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Autor Thema: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005  (Gelesen 37574 mal)

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Mel on Tour

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #15 am: 26.12.2005, 13:50 Uhr »
Ich freue mich auch über die Fortsetzung des Berichtes. Macht Spass, mit Euch mitzufahren. Und bei einer Reise, in der auch ein paar NHL-Spiele besucht wurden, macht das Mitlesen gleich doppelt soviel Spaß!  :D
Viele Grüße, Mel

Colgata

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #16 am: 26.12.2005, 15:55 Uhr »
Super Bericht! Macht Spaß ihn mitzulesen. Das Bild vom Horseshoebend ist klasse und das obwohl ihr anscheinend nicht strahlend blauen Himmel hattet. Kannst du mir das irgendwann mal in höherer Auflösung per Mail zukommen lassen???

Danke!

Gruß

Andrea
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pierremw

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #17 am: 29.12.2005, 06:50 Uhr »
Hallo Stefan,

als gestern heimgekehrter, dieses Mal dreifacher Besucher des 'Shark-Tanks', steige ich natürlich sofort (noch vor den Hockeyspielen in Philly :wink: ) bei Euch ein... schieb, drück, ... bitte, bitte Leute, macht doch etwas Platz, ich mach' mich auch ganz klein! :mrgreen:

Ächz, geschafft! :D
Never underestimate an old man with drumsticks!


Stefan M.

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #18 am: 31.12.2005, 16:19 Uhr »
26.11.2005 Page – Grand Canyon – Flagstaff  :cool:

Schon zeitig erwachten wir in unserem Zimmer im Days Inn in Page – der Jetlag war offensichtlich immer noch nicht komplett überwunden. Während es Claudia aber noch eine ganze Zeit lang dösend im Bett aushielt, zog ich es vor, nach einer ausgiebigen Morgenwäsche in die nahe Lobby zu gehen und bei einem Kaffee ein wenig im Internet zu surfen, das dort den Hotelgästen gratis zur Verfügung gestellt wird – das heimatliche Forum will ja schließlich auch mit Grüßen versorgt werden, oder...? :wink:

Hier ist zu sagen, dass das Frühstücksangebot des Days Inn durchaus zu überzeugen wusste: Neben den üblichen Dingen wie Kaffee, Tee, Muffins und Bagels gab es ein Dutzend verschiedene Cerealien, eine Obstauswahl und viele verschiedene Brotaufstriche. Gemessen am niedrigen Preis ist dieses Hotel also voll empfehlenswert.

Etwa eine Stunde später ließ sich auch Claudia überreden, endlich zu frühstücken – wir wollten ja schließlich nicht zu spät zu unserer Tour kommen. Nach dem Frühstück checkten wir aus und brachten unser Gepäck zum Auto. Am Parkplatz blieb mir eines stark in Erinnerung: Obwohl wir nun wirklich ein ziemlich großes Auto hatten, war es von den ca. 20 am Parkplatz befindlichen Fahrzeugen trotzdem mit das kleinste (!). Was da alles an SUV’s, Pick-Ups in Überlänge und Mini-Trucks herumstand, war schier unglaublich. Man hätte annehmen können, in Arizona wäre jeder irgendwie als Nebenberuf Fuhrunternehmer...

Wir fuhren also hinunter zum Glen Canyon Dam und mussten vor verschlossenen Toren erst noch ein wenig warten, weil das „Carl Hayden Visitors Center“ noch nicht geöffnet war. Hier wurden wir auch gleich von anderen wartenden Touristen angesprochen: „Oh, you are also from Colorado...?“ – was sich natürlich auf das Nummernschild unseres Mietwagens bezog. Ich klärte die nette Dame aber dann auf und man hielt noch ein wenig Smalltalk, vor allem über das Wetter in Colorado und im Vergleich dazu in Deutschland.

Kurz später ging es auch schon hinein ins Visitors Center, nachdem man am Eingang von den Park Rangers einer Leibesvisitation unterzogen wird, dass selbst die am Flughafen harmlos erscheint.

Unser deutschsprachiger Führer begann auch gleich seine Tour auf und in den Damm.



Wir erfuhren, dass der Glen Canyon Dam, ähnlich wie der Hoover Dam, erstrangig nicht wegen der Stromproduktion erbaut wurde, sondern den primären Zweck erfüllte, den Wasserhaushalt im Westen der USA zu verbessern. Vor dem Bau der Dämme war die Situation nämlich so, dass der Colorado River im Frühjahr zur Schneeschmelze in den Rocky Mountains ein reißender Fluss war, während er den Rest des Jahres nur aus einem kleinen Rinnsal bestand und so nicht mehr zur Bewässerung genutzt werden konnte. Durch den Bau des Damms entstand der Lake Powell, der nur unwesentlich kleiner ist als der Lake Mead und damit zweitgrößter künstlicher See der Welt. Es dauerte nach dem Bau des Damms insgesamt 18 Jahre, bis der Lake Powell erstmals voll gefüllt war. Die weißen Stellen am Fels bezeichnen übrigens den Höchststand des Wassers.



Aufgrund von Wasserknappheit in den letzten Jahren ist der Wasserspiegel derzeit auf einem historischen Tiefstand, der Höchststand wurde schon seit 1999 nicht mehr erreicht. Ganz anders war die Situation im Frühjahr 1983: Immense Schneefälle im vorangegangenen Winter hatten eine gigantische Schneeschmelze in den Rocky Mountains zur Folge, und das Wasser des Colorado River drohte den Damm zum Überlaufen zu bringen. So ließ man nicht nur alle acht Turbinen auf Volllast laufen, sondern musste auch noch beide Überläufe, die sich an den Seiten des Damms im Fels befinden, ganz öffnen. Trotz der enormen Wassermassen, die so durch und um den Damm strömten, dauerte es satte 52 Tage, bis sich die Situation einigermaßen entspannt hatte und man die Überläufe wieder schließen konnte. Bei der anschließenden Inspektion wurden dann auch etliche Schäden in den Überläufen festgestellt, die die reißenden Wassermassen verursacht hatten. Die kleine Kiesbank im Bild unten rührt übrigens von den Überlauf-Auslässen, die eine regelrechte Senke im Bett des Flusses verursachten und den anfallenden Kies zur Seite beförderten.



Weiter ging die Tour ins Innere des Kraftwerkes, wo die acht Turbinen Strom liefern. Wenn diese, wie 1983, auf Volllast laufen, erzeugen sie etwa 1,4 Gigawatt Strom – eine doch enorme Zahl, wenn man bedenkt, dass ein einzelner Block eines modernen Kernkraftwerks „nur“ etwa 800 Megawatt erzeugt. Aufgrund der Wasserknappheit wurden aber schon lang nicht mehr alle acht Turbinen gleichzeitig betrieben, momentan sind immer nur vier davon am Arbeiten.



Beim Rückweg über die Dammkrone kamen wir auch an einem Betonkübel vorbei, wie sie zum Bau des Damms benutzt wurden. Obwohl dieser ein Fassungsvermögen von etlichen Kubikmetern hat und immer mehrere gleichzeitig im Einsatz waren, musste insgesamt über drei Jahre rund um die Uhr Beton gegossen werden, um den Damm zu bauen – eine schier unglaubliche bauliche Leistung.



Wir beendeten die (übrigens kostenlose) Tour, bedankten uns noch einmal bei unserem Führer und sahen uns im Anschluss noch ein wenig im unvermeidlichen Souvenir Shop um, der erfreulicherweise recht wenig von dem üblichen Kitsch, sondern mehr Buch-, Film- und Bildmaterial zum Kauf anbot. Hier wechselte noch ein schöner Nationalpark-Kalender für das Jahr 2006 den Besitzer, bevor wir uns auf den Weg Richtung Grand Canyon machten.

Der Grand Canyon war zwar schon im Jahr zuvor von uns besucht worden, aber wir wollten unbedingt den Rundflug über den Canyon nachholen, der damals vollständig ausgebucht war. Wir fuhren also bis zum Osteingang des Grand Canyon Nationalparks, wo wir uns nach einiger Überlegung wieder für den Kauf eines National Parks Pass entschieden. Ursprünglich war ich zwar der Meinung, dass wir in diesem Jahr nicht genug Parks besichtigen würden, damit sich der Pass lohnt, dachte mir aber dann, dass er ja auch noch für die gesamte Saison 2006 gültig wäre und so im Endeffekt günstiger sei als überall Einzeleintritte zu zahlen. Es sollte sich aber dann später herausstellen, dass er sich bereits in diesem Jahr bezahlt gemacht hat.

Wir beschlossen, die ganzen Viewpoints am South Rim erst einmal links liegen zu lassen, da wir diese eh schon im Jahr zuvor gesehen hatten. Ich wollte nämlich erst einmal in Tusayan bei Papillon Helicopters abklären, wann wir zu unserem Rundflug erscheinen müssen. Als wir nun den Park am Südeingang verließen und Richtung Tusayan fuhren, hätte es uns fast die Sprache verschlagen: Der Fahrzeugrückstau vom Parkeingang reichte tatsächlich bis nach Tusayan hinein, was ja ungefähr eine Strecke von fünf Kilometern ausmacht. Eigentlich waren wir der Meinung, dass aufgrund der Herbstzeit weniger Besucher im Park wären, aber da wurden wir mal wieder eines Besseren belehrt. Den Plan, nach dem Abklären der Formalitäten bei „Papillon“ die Zeit bis zum Abflug an den Viewpoints zu verbringen, konnten wir also auch ad acta legen – bis wir wieder im Park gewesen wären, hätte es bei dem Rückstau sicherlich 1 ½ Stunden gedauert.



Bei „Papillon“ angekommen legte ich den Voucher für den (diesmal natürlich vorreservierten) Rundflug vor – die „Königstour“ hatten wir uns ausgesucht, ein etwa 50-Minütiger Flug über dem Canyon. Nach kurzem Studieren des Vouchers meinte der Angestellte nur lapidar, dass es ihm leid täte, aber dieser Flug würde heute nicht stattfinden...

Ich konnte die in mir hochkochende Wut gerade noch unterdrücken, obwohl ich mir innerlich schon überlegt hatte, was ich den Leuten von „Papillon“ so alles an den Kopf geworfen hätte, wenn sie uns dieses Jahr auch wieder um das Highlight „Rundflug“ bringen würden, da erklärte mir der Angestellte, dass er uns aber für einen der „normalen“ Rundflüge mit einer Dauer von etwa 25 Minuten buchen könne. Die Kostendifferenz würde man uns wieder auf die Kreditkarte zurück buchen. Ich überlegte im Nachhinein noch lange, warum die (viel teurere) Königstour nicht stattgefunden hat, und kam letztendlich zu dem Schluss, dass es wohl nicht genügend Interessierte für die „große“ Tour gab, um einen kompletten Heli zu füllen. So ließen wir uns eben für einen normalen Rundflug einbuchen, der in etwa einer Stunde beginnen sollte.

