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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 37501 mal)

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #45 am: 09.07.2022, 14:37 Uhr »
Hi Gaby,
ein ähnliches "Erlebnis" mit einer Wohnungslosen an einer Bushaltestelle hatten wir im Januar in Vegas ja auch... :(
Die Parallelen sind mir beim Lesen Deines Berichts auch sofort aufgefallen :shock: Nicht schön, aber gehört wohl leider dazu.

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #46 am: 09.07.2022, 15:03 Uhr »

19.04.2022 - wo sind die poppies?


Die Staatsblume Kaliforniens ist der Kalifornische Mohn. Die Wildblumenzeit beginnt normalerweise Mitte Februar und dauert bis Mai. Besonders berühmt für die orangefarbenen California Poppies ist das gut hundert Kilometer nördlich von Los Angeles liegende Antelope California Poppy Reserve. Dieses hatte ich in die Tour eingebaut und es hatte die Reiseroute massgeblich beeinflusst.

Wir speicherten das Ziel ins Navi ein und verliessen Los Angeles. Der Verkehr lief flüssiger, als befürchtet und so waren wir schon bald weit weg von der Zivilisation. Für das Frühstück hielten wir bei einem kleinen Laden mit einer Theke, an der ein paar Gerichte verkauft wurden. Wir assen einen Frühstücksburrito im kleinen Innenhof, dann fuhren wir weiter.

Bereits einige Meilen vor dem Parkeingang hielt ich nach den Poppies Ausschau, konnte aber keine entdecken. Selbst als wir in die kurze Strasse zum Reserve abbogen, leuchtete nichts orange, dabei sollten die Hänge voller Blüten sein. Die Dame am Kassenhäuschen bestätigte dann meine Befürchtung: No Poppies this year! Wie schade - aber nett von ihr, dass wir ohne zu bezahlen umdrehen durften. Enttäuscht verliessen wir diesen Ort. Am Wegrand entdeckten wir noch ein paar einsame Blüten, doch für die grosse Show hatte es dieses Jahr einfach viel zu wenig geregnet.


unser zuhause für die nächsten tage


Die restliche Strecke Richtung Norden war eher langweilig. In Bakersfield hielten wir bei einem grossen Walmart, um uns mit Kühlbox, zwei Campingstühlen, Waschmittel, Wasser und Krimskrams einzudecken. Wir kauften Steaks und Gemüse zum Grillieren und etwas fürs Frühstück, denn unsere nächste Unterkunft war sehr abgelegen in der Nähe des Kings Canyon National Parks.

Das Ferienhaus, das vom New Yorker Künstlerpaar Mahalia und Bachrun vermietet wurde, stand auf 1800 Metern Höhe. Nebenan vermieteten sie noch ein weiteres Haus an Gäste und lebten selber in einem kleinen Häuschen gleich dahinter. Leider waren die beiden zur Zeit in London, doch ich stand mit Mahalia per E-Mail in Kontakt. Ein paar Meter weiter die Strasse hinunter gab es ein sehr rustikales Pub, wie ich auf Fotos im Internet erkennen konnte. Dort hatten wir vor, einen der Abende zu verbringen.

Trotz Mahalias Sorge hatten wir keine Mühe, die Cabin zu finden. Es gab ein Schlafzimmer, ein Wohn- und Esszimmer mit einer gut ausgestatteten Küche. Diverse Gewürze und Lebensmittel standen zur Verfügung. Auch eine Sauna mit Aussendusche, ein Sitzplatz mit Grill und eine Kammer mit einer modernen Waschmaschine und einem Tumbler durften wir benutzen. Sogar das Waschmittel war vorhanden, unseres konnte also noch zu bleiben.

Reiner grillierte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, ich versuchte drinnen die Heizkörper in Gang zu bekommen. Den Radiator im Schlafzimmer schaltete ich sofort wieder aus, als sich ein beissender Rauchgeruch verbreitete. Ich wollte nicht schuld sein, wenn das Haus und mit ihm der umliegende Wald abbrannte.


Jack Black

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #47 am: 09.07.2022, 17:44 Uhr »
Die Dame am Kassenhäuschen bestätigte dann meine Befürchtung: No Poppies this year!

Ja - die sind selten! Wir waren schon sooo oft in der Gegend und auch in der richtigen Zeit - aber wir hatten bisher auch nur ein einziges Mal Glück, das war im Jahr 2010. Danach kam kein einziges Jahr mehr mit Poppies (zumindest nicht für uns, ich habe keine Ahnung, wie lang die Blütezeit ist). Aber 2010 war alles voll, da brauchte man auch nicht zu irgendeinem Park zu fahren, die Dinger standen überall, in rauhen Mengen:







Bornholm: '88, '91, '94, '96, '03, '10, '20
Korsika: '83, '84, '85, '87, '89, '90, '91, '92, '93, '95, '97
USA: '96, '97, '99, '02, '05, '06, '07, '08, '09, '10, '11 (2x), '12, '13, '14, '15, '17, '18 , '19, '24
Kanada: '08

usa-rookie

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #48 am: 09.07.2022, 20:39 Uhr »
Wo hast du denn diese interessante Unterkunft gefunden? Hört sich spannend an...

