Liebe Freunde der USA,die nächste Reise im Frühjahr ist gebucht, aber erst mal wollen wir Erlebnisse und Erfahrungen unserer Herbst-Rundreise schildern, die uns über knapp 3300 Meilen in vier Wochen von Las Vegas diesmal ganz ohne Grand und Bryce Canyon zu teils seltener angesteuerten Zielen in Nevada, Arizona, Colorado, New Mexico und Californien geführt hat. Wieder mit dem Wohnmobil und wieder mit Roadbear. Ein 26 feet-slideout für zwei Personen - das lässt noch genügend Platz für Mitfahrer auf unserer "Gradwanderung". Diesmal tatsächlich mit „d“, denn auch von den Temperaturen her erwies sich die Reise als abwechslungsreich: knapp über dem Gefrierpunkt in Silverton im herbstlich gefärbten Colorado und 58 Grad (Celsius!) im Football-Stadium in Tucson. Wer mitfrieren, mitschwitzen und mitreisen will, ist herzlich willkommen, die Womo-Tür steht offen. Allen Mitlesern bei Irenes Reisebericht viel Spaß.
Irene und Dieter
Die Reiseroute mit Start und Ziel Las Vegas.
25. September 2016
Nonstop-Flug mit ZwischenlandungGanz entspannt geht es an diesem Sonntagmorgen los, um 7 Uhr starten wir zum Flughafen Frankfurt. Und zwar so entspannt, dass wir die Freunde nicht bemerken, die uns auf dem Weg zu einem Wochenendtrip überholen. Um 9 Uhr checken wir im Terminal-Parkhaus ein. Wir haben den Stellplatz vorab gebucht (117,50 Euro für knapp vier Wochen). Den ausgedruckten QR-Code halten wir vor den Scanner, die Schranke öffnet sich. Diesmal holt Irene einen Gepäckwagen, denn wir haben einiges zu transportieren.
Die Wege sind weit auf dem Frankfurter Flughafen, das wissen wir. Noch weiter aber für Condor-Flieger. Während wir sonst mit Lufthansa unterwegs sind und gleich in Halle A einchecken können, müssen wir jetzt ans andere Ende des Terminals. Wenigstens dürfen wir dort an den Schalter für Premium Economy, keine Schlange. Die beiden Koffer sind ziemlich schwer, aber kein Grund für uns, nervös zu werden. Premium Economy erlaubt 32 Kilo pro Gepäckstück statt 23. Für Dieters Gitarre haben wir ein Zusatzgepäckstück gebucht, alles easy.
Mit unseren Rucksäcken machen wir uns auf den Weg, um irgendwo gemütlich noch einen Kaffee zu trinken. Der Flug geht schließlich erst um 12, wir haben noch nicht einmal 10 Uhr.
Der zweite Nachteil des abgelegenen Check-Ins: Es gibt keine vernünftige Mall. Den ganzen Weg zurück in belebtere Gefilde wollen wir nicht laufen. Die lange Schlange vor der Passkontrolle zu den Condor-Gates sorgt dafür, dass wir uns auch gleich anstellen - dann eben später Kaffee. Leider ein Trugschluss, denn hinter der Kontrolle wartet das Nirwana. Ein Duty-Free-Shop, in dem Irene ein Nackenkissen kauft, das sich wie alle zuvor als unbequem erweist, und ein defekter Kaffeeautomat. Wir geben auf und stellen uns in die nächste Schlange. Die Sicherheitskontrolle dauert lang.
Dann ein ziemlich seltsames Szenario am Gate: Ein Shop mit erneut langer Schlange. Die Leute kaufen Getränke, matschige Sandwiches, pappmachée-artige Wraps zu gesalzenen Preisen. Der Mann an der Kasse hat die Ruhe weg, es dauert ewig, bis er drei Teile in der Kasse verbucht hat. Hier gäbe es Kaffee, aber wir wollen uns nicht ausmalen, was die Leute in der Schlange sagen, wenn jemand den Zeitlupen-Mann um einen Cappuccino bittet. Tut auch keiner. Aber wir hören Befremdliches: die Sachen seien genauso teuer wie im Flugzeug, und man komme mit zwei Sandwiches gerade mal bis zum Abheben. Wir gehen davon aus, dass wir an Bord Vollverpflegung haben - Condor hin oder her. Aber unsere Mitreisenden sind davon offenbar nicht überzeugt.
Mit einer halben Stunde Verzug ist das Boarding schließlich vollbracht. Wir sitzen auf 6a und 6c gleich hinter der Trennwand zur Business. Sehr viel Platz für die Füße, die Sitzbreite ist allerdings auch nicht besser als in der Economy hinter uns. Aber wir haben die Zweierreihe für uns, das ist angenehm.
Die Plätze in der Premium Economy Class bieten genug Beinfreiheit.In der Premium gibt es eine kleine Menükarte, klingt gut und ist auch recht lecker: Hähnchen indisch. Der Screen fürs Entertainment ist wegen der Trennwand ziemlich weit entfernt, aber Dieter sieht trotzdem einen Film.
