09.12.2005 Philadelphia – King Of Prussia Nach einem ausgiebigen Frühstück mit richtigem Kaffee (so eine eigene Küche hat doch was, so ist man nicht auf die dünne Kaffee-Plörre der diversen Fast-Food-Restaurants angewiesen) überlegten wir, was wir mit dem heutigen Tag anstellen sollten.
Wir beschlossen trotz der Tatsache, dass wir eigentlich schon alle Weihnachtseinkäufe erledigt hatten (das meiste gleich am Anfang im Las Vegas Outlet Center), heute hinaus nach King Of Prussia zur dort befindlichen Mall zu fahren und dort noch ein wenig in den Shops zu bummeln. Da wir aber kein Auto mehr zur Verfügung hatten und uns wegen dem einen Tag auch keinen Leihwagen mehr nehmen wollten, studierten wir den Fahrplan des örtlichen Nahverkehrsunternehmens „SEPTA“ (Southeastern Pennsylvania Transportation Authority) und fanden nach einiger Verwirrung auch die passende Verbindung: Buslinie 124 fährt von Downtown die gut 20 Meilen hinaus zur Shopping Mall.
Wir gingen also gegen Mittag zur besagten Haltestelle westlich der City Hall und warteten auf unseren Bus. Hier trudelte ein SEPTA-Bus nach dem anderen ein, einzig der für uns passende Bus 124 war nicht darunter. Die fahrplanmäßige Abfahrtszeit war auch schon gut fünf Minuten vorbei, und so dachte ich mir bereits, dass hier etwas nicht stimmen kann. Ich fragte den Fahrer eines anderen Busses, wann und wo denn nun der Bus nach King Of Prussia fahren würde, und erhielt zur Auskunft, dass wir hier falsch seien. Die „richtige“ Haltestelle sei einen halben Block (!), also etwa 50 m, weiter nördlich...
Wir schlenderten also hinüber zur besagten „richtigen“ Haltestelle und konnten dem Fahrplan entnehmen, dass der nächste Bus in die gewünschte Richtung erst in etwa einer dreiviertel Stunde gehen würde. Um nicht unnötig im ziemlich kalten und böigen Wind frieren zu müssen, verbrachten wir die Zeit bis dahin damit, im angrenzenden „Starbuck’s“ noch einen Kaffee und einen Muffin zusammen zu genießen.
Um nicht wieder den Bus zu verpassen, kehrten wir aber schon nach etwa einer halben Stunde zur Haltestelle zurück und erwischten so endlich den richtigen Bus. Nun waren wir wohl die einzigen, die die Tickets erst im Bus lösen mussten, alle anderen Passagiere hatten irgendwelche Monats- oder Dauerkarten.
Ich hätte nicht gedacht, dass das Tarifsystem in einem herkömmlichen Linienbus so kompliziert sein kann – jedenfalls hätte man pro Person für die Fahrt einen „Token“ der SEPTA und zusätzlich $1,50 bezahlen müssen. Da ich aber keine Token mehr einstecken hatte und es diese auch nur in den U-Bahn-Stationen und Busbahnhöfen zu kaufen gibt, sollte ich anstatt des Tokens $2 berappen – so sieht es das Tarifsystem vor. Nach meiner Rechnung wären das dann für zwei Personen $7 gewesen – angesichts der gut 20 Meilen kein schlechter Preis für zwei Personen.
Der Fahrer hielt mir aber während der Fahrt einen ganzen Vortrag, welche verschiedenen Preisgestaltungsmöglichkeiten man bei der „SEPTA“ hat – und verwirrte mich dadurch noch mehr. Er war aber sehr freundlich und sagte schlussendlich sinngemäß, ich solle einfach fünf Dollar zahlen, das sei „schließlich genug für so eine Fahrt, auch wenn er eigentlich sieben Dollar verlangen müsse“. Ein echt netter Mensch – nicht nur wegen des kleinen Rabatts, sondern auch überraschend, mit welcher Freundlichkeit einem hier als Tourist das Tarifsystem erklärt wurde. Ich will mir gar nicht vorstellen, mit welchen Kommentaren einen ein Busfahrer der MVG in München in einer ähnlichen Situation abgefertigt hätte...