LG Romy

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #49 am: 09.07.2022, 21:38 Uhr »
Wo hast du denn diese interessante Unterkunft gefunden? Hört sich spannend an...

LG Romy

Booking.com, wie 22 von 23 Unterkünften auf dieser Reise. Fivespot Cabin in Pinehurst - ist rustikal, voller Krimskrams, aber auch sehr gemütlich.

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #50 am: 11.07.2022, 13:37 Uhr »

20.04.2022 - gigantisch grosse bäume


Nach dem Frühstück waren wir bereit, endlich die Sequoias zu sehen! Der Kings Canyon und der Sequoia National Park sind für ihre mächtigen Mammutbäume bekannt. Die beiden Nationalparks befinden sich im Westen der Sierra Nevada und grenzen unmittelbar aneinander. Sie werden als gemeinsame Einheit verwaltet. Warum es trotzdem zwei Parks sind, erschliesst sich mir nicht.

Beim Eingang zum Kings Canyon National Park erstanden wir für achtzig Dollar einen Jahrespass, der für alle Nationalparks, National Monuments, National Memorials und was es sonst noch Nationales gab, gültig war. Im Grant Grove Village besuchten wir das Visitor Center, wo ich mir einen Nationalpark Passport kaufte und gleich die ersten Stempel in das Büchlein setzte. Die Seiten waren nach Regionen unterteilt, die kurz beschrieben waren und es gab Platz für Stempel und Klebebilder.


Wir wanderten im Grant Grove zum 1500 bis 1900 Jahre alten General Grant Tree, dem zweitgrössten lebenden Baum der Erde. Seine Ausmasse waren beeindruckend, aber auch die anderen, meist namenlosen Bäume, hatten es mir angetan.



vom kings canyon zum sequoia national park


Das restliche Gebiet im Kings Canyon hatte noch Wintersperre, deshalb fuhren wir südwärts zum Sequoia National Park. Am Strassenrand waren noch Schneereste zu erkennen. Je südlicher wir kamen, desto wärmer wurde es und wir konnten uns der Jacken entledigen. Um eine Übersicht zu bekommen, fuhren wir bis zum Foothills Visitor Center, unweit des südlichen Parkeingangs. Dort drückte ich dann den Stempel des Sequoia National Parks in meinen Passport.


Bei schönstem Wetter fuhren wir wieder die Parkstrasse zurück, vorbei am Tunnel Rock, einem grossen Granitfelsen, unter dem früher der Generals Highway hindurchgeführt hatte, bis die Strasse umgeleitet wurde. Heute dient er vor allem Fotomotiven und Kletterpartien. Auch wir verbrachten einige Zeit damit, die beste Perspektive zu finden, ohne dabei hinaufzukrackseln.


Einige Kurven später bogen wir rechts auf die Crescent Meadow Road ab. Bei den Parker Group Sequoias stoppten wir und tobten uns mit Fotokamera und GoPro ausgerüstet so richtig aus. Die Hauptattraktion bei diesem Abstecher war aber der Tunnel Log. Das ist ein umgestürzter Baum, der sich über die Strasse erstreckt. Etwa die Hälfte des Stammes ist ausgeschnitten, damit Autos untendurch fahren können. Oberhalb und seitlich des Baumstammes standen Besucher und lichteten ihre Mitreisenden bei der Durchfahrt ab. Wir drehten an dieser Stelle und fuhren beim Rückweg noch den Loop, der am Moro Rock vorbei führt. Ein kurzer Blick auf die Felsformation aus Granit, dann waren wir auch schon wieder weg. Hochwandern hätte weder mit meinem Knie noch mit Reiners Rückenbeschwerden funktioniert. Zurück in der Cabin verbrachten wir den Abend erneut mit Steaks und Gemüse vom Grill.



Culifrog

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« Antwort #51 am: 14.07.2022, 07:45 Uhr »

21.04.2022 - noch mehr grosse bäume


Gemäss Wetterbericht sollte es im Verlauf des Tages regnen, deshalb starteten wir früh morgens Richtung Park. Bei noch sonnigen 39 Grad Fahrenheit wanderten wir gemütlich den Big Trees Trail im Sequoia National Park. Dick eingepackt ging es an riesigen Bäumen vorbei. Der Morgentau und der leichte Bodennebel verbreiteten eine mystische Stimmung. Ausser uns waren nur wenige Leute unterwegs. Wir hielten bei fast jeder Bank, um die Landschaft in vollen Zügen geniessen zu können, schliesslich waren wir in den Ferien und nicht auf der Flucht. Als wir am Ende des Rundwegs wieder beim Parkplatz ankamen, hatte sich dieser schon gefüllt. Wir machten jemanden glücklich, indem er unsere Parklücke übernehmen durfte, während wir nochmals in die Crescent Meadow Road einbogen. Wir hatten Glück, beim Tunnel Log war gerade nicht viel los und so schossen auch wir die üblichen Fotos beziehungsweise filmte ich mit der GoPro Reiner bei der Durchfahrt durch diesen berühmten Tunnel.