Der Pilot kündigt gut gelaunt an, dass wir überpünktlich in Las Vegas landen werden - etwa um 14.30 Uhr Ortszeit. Da hat er den Mund etwas voll genommen. Kurz hinter Schottland kommt die Durchsage, dass es einen medizinischen Notfall an Bord gibt, falls ein Arzt da sei, möge er sich melden. Geschäftigkeit in der hinteren Bordküche. Dann aber: Es muss außerplanmäßig gelandet werden. Wir sind gerade an Island vorbei. Die Maschine dreht um und fliegt den Flughafen Keflavik auf der Insel an.
Zwischenstop im Nirgendwo auf Island. Irgendwo im Nichts setzen wir auf. Von einem Terminal weit und breit keine Spur, nur braungrünes Grasland um uns herum. Aber die Flughafenfeuerwehr und zwei Ambulanzfahrzeuge sind zur Stelle. Der Passagier wird mit dem Rollstuhl ins Freie bugsiert. Er sieht schlecht aus und hat offenkundig Schmerzen.
Ärzte und Sanitäter sind sofort zur Stelle. Für den Kranken und seine Familie, die ebenfalls auf Island bleibt, werden jetzt die Koffer aus dem Laderaum geholt. Zum Glück weiß man bei Condor, auf welcher Position sich welches Gepäckstück befindet.
Jetzt könnten wir eigentlich wieder starten - wenn nicht das kleine Problem mit dem Treibstoff wäre. Für die Landung musste der Pilot in der Luft nämlich ordentlich Kerosin ablassen, weil wir für die Landebahn zu schwer waren. Nun muss aufgefüllt werden. Aber es ist Sonntag am Ende der Welt, und keiner will uns Treibstoff liefern. Der Copilot läuft suchend übers Rollfeld, die Crew telefoniert mit der Zentrale und mit dem unsichtbaren Tower. Aber immer wieder kommt die Info: Noch haben wir keine Kerosinquelle aufgetan. Die Passagiere stehen in den Gängen, strecken auch mal den Kopf an der Gangway aus dem Flugzeug, aber raus dürfen wir nicht.
Der Copilot sucht eine Kerosinquelle ... ... und wird endlich fündig. Irgendwann kommt dann doch ein Tankwagen angefahren, und es kann weitergehen. 3 Stunden und 45 Minuten hat uns der Stopp gekostet. Erst um 18.30 Uhr steigen wir in Las Vegas aus - nach rund 15 Stunden. Ganz schon lang für den gebuchten Nonstop-Flug, aber für diesen Notfall kann natürlich niemand etwas. Allenfalls stellt sich die Frage, ob man offenkundig kranke Passagiere vor dem Flug medizinisch checken sollte, denn Dieter hat beobachtet, dass der Mann schon am Boden nicht gut aussah und der Hilfe bedurfte.
Anflug auf das immer größer werdende Las Vegas.Per Taxi erreichen wir unser Hotel, das Venetian am nördlichen Strip. Der Taxifahrer, ein junger Schwarzer, kommt nach kurzem Smalltalk über Soccer, Bayern und Schalke gleich auf den Wahlkampf zu sprechen. Er findet gut, was Donald Trump sagt, möchte ihn aber nicht als Präsident haben. Hillary Cinton kann er auch nicht wählen.
Das Venetian ist wirklich ein riesiges Hotel. An die 7000 Zimmer, 160 Geschäfte, zig Restaurants. Die Lobby ist pompös und imitiert italienische Palazzi. Wir bekommen ein Upgrade und ziehen im 19. Stock in unsere geräumige Suite. Mittlerweile ist es nach 8, und wir wollen noch ein bisschen auf den Strip und etwas essen.
7000 Zimmer hat das Venetian Hotel. Der Canale Grande ist zwar nicht grande, aber romantisch. Unser Zimmer ist groß und luxuriös.
Auf dem Canale Grande des Venetian, der in Wahrheit ein kleiner, brückenüberspannter Teich ist, fährt ein Gondoliere ein Touristenpärchen spazieren. Wir verkneifen uns das Vergnügen und gehen Richtung Süden. Gleich auf den ersten Metern staut es sich: 9 Uhr, der Vulkan am Mirage bricht aus. Uns zieht es ins Ceasar's Palace. Wir kehren bei Joe's Seafood ein. Stone crabs sind leider aus, es war ein sehr busy weekend, wie uns der Kellner sagt. Stattdessen gibt es gegrillten Tunfisch und für Dieter pan sauted Branzino (Wolfsbarsch), dazu gegrillte Tomaten. Wir gönnen uns ein Glas Merlot bzw. Bier. Lecker war's und doch besser als dieses Flugzeugessen.
Nun schlendern wir noch eine Stunde durch Ceasar's Palace. Die Geschäfte in der Mall sind nur vom Feinsten: Armani, Rolex, Gucci, Breitling. Alle Edelmarken versammelt unter dem blauen Himmel mit den Schäfchenwolken, der auch mitten in der Nacht so verblüffend echt aussieht. Kurz nach 11 sind wir im Hotel und fallen ins Bett.
Die Mall in Ceasar's Palace mit künstlichem Himmel.