So, jetzt kommt noch die bei mir übliche Nachlese mit ein paar Statistiken:
Epilog
Was ist aus der geplanten Route geworden?:Abgesehen von ein paar kleineren Abweichungen haben wir die Route entsprechend dem Planungsstand bei Abreise durchgezogen. Wenn man sich das Wetter auf unserer Tour anschaut, stellt sich natürlich die Frage, ob es nicht sinnvoll gewesen wäre, die Route spontan über den Haufen zu schmeißen. Wir haben uns davon jedoch nichts versprochen, da die Wetterlage in der Gebirgsregion großräumig schlecht war – wir hatten sozusagen ein Genua-Tief von Vancouver erwischt. Wir hätten allenfalls ganz nach Osten in die Prärie ausweichen können – aber was will man dort, wenn man sich Gebirge und Meer in den Kopf gesetzt hat?
Was hat uns besonders gut gefallen?:Besondere Highlights waren - nicht zuletzt wegen des Wetters - der Emerald Lake und die Strände an der Pazifikküste von Victoria Island. Bei besserem Wetter wären es wohl noch mehr Höhepunkte gewesen.
Als besonders angenehm empfanden wir auch die gefühlte Liberalität; das ist natürlich ein sehr subjektiver Eindruck aus kurzer Zeit (deswegen auch „gefühlt“): Anders als in den USA haben wir keine Gegend erlebt, wo man nur missionarische religiöse Radiosender findet. Fernsehdebatten und Zeitungsberichterstattung erschienen uns nicht so unendlich verbiestert und selbstgerecht wie in den USA. Politische Gespräche sind auch als Tourist und auch bei gegensätzlichen Auffassungen unkompliziert möglich. Manche Gebräuche und Einstellungen der US-Amerikaner werden nicht selten mit einem leicht spöttischen „our neighbours“ kommentiert.
Was hat uns nicht gefallen/was haben wir bereut?:Das Wetter war natürlich schon recht störend, aber das ist nun einmal nicht beeinflußbar und im Gebirge muß man immer mit schlechtem Wetter rechnen. Insgesamt haben wir schon einen recht guten Eindruck von Kanadas Westen bekommen.
Vancouver hat uns allerdings einigermaßen enttäuscht. Das lag natürlich zum einen an den aufgrund vieler Berichte besonders hoch gesteckten Erwartungen. Vor allem die Hochhauskulisse war uns zu stark von den vielen gleichartigen „Wohnwabenhochhäusern“ chinesischer Anmutung geprägt. Zum anderen hat natürlich das ekelhafte Wetter heftig zu unserer Enttäuschung beigetragen. Wenn einem das Wasser ständig in den Kragen hineinläuft, kann eigentlich keine Stadt wirklich gefallen.
Allgemeine Anmerkungen zur Reiseplanung und -durchführung:Hinsichtlich der Fahrstrecken macht sich offenbar altersbedingte Entspannung breit. Die Etappen waren im Allgemeinen ganz gut zu bewältigen. Die zweifachen Übernachtungen an mehreren Orten (einmal „sogar“ dreifach) haben spürbar zur Entspannung beigetragen. Städte waren diesmal weniger dabei, aber mehr hätte auch nicht sein müssen.
Ich bin und bleibe Vorbucher. Damit gab es keine Hektik wegen Quartiersuche. Wir hätten auch wenig gewonnen, wenn wir an den Schlechtwettertagen mehr gefahren wären. Davongekommen wären wir ohnehin nicht, so großräumig wäre ein Ausweichen nur schwer möglich gewesen (s.o.). Eine echte Enttäuschung war nur die Johnston Canyon Lodge vom Service her; das hätte man als walk-in aber auch nicht vorhersehen können, denn hübsch waren die Hüttchen ja. Ich verstehe nach wie vor nicht, wie man derart wenig Kundenfreundlichkeit aufbringen kann. Mit allen anderen Quartieren waren wir hoch zufrieden.
Den (das?) SUV hätten wir diesmal von den Strecken her sicher nicht benötigt, dennoch (ich wiederhole mich alljährlich): das Beladen des Gepäckraums, das Ein- und Aussteigen sowie die hohe Sitzposition zum Schauen empfinde ich einfach als einen angenehmen Luxus, der mir das wert war (und weiterhin sein wird).
Auch das eigene Navi hat sich erneut als vorteilhaft erwiesen, obwohl inzwischen von der Software her wohl hoffnungslos veraltet. Mit den schon zuhause eingegebenen POIs vereinfacht man sich die Bedienung nochmals zusätzlich. Solange das Ding nicht seinen Geist aufgibt, werde ich damit weiterhin unterwegs sein. Ich bin zu faul, mich unnötigerweise an andere Methoden (Tablet oder Handy) zu gewöhnen. Das Ding tut, was es soll, mehr brauch ich nicht. Der Blick auf die Karte im Vorfeld sollte so oder so nicht unterbleiben.