Auf der Weiterfahrt Richtung Süden blühten einzelne Yuccas am Wegrand. Der Himmel zog sich immer mehr zu und es fing leicht an zu tröpfeln. Wir verliessen den Park, tankten das Auto auf und stockten in Visalia nochmals die Lebensmittel auf für den Fall, dass das Pub geschlossen sein sollte. Dass dies ein guter Schachzug gewesen war, erkannten wir gleich, als der Parkplatz des Pubs sehr leer war. So gab es am dritten Tag hintereinander Grilliertes. Vorher verbrachten wir den Rest des Tages mit Wäsche waschen und machten es uns gemütlich.



 

Culifrog

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« Antwort #52 am: 18.07.2022, 07:47 Uhr »
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Ihr noch dabei seid, geht der Bericht weiter:


auf die andere seite der sierra nevada


Bei der Planung der Reise war mir schon klar gewesen, dass die Strasse zum Cedar Grove noch zu sein würde, aber dass sie genau am Tag unserer Abreise öffnen würde, fand ich dann doch etwas gemein. Ich rechnete, ob es sich ausgehen würde, noch einen Abstecher dahin zu machen, doch das wäre eine Hetzerei geworden. Ausserdem war am Morgen so dichter Nebel, dass man kaum mehr etwas von der schönen Landschaft erkennen konnte. Deshalb verliessen wir das nette Haus so, wie wir es vorgefunden hatten, in dieselbe Richtung, aus der wir gekommen waren.

Schon bald lichtete sich der Nebel und es wurde ein herrlich sonniger Tag. Etwa auf halber Strecke vor Bakersfield bogen wir links ab. Irgendwann landeten wir auf der Evans Road, wo uns eine ockerfarbene Hügellandschaft erwartete. Die Umgebung war wundervoll. Nicht so gut gefiel mir, was sich vor uns am Himmel zusammenbraute. Dichte Wolken waren am Horizont zu erkennen, das sah nach Regen aus. Als ein Schneeräumfahrzeug mit Schneeresten auf der Schaufel entgegenkam, wurde mir etwas mulmig zumute. Da wird doch nicht etwa noch Schnee liegen? Und tatsächlich wurden die Hügel immer weisser und zu allem Unglück fing es auch noch an zu schneien. Das war zu viel für Reiner, er traute das unserem Jeep mit Zweiradantrieb und Sommerpneus nicht zu. Er bog auf einen Platz ein und wollte wenden. Ich haderte, der Umweg zurück und südlich um die Sierra Nevada herum hätte uns Stunden gekostet. Da fiel mir ein, dass ich eben ein Schild mit Aufschrift "Greenhorn Summit 6102 ft" gesehen hatte. Das musste die Passhöhe gewesen sein. Mit diesem Argument konnte ich Reiner überzeugen, doch noch weiterzufahren. Die ersten paar Kurven abwärts Richtung Tal waren wir noch ziemlich angespannt, doch schnell wurden die Strassenverhältnisse besser und der Himmel klarte auf.


Es war schon weit über Mittag und inzwischen knurrte der Magen. Ich hatte in Lake Isabella ein hawaiianisches Restaurant entdeckt und wir hofften, dass es noch geöffnet hatte. Es hatte und wir bestellten an der Theke bei einem witzigen Typen die von ihm empfohlenen Gerichte. Er war begeistert davon, dass wir aus der Schweiz kamen und wollte mir Schweizer Geld abkaufen. Leider hatte ich nur ein paar kleine Münzen dabei, die ich ihm über die Theke schob. Die Dollarnote als Gegenwert durfte er behalten, das bisschen konnte ich gerade noch verschmerzen. Er verkündete in der Küche freudenstrahlend, dass er jetzt reich sei, da er Schweizer Geld besitze.

Das Lokal war klein, rustikal eingerichtet und sehr bunt. Mir gefiel die Atmosphäre mit den Gitarren, die herumstanden, auf denen aber leider niemand spielte. Das Essen kam und die Crevetten in meinem Surf and Turf waren wie versprochen super saftig und aromatisch.


Nach dem leckeren Essen führte unser Weg am Lake Isabella vorbei und über den Walker Pass. Joshua Trees blühten am Wegrand. Es wurde immer wärmer und nichts deutete mehr darauf hin, dass es noch vor kurzem geschneit hatte.


Als wir beim Trailhead zu den Fossil Falls ankamen, brannte die Sonne auf das schwarze Lavagestein. Mir war der Weg zu uneben, deshalb wartete ich nach ein paar hundert Metern Wanderung auf Reiner, der noch einige Biegungen mehr machte, um dann wieder zurück zum Auto zu gehen.


Nun war es nicht mehr weit bis Lone Pine zu unserer Unterkunft für diese Nacht. Wir bezogen unser Zimmer in dem netten, kleinen Motel und machten uns auf, die Alabama Hills zu erkunden.

