21.6.2012Aufgewacht im sparsam eingerichteten Hotelzimmer (immerhin fliessend Wasser, aber ohne Toilette oder Dusche) besorgten wir uns einen dampfenden Kaffee aus der Hotellobby (kostenlos!) und unsere Fruehstuecksvorraete aus dem abgekuehlten Kofferraum. Es gab also wieder leckere Cornflakes und Muffins.
Grad um die Ecke des Hotels befinden sich die Sinterterrassen, die Attraktion dieses Bereichs des Yellowstone-Parks. Die Terrassen sind in die oberen und unteren Terrassen eingeteilt und durchaus auch heute noch schoen anzusehen. Frueher war hier wohl noch viel mehr Wasser am Fliessen, die Natur veraendert sich halt mit der Zeit. Aber ich bin froh diesen Punkt mit in die Reiseplanung aufgenommen zu haben und konnte so die Sinterterrassen mit ihrer manchmal vermeintlichen Schneelandschaft geniessen.
Wir fuhren weiter, das Ziel war erst mal die Tower-Roosevelt Gegend mit dem Tower Fall. Was auf diesem 29 km langen Stueck passierte, grenzt schon fast an ein Wunder in Bezug auf Tiersichtungen. Kaum losgefahren sahen wir eine kleine Gruppe Rehe. Schoen anzuschauen, fuer uns aber nichts weiter Besonderes mehr.
Kurz drauf dann aber das erste unserer Highlights. Es gab einen Stau auf der Strasse und eine Ansammlung von vielen Autos am Wegesrand. Wie wir inzwischen gelernt haben heisst das eindeutig: hier gibt’s was Interessantes zu sehen.
Ich schaute links, ich schaute rechts und ploetzlich fuhren wir genau dran vorbei: an einem poppenden Schwarzbaeren-Paar. Nicht zu fassen! Genau am Rand der Strasse machten Sie rum.
Nun galt es eine Moeglichkeit zu finden das Auto abzustellen. Gar nicht so leicht. Ich stieg derweil mit Kamera bewaffnet schon mal aus und hielt das Ereigniss fotografisch fest.
Thomas kam dann kurz drauf mit der Videokamera hinterher. Nachdem wir dem Baerenporno ungefaehr eine halbe Stunde aus ca. 80 m Entfernung zugeschaut haben beschlossen wir uns wieder auf den Weg zu machen. Wir kamen aber nicht wirklich weit. Keine 20 min spaeter der naechste Stau. Was gabs hier? Baeren! Diesmal gleich drei Stueck, und zwar eine Schwarzbaermutter mit ihren beiden Kleinen.
Nun war leider die Speicherkarte der grossen Kamera bereits voll mit dem Baerenporno. Also schnappte ich mir die Videokamera und Thomas ueberspielte die Bilder der Speicherkarte aufs Laptop im Auto. Ich versuchte das Herumtollen der Kleinen in bewegte Bilder zu brennen – gar nicht so leicht den Rabauken mit dem Sucher hinterher zu kommen. Nachdem die drei sich aber ins hintere Gestruepp verzogen haben verzogen wir uns auch, denn eigentlich wollten wir ja zu den Tower Falls.
Auf dem weiteren Weg dorthin sprang uns ein Reh vors Auto. Es reichte gerade noch so, weil ich es zum Glueck aus den Augenwinkeln von rechts nach links habe flitzen sehen. Nun begann eine Art Spiessrutenlauf. Das Reh vollkommen verstoert japste nach Luft und blieb stehen, weil wir ebenfalls standen. Als wir das Auto minimal beschleunigten, beschleunigte auch das Reh. Inzwischen war es zwar bereits auf der anderen Seite angekommen, huepfte aber jeweils im Tempo des Autos am Rand entlang und immer kurz davor zurueck auf die Strasse zu kommen. Irgendwann zog es zum Glueck von dannen. Sowohl uns als auch dem Reh steckte der Schreck in den Knochen. Puh! Noch mal gut gegangen!
Als dann am Rand eine Antilope auftauchte:
wurds mir schon fast zu viel mit den ganzen Tieren, ist es doch immerhin ziemlich anstrengenden staendig auf der Hut zu sein. Und einen Gabelbock wollte ich nicht auch noch aufgabeln.
Endlich erreichten wir dann die Tower Falls. Ein ca. 40 m hoher Wasserfall in einer schoenen Landschaft:
Mehr konnten wir hier leider nicht anschauen, aber es sollte auch nur ein kleiner Vorgeschmack sein fuer das was 19 Meilen spaeter zu sehen war. Dort kamen wir in die Canyon Area. Hier befindet sich der Yellowstone Canyon. Natuerlich nicht vergleichbar in der Groesse wie der Grand Canyon – bei weitem nicht – aber schoen gelb, woher der Yellowstone Park auch seinen Namen erhielt. Die Canyon Area bietet viele schoene Aussichtspunkte die wir alle abfuhren.