Die Zeit bis dahin nutzten wir, um im „Wendy’s“ in Tusayan einen kleinen Snack zu uns zu nehmen – dort bestätigte sich wieder einmal meine Erfahrung, dass die Größe „Small“ in den USA durchaus mit den „Maxi-Menüs“ in Deutschland gleichzusetzen ist: Erinnerungen an den Film „Supersize Me“ wurden in uns wach...

Nach dem opulenten Mittagsmenü fuhren wir zurück zu Papillon und ließen den Film mit den Sicherheitsbestimmungen über uns ergehen. Ein echt hilfreiches Feature, erst jetzt erfuhr ich, dass es verboten ist, während des Fluges abzuspringen oder dem Piloten in den Steuerknüppel zu greifen. Hätte ich so eigentlich gar nicht gedacht... :roll:

Als Teilnahmebestätigung erhielten wir einen formschönen Aufkleber an die Jacke gepappt und warteten, bis unser Flug startete.

Vor dem Abflug wurde noch schnell ein Foto gemacht – zum einen für Erinnerungszwecke, zum andern vielleicht auch, um nach einem Absturz die Opfer identifizieren zu können.



Wir bestiegen nach einer vom Bodenpersonal bestimmten Sitzordnung (hier spielt wohl das vorher ermittelte Körpergewicht eine Rolle) den Heli und setzten die Kopfhörer auf, über die man während des Fluges mehrsprachig Erklärungen zum Canyon erhielt, darunter auch auf Deutsch.



Die Gurte angelegt, die Türen geschlossen, und schon gings los! Nach einem ca. 10-minütigem Anflug über ein bewaldetes Gebiet befanden wir uns auch schon direkt über dem Grand Canyon, wo sich uns trotz der furchtbar schmutzigen Scheiben des Helis wunderbare Ausblicke boten...





Schon erstaunlich, welche Gesteinsmassen der an und für sich winzig anmutende Colorado River im Lauf der Jahrmillionen hier abgetragen hat – ich frage mich noch heute, wo das ganze Gestein hingekommen ist. Jedenfalls kamen sowohl wir als auch die mitfliegenden Franzosen aus dem „ah!“ und „oh!“ nicht mehr heraus – so ein Flug über den Canyon ist doch noch mal eine ganze Ecke besser als der Ausblick von den Viewpoints; vor allem den Fluss selbst sieht man vom Helikopter aus viel besser. Leider verging die Zeit da oben viel zu schnell, ich wäre gern noch die eine oder andere Runde geflogen. Zurück am Heliport stiegen wir aus und verließen das Gebäude (selbstverständlich) durch den Souvenir-Shop, den wir allerdings diesmal links liegen ließen.

Da der Flug nun schon viel früher als geplant absolviert war (geplanter Flugtermin wäre erst um nach 15 Uhr gewesen), blieb uns noch eine Menge Zeit zur Verfügung am heutigen Tag. Zurück in den Nationalpark wollten wir wegen der immer noch kilometerlangen Autoschlange nicht (das hatten wir beim Rückflug schon deutlich erkennen können) und so wurde flugs der Autoatlas gezückt und nach einem weiteren lohnenden Ziel im Bereich Flagstaff gesucht. Walnut Canyon, das hörte sich vielversprechend an...

Rauf also auf den Highway, den Tempomaten eingestellt und hinuntercruisen bis nach Flagstaff...



Trotz der zuweilen etwas missverständlichen Beschilderung fanden wir recht gut durch das Städtchen hindurch und schon standen vor dem Parkeingang...



Im Visitors Center benutzten wir zum zweiten Mal am heutigen Tag den National Parks Pass und erhielten neben dem üblichen Kartenmaterial auch die Info, dass wir uns mit dem Rundwanderweg sputen sollten, weil der Park in etwa 90 Minuten schließt. Das wäre aber kein Problem, weil man auch bei langsamerer Gangart den Trail in etwa einer Stunde schaffen kann.

Gesagt getan, und schon befanden wir uns auf dem Wanderweg in den Walnut Canyon. Dieser hat mit Walnüssen nur am Rande zu tun – das wirklich interessante hier sind die sog. „Cliff Dwellings“, also von Indianern in natürliche Felsvorsprünge gebaute Behausungen. Viele dieser über 700 Jahre alten Behausungen konnte man hier besichtigen; leider waren aber die meisten davon nur noch als grobe Ruinen vorhanden – Souvenirjäger im 19. und frühen 20. Jahrhundert hatten hier nach Auskunft des Infomaterials übel gehaust. Einige Bauten waren aber durchaus noch in gutem Zustand...




Nach etwa einer dreiviertel Stunde hatten wir den interessanten Rundwanderweg absolviert und gingen zurück zum Auto. Beim Rückweg geht es ziemlich steil über etliche Treppen bergan, und obwohl wir auch selbst leicht ins Schnaufen kamen, amüsierte ich mich innerlich köstlich über die vielen „wohlgenährten“ Amerikaner, die dort am Wegrand stehend hyperventilierten und den unzähligen „All-you-can-eat“-Abenden in ihrem Leben Tribut zollten... :frech:

Da es nun schon dämmerte, fuhren wir den kurzen Weg in das Städtchen Flagstaff hinein und suchten unser vorgebuchtes Motel, das Super 8 Flagstaff West. Auch dieses hatte ich von Deutschland aus vorgebucht, weil es nur etwa 10 Gehminuten von der Innenstadt entfernt lag. Entgegen dem Vortag aber ein totaler Reinfall: Die Lage war zwar sehr gut, das Zimmer jedoch war so ziemlich das Übelste, was ich je in den USA bekommen habe. Die uralte und heruntergekommene Möblierung des Zimmers harmonierte prächtig mit dem verschimmelten Bad und den Armaturen im Stil der 50er Jahre. Zu allem Überfluss waren die Wände auch noch recht hellhörig, so dass das Streiten der zahlreichen Kinder der Mexikaner-Familie im Zimmer nebenan einwandfrei 1:1 mitgehört werden konnte. Der Gipfel aber war die Elektrik: Mit dem Lichtschalter neben dem Haupteingang wurde nicht nur die Stehlampe, sondern auch gleich der Strom für den Fernseher mit ausgeschaltet... :platsch:

Na ja, wir ließen uns die Stimmung nicht verderben und wechselten nach einer ausgiebigen Dusche erst einmal die Kleidung. Aus einem in der Lobby ergatterten Faltplan erfuhr ich, dass es gleich in der Nähe eine Filiale der Steakhouse-Kette „Sizzler“ gab – Bingo, die wollte ich schon lang mal ausprobieren, weil ich bisher nur gutes über diese Restaurants gehört hatte. Da Claudia eh noch nicht ganz fertig war, fuhr ich in der Zwischenzeit zum Tanken und staunte nicht schlecht, dass trotz eines Preises von $2,37 pro Gallone satte $55 in den Tank passten...

Ich fuhr gleich noch eine Runde durch den historischen Stadtkern, der mir trotz des aufziehenden Gewitters recht gut gefiel. Nachdem ich Claudia abgeholt hatte, fuhren wir also hin zu „Sizzler“, wo wirklich reger Betrieb herrschte. Nach der Bestellung – ein großes Steak für mich, eine Steak & Shrimps-Combo für Claudia, bekamen wir unseren Tisch mit Fensterplatz zugewiesen und machten uns gleich über die gigantische Salat-Bar her. Wenn ich das gewusst hätte: Allein von der riesigen Salatauswahl hätte man sich schon locker sattessen können. Kurz später trafen auch schon die Hauptspeisen ein, die uns voll überzeugten. Mein Steak war wirklich zart und sehr lecker, und auch Claudias Shrimps waren vorzüglich. Fazit: Sizzler also durchaus empfehlenswert! :essen:

Pappsatt fuhren wir in die Innenstadt und genehmigten uns in einer Sportsbar noch den ein oder anderen Drink. So wirklich viel los war hier aber auch nicht; gemessen daran, dass es sich um einen der größeren Orte an der Route 66 hier in Arizona handelt, hätte ich da mehr erwartet. Gegen 23.00 Uhr zogen wir uns in unsere „Luxusherberge“ zurück, wo wir den Abend bei ein paar Nachos ausklingen ließen.

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Führung Glen Canyon Dam: gratis
National Parks Pass: $50
Helikopterrundflug: ca. € 191 für zwei Personen, nach Rückbuchung
Walnut Canyon: im NPP enthalten
Tanken: $55
Abendessen „Sizzler“: $35, incl. Trinkgeld
Hotel: Super8 Flagstaff West: € 46
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


Anne

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #19 am: 01.01.2006, 16:49 Uhr »
Hi Stefan,
etwas unpünktlich bin ich auch noch schnell in den Minivan eingestiegen und fahre begeistert mit. Bitte leg für uns hinten mal eine DVD ein- für lange Fahrstrecken. Dann quengeln wir hinten auch bei großer Enge nicht. :wink:
Tschüß und danke fürs Mitnehmen
Karin

Stefan M.

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #20 am: 01.01.2006, 22:21 Uhr »
27.11.2005 Flagstaff  - Las Vegas  :D

Auch heute wurden wir wieder recht zeitig wach, und ein Blick nach draußen bestätigte die Vermutung, die ich schon gestern bei dem aufkommenden kalten Gewitter hatte: Über Nacht hatte es leicht geschneit und die Temperatur war knapp unter den Gefrierpunkt gefallen.

Nach dem üblichen Frühstück in der Lobby, das sich gottlob nicht an der Qualität der Zimmer orientierte, sondern neben der Lage des Motels den einzigen wirklichen Pluspunkt darstellte, beschlossen wir, den Tag mit einem Besuch des nahen „Meteor Crater“ zu beginnen. Wir fuhren also die Interstate 40 etwa 35 Meilen ostwärts und bogen am Exit 233 auf die kurze Zufahrtsstraße zum Krater ein.

Der Krater selbst ist vor etwa 10.000 Jahren entstanden, als ein ca. 35 m großer Meteorit an der Stelle mit ungeheurer Wucht einschlug. Mittlerweile gibt es an dem in Privatbesitz der Familie Barringer befindlichen Krater ein informatives Visitors Center mit Führungen. Wir ließen uns vom doch recht hohen Eintrittspreis von $12 pro Erwachsenen nicht abschrecken und erstanden an der Kasse die nötigen Tickets. Da es ja noch recht früh war, hatten wir das Visitors Center fast allein zur Verfügung; außer uns waren nur etwa ein halbes Dutzend anderer Touristen im Gebäude. Wir sahen uns die informativen Tafeln mit umfangreichen Erklärungen zum Thema Meteoriten, Kometen usw. genau an und ließen uns im Anschluß von einem etwa 10-minütigem Film in dem kleinen Kino auf die Tour vorbereiten. Vor dem Kino kann man sich auch selbst in den Krater versetzen – vor einer Fototapete, versteht sich...