Die B&Bs (sechs von insgesamt zwölf verschiedenen Quartieren) haben die Tour wieder stark bereichert, weil man dort unmittelbaren Kontakt mit Einheimischen erhält und auch mal gezwungen ist, englische Konversation zu betreiben. Im Auto und im normalen Restaurant spricht man ja doch wieder nur deutsch miteinander.
Unser Wander-GPS kam nicht zum Einsatz. Die Witterung verlockte nicht dazu, abseits von ausgetretenen Pfaden zu marschieren. SPOT wurde glücklicherweise auch nicht benötigt.
Der GPS-Tracker für die Flugroute war wiederum ganz nützlich, um die Fotopositionen zu identifizieren. Dummerweise habe ich ihn beim Rückflug im Flieger hängen lassen. Ersatz ist aber inzwischen längst beschafft. Der Einsatzbereich ist inzwischen erweitert (z.B. Tracking von Stadtrundgängen oder Reisen, wo das mobile Navi nicht eingesetzt wird).
Das Foto-GPS hat unterwegs zu streiken begonnen – natürlich war letztlich ein Bedienungsfehler schuld; es benötigt beim Laden einen PC mit Internetverbindung und das richtige USB-Kabel sollte man auch verwenden. Inzwischen ist das aber eh' wurscht, denn U-Blox hat leider den Betrieb der für die Ortung notwendigen Server eingestellt, so daß die Geräte nunmehr nur noch musealen Charakter haben – schade.
Soweit wir mit dem Auto unterwegs waren (was ja meist der Fall war), konnte man im Zweifel die Aufnahmestandorte anhand der Tracks aus dem Navi ermitteln. Künftig werden wir verstärkt auf diese Methode sowie den GPS-Tracker angewiesen sein.
Bei unserer Ostkanada-Tour in 2010 hatten wir den Eindruck gewonnen, daß es dort deutlich teurer war als in den USA. Das können wir diesmal nur im Hinblick auf Lebensmittelpreise und Einkäufe so bestätigen. Unsere Quartiere waren günstiger als bei der letzten USA-Reise 2014 (auch wenn der Dollar-Betrag etwas anderes vorgaukelt – aber der CAD ist um gut 25% günstiger zu haben).
Würden wir die Reise so wiederholen?:Ich würde die Tour jedem empfehlen, der erstmals in Kanadas Westen unterwegs ist. Dennoch würden wir sie definitiv kein zweites Mal unternehmen. Man sollte sie einmal gemacht haben, aber zwei- oder mehrfach halte ich für witzlos (wohingegen ich gerne immer wieder den Südwesten der USA mit immer wieder denselben Regionen ansteuere). Die Gebirgslandschaft der kanadischen Rockies ist sicher grandios – aber da können auch die Westalpen (Wallis, Aostatal) gut mithalten (selbst Bären haben wir in einem Tag Bern mehr gesehen als in drei Wochen Kanada
- und in den Ostalpen und in den Pyrenäen soll's auch welche geben).
Whale Watching haben wir bewußt nicht ins Programm aufgenommen. Das haben wir vor ein paar Jahren von Seattle (bzw. Anacortes) aus betrieben und öfters brauchen wir das auch nicht.
Für eine weitere Reise in Kanadas Westen könnte ich mir eine intensivere Erkundung von Victoria Island oder die Inside Passage vorstellen.
Zum Abschluß noch die von mir so geliebten Statistiken:
Unterkünfte Die Umrechnung in EUR entspricht den CC-Abrechnungen vor Fremdwährungsgebühr. Das Auseinanderklaffen von CAD und EUR-Beträgen bei der Bear Hill Lodge resultiert daraus, daß für die Anzahlung ein durchschnittlicher Zimmerpreis zugrundegelegt wurde, währen bei Rechnungstellung für die zwei Tage unterschiedliche Preise angesetzt wurden. Das Mädchen am Empfang hat ziemlich hin- und hergerechnet, bis es auf den noch offenen Zahlbetrag kam. In der Tabelle entsprechen die EUR den CC-Abrechnungen, die CAD-Beträge den in der Rechnung stehenden Beträgen.
Etappen Die Strecken sind allabendlich vom Kilometerzähler abgelesen und beinhalten damit sämtliche Umwege, Verfranser und Einkaufsabstecher. Das gleiche gilt für die Fahrzeiten: Der Bordcomputer des Commander zeichnete die Zeit des laufenden Motors auf, die ich hier natürlich nicht vorenthalten will.
Benzinverbrauch Auch hier vom Kilometerzähler abgelesen. Für den hohen Anteil an gebirgigen Strecken fand ich den Verbrauch ganz erträglich.
So, ich hoffe, das Mitfahren hat ein wenig Spaß gemacht und niemand ist verhungert. Jetzt muß ich mich an die letzten Vorbereitungsmaßnahmen der diesjährigen Reise machen; hoffentlich wird es diesmal wieder etwas wärmer und sonniger.