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Autor Thema: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]  (Gelesen 39374 mal)

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #180 am: 27.10.2012, 14:05 Uhr »
Donnerstag
Als wir früh am Morgen bei nur 59 Grad durch Tule Lake fahren, sind die Läden nicht nur aufgrund der unchristlichen Zeit geschlossen. Auch hier hat es offensichtlich schon bessere Jahre gegeben. Die Einreise nach Kalifornien wird nicht durch die Früchtekontrollierer gestört, hier gibt es sowas nicht. Und auch die Grenze des National Monuments ist nicht bewacht. Das Kassenhäuschen ist verwaist, nur ein Schild besagt, dass man sich im Visitor Center melden muss. Aber das ist noch etwas weit und passt so gar nicht in die aktuelle Planung.

Am Trailhead zum Dragons Mouth stehen aber komische Schilder. Abgebildet ist die gemeine Fledermaus und es wird etwas von einer extra Genehmigung gefaselt. Aber das interessiert uns jetzt nicht. Gemächlich wandern wir durch die Lavalandschaft, - es ist nicht weit bis zum Drachenmund, einer Lavaröhre mit zwei Öffnungen bei den Fleener Chimneys. Ganz nett und auf dem kurzen Roundtrip steht auch noch der Dragons Tail als Überbleibsel einer unruhigen Vergangenheit.

Man war auch bei der nächsten Serie von Steinbogen sehr erfinderisch bei der Namensgebung. Balkon, zu neudeutsch Balcony, so der Zusatz für die Höhlen und Brücken, die Tür an Tür stehen. Balcony Bridge mit drei Eingängen und Balcony Cave, letztere beherbergt mitten im Dunkeln einen Arch. Natürlich heißt er Balcony Arch, was sonst? Vor lauter Balkonen muss die Dokumentation nun ungewohnte Sorgfalt erfahren. Sonst kennt sich kein Schwein mehr aus. Gott sei Dank sind die nächsten Lavasteinbrücken Boulevards. Es kommt die Boulevard Cave und die Bridge. Interessiert klettern wir überall hinunter in diese düsteren Gebilde. In Deutschland wäre ein Helm Pflicht, wetten! Als wir auf dem Parkplatz zur Merrill Cave stehen, merken wir erst später, dass die Straße unmittelbar zuvor von der Bearpaw Bridge getragen wird. Das Gelände ist offensichtlich stabiler, als es den Anschein hat.





Die erste wirkliche Wanderung wartet. Am Trailhead nur ein Schild zur Skull Cave. Da wollen wir aber jetzt nicht hin. Aber das GPS sagt, dass wir trotzdem da sind. Na gut, dann wandern wir halt los. Herrliche Wärme umgibt inzwischen die Natur und unsere Körper. Das liegt aber nicht am Hike, der geht relativ relaxed dahin. Links und rechts immer wieder Steinhaufen, die dem Bewuchs von Sträuchern und Büschen Stand gehalten haben. Im Hintergrund erhebt sich die Schonchin Butte. Oben auf ein Wachturm, der vermutlich ein Aussichtsturm ist, denn was will man hier bewachen. Selbst ein Feuer wäre nichts unnatürliches. Während des Spaziergangs rauche ich mal eine Zigarette, mitten im größten Aschenbecher der Welt. Wir sind an der Irish Bridge. Ein- und Ausgang dürften nur rund 20 Meter voneinander entfernt sein. 20 schwierige Meter, denn es liegen flächendeckend Steinbrocken im Weg. Deshalb bleibt die Durchquerung aus und wir schauen mal von links und dann von rechts rein. Kluge Entscheidung! Entlang einer Lavarinne geht es nun zur Symbol Bridge, gleiches Bild. Erst als wir auf dem Rückweg zur Big Painted Cave abbiegen, wird der Höhlenzugang ein gut gepflegter Pfad. Wunderbar kühl hier! Mir fallen die Freundschaftbänder von Wolfgang P. ein: Das ist Wahnsinn, warum schickst Du mich in die Hö(h)lle.





Da uns nun ein weiteres Auto am Trailhead erwartet, das auch das komische Fledermaus-Symbol auf dem Dashboard ausliegen hat, bekommen wir es mit der Angst, Späß'le g'macht, und beschließen, am Visitor Center ein kleines Päuschen zu machen. Großes Transparent: White Nose Screening! Nachdem ich von der gestrigen Flasche Wein maximal eine rote Nase habe, bin ich sehr interessiert. Das war gut, denn die junge Frau holte nach der Frage, ob wir in einer Höhle im Osten und mittleren Westen der USA waren, eine Wanne voll Wasser, spritzte ein Mittel rein, nahm meine Bergschuhe und machte sie sauber. Braves Mädchen! Dann will sie an meine Kamera und die Objektive. Nix, kommt nicht in Frage. Ich soll es dann halt selbst machen, also wische ich vorsichtig. Nach fast zwei Monaten Reisezeit hat sie es auch nötig. Monikas Turnschuhe werden dann auch noch geschrubbt und das war's. Die Fußwaschung bleibt aus. Wir bekommen den langersehnten Pass, dass wir nun auch in die Höhlen und unter die Brücken dürfen. Clean, danke! Der Hintergrund ist schnell erklärt. Sowohl in Europa, als auch im Ostteil der USA herrscht das White-Nose-Syndrom, eine Art Pilzkrankheit, die zum Massensterben von Fledermäusen geführt hat und führt.

Unser nächster Trail beginnt am Parkplatz der Skull Cave. Ein flacher Weg durch Büsche und vorbei an Lavarinnen führt an der Peninsula Bridge und dem Arch vorbei. Der Weg direkt dorthin geht querfeldein und ist ziemlich steinig und stachlig. Aber wenn man schon hier ist, nimmt man es auf sich. Weiter geht es zu der wohl berühmtesten Brücke des Lava Beds National Monuments: Captain Jacks Bridge. Wie so oft in den Vereinigten Staaten, war es ein Krieg zwischen den Einheimischen und den weißen Siedlern, bekannt auch als Lava Beds War. Jack, der Kapitän, führte 52 Krieger, wohin auch immer. Nach eineinhalb Stunden sind wir zurück am Auto. Wer jetzt glaubt das muss es aber nun langsam gewesen sein, der irrt.



Wir fahren und spazieren am sogenannten Cave Loop: Hopkins Bridge, Chocolate Bridge, Garden Bridges, Ovis-, Sentinal-, Venetian-, Brücken soweit das Auge reicht und die Füße tragen. Der Kopf brummt, das ist zuviel und es genügt für heute, auch wenn der Plan noch so ein paar Dinger zu bieten hätte. Auch Touren mit Helm, Grubenlampe und Knieschoner wären noch möglich, aber 8 Stunden, eingeklemmt in Höhlen und unter Brücken, das reicht!





Das Mr. B. war gestern so gut und auch mangels echter Alternativen kommen wir zurück. Jetzt müssen nur noch die Fotos benannt werden. Ich habe mir angwohnt, nach jeder Brücke und Cave den Himmel zu fotografieren, damit man auch nach ein paar Stunden noch bestimmen kann, wie das Teil heißt. Ich hoffe, es ist mir gelungen.

... Fortsetzung folgt!
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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #181 am: 01.11.2012, 10:29 Uhr »
Freitag
Kurz nach dem Frühstück stehen wir an der Tanke und lassen unseren Traverse volllaufen. Selbst ist die Frau, denkste! In Oregon darf man nicht selber tanken. Der junge Mann macht das aber ganz anständig und sollte sich eigentlich ein Trinkgeld verdient haben. Aber er verweigert. Er würde gekündigt, wenn er etwas annehmen würde. Das wollen wir natürlich nicht, - der Arme!

