Teil IV
Auf dem Weg dorthin kamen wir an der kleinsten Postfiliale der USA vorbei, wo wir uns gleich mit Briefmarken eindeckten. Die Holzbude bestand aus einen 1x2m großen Raum. Mitten drin die Theke und oben drauf (natürlich) eine USA Flagge.
Am Ziel angekommen fuhren wir mit einem Luftkissenboot durch die Everglades. Es war eine spannende Tour, vor allem der Alligatoren wegen, die überall herumlagen.
Den Rest des Tages verbrachten wir im Bus, bis wir schließlich in Fort Myers ankamen. Auch hier gab es eine Stadtführung mit anschließend lecker Essen gehen.
Im Hotel angekommen schalteten wir den Fernsehen ein und sahen, dass Serge mit Hurrikan Charley leider recht behielt. Kurz unter Miami traf er vom Atlantik her auf das Festland und düste mit unglaublicher zerstörerischer Wut exakt unsere gestrige Route bis runter nach Key West entlang. Wir sahen im TV jenen „90 Milen bis Kuba“ Stein wieder, wo wir gestern noch Bilder machten. Diesmal aber wurde er aber von meterhohen Wellen getroffen. Alles wurde zerstört, Palmen mitten durch gerissen oder gar entwurzelt, Dächer abgetragen und Autos umgeworfen. War das das Key West, wo wir gestern waren, oder ein Hollywood Film??? Nein, es war absolute Realität. Key West war zu 50% zerstört.
Total betroffen gingen wir ins Bett.
Der dritte Tag unserer kurzen Rundreise führte uns nach Kissimmee, unmittelbar vor den Toren Orlandos. Her sollten wir zwei Tage bleiben. Am Abend fuhren wir nach Orlando und erledigten unsere standardmäßige Stadtbesichtigung. Abends wurde gegessen und dann wieder ab ins Hotel gefahren. Auch heute schalteten wir den Fernsehen ein, weil wir uns ja angeblich unheil drohte. Mir wurde schlecht und konnte es nicht glauben!
Fort Myers glich einem Atombombentestgelände. Charley folgte in der Tat genau unserer Route. Zum zweiten Mal mussten wir im TV sehen, wie ein von uns zuvor besuchter Ort „vernichtet“ wurde. Das war Krass! Unglaublich! Und nun? Wo waren wir? Orlando? Welchen Kurs nahm Charley? Antwort: Orlando, natürlich! Wann würde er da sein? Morgen 17 Uhr Ortszeit. Wann fahren wir weiter? Übermorgen 8 Uhr. Klar, Charley vernichtete immer die Orte, an denen wir Tags zuvor waren. In Orlando waren wir zwei Tage, wer rechnen kann…
Wir gingen mit mulmigem Gefühl ins Bett. Was wird passieren? Werden wir frühzeitig abhauen? Die Antwort bekamen wir am nächsten Morgen beim Frühstück und lautete: „Nein, zu unsicher, wir müssen in Orlando bleiben“. Auf der Tagesordnung stand heute der Besuch des „Universal Studios Park“. Trotz der finsteren Aussichten beschloss Serge mit uns hin zu fahren. Alle waren einverstanden und so fanden wir uns gegen 10 Uhr am Eingang des Parks wieder. Aufgrund der Hurrikanswarnung sagte man uns, dass der Park nur bis 13 Uhr geöffnet habe und dass es daher auch nur den halben Preis Eintritt kosten würde. Wir mussten also Gas geben. Nach zwei Stunden etwa, dass Wetter wurde von Minute zu Minute stürmiger, erreichten wir die größte Achterbahn des Parks. Ein Traum wird wahr! Ich wollte schon immer mit so einer Achterbahn fahren. 5 Loopings und 8 Schrauben hintereinander!!! Genial!!! Normalerweise steht man hier (laut den Warteschildern) bis zu zwei Stunden an. Dank Charley war der Park aber so leer, sodass ich innerhalb fünf Minuten in der Bahn saß. Erste Reihe!!!! Die Bügel schlossen sich und die Ampel ging auf grün. Ich machte vor Freude fast Pippi in die Hose. Aber, der Urlaub wäre nicht mein Urlaub gewesen, wenn nicht plötzlich die Ampel wieder auf rot gesprungen wäre. „Alles raus, wir müssen schließen und die Bahn sichern!“ Natürlich, dass wollte ich den HERRSCHAFTEN gerade VORSCHLAGEN!!!
Ich saß drin und musste wieder raus! Galgenhumor war angesagt und wir schlenderten zurück zum Ausgang. Es fing an zu regnen. Heftigst! Wie flohen erstmal ins Hard Rock Orlando und aßen Burger. Draußen wurde es immer dunkler. Wir hatten kurz vor eins und es sah aus, als ob der Sandmann schon da gewesen wäre. Erste Mülltonnen und Werbeplakate flogen durch die Luft sodass wir uns beeilten erst in den Bus und dann ins Hotel zu kommen.
Die gesamte Bevölkerung war aufgerufen, Unterschlupf in Hotels oder Bunkern aufzusuchen. Uns erwartete im Hotelzimmer ein Schriftstück des Gouverneurs von Florida, Herrn Bush mit dem Hinweis, dass das Land sich im Status „Alarmstufe ROT“ befinden würde und welche Sicherheitshinweise wir einhalten, bzw. welche Vorsichtmaßnahmen wir treffen müssten.
Es war 15:00h, draußen stockdunkel und die ersten Vorboten Charley`s meldeten sich an.
Wir schalteten den Fernsehen ein und sahen auf allen Kanälen ein Bild: Eine Floridalandkarte, wo Orlando dick eingekreist war. Von Orlando aus ging ein Pfeil mit Meilenangabe zu Charley. 70 Meilen, Charley ist noch 70 Meilen weg und hier war bereits Nacht und die ersten Gegenstände flogen durch die Gegend. Das kann ja Heiter werden!
Erst jetzt bemerkten wir, dass das ein Livebild war und dass sich die Meilenangabe stetig abbaute! 70 – 69 – 68…
Fortsetzung folgt!