21. Tag: 20.10.2004 – Hyannis, Cape Cod – BostonUm kurz nach sieben werden wir wach
und schauen erst mal aus dem Fenster. Es regnet zwar nicht mehr, aber von Sonne nichts zu sehen! Angezogen, Koffer gepackt und ab in den hauseigenen „Coffee Shop“. Hier gibt’s wieder mal Bagels, Müsli und frischen Kaffee. Es herrscht ein ganz schöner Andrang in der Kaffeeecke, also Bagels gefuttert und nichts wie weg.
Aber nicht ohne Hyannis Port anzuschauen. Im Hafen liegen neben den Segelyachten und Fischerbooten auch die Fährschiffe nach Martha’s Vineyard und Nantucket Island.
Nach diesem kleinen Morgenspaziergang am Hafen fahren wir weiter Richtung Boston. Die „Plimoth Plantation“ steht heute als erstes auf unserem Programm, Eintritt 15 $/Person (mit Discountcoupon!). In einem exakten Nachbau der ersten Siedlung von 1627 wird gezeigt, wie die Siedler nach ihrer Ankunft gelebt haben. Hier stellen kostümierte Darsteller die hier einst lebenden Auswanderer der damaligen Kolonie dar.
Da werden Dächer neu gedeckt, Feuerholz gehackt oder das Vieh gefüttert.
Wir besuchen einige Häuser und stellen den Schauspielern ein paar Fragen. Sie antworten uns im ungewohnt klingenden, englischen Akzent der damaligen Zeit. Die Siedlung ist sehr interessant und detailgetreu rekonstruiert und wir bekommen einen guten Eindruck, wie einfach und primitiv die Siedler nach ihrer Ankunft „in der neuen Welt“ gelebt haben. Einige „Hütten“ hatten nur Lehmboden, ein einfaches Bett (für mehrere Leute), Tisch und Stühle, eine Feuerstelle und die Fenster waren lediglich ein Brett zum auf- und zuschieben.
In den Häusern in denen gerade ein Feuer brennt um das Mittagessen zuzubereiten, ist es einigermaßen gemütlich, dafür werden wir aber auch dementsprechend eingeräuchert
.
In der Nachbarschaft liegt die Indianersiedlung „Hobbamock’s Homeside“. Dort zeigen die Nachfahren der Wampanoag-Indianer den Alltag der Ureinwohner und ihr Zusammenleben mit den Neuankömmlingen aus Europa. Wir schlüpfen in ihr Langhaus, das mit Fellen und einer Feuerstelle in der Mitte ausgestattet ist und wärmen uns auf.
„Geräuchert“ verlassen wir wieder gegen Mittag dieses hochinteressante Freilichtmuseum und begeben uns auf die letzte Etappe nach Boston. Das Wetter sieht im Moment gar nicht so schlecht aus, regnen wird es jedenfalls nicht.
Ruby schaut auf der Fahrt ein wenig nachdenklich in die Landschaft, irgendwie scheint er zu merken das es für ihn bald heißt „Abschied nehmen“ von seiner Heimat. Wir versichern ihm, dass es im guten alten Deutschland auch schöne Wälder gibt und er ein wenig mit den heimischen „Schwarzwald-Elchen“ (von SWR3 ) rumtollen darf. Das scheint ihn zu beruhigen! In Boston angekommen verfahren wir uns erstmal anständig und dürfen über eine gebührenpflichtige Brücke (3 $ für Dummheit) Boston auch gleich wieder nach Norden verlassen um erst zig Meilen später wieder in die entgegengesetzte Richtung zurückzukehren
. Der Verkehr ist wieder dicht und die Straßenführung sowie die Beschilderung wirklich entsetzlich! Erleichtert erreichen wir irgendwann dann doch unser bereits bekanntes Days Inn und checken ein.
Soweit so gut, Gepäck wird in Windeseile ausgeladen und schon geht’s wieder “on Tour“! Boston, speziell die Back Bay soll erkundet werden.
Hinterm Haus ist eine Bushaltestelle und wir sind im Besitz eines Busfahrplans! In ca. 10 min. müsste der Bus kommen, also nichts wie los! Wir steigen ein und fragen den Fahrer nach dem Fahrpreis. Dieser erwidert gelangweilt „ninety“, also gibt Michaela ihm 90 Cent, das ist ja billig!!!? Später sollten wir erfahren das es sich um 90 Cent pro Person handelt
, aber was soll’s, ’sind halt Touris! Mit dem Bus fahren wir zur nächsten U-Bahnstation und merken uns markante Punkte für den Rückweg, damit wir wissen wann wir um- bzw. aussteigen müssen.
An der U-Bahn angekommen kaufen wir gleich 8 Token á 1,25 $ (auch noch für morgen). Alles klappt wieder hervorragend.
Am Prudential Center steigen wir aus und bummeln durch den riesigen Einkaufskomplex. Im 52. Stock befindet sich ein Restaurant mit Blick über die Stadt. Das Wetter ist jedoch bescheiden und es geht ein eiskalter Wind. Wir verzichten daher auf die Aussicht und setzten unser Programm fort. Kragen hoch und auf geht’s zur Newbury Street, mit ihren restaurierten Bürgerhäusern aus dem 19. Jh. und exklusiven Designermodegeschäften, Restaurants und Straßencafès.
