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Autor Thema: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]  (Gelesen 38345 mal)

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zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #165 am: 14.10.2012, 13:38 Uhr »
Montag
Sea-Arches-Hunting-Day! Die Kombination der Wörter Sea und Arch, also Meer und Steinbogen, ist "wissenschaftlich" gesehen schon ein Widerspruch in sich. Denn der Unterschied zwischen einem Arch und einer Brücke ist, dass die Brücke durch Wasser geformt wurde, ein Arch hingegen durch verschiedene Gesteinsschichten, deren untere ausgebrochen ist. Es müsste deshalb konsequenterweise heißen: Sea-Bridges-Hunting-Day!

Als sich San Francisco auch heute von seiner besten Seite zeigt und wir bei strahlendem Sonnenschein die Stadt nach Süden verlassen, ist uns das aber auch sowas von egal. Arch hin, Brücke her, wir sind mitten in Kalifornien, der Oleander blüht ohne Ende mitten in den Abgasen auf der Interstate, und nachdem wir die breiteren Teerpisten überwunden haben und unser Chevy nun die berühmte CA No. 1 entlang an der zerklüfteten Küste kurvt, ist es einfach nur traumhaft.
Fünf Dollar werden fällig, um auf den Parkplatz an der Pfeiffer State Beach zu kommen. Hätte ich ja gerne gezahlt, aber der Oberaufseher nimmt sie nicht. Viellmehr sollen wir hier vor seinem heimeligen Häuschen den Motor abstellen und warten: The Lots are full! Aha, anstehen zum Baden, war auch noch nicht da. Zigarettenpause!

Ein wunderbarer Strand, eingerahmt von Hügeln wird er zur Bucht, beherbergt zwei Objekte der Begierde. Während sich die Masse an Meer und Sand erfeut, versuchen wir, den Löchern möglichst nahe zu kommen. Das Meer rauscht durch die Öffnungen, bricht sich, schäumt und macht mich nass. Ja, es gibt nichts umsonst für einen Arch-Hunter! Aber der Blick durch die Sea Arches hinaus auf das weite Meer entschädigt uns. Es ist einfach nur fantastisch, die Szenerie vor, in und hinter den Pfeiffer State Beach Arches zu beobachten. Wie durch einen Bilderrahmen genießen wir das Bild. Insbesondere die Nummer 1, auch bekannt als Keyhole Arch, wäre bei Sonnenuntergang natürlich noch schöner, wenn die Strahlen von hinten durchscheinen. Aber man kann nicht alles haben, noch dazu, wenn noch eine Menge auf dem Programm steht.





Big Sur ist eine bekannte Lokation südlich von Monterey an der California Highway No. 1. Wandern, zelten, Küste beobachten oder alles zusammen, ja, deshalb kommt man hier her. Die Umgebung von Big Sur hat aber nicht nur die Pfeiffer Arches, sondern auch zwei weitere schöne Steinbögen im Meer zu bieten. Die Felsen in der Brandung haben sich durch das stetige Anrennen des Wassers dessen Kraft gebeugt. Einige sind aber nicht mit der Küste ins Meer gestürzt, sondern stehen nach wie vor als Fels in der Brandung ihren Mann. Aber auch hier wird sich der Kampf zugunsten des Salzwassers wenden. Dem Beginn dieser Entwicklung haben wir es zu verdanken, dass langsam und stetig der Bohrer Erfolg hat. Es ist also wohl nur ein Zwischenspiel, das die Steinbögen an der Küste südlich und nördlich von Big Sur - und nicht nur diese - hervorbringt. Toll, wie die als unerschütterlich Eingeschätzten als Einfallstor des Wassers an die Küste dastehen.





Der Zusammenprall von zwei Kontinentalplatten ist eine von mehreren Ursachen dafür, dass so viele von uns den Südwesten so lieben. Denn diese Reibungen sind verantwortlich, dass viele geologische Wunder entstanden sind. Eine weitere Besonderheit wird auch an einem Küstenabschnitt im Point Lobos State Reserve, das südlich von Monterey liegt, sichtbar. Die gewaltige Meerestiefe vor Monterey hat einen besonders intensiven Wechsel von Flut und Ebbe zur Folge und der wiederum legt die geologischen Formationen frei.

