Hallo,
nachdem ich gestern wegen einer Abendveranstaltung blockiert war, folgt heute der
11. Tag Mittwoch 16.05.2007 Washington DC
Die Frühstückszeiten sind hier fest vorgegeben um 07:00 Uhr oder 08:00 Uhr. Da wir im Urlaub sind, haben wir uns für 08:00 Uhr entschieden. So stehen wir nach wechselhaftem Schlaf gegen 7 Uhr auf, um um rechtzeitig beim Frühstück zu sein. Dort leistet uns gerade noch für ein paar Minuten ein Palästinenser Gesellschaft, der nach seiner Aussage hier in einer Art Friedensmission unterwegs ist. (Er gibt uns am nächsten Tag seine Karte; die Universe Peace Federation, für die er tätig ist, identifizieren wir zuhause dann als einen Ableger der Mun-Sekte
). Ganz interessant sind seine Schilderungen, welche Mühe es kostet, aus dem Gaza-Streifen über Ägypten in die USA zu kommen. Allerdings haben wir den Eindruck, daß er nur einen geringen Teil dessen versteht, was wir erzählen (na ja, und umgekehrt).
Das Frühstück selbst ist kein besonderes Lob wert. Es gibt eine Quiche mit nicht näher definierbaren Fleischfetzen drin, schwarzverbrannte Kartoffelscheiben, ein paar Melonenschnitze und einen mäßig starken Kaffee.
Einer der Innkeeper erklärt uns noch, wie wir zum
"Circulator" kommen, einer Busrundlinie, die ganz in der Nähe einen Stop hat. Richtiger sind es drei verschiedene Linien mit diesem Namen, die unterschiedliche Runden fahren. Jedenfalls eine davon hat in der Nähe vom DC Guesthouse einen Stop.
Bevor wir dorthin gehen, stelle ich fest, daß die Box für den Fotofilter wohl noch so ziemlich als einziger Gegenstand im Auto verblieben sein muß. Da ich sie gerne dabei hätte, damit ich den Pol in den Innenräumen verstauen kann, machen wir also einen kleinen Umweg über den Parkplatz. Dort entdecken wir an der Windschutzscheibe einen Warnzettel, daß wir unberechtigt parken und alsbald abgeschleppt werden. Also gehen wir nochmal zurück zum Hotel und bitten einen der Innkeeper, das zu klären, zumal wir ja einen Berechtigungsschein drinnen liegen haben. Er sagt zu, sich darum zu kümmern - mal sehen...
Dann gehen wir nicht zur nächsten Haltestelle, sondern zu einer, wo wir am Automaten ein Tagesticket für 3 USD pro Person erwerben können, das angeblich nicht nur im Circulator, sondern in allen Buslinien gilt (gibt es nicht im Bus). An der einschlägigen Haltestelle stellen wir uns ziemlich dumm an, bis wir endlich den ziemlich schlanken Automaten entdecken.
Kurz vor der Mall steigen wir an der Pennsylvania Ave aus und marschieren in Richtung Capitol und um den Capitol Reflecting Pool herum.
Washington, Capitol Reflecting Pool
Dort gibt es einen Ticketkiosk, wo fast gar keine Schlange steht, so daß wir schon befürchten, es gebe nichts mehr. Aber ohne Probleme erhalten wir Zugangskarten für 02:45 Uhr. Um die Zeit bis dahin zu überbrücken, beschließen wir, gemütlich die
Mall entlangzumarschieren, um bis zum Lincoln Memorial zu kommen. Die Mall selbst macht eher den Eindruck einer Event-Region mit ziemlich schütterem Grün und viel Staub - sie erinnert aus der Nähe betrachtet irgendwie an die Theresienwiese ohne Zelte und ist daher eher etwas enttäuschend.
Bei Hirshhorn-Museum gehen wir kurz durch den
Skulpturengarten. Dort gibt es für Marianne eine Miro-Plastik, aber auch eine ganze Reihe weiterer zum Teil ganz witziger Figuren.
