Liebe Amerika-Freunde,den Mitreisenden und Gästen ein herzliches Willkommen. Wir starten also, und (hoffentlich) zur besseren Orientierung vorab unsere Reiseroute:
Von Washington DC führte unser Weg in die Blue-Ridge-Mountains, bekannt auch aus der US-Familienserie „Die Waltons“, die hier, im Herzen von Virginia, ihre kleine Farm hatten. Weiter ging es nach Tennessee und Nashville, dem vor Country-Music bebenden „Country-Capitol of the World“, durch Georgia nach Savannah und von dort aus über South- und North-Carolina zurück nach Virginia und Washington. Zum Schluss waren es 3334 Meilen oder 5366 abwechslungsreiche Kilometer (kleine Änderung gegenüber dem obigen Plan: Wir sind nicht über Myrtle Beach, sondern über Durham zurück an den Atlantik gefahren. Doch davon später mehr). Jetzt Irenes Reisebericht, anfangs ein bisschen textlastig:Der Alternativlose in Matschgrau 21. Mai 2017Vier große Gepäckstücke, eines davon ist wieder Dieters Gitarrenkoffer, zwei Rucksäcke und eine Handtasche - das ist unsere Ausrüstung für die kommenden 26 Tage. Das wirkt überschaubar, ist aber doch alles in allem ziemlich unhandlich. Deshalb sind wir froh, dass wir nicht die kostenlosen Bahntickets von rail & fly nutzen, sondern mit dem Auto zum Flughafen nach Frankfurt fahren. Gebucht haben wir dort Terminal-Parking für 100 Euro.
Knapp zwei Stunden sind es bis dorthin, und diesmal haben wir ein bisschen gemischte Gefühle vor unserem USA-Trip. Es geht nach Washington DC und von dort auf eine Rundtour durch die Südstaaten: Virginia, Tennessee, Georgia, South Carolina und North Carolina. Zum ersten Mal sind wir in den Staaten nicht im Wohnmobil unterwegs, sondern fahren im Mietwagen. Ob uns das gefällt? Aus dem Koffer leben, immer aus- und einpacken, dauernd in einem anderen Bett schlafen, nur noch selten selbst kochen? Wir haben Zweifel. Aber die Entscheidung ist schon vor einem knappen Jahr gefallen, als sich herausstellte, dass Wohnmobile in Washington nur bei Cruise America zu bekommen sind, ein Anbieter, an dessen Vertrauenswürdigkeit uns aufgrund diverser Berichte Zweifel kommen. Vielleicht zu Unrecht, aber wir sind treue und zufriedene Roadbear-Kunden, wären jedoch auch mit El Monte gefahren. Dummerweise haben die aber ihre Mietstation in Washington vor kurzem aufgegeben. Also Mietwagen. Ein Standard-SUV soll es sein, denn auch zu zweit wollen wir genug Platz haben - vor allem fürs Gepäck (s. oben).
Großen Spaß hat uns in den vergangenen Monaten wie immer das Austüfteln der Reiseroute gemacht. Und spannender als sonst war natürlich das Buchen der Unterkünfte, denn ins Blaue fahren wie mit dem Wohnmobil wollten wir nicht. Deshalb haben wir nun eine durchgeplante Reise im Gepäck einschließlich eines dicken Pakets von Buchungsbestätigungen.
In Frankfurt stehen wir vor der ersten Hürde: Der QR-Code für das Parkhaus funktioniert an unserer Einfahrt nicht, die Schranke bleibt unten. Um den Verkehr nicht aufzuhalten, zieht Dieter kurzerhand ein Ticket. Wir hoffen, dass der QR-Code trotzdem bei der Ausfahrt funktioniert. Doch jetzt holen wir erst einmal einen Gepäckwagen zum Parkplatz, denn vier Hände sind einfach zu wenig.
