklich der beste Italiener von Winchester, vermutlich von ganz Kentucky, was sage ich, des ganzen Landes.

Dienstag
Heute scheint wieder die Sonne und wir brechen zu unseren letzten Hikes dieses Urlaubes auf. Erneut geht es in die Red River Gorge, wir passieren den Nada Tunnel und stehen bald auf dem Parkplatz, an dem der Bison Trail (No. 210) beginnt. White Diamond Blazed, also mit weißen Diamanten, wir würden Raute dazu sagen, gekennzeichnet, führt der Weg am Gladie Creek entlang. Die Steigungen halten sich noch in Grenzen, aber es geht immer wieder bergab und bergauf. Nach einer Weile treffen wir auf den Sheltowee Trace Trail, ein Fernwanderweg, der 282 Meilen durch Kentucky und Tennessee führt. Durch den Sorgent Branch geht es nun stetig bergauf und als wir das Ende des Astes erreicht haben, windet sich der Weg zu einer massiven Felswand hoch. Immer an der Wand entlang und dann die letzten Höhenmeter über Treppen, geht es zum Indian Arch. Eine dreiviertel Stunde hat es bis hierher gebraucht. Der sehr schöne Steinbogen erhält sich seine gelb-braunen Farben an der Innenseite, indem immer wieder Gesteinsschichten abblättern. Verdreht spannt sich der Arch hinunter in einen ungefähr 10 Meter hohen Absatz.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/indian_arch_00.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/indian_arch_05.jpg)

Einen hätten wir noch, aber der Hopewell Arch bleibt leider unsichtbar, trotzdem das GPS-Datum genau erreicht wurde. Obwohl wir schweißgebadet eine Ridge weiter absuchten, war es ein sogenannter Schneidergang. So, jetzt aber! Genug gearcht und gewandert. Nach insgesamt 74 Wanderungen quer über den Kontinent ist Schluß. Wir fahren nach Lexington. Nettes Örtchen, hübsche Lokale am Broadway und in der Main Street. Hotels, ein paar Hochhäuser, alte Bauten, - die "Pferdehauptstadt der Welt" ist die zweitgrößte Stadt Kentuckys. Unser Flip-Flop-geeigneter Stadtsparziergang bei herrlichem Sonnenschein tut gut und ist die notwendige Abwechslung nach den vielen Hikes in der grünen Hölle von Kentucky.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lexington_08.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lexington_07.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/lexington_09.jpg)

Wir haben gelernt und nachdem wir kein gutes Lokal in Winchester erwarten können, landen wir wieder im Applebee's. Das Auto muss gewaschen werden, denn wir werden im letzten Abschnitt unserer Reise noch einen kleinen Städteurlaub machen. Aus ist's mit der Natur und so wandern die Wandersocken und Bergstiefel in luftdicht verschlossenen Plastiktüten.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 29.11.2012, 09:46 Uhr
Was habe ich gelernt? Auch in Kentucky kann man zig Arches und Bridges entdecken. Und mit Machete sogar noch einige mehr...  :wink:
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 29.11.2012, 15:41 Uhr
Und schneller geht's, wenn man öfters einen Blick hierauf wirft  :D

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/indian_arch_02.jpg)
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 29.11.2012, 16:37 Uhr
Mittwoch
Abschlußstädteurlaub! Ja, darauf freuen wir uns jetzt. Ein Wermutstropfen jedoch bleibt: die nächste große und schöne Stadt liegt gut 900 Meilen, das sind immerhin 1.450 Kilometer, weiter östlich. Das ist für uns aber keine Überraschung, also auf nach Boston!

Unsere Autosightseeingtour beginnt auf der Interstate 64, die hier der berühmte Purple Heart Trail ist: As you travel the Purple Heart Trails, please take a moment to remember the sacrifices that have been paid for our nation’s freedom. Das machen wir sicher nicht, sondern erreichen nach 95 Meilen West Virginia, das wir komplett durchqueren. Das nordwestliche Eck von Maryland kassieren wir ebenfalls und dann nach Pennsylvania. In dem Staat, in dem wir die erste der 86 Übernachtungen gemacht haben, liegt Harrisburg. Das Harrisburg, in dem im März 1979 der schwerste Atomunfall der USA auf dem Three Mile Island Kraftwerk stattfand. Wir fahren in einen Vorort, Carlisle. Noch nie gehört? Wir vorher auch nicht. Aber das Hampton Inn liegt ziemlich an der Autobahn und ist damit ein guter Ausgangspunkt für morgen. Nach 8,5 Stunden für 504 Meilen checken wir ein.

Hinter dem Historic District von Carlisle, der im übrigen sehr schön ist, hilft uns der Walmart mit ein paar notwendigen Dingen aus und zum Abendessen fahren wir ins Longhorn Steakhouse. Das Essen war wirklich sehr gut.