Der Wind pfeift am Modoc Rim entlang und der Upper Klammath Lake bekommt bei 57 Grad Gänsehaut. Ansonsten scheint alles verlassen. Fast unheimlich, denn weder am Ufer, noch auf dem See ist irgend etwas zu sehen. Sommerlich begleidet sparen wir uns auszusteigen, um die Szenerie näher zu betrachten. Wir haben ja auch noch einiges vor und so kommen wir Stück für Stück weiter nach Norden. Ländliches Outfit bekommt die Landschaft im Wood River Valley. Die glücklichen Kühe weiden und es ist ihnen nicht anzusehen, dass es hier bereits am Fuße der Berge saukalt ist. Die Heizung im Auto muss sein. Und dann geht es bergauf. Entlang des Annie Creeks windet sich die Straße auf den Vulkan. Gewaltige Schluchten am Straßenrand. An den Annie Falls schauen wir in die gähnende Tiefe. Wir sind im Crater Lake National Park.





Der See im Krater liegt still und star und umspült das Wizard Island, den Vulkankegel, in einem tiefen Blau. Fast 600 Meter ragt das glasklare Wasser in die Tiefe. Der Himmel und das Wasser streiten sich, wer das intensivere Blau den Touristen anzubieten hat. Teilweise zwei Meter hoch liegt noch der Schnee am Straßen und Kraterrand; und das Mitte Juni. Weiß und Blau, ein wunderbare Farbkombination. Adler kreisen über unseren Köpfen und hoffen auf fette Beute. Die dunklen Nadelbäume sind offensichtlich glücklich, dass sie die 15 und mehr Meter hohen Schneemassen des Winters hinter sich haben. Der East Rim Drive ist jetzt immer noch gesprerrt. Als wir am Parkplatz an der Crater Lake Lodge die Türe öffnen, ist es so schlimm, wie erwartet. Brrrrrrr! Die Flippies ziehe ich jetzt nicht aus, aber eine warme Jacke braucht es schon. Ein paar Fotos und etwas Staunen und dann erfahren wir noch die Nordseite des Vulkans.



Dort, wo die Landstraßen Oregon 230 und 62 zusammenrauschen, befindet sich etwas Ungewöhnliches in der Nähe, was uns einen Stopp und einen kleinen Hike wert ist. In der Natural Bridge Recreation Site ist Baustelle. Ein Parkplatz entsteht, der in den Ausmaßen einem Walmart Supercenter nicht nachsteht. Wir platzieren unser Auto vor dem Campground am Straßenrand und wandern los. Nur flaches Terrain, die Sonne strahlt durch die Bäume und wärmt langsam aber stetig die Wälder Oregons. Bald sind wir am Upper Roque River. Und hier sehen wir die erste Natural Bridge, die nicht zu sehen ist. Man erspäht nur die Oberseite der Naturbrücke, alles andere liegt im Wasser und wird im Untergrund durch den reißenden Fluß immer weiter bearbeitet. Und obwohl es durch die wenigen Einblicke nicht der visuelle Hit ist, scheint die geologische Konstellation ziemlich einzigartig.

Bevor wir nun unseren heutigen Schlenker nach Norden zugunsten einer erneuten Einreise nach Nordkalifornien beenden, wollen wir noch eine Wanderung zu einem wunderbaren Steinbogen unternehmen. Der Weg zum Cow Horn Arch ist kurz, die Anreise ist aber etwas tricky. Steffi nimmt den schnelleren Weg von Südosten her und als wir Anlauf nehmen ist die Straße zwar nicht gut, aber sie ist noch geteert. Die Bitumen verlassen unsere Pneus nach gut 4 Meilen und die Straße wird zur Kiesgrube. Wunderbar zu fahren, auch wenn es jetzt zapfig bergauf geht. Wir kurven und kurven, der Anstieg nimmt keine Ende. Und nach weiteren 8 Meilen haben wir den Pass offensichtlich erreicht. Wie inszeniert verfolgt die Dirtroad eine Linkskurve um den Berg, damit man das Drama erst kurz zuvor und unvermittelt ins Visier nehmen kann. Bumm! Stopp! Shit! So gut die Straße hier rauf gepflegt war, so schlecht ist wieder mal die us-amerikanische Organisation. Hätten sie ja unten schon anschlagen können, dass hier oben der Schnee die Straße versperrt. Ich mache mich zu Fuß auf dem Weg zum Hindernis und versuche die Risiken abzuschätzen. Das Ergebnis ist ernüchternd, wir müssen umkehren. Viel Aufwand um nichts, aber gehört das nicht auch manchmal dazu?



Wieder unten im Tal tagt der Familienrat bei angenehmen 85 Grad Fahrenheit. Die Frage stellt sich, ob wir es von der anderen Seite noch versuchen sollen. Aber nachdem wir oben nicht mehr weit vom Cow Horn Arch entfernt waren, so dass auch von Westen her die Höhe erklommen werden muss, ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns auch hier der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht, sehr groß. Wir beschließen, uns jetzt auf den Weg zum Pazifik zu machen.

Am schönen Lost Creek Lake vorbei, über die Interstate 5, entern wir bei Grants Pass die 199er. Da man in Oregon auf den zweispurigen Landstraßen 55 fahren darf, kommt man mit ein bisschen oben drauf gut und schnell voran. Eine wunderbare Strecke, teilweise sieht es wie in Südfrankreich aus. Es wäre perfekt zum Motorrad fahren. Aber als wir im Six Rivers National Forest dem Meer immer näher kommen, hat auch das Thermometer die Richtung nach unten angetreten. Schlappe 58 Grad erwarten uns in Crescent City.

Der Ozean ist aufgewühlt, die Wellen arbeiten stetig daran, noch mehr Land zu erobern. Das hohe Gras am Point St. Gorge im Nordwesten der Stadt biegt sich fast waagerecht im Sturm. Die Frisur hält schon lange nicht mehr und es ist fast ein Kampf, die Seashore zu erreichen. Die milchige Sonne hat inzwischen überhaupt keine Kraft mehr, nur wir stemmen uns mit Vehemenz gegen den Wind. Die Radiotowers des Mc Namara Fields stehen auch wie eine Eins und nach eine viertel Meile Fußmarsch ist das Ziel endlich erreicht. Der White Rock, ein Sea Arch, ist gegen die Sonne nur als tief schwarzer Felsen auszumachen, durch dessen Öffnung das Licht dringt. Wir ringen nach Luft, denn direkt zum Meer gewandt ist es fast wir Moped fahren ohne Helm, bei zirka 250 Sachen.



Von einem Super 8 kann man natürlich nicht viel erwarten, das Zimmer ist aber sauber und der Ausblick auf den Hafen von Crescent City ist ganz nett. Ein Foto am Hafeneingang zeigt die Auswirkungen des Tsunamis vom März 2011. Unglaublich, was so eine Welle anrichten kann. Das Abendessen im Chartroom, mitten in den Hafenanlagen, ist wunderbar.



