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Autor Thema: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66  (Gelesen 30177 mal)

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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #180 am: 21.09.2022, 14:08 Uhr »
Die Ecke kenne ich noch nicht.

Habt ihr diejenigen gesehen, die Steine auf die Oberfläche geworfen haben oder sind vielleicht nur welche von der Decke gebröselt?

Wir haben die Steinewerfer nicht gesehen, aber es sah sehr danach aus. Könnte jedoch - mit etwas Distanz betrachtet - durchaus sein, dass da was runtergebröckelt ist. Auf diese Idee sind wir gar nicht gekommen :ohjeee:

partybombe

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #181 am: 22.09.2022, 09:01 Uhr »
Weiterhin interessante Beschreibung in Wort und Bildern - es macht Spaß mitzureisen

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #182 am: 22.09.2022, 09:30 Uhr »

23.05.2022 - bye bye new mexico, war schön mit dir


Am Morgen war die Übelkeit vorbei und wir konnten uns erneut der Route 66 widmen. Wir passierten Manuelito, ein kleines Dorf in einem engen Tal, das von roten Sandsteinfelsen umgeben ist und verliessen New Mexico kurz darauf in Lupton bei einer Rest Area. Nun waren wir wieder in Arizona und ich dachte wehmütig an New Mexico mit den Adobe Bauten und den Green Chilis zurück.


In Houck besuchten wir das Fort Courage, das aussah, wie eine echte Wild-West-Festung. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Nachbildung von Fort Courage, ist aber keine historische Stätte. Das seltsam geformte Pancake-House stammte aus dem Jahr 1967, als es als Van de Kamp-Restaurant erbaut worden war. Die Windmühle, die als Markenzeichen benutzt worden war, gab es nicht mehr.


Nicht weit von unserer nächsten Unterkunft in Holbrook entfernt, befindet sich das Wigwam Village Motel #6. Fünfzehn freistehende Tipis aus Beton und Stahl sind in einem Halbkreis um das Hauptbüro angeordnet. Das Motelbüro und die umliegenden kleinen Gebäude repräsentieren die Quartiere des Häuptlings und seiner Familie. Die Tipis sind weiss gestrichen mit einem roten Zickzack über der Tür. Oldtimer, darunter ein Studebaker, sind auf dem gesamten Grundstück dauerhaft parkiert.


Nur vier Blocks weiter fanden wir Kester’s Volkswagenwerks. In dem Moment, als wir einbogen, um uns das ehemalige Werk mit den zwei davorstehenden VWs anzuschauen, parkierte ein bunter VW-Bus direkt zwischen die beiden Oltdimer. Zwei Hippies, die zu dem Bus passten, stiegen aus und grinsten uns an. Wir fotografierten ein bisschen und machten uns wieder auf den Rückweg.



bunte badlands


Zum Einchecken war es noch viel zu früh, deshalb fuhren wir nach einem kurzen, nicht erwähnenswerten Mittagessen zur North Entrance des Petrified Forest National Park. Die erste Anlaufstation war das Painted Desert Visitor Center, das sich im Umbau befand. Dixie Klos standen aufgereiht, doch die waren vermutlich für die Bauarbeiter, denn ein Schild führte zu Toiletten beim Restaurant. Im dazugehörigen Shop konnten Teile von versteinerten Bäumen erstanden werden, die mir zu teuer waren und ich nicht wusste, was damit anstellen. Das Visitor Center selbst war etwas versteckt in einem Provisorium untergebracht und wegen der Baustelle nicht gut besucht.

Auf der Petrified Forest Road hielten wir an jedem View Point, um die herrlichen Hügellandschaften der Painted Desert zu bestaunen. Verrückt, was die Natur alles konnte. Kurz bevor die Strasse die I-40 überquerte, gab es einen Aussichtspunkt mit einem verrosteten Oldtimer, der an die Route 66, den «Highway of Dreams» erinnerte. Dort war der Punkt, an dem wir umkehrten und nach Holbrook ins Motel fuhren, um einzuchecken.