Donnerstag
Es geht in einem südlichen Bogen um Harrisburg herum, über den Susquehanna River zur Interstate 81 und weiter auf der I-78. Bei Easton kommen wir über den Delaware River nach New Jersey. Als wir bereits auf der Interstate 95 und dem New Jersey Turnpike nach Norden unterwegs sind, taucht rechts die Skyline von New York auf. Sie begleitet uns einige Zeit und irgendwie wird uns jetzt bewusst, dass wir wieder am Atlantik gelandet sind. Coast to Coast - Teil 2. Bisher sind wir zügig vorangekommen, an der George Washington Bridge ist jedoch Schluss. Der allseits präsente Stau auch am nördlichen Ende von New York City kostet uns rund 20 Minuten. Wir sind im Staat New York und es geht weiter nach Norden. Die New Yorker fahren wie die Henker, das ist schön. Über den Byron River erreichen wir dann Connecticut. Und als wir bei Hartford auf die Interstate 84 fahren, ist es nicht mehr weit bis Massachusetts. Mir fällt da immer der Klaviersketch von Loriot ein. Ein Geschenk, ein Geschenk!

Boston erwartet uns nach 409 Meilen bei strahlendem Sonnenschein und 93 Grad. Das Nine Zero ist ein tolles Hotel und wir haben zudem das Glück, im obersten Stock (19) ein Zimmer zu bekommen. Der erste Blick über den Boston Common und den Charles River verspricht eine schöne Zeit.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/boston_2012_01.jpg)

Nach dem sehr guten Essen im Oceanaire Seafood Room sind wir nochmal auf die Piste, um erste Eindrücke von Boston zu ergattern. Schließlich waren wir schon 10 Jahre nicht mehr hier.

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 05.12.2012, 06:00 Uhr
Freitag
Das Einzige, was diesem Zimmer fehlt, ist eine Kaffeemaschine, ansonsten ist der Service sehr gut, was man natürlich auch von so einem Hotel erwarten kann.

Wir marschieren zum Boston Common, dem angeblich ältesten öffentlichen Park (1634) der Welt (oder der USA oder der Ostküste, who knows). Ursprünglich gehörte das Land William Blackstone, dem ersten Siedler (1622), der das Land an Governor Winthrope verkaufte. 1830 wurde es dann verboten, dass Kühe im Boston Common weiden und so war der Weg frei, um den Stadtpark zu etablieren. Heute ist der Boston Common nicht weniger als das Herz von Boston. Auf alle Fälle beginnt hier auf der Seite der Tremont Street der Freedom Trail. Am Visitor-Center startet der Trail! Er ist nicht zu verfehlen, unübersehbar ist die rote Markierung auf den Wegen. Geschichte gefällig? Auf geht's, die Revolution beginnt!

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/boston_2002_03.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/boston_2002_02.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/boston_2012_21.jpg)

They were brave.....
Farmers and tradesmen, mothers and slaves. They were daring. daring enough to raise arms against an empire. Bold enough to fight a royal army on the fields and farms and muddy streets of Colonial Boston. They were rebels whose hearts were ignited by the spark of liberty. Revolutionary thinkers who stood steadfast against the tyranny of an unjust crown. They were America’s first patriots and they would not surrender freedom.
The Freedom Trail tells their story. It is the story of America. The Trail is more than bricks arid buildings. It is more than words painstakingly inscribed on ancient, yellowed scrolls. It is the life and breath and voice of a people who declared their independence and built their country on the solid principles of democracy.
Walk The Freedom Trail. Step by step, you will discover the dramatic history of this country’s birth. The sites along The Freedom Trail are not re-creations or adaptations. They are real. Each has its own special role in the beginning of a nation. Listen as you travel. You will hear the stories. You will find your own.
As The Freedom Trail weaves its way through Boston’s proud past, it will lead you to the vitality and abundant energy of the city today. One that resounds with bustling commerce, cultural diversity, theater, art, fine cuisine and intellectual inquiry. Boston’s vibrant character echoes the spirit of those early patriots. They are the soul of Boston. And The Freedom Trail is its heart.


Quer durch den Park geht es zur ersten Station, dem State House. Es wurde von Charles Bulfinch entworfen und am 11.1.1798 fertig gestellt. Heute ist das mit seiner goldenen Kuppel unübersehbare State House das älteste Haus am Beacon Hill und der Sitz des Parlaments von Massachusetts. Besucher können die Hall of Flags und die Kammern (House and Senate) anschauen und einiges über die Geschichte sowie die Gesetze erfahren. Wer es sich antun will: Beacon Street: Montag mit Samstag von 10 bis 15.30 Uhr, Führung alle 45 Minuten.

Den Hügel, den wir zum State House erklommen haben, gehen wir nun brav wieder runter zur Park Street Church. 1809 gegründet, war sie mit ihrem 217-Fuss hohen Turm lange das einzige Wahrzeichen Bostons, das bereits von weitem gesehen werden konnte. Unter anderen historischen Ereignissen, waren es insbesondere die Anti-Sklaven-Reden Anfang des 19. Jahrhunderts, die diese Stätte berühmt machte. Von Mitte Juni bis einschließlich August werden Touren angeboten.

