Reisebericht „Rund um Las Vegas und NHL-Watching in Philadelphia“, November/Dezember 2005Nachdem sich mein Reisebericht aus dem Jahr 2004 unerwartet hoher Beliebtheit erfreute und auch ich selbst viel Spaß mit dem Schreiben hatte, will ich Euch auch unsere diesjährigen Eindrücke nicht vorenthalten. Einige Forumsuser drängen mich ja eh schon seit unserer Rückkehr, endlich mit dem Reisebericht anzufangen...
Wie schon im letzten Bericht will ich zuerst einmal den virtuellen Mitfahrern die Rahmenbedingungen erläutern: Wir, das sind meine (mittlerweile, siehe Bericht 2004) Frau Claudia und ich selbst, Stefan. Da es schon eine kleine Tradition ist, unseren „großen“ Jahresurlaub in den USA zu verbringen, suchten wir auch dieses Jahr wieder nach einem geeigneten Ziel. Die Rundreise im Westen der USA im Jahr 2004 hatte uns derart begeistert, dass wir fest entschlossen waren, das ein oder andere Ziel auch dieses Jahr wieder mit in den Reiseplan aufzunehmen. Andererseits wollte ich nach einem Jahr der Abstinenz endlich wieder NHL-Eishockey live sehen (war ja 2004 wegen des Lockouts nicht möglich) und einen guten Freund von mir in Philadelphia besuchen. So waren die Rahmenbedingungen schnell abgesteckt – ein Flug in den Westen sollte es werden, mit Stopover in Philly, das uns mittlerweile zu einer Art „2. Heimat“ in den Staaten geworden ist.
Einige im Jahr 2004 geplante Höhepunkte konnten wir damals wegen den verschiedensten Ursachen nicht besichtigen, was wir dieses Jahr nachholen wollten. Dazu zählte neben dem Heli-Flug über dem Grand Canyon (war damals ausgebucht) vor allem das Death Valley (gesperrt wegen Straßenschäden), das Valley of Fire (schlichtweg von mir übersehen), der Antelope Canyon (auch übersehen), Flagstaff (gab der Reiseplan nicht mehr her) und Las Vegas selbst, für das wir 2004 nur zwei Nächte hatten, was uns viel zu kurz vorkam. Da sich all diese Ziele im mehr oder weniger nahen Dunstkreis der Spielerstadt selbst befinden, stand praktisch das Ziel schon fest: Sin City.
Die Planung habe ich wie immer komplett alleine von zu Hause am PC durchgeführt, was mich angesichts meiner 9. USA-Reise nicht vor allzu große Probleme stellte. Aufgrund der oben erwähnten Rahmenbedingungen fiel die Wahl natürlich schnell auf die Airline US-Airways, schließlich befindet sich deren „Hub“, also der Hauptflughafen, in Philadelphia, so dass sich der geplante Stopover nicht auf den Preis niederschlägt. Dazu kommt noch, dass US Airways die einzige Direktverbindung vom Flughafen MUC nach Philadelphia anbietet. So standen also auch schon die Flugdaten fest:
24.11.2005 Flug MUC nach PHL, Weiterflug PHL nach LAS
05.12.2005 Flug von LAS nach PHL
12.12.2005 Flug von PHL nach MUC
Gebucht habe ich das Ganze nach intensivem Suchen bei
www.tui.de, weil die tatsächlich den günstigsten Preis von 528.- € pro Person anboten – hätte ich so auch nicht gedacht. Hier gleich noch eine kleine Anmerkung: Ich werde während des Reiseberichts (anders als beim Bericht 2004) versuchen, so weit wie möglich auch die Preise (Hotels, Shows usw.) mit einzubeziehen, so dass sich ggf. der ein oder andere Hilfen beim Planen oder einen Überblick über die Kosten im Allgemeinen abgucken kann.
So, jetzt kann’s aber endlich losgehen...