Samstag
Der Sturm von gestern hat sich verzogen und seine Hinterlassenschaft war schönstes, jedoch kühles Wetter. Als wir unsere Küstenreise und Sea-Arch-Rally nach Norden antreten, kommen die Erinnerungen von 2010 zurück, die das Tagebuch damals so beschrieb:

Es geht weiter voran, aber das Wetter wird immer schlechter. Als wir im Dorf Twin Rocks sind, wird der kurze Weg zum Strand eine nasse Angelegenheit. Der linke der Zwillingsfelsen ist ein Arch und beide stehen so robust in der Meeresbrandung, dass so ein bisschen Regen nicht tragisch ist. Weitere 3 Meilen südlich steht der Crab Rock. Ein ganz anderer Felsen, der direkt neben der 101er sein Domizil gefunden hat.
Weiter nach Süden. In Tillamook geht es ab zum Cape Meares an die Agate Beach. Hier stehen die Three Arch Rocks und weitere Steinbögen. Aber der Regen ist inzwischen zum Wasserfall mutiert. Als wir an der Küste stehen und die Blicke zu einem Seaarch richten, ist nichts mehr außer Umrisse zu erkennen. Es ist grausam und vor allen Dingen soll es die nächsten Tage so bleiben.
Es ist 12.35 Uhr Ortszeit. Als die Zigarette nicht mehr brennen will, da sie der Regen mehr oder weniger auslöscht, treffen wir eine Entscheidung. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der den Regen nicht erlebt hat. Eine Entscheidung, die niemand verstehen kann, der eine Flucht nicht als Abenteuer empfindet. Eine Entscheidung, die unvernünftig, aber unumgänglich ist: Unser nächstes Ziel liegt knapp 1.800 Kilometer südlicher. Rein ins Auto, wir fahren nach Las Vegas!


Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht!

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #182 am: 03.11.2012, 13:44 Uhr »
Ja und jetzt scheint die Sonne, das Leben ist ab und zu gerecht! Wir fahren die US 101 nach Norden und wollen all die Arche sehen, die wir vor zwei Jahren versäumt haben. Noch bevor der Winchuck River den Ozean erreicht, sind wir wieder in Oregon. Wir erreichen Brookings und kurz danach die Harris Beach. Das Meer liegt ruhig um den Arch Rock, der auch als Harris Beach Arch bezeichnet wird. Das Felsentor gleicht einer überdimensionierten Schießscharte, durch die man den lauernden Nebel, der momentan noch keine Chance hat, sieht. Ein Prachtexemplar!



Die langgezogenen Strände weichen felsigerem Terrain und Steilküsten. Wald verdrängt den Sand und doch bezeichnet sich unser nächstes Ziel als Indian Sands Gate. Wir hiken durch den Wald hinunter in Richtung Küste und als die Bäume ihr Ende nehmen, machen sich Sanddünen breit. Der große Indian Sands Arch verbindet einen Felsvorsprung mit dem Festland. Das Wasser arbeitet selbst bei ruhiger See stetig daran, dass die Verbindung abreist. Wir stehen hier oben und genießen bei Sonnenschein und einem angenehmen Lüftchen das Schauspiel.



Es sind nur ein paar Meter weiter mit dem Auto und es kündigt sich die Natural Bridges Cove an. Diese kleine, idyllische Bucht im Samuel H. Boardman Wayside State Park wird durch zwei Steinbögen mit Wasser geflutet. Leider führt der gut ausgebaute Trail nicht nach unten, so dass wir uns mit der Vogelperspektive begnügen müssen. Sozusagen aus dem dunklen Wald heraus richtet sich der Blick in die Steinfestung und irgendwie möchte man gleich hinunterspringen, nicht um sich das Leben zu nehmen, sondern um zu baden.





Der State Park ersteckt sich weiter die Küste entlang und kurz nach dem Miner Creek thront ein weiterer Arch Rock, der auch den Namen Samuel H. Boardman Arch trägt. Die Öffnung sieht wie ein Ikea-Schrank aus, der nach links gekippt ist, aber noch nicht das Zeitliche gesegnet hat. Wie mit der Fräse herausgearbeitet, fast symmetrisch steht das Felsentor im Wasser. Die Tour entlang der Küste ist wunderschön, das Wetter passt und die Ziele sind mit wenig Aufwand leicht zu erreichen. Toll!



Etwas draußen am Meer steht der Mack Arch, wir haben ihn aber leider nicht entdeckt, zumindest haben wir keine Perspektive gefunden, die den Blick frei macht. Ob es an einem falschen GPS-Datum oder an unseren Augen gelegen hat, bleibt uns verschlossen. Das ist aber kaum der Rede wert, denn der nächste Steinbogen wartet schon auf uns.

Der ewig lange Strand am Pistol River State Park, kurz vor dem Cape Sebastian, liegt dunkel und unberührt am Ufer. Einige Felsen wurden nicht vom Wind und vom Wasser verdrängt und der mächtige Cave Rock ist in der ansonsten herrschenden Weite nicht zu übersehen. Ein riesiger Parkplatz dient als Anlaufstation für den kleinen Spaziergang runter zum Meer und nach Süden, um einen Blick durch das Loch des Cave Rocks zu erhaschen. Jetzt, da der Nachmittag angebrochen ist, versucht der Nebel immer heftiger, das Festland zu erreichen. Die See wird unruhiger und es ist abzusehen, dass die Sonne sich irgendwann geschlagen geben wird.



Wir machen erneut Bekanntschaft mit dem Rogue River. Fast winzig war er noch, als wir gestern die Natural Bridge, die sozusagen unter Wasser stand, gesehen haben. Hier bei Gold Beach, where the Rogue River meets the Sea, ist ein ansehnlicher Fluß aus ihm geworden. Es geht weiter nach Norden. Und wir erreichen unseren sechsten Sea Arch bei Port Orford. Gleich am südlichen Ortseingang steht der Battle Rock und obwohl das Umfeld als Battle Rock City Park schön angelegt ist, ist der Weg direkt zum Arch nicht einfach. Unmengen an angeschwemmten Baumstämmen erschweren den Weg, wir balancieren und steigen zwischen die überdimensionierten Streichhölzer.

Es gäbe auch einen geschichtlichen Hintergrund und natürlich hat es mit Einwanderern, Natives und einer Schlacht zu tun. Wir wollen uns das jetzt aber ersparen, würden wir es ohnehin gleich wieder vergessen und ich versuche nun mal durch die Öffnung hindurch zu wandern. Gut zwei Drittel habe ich hinter mir und stehe im Dunklen dieses Felsens. Und dann war es soweit: Platsch, platsch. Eine kleine Welle erfasst Leib und Seele und meine Umkehr war fast so explosiv wie Usain Bolt's 100-Meter-Start bei den Olympischen Spielen in London. Fast habe ich gesagt!



Das waren sechs tolle Sea Arches und Bridges bei traumhaftem Wetter an dieser herrlichen Küste. Hier ist auch lange nicht so viel los, wie südlich von San Francisco.

Wir kommen durch nette kleine Orte, wie Bandon by the Sea, Coos Bay und North End, Florence, an den Oregon Sand Dunes entlang und an mehreren kleineren Seen vorbei. Nach knapp 380 Kilometern erreichen wir Newport. Die breite Yaquina Bay, gebildet durch den gleichnamigen Fluß, kündigt unser heutiges Nachtlager an. Aber wir passieren die Agate Beach und das dortige Best Western und wollen unbedingt noch einen der schönsten und ungewöhnlichsten Meeressteinbogen, eigentlich sind es zwei, den Devils Punchball erkunden. Der Nebel hat inzwischen das Land erreicht. Gnadenlos frisst er sich durch die kleinen Täler. Der Flow ist einzigartig, er wirkt fast unheimlich, wie er sich Meter für Meter in die Küste bohrt.



Der Devil Punchbowl State Park ist Touristengebiet und Surferhochburg. Entsprechend ist der Auflauf, auch wenn die Sonne nur noch diffuses Licht zum Vorschein bringt. Die ersten Aufnahmen des Topfes, in dem wohl keine Bowle zubereitet werden könnte sind nicht so der Hit und wir beschließen, es doch morgen früh nochmals zu versuchen. Aber der Otter Creek Loop geht weiter und wir wollen diese Stimmung noch genießen. Und so landen wir eher zufällig, jedenfalls ungeplant am Viewpoint. Die Watte überzieht das Land, aber die höher gelegenen Felskuppen sind frei. Es ist einfach nur toll. Weit hinten wehrt der Yaquina Head Leuchtturm alle Angriffe des Nebels ab. Das Leuchtfeuer blinkt im Sekundentakt aus der Brühe hervor. Mein 200er Tele kommt ins Schwitzen. Neben mir ein Profi mit einem 500er Rohr, das fast einen halben Meter hat. Ob ich ihn frage? Ach komm', auch so entstehen traumhafte Erinnerungen an einen Glücksmoment.