Die Alabama Hills sind eine Formation aus abgerundeten Felsen und erodierten Hügeln am Fusse der zerklüfteten Gipfel der Sierra Nevada. Sie dienten für zahlreiche Westernfilme als Drehort, aber auch Gladiator und andere Filme wurden hier gedreht.

Rechtzeitig zum Sonnenuntergang standen wir auf einem Parkplatz mit bestem Blick auf den Mount Whitney. Mit seinen 4421 Metern ist er der höchste Berg der USA ausserhalb Alaskas. Wir beschlossen, diesen Platz morgen früh für den Sonnenaufgang zu nutzen, was wir dann auch taten.





Doreen & Andreas

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« Antwort #53 am: 18.07.2022, 09:39 Uhr »
Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Ihr noch dabei seid, geht der Bericht weiter:
Na, aber sicher verfolge ich weiter gespannt Eure Tour.
Mal sehen, wie der Mount Whitney zum Sonnenaufgang ausschaut. Hoffentlich ist es nicht bewölkt.
Viele Grüße,
Andreas
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Culifrog

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« Antwort #54 am: 19.07.2022, 08:16 Uhr »

23.04.2022 - früh morgens beim mount whitney


In der Nacht hatte es heftig abgekühlt. Während wir in aller Herrgottsfrüh in den Alabama Hills darauf warteten, dass die Sonne die Bergkette der Sierra Nevada beleuchten würde, setzte ich mich immer wieder ins Auto, um mich aufzuwärmen. Rund um uns herum standen mehrere Fahrzeuge, aber noch keine Menschenseele war zu entdecken. Als die Bergspitzen zu glühen begann, schossen die Fotografen und Fotografinnen wie Käfer aus ihren Löchern. Allesamt waren sie mit Stativ und Kamera bewaffnet und suchten sich die schönsten Plätze. Der Sonnenaufgang dauerte nicht lange, es hatte sich aber gelohnt, zu warten.


Noch eine Runde durch die Felsformationen, dann hatten wir uns ein gutes Frühstück verdient. Wir waren nicht die einzigen mit der Idee, im besten Café des Ortes einzukehren, also warteten wir ein paar Minuten auf einen freien Tisch. Auch das hatte sich gelohnt, denn das Essen schmeckte hervorragend und die Bedienung war sehr herzlich. Sie wollte wissen, woher wir kämen und wohin wir wollten. Ah, gestern hätte sie schon 30 Tische mit Europäern bedient, die alle ins Death Valley unterwegs waren. Ganz Europa sei nun dort, meinte sie schmunzelnd.



im tal des todes


Kurz nach der Einfahrt in den Nationalpark konnten wir vom Father Crowley Vista Point aus den tief eingeschnittenen Star Wars Canyon sehen, in dem manchmal Kampfjets ihre Trainings flogen. Während unseres Aufenthalts hielten sie sich jedoch fern.


Wir wären aber nicht wir, wenn wir immer auf geteerten Strassen bleiben würden. So holperte es bald schon Richtung Darwin Falls Trailhead. Ich zog die Wanderschuhe an, studierte die Wanderkarte auf der Tafel und zog die Wanderschuhe wieder aus. "Kä Luscht", war mein Motto. Die Wasserfälle hätte ich zwar gerne gesehen, aber dahinlaufen und dann war da nur ein Rinnsal - nein danke.

Dafür konnte ich bei den Wildrose Charcoal Kilns kaum genug bekommen. Die 1877 erbauten Holzkohleöfen waren sehr gut erhalten. Früher wurden in Bergbaugebieten häufig Holzkohleöfen verwendet, um Brennstoff für Mühlen und Hütten bereitzustellen, da die abgelegenen Bergbaugebiete oft zu weit weg von Versorgungsleitungen waren, um Kohle verschiffen zu lassen. Daher wurde stattdessen Holzkohle benutzt, die von einheimischen Bäumen produziert wurde. Die Wildrose Charcoal Kilns waren jedoch nicht einmal drei Jahre lang in Betrieb. Vermutlich war der Grund für die Schliessung eine Kombination aus schlechter Wirtschaftlichkeit und der Tatsache, dass die spärlichen Kiefernwälder im Umkreis von Meilen schnell erschöpft waren.


Bereits auf dem Hinweg zu den Brennöfen hatten wir den Wegweiser zum Aguereberry Point entdeckt. Ich überliess es Reiner, ob er nochmals X Meilen auf Schotterwegen fahren wollte, um am Ende möglicherweise enttäuscht zu werden. Ein kurzer Stopp bei verwilderten Eseln, dann bog Reiner ab. Wenn wir schon mal hier seien, müssten wir auch da hin. Ich zweifelte, ob das richtig war. Reiner meinte, am Ende würde es mich umhauen.

Noch ein letzter Bogen auf steilem, felsigem Untergrund, dann schnappte ich nach Luft. Die Aussicht war atemberaubend! Man konnte die weisse Salzwüste des Badwater Basins und die Black Mountains sowie die grüne Oase von Furnace Creek sehen. Auf einer Höhe von 6433 Fuss (1961 Meter) war es angenehm warm, aber nicht heiss. Damit war unser Tagessoll erfüllt - die auf dem Weg liegenden Mesquite Flat Sand Dunes mussten warten.


