15.9.2012 - Tag 12 - Billy Geene's heisst jetzts Brick's River Cafe und: WE LOVE THE MEDINA RIVER!Heute wachen wir ohne Wecker irgendwann auf, das ist das Schöne an den Urlaubstagen, an denen man nicht weiterfahren muss, sondern eine Weile am selben Ort bleibt. Man steht einfach auf, wenn man wach ist.
Wieder geniessen wir ein kleines Frühstück zwischen Kolibris und lautstarken Nagetieren.
Für heute haben wir uns nichts Spezielles vorgenommen, wir werden einfach wieder nach Bandera fahren und gucken, wonach uns ist.
Bevor ich mich unter die Dusche stelle, schüttle ich weise den Duschvorhang aus, bevor ich die Wanne betrete. Und siehe da, eine hübsche schwarze Spinne huscht daraus hervor und krabbelt panisch über die glatte Oberfläche. Ich als alte Tierliebhaberin hole natürlich einen Becher und geleite das arme ängstliche Tierchen sanft nach draussen. Aber gut, habe ich erst nachgeguckt...man weiss ja nie...könnte ja was Giftiges sein...
Sobald wir richtig Lust kriegen, setzen wir uns ins Auto und sind ein paar Minuten später wieder im Städtchen vorne. Hier verbringen wir die Zeit bis zum Mittag mit dem erneuten Abklappern der Shops, kaufen ein paar Postkarten, die wir zu Hause versprochen haben, stöbern hier, gucken da, und erkunden auch ein paar Seitengässchen, in denen wir Läden entdecken, die wir bisher nicht kannten.
Ich bin auf der Suche nach Westernboots, aber das es viele Touris nach Bandera verschlägt, sind die Preise für ein Paar Stiefel nicht ganz Ohne. Ich denke, da finde ich anderswo günstigere Exemplare. Im General Store verkaufen sie zwar günstige "gentle used boots", aber wenn schon, dann will ich neue haben.
Mittags setzen wir uns dann endlich in unser Lieblingsrestaurant, dem ehemaligen "Billy Geene's". Seit 2006 steht der Laden unter neuer Führung und heisst nun "Brick's River Cafe". Wir hoffen natürlich, dass das Essen hier nach wie vor so lecker ist wie damals. Die überaus charmante, witzige und nette junge Bedienung, Angie, verspricht jedenfalls schon mal Gutes.
Wir bestellen Cheese Sticks mit Ranch-Dip (Erinnerungen an früher) als Appetizer und als sie kommen, muss ich doch mal kurz meine kleine Schwester anrufen und ihr mit vollem Mund von den golbraunen heissen Dingern erzählen, die wir uns grad einverleiben. Ich ernte eine Schimpftirade und werde mit nicht grad netten Ausdrücken bombardiert, sind die Cheese Sticks doch das, worauf sie am allermeisten eifersüchtig ist. Sie kam damals einmal mit in die USA, da war sie gerade mal elf Jahre jung, und wir haben glaube ich täglich Cheese Sticks gegessen und sie geliebt. Und noch lange davon gesprochen. Und nun möchte ich sie quasi live an unseren leckeren kleinen fädenziehenden Käsestengeln teilhaben lassen und werde angeschissen. Dabei ist das doch nett von mir, oder?
Nachher gibt's einen Ceasar Salad mit ein bisschen grilled chicken obendrauf, das reicht für den Mittag, "richtig" essen wollen wir erst heute Abend, wieder hier, denn es schmeckt wie eh und je, sehr lecker!
Nun wird es Zeit für einen Verdauungsspaziergang am Medina River, der gleich hinter dem Restaurant durchfliesst.
Wir haben ihn ja noch gar nicht richtig erkundet, seit wir hier sind, es wird höchste Zeit, lieben wir doch diesen ruhigen, wunderschönen, friedlichen und irgendwie was ganz Besonderes ausstrahlenden Fluss über alles.
Hier verweilen wir einige Zeit und gucken einfach, schiessen Fotos, filmen ein bisschen und lauschen der wunderbaren Stille.
Eine ganze Menge Flussbilder, weil's einfach so schön ist da
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Ich darf drei Schildkröten beobachten, die sich auf einem aus dem Wasser ragenden dicken Ast wärmen. Schöner Anblick. Als ich Dummerchen
dann jedoch zu Uschi rüberrufe, dass hier Schildkröten sind, plumpsen zwei von ihnen vor Schreck über die plötzliche Störung ins Wasser und zurück bleibt lediglich die grösste von ihnen.
In den Blümchen fliegen wieder die schönsten Schmetterlinge herum und zwei von ihnen erwische ich mit meiner Kamera.