Wir wandern einen touristisch aufbereiteten Trail in Richtung Meer. Sonne und Wind kämpfen um warme und kalte Temperaturen. Die Hitze gewinnt heute, - noch zumindest. Es geht vorbei an zusammengeklebten Findlingen, faulenzenden Seelöwen und durch den Wind geschliffene Felsen. Eine Gruppe von Geologen analysiert die Küste, an der sich erkaltete Lava zu ungewöhnlichen Formen hinreissen läßt. Der Blick über deren Schulter erahnt komplizierte Vorgänge, deren Geheimnis ich leider nicht lüften kann. Aber auch ohne Hintergrundwissen ist es interessant und sehenswert. Ein Lavasteinauge eines Grauwals, eine Oma, die wie eine Gallionsfigur eines Schiffes in die weite See giert und nach ihren Enkeln Ausschau hält und geklebte Felsnadeln, die als Speerspitze der Küste Wind und Wetter trotzen. Nur der Steinbogen, von dem wir offensichtlich falsche GPS-Koordinaten haben, zeigt sich nicht.









Die Luft wird milchig, aber es ist nach wie vor angenehm warm. Das ändert sich schlagartig, als wir auf halbem Weg von der Monterey Bay Richtung San Francisco sind. Steffi meldet sich, wir setzen den Blinker und stehen auf dem Parkplatz der Pebble Beach. Sie ist Teil der Bean Hollow State Beach; ein kleiner Strandabschnitt. Der kalte Wind bläst nun über die blanken Füße und das T-Shirt ist nicht mehr angemessen, da sich die Haut an jedem Haar wie die einer gerupften Gans aufrichtet. Die Jacke tut nicht nur gut, sie ist notwendig.

Von oben überblicken wir die kleine Bucht und sie ist unscheinbar. Warum sind wir hier? Die kleinen bunten Kiesel machen auf den bekannten Fotos soviel her und von hier oben sind sie zwar zu erkennen, aber es ist kaum zu glauben, dass sich die Fotografen nicht eines Tricks bedient haben, um die bekannten farblichen Effekte zu erzielen. Erst beim genauen Hinsehen öffnet sich die bunte Welt der Kieselsteine auch unserem Auge. Das ist toll, die Natur hat wieder einmal zugeschlagen und einzigartige Formen und Farben geschaffen. Einmal entdeckt, entwickelt sich fast ein Jagdfieber nach den bunten Pebbles. Sie liegen auf und in kleinen Höhlen in den braunen und grauen Steinblöcken und Tafoni. Ein wunderbarer Abschluß des Sea-Arches-Hunting-Tages.





Ein wunderschöner Tagesausflug nimmt im Jazz Bistro ein nicht so berauschendes Ende. Die Jazz-Musik ist zu laut, das Filet Mignon zu teuer, etwas zäh und ausserdem ging die Service Charge gleich auf die Rechnung. Sie war in der Höhe nicht gerechtfertigt. No recommendation!

... Fortsetzung folgt!
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Angie

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #166 am: 15.10.2012, 01:59 Uhr »
PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf www.zehrer-online.de

Wenn du User auf deine Website locken willst, solltest du Links einstellen, die funktionieren, aber das schrieb ich unlängst schon.

Du hast irgendwann geschrieben, dass du den Reisebericht in mehreren Foren einstellst, wenn dir dort die gleichen Fehler passieren, weil kopiert, findet keiner auf deine Website.
Viele Grüße,
Angie

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zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #167 am: 15.10.2012, 08:09 Uhr »
Am Fehler siehst Du, dass ich niemand locken will ;-) Es funktionieren leider auch die Forensoftware überall anders. Kopieren ist da ganz schlecht, aber bei der Menge an Arbeit leider nicht zu vermeiden.

Danke für den Hinweis. Also nochmal: www.zehrer-online.de

zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #168 am: 16.10.2012, 09:23 Uhr »
Dienstag
Die Sonne küsst erneut die schönste Stadt der Welt und die Vorfreude auf die kommenden Highlights vermischt sich mit arger Wehmut. Aber dieses Gefühl stellt sich beim Abschied von San Francisco regelmäßig ein, bei uns jedenfalls. Als wir die Bay nach Norden bereits verlassen haben, die Augen, jedoch nicht die Gedanken haben die City on the Bay bereits verlassen, fragen wir Steffi, wo es ein paar Eier gibt. Das IHOP in Richmond, abseits der Interstate 80, sorgt für einen guten Start in den Tag.