Das Einchecken in der Furnace Creek Ranch verlief problemlos. Ich war gespannt, ob wir eine ähnliche Hütte wie vor acht Jahren bekämen und wurde positiv überrascht. Das Zimmer war verhältnismässig modern. Dass es kein Housekeeping gab, verwunderte uns - allerdings gewöhnten wir uns im Verlauf der Reise daran. Das war wohl neuer Standard während und nach Corona.


Mehr Fotos vom Sequoia National Park - Alabama Hills hier: https://gaby.ch/index.php/galerie/event/02sequoia_ah

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #55 am: 20.07.2022, 08:26 Uhr »

24.04.2022 - abstecher nach nevada


Das Death Valley war ein Nationalpark ohne Kassenhäuschen. Es lag in der Selbstverantwortung der Besucher, den Eintritt an einem Automaten oder im Visitor Center zu bezahlen. Eine Park Map gab es gegen Vorweisen eines gültigen Eintrittstickets und eines Lichtbildausweises im Visitor Center. Ich liebe Landkarten, deshalb war der Besuch des Furnace Creek Visitor Centers die erste Handlung des Tages. Mit der Karte bewaffnet und um einen Stempel in meinem Passport reicher, ging es weiter.

Da das gestrige Nachtessen im The Ranch 1849 Restaurant nicht mehr als die zwei von fünf Sternen laut Google Bewertung wert war, zog es uns für das Frühstück ausserhalb des Parks. In Beatty besuchten wir das erste Mal in unserem Leben das sagenumwobene Kettenrestaurant "Denny's". Die Fülle an Frühstücksgerichten überforderte mich fast so sehr wie die Grösse der gelieferten Portion. Es schmeckte aber sehr gut und ich amüsierte mich ab den Sprüchen auf den Kaffeetassen.

Mit Beatty hatten wir nicht nur den Nationalpark verlassen, sondern auch Kalifornien, denn dieses Örtchen liegt in Nevada. Dort war nicht nur das Frühstück besser, sondern auch das Benzin günstiger, also tankten wir unseren Wagen voll. Reiner kontrollierte den Ölstand, während ich drinnen versuchte, die Frau dazu zu bewegen, die Zapfsäule freizugeben. Nach ein bisschen Hin und Her klappte das auch, aber Reiner schickte mich erneut in den Laden, denn das Auto brauchte dringend Öl. Ich frage die Dame nach diesem Saft, die bereits vorhin leicht säuerlich auf mein Anliegen reagiert hatte und sie zeigte zu einem Regal mit Lebensmitteln und diversen Flaschen. Welches war nun das richtige Öl? Auf Geratewohl schnappte ich eine der Flaschen und frage bei der netteren der beiden Bedienungen, ob dies das richtige Öl sei. Sie wusste es auch nicht und liess mich ratlos stehen. Ein Kunde erbarmte sich meiner und ging zu der geöffneten Motorenhaube, um gemeinsam mit Reiner nach der Kennzeichnung zu schauen. Er kam zurück und endlich konnte ich das Öl käuflich erwerben, das unserem Jeep guttun sollte.


eine stadt voller geister


Jetzt waren wir für weitere Fahrten gerüstet. Ein Besuch in der Rhyolite Ghost Town war angesichts der Tatsache, dass wir da eh vorbeikamen, ein Muss. Einige Geisterstatuen aus gehärtetem Acryl, die vom belgisch-polnischen Künstler Albert Szukalski geschaffen worden waren, begrüssten uns am Eingang. Eine weitere Sehenswürdigkeit war das Tom Kelly's Bottle House, das 1906 aus rund 50'000 miteinander vermörtelten Flaschen erstellt worden war. Die meisten Flaschen waren weggeworfene Busch-Beer-Flaschen aus dem benachbarten Saloon. Noch ein kurzer Abstecher zu den anderen Gebäuden und Fahrzeugen in der Ghost Town und da war sie schon wieder, die holprige Schotterstrasse. Die heutige Strecke brachte uns an zerklüfteten Bergen, farbenfrohen Felsformationen und seltenen Pflanzen vorbei und zum Finale zur spektakulären Schluchtverengung des Titus Canyon.



titus canyon


Die Einbahnstrasse führt vom Highway 374 nach Westen durch das Amargosa Valley und steigt in die Grapevine Mountains an. Am White Pass tritt sie in den oberen Titanothere Canyon ein. Bunte Gesteinsablagerungen entlang dieses Abschnitts enthalten 30 bis 35 Millionen Jahre alte Fossilien. Hier wurde 1933 der fossile Schädel eines riesigen, nashornähnlichen Titanothere gefunden.