Etwa eine halbe Stunde später hatten sich tatsächlich etwa 8 Hartgesottene zusammengefunden, die die Tour mitmachen wollten; darunter auch wir selbst. Dies sage ich nicht etwa, weil die Tour so schlecht ist, sondern weil neben den kalten Temperaturen an diesem Morgen ein echt stürmischer Wind über die Hochebene blies, der die „gefühlte“ Temperatur auf etwa –35° C senkte – und das, obwohl rein optisch strahlender Sonnenschein herrschte. Der nette Mann mit der Sonnenbrille in der Mitte war übrigens unser Führer, der trotz des eisigen Windes (man beachte die USA-Flagge oben!) eine gleichermaßen informative und lustige Tour zustande brachte...



Wir wanderten am „Rim“ des Kraters, der etwa 1,3 km Durchmesser besitzt und gut 180 m tief ist, etwa ein Drittel herum, wo sich ein kleiner Trampelpfad befindet, auf dem man in den Krater gehen könnte. Diesen gingen wir aber nur etwa 50 m in Serpentinen nach unten, wo sich plötzlich ein radikaler „Wetterumschwung“ einstellte: Hier befanden wir uns im Windschatten, und zusammen mit der Morgensonne herrschten hier recht annehmbare Temperaturen. Eine echt interessante Erfahrung, so krass hatte ich die Auswirkungen des „Wind Chill“ bisher noch nie erlebt. An dieser geschützten Stelle erzählte uns unser Führer über die neuere Geschichte des Kraters: Dieser wurde von Daniel Barringer, einem Bergbau-Ingenieur aus Philadelphia, ab 1902 wissenschaftlich untersucht, vor allem weil dieser glaubte, unter der tiefsten Stelle einen gigantischen ganzen Meteoriten zu finden. Dies war aber nicht der Fall, das größte verbleibende Stück des Meteors ist nur etwa zwei Meter groß und befindet sich jetzt im Visitors Center. Später kaufte die Familie Barringers das komplette Land, auf dem sich der Krater befindet, und die Meteor Crater Enterprises wurden gegründet. Diese Organisation verschreibt sich heute noch wissenschaftlichen Zwecken, organisiert aber auch den touristischen Part.



Unter anderem wurde der Krater in der Vergangenheit zum Austesten von Astronauten-Buggys verwendet, weil man vermutete, dass das Gelände auf dem Mond ähnlich aussieht wie das im Krater. Selbstverständlich war der Krater des Öfteren auch Kulisse für diverse Science-Fiction-Filme. Auf meine Nachfrage hin erfuhren wir von unserem Führer, dass der Krater von den Indianern eher gemieden wurde, sahen diese das Loch doch als eine Art „Falle in die Unterwelt“ an. Wir ließen uns von unserem Führer noch vor dem einzigartigen Hintergrund ablichten und die Tour ging dann zurück ins Besucherzentrum.



Als nächstes Ziel des heutigen Tages hatten wir uns den „Sunset Crater“ ausgesucht – zurück also über die I-40 bis Flagstaff und den Highway 89 nördlich gefahren bis zum gleichnamigen National Monument.



Vor etwa 900 Jahren, genauer im Jahr 1064, ist dieser relativ junge Vulkan ausgebrochen und hat mit der anfallenden Lava und Asche einen gut 300 Meter hohen pechschwarzen Hügel entstehen lassen. Um diesen nicht durch übermäßigen Tourismus zu schädigen, ist das Hinaufklettern untersagt – zu viel Geröll würde dadurch gelockert und den Berg über kurz oder lang zerstören.



Es gibt aber einen schöne geteerte Rundfahrt durch den kleinen Park, die wir nach dem kurzen Abstecher im Visitors Center und einer etwa 10 Minuten langen geschichtlichen Einweisung durch den netten Park Ranger in Anspruch nahmen. Natürlich bekamen wir auch hier wieder nach Vorlage des National Parks Pass umfangreiches Infomaterial – diesmal gleich für zwei Parks, nämlich im Verbund mit dem benachbarten Wupatki National Monument.

Etwas weiter hielten wir am Straßenrand und bestaunten die dort befindlichen bizarr geformten schwarzen Lavamassen, die aussahen, als wären sie erst vor ein paar Jahren erkaltet – kaum zu glauben, dass das Ganze schon über 900 Jahre her ist.



Wir verließen das National Monument und fuhren weiter. Nach einiger Zeit erreichten wir den Eingang zum bereits erwähnten nächsten Nationalpark:



In diesem Park dreht es sich, ähnlich wie im Walnut Canyon, hauptsächlich um historische Indianerbauten. Diesmal sind es aber die freistehend erbauten Pueblos, die die Hauptattraktion darstellen. Kurz nach dem Parkeingang bog schon die Stichstraße zum ersten dieser Uralt-Gebäude ab: Wukoki Pueblo



Die Pueblos gehen etwa auf das 12. Jahrhundert zurück und wurden von den Vorfahren der heutigen Hopi und Zuni Indianer erbaut und genutzt, um eine Art gemeinschaftlich organisierte Landwirtschaft aufzuziehen. Im nächsten Gemeinschaftsbau, dem viel größeren Wupatki Pueblo, sollen in den etwa 100 Zimmern demnach zu besten Zeiten über 300 Personen gelebt haben.



Schon etwa im Jahr 1250 verließen die Indianer aber diesen Landstrich wieder; offensichtlich, weil geänderte Boden- und Witterungsverhältnisse die Ernte schrumpfen ließen. Wir informierten uns im Visitors Center nebenan, wo man leihweise auch eine informative Broschüre für den Rundwanderweg um das Pueblo erhält, und begaben uns auf den selbigen.



Die kleinen Zimmerchen wirken für heutige Verhältnisse wirklich winzig, bedenkt man aber die viel geringere Körpergröße der Indianer damals, relativiert sich das Ganze wieder.

Im weitern Verlauf des Parks statteten wir noch etlichen kleineren Bauten, u. a.  den „Box Canyon Dwellings“ und dem Lomaki Pueblo einen Besuch ab. Erstere erhielten ihren Namen dadurch, dass sie neben einer etwa 20 – 30 m breiten Felsspalte erbaut sind, dessen wettergeschützte Lage die Ureinwohner für verbesserten landwirtschaftlichen Anbau nutzten.

Es war mittlerweile schon Nachmittag geworden, und so langsam hieß es „Kilometer machen“, schließlich wollten wir ja heute noch bis Las Vegas. Wir fuhren also über Flagstaff und die I-40 eine ganze Zeit lang dahin, bis wir in Williams eine kurze Pause zum Essen einlegten. Bei einer Pizza für mich und einem Club Sandwich für Claudia stillten wir dort unseren Hunger und fuhren weiter. Über Kingman und den Highway 93 erreichten wir schließlich den durch Schilder schon lang angekündigten Engpass über den Colorado River: Hoover Dam.

In Zeiten der allgegenwärtigen Terrorangst in den USA wird dieser Damm, der zweifelsohne eine der wichtigsten infrastrukturellen Bauten Nordamerikas darstellt, natürlich gehütet wie ein zweites Fort Knox. Schon einige Kilometer vor dem Damm werden alle Fahrzeuge einer Sichtprüfung auf einem Seitenstreifen unterzogen; größere Fahrzeuge und Wohnmobile werden z. T. sogar innen inspiziert. Nach Passieren dieser Kontrollstelle ging die Fahrt nur noch im Stop-n-Go-Tempo voran – Tausende Fahrzeuge wollten offensichtlich an diesem Sonntag abend das Nadelöhr Hoover Dam überqueren.

Hier ist auch erwähnenswert, dass schweren Lkw die Überfahrt über die Dammkrone verboten ist, was diese zu großen Umwegen zwingt. Dies und vermutlich auch die Tatsache, dass man den gesamten Fahrzeugverkehr in absehbarer Zeit von der Dammkrone verbannen will, ist offensichtlich der Grund, warum derzeit eine massive Brücke über den Colorado einige hundert Meter flussabwärts gebaut wird.

Auf einem kleinen Rastplatz unmittelbar vor dem Hügel hielten wir an und ich schoss ein paar Fotos von dem in der eintretenden Dämmerung schon hell erleuchteten Damm...



Anschließend reihten wir uns in die endlose Fahrzeugkette ein und überquerten im Schritttempo die Grenze von Arizona nach Nevada...

Steil bergan ging es nun hinauf nach Boulder City, und am nächtlichen Himmel war bereits ein heller Lichterschein zu erkennen. Natürlich wussten wir, was die Ursache hierfür war – die ersten Casinos am Straßenrand waren ja nicht zu übersehen. Wir fuhren über die Spitze der Hügelkette und da tauchte das Lichtermeer von Las Vegas vor uns auf – was für ein Anblick! :daumen:

Über die diversen Highways und Stadtautobahnen ging es hinein in die Spielerstadt, und die Silhouette des „Strips“ mit den „Landmarks“ Luxor-Laser und Stratosphere Tower kam immer näher. Einige Meilen später befanden wir uns auf der schon bekannten Tropicana Avenue, und kurz vor dem Einbiegen in den Strip meinte Claudia, man könnte ja die tolle Abendstimmung und das schöne Wetter noch für eine Runde am Strip nutzen, bevor wir in unser für heute gebuchtes Hotel „MGM Grand“ einchecken würden.

Das kam mir natürlich mehr als zupass, schließlich hatte ich ja noch eine kleine Überraschung parat. Dass ich die Buchung im „MGM“ längst storniert und woanders gebucht hatte, wusste Claudia nämlich bis zuletzt nicht...

Wir fuhren also im dichten Verkehr erneut den Strip Richtung Norden, ließen diesmal aber unser Hotel vom Freitag links liegen. Dafür setzte ich beim Anblick der ersten Gondeln des „Venetian“ den rechten Blinker und fuhr schnurstracks in die Parkgarage von Klein-Venedig. Dieses Hotel war ja seit der Sightseeing-Tour im Jahr zuvor Claudias absoluter Favourit; jedoch hatte ich zum Schein eine Buchung dort mit Hinweis auf die gesalzenen Preise stets abgewiesen. Natürlich hatte ich auch von dem Email-Promotion-Schnäppchen nie etwas gesagt, mit dem ich dann zwei Nächte zum absoluten Hammerpreis geordert hatte. :mrgreen:

Claudia staunte schließlich nicht schlecht, als ich ihr nach erfolgreichem Einparken mit einem kurzen „Wir sind da!“ zu verstehen gab, was unsere Unterkunft für die nächsten zwei Tage sein würde. Die Freude war natürlich riesengroß, und etwas später standen wir schon in der mondänen Lobby zum Einchecken, wo ich meinen Buchungsvoucher übergab.

