MontagHeute haben wir uns Zeit gelassen, zumal das Wetter nicht so toll ist. Regen am Vormittag vervollständigt unsere 1,5 Regentage in diesen drei Monaten. Frechheit, aber irgendwie tut es auch mal gut.
Wir schlendern durch Portland, nur unterbrochen von ein paar Kaufhausbesuchen, und sind uns einig, dass die Stadt auch auf den zweiten Blick recht nett ist. Kreuz und quer, natürlich aber strukturiert, finden wir ein paar schöne Ecken im Westteil der City, die knapp 600.000 Einwohner hat. Es ist alles durchaus übersichtlich. Als wir über den Willamette River auf einer Brücke übersetzen, sind wir alleine. Kein Schwein geht zu Fuß, die Autos rauschen nur so an uns vorbei. Also doch eine amerikanische Stadt. Bereits auf der Brücke öffnen sich wunderbare Perspektiven auf die Skyline. Als wir auf dem gegenüberliegenden Ufer flußabwärts wandern, überholt uns ein Jogger nach dem anderen. Schlechtes Gewissen? Durchaus, denn wir sind nun schon zwei Monate relativ langsam unterwegs. Wir genießen aber den Augenblick, das Wetter ist inzwischen mehr als erträglich, und lassen uns von keinen bösen Gedanken leiten. Als wir unsere Runde abschließen, sind wir kaputt. Und irgendwie gibt es uns dann doch zu denken, denn die Gedanken kreisen bereits, - am Donnerstag wird es heftig.
Das Red Star beruhigt die Gemüter, das Essen war fantastisch, oder war es die Flasche Wein? Wo werden wir morgen landen? Das erste Mal seit 2002 haben wir für die nächsten sechs Tage keine Hotels vorgebucht. Was wir sehen wollen, steht jedoch fest.
DienstagEs hat nur 53 Grad, aber es ist trocken. Über die Interstate 205 kommen wir ins Hinterland von Oregon. Irgendwo östlich von Salem verlassen uns die Häuser und es wird Weihnachten. Nein, noch kein Schnee, jedoch wachsen hier an den noch sanften Hügeln ungewöhnliche Bäume. Weihnachtsbaumfarmen und diese Dinger sehen ungewöhnlich, total dicht und symmetrisch aus. Typisch amerikanisch und nett anzuschauen.
Nach 62 Meilen sind wir im Silver Falls State Park. Ten-Falls-Trail, auf geht's! Der Weg, der gleich super mit den South Falls beginnt, ist gut gepflegt und führt durch die South Fork des Silver Creeks nach Norden. Der erste Wasserfall ist mächtig und wunderschön. Die Kante, über die das Wasser zirka 30 Meter hinunter fällt, hat das stetige Wasser zugespitzt, so dass hinter den Fällen ein Hohlraum entstand. Der Weg führt durch diesen Alkoven, dem selbst das rauschende Wasser mit seinen hellen Tropfen kaum Licht zuführt. Der Blick hinaus mit endlosem Grün und einem weißen Wasserstreifen.
Wie an einer Perlenschnur aufgereiht kommt ein Wasserfall nach dem anderen. Die Wege sind so angelegt, dass man meist auch hinter die Fälle kommt, zumindest und immer kommt man ihnen ganz nah. Namen sagen bald nichts mehr, ob South oder North oder Drake oder Double Fall oder was auch immer, einer ist schöner als der andere. 5,67 Meilen lang, 3 Stunden, fantastische Szenerie in grün und weiß, durch Zauberwälder und Farnfelder, durch Höhlen und über Hügel. Dazwischen gibt es Brotzeit. Wir haben zwar keine dabei, aber die Salmonberries, die wie Himbeeren schmecken, wachsen in Kopfhöhe.
Steffi meldet eine Straßensperrung mitten in der Pampa und wir folgen ihr so lange, bis wir nicht mehr wissen, wo wir sind. Irgendwann erreichen wir aber sicher wieder die Interstate und düsen zurück nach Portland, respektive am südöstlichen Ende vorbei zur Interstate 84. Erinnerungen an unsere Tage in Hood River werden wach, als wir am Columbia River entlang an den zahlreichen Wasserfällen vorbei rauschen. Das Wetter ist inzwischen strahlend und als wir bei Hermiston auf die Interstate 82 und nach Washington State fahren, wird es auch noch warm.
Nachdem wir einen Hike, fast 11 Stunden und 324 Meilen hinter uns haben, ist es genug und wir suchen uns ein Hotel in Kennewick. Ein schönes Best Western: full. Auch im Nachbarort sind beide Best Western belegt. Genau das ist es, warum ich alles vorbuche. Wir bekommen das letzte Appartment im Baymont Inn and Suites, ein Wyndham Hotel. Der Name klingt toll, das Hotel ist alles andere.
Das Abendessen gibt es im Dennys und es war überraschenderweise recht ordentlich.
MittwochKennt Ihr die Krimis, die damit beginnen: "24 Stunden vorher"?
24 Stunden vorher: Der blaue Himmel überspannt das Elendsdorf Kennewick, die Nacht haben wir überstanden. Es geht weiter nach Nordosten und wir lassen dem Columbia River seinen Lauf. Unsere Orientierung ist nun der Snake River, der uns nach 76 Meilen direkt in den Palouse Falls State Park führt.