Wir fahren nochmal zurück zum Devils Punchball. Vorhin haben wir Menschen direkt im Ball registriert und natürlich wollen wir wissen, wie es dort runter geht. Vom Viewpoint gibt es keine Möglichkeit, die Beach an der südlichen Seite verwehrt den Zugang ebenfalls, aber das Hotel, das nördlich steht, hat einen Strandzugang. Und es wird irgendwie möglich sein, in das Hotel zu kommen. Aber das versuchen wir morgen. So fahren wir noch weiter südlich zurück, um den Leuchtturm, der dem Nebel so getrotzt hat aus der Nähe zu sehen. Und ausserdem befindet sich dort noch ein Steinbogen, der Yaquina Head Arch.





Der Nebel hat gewonnen, aber zu ein paar Fotos reicht es noch, bevor wir uns ins Best Western Agate Beach Inn aufmachen. Es liegt direkt am Strand und wir bekommen ein schönes Zimmer mit Blick auf den Strand und auf das Meer im 6. Stock. Tja, wenn nur der Nebel nicht wäre, aber wir haben heute genug gesehen. Das Essen im Hotelrestaurant war ... na ja!

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #183 am: 03.11.2012, 14:56 Uhr »
"Collecting Arches and Bridges" sollte euer Road and Hiking Trip eigentlich heißen... Habt ihr die Anzahl der gefundenen Bögen auf diesem Trip mal zusammen gezählt?

Auf jeden Fall tolle Nebelbilder. Und das mit deinem 200er ist doch total klasse. Aber den Nachbarn mit dem 500er hätte ich trotzdem mal gefragt. Das Problem dabei ist nur, dass so etwas oft in dem Kauf eines neuen (besseren) Objektivs endet, wie ich selbst erfahren musste...  :zwinker:

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #184 am: 03.11.2012, 19:05 Uhr »
Nein, noch nicht gezählt, auch die Wasserfälle noch nicht und die Hoodoos auch nicht und diebSeen und Berge ... Es gäbe so viel zu zählen, aber jetzt will ich erst mal mit der Dokumentation fertig werden

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #185 am: 04.11.2012, 15:05 Uhr »
Sonntag
Der Nebel hat sich immer noch nicht verzogen, ist aber vergleichsweise eine leichte Gemüsebrühe, sollte man das gestrige Schauspiel als Kartoffelsuppe werten. Devils Punchball, zweiter Versuch. Die Hotelvariante, auf der man schätzungsweise in den Bowl kommen könnte, streichen wir. Warum? Zum einen ist alles naß und rutschig, zum anderen habe ich mich gestern über die Leute geärgert, die im Topf alle Fotografen störten. Da will ich nicht dazu gehören. Nun gut, endlich klickt es. Ein sehr aussergewöhnlicher Sea Arch. Faszinierend finden wir die orange-roten Flechten, die unter bestimmten Lichtverhältnissen feurig leuchten. Ein Phänomen, das man südlich von Mendocino, z.B. am Point Arena, oft beobachten kann. Durch die zwei Öffnungen schwappt und spritzt das Wasser. Die Fotostörer im Inneren sind noch im Bett, gut so!





Man hätte es sich ja aufgrund des Namens fast denken können, wo der Otter Crest Arch sein Lager aufgeschlagen hat. Aber als wir gestern am gleichnamigen Viewpoint dem Nebelflow fasziniert zugeschaut haben, hat das Hirn ausgesetzt bzw. sich nur auf das tolle Schauspiel konzentriert. Jetzt stehen wir wieder da und betrachten das GPS, schauen in die Richtung des Wegpunktes, an dem sich der Steinbogen breit machen sollte, und was wir sehen ist Wasser. Ein ganz gescheiter Mensch hat mal gesagt, dass man ein Ding im Leben wirklich gut können sollte. Da gebe ich ihm Recht und weiß natürlich, was ich sehr gut kann: mich ärgern. Ich merke schon, wie mir vor Zorn die Hauptschlagader zum Gehirn fast auf die Brust springt. Wenn man sich auf ein GPS-Datum nicht verlassen kann, ist das wie Weihnachten ohne gutes Essen; einfach nur enttäuschend. Also gut, dann gehen wir mal zornig jagen.



Hallali, blas' ins Horn, da ist er, der V20-23. Ähm, - ja, so heißt das Felsentor, denn alles was keinen Namen trägt, hat eine Nummer. Und das ist die Nummer des Otter Crest Arch. Wieder was gelernt, was nicht wichtig ist. Über eine Wiese richtet sich der Blick nach unten. Wiese mit Blumen, Absatz, Sea Arch, Wasser. Genau in dieser Reihenfolge. Schön ist er und das richtige GPS-Datum ist nun auch fixiert. Das war die gute Tat für heute.

Unsere Reise führt uns weiter nach Norden. Depoe Bay, ein wirklich netter Ort und dann Lincoln City. Dort gibt es ein nährstoffreiches Frühstück und viel Eiweiß für die Muckies in der Dory Cave Bar. So gestärkt steuern wir am Cape Kiwanda Pacific City an. Obwohl die Sonne noch keinen richtigen Zugang zur Erde gefunden hat, sind die unentwegten Surfer unterwegs. Es ist Samstag, die Väter schulen ihre Kinder im Sport. Und die Kulisse, vor der sie Unterricht geben, hat was. Draußen einer der unzähligen Küstenfelsen und am nördlichen Ende ein filigraner Steinbogen. Der Haystack Rock Arch sieht wirklich so aus, wie wenn aus einem Heuhaufen ein Strohhalm raus hängt.





Kurz vor dem Cape Meares kommt ein wunderbarer Lookout. Nur zufällig haben wir bei der Annäherung an den Three Arch Rock dort gehalten. Ein riesiger Steinbogen im mittleren von drei Felsen ragt ins Meer. Die Felsen links und rechts davon haben auch eine Öffnung, aber die sieht man von hier nicht. Als wir in Oceanside auf Höhe der drei Arche stehen, schließt sich der Kreis zum Jahre 2010. Wir stehen just an dem Parkplatz, an dem wir unseren Fluchtbeschluss getroffen haben.



Das mit der Zigarette muss jetzt auch sein und sie brennt und brennt und brennt. Manchmal kann man sich wirklich über die kleinen Dinge im Leben freuen. In Erinnerung ist uns aber auch, dass die Felsentore aus dieser Perspektive nicht sichtbar sind und so machen wir uns auf zum Cape Meares nördlich der Stadt.



Der Parkplatz ist voll, aber von hier aus sind die beiden anderen Öffnungen der Three Arches wunderbar zu sehen. Diese Arch-Gruppe muss man also, um sie komplett ablichten zu können, von zwei Perspektiven beobachten. Ein kleines Schmankerl gibt es hier auch noch, den Octopus Tree. Es ist nur ein kleiner Fußmarsch in den Wald, aber der ist es wert. Der Baum sieht wirklich aus wie ein Tintenfisch, der seine Fangarme nach oben streckt.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir eine kleine Träne zum Abschied vom Pazifik verdrückt haben, aber objektiv richtig ist, dass unsere Reise nach zwei Monaten jetzt nur noch nach Osten führt. Nachdem wir die Tillamock Bay passiert haben, geht es auf der OR 6 schnurstracks nach Portland. Die Sea Arch Rally ist beendet, ein kleiner Stadturlaub folgt.