Nach einer knappen Stunde Fahrt und etwa fünf Haltestellen weiter erreichten wir schließlich unser heiß ersehntes Ziel: Die King Of Prussia Mall. Wer von diesem El Dorado für Shoppingverrückte noch nichts gehört hat, dem sollten die folgenden Daten schon mal einen kleinen Überblick verschaffen: Die beiden Teilbereiche „The Court“ und „The Plaza“ umfassen zusammen insgesamt acht große Kaufhäuser der einschlägigen Ketten, etwa 360 Geschäfte und 45 Restaurants. Nach der „Mall Of America“ nahe Minneapolis stellt „King Of Prussia“ die größenmäßige Nummer zwei der USA dar, wobei neben den Einwohnern Philadelphias auch viele Kunden aus dem benachbarten Bundesstaat New York kommen – schon wegen der Tatsache, dass in Pennsylvania keine Steuern auf Bekleidung und Schuhe erhoben werden.
Am Eingang zu „The Plaza“ waren dann auch schon stilecht zwei große Rentiere ausgestellt – die nach Einbruch der Dunkelheit natürlich entsprechend beleuchtet wurden...
Nun also rein ins Shopping-Vergnügen... Hier sei noch einmal angemerkt, dass die KOP-Mall nichts mit irgendeinem gewöhnlichen Einkaufszentrum zu tun at. Die Gänge zwischen den Geschäften sind mit hochglanzpolierten Marmor ausgelegt, an den „Kreuzungen“ befinden sich formschöne Brunnen, Säulen usw. So wird das Einkaufen regelrecht zu einem „Lustwandeln“ in einer exzellenten Atmosphäre – einzig die paar Dutzend Fast-Food-Stände am Food Court passen hier nicht so recht ins Bild. Für mich war es schon der insgesamt vierte Besuch dieser Mall, und ich fahre immer wieder gerne hin.
Da wir ja eigentlich nichts Bestimmtes mehr brauchten, spazierten wir also "nur so" durch die Geschäfte und sahen uns alles an. Immer wieder wurden wir von Angestellten auf „Specials“ angesprochen, die es natürlich jetzt zur Vorweihnachtszeit zuhauf gab.
Im Lord & Taylor konnte ich schließlich nicht widerstehen und erstand ein Set der noch relativ neuen „Polo Black“-Serie, außerdem ein Set mit fünf kleinen Flacons der verschiedenen Ralph-Lauren-Fragrances zum absoluten Schnäppchenpreis.
Während wir uns sonst mit weiteren Einkäufen angesichts der schon seit Vegas in unserem Besitz befindlichen Massen von Kleidungsstücken zurückhielten, schlugen wir im „Old Navy“ dennoch erneut zu – dort waren etwa zwei Dutzend verschiedene Longsleeves erhältlich, eines schöner als das andere und zu einem unschlagbaren Preis. Nach etwa 15 Minuten Diskussion mit Claudia (nein, ich nehme nicht alle vier aus der engeren Auswahl!) konnte ich mich dann doch für eines entscheiden, das dann noch den Besitzer wechselte.
Zwischendurch trafen wir natürlich auch auf massenweise Weihnachtsdekoration – neben den unvermeidlichen künstlichen Christbäumen, die ebenso schnurgerade geschnitten wie extrem mit Schmuck zugehängt sind, trafen wir schließlich auch auf einen „professionellen“ Santa, neben dem Eltern ihre Sprösslinge gegen entsprechendes Entgelt hinsetzen und fotografieren lassen durften (und davor in einer endlosen Schlange warten mussten...).
Ich stellte mir in dem Moment gerade vor, wer denn so einen Job in Deutschland übernehmen würde – den ganzen Tag etwas Liebes zu den verzogenen Rotzlöffeln sagen zu müssen, zwischendurch immer mal wieder „Ho, ho, ho...!“ zu rufen und in dem kitschigen Santa - Kostüm zu schwitzen wie ein Eisbär in der Karibik. Na ja, dank Hartz-IV würde sich da wahrscheinlich auch noch irgendein Ein-Euro-Jobber finden...
In einem der Gänge lief gerade eine Werbeaktion für den Hummer H3, der ja doch deutlich kleiner ausfällt als der „richtige“ Hummer H2. Diese Tatsache, gepaart mit dem für den deutschsprachigen Betrachter etwas eigentümlichen Namen des Autohändlers, machte das kleinere Modell dann auch tatsächlich zum „Armen-Hummer“...
An einem Schaufenster eines Schmuckgeschäft inspizierten wir noch ausgiebig die dort ausgestellten Nobel-Zeiteisen à la Rolex, JaegerLeCoultre und Breitling. Nun wäre da schon das ein oder andere schöne Exemplar dabei, nur für die dazugehörigen Preisschilder hat wohl meine Kreditkarte die falsche Farbe...