Washington, Hirshhorn Sculpture Garden, Miro-Plastik
Washington, Hirshhorn Sculpture Garden, Pärchen auf der Bank (King and Queen von Henry Moore)
und beim
Castle der Smithsonian pausieren wir kurz im Garten. Danach gehen wir bis zum Washington Monument, dessen Spitze morgen auf dem Programm steht und lassen uns vom Circulator-Bus zu den Constitiution Gardens in der Nähe vom WW II Memorial bringen, um wenigstens nicht den ganzen Weg zum Lincoln Memorial laufen zu müssen. Doch auch hier ist es noch ganz schön weit entfernt.
Washington, Smithsonian Castle
Washington, Constitution Gardens
Washington, Lincoln Memorial
Beim
Lincoln Memorial, fallen uns am Aufgang zunächst die Fasces auf, die ja nicht zuletzt Symbole des italienischen Faschismus waren. Aber bei der Bauzeit 1922 war Mussolini ja gerade erst im Aufstieg und die Fasces werden auch andernorts (nicht zuletzt in den USA) heute noch als staatliches Machtsymbol genutzt.
Washington, Fasces am Sockel des Lincoln Memorial
Lincoln selbst ist schon sehr monumental (was ich nicht unbedingt positiv interpretiere) - dafür hat man von dort oben aber eine wirklich schöne Aussicht in alle Richtungen (bemerkenswerterweise sind wir bei dem ganzen Rummel so ziemlich die einzigen, die das Monument ganz umrunden und den Blick in alle Richtungen wahrnehmen).
Washington, Lincoln Memorial - auch er stützt sich auf zwei Fasces
Washington, Washington Monument vom Lincoln Memorial ...
...und wenn man etwas herumgeht, kommt auch das Capitol zum Vorschein
Zurück geht es unter Auslassung des
Korean War Veterans Memorial (das uns aus der Ferne reicht) in wiederum einiger Entfernung am
Vietnam Veterans Memorial vorbei - die schwarze Wand mit den Namen der Gefallenen bzw. Vermißten ist auch aus der Ferne durchaus eindrucksvoll. Da dieser Teil des Memorials vielen Leuten zu nüchtern und zu wenig heroisch war (was m.E. noch am ehesten seinen Reiz ausmacht), wurden zwei weitere Denkmäler errichtet - eines für die Frauen, die insbesondere im Sanitätsdienst tätig waren -, die dann eher dem Blut- und Bodencharakter der übrigen Monuments entsprechen. Insgesamt haben wir Schwierigkeiten damit, wie man einen der größten Mißerfolge der Politik so hervorgehoben ehren kann (wobei wir uns natürlich im Klaren sind, daß die Ehrung allerdings den von dieser Politik in den Krieg geschickten Menschen zugute kommen soll).
Das Weiße Haus beäugen wir von der Süd- genauso intensiv wie von der Nordseite, das Treasury daneben sowieso (da war ich vor etwa 20 Jahren mal beruflich drin). Anschließend suchen wir den nächstbesten Starbucks (von wo wir zwei Wachleute kommen gesehen haben), um eine Schale mit Obst und Käse sowie nochmals einen Frappuccino Mocha Orange zu uns zu nehmen.
Washington, White House
Mit einem kurzen und einkaufsmäßig erfolglosen Aufenthalt bei Filenes Basement gehen wir die Pennsylvania Avenue weiter Richtung Capitol und legen noch einen Stop beim
Old Post Office ein. Von außen ein recht schönes Gründerzeitgebäude, das schon einmal dem Abriß geweiht war, innen verfügt es über eine große Halle. Hinein kommt man nur nach einem Security Screen. Als ich außer dem Autoschlüssel auch noch meine Münzen aus der Hosentasche kramen will, meint der Wachmann, daß ich ruhig so durchgehen soll, worauf das Gerät natürlich in helle Aufregung verfällt. Also vor großen Augen meine 8 - 10 USD in Quarters, Dimes und Nickels ausgepackt und nochmal - diesmal erfolgreicher - durch. Innen kann man zum Tower hochfahren, zunächst mit einem stickigen Lift voller lautstark parlierender Halbstarker mit Blick auf den Innenraum. Auf dem Weg zum zweiten Lift gelingt es uns, die abzuhängen. Der Blick von oben ist durchaus lohnend.