Das riesige Sacramento Valley führt uns die Gegensätze des Golden State wie in einem Film vor. Wir gleiten auf der Interstate 5 Meile für Meile durch das Tal, im Hintergrund die riesigen Berge der südlichen Cascades, die mit dem Mount Shasta ihren Anfang nehmen. Der Schnee auf den Berggipfeln leuchtet wie ein Signalfeuer, das es zu erreichen gilt. Nur langsam mutiert die Ferne in eine Weite und die Nähe wird erst dann erreicht, als wir bei Red Bluff in die Pampa abbiegen. Irgendwann schickt uns Steffi in den Wald, in dem wir uns auf ungeteerten, immer abenteuerlicher werdenden Wegen dem Ziel nähern. Hallo, hallo, hallo Steffi, wir wollen keine Pilze suchen, sondern wandern. Sie hat es gehört und uns vom vermeintlichen Shortcut wieder auf die passable Anfahrt zum Butte Lake geführt. Es wäre halt schon manchmal nicht schlecht, wenn man die Technik mit vernünftigen Straßenkarten überprüfen würde. Aber wir sind ja gut angekommen im nordöstlichen Teil des Lassen Volcanic National Parks.

Der Cinder Cone Trail beginnt an der Boat Ramp. Der See liegt zufrieden und völlig still in dieser schönen Landschaft. Noch ist von Vulkanaktivitäten nichts zu spüren. Der Weg führt über einen Waldboden, gelenkschonend sozusagen, kaum spürbar bergauf. Einzelne Baumstämme und Äste sind mit hellgrünem Moos bewachsen, das von der späten Nachmittagssonne zum Leuchten gebracht wird. Doch bald hat der Wald seine Grenze erreicht. Halden von Lavagestein haben die Bäume an einer abrupten Grenze, die wie mit einem Lineal gezeichnet ist, verschwinden lassen. Gute 5 Meter türmen sich die Felsbrocken neben den Bäumen und dem Trail auf. Und nach einer halben Stunde ist es vorbei mit der Flora. Vor uns steht ein riesiger Lavakegel. Der Cinder Cone als Überbleibsel einer wilden und heißen Vergangenheit bleibt als Zeitzeuge mitten in der Landschaft stehen. Die Flora hat es noch immer nicht geschafft, das Aschegrau mit grüner Farbe zu bemalen. Nur vereinzelt traut sich ein Baum in die Höhe zu wachsen.



Wie eine Schärpe windet sich ein Strich auf den Kegel von der unteren Mitte nach rechts oben. Das ist der Weg, - und er ist steil. Als ob das noch nicht genügen würde, sorgt die Lavaasche dafür, dass die Bergstiefel wie in einem Morast tief eintauchen. Wir suchen die größeren Steine, um besser vorwärts zu kommen. Es ist eine Quälerei für gut 20 Minuten. Aufatmen am Gipfel, der einem gleich wieder den Atem raubt, so schön ist es hier. Der Wind pfeift in den Lavakegel und die eintönig grauen und braunen Farben werden an der Südostseite jäh unterbrochen. Die Dünen am Fuße des Cinder Cone sind am oberen Ende rot und rosa und gelb. Was für eine Mischung. Vereinzelte Bäume, die in der späten Nachmittagssonne ein leuchtendes Grün angenommen haben. Hinten die Lava Beds, die sich in Struktur und schwarzer Farbe abgrenzen. Der Butte Lake und die Twin Lakes geben ihren tief blauen Senf dazu. Und weil das auch noch nicht genug ist, gesellt sich das Weiß der schneebedeckten Berge mit dem Lassen Peak im Hintergund noch dazu. Es ist wunderbar hier. Wir sitzen am Kraterrand und genießen den Ausblick auf eine fantastische Landschaft. Der Schweiß ist inzwischen durch den warmen Wind wie weggeblasen.













Es geht wieder hinunter, noch steiler, wie auf der anderen Seite herauf. Aber nun kommt uns der weiche Lavaboden zugute, um die notwendigen Bremsmanöver durchzuführen. Es dauert nur Minuten und wir stehen mitten in den Painted Dunes. Von hier unten sind sie auch schön, aber nicht so eindrucksvoll wie das Farbenerlebnis, das sich von oben zeigt. Nach 2 Stunden und 40 Minuten stehen wir wieder am Auto. Hänschen Rosenthal würde in die Luft springen und mit einem "das war spitze" die Zuschauer nerven. Wir nun auch: Das war spitze!