Um 13.15 Uhr rollt das fast vollbesetzte Flugzeug zur Startbahn. Wir haben reichlich Platz auf 25 A und 25 C, Premium Economy. Dank Rückenwind sind wir schneller als geplant und landen schon um 15.10 Uhr in Washington DC. Ein paar technische Probleme beim Andocken und beim Shuttle lassen die gewonnene Zeit wieder verrinnen. Dann kommen wir zur Immigration - das heißt, von Immigration ist vor lauter Menschen nichts zu sehen. Wir reihen uns ein in die Schlange, die sich quälend langsam fortbewegt. Nach einer halben Stunde der Lichtblick: Für Passagiere, die ein Visum oder ESTA haben und die mit ihrem aktuellen Pass schon mindestens einmal in die USA eingereist sind, wird der Zugang zu den Immigration-Automaten geöffnet. Dort sind wir in Nullkommanichts durch, während die Schlange an den Schaltern immer noch zentimeterweise vorrückt. Den Alamo-Shuttle entern wir, und um 5.30 pm haben wir unseren Wagen aus der Choice Line ausgesucht. Einen Dodge Grand Caravan GT, nur 7900 Meilen gelaufen. Dieter, der zu Hause von einem sportlichen SUV geträumt hatte, ist nun auf einmal scharf auf diesen doch sehr biederen Van. Irene ist erstaunt, bringt kurz einen gerade reinkommenden weißen Jeep ins Spiel, aber Dieter hat die Koffer schon im Dodge verstaut. Na ja, Irene ist die Autofrage im Prinzip vollkommen gleichgültig. Auch wenn matschgrau keine Farbe ist ...
Dieter meint: Das kann man natürlich so sehen. Aber auch bei einem Mietwagen sollte man rational denken und emotionslos feststellen: Der Dodge hatte bis auf einen Beifahrerinnen-Schleudersitz die Top-Ausstattung der Modellreihe: versenkbare Sitze, jede Menge an aktiver Personal Safety (PS), er konnte jede Art von Benzin vertragen und war im Öko-Fahrbetrieb besonders spritsparend unterwegs. Auf die elektrisch verstellbaren Ledersitze, die beiden (von uns nicht genutzten) DVD-Player, die Zwei-Klimazonen-Automatik, den Touchscreen mit Sprachsteuerung, die Rückfahrkamera, den 115-Volt-Anschluss in der Mittelkonsole für die schnelle Rasur während der Fahrt inklusive des dafür erforderlichen beleuchteten Spiegels in der Fahrer-Sonnenblende und ein bis drei Dutzend weitere Ausstattungsdetails, die einer allein auf die Farbe eines Autos fixierten Betrachterin zwangsläufig verborgen bleiben müssen, will ich hier gar nicht eingehen. Fakt ist, dass sich Fahrzeuge mit Begriffen wie "bieder" und "matschgrau" nur höchst oberflächlich beschreiben und bewerten lassen. Blendet man derlei optisch gesteuertes Bauchgefühl einmal aus, dann war der Dodge das für unsere Zwecke und Route beste der vorhandenen Fahrzeuge. Was Irene später auch eingeräumt hat – auch wenn sie sich lieber die Zunge abbeißen würde, als dies in ihrem Reisebericht einzugestehen.Der Matschgraue links, der Silbergraue rechts.Wir lehnen bei Alamo noch die gewohnt wortreich angepriesene zusätzliche Versicherung für die Road Assistance ab und lassen uns einen Toll-Transponder für die Windschutzscheibe geben (kostet 19,90 Dollar, enthebt uns aber unterwegs der Mautzahlungen. Die Gebühren werden am Ende von der Kreditkarte abgebucht).
Das Navi lotst uns zuverlässig durch den dichten Washingtoner Feierabendverkehr vom Dulles Airport zu unserem Hotel. Das Best Western Georgetown Hotel and Suites liegt in Foggy Bottom, hat aber keine Parkplätze. Noch zuhause hat Dieter gleich nebenan einen Platz in einer Parkgarage gebucht. Hier klappt der QR-Code bei der Einfahrt auf Anhieb.
Das Hotel ist mittelklassig, aber sauber und ordentlich. Wir haben eine Suite mit Queensize-Bett und einer kleinen Teeküche. Außerdem ist ein Frühstück inkludiert - es heißt zwar kontinental, ist aber nach unserem Maßstäben nicht sehr üppig und natürlich zu süß und zu fett.
Am ersten Abend gehen wir nur ein paar Schritte, denn gleich neben dem Hotel sind mehrere Restaurants. Wir entscheiden uns für das urige "Grillfish". Der Name ist Programm. Wir essen leckeren Fisch und köstliche Jakobsmuscheln, trinken Draft beer (Dieter) und Weißwein (Irene).