6. Tag Donnerstag 03.09.2015: Radium Hot Springs – Johnston Canyon
Heute haben wir phänomenal gut geschlafen, sind aber dennoch früh wach. Da es hier kein Frühstück gibt, verköstigen wir uns im Zimmer mit Banane, Keksen und Kaffee aus der Maschine.
Zunächst fahren wir in den Ort zum kleinen Supermarkt, um – ziemlich teure – Lebensmittel zu kaufen. Außerdem erwerben wir ein Bärenspray. Anschließend geht es zur Tankstelle ein paar Meter weiter, wo Marianne sich noch einen Kaffee besorgt.
Den ersten Halt legen wir schon am Ortsausgang von Radium Hot Springs ein, um einen kurzen Blick auf die dortige Schlucht – den Sinclair Canyon – zu werfen. Dann fahren wir in den Kootenay NP, wo nach nicht allzu langer Strecke der Olive Lake neben der Straße zu erreichen ist. Der Weg kurze ist ganz hübsch, der See soll angeblich äußerst fischreich sein, wir bekommen aber keinen einzigen zu sehen. Auch der Ranger, der als wir zurück zum Auto kommen gerade die Mülleimer leert, hat keine plausible Erläuterung für uns.
Sinclair Canyon bei Radium Hot Springs
Sinclair Canyon - Blick auf die Berge bei Radium Hot Springs
Olive Lake
Nach nicht allzu langer Fahrt kommen wir zum Kootenay Valley Viewpoint, wo wir amerikanische Touristen treffen, die mit Zelt unterwegs sind und nach ihren Schilderungen ziemlich kalte Nächte verbracht haben. Die Sicht am Viewpoint ist leider ziemlich eingeschränkt. Es schließt sich eine schier endlose Fahrt an zunächst am Fluß entlang und durch Wald. Es ist zwar trocken, aber Berge sind total eingehüllt (falls denn welche da sind – nur manchmal kann man sie erahnen).
Kootenay River
Unterwegs wollten wir die Numa Falls besuchen, aber der Weg ist wegen Reparaturmaßnahmen gesperrt. Nach einem kurzen Blick auf den Fluß fahren wir daher weiter zum Parkplatz zu den Paint Pots, wo ziemlich viel Betrieb herrscht. Wir gehen den kurzen Weg zu den ockerfarbenen Böden, die in früheren Zeiten als Farbenmaterial verwendet wurden. Es ist zwar kalt, aber immerhin einigermaßen schön.
Kootenay NP - Pilz auf dem Weg zu den Paint Pots
Paint Pots
Kootenay NP - altes Gerät bei den Paint Pots
Kootenay NP - Paint Pots
Wenige km weiter ist dann der Marble Canyon zu besichtigen. Ein gut ausgebauter Weg zieht sich am Bach entlang, in dem sich weißlich-blaues Gletscherwasser durch die Felsen gräbt. Hier ist es jetzt wirklich schön, sowohl das Wetter als auch der Canyon. Nur hat sich das wohl auch herumgesprochen, denn es sind ziemlich viele Leute unterwegs – unter anderem ein asiatisches Pärchen, das eine halbe Stunde am Bachufer herumturnt, um die nach seiner Ansicht richtigen Fotoposen einzunehmen. Begrenzt wird das Areal um den Marble Canyon übrigens von einem ausgedehnten Waldbrandgebiet.
Kootenay River bei Marble Canyon
Kootenay NP - Marble Canyon
Kootenay NP - Marble Canyon
Kootenay NP - "Blätterteigfelsen" beim Marble Canyon
Kootenay NP - Marble Canyon
Kootenay NP - Squirrel am Marble Canyon
Durch Zufall entdecken wir bei der Weiterfahrt die Abzweigung zur Storm Mtn Lodge. Wir stellen das Auto am letzten erhältlichen Parkplatz ab und gehen in das urig hergerichtete Restaurant, wo wir nur fünf Minuten auf einen freien Tisch warten müssen. Das Essen übertrifft alle Erwartungen. Marianne ißt einen Sablefish auf Salat, ich einen Ziegenkäse ebenfalls auf Salat. Der Nachtisch am Nebentisch macht uns an – das müssen wir auch noch haben: je eine "Crisp", ein Soufflée mit Heidel-, Him- und Erdbeeren. Zum Trinken gibt es ein Grizzly Honey Wheat bzw. einen Cranberry/Pineapple-Saft mit Ginger Ale. Draußen vergnügen sich Kolibris an einem Futterplatz. Die hätte ich so weit im Norden nicht erwartet. Leider lassen sie sich nicht ganz leicht fotografieren.