So beließen wir es hier beim „Window-Shopping“ und gingen, nachdem wir sowohl „The Plaza“ als auch „The Court“ komplett auf beiden Ebenen inspiziert hatten, so langsam wieder in Richtung des Busbahnhofs – schließlich war es mittlerweile schon dunkel geworden und wir wollten ja heute mit Simon und Leigh essen gehen.
Ach ja: Wer im Rahmen einer Rundreise mal in oder an Philly vorbeikommt und mindestens einen halben Tag Zeit zum Shoppen zur Verfügung hat, dem kann ich nur empfehlen, mal in der King Of Prussia Mall vorbeizuschauen. Hier ein Link, um sich die Ausmaße dieser Mall ein wenig vorstellen zu können:
http://www.kingofprussiamall.com/shopping_info/KOP-Directory.pdfDie Mall liegt übrigens gleich neben dem „Valley Forge National Historic Park“, einer historischen Stätte des Unabhängigkeitskrieges – da wir diese aber schon zweimal (Claudia) bzw. dreimal (ich) besichtigt hatten, verzichteten wir diesmal auf einen erneuten Besuch.
Gegen 18.00 Uhr fuhren wir mit dem Bus wieder zurück in Richtung Downtown – diesmal hatte ich am Busbahnhof natürlich vorher etliche Token gekauft und konnte so beim Fahrer passend bezahlen – zwei Token und drei Dollar, bitteschön!
Nach einer Stunde Fahrt durchs nächtliche Philly mit den Vororten Conshohocken und Roxborough ging es vorbei an der hell erleuchteten Boathouse Row zurück nach Downtown – wo wir in der Nähe der Gallery ausstiegen. Wenn wir das gewusst hätten, dass sich auch hier eine Haltestelle befindet, hätten wir mittags nicht erst bis hinter die City Hall latschen müssen, um einzusteigen...!
Gegen 19.00 Uhr trafen wir bei Simon und Leigh in der Wohnung ein, die uns schon erwarteten Wir machten uns kurz frisch und überlegten, wo man denn zum Dinner hingehen könne. Für Sonntag war ja der schon traditionelle Besuch eines Steakhouses geplant, und so überlegten wir, heute eher auf Fisch umzusteigen. Leider hatte (war ja zu erwarten) „McCormick & Schmick’s“, die diesbezügliche Top-Adresse in Philly, wegen dem Wochenende keinen Tisch mehr frei. So einigten wir uns schließlich darauf, für heute zum klassischen Burger-Essen zu gehen. Simon meinte, dass das am Mittwoch besuchte Pub auch einen Restaurantbereich besitzt und dort derzeit mit die besten Burger der Stadt serviert werden.
Wir ließen uns also im „Moriarty’s“ einen Tisch zuweisen und studierten die Speisekarte mit den verschiedenen Variationen an Burgern in Übergröße. Nettes Detail am Rande: Die verschiedenen Gerichte sind hier nach den Querstraßen von Downtown benannt, und so fiel z. B. meine Wahl auf den „Walnut-Street“-Burger mit Cheese und Onions. Zum ersten mal in meinem Leben wurde ich bei einer Burger-Bestellung auch gefragt, wie ich denn das Patty haben wolle – rare, medium oder well done! Etwas verwundert entschied ich mich für die „goldene Mitte“...
Das was wir dann anschließend serviert bekamen, war wirklich vom Feinsten und hatte in keinster Weise irgendwas mit dem Zeug zu tun, was die einschlägigen Fast-Food-Ketten verkaufen. Das Ground Beef kam tatsächlich in der bestellten Form; noch zartrosa in der Mitte, und sowohl der übrige Belag des Burgers als auch die „Sides“ waren exzellent. Gut, wenn man jemand kennt, der über die örtliche Pub-Szene Bescheid weiß!!!
Nach dem opulenten Mahl verlegten wir, wie es in den USA üblich ist, an die Bar, um anderen Dinner-Gästen Platz zu machen. Während Simon und ich noch ein paar Stunden im „Moriarty’s“ blieben
, kehrten Claudia und Leigh schon bald in die Wohnung zurück, um dort ein wenig zu „fachsimpeln“ – bei einer Krankenschwester und einer Ärztin ja nicht verwunderlich...
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Bustransfer King Of Prussia: $5 hin, $6 zurück
Essen und Drinks im „Moriarty’s“: ca. $60 für vier Personen
Übernachtung: $ gratis