Der 5250 Fuss (1600 Meter) hohe Red Pass war der höchste Punkt der Strasse, danach kamen wir an der Geisterstadt Leadfield vorbei, von der kaum mehr was übriggeblieben war. Die Stadt hatte ihre Boomzeit in den Jahren 1926-27 für nicht einmal ein ganzes Jahr, weil die Bleivorkommen schnell ihren Tiefpunkt erreicht hatten. Einige der Minen durfte man auf eigene Gefahr betreten, aber wir unterliessen dies, weil vor losen Steinen, morschem Holz oder unerwarteten vertikalen Schächten gewarnt wurde.

Gleich unterhalb von Leadfield erhoben sich schroffe, steile Hänge. Das Highlight für uns waren die letzten eineinhalb Meilen, die durch den schmalen, an manchen Stellen nur sechs Meter breiten Canyon führte.


Rechts oder links? Das war war nun die Frage. Links ging es Richtung Furnace Creek, rechts zu Scotty's Castle und dem Ubehebe Crater. Meine Tendenz war, Richtung Süden zu fahren, aber das behielt ich noch für mich, ich wollte, dass Reiner sich entschied. Er fuhr rechts, was mich sehr überraschte, ich hätte gedacht, dass auch er lieber zur Unterkunft zurückfahren wollte, um sich für den Abend etwas auszuruhen.

Zu Scotty's Castle konnten wir nicht, dies war nach verheerenden Überschwemmungen und einem späteren Brand noch immer geschlossen. Reiner steuerte uns zum Ubehebe Crater an der Nordspitze der Cottonwood Mountains. Der Vulkankrater hat einen Durchmesser von einem Kilometer und ist 150 bis 237 Meter tief. Das Alter des Kraters wird auf 2'000 bis 7'000 Jahre geschätzt, aber es könnte auch sein, dass er erst 800 Jahre alt ist - man weiss es nicht so genau.


beim ubehebe crater


Auf dem Parkplatz standen einige Autos. Ein Mann genehmigte sich ein Picknick auf einem Campingstuhl, was uns in Erinnerung rief, dass unsere Stühle noch originalverpackt im Kofferraum lagen. Ich montierte die Wanderschuhe und lief etwas am Kraterrand entlang Richtung Little Hebe Crater. Als wir 2014 hier waren, hatte es uns fast die Autotür weggerissen, als wir diese öffnen wollten. Der Wind hatte so heftig geblasen, dass die Raben rückwärts geflogen waren. An eine Wanderung war damals nicht zu denken. Umso schöner war es jetzt, die Aussicht aus verschiedenen Perspektiven geniessen zu können und ich war glücklich darüber, dass Reiner den Weg hierher gewählt hatte und die Rückfahrt erst später in Angriff nahm.


Zurück in Furnace Creek erstanden wir im General Store zwei Salate für das Abendessen. Es reichte für eine kurze Siesta, dann waren wir bereits wieder unterwegs. Diesmal ging es auf der Badwater Road Richtung Süden. Ein paar Wölkchen waren am ansonsten blauen Himmel zu sehen und es hatte angenehme 86 Grad Fahrenheit (30 Grad Celsius).


artist's drive


Unser Ziel war, den Sonnenuntergang und den Sternenhimmel im Badwater Basin zu beobachten. Vorher bogen wir aber noch in den Artists Drive ab. Die 14.5 Kilometer lange Strasse wand sich durch bunte, erodierte Hügel, die durch vulkanische Ablagerungen unterschiedlicher Zusammensetzung geformt worden waren. Zwischendurch gab es die Möglichkeit, das Auto abzustellen und die Gegend zu Fuss etwas zu erkunden. Das Highlight bildete die Artist's Palette, etwa in der Hälfte des Loops. Die Hügel leuchteten in allen Farben und waren Kulisse für einige Fotoshootings. Wir amüsierten uns über die möglichen und unmöglichen Posen der Möchtegernmodels, dann zog es uns weiter. In Anbetracht dessen, dass der Sonnenstand schon recht tief war, fuhren wir an den weiteren Sehenswürdigkeiten vorbei und parkierten beim Badwater Basin.



der tiefste punkt nordamerikas


Mit 86 Metern unter dem Meeresspiegel ist das Badwater Basin der tiefste Punkt Nordamerikas. Die fast 518 Quadratkilometer grosse Senke besteht hauptsächlich aus Natriumchlorid zusammen mit Calcit, Gips und Borax. Gebildet wurde die Ebene dadurch, dass der Binnensee Lake Manly vor zehntausenden von Jahren verdunstet war und konzentrierte Salzablagerungen zurückgelassen hatte.

Wir packten unsere knallroten Campingstühle aus und suchten uns ein Plätzchen, wo wir niemanden störten. Ich hatte Zweifel, ob die billigen Stühle halten würden, aber sie hielten nicht nur, sondern waren auch ziemlich bequem. Sogar eine Getränkehalterung war in der Armlehne eingebaut.