Portland und das Kimpton Monaco erwarten uns bei strahlendem Sonnenschein. Ein cooles Zimmer im 5. Stock ist nur kurz unsere Herberge, denn wir ziehen los, um die Stadt zu erkunden. Lange sind wir an dieser City vorbei gerauscht, denn wir waren immer der Meinung, dass das so spannend nicht ist und Rosen mögen wir eh nicht. Aber wir sind angenehm überrascht. Portland wirkt nicht amerikanisch, ist sehr sauber und spätestens im Pearl District auch sehr schön. Traumhafte Dachterrassenwohnungen, die man sich im Zentrum seiner Heimatstadt wünschen würde, Balkone, nett bepflanzt, hübsche kleine Reihenhäuser, kein Einheitsbrei, alte Gebäude, liebevoll restauriert und modernisiert, also wirklich super.



Nachdem heute auch Gay-Pride in der Stadt ist - wie wir erfahren, ist dieses Wochenende in ganz USA entsprechendes los -, dachten wir schon, dass diese Stadt auch in dieser Hinsicht etwas anders ist. Lustig die Burschen ohne Mädels. So ist das halt bei uns Männern.

Als wir an der Bar des Hotels den Tag bei einem Bier ausklingen lassen, lernen wir ein paar nette Leute kennen. Einer wollte uns gleich zu einem Salsa-Abend einladen. Und der ist auch noch aus San Francisco angereist, - ein Schelm, der böses dabei denkt. Das Abendessen in einem alten Seafood Restaurant, dem Jake's, war sehr gut. Und dann noch ein kleiner Ausklang an der Hotelbar. So viele Arche brauchen so viele Ausklänge, schon klar!

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #186 am: 05.11.2012, 15:47 Uhr »
Montag
Heute haben wir uns Zeit gelassen, zumal das Wetter nicht so toll ist. Regen am Vormittag vervollständigt unsere 1,5 Regentage in diesen drei Monaten. Frechheit, aber irgendwie tut es auch mal gut.





Wir schlendern durch Portland, nur unterbrochen von ein paar Kaufhausbesuchen, und sind uns einig, dass die Stadt auch auf den zweiten Blick recht nett ist. Kreuz und quer, natürlich aber strukturiert, finden wir ein paar schöne Ecken im Westteil der City, die knapp 600.000 Einwohner hat. Es ist alles durchaus übersichtlich. Als wir über den Willamette River auf einer Brücke übersetzen, sind wir alleine. Kein Schwein geht zu Fuß, die Autos rauschen nur so an uns vorbei. Also doch eine amerikanische Stadt. Bereits auf der Brücke öffnen sich wunderbare Perspektiven auf die Skyline. Als wir auf dem gegenüberliegenden Ufer flußabwärts wandern, überholt uns ein Jogger nach dem anderen. Schlechtes Gewissen? Durchaus, denn wir sind nun schon zwei Monate relativ langsam unterwegs. Wir genießen aber den Augenblick, das Wetter ist inzwischen mehr als erträglich, und lassen uns von keinen bösen Gedanken leiten. Als wir unsere Runde abschließen, sind wir kaputt. Und irgendwie gibt es uns dann doch zu denken, denn die Gedanken kreisen bereits, - am Donnerstag wird es heftig.




Das Red Star beruhigt die Gemüter, das Essen war fantastisch, oder war es die Flasche Wein? Wo werden wir morgen landen? Das erste Mal seit 2002 haben wir für die nächsten sechs Tage keine Hotels vorgebucht. Was wir sehen wollen, steht jedoch fest.

Dienstag
Es hat nur 53 Grad, aber es ist trocken. Über die Interstate 205 kommen wir ins Hinterland von Oregon. Irgendwo östlich von Salem verlassen uns die Häuser und es wird Weihnachten. Nein, noch kein Schnee, jedoch wachsen hier an den noch sanften Hügeln ungewöhnliche Bäume. Weihnachtsbaumfarmen und diese Dinger sehen ungewöhnlich, total dicht und symmetrisch aus. Typisch amerikanisch und nett anzuschauen.

Nach 62 Meilen sind wir im Silver Falls State Park. Ten-Falls-Trail, auf geht's! Der Weg, der gleich super mit den South Falls beginnt, ist gut gepflegt und führt durch die South Fork des Silver Creeks nach Norden. Der erste Wasserfall ist mächtig und wunderschön. Die Kante, über die das Wasser zirka 30 Meter hinunter fällt, hat das stetige Wasser zugespitzt, so dass hinter den Fällen ein Hohlraum entstand. Der Weg führt durch diesen Alkoven, dem selbst das rauschende Wasser mit seinen hellen Tropfen kaum Licht zuführt. Der Blick hinaus mit endlosem Grün und einem weißen Wasserstreifen.






Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommt ein Wasserfall nach dem anderen. Die Wege sind so angelegt, dass man meist auch hinter die Fälle kommt, zumindest und immer kommt man ihnen ganz nah. Namen sagen bald nichts mehr, ob South oder North oder Drake oder Double Fall oder was auch immer, einer ist schöner als der andere. 5,67 Meilen lang, 3 Stunden, fantastische Szenerie in grün und weiß, durch Zauberwälder und Farnfelder, durch Höhlen und über Hügel. Dazwischen gibt es Brotzeit. Wir haben zwar keine dabei, aber die Salmonberries, die wie Himbeeren schmecken, wachsen in Kopfhöhe.

Steffi meldet eine Straßensperrung mitten in der Pampa und wir folgen ihr so lange, bis wir nicht mehr wissen, wo wir sind. Irgendwann erreichen wir aber sicher wieder die Interstate und düsen zurück nach Portland, respektive am südöstlichen Ende vorbei zur Interstate 84. Erinnerungen an unsere Tage in Hood River werden wach, als wir am Columbia River entlang an den zahlreichen Wasserfällen vorbei rauschen. Das Wetter ist inzwischen strahlend und als wir bei Hermiston auf die Interstate 82 und nach Washington State fahren, wird es auch noch warm.

Nachdem wir einen Hike, fast 11 Stunden und 324 Meilen hinter uns haben, ist es genug und wir suchen uns ein Hotel in Kennewick. Ein schönes Best Western: full. Auch im Nachbarort sind beide Best Western belegt. Genau das ist es, warum ich alles vorbuche. Wir bekommen das letzte Appartment im Baymont Inn and Suites, ein Wyndham Hotel. Der Name klingt toll, das Hotel ist alles andere.

Das Abendessen gibt es im Dennys und es war überraschenderweise recht ordentlich.

Mittwoch
Kennt Ihr die Krimis, die damit beginnen: "24 Stunden vorher"?

24 Stunden vorher: Der blaue Himmel überspannt das Elendsdorf Kennewick, die Nacht haben wir überstanden. Es geht weiter nach Nordosten und wir lassen dem Columbia River seinen Lauf. Unsere Orientierung ist nun der Snake River, der uns nach 76 Meilen direkt in den Palouse Falls State Park führt.

Die Ebene staubt, das Wasser des Snake Rivers donnert. 60 Meter geht es mit dem Nass in die Tiefe und wenn man das wüstenähnliche, karge Umland so anschaut, ist es kaum zu glauben, wo so viel Wasser herkommen kann. Aber der Snake River ist einer der mächtigsten Flüsse des Nordwestens, über 1.700 Kilometer lang. Staunend stehen wir am Abgrund und Gott sei Dank trennt uns ein hüfthoher Zaun von dem Absturzgebiet. Wir denken an den Kanufahrer, der diesen mächtigen Wasserfall mit seinem Boot sozusagen runter gesprungen ist. Der Wahnsinn hat ein Gesicht. Der Campground ist voll, denn auch andere Menschen genießen diese Natur. Schön und spektakulär ist es hier. Wir wandern etwas am Rim entlang und verfolgen den Snake Fluß, der sich gen Westen nun gemächlich dahin fließend verabschiedet.