Nach ein paar Metern auf der Tremont Street kommen wir zum Granary Burying Ground, einem Friedhof. Alles andere als im Lot sind die Schiefertafeln, die als Grabsteine dienen. Interessant sind die ägyptischen Ornamente, die die Schiefertafeln zieren und uns in Boston immer wieder begegnen. Hier liegen viele Revolutionäre begraben: Samuel Adams (ist das nicht ein Bier?), Peter Faneuil, Paul Revere, John Hancock. Der Friedhof ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet, im Winter bis 15 Uhr.

Weiter geht es zur King's Chapel, die 1688 auf dem städtischen Friedhof errichtet wurde, da niemand dem königlichen Governor ein vernünftiges Grundstück für seine nicht puritanische Kirche verkaufen wollte. 1749 wurde der erste amerikanische Architekt, Peter Harrison, angeheuert, um eine echte englische Kirche daraus zu machen. Direkt neben der Kirche liegt der Friedhof, King's Chapel Burying Ground. Als wir der School Street folgen kommt links das alte Rathaus. Im Hof davor steht eine Statue von Benjamin Franklin. Sie ist die erste Portrait-Statue, die in den USA errichtet wurde. Wir gehen ins alte Rathaus, von innen ist es schön anzuschauen. Ganz früher stand hier die erste öffentliche Schule, die Boston Latin School (1635).

Nächste Station: The Old Corner Bookstore Building. Thomas Crease erbaute dieses Haus 1718 an der Ecke von School und Washington Street für seine Apotheke und als Wohnhaus. Als Bookstore wurde das Haus 1832 bekannt, als das Ticknor und Fields Publishing House einzog. Berühmte Schriftsteller wie Charles Dickens, Ralph Waldo Emerson, Herny Wadsworth Longfellow und Henry David Thoreau gingen ein und aus. Toll gell. Aber es geht weiter!

Das Old South Meeting House, 1729 erbaut, war das höchste Gebäude in Boston. Während der Amerikanischen Revolution versammelten sich hier die Menschen, um gegen die britischen Gesetze, gegen Steuern und das Boston Massaker zu demonstrieren. Den Höhepunkt bildete die Demonstration am 16.12.1773, als 5.000 ärgerliche Kolonisten kamen, um gegen die Teesteuer zu wettern und mit der Boston Tea Party die Revolution starteten.

Nun sind wir am Old State House, erbaut 1713. Es war das Hauptquartier der britischen Regierung. Das Haus war Markt, Börse, Versammlungsplatz und das Symbol der königlichen Autorität. Dieses Haus spielte eine zentrale Rolle in der Geschichte der Revolution, vom Boston Massaker in 1770 bis zur Lesung der Declaration of Independence auf dem Balkon in 1776. Ein Ring aus Pflastersteinen markiert die Boston Massacre Site, die heute eine Verkehrsinsel ist. Fünf Männer wurden hier am 5.3.1770 ermordet. Dabei war Crispus Attacks, der erste Schwarze, der in der Revolution starb (immer noch nicht genug? - Finger weg vom Mausrad!).

The Cradle of Liberty, also die Wiege der Freiheit: Faneuil Hall. Sie war Treffpunkt für viele feurige Meetings. 1742 von Peter Faneuil erbaut und als Geschenk an die Stadt Boston übergeben, war das Haus über 250 Jahre ein öffentlicher Treffpunkt. Auch hier protestierten die Einwohner von Boston gegen die britischen Steuer-Gesetze von 1760. Diese Proteste führten eventuell zur Amerikanischen Revolution. Das Haus ist täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.

Wir sind inzwischen mitten im Quincy Market gelandet. Markthallen, Geschäfte, Restaurants, buntes Treiben. Durst - Hunger! Ceasars Salad, Fish and Chips, Heineken und Sprite in der Oyster Bar. Yes! Das Essen hätte es nicht unbedingt gebraucht, aber es ist halt nicht so wie bei uns. Wenn Sie nur etwas trinken wollen, dann halt nur an der Bar. Im Freien an einem Tisch sitzen geht in der Regel nur mit Essen. Bestenfalls ernten Sie ernste, böse Blicke, - wenn Sie nur etwas trinken meine ich. Es gibt leider auch keine Zwischenzeiten, denn die Amis (fr)essen ja den ganzen Tag und so sehen die Meisten auch aus.

So gestärkt bewegen wir uns Richtung North End, das Little Italy von Boston. Neben vielen italienischen Restaurants steht hier das Paul Revere House. Es wurde 1680 erbaut und ist damit das älteste Gebäude in Downtown Boston. Weiter in North End und endlich italienischer, guter Kaffee. Leider war es ziemlich heiß, so dass der Kaffee nicht unbedingt das richtige Getränk war ... Aber lieber ein paar Schweißperlen auf der Stirn, als guten Kaffee in den USA versäumt.