Leute kamen, noch mehr Leute gingen. Eine Frau stellte ein Stativ mit Handy auf, posierte vor dem Badwater-Schild und verschwand wieder. Ein anderer Handyfotograf wählte den Sonnenuntergang als sein Motiv. Weil der Himmel inzwischen wolkenlos war, wurde der Sonnenuntergang zwar schön, aber nicht spektakulär. Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, verschwanden auch die meisten Besucher und die Temperatur sank erheblich. Ich brauchte eine Jacke, aber das war kein Problem, denn Wanderschuhe, Jacken, Kühlbox, Stative und vieles mehr lag immer griffbereit im Auto.



wir greifen nach den sternen


Wir assen unsere Salate, während wir darauf warteten, dass der Himmel sich verdunkelte und die Sterne sichtbar wurden. Eine Frau, die ebenfalls einen Stuhl dabeihatte, setzte sich in unserer Nähe hin und las ein Buch. Sie hatte eine Stirnlampe mit rotem Licht montiert. Auch die meisten Fotografen, die jetzt ankamen, suchten sich den Weg mit Rotlicht, um die Nachtsichtfähigkeit der Augen möglichst wenig zu beeinträchtigen.

Da - der erste Stern! Und noch einer. Bald darauf war der weite Himmel über und über mit Sternen übersäht. Das war was anderes, als die paar Sterne, die der Basler Nachthimmel zu bieten hat. Müde, aber zufrieden packten wir nach einem Weilchen unsere Siebensachen zusammen und machten uns auf den Rückweg.



   

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« Antwort #56 am: 23.07.2022, 22:56 Uhr »
Ich habe jetzt auch mal die letzten paar Tage nachgelesen und bin wieder up to Date  :)
Klasse Bericht und natürlich sehr schön, dass ihr überall so ausgiebig Zeit habt... das geht ja den wenigsten von uns so..

LG Romy

Culifrog

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« Antwort #57 am: 24.07.2022, 11:13 Uhr »

25.04.2022 - sanddünen


Früh aufstehen oder ausschlafen? Das war die Frage. Weder noch - wir wählten einen Mittelweg und fuhren um etwa sieben Uhr morgens zu den Mesquite Dunes, die wir bei der Anfahrt nicht mehr geschafft hatten.

Der Parkplatz war noch fast leer. Reiner suchte sich seine Fotomotive in der Nähe des Autos, während ich die Wanderschuhe anzog und mit meiner GoPro bewaffnet in die Dünen schritt. Weit wollte ich nicht gehen, nur noch diesen Hügel und dann noch dieser. Das Laufen auf dem Sand ging erstaunlich gut. Auf einmal hörte ich eine Klapperschlange klappern und blieb erstarrt stehen. Aber wo war die Schlange? Zu gerne hätte ich das Tierchen gesehen. Vielleicht hatte ich mich auch nur geirrt und mich selber gehört? Mein Respekt blieb - ich ging.



mosaic canyon


Nur wenige Meilen weiter auf dem Highway 190 bog die Strasse links zum Mosaic Canyon ab. Ein anderes Paar war gerade dabei, sich auf dem Parkplatz umzuziehen. Gemütlich wanderten wir den felsigen Wash hinauf in die Schlucht. Die glatten Marmorwände waren durch die mit Sand beladenen Sturzfluten immer wieder ausgewaschen worden und waren zu einem wunderschönen Finish poliert worden. Ich war angetan von diesen Formationen und liess Reiner zurück, der kaum aufhören konnte, die verschiedensten Details zu fotografieren. Nur ein paar hundert Meter weiter verengte sich der Canyon. Ich hörte Stimmen. Ein asiatisches Paar bog um die Ecke. Sie bat mich, sie beide zu fotografieren, aber so, dass die Narrows mit auf dem Bild waren. Gerne doch. Auch Reiner hatte es inzwischen zu der Verengung des Canyons geschafft und war von den Formationen begeistert. Ein paar Fotos später drehten wir um, wir hatten noch bisschen Weg vor uns.



twenty mule team canyon


Nachdem die Salate gestern Abend so gut geschmeckt hatten, ging Reiner in den General Store, um Frühstück für uns zu organisieren. Ich checkte uns währenddessen aus und wir verliessen Furnace Creek. Beim Zabriskie Point war der Parkplatz bereits gut gefüllt. Wir fuhren daran vorbei und folgten spontan einem Wegweiser zum Twenty Mule Team Canyon. Das war wieder einmal eine unbefestigte Strasse durch buntes, erodiertes Ödland. So konnten wir die Landschaft, die vom Zabriskie Point aus zu sehen ist, aus nächster Nähe betrachten. Die erhöhte Bodenfreiheit unseres Autos erwies sich hier als Vorteil.

Wir hielten an einer breiteren Stelle an, um den gekauften Kaffee zu schlürfen und einen Minidonut zu essen. Igitt, der Kaffee schmeckte wie eingeschlafene Füsse und statt des Donuts hätte ich auch gleich puren Zucker essen können. Nein, das war nix. Ich blieb lieber hungrig, bis wir etwas Besseres finden würden.