A decision is the selection between possible actions! It's decision time, die Zeit der Entscheidung ist gekommen! Und sie hat eine lange Vorgeschichte:

Es gibt zwei Steinbogen, die der passionierte Arch Hunter ins seinem Leben unbedingt sehen will. Nein, nicht nur ich! Der eine heißt Faraway Arch und ist für Otto Normalbürger, auch Joe Sixpack genannt, nur mit dem Flugzeug oder mit dem Hubschrauber zu überfliegen. Name ist also Programm. Und der andere Arch heißt Rainbow Rock und ist in Idaho.

Der Regenbogenfelsen muss jetzt her, aber da gibt es ein kleines Problem. Die Zivilisation in einem Ort Names McCall ist in zwei Stunden Offroad-Fahrt entfernt oder ein Bergdorf mit dem vielversprechenden Namen Yellow Pine, das auch nur über lange Anfahrten auf ungeteerten Straßen zu erreichen ist, könnte als Ausgangspunkt für eine Monsterwanderung dienen. Die Recherche zu Yellow Pine ergab, dass es dort im Sommer ein Mundharmonikafestival gibt und der Leiter, sozusagen der Obermundharmoikaner, hat sogar eine eMail-Adresse. Er war aber nicht recht auskunftsfreudig und hilfsbereit, der Tanzbär. Und so wäre ggf. die Anfahrt zu einer vorhandenen Mountain Lodge glücklos zumindest sehr ungewiss gewesen. Was tun sprach Zeus? McCall, zwei Stunden Anfahrt, Hike, zwei Stunden Rückfahrt oder Yellow Pine mit allen geschilderten Unwägbarkeiten und einer ebenfalls elenden Anfahrt?


Wir fahren die 261 weiter auf die Straße nach Lewiston. Eine wunderbare Landschaft begleitet uns. Bei Pomeroy (ohne Mr. Winterbottom) spitzen die Windräder über die Hügel und als wir bei Clarkstone den Snake River überqueren, werden aus den Hügeln ausgewachsene Berge. Rapsfelder spiegeln in leuchtendem Gelb die Sonne wider, auch ein seltener Anblick in den USA. Plötzlich und unvermittelt werden aus den Bergen himalayaähnliche Gebilde und der Schnee blitzt wie ein Signal durch Idaho. Wir überqueren den Hells Canyon und winden uns am Salmon River entlang immer weiter ins Gebirge. In Riggins ist die Hölle los: Rafter, Angler und Jeeptouren. Motels, Cafes und wartende Kunden, die zum Abschluß den Anglern ihre Lachse fangfrisch abkaufen.

Wir verlieren eine Stunde dank der Mountain Time. Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich, denn es heißt wohl auch, morgen noch eine Stunde früher aufzustehen. Als wir den wunderschönen Ort Mc Call erreichen, sind wir erst mal mit unserer Entscheidung zufrieden. Ein netter, nicht überzüchteter Bergort am ruhenden Payette Lake bei immer noch 70 Grad. Oben leuchtet der Schnee und was das bedeuten könnte, ist klar. Auf alle Fälle ist das Best Western am Ortsende um Klassen besser, als unsere gestrige Herberge.

Es gibt einige nette Lokale und auch eine Brewery hier im Ort. Unsere Entscheidung fällt auf ein Fischrestaurant, das Steamers Seafood and Steaks. Fantastisches Essen und eine Flasche Wein als Vorbereitung für eine sportliche Anstrengung. Geht doch! Auf dem Heimweg mussten wir doch noch einen Espresso bei diesen kleinen Drive-Thru-Ständen ausprobieren. Das hätten wir uns sparen können. Eine lustige Anmerkung ist noch zu machen: An den beiden Straßenseiten, die ein Zebrastreifen verbindet, sind zwei Gestelle mit Fahnen drin. Wir dachten zuerst an eine Baustelle, haben aber dann herzhaft gelacht, als ein Fußgänger eine Fahne nimmt, damit wedelnd die Straße überquert und drüben wieder in die Halterung steckt. Sowas kann auch nur den Amis einfallen.

Die Gedanken an morgen begleiten uns nicht lange in die Welt der Träume.

... Fortsetzung folgt!
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zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #187 am: 07.11.2012, 17:23 Uhr »
Donnerstag
Die Sonne hängt wohl noch auf dem Atlantik rum, als der Wecker klingelt. Stockdunkle Nacht, die Augen sind noch schwer, aber die Vorfreude steigt. Als wir das schützende Hotel verlassen, erwarten uns keine Death Valley Temperaturen. Das Auto ist zwar aufgetaut, aber es ist nicht weit bis zum Gefierpunkt. Müde, kalt, kein Frühstück - manchmal hat es der Hiker schon schwer.

Wir verlassen McCall nach Nordosten und es dauert nicht lange, bis der Teer das Zeitliche segnet. Die Piste ist jedoch top. Mit fast normaler Geschwindigkeit passieren wir den Little Payette Lake. Das ändert sich aber bald. Nach 14 Meilen beginnt die Steigung. Immer weiter schrauben wir uns nach oben und das Helle, das wir inzwischen erblicken, ist noch nicht die Sonne. Der Schneeräumer war offensichtlich erst da, die ausgefräste Straße ist zwar ziemlich frei, aber nach der Räumaktion wollten wohl ein paar, nun gefrorene Teile zurück auf die Fahrbahn. Unser Chevy Traverse gibt auf, der vordere Spoiler und der Unterboden danken es ihm. Etwas Aufwärmprogramm! Immer wieder steigen wir aus und räumen mit den Händen die Straße. Handschuhe wären sehr recht, sind aber leider nicht im Reisegepäck. Wenn das so weiter geht, dann sind wir da, wenn wir wieder zurück müssen.



Als es jedoch auf der Ostseite des Lick Creek Summit wieder nach unten ging, war zumindest dieses Problem gelöst. Das nächste wartete jedoch bereits. Die inzwischen erhellende Sonne strahlt den Grader an, der nun seelenruhig die Ecken und Kanten der Straße schleift. Ein paar Steinbrocken bleiben über, aber langsam sind sie ohne Schaden zu passieren. Der einsame Arbeiter fährt irgendwann zur Seite und mit einem freundlichen Gruß verschwindet er im Rückspiegel. Seine Kameraden lassen leider nicht lange auf sich warten und als der letzte Caterpillar einen Pullout nutzt, um auf die Seite zu fahren, verlassen wir das Schritttempo ziemlich zügig. Der Lick Creek liegt hinter uns und wir treffen auf den Secesh River. Es ist flach und es geht nur so dahin. Aber was ist das? Auf die Ferne sehe ich ja noch wunderbar, aber was mir ins Auge sticht, trifft mich ins Herz. Ein Baum quer über der Straße. Das war's! Je näher wir jedoch dem Teil kommen, desto klarer wird, dass es sich hierbei um eine Art Schikane handelt. Die Straßenmeister haben ziemlich exakt in Pickup-Breite die Bäume abgeschnitten und so kann man sehr vorsichtig zwischendurch. Ungefähr bei der 7. Durchfahrtaktion, man wird ja immer geübter, bin ich wohl zu schnell rangefahren und habe einen Ast übersehen, der entgegen der Fahrtrichtung in die Dirtroad starrte. Gehört habe ich ihn gleich, als er alles andere als sanft meine komplette rechte Seite von vorne bis hinten betatschen muss; respektive des Travers'. Do you have all insurances, honey? Yes Mam! That helps. Nach 41,3 Meilen Abenteuerfahrt sind wir am Deadman Trailhead, direkt an der South Fork des Salmon Rivers und es hat inzwischen schon sage und schreibe 45 Grad.