brad’s desert inn


Die Tür zur Miniatur-Rezeption war verschlossen, aber eine Frau kam um die Ecke und fragte, ob wir einchecken wollten. Wir bekamen das erste Zimmer direkt an der Strasse – dort wo wir zufälligerweise unseren Jeep abgestellt hatten. Ich fragte nach dem Ort fürs Frühstück, doch es gab keins. Das war ein Irrtum meinerseits – bei den vielen Unterkünften konnte man schon mal durcheinanderkommen. Wir erhielten Kaffee, Früchte und Müesliriegel. Die Oropax wegen des Zuglärms lehnten wir ab. Ich war gegen Reiners Schnarchgeräusche bereits gut ausgerüstet und er kann selbst im Stehen schlafen, Lärm hin oder her. Das Zimmer war mit Route-66-Elementen dekoriert. Sehr einfach, aber ausreichend für zwei Nächte.


Zum Abendessen gingen wir ins Bienvenidos Restaurant. Im Vorgarten standen versteinerte Baumstämme. In weiser Voraussicht, dass die Portionen gross genug für zwei waren, teilten wir uns eine Platte mit Ribs und Brisket. Vorneweg gab es für jeden eine Rinder-Gemüsebrühe, die hervorragend schmeckte. Sowohl die Bedienung wie auch die Besitzerin erkundigten sich mehrmals nach unserem Wohlbefinden. Sehr nett und gut war es auch.


Doreen & Andreas

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #183 am: 22.09.2022, 09:52 Uhr »
Das seltsam geformte Pancake-House stammte aus dem Jahr 1967, als es als Van de Kamp-Restaurant erbaut worden war. Die Windmühle, die als Markenzeichen benutzt worden war, gab es nicht mehr.
Wirklich einladend sieht das Pancake-House aber auch nicht mehr aus. Das wird offenbar nicht mehr bewirtschaftet.
Viele Grüße,
Andreas
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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #184 am: 22.09.2022, 09:58 Uhr »
Das seltsam geformte Pancake-House stammte aus dem Jahr 1967, als es als Van de Kamp-Restaurant erbaut worden war. Die Windmühle, die als Markenzeichen benutzt worden war, gab es nicht mehr.
Wirklich einladend sieht das Pancake-House aber auch nicht mehr aus. Das wird offenbar nicht mehr bewirtschaftet.

Nein, das sind alles nur noch Ruinen. Schade, aber vermutlich gibt es in den USA keine Denkmalpflege, wie hier bei uns. Dafür kann man alte rostige Autos anschauen und Bauruinen mit tollen oder nicht so tollen Graffitis :).

Doreen & Andreas

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #185 am: 22.09.2022, 10:37 Uhr »
Dafür kann man alte rostige Autos anschauen und Bauruinen mit tollen oder nicht so tollen Graffitis :).
Das kann man bei uns aber auch. Ist das in der Schweiz anders?
Viele Grüße,
Andreas
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mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #186 am: 22.09.2022, 10:50 Uhr »
Habt Ihr Euch in Gallup selbst ein wenig umgesehen. Wie haben dort bei zwei unserer Reisen übernachtet (2005 und 2011) und fanden den Ort einigermaßen trostlos, obwohl es viele Geschäfte mit - imho weit überteuerten - Native Schmuck und Accessoires gibt, die aber fast alle schon um 5 pm ihre Gitter heruntergelassen haben oder völlig desinteressiertes Personal hatten. Die "frischen" Lebensmittel im Supermarkt waren alle vor mindestens drei Tagen verpackt.

Dafür war das El Rancho Hotel außerordentlich urig anzusehen (übernachtet haben wir dort nicht, nur im Restaurant gegessen). Ein paar Bilder davbon gibt es hier ganz unten: https://forum.usa-reise.de/reiseberichte-usa-kanada/sudwesten-ab-los-angeles-2011/msg788818/#msg788818
Gruß
mrh400

Culifrog

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« Antwort #187 am: 22.09.2022, 13:09 Uhr »
Dafür kann man alte rostige Autos anschauen und Bauruinen mit tollen oder nicht so tollen Graffitis :).
Das kann man bei uns aber auch. Ist das in der Schweiz anders?
Bauruinen gibt es in der Schweiz kaum. Entweder werden die Gebäude geschützt und erhalten oder abgerissen. Graffitis gibt es natürlich schon.