Bereits in Sichtweite, die Old North Church, erbaut 1723. Sie ist die älteste Kirche in Boston. Was um Himmels Willen ist ein Küster? Auf alle Fälle hat der Küster dieser Kirche, ein gewisser Robert Newman, am 8.4.1775 zwei Laternen aufgestellt, um Paul Revere und andere über britische Truppenbewegungen zu warnen. So ganz nebenbei war dies die Initialzündung für den War of Independence, den Unabhängigkeitskrieg.

An der Hull Street liegt der Copp's Hill Burying Ground, also ein weiterer Friedhof. Hier ruhen berühmte Personen aus North End. Außerdem sind hier tausende von freien Schwarzen, die in der so genannten New Guinea Community lebten, begraben. Das Land wurde der Stadt von der Copp-Familie übergeben, daher der Name - aha! Aufgrund der Höhenlage des Friedhofs auf einem Hügel mit guter Übersicht, nutzten die Briten diesen Fleck Erde, um ihre Kanonen während der Schlacht von Bunker Hill zu positionieren.

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Über die Washington Street Bridge geht es nach Charlestown. Hier liegt die USS Constitution auf dem Charlestown Navy Yard. Das alte Kriegssegelschiff ist schön anzuschauen. Ihre erste Mission gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte sie in die karibische See, um gegen die Franzosen zu kämpfen. Im Krieg von 1812 besiegte sie die HMS Guerriere. Da die Seiten des Schiffes aus Eisen sind, hat sie den Beinamen Old Ironside. Das Schiff kann auch besichtigt werden, es ist täglich von 9.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Leider waren vor uns endlose Schlangen, Schulklassen, so dass es mit dem Blick von außen getan war. Im Übrigen liegt hier noch ein Schlachtschiff, das ebenfalls besichtigt werden kann. Ein guter Tipp zuletzt: Gehen Sie bis zum Ende des Piers. Von dort hatten wir einen tollen Blick über die Skyline von Boston.

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Sie haben es fast geschafft, der Freedom Trail nähert sich seinem Ende. Aber dieses Ende ist anstrengend und heißt Bunker Hill. Und schon hecheln wir den Hügel, oder ist es gar ein Berg, hinauf. Don't fire until you see the whites of their eyes! Also nicht feuern bevor das Weiße in den Augen nicht erkennbar ist. Diese legendäre Anweisung erfolgte am 17.6.1775 in der Schlacht von Bunker Hill, der ersten offiziellen Schlacht der amerikanischen Revolution gegen die Engländer. Ein 221-Fuß hoher Obelisk markiert den Ort. Wir sind ihn hoch gestiegen - puh, bei dieser Hitze und nach diesem Fußmarsch. Das war sie nun, eine historische Reise durch die Revolution, alles in allem rund 6 Stunden. Aber toll!

Jetzt geht es zurück zum Hotel, wir brauchen ein wenig Ruhe. Schnell noch dem Concierge einen Auftrag gegeben, wir wollen ins Lucca heute abend, und dann ein wenig Gemütlichkeit auf dem Zimmer. Die Ruhe währt aber nicht lange, denn wir stellen fest, dass unser Urlaub praktisch täglich "ausgebucht" war bzw. ist. Es blieb nicht einmal Zeit, um zu joggen. Und in 14 Wochen beginnt der Marathon. Also, umziehen und wieder raus, um ein kleines Läufchen zu machen; es hat ja nur 93 Grad. Ungewohnt bewegen wir uns laufend vorwärts. Es geht durch den Boston Common und dann runter zum Charles River. Es ist anstrengend und heiß. Wandern ist halt doch was anderes als Lauftraining. Aber es tut gut!

Das Abendessen im Lucca war nicht schlecht und der Flowers Chardonnay zog dank der sportlichen Aktivitäten gut durch den Körper.

Samstag
Heute früh mache ich mich auf den Weg ins Hotelrestaurant, wo es umsonst Kaffee gibt. So hat der frühe Morgen einen Sinn und wir können uns auf zum Prudential Center machen. Das Oberservation Deck ist offen und es ist noch nichts los. Wunderbar sind die Eindrücke und Blicke über Boston, die Suburbs und die kleinen vorgelagerten Inseln. Man erkennt an vielen Häuserreihen den englischen Ursprung, London sieht von oben partiell auch so aus.

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Neben der Christian Science Church ist das Mapparium, ein dreidimensionaler Eindruck des Globus' von 1935. Der Globus aus Glas ist riesig, drei Stockwerke hoch, und mitten drin eine Brücke, auf der wir Besucher nun andächtig stehen. Nicht nur die Akkustik ist unglaublich. Ein Planetarium, aber nicht der Galaxie, sondern von den Kontinenten und deren Einteilung. Das Erlebnis ist einzigartig und die 6 Dollar Eintritt allemal wert. Fotos sind leider nicht erlaubt und rein kommt man nur mit einer Führung. Guido ist unser Guide. Trotz der fast 10 Meter langen Brücke und einem gewaltigem Volumen ist jedes Wort von jedem zu verstehen, ganz egal, wie weit er von einem weg war. Das würde die Kommunikation zwischen Frauen unheimlich erleichtern, denke ich so bei mir, und behalte es für mich.