Kooteney NP - Vorberge des umwölkten Stanley Peak
Kootenay NP - Storm Mountain Lodge
Grumpy Bear Honey Wheat
Storm Mountain Lodge - Kolibri
Storm Mountain Lodge - Kolibri
Gut gesättigt fahren wir weiter zur Johnston Canyon Lodge. Wir können zwar schon einchecken, bekommen aber noch keinen Zimmerschüssel. Trotz des Zeitverlusts von einer Stunde durch den Wechsel nach Alberta sind wir immer noch zu früh dran.
Wir vertreiben uns daher die Zeit mit einer Wanderung in den Johnston Canyon zu den Lower und Upper Falls. Das sind allerdings sozusagen nur die Eckpunkte. Davor und dazwischen gibt es dutzende weitere Wasserfälle. Der Weg ist schön, die Falls sind beeindruckend und das Wetter hält auch ganz gut. Den weiteren Weg zu den Ink Pots sparen wir uns dann aber, weil es dann wohl zu spät würde. Auch hier sind wir keineswegs alleine – im Gegenteil sind ganze Völkerwanderungen auf dem Weg unterwegs. Falls es hier Bären geben sollte, haben die sicher alle längst Reißaus genommen. Auf dem Rückweg gehen wir noch zum Fuß der Lower Falls, wo man sich durch einen Felsdurchschlupf bis unmittelbar ans Wasser begeben kann.
Johnston Canyon
Johnston Canyon - Lower Falls
Johnston Canyon
Johnston Canyon - das Treibholz zeigt, welche Wucht das Wasser hier entfalten kann
Johnston Canyon - Upper Falls
Bevor wir unseren Schlüssel holen haben wir dann noch einen Tisch im Restaurant reserviert, damit wir angesichts der Menschenmassen nicht verhungern müssen. Am Check-in Pavillon müssen wir noch ein wenig warten – der ist offenbar nach einem von Lust und Laune gesteuerten System für eine Weile geschlossen. Es dauert aber nicht lange und wir erhalten den Schlüssel zur Fireplace Cabin 28. Wir müssen ein Stückchen den Hang hochfahren und haben ein hübsches kleines Blockhaus mit Porch davor für uns alleine. Für die Erholungspause mit einem Apero-Bier aus dem Kofferraum ist es draußen allerdings zu frisch, so daß wir uns ins Innere verziehen.
Anschließend gehen wir zu Fuß den Hang hinunter zum Restaurant. Die Reservierung hat sich als überflüssig erwiesen – es ist fast leer. Offenbar meiden die Gäste warum auch immer diesen Ort. Das Essen ist zwar nichts besonderes, aber auch nicht schlecht. Wir bestellen eine "sizzling trout" mit Reis (ein Wechsel zu Fritten hätte die Fähigkeiten des Restaurants offenbar überfordert; er wurde uns jedenfalls verweigert, obwohl es auch Gerichte mit Fries gab). Die Forelle kam brutzelnd ("sizzling") im Pfanderl und die Beilagen (Reis, Gemüse) auf einem eigenen Teller. Dazu gönnten wir uns je ein Moosehead, nachdem es nur Standardbiere gab. Während wir essen, kommt ein sintflutartiger Wolkenbruchartiger vom Himmel. Viele Wanderer kommen auf ihrem Rückweg völlig durchnäßt und triefend vorbei – gut daß wir nicht zu den Ink Pots weitergelaufen sind.
Nach dem Essen ist es schon wieder trocken (von oben – unten stehen die Pfützen), so daß wir unbeschadet zurück zur Cabin laufen können. Dort gibt es nochmals ein Bier und ein wenig Reisenachbereitung am PC. Es gibt weder Internet noch Fernsehempfang, man könnte allenfalls Videofilme leihen, wonach uns aber nicht ist.
Johnston Canyon Lodge - Unser Cabin und unser Auto
Johnston Canyon Lodge - unser Cabin von innen
114 km, 1:56 Stunden