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #188 am: 22.09.2022, 13:11 Uhr »
Habt Ihr Euch in Gallup selbst ein wenig umgesehen. Wie haben dort bei zwei unserer Reisen übernachtet (2005 und 2011) und fanden den Ort einigermaßen trostlos, obwohl es viele Geschäfte mit - imho weit überteuerten - Native Schmuck und Accessoires gibt, die aber fast alle schon um 5 pm ihre Gitter heruntergelassen haben oder völlig desinteressiertes Personal hatten. Die "frischen" Lebensmittel im Supermarkt waren alle vor mindestens drei Tagen verpackt.

Dafür war das El Rancho Hotel außerordentlich urig anzusehen (übernachtet haben wir dort nicht, nur im Restaurant gegessen). Ein paar Bilder davbon gibt es hier ganz unten: https://forum.usa-reise.de/reiseberichte-usa-kanada/sudwesten-ab-los-angeles-2011/msg788818/#msg788818
Wir sind durch Gallup bloss durchgefahren. Es gab nichts, was uns interessiert hätte ausser dem El Rancho Hotel. Das wollten wir uns eigentlich anschauen, aber hatten es solange hinausgeschoben, bis es zu spät war und wir weg waren. Dabei haben wir direkt dahinter gewohnt.

Doreen & Andreas

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« Antwort #189 am: 22.09.2022, 13:29 Uhr »
Dafür kann man alte rostige Autos anschauen und Bauruinen mit tollen oder nicht so tollen Graffitis :).
Das kann man bei uns aber auch. Ist das in der Schweiz anders?
Bauruinen gibt es in der Schweiz kaum. Entweder werden die Gebäude geschützt und erhalten oder abgerissen. Graffitis gibt es natürlich schon.
Die Eidgenossen scheinen da tatsächlich konsequenter zu sein oder aber sie haben einfach mehr lockeres Kapital für lost places.
Offenbar sind Orte, wie die Villa Branca, das Sankt Gotthard Sanatorium, das Sanatoria di Agra oder der Autofriedhof Guerbetal wirklich die Ausnahmen.

Aber wir schweifen ab. Ich möchte Deinen wundervollen Reisebericht nicht zerreißen und freue mich auf die Fortsetzung.
Viele Grüße,
Andreas
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Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #190 am: 26.09.2022, 11:01 Uhr »

24.05.2022 - versteinerte bäume


Seit Las Vegas hatten wir ausser uns niemanden mehr deutsch sprechen hören. Ich fragte Reiner beim Frühstück, wann er denke, dass wir auf die ersten deutschsprachigen Touristen treffen würden - ob heute oder erst morgen. Er tippte gar, dass dies erst in knapp einer Woche der Fall sein würde. Im Denny’s, wo wir frühstückten, waren sie gnadenlos unterbesetzt. Eine Bedienung, die so dünn war, dass ich mir Sorgen machte und eine etwas stämmigere, tätowierte Frau mit Piercings und bunten Haaren mussten den gesamten Laden allein schmeissen. Einzig ein Koch war noch anwesend, aber der hatte in der Küche mehr als genug zu tun. So warteten wir, bis das Essen kam und nochmals, um die Rechnung zu bezahlen.

Beim Safeway deckten wir uns noch mit Salaten ein, bevor wir zum Südeingang des Petrified Forest National Park fuhren. Vor dem Parkeingang standen unzählige versteinerte Bäume vor dem Crystal Forest Museum & Gifts und dem gegenüberliegenden Petrified Forest Gift Shop. Kaum zu glauben, dass die Bäume in dieser riesigen Anzahl vorkamen, dass sie sogar verkauft werden konnten. Wir fuhren mangels Interesses an einem Baumstamm daran vorbei und stellten uns auf den Parkplatz beim Rainbow Forest Museum. Die grosse Amerikafahne wehte auf Halbmast. Später erfuhren wir, dass gestern im ein paar hundert Kilometer von hier entfernten Texas ein 18-Jähriger 19 Kinder und zwei Erwachsene in einer Primarschule erschossen hatte.