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Wir ziehen weiter zum Charles River und gehen über die Harvard Bridge hinüber nach Cambridge. Das MIT, Massachusetts Institute of Technology, ist allgegenwärtig. Diese Denkschmiede hat die Dimension einer kleinen Stadt. Ein Segelclub darf auch nicht fehlen und so schippern etliche Boote mit der Aufschrift MIT über den Fluß. Ein nicht enden wollender Weg ist es bis zum Zentrum von Cambridge, in dem die Harvard Universität mit seinen alten englischen Häusern steht. Wir gehen rein und verschnaufen auf einer Treppe zu einer Studentenwohnung. Eine Insel der Ruhe ist es jedoch nicht, denn an allen Ecken und Enden der dazwischen liegenden Parks werden Reden geschwungen oder Vorführungen veranstaltet. Es ist aber schön, dem Treiben zuzusehen. Die Füße schmerzen inzwischen und an den langen Rückweg wollen wir nicht denken. Ein Taxi ist unsere Rettung.

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Wir waren heute zu faul, zum Abendessen nochmal loszuziehen. Unsere Essensheimat ist das Hotelrestaurant KO Prime, ein Steakhaus. Alles war wunderbar - N8!

Sonntag
Unsere letzte Autofahrt wartet und es ist Zeit, eine kleine Rezension über den Chevrolet Traverse in Angriff zu nehmen. Er ist kein Leistungswunder und für echte Offroadfahrten völlig ungeeignet, da sein vorderer Spoiler zu dicht über dem Boden endet. Dirtroads meistert er problemlos, so lange keine höheren Steinstufen oder andere Hindernisse auf dem Weg liegen. Und er hat uns 17.921 Meilen gut durch 36 Staaten gebracht. Für die Größe und Geräumigkeit war der Benzinverbrauch sehr gering. Nun gut, auf nach Newark International.

Die Interstates 90 und 84 bringen uns nach Connecticut und irgendwann sind wir wieder auf der George Washington Bridge und kommen nach New Jersey. Wir haben heute Glück, ein Stau bleibt aus. Als sich der Tower des Flughafens von Newark bereits in unser Gesichtsfeld schiebt, suchen wir eine Tanke. Steffi, wie sieht es aus? Die Alternativen sind rar und die Irrwege wären ohne Navigationsgerät vermutlich kaum zu beherrschen. Der Empfang bei Hertz ist nahezu herzlich und wie die letzten Jahre immer, steht jemand bereit, um uns zum Ankunftsgebäude zu fahren. Also nicht auspacken, sondern gleich los. Raus aus dem Auto rein ins Taxi, manchmal ist das Leben einfach, aber bald werden wir um dieses Leben fürchten.

Die Ägypter sind die letzten Jahre revolutionserprobt und vielleicht war es diese Einstellung, die uns Angst machen sollte und dann auch tat. Dass man in einer Baustelle, in der 45 Speedlimit angeschlagen ist, 80 Meilen pro Stunde fährt, finde ich persönlich noch akzeptabel. Aber bei dieser Geschwindigkeit dem Vordermann auf maximal 15 Zentimeter aufzufahren, um nach einem blitzartigen Blick in den rechten Aussenspiegel die Karre nach rechts zu ziehen und mit knapp 100 zu überholen, treibt mir den Schweiß auf die Stirn. Die Lage beruhigt sich kurzzeitig vor dem Lincoln Tunnel, denn da war 7-spuriger Stau. Wir kommen von ganz rechts, aber das ist keine gute Spur, denn dort fahren Busse. Nicht akzeptabel für unseren ägyptischen Freund. Mit einem Lächeln und viel Gehupe quert er 6 Spuren und zwar durch die Baustelle, vorbei an den rot-weißen Absperrhütchen. Triumphierend nimmt er wieder Fahrt auf, als es im Tunnel voran geht. Will der den Vorderen durch die Röhre schieben? Ich schau jetzt einfach nicht mehr hin. Trotz der Kälte im Wagen, die Klimaanlage läuft selbst für amerikanische Verhältnisse überzogen, ist uns ziemlich heiß und als wir endlich vor dem Mela Hotel aussteigen, ist kaum ein Unterschied zu den fast 100 Grad Häuserschluchtentemperatur zu spüren.

Das Mela Hotel ist nett und klein. Aber noch kleiner ist unser Zimmer. Eigentlich eine Unverschämtheit. Seit Jahren habe ich nicht mehr Voucherzimmer gebucht. Weiß der Teufel, was mich geritten hat. Also runter zur Rezeption - sorry, we are full! Wir nutzen den "Kofferraum" des Hotels, aber der verbleibende Teil unseres Gepäcks geht irgendwie immer im Weg um.

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Das bunte und hektische Treiben am Time Square ist immer wieder ein Genuß. Alles steht Kopf. Wir sind drei Jahre nicht mehr hier gewesen und 2009 war es ein Marathon-Urlaub, der weder große Spaziergänge, noch sonstige Annehmlichkeiten erlaubte. Also erholen wir uns jetzt erst einmal und trinken ein Bier an der Bar des Hard Rock Cafés. Man denkt man ist zuhause, die deutsche Sprache ist allgegenwärtig. Gut erholt machen wir uns ins Bistro Saju zum Abendessen auf. Gutes Futter und dann zum Abschluß in die Blue Bar.