Leider ist die Kamera immer dann nicht bereit, wenn die wirklich witzigen Dinge passieren. Mich haut es nämlich voll auf die Fresse, als ich, entzückt von den bunten Flatterdingern, leichtfüssig über die Wiese hüpfe und dabei einen verhängnisvollen Moment lang mein nicht ganz straffes Band an meinem vor Jahren operierten Knöchel vergesse und prompt der Länge nach hinschlage. Reflexartig springe ich sofort wieder auf die Beine, wie ich das immer mache, wenn ich stürze (passiert schon mal mit dem Fuss, das Band hält einfach nicht). Uschi kann gar nicht so schnell gucken, wie auf die Schnauze fliege und schon wieder stehe. JETZT hätte sie mal filmen müssen, das hätte euch bestimmt gefallen!
Wir tun nicht viel an diesem Nachmittag, der aber trotzdem wie im Flug vergeht. Wir gucken noch kurz bei Arkey rein, hier findet samstags nachmittags immer eine Jamsession statt, aber es ist nicht sooooo spannend, annähernd die gleichen Köpfe wie gestern Abend, annähernd die gleiche Musik, muss nicht unbedingt sein. Ein halbes Stündchen zuhören ist dann aber ganz ok.
Abends bringen wir noch rasch unnötiges Gepäck zum Häuschen, bevor wir wohin gehen? Japp, genau, wieder ab zu Arkey! Saturday night, Bandera geht aus, und wir ebenso. Auf deisen Abend freut sich Uschi seit Monaten.
Erst aber nochmals lecker essen gehen bei Brick's. Uschi kriegt Steak mit Salat und ich probiere einen hausgemachten Burger. Mjammi, echt genial gut! Hier kommen waren wir nicht zum letzten Mal!
Aber nun los zu Arkey. Es läuft nicht viel in der Bar heute, rundherum gibt's noch mehr live Musik, und da sind Locations dabei, in denen der Bär doller steppt als in der kleinen Schummerbar, in der wir uns aufhalten, und die meisten Leute scheinen Orte zu bevorzugen, in denen es richtig abgeht.
Hier bei uns im Keller unten läuft wie immer der gute alte solide Honky Tonk, ein paar verliebte Paare drehen ihre Runden auf der Tanzfläche, Arkey erscheint zwar und erkennt auch Uschi freudig wieder und freut sich über die Schokolade, mag aber heute nicht singen, und Doug, unser Lieblingsbassist, ist aus Krankheitsgründen ja auch nicht hier.
Uschi stört das nicht, für sie ist Arkey's Bar ein absolutes, ganz lang ersehntes Highlight unserer Reise, und das mag ich ihr von Herzen gönnen!
Mich jedoch beginnt die Musik nach einem Weilchen ein bisschen an zu nerven, einfach, weil es immer gleich klingt.
Also mache ich mich auf eigene Faust auf, das Nachtleben Banderas ein bisschen zu erkunden, hier an der Main Street liegt ja alles beisammen. Zu Fuss lasse ich mich treiben, fünf Minuten hin, fünf Minuten zurück, das war dann auch schon die ganze Hauptstrasse.
Ich finde zwei Bars, wo's aber mal richtig abgeht, lautes Geplapper, Gelächter, Jubelschreie, viele tanzende Menschen, live Country (und zwar alles, nicht "nur" Honky Tonk), Stimmung, Party, voll geil.
Alleine reinzugehen habe ich keine Lust, zumal ich mein Geld bei Uschi in der Bar gelassen habe, aber ich sehe und höre auch von der Strasse aus genug, um mich prächtig mit mir selbst zu amüsieren.
Gegen Mitternacht spaziere ich beschwipst zurück zu Arkey's. Nein, ich habe nichts getrunken, aber die Tatsache, tatsächlich in Amerika zu sein, an einem Samstagabend, hier, in Texas, macht mich irgendwie betrunken, so geil und irgendwie unrealistisch find ich das.
Nachdem die Band den letzten Song gespielt hat, kann sich auch Uschi loslösen und so finden wir den Weg nach Hause, immer schön vorsichtig, damit wir keines der vielen Deers überfahren, die hier so zahlreich am Strassenrand äsen.
Während ich kurze Zeit später im Bett liege, wird mir plötzlich bewusst, dass die Tage nur so vorüberrasen. Wir wollten doch so viel erkunden hier in der Gegend, aber irgendwie scheint die Zeit so knapp...und wir geniessen es so sehr, uns einfach treiben zu lassen hier in Bandera und nichts gross zu planen...es könnte ewig so weitergehen, ginge es nach uns...aber wenn wir noch was sehen wollen, müssen wir uns in den Hintern kneifen, denn bald schon sind wir auf der Weiterreise.
Nun, wir werden sehen. Morgen ist Sonntag und uns ist nach Rumhänge- und Kartenschreibtag zumute.