Kurz später hielt ich die Schlüsselkarten für die Suite 12-220 und umfangreiches Infomaterial im Venetian Tower in den Händen. Alles hier im Venetian wirkte extrem professionell, und das Personal war überaus höflich. So wurde ich sogar gefragt, ob jemand das Gepäck für uns aufs Zimmer bringen solle. Pah – das fehlt noch, das schaffe ich auch alleine noch recht gut...

Also auf in den 20. Stock, die Schlüsselkarten benutzt und rein in die gute Stube...!



Die Suite selbst hielt voll, was ich mir erwartet hatte: Neben einem Himmelbett befand sich ein geräumiger Wohnbereich mit eigenem Faxgerät, eine gut sortierte Minibar und wunderschöne im Italienischen Stil gehaltene Möbel. Wir hatten auch schon das erste Fax erhalten: Eine namentliche Begrüßung mit den besten Wünschen für unseren Aufenthalt – diese war wohl ins Zimmer gefaxt worden, während wir mit dem Lift unterwegs waren...





Ich begutachtete gleich die umfangreiche Minibar, stellte aber alles wieder zurück und nutzte den Kühlschrank erst einmal für das Kaltstellen meiner eigenen Bierreserven. Die Bar enthielt von Softdrinks und Säften über Bier bis hin zu Whiskey und echtem Champagner alles, was das Herz begehrt. Auch die verschiedensten Snacks waren hier vorrätig. Hierzu übrigens später mehr...



Nach einem ausgiebigen Bad in dem wundervollen, mit Marmor ausstaffierten Badezimmer gingen wir noch ein wenig am Strip schlendern.





Zufällig trafen wir gerade vor dem Treasure Island Hotel ein, als die Außenshow „Sirens of TI“ begann. Wegen der kühlen Abendtemperaturen hatten die weiblichen Darsteller zwar kleine bunte Jäckchen an, die Show war aber trotzdem überragend. Ich hatte zwar einiges erwartet, aber dass eines der Schiffe auch noch stilecht um die Ecke fuhr, bevor es zur Konfrontation kam, hätte ich nicht gedacht. Leider gelang mir im Dämmerlicht und freihändig keine wirklich scharfe Aufnahme des Spektakels...



Etwas weiter südlich und einige Zeit später konnten wir auch den Vulkanausbruch vor dem „Mirage“ bestaunen – mit den beeindruckenden Licht- und Feuereffekten ein echter Hingucker. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man das rot belichtete Wasser zusammen mit den Feuersäulen tatsächlich für echte Lava halten...



Vom Umherlaufen hatten wir aber nun endgültig genug, und so versuchten wir uns im „Harrah’s“ Casino erstmalig an den Slot Machines – mit durchwachsenem Erfolg; wir verloren zwar nichts, aber ein echter Gewinn war auch nicht zu verzeichnen... :zuck:

So zogen wir uns auf unsere Suite zurück und ließen den Abend in unserem Himmelbett ausklingen...

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Meteor Crater: $12 pro Erwachsenen, optionale Tour zum Krater inklusive
Sunset Crater National Monument: Im NPP enthalten
Wupatki National Monument: Im NPP enthalten
Snack in Williams: Ca. $16 für 2 Personen, Softdrinks und Tipp inklusive
Hotel: Email-Promotion über www.venetian.com: €92 inkl. tax
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


Stefan M.

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #21 am: 12.01.2006, 20:09 Uhr »
28.11.2005 Las Vegas 8)


Heute schliefen wir zum ersten mal richtig lang – der Jetlag war endgültig überwunden. Nach einer ausgiebigen Morgenwäsche in unserem Luxusbad berieten wir, wo wir unser Frühstück einnehmen wollten. Da ich mir zum Ziel gesetzt hatte, möglichst viele Buffets in Vegas einmal zu besuchen, hatte ich bereits Wochen zuvor die einschlägigen Websites über Vegas studiert und mir so ein Bild über Qualität sowie Preis-/Leistungsverhältnis machen können. Ein guter Tipp ist hier übrigens: www.ratelasvegas.com . Die interessanten Daten hatte ich mir als Computer-Ausdruck mitgenommen und so fiel nach kurzer Diskussion heute die Wahl auf das Frühstücksbuffet des „Main Street Station“.

Wir düsten also mit unserem Minivan den Strip nach Norden und bogen kurz nach dem Stratosphere Hotel nach links in die Main Street ab. Nach kurzer Fahrt erreichten wir unser Ziel, und fanden aufgrund des Wochentags auch gleich einen Parkplatz, sogar außerhalb des Parkhauses – sehr angenehm. Wie bei allen Hotels muss man auch beim Main Street Station quer durch das Casino, um das Buffet zu erreichen. Das Hotelinnere ist im Stil einer Mischung aus Saloon und – nomen est omen – einer alten Bahnhofshalle gehalten. Das Ambiente gefiel mir sehr gut, und es war nicht alles so riesig wie in den großen Hotels am Strip. Auffallend war auch der hohe Anteil an sog. „Penny-Slots”, also Slot Machines mit einem Mindesteinsatz von $ 0,01.

Wir hielten uns aber nicht länger damit auf, die Daddelkästen zu inspizieren, sondern stellten uns am Buffet an. Nach kurzer Wartezeit entrichteten wir unseren Obolus von $ 6,18 pro Person und wurden wunschgemäß einem Nichtrauchertisch zugewiesen. Kaffee und frischer Orangensaft wurden von der netten älteren Lady, die an unserem Tisch als Bedienung fungierte, in Windeseile serviert und wir starteten unseren ersten „Beutezug“ ans Buffet. Das „Garden Court Buffet“ wird auf o. a. Website unter die 10 besten Buffets in Las Vegas benotet, und das trotz des äußerst geringen Preises. Dass dies voll zutreffend ist, stellten wir auch sofort fest: Die Auswahl war hervorragend, und ich ließ mir erst mal eine Auswahl von Rührei mit Bacon und ein Bagel schmecken. Neben der üblichen Speisen, die man als Frühstück gewohnt ist, gab es übrigens auch schon Hamburger und Pizza, die ich aber links liegen ließ. Der große Speiseraum des Buffets ist übrigens auch im Stil einer Bahnhofshalle gehalten – mit tausenden kleinen Glühlampen.



Wir frühstückten also ausgiebig und diskutierten erstaunt darüber, ob dieses Buffet für das Hotel nicht wirklich ein Minusgeschäft ist, gemessen an dem äußerst geringen Preis. Während der ganzen Zeit wurde, wie üblich, von der Bedienung ständig für volle Kaffeetassen gesorgt. Man hätte auch andere Softdrinks haben können – wir beließen es aber bei Kaffee und Saft.

Pappsatt verließen wir das Buffet, nicht ohne uns für den hervorragenden Service unserer Bedienung erkenntlich zu zeigen und ein paar $$ auf dem Tisch liegen zu lassen. Tipp also für Vegas-Reisende: Nicht immer heißt „teureres Buffet“ auch „besseres Buffet“ – das konnten wir übrigens später noch öfter feststellen.

Für den heutigen Tag war erst einmal Einkaufen angesagt – schon lange hatten wir das so geplant, schließlich hatten wir nur einen kleinen Grundbestand an Kleidung mitgenommen, und davon wanderte das meiste im Übrigen anschließend noch in Vegas in den Mülleimer.

Ziel war das „Las Vegas Outlet Center“ im Süden der Stadt. Wir fuhren also quer durch die Stadt über den Strip Richtung Süden, ließen den McCarran Airport ebenfalls links liegen und bogen schon kurz darauf auf den Parkplatz des Outlet Centers ein. Die Fahrt dauerte angesichts des geringen Verkehrsaufkommens auch nicht sehr lang. Der große Parkplatz war nur sehr spärlich belegt – den Grund hierfür fanden wir auch gleich heraus: Das Center öffnete nämlich erst um 10.00 Uhr. Ein kurzer Blick auf meine Uhr verriet mir, dass es vom Timing her kaum besser hätte laufen können: 09.56 h ! Wir tranken noch gemeinsam eine Cola und warteten zusammen mit vielleicht 20 anderen Kunden die Öffnung ab.

Nachdem dies geschehen war, ging ich gleich zum „Front Desk“ – ich hatte in weiser Voraussicht schon in Deutschland einen Coupon ausgedruckt, den man hier in ein sog. „Coupon-Book“ eintauschen kann. Dies sollte mir im Verlauf des heutigen Tages noch eine Menge Geld sparen. Ich stellte übrigens fest, dass entgegen meiner Erwartung dieses Heft mit Rabattmarken für fast alle Geschäfte in der Mall keineswegs an jeden ausgegeben wird – nur gegen Vorlage des besagten Coupons kommt man in den Genuss deutlicher Preisabschläge...

In dem Büchlein war natürlich auch eine Karte, mit der man sich in der doch beachtlich großen Mall besser zurechtfinden konnte. Wir verschafften uns erst einmal einen groben Überblick und gingen dann zum „Tommy-Hilfiger-Outlet“, in dem wir eine geschlagene Stunde mit Aussuchen, Anprobieren, Wieder-Zurücklegen, Was-Anderes-Anprobieren usw. verbrachten. Im Laden selbst war natürlich gerade einer der nicht enden wollenden „Sales“, und so gab es auf fast alle Artikel 30% Preisnachlass gegenüber dem „ticketed price“. Nachdem wir endlich genug hatten, legten wir an der Kasse unsere Artikel vor: Eine Jacke, fünf Hemden, zwei Jeans, zwei Pullover und zwei T-Shirts – die Kassenanzeige hielt schließlich bei über $ 500. Achso, da kommen ja noch die 30% wegen dem „Sale“ weg – es blieben immer noch $ 411. Ein Blick in mein Coupon Book verriet mir, dass ich im Hilfiger Outlet 25% Rabatt kriege, wenn ich über $250 einkaufe – allerdings nicht in Verbindung mit anderen Rabatten. Na ja, versuchen kann man’s ja – ich überreichte also dem nur wenig motivierten asiatischen Cashier den entsprechenden Coupon, den dieser kommentarlos einscannte – Boing! Da waren’s nur noch $308, mit tax also $332... Das nenne ich Einkaufen!!! Umgerechnet wurden mir später nur € 287 von der Kreditkarte gebucht – ein absoluter Top-Deal also, gemessen an dem was wir dafür bekommen haben.