Das Wasser rauscht, die Bäume wiegen sich im Wind und vor uns, gegenüber der Straße, geht es bergauf! Ein kleiner, durchaus namhafter Anstieg auf den ersten Absatz, der dank Serpentinen problemlos zu meistern ist. Und dann spazieren wir stetig hinauf, am Deadman Creek entlang. Der Pfad wird nicht oft benutzt, ist aber gut zu sehen und zu wandern. Wir wundern uns über Motorradspuren und kommen zu dem Ergebnis, dass die Waldarbeiter, die den Trail pflegen, über so ein Vehikel nach oben kommen. Eine Stunde lang wandern wir wunderbar und unaufgeregt dahin, - wir freuen uns auf das Ziel.

Dead Man Walking, ein Film über die Todesstrafe aus dem Jahr 1995. Dead Man Walking, ein Ruf der us-amerikanischen Gefängniswärter, wenn ein zum Tode Verurteilter aus seiner Zelle zum Hinrichtungsraum geführt wird. Vergleiche, die nicht angebracht sind, die hinken, aber wir befinden uns im Deadman Creek. Und jetzt, nach dieser ersten Wanderstunde, wird aus der Wanderung eine Qual. Der Trail ist nur bis hierher gepflegt und geräumt, jetzt ist Schluß mit lustig. Alle paar Meter liegen die Stämme von verbrannten und umgefallenen Bäumen quer. Ein Ausweichmanöver gibt es selten, da das Gestrüpp zu passieren noch anstrengender wäre. Vielleicht drei Mal war es noch lustig, auch wenn es Zeit kostet, dann war es nur noch anstrengend. Und als knapp über drei Meilen die Steigung massiv zunimmt, wird es zur Qual. Die Bäume geben uns den Rest, ich sehe aus wie ein Grubenarbeiter: Kleidung, Hände und Gesicht sind schwarz! Nach jeder Übersteigung schöpfen wir Hoffnung, denn je weiter es nach oben geht, desto lichter wird der Wald. Aber es hört nicht auf. Wir sind noch nicht mal drei Stunden unterwegs und ich sage es ganz ehrlich, wenn Monika nicht hart geblieben wäre, ich hätte kehrt gemacht. Nach 3,5 Stunden sind wir oben an der Rainbow Ridge, die schwarzen Bäume sind Vergangenheit und stehen uns nur noch ins Gesicht geschrieben. Jetzt hoffen wir, dass die Querung nach Süden leichter wird.

Na ja, leicht ist was anderes, denn der Bergrücken hat einige Buckel, die es hinauf- und hinabzusteigen gilt. Der Trail verlangt uns so viel ab, dass wir nur schüchterne Blicke für das tolle Panorama und die schönen Hinkelsteinformationen, die hier oben stehen, haben. Tief in Idaho, tiefer kann man vielleicht nicht sein. Nach gut vier Stunden haben wir Sichtkontakt zum Objekt der Begierde. Und etwas weiter schlägt das GPS Alarm, wir verlassen den Trail und wandern querfeldein zum Rainbow Rock. 4,5 Stunden, 7,2 Meilen, über 1.000 Höhenmeter, wir sind da, völlig fertig, aber es ist fantastisch! Der Rainbow Rock Arch aus hellem Felsen sieht wie ein knochiger Finger aus, der die andere Seite des Felsen berührt. Eine ungewöhnliche Form, so ganz anders als die Sea Arches oder die Felsentore im Westen. Wir sind glücklich, vor allen Dingen, dass wir nach all den Hindernissen, die uns seit früh Morgen begleiten, doch noch gelandet sind!



Nur drei Stunden und zwanzig Minuten haben wir bis zum Auto zurück gebraucht, aber heute sind wir echt an unsere Grenzen gestoßen. Auch die Rückfahrt war kein Vergleich zu heute früh. Inzwischen waren alle Bäume von der Straße entfernt, der Pass war wunderbar gesandet und die Schneebrocken haben wir ja bereits selbst beseitigt. Wir hatten sogar die Zeit und die Muse, aus dem Auto vier tolle Wasserfälle zu bewundern. Die sind uns bei der Hinfahrt nicht aufgefallen. Nach insgesamt 12,5 Stunden war die Dusche nur so eine Wohltat.

Unser Abendessen in der Brewery hat nicht lange gedauert, das Ambiente dort ist weder schön, noch urig. Wir waren dann wirklich froh, als wir im Bett waren.

... Fortsetzung folgt!
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Anti

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #188 am: 07.11.2012, 17:37 Uhr »
Danke, Monika, für deinen Ehrgeiz und dass du deinen Fritz mitgezerrt hast! Tolle Brücke. Tolles Foto. Abschreckender Weg dort hin...  :wink: Das werde ich wohl nie in Angriff nehmen...

zehrer

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #189 am: 08.11.2012, 06:53 Uhr »
Also die Bergwanderung ist anstrengend, keine Frage, aber ohne die Bäume wäre es m.E. in drei Stunden für jedermann machbar

paula2

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #190 am: 08.11.2012, 10:26 Uhr »
Hut ab vor dieser Leistung! Wahrscheinlich wird der Weg so selten begangen dass keiner mehr die Bäume wegräumt. Ich wäre bestimmt auch umgekehrt (wahrscheinlich hätte ich schon vor den Bäumen auf der Strasse kapituliert). Danke für das schöäne  Foto so kriege ich den Arch wenigstens virtuell zu sehen  :D

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #191 am: 09.11.2012, 06:59 Uhr »
Hut ab vor dieser Leistung! Wahrscheinlich wird der Weg so selten begangen dass keiner mehr die Bäume wegräumt. Ich wäre bestimmt auch umgekehrt (wahrscheinlich hätte ich schon vor den Bäumen auf der Strasse kapituliert). Danke für das schöäne  Foto so kriege ich den Arch wenigstens virtuell zu sehen  :D

Im Leben gibt es nix umsonst  :D, aber die Wanderwege rund um Yellow Pine werden gut gepflegt. Es war zwar schon Mitte Juni, aber dort liegt halt sehr, sehr lange Schnee

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #192 am: 11.11.2012, 12:26 Uhr »
Freitag
Slow down, Buddy! Wir sind noch ziemlich beeindruckt und wollen das gestrige Highlight erst langsam aus den Köpfen und den Körpern verbannen. Das Frühstück verläuft in ungewohnter Ruhe und Gelassenheit, Supermarkt und dann gönnen wir dem Fahrzeug noch eine Wäsche. Den Kratzer von gestern sieht man von weitem kaum, ein weißes Auto hat da so seine Vorteile.

Wir durchqueren Nord-Idaho über die 95er und die 12er, auf der ein Schild sagt: Winding Road next 99 Miles. Mahlzeit! Und nur Wald, so weit das Auge reicht. Man denkt, dass es nicht mehr aufhört. Entlang an reißenden Wildflüssen, mit Vollgas einen Ami nach dem anderen die Rücklichter zeigen, langsam macht es Spaß und manchmal hätte ich schon Lust, den Vettel-Finger zum Besten zu geben. Passstraßen mit super Kurven, was natürlich auch die Moped-Fahrer anzieht. Aber auch die entpuppen sich als Verkehrshindernis und wie ja schon öfters erwähnt, ist es eigenartig, wenn man als Autofahrer einen Moped-Fahrer überholt. Bei uns daheim gibt es sowas kaum. Als wir oben am Lolapass eine Pause machen, erreichen wir Montana.