Hinter dem Museum bot der Giant Logs Trail ein Wegesystem an einigen der grössten und farbenfrohsten Baumstämme des Parks an. Die Stellen waren nummeriert und auf der dazugehörigen Broschüre konnten wir nachlesen, was die einzelnen Punkte bedeuteten. Das war schon mal ein schöner Einstieg in die Welt des Petrified Forest.


Weitere versteinerte Baumstämme fanden wir auf dem Crystal Forest Trail. Der Wanderweg war gut besucht, aber die meisten drehten die Runde gegen den Uhrzeigersinn und kamen uns entgegen. Auf einer Anhöhe wurden wir wieder mit einer herrlichen Aussicht auf die Badlands belohnt.


Wir fuhren zum Jasper Forest, wo uns ein weiterer Aussichtspunkt einen Blick in die Tiefe und Weite erlaubte. Anschliessend gingen wir zur Agate Bridge, die ursprünglich Natural Bridge genannt worden war. Es handelt sich um einen teilweise freigelegten versteinerten Baumstamm, der eine Schlucht bei Agate Mesa überspannt und eine Brücke bildet. Aus Angst vor dem Einsturz dieses Wahrzeichen durch die Erschütterung der Eisenbahn, waren 1903 Pfeiler darunter gemauert worden, die später durch Beton ersetzt worden waren. Das Betreten des Baumstammes war verboten.


Nun war es Zeit für das Mittagessen. Es ging an den Tepees vorbei, unter der I-40 hindurch und hoch zur Chinde Point Picnic Area, wo wir unsere Salate auspackten. Fünf überdachte Picknickplätze mit je vier bis sechs Tischen waren in einem Halbkreis angeordnet. Unter dem ersten Dach war ein älteres Paar beim Essen, wir nahmen das mittlere in Beschlag. Nach und nach füllte sich ein Platz nach dem anderen. Kinder waren fasziniert von den bärensicheren Mülleimern, in denen sie den Abfall entsorgten. Als ich Richtung Toilettenhäuschen ging, rief mir ein Mann zu, dass die Toiletten geschlossen wären. Ich vertraute ihm, kehrte wieder um und benutzte die Toilette beim Painted Desert Visitor Center am Nordeingang des Parks.

Damit hatten wir die komplette Petrified Forest Road von Süden bis Norden einmal unter den Rädern gehabt, allerdings hatten wir Sehenswürdigkeiten ausgelassen, die wir uns für den Nachmittag aufgespart hatten. Bei den meisten View Points, die wir bereits gestern besucht hatten, hielten wir erneut kurz an, um die Aussicht zu bewundern. Nach dem verrosteten Auto der Route 66 kam lange Zeit nichts, bis wir beim Puerco Pueblo parkierten. Reiner hatte keine Lust auf Steinruinen bei der Hitze, also ging ich den Weg allein und filmte Puerco Pueblo sowie die Petroglyphen am Südende des Rundwegs mit meiner GoPro.

Den Newspaper Rock wollte Reiner sich erst auch nicht anschauen, hätte es aber bereut, wenn er nicht mitgekommen wäre. Die archäologische Stätte verfügt über mehr als 650 Petroglyphen, die eine Gruppe von Felswänden bedecken. Als wir ankamen, waren wir die einzigen. Ich schaute durch jedes der drei Ferngläser und war so voller Euphorie. Ich schwärmte Reiner von den Felszeichnungen vor, wie cool die seien, da hörte ich hinter mir eine Frauenstimme «Grüezi» sagen. Huch, Schweizer hier? Ich war völlig überrumpelt. Es war ein älteres Paar aus der Ostschweiz, das wir danach bei jedem View Point auf der Blue Mesa Scenic Road erneut trafen. Sie kamen von Las Vegas und waren auf dem Weg nach Tucson. Somit hatte sich die Frage vom Morgen auch geklärt: Heute war also der Tag, an dem wir nach Wochen wieder deutschsprechende Menschen angetroffen hatten.