Wir verstauten unsere Einkäufe erstmal in unserem Van und setzten dann unsere Einkaufstour fort. Im Levis & Dockers Store noch zwei Pullover und eine Jeans, bei IZOD noch eine Jeans und einen Pullover und bei Skechers drei Paar Schuhe – so langsam hatten wir was wir wollten. In jedem der Läden gab’s natürlich wieder Rabatte mit unserem Coupon Book.

Zwischendurch machten wir im unvermeidlichen Food Court noch eine Pause mit einem kleinen Snack. Außerdem wurden wir noch von einem netten Mitarbeiter einer Software-Firma angesprochen, der deren neues Produkt bewarb – eine Art Email, bei der man nichts mehr schreiben muss. Man nimmt sich einfach selbst mit einer Webcam auf und spricht die Mitteilung. Anschließend lädt man das Filmchen in Windeseile auf den Webspace der Firma hoch und der Link wird zum Empfänger der Email geschickt. Der wiederum kann damit die Mitteilung sehen, ohne dass große Datenmengen verschickt werden müssen. Gekostet hätte der Spaß $10 pro Monat – nicht wirklich interessant für mich. Wir nutzten aber die Gelegenheit eines kostenlosen Tests, um den lieben Daheimgebliebenen ein paar Grüße per Video zu schicken – was übrigens sehr gut ankam, wie ich später erfuhr...

Ach ja: Wer nun Lust auf günstiges Shopping in dieser Mall bekommen hat – ich will Euch natürlich den Coupon nicht vorenthalten: http://www.vegas-infos.de/coupons/lvoutletcenter.php . Auf dieser Site gibt’s übrigens noch massig andere Coupons für Vegas.

Gegen 16.00 Uhr hatten wir dann die Nase voll von „Shop ‚til wie drop“ und wir fuhren zurück zum Venetian. Dort hieß es erst einmal auspacken und überflüssige Verpackung los werden, schließlich musste das Zeug ja alles ins Gepäck passen...

Währenddessen fragte mich Claudia, ob ich denn irgendwo einen Haarfön entdeckt hätte – hatte ich nicht, und auch eine ausgiebige Suche in der Suite blieb erfolglos. So machte ich mich auf den Weg in die Lobby, um dort nach einem solchen Gerät zu fragen. Am Checkin angekommen wurde ich gleich von einem der „Concierges“ angesprochen: „Sir, how can I help you?“ – Ich schilderte mein Problem und ehe ich mich versah, durfte ich mit einem „Sir, please follow me!" den Concierge zum nächsten Telefon begleiten. Auf dem Weg dort hin wurde ich dann auch noch gefragt: „How is your day today, Sir?“, was mich dann endgültig aus der Fassung brachte. Derart gebauchpinselt bin ich bis dato noch nie in einem Hotel geworden. Die Frage, ob ich den Fön auf der Stelle bräuchte, verneinte ich – nach dem Abendessen ist ausreichend. Der Concierge erledigte das Problem mit einem kurzen Anruf beim Housekeeping und versicherte mir, dass der Fön in Kürze in die Suite geliefert wird.

Ich ging zur Suite zurück und dachte mir so nebenbei „na, was dieser Service wohl wieder kosten wird...?“. Claudia hatte sich inzwischen auch angezogen und nun wollten wir zum „Dinner“. Hatte ich da am Samstag morgen bei der nächtlichen Spazierfahrt nicht irgendwas von einem $5-Steak-Special im „Ellis Island“ gelesen und wurde das nicht auch schon ein paar mal im Forum diskutiert? Nichts wie hin also zum Ellis Island in der Koval Lane. Ein Parkplatz war schnell gefunden und bei der netten Dame am „Wait to be seated“-Desk bekamen wir gerade noch einen Tisch für zwei. Glück gehabt. Ich wollte unbedingt das Steak testen (das übrigens nicht auf der Karte steht, sondern nur auf den Werbetafeln außen), Claudia orderte ein Chicken Filet mit Mashed Potatoes und Mais für auch nur irgendwas um die $7.

Angesichts der wirklich niedrigen Preise erwartete ich keine wirklich großen Portionen – und wurde wieder mal getäuscht. Das Essen war nicht nur lecker, sondern auch ziemlich viel.... :essen:




Das Steak war sehr zart und saftig, und zu beiden Gerichten gab’s noch einen Side Salad. Als ich vom Ober auch noch erfuhr, dass das hauseigene Lager Beer nur $1,50 pro Pint (im Casino an der Bar $1) kostet, war ich endgültig sprachlos. So günstig und gut habe ich noch selten gegessen. Kein Wunder dass das Restaurant ständig voll ist... :bier:

Zu lange konnten wir aber auch nicht bleiben, weil wir ja für den heutigen Abend noch Karten reserviert hatten. So fuhren wir gegen 17.30 Uhr zurück ins Venetian und machten uns frisch. Der georderte Haarfön lag natürlich mittlerweile auf dem Tisch im Bad – und zwar nicht irgendeiner, sondern ein nagelneu verpackter... Erneut runzelte ich die Stirn angesichts der zu erwartenden „Service Charges“...

Gegen 18.30 Uhr fuhren wir dann hinunter zum Mandalay Bay und holten uns unsere Tickets für die 19.30 Uhr – Vorstellung des Musicals „Mamma Mia“ – Claudia hatte sich diese Show schon lange gewünscht. Bis zur Vorstellung blieb uns noch ein wenig Zeit, und so schlenderten wir in dem riesigen Casino umher. Das Mandalay Bay ist eines der schönsten Hotels in Vegas, wie wir fanden, und es war auch alles sehr edel eingerichtet. Auch dieses Hotel hatte ich bei der Reiseplanung in Erwägung gezogen, blieb aber dann wegen der günstigeren Email-Promotion und wegen Claudias Faible beim Venetian.

Gegen 19.10 Uhr ging es dann rein ins „Mandalay Bay Theatre“, in dem das Musical täglich zwei mal aufgeführt wird. Das Theater fasst schätzungsweise 2000 Besucher; die Sitze sind in einem 70°-Winkel angeordnet. So ist der Abstand und der Blickwinkel auf die Bühne von jedem Platz aus wirklich gut.



Die Karten, die ich auf der hoteleigenen Website vorreserviert hatte, waren zwar in der günstigsten Kategorie, aber dafür in der Sektion ganz vorn. So saßen wir etwa in der Mitte der Ränge und hatten eine tolle Sicht, ohne wirklich viel bezahlen zu müssen.

Das Musical war den Besuch in jedem Fall wert – unzählige Lieder der Gruppe „ABBA“ wurden gespielt, und obwohl die gesprochenen Teile natürlich in Englisch waren, konnte man der Handlung sehr gut folgen. Dazu kommt noch eine echt tolle Bühnenausstattung mit Licht- und Nebeleffekten, automatisch bewegte Bühnenteile und eine hervorragende Akustik. Am Ende des Musicals standen sogar etliche Zuschauer auf und tanzten auf ihren Plätzen mit. Obwohl ich alles andere als ein Fan von Musicals bin, gefiel es mir auch selbst recht gut.

Nach der Vorstellung fuhren wir zurück ins Venetian. Claudia ließ den Abend am Fernseher ausklingen, während ich noch ein bisschen durch die Casinos schlenderte. Im „O’Sheas“, einem kleineren Casino südlich des Harrah*s, zockte ich noch ein bisschen an den Slot Machines. An einem ₡25-Slot setzte ich zum Schluss den Wetteinsatz auf 3-fach, was aber anfangs auch nicht zum erwünschten Erfolg führte. Beim letzten Spin – es waren nur noch $0,75 Credit in dem Kasten – dann der Aha-Effekt: die dritte und letzte Walze hielt bei „Spin“, was eine Art Glücksrad über der Slot Machine in Gang brachte. Diese hielt wiederum bei „100“ - $25 gewonnen! Ich ließ mich beim Cashier auszahlen und schüttelte nur ungläubig den Kopf – zum ersten mal hatte ich mit ein paar Dollar Einsatz was gewonnen; und noch dazu mit dem allerletzten Spin... :hand:

Ich schlenderte noch ein wenig umher, trank das ein oder andere $1-Beer und beobachtete die Spieler an den Tischen. Bei manchen Spielern fragte ich mich, ob die Leute wirklich so viel Kohle haben oder einfach nur wahnsinnig sind – da wurden in fünf Minuten schon mal mehr verspielt als mein ganzer Urlaub kostete...

Gegen 23.30 Uhr war aber auch ich müde und ging zurück ins Venetian. Claudia musste bei meinem Bericht über den kleinen Gewinn an der Slot Machine auch lachen, und den Rest des Abends sahen wir noch ein wenig fern.

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Frühstücksbuffet Main Street Station: $6,18 pro Person
Abendessen Ellis Island Casino: $21, incl. Trinkgeld
Karten für Mamma Mia: €89 für zwei Tickets über www.mandalaybay.com
Hotel: Email-Promotion über www.venetian.com: €92 inkl. tax
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americanhero

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #22 am: 12.01.2006, 23:55 Uhr »
Hallo Stephan,

schön, daß es weitergeht. Schon alleine die Pics von Las Vegas steigern meine Vorfreude, obwohl es ja bis Mai noch ne ganze Ecke ist.
Bitte schnell weiterschreiben, will doch wissen, wie es danach weitergeht!!


Greetz,

Yvonne

Kauschthaus

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #23 am: 13.01.2006, 00:19 Uhr »
Ich warte auch schon gespannt!

Das Steak im Ellis Island fanden wir auch sehr gut. An ein Foto habe ich aber erst gedacht, als es schon halb gegessen war.  :lol:

Und den Tipp mit dem Frühstücksbuffet im "Bahnhof" merke ich mir, sieht ja klasse aus darin.

Viele Grüße, Petra
Wenn DAS die Lösung ist, dann will ich mein Problem zurück!

Doreen & Andreas

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #24 am: 13.01.2006, 09:00 Uhr »
Schön, daß es weiter geht, wir sind nach wie vor begeistert dabei  :P

Zitat von: Stefan M.
Das Musical war den Besuch in jedem Fall wert – unzählige Lieder der Gruppe „ABBA“ wurden gespielt, und obwohl die gesprochenen Teile natürlich in Englisch waren, konnte man der Handlung sehr gut folgen. Dazu kommt noch eine echt tolle Bühnenausstattung mit Licht- und Nebeleffekten, automatisch bewegte Bühnenteile und eine hervorragende Akustik. Am Ende des Musicals standen sogar etliche Zuschauer auf und tanzten auf ihren Plätzen mit. Obwohl ich alles andere als ein Fan von Musicals bin, gefiel es mir auch selbst recht gut.

Wir haben das Musical letztes Jahr in Leipzig gesehen, auch im Original. Und wir können es uns in der Übersetzung einfach nicht vorstellen... das kommt bestimmt nicht so gut.
In LV muß es aber sicher noch was ganz besonderes sein...*seufz*
Viele Grüße,
Andreas
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Stefan M.