24.11.2005 Flug von München über Philadelphia nach Las VegasGegen 09.45 Uhr läutete eine gute Freundin von uns an der Türe – sie hatte freundlicherweise den „Shuttle-Dienst“ zum Flughafen für uns übernommen. Wir verstauten unsere insgesamt sechs Gepäckstücke in ihrem Auto und fuhren Richtung Flughafen München. Das hört sich zwar nach recht viel Gepäck an, war es aber (noch) nicht – angesichts der Tatsache, dass wir auch dieses mal wieder ausgiebig Christmas-Shopping betreiben wollten, waren fast alle Taschen nur spärlich gefüllt; und unsere mitgenommenen Bekleidungsstücke beschränkten sich auf das Minimum für die ersten drei Tage. Einzige Ausnahme bildete hier ein Trolley, der bis an die Grenze der magischen 23 kg vollgestopft war mit Gummibärchen, Schokolade der Marken Ritter-Sport und Milka, einigen Flaschen Nürnberger Glühweins sowie etlichen Tuben Düsseldorfer Löwensenf. Wer nun an ein ausgeprägtes Faible für deutsche Süßwaren und Senf seitens Claudia und mir glaubt, den muss ich enttäuschen: Das sind die Standarddinge, die ich meinem Freund in Philly immer aus Deutschland mitbringen muss...
Am supermodernen Terminal 2, das ja neben Lufthansa auch von US Airways genutzt wird (Star Alliance lässt grüßen), verabschiedeten wir uns und gingen zielstrebig zu dem für uns zuständigen Schalter. Wir waren auch gleich an der Reihe und bekamen nach etwa einem Dutzend der üblichen Fragen („Wer hat die Koffer gepackt?“ usw.) auch unsere als E-Tickets gebuchten Bordkarten ausgestellt. Das Ganze ging so zügig vonstatten, dass uns bis zum geplanten Boarding noch einen ganzen Haufen Zeit blieb. Wie üblich nutzten wir als mittlerweile versierte Nutzer des Franz-Josef-Strauß-Airports auch diesmal wieder das Angebot des „Airbräu“ – einer traditionellen bayerischen Gaststätte mitten am Flughafen mit erstaunlich humanen Preisen – zu einer letzten Portion Weißwürste mit Brez’n und Weißbier. Ich weiß, manchem Nordlicht mag es hierbei den Magen umdrehen, aber südostdeutsche Gaumen brauchen das von Zeit zu Zeit...
Nach dem Boarding hob die Boeing 767 pünktlich um 12.30 Uhr ab in Richtung der „City of Brotherly Love“, wie Philly auch genannt wird. Der Flug gestaltete sich ohne größere Zwischenfälle – zu berichten ist nur, dass die Maschine zwar einen wirklich guten Sitzabstand nach vorne hatte, insgesamt aber einen doch recht abgenutzten Eindruck machte. Dazu kam, dass die von anderen Airlines bekannten Informationen wie Flugposition, -höhe und –geschwindigkeit fehlten – die günstigeren Preise der US Air machen sich hier doch bemerkbar. Positiv sei aber noch das Essen erwähnt – die übliche „Chicken or Pasta“ Auswahl schmeckte ganz gut. Nach etwa neun Stunden Flugzeit erreichten wir überpünktlich unser vorläufiges Ziel, und ich konnte als Inhaber eines Fensterplatzes rechts einige Aufnahmen der Skyline von Philadelphia schießen – die meisten allerdings recht verwackelt...
Die Immigration war nach etwa 10 Minuten erledigt, wobei für uns zwei Dinge ein Novum waren: Einerseits natürlich, dass wir nun als Ehepaar gemeinsam zum Immigration Officer gehen, andererseits die Tatsache, dass ich zum erstem mal den Voucher für den gebuchten Rückflug vorzeigen musste. Ordentlich wie ich bin (*LOL*) hatte ich aber alles parat und Frau Officer tackerte zufrieden die grünen Kärtchen in unsere Pässe, nicht ohne all die Einreisestempel in meinem Pass aus den Vorjahren etwas erstaunt zur Kenntnis genommen zu haben...
Wir warteten am Gepäckband auf unsere Taschen und ich stellte fest, dass der Flughafen PHL anders als sonst fast menschenleer war – außer den Passagieren unserer Maschine war nahezu niemand da. Das lag vermutlich an der Tatsache, dass ja Thanksgiving war und sich alle irgendwie bei Verwandten zu Besuch befanden.