Montag
Trotz des schmalen Bettes haben wir gut geschlafen, vielleicht war es auch der Wein, dann im Café "Un Deux Trois" wunderbar gefrühstückt und 1-2-3 sind wir bereit, um durch die Schluchten dieser Stadt zu wandern.

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Wir machen uns auf in die 5th Avenue, schlendern an den Schaufenstern vorbei, besuchen das Palace Hotel, um die Erinnerungen an den NYC Marathon etwas aufzufrischen und landen dann im Rockefeller Center. Top of the Rock, nichts wie hinauf. Aber so schnell geht es dann nicht, denn obwohl sich der Ansturm in Grenzen hält, ist Blockabfertigung. Also noch eine Zigarettenrunde! Entgegen dem Empire, arbeiten sie hier mit Glasscheiben. Ich freue mich trotzdem, der Foto liegt im Hotel. Manhattan zieht sich nach Süden und von hinten winkt die Freiheitsstatue. So oft gesehen und doch wieder faszinierend. Nach Norden die grüne Schachtel, die den Deckel zwischen den Hochhäusern geöffnet hat. Wie gezirkelt grenzt sich der Central Park von den umliegenden Wolkenkratzern ab. Das Leben ist inzwischen im Park, aber auch auf den Straßen erwacht.

(http://www.zehrer-online.de/_bilder/newyork_2005_Katrin_NYC%20209.jpg)(http://www.zehrer-online.de/_bilder/newyork_2005_Katrin_NYC%20068.jpg)

Wir laufen über die Upper Westside zum Riverside Park am Hudson River. Es ist schön hier, fast idyllisch, was ja in diesem Hexenkessel eher die Ausnahme ist. Der Blick schweift über den Fluß hinüber nach Newark, an dessen südlicher Spitze auch der Versuch zu beobachten ist, etwas Hohes zu bauen.

Die U-Bahn bringt uns nach Chelsea und in die 18. Straße zum Chelsea Market. Ein altes Gebäude voll mit kleinen Restaurants und leckeren Meeresfrüchten. Der Magen knurrt, aber wir widerstehen. Chelsea ist einer der schönsten Bezirke von Manhattan, finden wir zumindest. Wir gehen durch die Straßen, beobachten die Menschen und die Architektur. Über den Union Square kommen wir zum Ende unseres Rundgangs. Wir sind im kleinen, schnuckligen Bryant Park und reservieren für das Abendessen im gleichnamigen Grill.

Körper gepflegt, etwas Luft geholt und dann ein Bier im Bistro neben dem Hotel. Dazu Oliven und Chips, die 7 Wanderstunden sind kaum mehr in den Beinen zu spüren. Das Essen im Grill war lecker, aber nicht gerade billig. Aber das kann man sich in New York City sowieso abschminken.

Dienstag
Wir marschieren zum Washington Square und vermissen erneut den Blick durch das Tor auf das World Trade Center. Es ist nicht zu vermeiden, dass man an das Ereignis denkt, obwohl das nun schon weit über 10 Jahre her ist. Alles ist bei den meisten, so denke ich, so präsent wie am 9.11.2001, als vermutlich jeder am Fernseher hing und die unfaßbaren, ja fast surrealen Ereignisse beoachtete. Wir sind nun am Ground Zero und besorgen uns am Visitor Center die Karten. Nach wie vor wird nur um eine Spende gebeten, der Eintritt war, ist und bleibt kostenlos.

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Das One World Trade Center, früher als Freedom Tower bekannt, ragt in den Himmel. Einige Verkleidungteile müssen noch montiert werden, aber bald wird die Aussenansicht diese Megastadt überstrahlen. 2013 rechnet man mit der Fertigstellung. Die beiden Brunnen, die an den Stellen des ehemaligen Nord- und des Südtowers stehen, symbolisieren die zusammenfallenden Türme. Unseres Erachtens eine sehr gelungene Gedenkstätte und Spiegelung der Ereignisse.