Die Ebene staubt, das Wasser des Snake Rivers donnert. 60 Meter geht es mit dem Nass in die Tiefe und wenn man das wüstenähnliche, karge Umland so anschaut, ist es kaum zu glauben, wo so viel Wasser herkommen kann. Aber der Snake River ist einer der mächtigsten Flüsse des Nordwestens, über 1.700 Kilometer lang. Staunend stehen wir am Abgrund und Gott sei Dank trennt uns ein hüfthoher Zaun von dem Absturzgebiet. Wir denken an den Kanufahrer, der diesen mächtigen Wasserfall mit seinem Boot sozusagen runter gesprungen ist. Der Wahnsinn hat ein Gesicht. Der Campground ist voll, denn auch andere Menschen genießen diese Natur. Schön und spektakulär ist es hier. Wir wandern etwas am Rim entlang und verfolgen den Snake Fluß, der sich gen Westen nun gemächlich dahin fließend verabschiedet.
A decision is the selection between possible actions! It's decision time, die Zeit der Entscheidung ist gekommen! Und sie hat eine lange Vorgeschichte:
Es gibt zwei Steinbogen, die der passionierte Arch Hunter ins seinem Leben unbedingt sehen will. Nein, nicht nur ich! Der eine heißt Faraway Arch und ist für Otto Normalbürger, auch Joe Sixpack genannt, nur mit dem Flugzeug oder mit dem Hubschrauber zu überfliegen. Name ist also Programm. Und der andere Arch heißt Rainbow Rock und ist in Idaho.
Der Regenbogenfelsen muss jetzt her, aber da gibt es ein kleines Problem. Die Zivilisation in einem Ort Names McCall ist in zwei Stunden Offroad-Fahrt entfernt oder ein Bergdorf mit dem vielversprechenden Namen Yellow Pine, das auch nur über lange Anfahrten auf ungeteerten Straßen zu erreichen ist, könnte als Ausgangspunkt für eine Monsterwanderung dienen. Die Recherche zu Yellow Pine ergab, dass es dort im Sommer ein Mundharmonikafestival gibt und der Leiter, sozusagen der Obermundharmoikaner, hat sogar eine eMail-Adresse. Er war aber nicht recht auskunftsfreudig und hilfsbereit, der Tanzbär. Und so wäre ggf. die Anfahrt zu einer vorhandenen Mountain Lodge glücklos zumindest sehr ungewiss gewesen. Was tun sprach Zeus? McCall, zwei Stunden Anfahrt, Hike, zwei Stunden Rückfahrt oder Yellow Pine mit allen geschilderten Unwägbarkeiten und einer ebenfalls elenden Anfahrt?Wir fahren die 261 weiter auf die Straße nach Lewiston. Eine wunderbare Landschaft begleitet uns. Bei Pomeroy (ohne Mr. Winterbottom) spitzen die Windräder über die Hügel und als wir bei Clarkstone den Snake River überqueren, werden aus den Hügeln ausgewachsene Berge. Rapsfelder spiegeln in leuchtendem Gelb die Sonne wider, auch ein seltener Anblick in den USA. Plötzlich und unvermittelt werden aus den Bergen himalayaähnliche Gebilde und der Schnee blitzt wie ein Signal durch Idaho. Wir überqueren den Hells Canyon und winden uns am Salmon River entlang immer weiter ins Gebirge. In Riggins ist die Hölle los: Rafter, Angler und Jeeptouren. Motels, Cafes und wartende Kunden, die zum Abschluß den Anglern ihre Lachse fangfrisch abkaufen.
Wir verlieren eine Stunde dank der Mountain Time. Das ist jetzt aber nicht sehr hilfreich, denn es heißt wohl auch, morgen noch eine Stunde früher aufzustehen. Als wir den wunderschönen Ort Mc Call erreichen, sind wir erst mal mit unserer Entscheidung zufrieden. Ein netter, nicht überzüchteter Bergort am ruhenden Payette Lake bei immer noch 70 Grad. Oben leuchtet der Schnee und was das bedeuten könnte, ist klar. Auf alle Fälle ist das Best Western am Ortsende um Klassen besser, als unsere gestrige Herberge.
Es gibt einige nette Lokale und auch eine Brewery hier im Ort. Unsere Entscheidung fällt auf ein Fischrestaurant, das Steamers Seafood and Steaks. Fantastisches Essen und eine Flasche Wein als Vorbereitung für eine sportliche Anstrengung. Geht doch! Auf dem Heimweg mussten wir doch noch einen Espresso bei diesen kleinen Drive-Thru-Ständen ausprobieren. Das hätten wir uns sparen können. Eine lustige Anmerkung ist noch zu machen: An den beiden Straßenseiten, die ein Zebrastreifen verbindet, sind zwei Gestelle mit Fahnen drin. Wir dachten zuerst an eine Baustelle, haben aber dann herzhaft gelacht, als ein Fußgänger eine Fahne nimmt, damit wedelnd die Straße überquert und drüben wieder in die Halterung steckt. Sowas kann auch nur den Amis einfallen.
Die Gedanken an morgen begleiten uns nicht lange in die Welt der Träume.
... Fortsetzung folgt!PS: Bilder zum Text sind bereits online - am schnellsten über "Updates" im Menü auf
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