Zwei der Aussichtspunkte konnten wir erlaufen. Der erste davon war der steil bergab gehende Weg zu den Lower Falls. Hier gelangt man an die Abrisskante der Lower Falls. Gewaltig rauscht hier das Wasser des Yellowstone Rivers 94 m in die Tiefe. Das ist der hoechste Wasserfall im Yellowstone-Park. Macht ordentlich Krach und zudem zu unserer Besuchszeit gleich noch einen tollen Regenbogen!
Auf der gegenueberliegenden Seite des Flusses bzw. des Falls sahen wir einen grossen Schneerest und daran angrenzend eine weitere Plattform. Doch was sahen meine mueden Augen? Eine Stahltreppe die sich von ganz oben bis zu jener Plattform durch den Fels wand. Mir daemmerte langsam: DAS ist der zweite Aussichtspunkt, Uncle Tom´s Trail genannt, den ich auf meiner Liste stehen hatte. Ups … Na, das kann ja lustig werden.
328 Stahltreppenstufen hinunter und wieder hinauf, und das immer schoen am Berghang entlang. Natuerlich mit Durchsicht. Da wackeln die Knie! Achso, nicht zu vergessen dass das Ganze sich auf ca. 2700 m Hoehe abspielt! Aber das hielt mich alles nicht davon ab, denn die Aussicht auf den Fall wollte ich haben und wir fuhren auf die andere Seite um zum Startpunkt des Weges zu gelangen, der zur kaum enden wollenden Stahltreppe fuehrte. Unten angekommen hatten wir dann den erwuenschten Blick auf die Lower Falls und das Schneefeld:
Und dann kaempften wir uns wieder nach oben. Uff! Aber wir wurden fuer unsere Muehen belohnt, denn kaum traten wir den Weg zum Yellowstone See an, unserer Endstation fuer diesen Tag gerieten wir schon wieder mitten in einem Stau. Diesmal gab es einen Grizzly Baeren vor die Linse. Allerdings ein bisschen weiter entfernt als zuvor die Schwarzbaeren. Aber dafuer dass dies die sechste Baerensichtung an diesem Tag war kann man auch mal 200 m Entfernung in Kauf nehmen.
Den naechsten Stau produzierte dann ein Bison, allerdings stand dies nicht wie alle anderen (unzaehligen) Bisons die wir bisher sahen am Strassenrand oder auf der Wiese. Nein – es stand mitten auf der Strasse (!) und blockierte den fliessenden Verkehr. Es machte auch erst mal keine Anstalten die Strasse zu verlassen. Es hatte sich genuesslich vor ein Auto gestellt:
Ich glaube, es machte ihm einen tierischen Spass die Autofahrer zu veraeppeln. Der Gegenverkehr traute bzw. wollte dann auch nicht dran vorbei. Irgendwann gab das Bison aber auf und trabte gemuetlich zur Wiese. So konnten wir dann weiter, zum letzten Etappenziel des Tages: zu den Schlammvulkanen. Auch hier brodelt, zischt und stinkt es, allerdings nicht in den tollen bunten Farben wie in den anderen Basins, sondern braune Bruehe wird hier durch gekocht und blubbert umher.
Ein Schlammvulkan ist besonders lustig, er nennt sich Drachenmaul und genauso hoert es sich hier auch an, man meint gleich von einem aufgebrachten Drachen verschlungen zu werden.
Natuerlich traut sich der Drache bei den ganzen Touristen nicht aus seinem Loch, aber grummeln tut er wie ich, wenn ich geweckt werde.
Nach der Schlammrunde fuhren wir zum Yellowstone See, hier befindet sich die Lake Lodge und dort war eine Huette unsere:
Zumindest fuer eine Nacht. Laenger waere auch stressig geworden, denn das Bett war grad mal 137 cm breit. Wie damit allerdings unsere chinesischen Nachbarn klar kamen ist mir ein Raetsel. Mit 3 Erwachsenen sich ein solches Bett zu teilen kaeme mir so gar nicht in den Sinn. Auch in dieser Cabin befand sich eine spaerliche Einrichtung, aber immerhin gabs diesmal sogar WC und Dusche. Und natuerlich fliessend Wasser welches wir dann zum Abendessen verwendeten um damit unsere Nudelsuppe her zu richten. Diese assen wir draussen vor der Huette.
Als Verdauungsspaziergangsziel gabs ja den See um den wir dann herumschlichen. Danach gings ins Bett fuer die letzte Nacht im Park. Diese wurde auch hier wieder ziemlich kalt so dass wir dann das Oefchen aufdrehen mussten.
Lake Lodge Cabin / 75 $ ohne Tax