Die Wallstreet vernichtet wohl gerade etwas an Unternehmenswerten und wir schlendern im strahlenden Sonnenschein ohne Gedanken an irgendwelche Depots vorbei. Monika hat etwas für uns neues ausgegraben, das IKEA Water Taxi. Kostenlos bringt es die einkaufswütigen Elche, oder sind es Hirschen, zum gelb-blauen Möbelmarkt. Also kostenlos war schon mal nicht mehr, 5 Dollar, aber die hätten sie uns bei einem Einkauf angerechnet. Nachdem das Billy aber wirklich nicht mehr in unsere Koffer passt, - geschenkt! Was noch viel schlimmer ist, wir befinden uns sehr, sehr, sehr südlich an der Upper New York Bay in Brooklyn. Relativ relaxt meint Monika, dass der Plan ist, am East River entlang wieder heim zu gehen. Wie weit? Keine Ahnung! Karte? Keine Ahnung? Wir gehen los. Vorbei an Garagen, Lagerhäusern, etwas abseits vom Trubel, ganz nett, vielleicht aber auch nicht ganz ungefährlich. Am Gowanus Expressway stehen wir vor dem Problem der Querung. Amerika ist einfach nicht für uns Fußgänger gebaut. Aber ein Polizeirevier gibt doppelte Sicherheit und wir finden den wunderbaren Wag am Fluß entlang sofort. Immer weiter, nur nicht schlapp machen. Ein indischer Kleinladen ist unsere Rettung. Eistee! Die Tochter muss die Mutter anrufen, weil sie den Preis nicht kennt. Vermutlich hat sie ihr gesagt, dass wir nicht verarmt aussehen. Entsprechend gestaltete sich der Preis. Wir hätten noch mehr bezahlt, der Durst war übermächtig.

Es war ein interessanter, allerdings auch nicht unanstrengender Weg bis zur Brooklyn Heights Promenade. Die Aussicht von hier ist fast unbeschreiblich. Von der Südspitze bis hoch in den Norden reihen sich die Wolkenkratzer und bilden die unvergleichliche Skyline. Midtown, dort wo Little Italy seine nördlichen Grenzen hat, hat sie eine Delle, da die Häuser wegen des weicheren Untergrunds nicht so hoch gebaut werden können. Aber hier wird aber nur Anlauf genommen, bis sich das Ganze mit dem Empire State und dem wunderschönen Chrysler Building zuspitzt. Die Brooklyn und die Manhattan Brücke bilden die Adern zum östlichen New York. Bänke laden zum Verweilen ein, nur die heiße Sonne ist etwas lästig, denn es hat selbst am Spätnachmittag noch fast 100 Grad. Genug gestaunt, wir quälen uns den Berg vom Ufer hoch in das Herz von Brooklyn und nehmen von der Henry Street die U-Bahn bis zur Penn Station. Im Macys müssen noch ein paar wirklich notwendige Dinge her.

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Nach erneut 7 Stunden kommen wir ziemlich fertig in unserem Minizimmer an. Die Dusche tut gut und das Bier an der Bar kühlt von innen. Als wir 2009 den NYC-Marathon überstanden haben, bot es sich abends dank der Unfähigkeit sich weiter zu bewegen an, neben dem Hotel zu essen. Und auch heute in unserer letzten Nacht auf us-amerikanischem Boden, gehen wir ins Maloney's. Nur der Espresso ... wir sollten es einfach lassen. Ein schöner Abend nach einer tollen Reise, wir haben es genossen und freuen uns jetzt auf zuhause. Vielleicht aber auch nicht.

Mittwoch
Während des Frühstücks begann es auf der Straße aus einem Gulli zu rauchen. Das ist für New York nichts aussergewöhnliches, aber der Gestank zog ins Lokal und es war unzweifelhaft kein Wasserdampf, sondern brennendes Plastik. Ein weiteres leuchtendes Beispiel des Organisationstalents der Amerikaner beginnt. Es dauert nicht lange, bis 10, in Worten zehn, Firefighter in den Gulli starren. Einer leuchtet mit der Taschenlampe nach unten. Aber mehr passiert nicht und die Tatütata rücken wieder ein. Die Elektronik spinnt beim Bezahlen des Frühstücks, es raucht weiter. Wir gehen eine Stunde spazieren und dann waren wieder Autoritäten vor Ort. Jetzt haben sie die Straße gesperrt und wenigsten ist das Gitter vom Gulli entfernt. Die Stromwerke rücken an und es dauert eine weitere Stunde, bis der Rauch endlich der Vergangenheit angehört.

Houston, wir haben ein Problem. Wenn die Straße gesperrt ist, wie soll uns dann der bestellte Limoservice erreichen. Es tut sich nichts und als es bereits 5 Minuten nach dem vereinbarten Treffpunkt war, frage ich im Hotel nach. Der Fahrer steht in einer Parallellstraße und wartet und wir wuchten unsere drei Koffer und eine überdimensionale, vollgestopfte Sporttasche durch ein Parkhaus. Abkürzung! Schon wieder durchgeschwitzt. Aber in dem schwarzen Suburban ist es kühl und der Fahrer versprüht im Gegensatz zu unserem ägyptischen Freund eine absolute Ruhe.

Die Schalter der Lufthansa sind geöffnet und wir können endlich alles loswerden. Ab in die Lounge, alle Einkäufe sind erledigt und nun geht es zu Ende. Nach der Vorspeise haben wir uns abgelegt, aber leider gab es nach 4 Stunden schon Frühstück. Der Rückflug von der Ostküste ist praktisch nicht Business-Class-geeignet. Zu kurzer Schlaf.

Das Fazit dieser langen Reise fällt kurz aus: Das waren 85 Tage voller Erlebnisse, eine tolle Zeit, wir hatten Traumwetter - es war einfach wunderschön!

