Memorial day Montag, 29. MaiUm halb acht verlassen wir den Campground - ohne Frühstück, denn diese Cabin bietet ja dafür keinerlei Equipment. Wir halten deshalb beim "biscuit house" und stärken uns mit pancakes, Rührei und Schinken. Der Kaffee ist gut, die Pancakes handgemacht und ausgestochen.
Rund 4 Stunden Fahrt bis Gatlinburg liegen vor uns. Heute ist Memorial Day, und Irene möchte zu gern eine Parade sehen. Auf dem Weg liegen allerhand Städte, und wir versuchen unser Glück zuerst in Morganton. Dort soll es eine Ceremony geben. Allerdings sind keine klaren Anfangszeiten zu ermitteln, und es scheint auf verschiedenen Friedhöfen etwas stattzufinden. Wir begnügen uns deshalb damit, einen der Friedhöfe zu besichtigen. Aus dem ausgedehnten Wiesengelände ragen Tausende von knallbunten künstlichen Blumensträußen heraus.
Wir fahren weiter. Obwohl wir ein bisschen zu früh dran sind, entscheiden für uns für die Memorial day-Feier in Asheville. Eine sehr hübsche Stadt ist das mit einem richtigen Zentrum und der Shopping-Meile auf der Main Street. Leider hat das Thomas Wolfe-Museum heute zu, so muss sich Irene mit einem Blick auf die alten Ausgaben von "Look homeward angle" begnügen. Das Buch in der deutschen Version ist ihre abendliche Lektüre. Wolfe hat in Asheville seine Kindheit verbracht, und Irene rätselt, ob sein Alter ego in "Schau heimwärts, Engel" der verträumte Eugene oder der empfindsame Ben ist.
Zum Lunch kehren wir in die Old Pack Tavern direkt am Pack Square Park ein, und Dieter bestellt mutig "grits" mit Shrimps. Nach dem ersten Bissen tauschen wir aber die Teller. Irene schmeckt der Brei aus Maisgrütze, ein typisches Südstaatengericht, recht gut.
Eine gute Stunde dauert die Gedenkfeier, und einige 100 Leute haben sich im Park eingefunden. Vorne sind Stuhlreihen für Veteranen und andere special guests reserviert. Das normale Volk, also auch wir, verteilt sich auf dem Rasen und den Steinstufen. Die Stadtprominenz ist da, eine Militärblaskapelle und ein dünnstimmiger Chor, der sich redlich müht. Boyscouts verteilen US-Fähnchen - wir nehmen natürlich auch welche - und das Programm. Das Ganze ist würdig und feierlich, auch pathetisch. Die Hymne wird gesungen, aber auch "God bless America". Es gibt eine Kranzniederlegung, einen Fahnenappell und Salutschüsse. Der Keynote speaker, ein Offizier a. D., hält eine bewegende Ansprache. Direkt vor uns haben die Boyscouts zwei hochbetagte Männer in ihren Rollstühlen platziert. Als der Master of ceremony das Publikum bittet, für die Hymne aufzustehen, kommt Bewegung in diese beiden Veteranen. Sie können sich kaum rühren, aber mit Hilfe dreier Damen schaffen sie es tatsächlich in die Senkrechte und erweisen zitternd, gehalten nicht von ihren Beinen, sondern von den kräftigen Frauen, ihrem Land die Ehre. Das wiederholt sich noch einmal, als die Angehörigen der verschiedenen Waffengattungen aufgefordert werden aufzustehen, während die Band das entsprechende Lied spielt.
Wir sind tief beeindruckt von der Feier. Zu Hause haben wir schon viele solcher Gedenkstunden erlebt. Der elementare Unterschied liegt natürlich in der Tatsache, dass die US-Amerikaner ein ungebrochenes Verhältnis zu ihrer Geschichte und zu ihrem Militär haben. Sie können ihre gefallenen Soldaten als Helden ehren, die sich für die gute Sache und ihr großartiges Land geopfert haben. Wie sagte der Redner: Es mögen nicht alle Strategien richtig und auch nicht alle Kriege gerecht gewesen und ohne Fehleinschätzungen geführt worden sein, aber am Ende sei es doch auch in Vietnam, in Korea, in Afghanistan und im Irak um Freiheit und Demokratie gegangen.
Eine Stunde Fahrt trennt uns noch vom smoky bear campground, wo wir für die kommenden drei Nächte die Mama Bear Cabin gemietet haben. Schon von der Autobahn aus macht der Nationalpark seinem Namen Ehre: Wolkenschleier hängen zwischen den grünen Bergen, es sieht aus, als ob Rauchfahnen aus dem Wald aufsteigen. Aber dann klart es doch auf.
Auf dem Campground weist uns Klaire ein und empfiehlt den Supermarkt "food city" für den Abendeinkauf, 11 Meilen entfernt. Günstig: Der Laden ist 24 Stunden geöffnet. Unsere Cabin ist mit zwei Räumen und Bad relativ klein, aber gemütlich und mit allem ausgestattet, was wir brauchen. Wir verspeisen zum Abendessen Lachsspieße, die Peas vom Farmers Market, Coleslaw und frische Tomaten.