Die 20 Mule Team Road war eine Einbahnstrasse. Nach etwa drei Kilometern kamen wir auf eine Kuppe, die Piste führte steil bergab mit unsichtbarem Ausgang. Wir stiegen aus, um die malerische Landschaft zu fotografieren. Ein Autofahrer stoppte und fragte uns, ob der Weg hier entlangführe. Wir verstanden nicht recht, was er damit meinte - es gab ja keine Alternative. Unser Zögern veranlasste ihn zu wenden und gegen die Fahrtrichtung zurückzufahren. Entsetzt versuchte ich ihn mit Rufen und Winken davon abzubringen. Vergebens, der Geisterfahrer war schnell aus dem Blickfeld verschwunden.



dantes view


Entlang des Kamms der Black Mountains gab es noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die wir erkunden wollten und diese hiess Dantes View. Schon die Anfahrt zu dieser berühmten Aussichtsterrasse auf 5476 Fuss (1669 Meter) Höhe bot viele schöne Anblicke. Ich schwelgte in Erinnerungen, als mein Blick über die Salzpfanne von Badwater glitt, wo wir noch gestern Sterne fotografiert hatten. Auf der gegenüberliegenden Seite lagen die Panamint Mountains mit dem 3368 Meter hohen Telescope Peak und dem Aguereberry Point, auf dem wir vor zwei Tagen gestanden waren und nach Luft schnappen mussten.


Langsam näherten wir uns dem Ende unseres Besuchs im Death Valley. Dies war nach dem Yellowstone mein zweitliebster Nationalpark der USA. Aber unsere Reise dauerte noch lange und viele weitere Nationalparks würden folgen. Ich war gespannt, ob dies Einfluss auf mein Ranking haben würde.

Knurr, knurr - das war mein Magen. Reiner ging es nicht besser, denn auch er hatte die Zuckerbomben verschmäht. Wir mussten uns aber bis Pahrump in Nevada gedulden, bis wir etwas zu Essen fanden. Gestärkt nahmen wir danach die letzten Meilen bis Las Vegas in Angriff.


eine zweite chance für las vegas


2014 waren wir bereits in Las Vegas und konnten der Stadt nicht viel abgewinnen. Wir wollten ihr aber nochmals eine Chance geben und im Gegensatz zum letzten Mal direkt am Strip logieren. Wir hatten im Best Western ein erstaunlich günstiges Hotel gefunden, das auch noch gut bewertet war. Zum Einchecken durften wir im Hinterhof parkieren. Wir schleppten unser Gepäck durchs verrauchte Casino. Automaten an Automaten standen da und ich fragte mich, wie es Leute geben konnte, denen dieses Ambiente gefiel. Sogar die Black Jack- und Roulette-Tische waren durch Maschinen ersetzt worden, somit entfiel auch noch die menschliche Komponente beim Glücksspiel.

Auf den ersten Blick war das Zimmer okay. Für den Preis hatte ich keine Luxussuite erwartet, aber dass der Blick durch das mit Jalousien verschlossene Fenster direkt auf die gegenüberliegende Hausmauer führte, hatte dann doch etwas Bedrückendes. Niedergeschlagen stellte ich mich unter die Dusche, während Reiner das Auto ins hoteleigene, für Gäste kostenlose Parkhaus fuhr. Die Dusche brachte meine Lebensgeister wieder zurück.


Reiner fragte, wo wir essen gehen wollten, er hatte bereits wieder Hunger. Auf dem Strip reizte uns nichts und auf Fastfood hatten wir beide keine Lust. Da erinnerten wir uns an ein Sushi-Restaurant in der Nähe unserer letzten Unterkunft. Allerdings war das etwa zehn Meilen von hier entfernt. Wir gingen durch das stinkende Casino zum noch heftiger stinkenden Parkhaus, um das Auto zu schnappen.

Das Sushi-Restaurant schien ziemlich beliebt zu sein. Etliche Leute warteten vor dem Eingang. Wir gingen hinein, ich wurde nach meinem Namen und der Telefonnummer gefragt und schon waren wir auf der Liste. Ich bekam ein SMS, in dem es einen Link zu yelp gab. Mit meinem Handy kam ich ohne WLAN nicht ins Internet, also musste ein Hotspot her. Auf Yelp konnten wir mitverfolgen, wie wir von Platz vier immer weiter nach vorne rutschten und etwa eine halbe Stunde später die Pole Position innehatte. Per SMS wurde ich informiert, dass unser Table nun ready sei. Das war gut so, denn in der Zwischenzeit hatte sich mein Appetit gemeldet.

Man konnte zwischen à la Carte und à Discretion wählen. Die Versuchung, à Discretion zu nehmen war in Anbetracht des günstigen Preises eine Verlockung, der wir aber vernünftigerweise widerstanden. Die Sushis waren wie vor acht Jahren richtig, richtig gut.


partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #58 am: 24.07.2022, 17:20 Uhr »
Die Sanddünen am Morgen - tolles Licht

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #59 am: 24.07.2022, 21:16 Uhr »
Ach schade... wenn Vegas (und auch wenn man es nicht mag), dann sollte man doch unbedingt eines der -gar nicht mal so teuren- typischen Striphotels nehmen! Und da gibt's sogar eins, das komplatt  rauchfrei ist.. das Park MGM!

Das war ja wieder ein schöner Tag mit toller Fotos
LG Romy