Nach zwei maßlos überteuerten Bieren ($5,50 für 12 ounces – Frechheit!) in einer Flughafenbar bestiegen wir schließlich unsere für 18.00 Uhr Ortszeit terminierte Boeing 757 nach Las Vegas. Diese überdimensionierte Sardinenbüchse war zu allem Überfluß auch noch voll gebucht, was sich zusammen mit der einsetzenden Müdigkeit etwas auf meinen Gemütszustand niederschlug. Erheiternd wirkte hier allerdings, die anderen Passagiere zu beobachten – eine größere Gruppe junger Frauen in den Sitzen vor uns hatte wohl in Vorfreude auf Vegas dem Alkohol schon reichlich zugesprochen und stimmte z. T. recht lustige Lieder an. Irgendwie erinnerte mich die Szene an einen Ferienflieger nach Palma de Mallorca...
Nach zähen fünf Stunden Flug, die ich z. T. zu einem kleinen Nickerchen nutzte, gab der Pilot bekannt, dass das Lichtermeer von Las Vegas nunmehr vor im aufgetaucht wäre und wir im Landeanflug seien. Die Landung war dann auch butterweich, und als die Maschine am Boden eine Kehrwendung machte, um zum Terminal zu rollen, erblickten wir erstmals auf unserer Seite der Maschine die hell erleuchtete Silhouette des Las Vegas Boulevard – nach über 20 Stunden endlich am Ziel!
Gleich nach dem Aussteigen stachen uns die ersten Slot Machines ins Auge und wir fragten uns verdutzt: „Was? Es geht schon hier los?“. Die Müdigkeit war nun wie verflogen und wir suchten nach dem Aufsammeln unseres Gepäcks den Schalter von Alamo, der sich komfortablerweise gleich um die Ecke befand. Der war zwar verwaist, aber ein Schild wies darauf hin, den Shuttleservice zur Mietwagenstation zu benutzen, was wir auch taten. Dort angekommen kamen wir nach etwa 10 Minuten Wartezeit auch gleich dran, und ich präsentierte den Voucher für den von Deutschland aus vorgebuchten „Compact“ Car.
Entgegen meiner Erwartungen und etlicher negativer Erfahrungsberichte versuchte mir der nette Angestellte weder ein Upgrade noch irgendeine „wichtige“ Versicherung aufzuschwatzen, sondern erläuterte mir nur, dass ich noch die erste Tankfüllung bezahlen müsse, weil der Wagen ja „leer“ zurückgegeben werden soll. Dies war mir aber schon aus dem Vertrag bekannt, und einige Minuten und zwei Unterschriften später hielten wir die Papiere in der Hand, mit denen wir uns in der „Compact Choiceline“ einen Wagen aussuchen sollten. Dort angekommen machte sich dann in mir klammheimliche Freude breit – wie erwartet stand kein einziger Wagen im Bereich „Compact“! Zurück also ins Büro und dort nachgefragt erhielt ich die Auskunft, ich könne mir aus der „Full Size“ Choiceline einen Wagen aussuchen. Also wieder raus und dort nachgesehen. Neben den üblichen Standardwägen für Fullsize stand dort auch ein Cabrio, was wir aber wegen der zu erwartenden kühlen Temperaturen eh nicht nutzen hätten können. So fiel die Wahl auf den größten dort befindlichen Wagen, einem Minivan Pontiac Montana SV6. Wow, was für ein Deal!
Die luxuriöse Ausstattung umfasste u. a. eine elektrisch öffnende und schließende Seitentür, Bordcomputer mit allen Schikanen und einen DVD-Player mit Monitor für die Fondpassagiere - welche wir zwar nicht hatten, aber immerhin war es so ein Kinderspiel, das ganze Gepäck im Auto zu verstauen. Hier mal ein Foto, das Claudia später in Arizona von dem Auto gemacht hat, damit ihr eine Vorstellung von dem Wagen habt – bislang war nämlich auch mir dieser Fahrzeugtyp als Verleihauto gänzlich unbekannt.
Das Fahrzeug hatte übrigens knapp 12.000 Meilen auf dem Tacho und machte einen topgepflegten Eindruck.