Wir erreichen Chester und unsere Herberge nach insgesamt 10 Stunden. Dieses Nest hat hoffentlich noch etwas an Essen zu bieten. Viel ist es nicht, aber das Sandwich im Knotsbumper war schon ok.

... Fortsetzung folgt!
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Anti

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #169 am: 16.10.2012, 09:45 Uhr »
Ich finde auch: "Das war spitze!"  :lol:

Die Form des Kegels, die Landschaft, das Blau des Himmels, die bunten Farben... Perfekt!

paula2

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #170 am: 16.10.2012, 09:59 Uhr »






was für ein irrer Anblick, das schlägt ja sogar den Bryce Canyon! Ich bin hin und weg  :smiledance: :nixwieweg:

diser Park kommt sofort auf meine Todo Liste...Chef: ich brauch ein Sabbatical...seufz...irgendwann  :roll:

zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #171 am: 16.10.2012, 11:14 Uhr »
Die Lokation ist am späten Nachmittag wirklich zu empfehlen.

sil1969

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #172 am: 16.10.2012, 13:07 Uhr »
Sag mal, bist du Schriftsteller oder sowas?? Es kommt mir vor, als würde ich ein irre spannendes Buch lesen. Diese Wortwahl ist schon toll. Und dann noch die tollen Bilder dazu! Ich bin begeistert.  :D
Grüße
Silvia
LG Silvia

zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #173 am: 16.10.2012, 13:17 Uhr »
Dankeschön, da sieht man mal wieder, dass selbst Menschen ohne Studium Eindruck hinterlassen können ;-)

sil1969

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #174 am: 16.10.2012, 13:23 Uhr »
Gern geschehen!  :D
LG Silvia

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #175 am: 18.10.2012, 11:29 Uhr »
Muss jetzt leider weg zum Marathonlauf - nächste Woche geht's weiter

paula2

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #176 am: 18.10.2012, 12:51 Uhr »
good run oder Hals-und Beinbruch oder einfach viel Glück!  :D

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #177 am: 19.10.2012, 08:04 Uhr »
ja danke, - wird schon werden

RainerS.

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #178 am: 19.10.2012, 15:21 Uhr »
als ich die letzten bilder gesehen habe dachte ich erst du hast ne landschaft auf ner miniatureisenbahnanlage fotografiert ...  :o
tolle bilder - danke ... und nich nur dafür ....
gruß aussem Ruhrpott ~ Rainer

Tipprunde BuLi 16/17

zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #179 am: 27.10.2012, 09:41 Uhr »
Mittwoch
Die Nacht war traumhaft, auch ohne Traum. Denn es war einfach ein Traum, dass die gesunde Landluft - ohne Tiergeruch versteht sich -, durch das offene Fenster ins Schlafzimmer kam. Nur so war das magere Frühstück des Best Western auszuhalten.

Heute bewegen wir uns wieder auf Touristenpfaden und nehmen die Bergstraße, die sich durch den Lassen Volcanic National Park windet. Wir sind am Ring of Fire und Feuer kommt zwar nicht mehr aus den Löchern an den Sulphure Works, aber der Schwefel stinkt gewaltig. Das Blubbern wär ja durchaus beruhigend, gleichwohl ist es dort am Zaun nicht auszuhalten. Die Amerikaner beschweren sich über den Gestank meiner Zigaretten und hier stehen sie mit einer Freude, dass es unglaublich ist. Im Yellowstone blubberts schöner, größer und besser, also nichts wie weiter.





Die Freude kommt zurück, als wir auf dem Diamond Peak den gleichnamigen Steinbogen entdecken. An der Bumpass Hell liegt noch meterhoher Schnee, der Trail ist leider deshalb gesprerrt. Ziemlich unpassend meine kurze Hose und die Flip-Flops, denn auch die Seen hier oben sind noch komplett zugefroren. Mach das Foto und verzieh dich in dein Auto. Monika, dreh die Heizung auf!

Als wir am höchsten Punkt auf 2.594 Metern, was ja eigentlich nur für Hamburger hoch ist, angekommen sind, wedeln ein paar Skitourenfreaks die Hänge hinunter. Erst weiter unten am Summit Lake ist alles schneefrei. Am Parkausgang ruht der Manzanita Lake, der von der Frühlingssonne zum glitzern bebracht wird. Wir haben den Winter hinter uns gelassen und sind jetzt im Frühling. Enten gleiten durch das Bergwasser und Menschen bevölkern die Picknicktische.