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Ein weiterer Tag in Vegas...
« Antwort #25 am: 19.01.2006, 21:29 Uhr »
29.11.2005 Las Vegas  8)

Auch heute schliefen wir wieder richtig lange aus – bequem genug war das Himmelbett ja, um es darin auch ein wenig länger auszuhalten. Leider mussten wir heute schon wieder auschecken aus dem Venetian; die zwei Nächte sind wie im Flug vergangen.

Da wir beide noch nicht wirklich hungrig waren, beschlossen wir, das Frühstück sausen zu lassen und dafür ein frühes Mittagessen einzulegen. Vorher wollten wir aber noch „unser“ Hotel richtig intensiv besichtigen, dazu waren wir ja noch gar nicht gekommen. Wir machten uns also frisch, fuhren mit dem Lift hinunter und verstauten unser gesamtes Gepäck in unserem Auto.

Zweifellos das Filetstück des Hotels schlechthin ist die Einkaufspassage „The Grand Canal Shoppes“, die, wie der Name schon sagt, auch den Canale Grande und den Nachbau des Stadtbilds von Venedig beherbergt.




In den nachgestellten Gebäuden befinden sich Geschäfte aller Art, vor allem aber Mode, Schmuck und Geschenkartikel im Premium-Segment. Die Ladenpassage selbst befindet sich zwar im Inneren des Hotels, doch ist in einer Höhe von etwa 25 Metern die Decke als Himmel gestaltet, der von oben beleuchtet wird und mit dem die verschiedenen Tageszeiten durch Lichteffekte nachgestellt werden können. Durch den gesamten Bereich zieht sich der Kanal, auf dem etliche Gondolieri die Touristen zu einer Fahrt einladen. Die Gondolieri sind übrigens zum größten Teil echte Venezianer, die vom Hotel angeworben wurden.



Für eine Fahrt in der Gondel muss man pro Person $15 berappen, eine private Gondel schlägt mit $60 zu Buche. Der Gesang der Gondolieri ist bei diesem stolzen Preis allerdings schon mit inbegriffen. Wir verzichteten auf so eine Fahrt und ließen lieber die Eindrücke auf uns wirken. Ein Stück weiter kam man in eine größere Halle, in der der Markusplatz nachgestellt war. Ob ihr’s glaubt oder nicht: Es gibt hier sogar einen echten kleinen Taubenschwarm, der – ganz im Stil des großen Vorbilds in Italien – stilecht für die Verschmutzung des Bodens sorgt. Richtig authentisch waren hier auch die Preise – mit $ 4,50 für eine Kugel Gelato stand das Imitat dem Original in Nichts nach....




Wir schlenderten noch eine ganze Weile umher und ließen die Eindrücke auf uns wirken. Die Illusion, sich in Venedig zu befinden, ist hier wirklich nahezu perfekt. Man kann sogar auf Stühlen im „Freien“ sitzen und genüsslich einen Espresso oder Capuccino schlürfen – ganz wie in „Bella Italia“!

Wir verließen den Bereich des Grand Canals und trafen in einem prunkvoll ausgestatteten Saal auf eine Wachsfigur von Luciano Pavarotti – hier durfte natürlich ein Erinnerungsfoto nicht fehlen...



Die Decke in diesem Saal war ein echter Hingucker – aufwändig mit Gemälden versehen, die ringsum von Ornamenten eingefasst waren, die mit echtem Blattgold besetzt waren. Wir kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus...



Hier in der Halle wurden wir zum ersten mal im Rahmen einer Promotion angesprochen, die zur Zeit in ganz Las Vegas läuft. Die „Marriot“-Hotelgruppe baut nämlich derzeit etliche hohe Condominium-Türme, also Hochhäuser mit erstklassigen Eigentumswohnungen. Um diese nun an den Käufer zu bekommen, wurde man auf eine Art Werbeveranstaltung eingeladen, in der eine solche Musterwohnung vorgestellt wurde. Das Ganze läuft auch noch im Rahmen eines „Timesharing“-Programms, mit dem man angeblich dann ähnliche Wohnungen in der ganzen Welt gegen seine eigene zeitweise eintauschen kann. Als Gegenleistung für die Werbeveranstaltung würde man Gratis-Tickets für verschiedene abendliche Shows in Vegas erhalten. Wir verzichteten dankend und setzten unseren Weg ins Freie fort.



Wir gelangten über dem Außenbereich des nachgebildeten Canale Grande auf einer Art Balustrade hinaus. Dort stand die zu diesem Zeitpunkt zu Werbezwecken teils verhüllte Nachbildung der „Campanile“, also der Turm von Venedig. Daneben befindet sich die riesige Werbetafel für das Hotel, direkt vor der Nachbildung der Häuserfront von Venedig.




Wir gelangten etwas weiter südlich an den Eingang zu „Madame Tussaud’s Wax Attraction“, an deren Eingang bereits die ersten Figuren stehen...




Eigentlich wollten wir uns das Wachsfigurenkabinett auch ansehen, aber der Preis von $ 23 pro Person war uns dann doch etwas zu happig. So beließen wir es bei den beiden Erinnerungsfotos und gingen wieder ins Hotel hinein.

Dabei kamen wir nach dem "Venetian Tower" auch am „Venezia Tower“ vorbei – dieser in U-Form gebaute Gebäudeteil ist erst nachträglich gebaut worden und erhöhte die Gesamtzahl der Suiten (normale Zimmer gibt’s im Venetian nämlich nicht) des Hotels auf über 4.200. Derzeit im Bau ist übrigens ein dritter Gebäudeteil – mit Fertigstellung des sog. „Palazzo“ wird das Venetian dann insgesamt über 6.000 Suiten beherbergen und zum größten Hotel der Welt aufsteigen.




Wir gingen zurück in die Lobby des Hotels, um dort auszuchecken. Die Lobby selbst ist eine pompöse Halle, die mit Marmorsäulen, Marmorboden und prunkvollen Skulpturen ausgestattet ist.



Ich begab mich zum Checkout-Schalter und brachte mein Anliegen vor. Natürlich wurde ich ausgiebig befragt, wie es uns gefallen hätte, ob alles zu unserer Zufriedenheit arrangiert war usw. Danach wurde mir die Rechnung zur Prüfung ausgehändigt – eigentlich dürften ja keine Kosten mehr entstanden sein; die Suite hatte ich ja schon im Voraus bezahlt. Ach ja – da war ja noch die Sache mit dem Haarfön...

Bei einem Blick auf die Rechnung stellte ich mit Entsetzen fest, dass sich die Nebenkosten auf etwa $70 belaufen – allerdings nicht, wie erwartet, wegen dem Haarfön. Dieser war nämlich ein Gratis-Service des Hotels. Vielmehr hatte ich eine ganze Litanei „Refreshments“ auf der Rechnung, die sich über fast zwei Seiten erstreckte. Ich muss wohl ein ziemlich verdattertes Gesicht gemacht haben, weil mich die Dame am Checkout-Schalter gleich fragte: „Is something wrong with your bill?“ Ich erklärte ihr, dass da wohl ein Fehler unterlaufen sei, da wir keinerlei „Refreshments“ in Anspruch genommen hätten.

Die Dame lächelte nur süffisant und fragte mich, ob ich denn etwas aus der Minibar entnommen und wieder zurückgestellt hätte, oder ob ich darin etwas umgeräumt hätte. Ja, hatte ich – schließlich hatte ich ja mein mitgebrachtes Sam Adams darin gekühlt, und dafür musste Platz geschaffen werden. Sie erklärte mir, dass das der Grund für die Rechnung sei: In der Minibar sind nämlich unter jedem Gegenstand Sensoren angebracht, die den jeweiligen Betrag sofort automatisch zur Rechnung hinzufügen, sobald man den Gegenstand auch nur anhebt... Sie erzählte mir, dass es auch schon Gäste gegeben habe, deren Kinder den kompletten Kühlschrank einmal aus- und wieder eingeräumt hatten – was zu einer Rechnung von etwa $300 führt!

Mit so etwas hatte ich nun auch wieder nicht gerechnet... Die „Refreshments“ wurden aber ohne weitere Prüfung sofort von der Rechnung genommen und ich musste demnach nichts mehr bezahlen.



Ein Kuvert mit der Hotelrechnung und eine Erfahrung reicher gingen wir zurück zum Strip. Das nächste Ziel unserer Besichtigungstour war das etwas weiter nördlich gelegene neue Hotel der Superlative: „Wynn Las Vegas“.



Das „Wynn“, das seinen Namen von seinem Eigentümer Steve Wynn übernommen hat, ist der neue Star unter den Hotels in Vegas. Es stellt selbst Nobel-Adressen wie das Bellagio oder das Mandalay Bay in den Schatten und wurde im Frühjahr 2005 mit einer großen Show eröffnet.

Sofort ins Auge sticht einem die große Werbetafel des Hotels, offensichtlich mehrere Millionen Dollar teuer und um zwei Klassen besser als die der Konkurrenz. Das braune Außenband kann von oben nach unten bewegt werden und läuft analog mit der Anzeige, so dass der Eindruck entsteht, dass die Mechanik des Stahlbands außen den Arm im Bild bewegt...



Auf dem Weg zum Eingang konnten wir einen Blick auf die aufwändigen Wasserfälle der Außenanlage werfen.



Der Prunk im Hotel selbst lässt sich nur schwer beschreiben – jede Kleinigkeit hier ist einfach umwerfend. Die Böden sind nicht nur, wie erwartet, mit weißem Marmor ausgelegt, sondern weisen auch noch filigrane Mosaike auf.



Das Casino ist das Schönste, das ich je gesehen habe, und alles hier wirkt absolut teuer und edel. Die „Esplanade“, also die Einkaufspassage des Wynn, stellt sogar die Forum Shops im Ceasars Palace und die Grand Canal Shoppes im Venetian in den Schatten. Claudia und ich kamen jedenfalls aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Preise für so eine Herberge haben es allerdings auch in sich: Selbst wochentags liegt der Einstiegspreis schon jenseits der $200...

Wir drehten einige Runden in der Lobby und gingen dann zurück zum Venetian. Mittlerweile war es Mittag geworden und der Hunger meldete sich zu Wort. Wir holten unseren Minivan in der Tiefgarage ab und fuhren in Richtung der Fremont Street – als Mittagsbuffet hatten wir uns heute das „Golden Nugget“ ausgesucht. Auch dieses Buffet war ganz gut bewertet worden und nicht allzu teuer.