Als wir wieder nach Süden vordringen, kommen wir bald nach Hamilton. Man muss es nicht kennen, ein Elendsort, später dazu mehr. Wir sind auf der nun ungeteerten Blodgett Camp Road und finden vor dem Campingplatz ausreichend Parkplätze direkt am Trailhead. Der Weg führt in den Wald, aber schon bald haben wir freie Sicht auf die gewaltigen Berge der Printz und Romney Ridge in der Selway Bitterroot Wilderness. Es ist fast wie in Berchtesgaden oder in den Dolomiten, hochalpines Panorama. Schroffer Fels, steile Wände, für einen relaxten Hike sorgt der Blodget Creek, der unermüdlich und mit Gewalt die Steine Richtung Tal befördert. Das Wasser ist so klar, dass man an den ruhigen Stellen jede Kleinigkeit des Flußbodens und dessen Bewohner erkennen kann. Meist jedoch rauscht das Wasser schäumend und schneeweiß mit einer affenartigen Geschwindigkeit durch den Canyon.





Nach gut 3 Meilen taucht der riesige Steinbogen links oben auf. Ein Pferdekopf berührt den Fels. Es könnte aber auch eine Giraffe sein. Der Horse Arch ist wunderschön, wirkt eher fragil, ist jedoch von den Dimensionen her so mächtig, das er sicher noch einige Zeit am Leben bleibt. Als wir nach dreieinviertel Meilen auf einer Fußgängerbrücke unseren Viewpoint erreicht haben, schiebt sich von hinten her ein Gewitter in den Blodgett Canyon. Wir haben nie vorgehabt, über den geschichteten Felsen zum Arch hinauf zu steigen, aber jetzt, da sich ergiebiger Regen am Horizont abzeichnet, treten wir gerne den Rückzug an. Zu groß ist die Gefahr einer Springflut. Und so kommen wir nach gut einer Stunde Rückweg trocken wieder am Auto an. Das Gewitter ist in den Bergen geblieben, dort gehört es auch hin.



Das BW in Hamilton ist ein Loch! Und wir finden es so schlimm, dass wir uns am liebsten auf die Suche nach einem anderen Hotel machen würden. Aber erst mal haben wir Hunger und schräg gegenüber ist das Coffe Cup. Hier treffen sich die Hiesigen, das Essen war auch wirklich ok. Am nördlichen Ortseingang war ein sehr schönes Inn, aber leider war es voll. Und so verbringen wir eine unruhige Nacht in dem schlechtesten Zimmer des ganzen Urlaubs.

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #193 am: 11.11.2012, 15:41 Uhr »
Samstag
Der Plan war etwas sehr optimistisch und bot auch viele Ziele an, die als Ersatz für einen gegebenenfalls nicht zu erreichenden Rainbow Arch Rock dienen könnten. Klar, dass darum nun einiges auf der Strecke bleiben muss und Wege auf der erneuten Kontinentalquerung bewältigt werden müssen. Wir fahren auf das Geratewohl Richtung Atlantik, - nichts wie weg von dieser stinkenden und lauten Bude.

Das Lächeln kommt erst zurück, als wir im Auto sitzen und durch den wunderschönen East Fork Camp Creek fahren. Es geht zurück in die Berge, die Straße nimmt Anlauf zum Lost Trail Pass. Hier, an der Grenze zu Idaho, in das wir erneut kurz eintauchen, führt die gut ausgebaute 43er in ein Hochtal. Wisdom, ein kleiner Ort umrahmt von Bergen und inmitten einer tollen Landschaft. Bei Divide kommen wir endlich auf eine Interstate. Die I-15 führt zur I-90 und als wir mehrmals den Yellowstone River queren, werden langsam die Berglandschaften durch Hügel und rote Felsen abgelöst. Selbst die Fahrbahn ist jetzt rot und schneidet die saftig grünen Kuppeln Montanas entzwei. Wir erreichen in South Dakota den Ort Sheridan. Das Best Western dort ist nicht so eine Absteige, ganz im Gegenteil. Wir haben ein riesiges, sauberes und nettes Zimmer und außerdem gibt es eine Sportsbar und ein Restaurant, in dem wir ganz anständig essen.

Sonntag
Das ausgezeichnete Frühstück hat gut getan und als um kurz vor 9 Uhr die Sonne bereits ihre Kraft bündelt und 91 Grad erzeugt, stürmen wir los.

Es geht die Interstate ein Stück zurück und am Exit 9 erneut ins Hinterland. Der Tongue River hat einen tiefen Canyon ausgefräst, in dem links und rechts tolle Felsen in die Höhe ragen und das Tal einkesseln. Das bräunlich-gelbe Gestein ist brüchig und furchig und es sind drei Steinbögen, die auf den Felsen thronen. Der schönste ist das Nadelöhr, Needles Eye bildet den Abschluß eines Zapfens. Es sieht aus wie ein Eingangstor zu einer nicht zu stürmenden Burg aus dem Herr der Ringe Epos. Die beiden anderen Felsentore, der Tongue Arch und die Tongue Brücke tun es ihm gleich. Der Canyon ist wirklich eine Reise wert.



Wir kämpfen uns weiter in den Süden von Wyoming vor. Die Strecke von Buffalo auf der WY 16 ist der Wahnsinn. Tolle Felsformationen begleiten uns ins Powder Country. Es geht stetig bergauf, im Hintergrund die schneebedeckten Big Horn Mountains. Gelb, rot, braun und grüner Wald bis zum Powder River Pass. Im Tensloop Creek ein riesiger Steinbogen, den (selbst) wir nicht kennen. Dann wird die Berglandschaft zur Prärie. Und mitten drin steht der Castle Gardens. Ja, wie eine Burg in der Ebene, Türme und Türmchen aus Hoodoos. Wenn man von hier in die Weite schaut, sieht es aus wie in Escalante.









Wir umrunden den Schlossgarten mit seinen zauberhaften Felsennadeln. Über eine Stunde sind wir unterwegs und immer wieder versuchen wir, die Burg zu stürmen. Leider ist aber immer irgendwann Schluß; man würde Seil und Haken brauchen. Einen Zugang zum Minarett, einem aussergewöhnlichen Arch, haben wir nicht gefunden. Aber auch so ist diese Gegend faszinierend. Hoodoos, Steine wie Tellerminen mit roten Flechten, gelb-rot-braune Felsformationtionen. Alles schöne Motive, die wir nach gut einer Stunde im Kasten haben. Wir erreichen die three digits, es hat 100 Grad!

Zurück auf der Autobahn, auf der es bis Gillette praktisch keine Ausfahrt gibt. Nicht einmal Dirtroads zweigen von dem Teerband ab, das uns durch das restliche Wyoming führt. Wir fahren über grüne Prärie und rote Erde. Die Klimaanlage läuft auf Volldampf, denn es hat inzwischen 105 Grad. Den Tankstopp bei einer Flying J begleitet ein herrlich altes Wohnmobil, das mir ein Foto wert war.



Nach 382 Meilen erreichen wir South Dakota und es sind dann doch 450 Meilen geworden, bis wir in Rapid City in ein niegelnagelneues Hampton Inn einziehen. Ein schönes Hotel, eine schöne Hotelbar, an der Sergio - vor zwei Generationen waren es noch Italiener- hervorragend kocht. Der Tuna war vom Feinsten.

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paula2

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Re: Road und Hiking Trip - 85 Tage USA [2012]
« Antwort #194 am: 12.11.2012, 10:55 Uhr »
Hallo Fritz,

dieser Tag heute ist für mich besonders interessant, da wir nächstes Jahr in dieser Ecke unterwegs sein werden (die I90 von Sheridan nach Buffalo und weiter Richtung Osten ist jedenfalls vorgesehen). Den südlichen Teil der Bigorn Mountains habe bisher noch nicht auf dem Plan aber wenn ich deine Bilder so anschaue muss ich mal schauen ob ich diesen Umweg nicht fahre. Diese Hoodos sehen einfach toll aus.  :D