Als wir durch die wunderschöne Landschaft fahren, spitzt immer wieder ein riesiger, schneebedeckter Berg durch die Windschutzscheibe. Der Mount Shasta mit seinen 4.317 Metern hat tonnenweise Schnee auf seinem Buckel. Nur ganz unten hat der von der Ferne fast schwarz wirkende Wald wirklich eine Chance. Ansonsten ist der symetrische Vulkan einfach nur weiß. Ein schlafender Riese, der die Glut der Erde noch zurück hält.



Über ein kurzes Stück auf der Interstate 5, Tankstopp im Ort Mount Shasta, kommen wir auf der OR 97 nach Dorris. Die fast kanadisch anmutende Natur ist Vergangenheit, inzwischen tummeln wir uns in weiten Ebenen, die dank massiver Sonneneinstrahlung den Frühling durch den Sommer abgelöst haben. Sozusagen die dritte Jahreszeit, die wir heute erleben.

Hier in Dorris werden die von allen Seiten schnurstracks darauf zu laufenden Landstraßen in ihre Schranken gewiesen. Die Ortsdurchfahrt hat Ecken und Kanten, zwei LKW's kommen so gerade noch aneinander vorbei. Ein kleiner Stau wird zum Sightseeing-Stopp! Eine Geisterstadt mitten in der Zivilisation. Nur manche Häuser erwecken noch den Eindruck, dass hier Menschen leben. Ein unorganisierter Flohmarkt mit alten Traktoren und sonstigem, das vielleicht mal vor 20 Jahren das Leben der Menschen erleichterte. iPhones und iPads werden hier keine Chance haben. Ein sterbendes Dorf im südlichen Oregon. Und in spätestens 10 Jahren kommen die Touristen auf ungeteerten Wegen hier her, um Eintritt zu zahlen.

Das ist aber nicht der Grund, warum wir wieder gen Kalifornien düsen. Nach so viel Landschaft hinter Glas, müssen wir uns noch ein wenig bewegen und machen zwei kleine Hikes im Lava Bed National Monument. Es ist inzwischen sehr warm geworden und die dunklen Lavafelder tun ihr übriges, warum wir jetzt keinen Bock haben, uns in die Turnschuhe oder gar in die Bergschuhe zu zwängen. Kinder, nicht nachmachen! Sehr gezielt bewegen wir uns nun auf dem mit kantig scharfen Lavagestein durchsetzten Captain Jacks Stronghold Trail. Interessante Abwechslung, aber spannend ist etwas anderes. Nun gut, wir wollen hier eine der unzähligen Steinbrücken besuchen, die durch eingestürzte Lavatubes gebildet wurden. Die Stronghold Bridge ist die erste Naturbrücke und es werden, insbesondere morgen, noch unglaubliche Mengen folgen.



Dass wir jetzt immer noch in Flip-Flops unsere Wege suchen, war spätestens hier, als wir dem Forbidden Arch näher kommen, eine saublöde Idee. Nein, es waren nicht die Steine, sondern stachliges Gestrüpp, das die paar Meter von der Straße bis zum Steinbogen zur schmerzhaften Erfahrung werden ließ. Die Werbung nennt es Hautirretationen, mir tut's einfach nur weh und der rettende Lino ist nicht zu sehen. Ein Bergrücken, der wohl eine der Begrenzungen des Lavastreams war, ist mit Klippen und Finnen durchsetzt. Und an einem dieser Felsengebilde hat das harte Lavagestein nachgegeben. Der Arch könnte als Fernrohr in das Lavatal dienen, aber dazu müssten wir weiter aufsteigen. Ich bin jetzt aber froh, dass ich einen einigermaßen stachelfreien Standpunkt erreicht habe, um ein Foto von dem Teil zu schiessen. Klick und weg!

In Klammath Falls kehrt die Zivilisation in Form eines wunderbaren Eckzimmers mit Blick auf dem Mount Shasta zurück. Und ein kleiner Abendspaziergang brachte uns in das Steakhouse Mr. B.. Ein wunderbares Essen, eine ausgezeichnete Flasche Wein - drei subjektive Michelin-Sterne - beenden die heutige Tour durch drei Jahreszeiten.

... Fortsetzung folgt!
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