Uns kommen einige Leute mit Starbucks-Kaffeebechern entgegen und schon sehen wir eine der zahlreichen Filialen der Coffee-Shop-Kette. Michaela testet einen Chai-Tea (ein Schwarztee mit exotischen Gewürzen, aufgeschäumter Milch und Sirup) und findet ihn superlecker!
Am Ende der Newbury Street liegt der Puplic Garden und wir statten den zahlreichen Eichhörnchen und Mr. George Washington in Bronze einen kleinen Besuch ab.
Von da aus ist es ein Katzensprung zum malerischen Stadtteil Beacon Hill, eines der Top-Wohngebiete Bostons.
Das typische hier sind die Backsteinhäuser und die kopfsteingepflasterten Straßen.
Zurück geht’s auf der Commonwealth Avenue, Bostons prachtvollster Allee.
Wir entschließen uns zu einer Besichtigung der Trinity Church, die im Reiseführer als eines der zehn schönsten Gebäuden Amerikas (?) bezeichnet wird. Uns gefällt jedoch am besten, wie sie sich in der gläsernen Außenfassade des John Hancock Towers spiegelt
.
So jetzt aber genug gelaufen und gesehen! Wir haben H U N G E R ! ! ! Da trifft es sich doch gut, dass um die Ecke ein Hard Rock Café liegt. Wir gehen rein, kaufen noch ein paar Souvenirs und als Michaela bezahlen will, trifft sie der Schlag! Die Kreditkarte ist weg
! „Wann hast Du Sie zuletzt benutzt ???“ Sie scheint sich nicht mehr zu erinnern, sonst wäre sie jetzt nicht so käseweiß
! Einzige Hoffnung scheint das Days Inn zu sein, aber wer hat eigentlich seine Kreditkarte vorgelegt ? Wo haben wir die Nummer von Mastercard ?
Mit mäßigem Appetit lassen wir uns einen Tisch zuweisen und bestellen zwei BLT-Sandwiches (Toast mit Speck, Salat und Tomate), ein Sam Adams für Thorsten und zur Beruhigung der angespannten Gemütslage einen Frozen Margarita für Michaela.
Nach dem Essen ist es bereits 7:30 p.m. und wir begeben uns auf den Heimweg. Unsere Buslinie fährt von der Harvard University direkt an unserem Days Inn vorbei, also rein in die „Red Line“ (die U-Bahn Linien „teilen sich in 5 Farben auf“) und fahren bis..., bis „Harvard“, ja das muß es sein. Wir steigen Haltestelle „Harvard“ aus, verlassen die U-Bahn Station und sind völlig falsch
!!! OK, mit dem Bus können wir einmal umsteigen, "also fahren wir zur richtigen Haltestelle und steigen dort um!" Wir fragen einen Busfahrer nach unserer Buslinie und welchen Bus wir hier nehmen müssen um zu diesem zu gelangen. Der schaut ganz verdutzt und ruft einen anderen Busfahrer helfend hinzu. Dieser klärt ihn und uns auf, dass wir erst mal eben mit diesem Bus (!!!) fahren können und anschließend an der Haltestelle „Central“ umsteigen müssen
. Daraufhin lacht sich der drollige unwissende Busfahrer („Eddy Murphy – mässig“) tot (sieht auch noch so aus)
.
OK, das klappt jetzt ganz gut und wir kommen zu unserer Buslinie. Eine gute ¾-Stunde müssen wir noch in dieser etwas heruntergekommenen Gegend (mit zwielichten Gestalten) in diversen Läden verbringen (Gap, Drugstore,…) um endlich unseren Bus besteigen zu können. Jetzt darf aber nix mehr schief gehen! Wir versuchen uns zu orientieren und abzupassen, wann wir wieder aussteigen müssen. Gar nicht so leicht in der Dunkelheit, wenn man sich gelb gestrichene Fassaden gemerkt hat, denn jetzt ist alles schwarz wie die Nacht. Wir fahren so ca. 25 min und nun heißt es langsam aufpassen! Wir sehen eine Brücke, das muß der Highway sein, und in der Ferne ein Mc Donalds, ja das ist es! Knopf gedrückt und schon sind wir auf dem Weg zum hellerleuchteten Days Inn, das wäre geschafft
.
Nun muss als erstes noch die Sache mit der Kreditkarte geklärt werden. An der Rezeption gab es natürlich einen Personalwechsel. Die weiß von nichts, kramt sämtliche Schubladen durch..., nein, da ist nix. Oh Sche..e
! Kurze Zeit später klingelt das Telefon, die Karte ist aufgetaucht, Gott sei Dank!!! Aber was für Pappnasen sind da eigentlich im Dienst, sprechen die sich beim Personalwechsel überhaupt nicht ab
?
Völlig erschöpft von dem langen, aufregenden Tag müssen jetzt auch noch die Koffer sortiert und fachgerecht neu gepackt werden. Ach du liebe Zeit, die gehen ja fast nicht mehr zu!
Nun wird’s aber Zeit, morgen wollen wir ja noch mal in die Stadt....
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Days Inn Boston, 107,07 $ incl. Tax – Zimmer auch dieses Mal ok, Innenstadt mit Bus/U-Bahn erreichbar
cu
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