Am Abend assen wir im Mesa Italian Restaurant. Für mich gab es Kalbsschnitzeli mit einer Zitronen-Kapern-Sauce und für Reiner Lachs. Beides schmeckte uns nach ein bisschen Nachsalzen sehr, sehr gut.

mrh400

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #191 am: 26.09.2022, 11:55 Uhr »
Am Abend assen wir im Mesa Italian Restaurant.
O ja, erinnere mich gerne; eines der wenigen Restaurants in den USA, wo wir perfekt al dente zubereitete Pasta bekommen haben. Spaghetti aglio e olio hatten wir dort 2005 und 2011 und davor ein köstliches Knoblauchbrot. 2005 gab es daneben noch einen kleinen Shop, wo wir eine hübsche Miniatur-Kachina gekauft haben - war 2011 leider verrammelt.

Auch an Petrified Forest erinnere ich mich gerne, vor allem auch an den Rundweg auf der Blue Mesa. Hätte mich schon sehr gewundert, wenn Ihr dort keine deutschsprachigen Touris getroffen hättet. Ich wundere mich ohnehin, dass Ihr an etlichen Hotspots keine angetroffen  habt.
Gruß
mrh400

Culifrog

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Antw: Städte, Bäume, Wüsten, Kakteen und die Route 66
« Antwort #192 am: 27.09.2022, 09:49 Uhr »

25.05.2022 - klassiker der route 66


Zum Auschecken brauchten wir bloss den Schlüssel in den Briefkasten werfen und schon waren wir weg. Wir frühstückten wie gestern im Denny’s. Diesmal wurden wir von Anastasia bedient, das war die burschikose, tätowierte Frau. Sie war trotz der Hektik sehr gut gelaunt. Da aber das Personal nach wie vor nicht aufgestockt worden war, warteten wir auch heute ziemlich lange auf unsere Speisen und es dauerte, bis wir endlich wieder auf der Route 66 waren.

Wir schauten uns Winslow an und fuhren in der Geisterstadt Two Guns an der Schlucht des Canyon Diablo zu einer verlassenen Tankstellenruine, die über und über voll mit Graffitis war. Ein anderes Auto kam von Süden her. Ein junges Paar stieg aus. Er erzählte, dass sie aus Las Vegas seien, und gab uns den Tipp, dem Weg zu folgen, um einen verfallenen Swimmingpool zu sehen. Den Ratschlag nahmen wir dankbar an. Viel war nicht mehr übrig von dem ehemaligen Campingplatz, deshalb waren wir auch schnell wieder weg. Die Old U.S. 66 Richtung Westen führte zu den Ruinen von Two Guns. Dort trafen wir wieder auf die beiden aus Las Vegas, die uns fröhlich grüssten.


Viel mehr als ein Durchgang, über dem «Mountain Lions» angeschrieben war, war nicht mehr davon übrig. Hinter der Ruine konnten wir die verlassene Canyon Diablo Bridge ausmachen. Es handelt sich dabei um eine Stahlbeton-Luten-Bogenbrücke mit freitragender Fahrbahn, die elf Jahre älter war als die Route 66. Sie war als National Old Trails-Highway gebaut worden, um den bis dahin genutzten Flussbettübergang zu vermeiden. Später hatte die Route 66 den Verlauf der National Old Trails Road übernommen.


Hier war die Route 66 zu Ende und wir mussten zurück auf die I-40 bis Twin Arrows. Auch dabei handelt es sich um eine Geisterstadt. Ursprünglich hatte der Handelsposten Canyon Padre Trading Post nach dem Canyon westlich davon geheissen. 1954 war er in Twin Arrows Trading Post umbenannt worden und hatte Benzin verkauft. Es hatte auch einen Valentine Diner sowie das klassische «Twin Arrows»-Schild aus zwei Telefonmasten gehabt. Der Laden war 1990 geschlossen, 1995 wiedereröffnet und später endgültig geschlossen worden. Die Anhänger des Hopi-Stammes und der Route 66 hatten die heruntergekommenen Pfeile restauriert und das Gebäude renoviert, aber es ist noch immer geschlossen.