Wir parkten nebenan im „Main Street Station“ und gingen zu Fuß in Richtung des Golden Nugget. Jetzt tagsüber war noch nicht allzu viel los unter dem Lichterdach, einige Geschäfte waren sogar noch geschlossen. Im Golden Nugget ließen wir uns das Buffet schmecken – auch hier gab es am Essen nichts auszusetzen; einzig die dunkelhäutige Bedienung legte eine Arbeitsgeschwindigkeit an den Tag, dass man ihr während dem Gehen problemlos die Schuhe hätte neu besohlen können. Wir mussten sogar öfters nachfragen, um einen Refill unserer Diet Cokes zu bekommen – eigentlich absolut unüblich für so ein Buffet, und gar kein Vergleich zum Vortag im „Main Street Station“. Die Qualität des Essens war indes ganz gut, in der Gesamtwertung nach unserem Vegas-Aufenthalt belegte dieses Buffet aber nur einen der hinteren Ränge.

Den Nachmittag verbrachten wir damit, in der Fremont Street in den Geschäften zu stöbern und dabei allerlei Krimskrams zu kaufen. Immer mal wieder gingen wir auch in die kleineren Casinos hinein und riskierten ein paar $$ an den Slot Machines. Zwischendurch ließ ich bei „Walgreen’s“ meine erste volle 512K Speicherkarte der Digitalkamera auf eine CD brennen – kostete nur $3 und war, wie sich später herausstellen sollte, eine weise Entscheidung.

Die Hotels und Gebäude in „Old Las Vegas“ besitzen ein ganz anderes Flair als die riesigen Hotelanlagen am Strip – gefielen mir aber dennoch ganz gut. Ein bisschen fühlt man sich hier in der Zeit zurückversetzt...



So langsam wurde es Abend in der Altstadt. Um Punkt 18.00 Uhr begann dann auch die Lichtershow der Fremont Street – immer wieder ein beeindruckendes Erlebnis!



In einem kleinen Casino, das auch eine Cocktail-Bar hatte, ließ ich mich von der Bardame zu einem Kelch mit Frozen Daiquiri überreden – der Preis von $8 schien mir für das doch recht mächtige Gerät nicht überzogen und geschmacklich war das Zeug echt eine Wucht. Ich hatte allerdings nicht damit gerechnet, wie einem so ein geschlürfter Donnergurgler die Schuhe ausziehen kann – jedenfalls hatte ich danach schon einen deutlichen Zungenschlag.

Fahrtüchtig war ich so auf keinen Fall, und so übernahm Claudia die Fahrt hinunter zu unserem heutigen Hotel. Nachdem Claudia ja jetzt „ihren“ Hotel-Favouriten schon hinter sich hatte, war ich mit dem meinen an der Reihe: Luxor Las Vegas.

Das Einchecken ging recht zügig und die nette Dame meinte nach einem Blick auf meinen Voucher nur anerkennend: „Hey, good rate!“ – was mich schlussfolgern ließ, dass ich ein ganz gutes Angebot im Internet ergattert hatte. Wir wollten unbedingt in der Pyramide selbst übernachten, weil mich die Konstruktion und die Liftfahrt mit den „Inklinatoren“, wie die Aufzüge hier heißen, interessierte. Wir bekamen ein Zimmer im 21. Stock mit Sicht in Richtung der Berge und dem hinteren Teil des Mandalay Bay. Das 2-Queen-Bed-Zimmer konnte selbstredend nicht mit der Suite im Venetian mithalten, es war aber alles ganz ordentlich und auch das Bad war nett ausgestattet.

Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, inspizierten wir noch ein bisschen unser neues Hotel und fuhren auch mit der hauseigenen Tram nochmal zum Mandalay Bay hinüber, um sich dort ein wenig umzusehen. Da wir durch das späte Mittagessen keinen wirklichen Hunger hatten, knusperten wir abends beim Fernsehen nur noch ein paar Nachos und ließen den Abend so ausklingen.

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Mittagsbuffet Golden Nugget: $ 15,98 + tax
Hotel: Luxor, 2 Queens, 51 €, Email-Promotion über www.luxor.com
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


americanhero

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #26 am: 19.01.2006, 21:57 Uhr »
Hallo Stefan,

wie schön, es geht weiter. Darauf habe ich ja schon die ganze Zeit gewartet. :lol:

Zitat
...in der Minibar sind unter jedem Gegenstand Sensoren angebracht...


Na, auf so eine Idee muß man erst einmal kommen. Ich glaube, ich hätte da ebenfalls erst einmal ganz verdattert geschaut, aber echt. :shock: Wer vermutet denn schon, daß ein einfaches Verrücken der Getränke im Kühlschrank dazu führt, die Rechnung der Nebenausgaben in ungeahnte Höhen zu treiben?

Greetz,

Yvonne

Stefan M.

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #27 am: 24.01.2006, 22:07 Uhr »
30.11.2005 Las Vegas – Death Valley :D

Für heute stand wieder einmal ein Tagesausflug auf dem Programm: Das Death Valley wollte vollends erkundet werden, war doch vor Jahresfrist nur ein Bruchteil des Tals geöffnet, wodurch wir nur die Sand Dunes zu sehen bekommen hatten.

Wir machten uns also in unserem Hotelzimmer im Luxor frisch und fuhren mit unserem Pontiac los in Richtung Süden. Eigentlich wollten wir nur schnell einen Burger als Frühstück essen, da entdeckten wir eine Filiale des „Panda Express“ in der Nähe des berühmten Ortsschilds von Las Vegas. Warum nicht mal asiatisch frühstücken? Rein also in die Filiale, die kurz zuvor geöffnet hatte, und einen Combo-Platter bestellt. Der war dann auch so groß, dass wir beschlossen, diesen einen zu teilen – was im Übrigen locker ausreichte. Neben dem „Klassiker“ Orange Chicken ließen wir uns auch irgendeine Art scharfes Rindfleisch aufladen.

Derart gestärkt ging es los in Richtung Westen. Über den Highway 160 verließen wir Las Vegas, was relativ schnell ging – hier zeigt sich doch deutlich, dass die Stadt selbst viel kleiner ist als die kolossalen Hotelbauten am Strip vermuten lassen. Dass sich dies aber immer mehr relativiert, zeigte die intensive Bautätigkeit: Ganze Neubaugebiete werden dort im Südwesten der Stadt momentan gleichzeitig hochgezogen.

Eine ganze Zeit lang ging es über ödes Wüstengebiet dahin bis Pahrump – dort bogen wir in Richtung Shoshone ab. Gottlob war der Tank unseres Minivans gut gefüllt, die einzige Tankstelle in Shoshone lag nämlich preislich gut einen Dollar über dem Normalpreis... Weiter ging es auf dem Highway 178 in Richtung Ashford Mill, wo man zum ersten mal richtig in das Valley hineinkommt. Die Temperatur ging dementsprechend hoch, auch wenn es logischerweise nicht annähernd so heiß war wie im Sommer.

Wir fuhren gemächlich weiter in Richtung Norden, und nur selten sahen wir andere Touristen mit Campern oder Pkws. Jetzt waren auch zum ersten mal die typischen weißen Salzablagerungen zu erkennen, die man mit ein bisschen Phantasie für Schnee halten könnte (ob es hier überhaupt mal schneit...?)

Immer wieder mal hielten wir und bestaunten die karge Landschaft. An einer der Haltebuchten konnte man gut erkennen, dass irgendein Naturfrevler doch tatsächlich mit einem Allrad-Jeep von der Straße runter in das Salzbasin gefahren ist und dort hässliche Reifenspuren hinterlassen hat. Wie mich so etwas ärgert – so einer sollte zur Strafe zu Fuß zurück bis Las Vegas gehen müssen – im Juli, zur Mittagszeit.... :evil:

Die Salzablagerungen wurden jetzt immer deutlicher und dicker und kurz darauf kamen wir an die größere Haltebucht von „Badwater“, dem tiefsten Punkt der USA. Satte 85 Meter unter dem Meeresspiegel befindet man sich hier, und der Name des Punkts rührt daher, dass es hier einen kleinen Pool mit Wasserresten gibt, dessen Wasser aber offensichtlich so stark salzhaltig ist, dass nicht einmal die durstigen Pferde der ersten Siedler daraus tranken – „Bad Water“ eben.




Wir wanderten ein wenig auf der Salzoberfläche hinein in Richtung des Tales. Eine skurrile Landschaft war das hier, karg und unwirtlich zwar, aber dennoch beeindruckend. Wir waren fast alleine auf dieser riesigen Fläche Salz; und während wir so dahinschlenderten ließen wir die Eindrücke auf uns wirken. Welches Abenteuer muss das früher gewesen sein, dieses Tal mit Pferdefuhrwerken oder auch reitend zu durchqueren – wer sich hier verletzte oder sonst irgendwie hängenblieb, musste unweigerlich verdursten.

Nach etwa einer halben Stunde gingen wir zurück zum Parkplatz. Erst jetzt sahen wir das auf dem Hügel dahinter in 85 m Höhe angebrachte Schild mit dem Strich: "Sea Level". Unglaublich – an fast allen anderen Orten der Welt würden wir hier tief im Ozean stehen!

Wir nutzten das Angebot, hier auszutreten und fuhren weiter. Kurze Zeit später bog nach links eine Stichstraße in Richtung des „Devils Golf Course“ ab, welchen wir auch nahmen. Die Oberfläche hier ist stark zerklüftet, aber ebenso mit Salzablagerungen behaftet. Wie genau diese bizarren Erdaufwerfungen entstehen, konnte ich anhand der Info-Tafeln nicht herausfinden – beeindruckend ist dieses Phänomen aber allemal.



Am Parkplatz des Devils Golf Course stand neben uns ein Chevy Cavalier – dieser bessere Elefantenrollschuh wäre eigentlich das gewesen, was uns bei Alamo Las Vegas erwartet hätte. Wieder wurde uns bewusst, dass wir eigentlich ziemliches Dusel mit unserem Van gehabt haben: In so einer Sardinendose wäre die Durchfahrt durchs Valley nicht wirklich ein Spass. A propos Auto: Zum ersten mal in meinem Leben musste ich Ende November die Klimaanlage einschalten. Eigentlich unfassbar...!

Etwas weiter nördlich bogen wir auf die kleine Schleife ab, die zur „Artists Palette“ führt. Woher der Name stammt, konnten wir spätestens beim Anblick der Felsformation leicht erkennen: Als ob die Natur hier verrückt gespielt hätte, schillern die Felsen hier in allen möglichen Farben.