Ich fuhr also los und folgte der Beschilderung in Richtung des Las Vegas Boulevard. Fast wie ganz von allein geriet ich so auf die Tropicana Avenue und bog schließlich auf den „Strip“ ab – endlich wieder in Vegas, das wir vor Jahresfrist so gemocht hatten. Langsam schob sich der dichte Verkehr auf dem Strip in Richtung Norden, und im Verkehrsstau fielen uns bereits die ersten ausgeflippten Typen in den irrsinnigsten Autos auf. Auch die ersten „Stretch-Limousines“ konnten wir bereits sehen. Trotz meines doch beachtlich großen Autos kam ich mir allerdings manchmal neben den diversen Dodge-Ram’s und Hummer’s direkt klein vor...
Schließlich bogen wir nach rechts in Richtung der Parkgarage des „Harrah*s Hotel“ ab – dieses Hotel hatte ich für eine Nacht gebucht, weil es trotz des Feiertags einen recht günstigen Preis anbot und zentral gelegen war. Wir schleppten unser Gepäck zum Check-In und ich zeigte meinen Buchungsvoucher vor. Die nette schwarze Dame am Schalter meinte nach einem kurzen Blick in den Computer, dass es leider keine Nichtraucherzimmer mehr gäbe. Ich holte bereits tief Luft, um meinem Protest gegen eine stinkende Räucherkammer lautstark Ausdruck zu verleihen, da wurde ich schon gefragt, ob ich denn mit einer Nichtraucher-Suite einverstanden wäre, selbstredend ohne Aufpreis. Nach „intensivem“ Überlegen zeigte ich mich gewillt, diese Änderung im Reiseplan auf mich zu nehmen und wir hielten die Schlüsselkarten für unsere Suite im 20. Stock des „Mardi Gras Towers“ in den Händen. Nach kurzem Spaziergang durch hunderte klimpernder Slot-Machines erreichten wir den Lift, der uns zügig in die gewünschte Etage beförderte. Nach dem Betreten unserer Suite schauten uns Claudia und ich nur ungläubig an: Was? Das alles für uns allein? YEAH!!!
Die Suite bestand aus insgesamt vier Zimmern, von denen zwei Bäder waren. Diese beherbergten neben einem riesigen Duschbereich mit zwei Brauseköpfen auch einen schönen Whirlpool und einen Schminktisch mit zwei Waschbecken – alles natürlich versehen mit goldfarbenen Armaturen. Die beiden anderen Räume bestanden aus einem kompletten Wohnzimmer und einem geräumigen Schlafzimmer. Garniert war das Ganze mit insgesamt drei Fernsehgeräten, von denen eines exklusiv für die im Whirlpool befindlichen Personen ausgerichtet war. So lässt es sich leben...
Nach der längst überfälligen Dusche
gingen wir mit frischer Kleidung nach unten und sahen uns ein wenig im Casino um. Zudem setzte langsam der Hunger ein, schließlich hatten wir von Philly nach Vegas, wie auf Inlandsflügen üblich, nichts zu essen bekommen. Neben dem Casino erspähten wir eine Filiale des „Panda Express“, von der ich im Forum schon viel Gutes gelesen hatte. Wir teilten uns eine Portion „Orange Chicken“, das sehr gut schmeckte, und ließen anschließend im Casino noch den ersten Eindruck der Spielerstadt auf uns wirken. Glücklich, aber hundemüde, gingen wir gegen 22.30 Uhr Ortszeit (für die innere Uhr war es ja schon 07.30 Uhr früh!) auf unser Zimmer – äh... Suite.
Hier erlebte ich, wie stark sich im Leben doch Motivation auf Geschwindigkeit auswirken kann – jedenfalls hatte ich meine Schuhe noch gar nicht richtig ausgezogen, da befand sich Claudia bereits im eingelassenen heißen Whirlpool und ließ sich durchsprudeln. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich, es ihr gleichzutun, schließlich war ja Platz genug für zwei in dem Planschbecken. Das Ding war wirklich eine tolle Sache, und ich schlürfte genüsslich die letzten Reste einer 24-oz-Dose Budweiser, das ich mir unten im Casino organisiert hatte, während ich im sprudelnden Wasser sitzend das Sportprogramm von ESPN ansah.
Etwa eine halbe Stunde später übermannte uns dann aber doch die Müdigkeit und wir fielen ins Bett...
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Flug: US Airways über
www.tui.de, 528.- € pro Person
Mietwagen: Alamo über
www.usa-mietwagen.de, 300,84 €, Klasse Compact für 11 Tage
Hotel: Harrah*s, hoteleigene Website
www.harrahs.com, 44,97 €