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Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: paula2 am 05.12.2012, 08:58 Uhr
ist es nun wirklich zu Ende? Irgendwie habe ich das Gefühl ich bin ein ganzes Jahr mit euch mitgereist. Wie fühlt man sich nach so langer Zeit? Ist das noch ein normales Urlaubsgefühl oder fühlt man sich als "Reisender", ich kann mir das gar nicht vorstellen.

Ich habe nach 3 Wochen USA ein paar Tage gebraucht bis ich beim Bremsen im Auto den Motor nicht abgewürgt habe weil ich die Kupplung vergessen hatte. Wie geht es euch nach 3 Monaten? Wie lange braucht man bis man wieder völlig daheim angekommen ist?

Jedenfalls war es eine faszinierende Reise und einen eurer 85 Tage habe ich schon mal in den Plan für unseren Urlaub nächstes Jahr gepackt, die restlichen Ziele müssen wohl noch etwas warten...
vielen Dank für die ausführlichen Berichte und die tollen Fotos.  :D
Ich bin gespannt wo es euch als nächstes hin verschägt...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: sil1969 am 05.12.2012, 12:56 Uhr
Vielen Dank fürs Mitnehmen auf diese abwechslungsreiche und wunderschöne Reise!!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 05.12.2012, 13:11 Uhr
Schön, dass Ihr dabei geblieben seid ... Eingewöhnung daheim war in zwei Tagen erledigt, ausser dem Jetlag ...
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Anti am 05.12.2012, 13:17 Uhr
Ein Wahnsinns-Bericht! Total abwechslungsreich, angenehm zu lesen und sehr informativ. Danke schön!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: mrh400 am 05.12.2012, 14:56 Uhr
Hallo,

vielen Dank fürs Mitnehmen auf diese tolle Reise. Zwei Kommentare kann ich Dir aber nicht ersparen:

Montag mit Samstag von 10 bis 15.30 Uhr, Führung alle 45 Minuten.
:dozent: man kann auch self guided durchgehen; steht nirgends groß angeschrieben, wurde uns aber oben am Empfang zu den Führungen geraten, um den großen Schulklassen zu entkommen. Da es einen ganz informativen Folder gibt, genügt das vollauf.

Neben der Christian Science Church ist das Mapparium, ein dreidimensionaler Eindruck des Globus' von 1935. Der Globus aus Glas ist riesig, drei Stockwerke hoch, und mitten drin eine Brücke, auf der wir Besucher nun andächtig stehen. Nicht nur die Akkustik ist unglaublich. Ein Planetarium, aber nicht der Galaxie, sondern von den Kontinenten und deren Einteilung. Das Erlebnis ist einzigartig und die 6 Dollar Eintritt allemal wert. Fotos sind leider nicht erlaubt und rein kommt man nur mit einer Führung. Guido ist unser Guide. Trotz der fast 10 Meter langen Brücke und einem gewaltigem Volumen ist jedes Wort von jedem zu verstehen, ganz egal, wie weit er von einem weg war.
Da war ich gerade in Boston und habe wieder etwas versäumt :(. Bei einer früheren Berichterstattung hätte ich das noch mitnehmen können.  :nixwieweg: (Ich finde es aber trotzdem toll, wie schnell Du Deine Berichte einstellst; bei mir dauert das ja inzwischen fast regelmäßig fast ein ganzes Jahr).
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 05.12.2012, 18:23 Uhr
Danke für die Info
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: NähkreisSteffi am 05.12.2012, 20:39 Uhr
Hallo Fritz,

gratuliere, super Reise. Vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht und die tollen Bilder.

Einen schönen Advent, tschau bis zum Nächsten Mal

Steffi

Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 06.12.2012, 05:42 Uhr
Steffi, danke!
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: Redsox am 06.12.2012, 20:58 Uhr
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht.
Da steckt ja ganz schön Arbeit drin ! Eine tolle Reise, und ja ich muss zugeben ich bin ein bisschen neidisch. Bin ich sonst nicht, aber 3 Monate Rundtour durch die USA wären schon genial. Bis das mal möglich ist muss ich noch ein paar Jahre arbeiten. Und in der Zwischenzeit machen wir eben 3 Wochen Urlaube - mehr als so mancher machen kann!

Wie wär's eigentlich mal mit dem Boston Marathon - über den Heartbreak Hill ? Der Mensch braucht ja schliesslich Ziele :-)

Ciao, Uli
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 12.12.2012, 16:29 Uhr
Ja Uli, Boston schwirrte schon machmal im Kopf herum, aber es ist ziemlich Aufwand an den Start zu kommen, denn der liegt praktisch 22.6 Meilen ausserhalb der Stadt ;-)

Nächstes Jahr Ffm, dann ORD und dann, wenn ich noch kann, BOS
Titel: Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
Beitrag von: zehrer am 04.01.2013, 06:07 Uhr
Letzte Meldung: Die Fa. Hertz hat sowohl die Einwegmieten, als auch die Kosten für den Ölwechsel und die Reperatur des Reifens zurückerstattet.