Weiter ging es in Richtung Furnace Creek, der zentrale Ort im Death Valley. Die Furnace Creek Ranch ließen wir links liegen und fuhren gleich zum Visitors Center. Dort empfing uns ein Park Ranger, dem ich mit den Worten „I have a National Parks Pass“ das gewünschte Plastikkärtchen aushändigte. Der Park Ranger sah mich allerdings nur ganz entgeistert an und schüttelte mit dem Kopf. Derlei Reaktion hatte ich nun nicht erwartet – war doch der Nationalparkpass stets der Schlüssel zum „Sesam-öffne-dich“ und den Erhalt von Infomaterial. Claudia begann plötzlich laut zu lachen und machte mich auf den Grund für die komische Situation aufmerksam: Ich hatte aus Versehen in meiner Brieftasche ein Fach danebengegriffen und dem Park Ranger nicht etwa den Nationalparkpass ausgehändigt, sondern – die Schlüsselkarte des „Venetian“! :oops:

Diese war farblich ähnlich dunkel gestaltet und ich hatte im Eifer des Gefechts den Fehler nicht bemerkt. Sogleich entschuldigte ich mich bei dem Ranger und händigte ihm den „echten“ Pass aus – und erhielt neben dem gewünschten Infomaterial auch ein Schmunzeln von ihm. So was ist ihm wohl auch noch nicht passiert...

Wir sahen uns noch ein wenig im Visitors Center um und fuhren dann weiter. In dem kleinen Ort sind auch altertümliche Gefährte des frühen Borax-Abbaus ausgestellt. Ich möchte nicht wissen, unter welchen Arbeitsbedingungen die Leute hier früher schuften mussten – Neben der starken Hitze auch noch solche vorsintflutlichen Arbeitsmittel....

Weiter ging es auf dem Highway 190 in Richtung Südosten – den weiter nördlich gelegenen Teil mit den Sand Dunes hatten wir ja im Jahr zuvor schon gesehen. Am Zabriskie Point machten wir Halt und ließen die zerklüftete Hügellandschaft auf uns wirken. Unwirklich sah das alles aus, und wir rätselten, wie solche Formationen entstehen können. Vermutlich sind solche krassen Klimabedingungen wie hier im Death Valley Voraussetzung für dieses Phänomen.



Eigentlich wäre nun noch die Fahrt zum „Dante’s View“ auf dem Programm gewesen, aber eine große Absperrbake am Beginn der dorthin führenden Stichstraße und ein Schild besagten, dass die Strecke aufgrund Straßenschäden gesperrt sei. Mir gingen gerade Überlegungen wie „Bodenfreiheit hätte unser Pontiac genug...“ und „Meine Stoßdämpfer sind es ja nicht..:“ durch den Kopf, da kam ein Amerikaner mit Cowboyhut und einem Dodge Ram aus der Straße herausgefahren. Mit einem kurzen „No way to get through...!“ machte er mir deutlich, dass selbst er mit seinem Allrad-Pickup keine Chance gehabt hatte, und so begrub ich jegliche Hoffnung, dass ich es mit dem Van schaffen könnte. Wir ließen also von dem Vorhaben ab und mussten wohl oder übel dieses Highlight ersatzlos streichen.

Mittlerweile war es Spätnachmittag und wir beschlossen, zurück nach Vegas zu fahren. An der Death Valley Junction verfuhr ich mich leider etwas, weil ich wieder zurück nach Shoshone abbog. Den Irrtum bemerkte ich aber erst, als ein Umkehren auch nichts mehr gebracht hätte – was soll’s, Sprit hatten wir genug und unter Zeitdruck standen wir auch nicht. So fuhren wir halt die paar Zusatzkilometer und gelangten so über Shoshone und Pahrump zurück nach Las Vegas. Bei unserem Eintreffen war es schon dunkel, und erneut konnten wir beim Überqueren der letzten Hügelkette vor der Stadt das tolle Lichtermeer genießen.

Wir parkten unser Auto hinter der Pyramide und fuhren hoch in unser Zimmer. Die zwei Dollar Trinkgeld für das Zimmermädchen hatten sich gelohnt – alles war blitzblank hergerichtet. Nach einer Dusche und einem intensiven Schuhputz (das Salz von Badwater hatte unsere Schuhe aussehen lassen wie Weißwandreifen) war es auch an der Zeit, endlich ans Essen zu denken. Außer dem kleinen Asia-Frühstück und literweise Diet Coke während der Fahrt hatten wir ja noch nichts gegessen.

Heute stand ein echtes kulinarisches Highlight auf dem Programm, von der Benotung her die Nummer 2 aller Buffets in Las Vegas: Das „Spice Market Buffet“ im Aladdin. Wir parkten unser Auto im „Paris“ nebenan, weil dessen Parkgarage einfacher zu erreichen ist, und gingen zu Fuß rüber ins Aladdin. Das Buffet befindet sich in diesem Hotel im Untergeschoss, also fuhren wir über die Rolltreppe hinunter und entrichteten unser Eintrittsgeld für das kulinarische Schlaraffenland.

Dass die guten Kritiken im Internet nicht von ungefähr kommen, konnten wir sofort feststellen: Der von Claudia bestellte Orangensaft war, nicht wie sonst oft üblich, aus Konzentrat, sondern tatsächlich frisch gepresst. Die Einrichtung war luxuriös und gemütlich, und die zahllosen Stationen warteten mit kulinarischen Köstlichkeiten aus den verschiedensten Regionen der Welt auf. Ich ließ mir erst einmal als Vorspeise eine vorzügliche Suppe schmecken und begann dann meine Streifzüge an die verschiedenen Buffet-Stationen.

Als alter Seafood-Fanatiker hatte es mir die Station mit den Shrimps natürlich besonders angetan – als Vorspeise zu dem guten Dutzend Crab Legs, das ich danach vertilgte. Anschließend holte ich mir noch von verschiedensten Fleischgerichten jeweils ein kleines Stückchen – man will ja so viel wie möglich durchprobieren. :essen:

Insgesamt etwa zwei Stunden hielten wir uns im Aladdin auf und schlemmten uns von Station zu Station. Pappsatt verließen wir dann das Buffet und waren froh, schon viel eher da gewesen zu sein: Die Warteschlange am Eingang war jetzt doch beträchtlich.

Wir fuhren gemütlich den Strip in Richtung Norden und bogen nach dem Mirage links ab in Richtung der Parkgarage des „Treasure Island“. Hier fand nämlich unsere zweite vorgebuchte Show statt: „Mystère“ aus der Reihe „Cirque Du Soleil“. Da wir aber noch zu früh dran waren, schlenderten wir noch ein wenig im Hotel umher, holten unsere Karten am Will-Call-Schalter ab und begaben uns dann an die Bar „Kahunaville“ – zum einen, weil diese sich gleich gegenüber des Eingangs zum „Mystère Theatre“ befindet, zum anderen, weil uns zwei Tage zuvor einer der zahllosen Flyers-Verteiler am Strip einen 2-for-1-Gutschein für diese Bar in die Hand gedrückt hatte.

So bestellten wir bei der jungen Barkeeperin zwei Cocktails, die diese in einer Weise zusammenmixte, wie ich es noch nie gesehen hatte. Sicher kennen viele von uns die Tricks der professionellen Barkeeper, die die Flaschen, Gläser und Mixbecher gekonnt schwingen, durch die Luft werfen und wieder auffangen. Sollte es hierzu eine Weltmeisterschaft geben, ist dieser Barkeeperin ein Platz auf dem Podest sicher. Ich kam jedenfalls zu dem Schluss, dass die Dame wohl früher in einem Zirkus gearbeitet haben muss, denn so akrobatisch und gekonnt wie hier die Drinks gemixt und serviert wurden, habe ich es bisher noch nie erlebt. Staunend saßen wir da und sahen zu, wie sie immer wieder neue Tricks aufführte. Oft wunderte ich mich, dass dabei nichts aus den Flaschen verspritzt wurde – aber gekonnt ist eben gekonnt. Allein die Show war schon das Geld für die Drinks wert – aber auch die Getränke selbst waren wirklich köstlich. :daumen:

Anschließend ging es hinein in das Theatre. Da wir schon zuvor bei der Abholung der Karten darauf aufmerksam gemacht worden waren, etwa eine halbe Stunde vor Showbeginn auf den Plätzen zu sein, um die Pre-Show nicht zu verpassen, waren wir dementsprechend pünktlich – und es sollte sich lohnen. Die Show bestand darin, dass ein als eine Art „verrückter Professor“ gekleideter Clown in den Zuschauerrängen für Stimmung sorgte und die lustigsten Späße machte: Einmal wurde ein ganzer Eimer Popcorn „versehentlich“ über einer Sektion ausgekippt, dann wieder schnappte er sich neu hereinkommende Zuschauer, nahm ihre Karten und führte sie zu den Plätzen – natürlich nicht direkt, sondern auf krassen Umwegen quer durch andere Bereiche.



Schließlich begann dann die Show – diese wurde übrigens schon acht mal zur besten „Production Show“ in Las Vegas gewählt. Die Show selbst besteht aus allerlei akrobatischen Einlagen, die wirklich überzeugend sind – an einer Art Trapez, an Seilen hängend, aber auch am Boden werden die waghalsigsten Dinge aufgeführt. Die Darsteller sind in bunte Kostüme gekleidet und geschminkt. Die Show soll eine Art „Traum“ nachstellen, allerdings fehlte mir irgendwie ein Leitfaden bzw. eine Handlung in dem Ganzen. Claudia war von der Show begeistert, ich aber wusste nach dem Ende nicht wirklich etwas damit anzufangen.

Nach der Show – es war ja die Spätvorstellung um 22.30 Uhr, deshalb war es jetzt auch schon nach Mitternacht – fuhren wir zurück zum Luxor, wo wir ziemlich müde ins Bett fielen. Ein weiterer erlebnisreicher und wunderschöner Tag ging zu Ende.

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Menü im Panda Express: $6
Eintritt Death Valley: Im National Parks Pass enthalten
Spice Market Buffet im Aladdin: $ 51,50 für zwei Personen
Zwei Cocktails an der Kahunaville Bar: $7, mit 2-for-1-Coupon
Eintrittskarten Mystère: 126 € für 2 Personen, hoteleigene Website www.treasureisland.com
Hotel: Luxor, 2 Queens, 51 €, Email-Promotion über www.luxor.com
"Mit des Weißbiers Hochgenuss, wächst des Bauches Radius..." (unbekannter Autor)


Cicco

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Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #28 am: 25.01.2006, 08:04 Uhr »
Super Reisebericht. Lese mit voller Spannung mit.


Frage: War das Schild bei Badwater früher nicht mit einer Art Holzsteg umgeben/zugänglich?

Was ist denn mit dem passiert?
......Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben......

Westernlady

  • Gast
Re: Rund um Las Vegas und Philadelphia, Nov/Dez 2005
« Antwort #29 am: 25.01.2006, 08:45 Uhr »
Danke für diesen wunderschönen Tagesbericht vom Death Valley. Das steigert meine Urlaubsvorfreude noch viel mehr, denn bei mir wird das Death Valley dieses Jahr ganz groß geschrieben.