Bei unserem Besuch stand nur noch einer der beiden Pfeile, der andere lag auf dem Boden. Im Februar 2022 war er vermutlich Opfer starker Winde geworden. Ein Auto kam und ich grüsste die zwei Insassen grinsend in der Meinung, schon wieder auf das Las Vegas-Pärchen getroffen zu sein. Auch sie wedelte mit ihrer Hand, da bemerkte ich, dass es ein anderes Paar war als vorhin in Two Guns. Scheinbar war sie jedoch von meinem Gruss angetan, denn beim Davonfahren winkte sie uns noch enthusiastischer zu.



kein schokoladenfall


24 Kilometer vor Flagstaff nahmen wir in Winona die Ausfahrt 211. Wir fuhren 3.7 Kilometer nordwestlich, bogen rechts in die Leupp Road und nach knapp 24 Kilometern links in die Indian Route 70 ab, die mit «Grand Falls Bible Church» beschriftet war. Das dahinterfahrende Auto folgte uns. Nach knapp 14 Kilometern auf einer holprigen, unbefestigten Strasse fuhren wir links auf die Indian Route 7038, das Auto hinter uns fuhr geradeaus weiter. Nach weiteren 700 Metern waren wir am Ziel. Ausser uns war keine Menschenseele hier. Wir packten unsere Vorräte auf den Tisch eines hübschen, überdachten Picknickplatzes, doch bevor wir assen, wollte ich die Wasserfälle sehen, die auf Bildern so fantastisch aussahen.

In dem Moment traf ein roter Jeep Grand Cherokee beim Parkplatz ein. Es war das Auto, das uns gefolgt war. Der Fahrer stieg aus, grüsste und meinte lachend, was für ein Zufall das sei, dass ausgerechnet zwei Jeeps zur selben Zeit in diese einsame Gegend gefahren seien. Wir vertrauten darauf, dass er und seine Partnerin unser Essen nicht verputzten und gingen zu den Wasserfällen.

Die Grand Falls sind ein natürliches Wasserfallsystem in der Painted Desert der Navajo Nation. Mit 56 Metern sind sie höher als die Niagarafälle. Sie sind bekannt für ihren extrem schlammigen Fluss, weshalb sie auch «Chocolate Falls» genannt werden. Starke Regenfälle oder Schneeschmelze ergiessen sich in spektakulärer Weise in den Little Colorado River. Während der Wasserknappheit wird hingegen nur ein Rinnsal oder gar kein Fluss erzeugt.

Was uns erwartete, war nicht einmal ein Rinnsal. Komplett trockene Felsformationen lagen vor uns. Die Aussicht auf die Schlucht, durch die der Little Colorado River floss, war sehr hübsch anzusehen, aber von Wasserfall war keine Spur. Die Enttäuschung war allerdings nicht besonders gross, denn nach der langen Trockenheit hatte ich damit gerechnet.


Auf der Rückfahrt stoppten wir kurz bei der Walnut Canyon Bridge. Das war das grösste Bauwerk, das im Rahmen des 1922 durchgeführten Strassenbauprojekts entlang des Winslow Highway durchgeführt worden war. Die Brücke überspannt den Walnut Creek eine Meile nordwestlich von Winona. Bald nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1924 waren die Strasse und die Brücke Teil der Route 66 geworden. Mit dieser Brücke beendeten wir die erste Etappe der Route 66 für einen mehrtätigen Abstecher abseits der Mother Road.   


der verflixte code


Es war Donnerstag vor dem Memorial-Weekend und ich befürchtete Schlimmes. Auf der malerischen AZ-89A von Flagstaff nach Sedona war eine Baustelle nach der anderen, trotzdem und entgegen meinen Befürchtungen kamen wir ganz gut vorwärts. Als wir den Wald verliessen und im Ort ankamen, war ich ab der Schönheit der umliegenden roten Berge überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass dort so viele Felsformationen zu sehen sein würden. Mir war bewusst, dass es den Bell Rock und den Cathedral Rock gibt, aber das waren nur zwei der unzähligen Berge. Ich verliebte mich augenblicklich in diese wundervolle Landschaft.


Südlich von Sedona in Big Park oder auch als Village of Oak Creek bezeichnet, wollten wir die nächsten vier Nächte verbringen. Wir hatten bereits online eingecheckt, als wir in Socorro das ominöse Mail von Lynx erhalten hatten. Nun war ich gespannt, ob der Code funktionierte, denn in den Rezensionen hatte ich gelesen, dass er das bei anderen Gästen nicht getan hatte.