Washington, Old Post Office
Washington, Old Post Office, Ausblick
Washington, Old Post Office, Einblick
Anschließend wackeln wir weiter so zum
Capitol zurück, daß wir knappe 10 Minuten vor unserer Führung eintrudeln. Hier gibt es dann mehrfache nervende Wartezeiten: erst geht es spürbar verspätet am Startpunkt los, dann warten wir nochmals mindestens fünf Minuten bei einem Zelt, dann wartet man vor der Security, wo man wiederum gescreent wird (immer nur fünf Personen werden auf einmal zugelassen). Diesmal habe ich zuvor alles in die Foto- bzw. Umhängetasche umgepackt - genug Zeit war ja -, so daß wenigstens bei uns keine zusätzliche Verzögerung eintritt..
Nach weiterer kurzer Wartezeit wird man dann in Richtung Eingang geschickt, wo die Gruppe davor wartet, bis von innen eine Angestellte schreit, daß man doch weitergehen soll.
Washington, Washington Monument, diesmal vom Eingang des Capitol aus
Eine junge Führerin nimmt sich unserer an. Sie kann immerhin so laut schreien, daß einige Wortfetzen durch den enormen Lautstärkepegel (aufgrund der vielen gleichzeitig geführten Gruppen) zu uns durchdringen. Verstehen tun wir trotzdem allenfalls die Hälfte. Zu sehen gibt es die Rotunde mit vielen Gemälden und Plastiken, das anschließenden Old Senate Chamber mit noch mehr Plastiken und einen erklärenden musealen Raum darunter - das war‘s; angesichts des nervigen Lärms verlassen wir fluchtartig die ehrfurchtgebietende (?) Stätte und suchen nach der nächsten Bushaltestelle für den Circulator.
Washington, Capitol, Rotunda
Washington, Capitol, Statuary Hall
verheißungsvoller Wegweiser
Bei der Umsteigestation beginnt es zu regnen; als wir bei der O-Street aussteigen, ist es zwar wieder trocken, schaut aber fürchterlich grau aus. Nach einem kurzen Blick auf das Auto, das erstaunlicherweise noch da ist, kommen wir unmittelbar vor dem Ausbruch eines heftigen Gewitters an unserem Guesthouse an - Glück gehabt.
Während draußen der Regen prasselt, kommt irgendwann Mike von den Innkeepern und benennt mir das neue Passwort, so daß ich endlich auf dem Zimmer Kontakt bekomme.
Nachdem sich das Wetter beruhigt hat, gehen wir mit etwas Verspätung wieder zur
Logan Tavern, wo schon einige Leute auf Tischzuteilug warten. Während wir noch recht zügig Plätze direkt an der Bar erhalten, stauen sich alsbald die Leute in Dreierreihen hinter der Bar - was sich bis zu unserem Verlassen des Lokals nicht ändert.
Wir nehmen wieder Allagash Whites und werden nach einiger Zeit zu unserem Tisch geleitet. Diesmal ohne Vorspeise, aber mit upgegradetem Salat, nehmen wir in Bourbon mariniertes Steak (Skirt Steak - eigentlich ein eher minderwertiges Fleisch, das aber mariniert und sliced ganz hervorragend schmecken kann) und einen Cabernet dazu - einfach köstlich (obwohl der Laden so voll ist, daß die Lautstärke fast unerträglich ist).
Nach einem Einkauf in der gegenüberliegenden Pharmacy gehen wir durch die hübsche Umgebung aber unter Umgehung des Inenraums des Logan Circle wieder zum Guesthouse.
0 mi - und ziemlich genau Halbzeit der Reise