Es kam, wie es kommen musste, die grosse Holztür liess sich nicht öffnen. Wir versuchten den Code einzugeben und danach diese oder jene Taste, es half nichts. Verzweifelt wollte ich über einen Hotspot und Internet-Telefonie die angeschriebene Telefonnummer anrufen, da kam uns ein Paar entgegen. Ich nahm an, dass es die Besitzer waren, brach den Anruf ab und schilderte unser Problem.

Sie waren Gäste einer der zur Anlage gehörenden Villen. Der Mann verriet uns den Code zur Eingangstür, der mit der erhaltenen Zahlenkombination nichts zu tun hatte und dann standen wir in der Halle. Von dieser aus ging es in die Küche, deren Herd nicht benutzt werden durfte und zu ein paar Zimmern. Eine Treppe führte zu weiteren Zimmern, aber keines war mit der Nummer 109 bezeichnet. Sie trugen Namen, aber weder wir noch das hilfsbereite Paar konnten erkennen, welches nun unser Raum war. Der Gast wollte mir mein Handy aus der Hand nehmen, um damit die Nummer anzurufen. Ich rebellierte, denn es war ein Geschäftshandy ohne Auslandspaket und ich wollte keinen Ärger mit meinem Arbeitgeber haben. Bevor wir ihm aber Reiners Mobiltelefon reichen konnten, rief er mit seinem eigenen Apparat an und erfuhr, dass wir im Country Room untergebracht waren. Zu diesem Zimmer im Obergeschoss passte dann auch der Code.

Das Zimmer war gross, verfügte über einen Wohn- und einen Schlafbereich sowie einen Balkon mit Sicht auf die wunderbaren Felsformationen von Sedona. Dass es bei vier Nächten bei einem alles andere als bescheidenen Preis kein Housekeeping gab, fand ich etwas befremdlich. Wenigstens konnte man sich in der Küche mit genügend WC-Papier eindecken.



eduard und eine coole location


Auf dem Salontisch lag eine Mappe mit Sehenswürdigkeiten und einem Gutschein für einen Rabatt im P J’s Village Pub. Den schnappten wir uns und fuhren dahin. Das war eine coole Location. Der lustige Kellner stellte sich als Eduard vor. Er lebte seit 14 Jahren in Sedona, kam aber ursprünglich aus England. Morgen sei Karaoke, da würde er singen. Wir verrieten ihm nicht, dass wir auf keinen Fall singen und auch noch andere Restaurants ausprobieren wollten.



wo ist das licht?


Zurück im Zimmer funktionierte das Licht im Bad nicht. Schon bei Bezug hatte es geflackert, nun wollte es gar nicht mehr, deshalb schrieb ich über Booking.com eine Nachricht an die Verwaltung. Dort erwähnte ich auch, dass die Ankunft unglücklich verlaufen war und sie sich für die Zukunft eine bessere Kommunikation überlegen sollten.

Am Morgen hatte ich vier Nachrichten von Adobe Village Inn in meiner Inbox. Die erste besagte, dass die Kreditkarte mit dem Betrag von 1'010.51 USD für die Unit AV – Country Room belastet worden sei. In der zweiten stand nochmals dasselbe und dass wir sie kontaktieren sollten, falls etwas nicht in Ordnung sei. Im dritten E-Mail las ich folgende Nachricht:

Hi *Vorname*

For your reference, your room is AV – Country Room.
The Main door code is XXXX and your room door code
is XXXX.

Thank you!

Schön – nur leider einen Tag zu spät. Das vierte Mail war die Antwort auf die Meldung wegen der defekten Lampe. «Thank you for that information. I will inform my team on this and I’ll get back to you.” Mein Englisch ist nicht das Beste, aber ich verstand, dass sie jemanden informieren und sich wieder bei mir melden wollte.

Lustigerweise ging das Licht wieder an, aber da es noch flackerte, fand ich es angebracht, wenn sich ein Handwerker das mal anschaute.

partybombe

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« Antwort #193 am: 27.09.2022, 22:29 Uhr »
Der Teil der Route 66 hatte wohl außer Geistern nicht viel zu sehen 😢