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Autor Thema: Viele Dellen, heiße Quellen: Denver - Yellowstone - Denver im Sommer 2016  (Gelesen 26389 mal)

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Flicka

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Von der Grand Prismatic Spring war ich auch sehr angetan. Vor allem hatte ich Glück, dass es noch richtig sonnig war.

Ich hatte mir vorab noch im Internet als Alternative den Hügel direkt an der Straße rausgesucht. Von dort kann man nämlich über die Straße und den Excelsior Geysir auch auf die Grand Prismatic Spring schauen. Aber die Parkverwaltung hat dort auch dicht gemacht.

Flicka

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Samstag, 6. August


Ich wache früh auf und höre, wie jemand – oder etwas – um meine Cabin schleicht. Es knirscht, es poltert, das ist bestimmt ein Bär. Als ich dann aber hinaus schaue, sind es doch nur Leute, die ihr Gepäck ins Auto laden.

Dass ich von selbst früh wach geworden bin, ist ein Glück, denn als ich einen Blick aufs Handy werfen will, das ich als Wecker benutze, ist es ausgeschaltet und reagiert auf Einschaltversuche nur mit einem kurzen Vibrieren und Brummen. Ich kann nur hoffen, dass es nicht kaputt ist, sondern sich nur beim dem Versuch, ein Netz zu finden, völlig entladen hat, aber so langsam habe ich die Nase voll von technischer Ausrüstung, die mich im Stich lässt. An dieser Stelle muss ich erwähnen, dass das Navi sich zwischendurch tagelang nicht mehr an die Scheibe heften ließ, sondern immer nach ein paar Minuten abgefallen ist, wahrscheinlich lag das an der Hitze.

Für heute habe ich eine geführte Wanderung ins Pelican Valley gebucht. Der Trailhead ist östlich der Fishing Bridge, eine Stunde Fahrzeit soll ich nach Auskunft des Veranstalters bis dorthin veranschlagen. Das kommt mir viel vor, aber dürfte sowieso kein Problem sein, denn ich will sowieso früher wegfahren und vielleicht unterwegs noch das ein oder andere Bild machen. Irgendwie komme ich heute morgen aber nicht so richtig in die Gänge, alles dauert ewig, und erst als ich den Koffer schon zugemacht habe und der Rucksack abmarschbereit neben mir steht, merke ich bei dem Versuch, einen Gürtel anzuziehen und das Bärenspray daran zu befestigen, dass ich noch gar keine Hose anhabe. Ups.

Um zehn vor acht sitze ich endlich im Auto und fahre los. Die Straßen sind noch ziemlich leer, ich komme problemlos durch, aber die Uhr tickt, und am Parkplatz am Trailhead komme ich dann tatsächlich erst um fünf vor neun an. Dort stehen schon ein paar Autos und ein zweiter Wanderer, der die Tour gebucht hat. Um punkt neun biegt dann das Auto unserer Führerin um die Ecke, und das wars: Wir sind heute nur zu dritt. Sehr schön, ich hatte schon irgendwie befürchtet, Teil einer riesigen Gruppe zu sein. So machen sich also drei Personen mit zwei Flaschen Bärenspray auf den Weg.




Ins Pelican Valley sollte man tunlichst nicht alleine wandern, es ist Grizzly-Gebiet. Unsere Führerin erklärt uns aber, dass ihr Chef, der die Touren organisiert, hier noch nie einen Grizzly gesehen hätte, und mit dieser beruhigenden Erkenntnis wandern wir los. Mein Mitwanderer erinnert mich schon bald sehr an Raj von der Big Bang Theory, nicht nur wegen seiner indischen Herkunft. Nur mit dem Ansprechen von Frauen hat er kein Problem, und das zeigt er ausgiebig an unserer Führerin. Ich bin zum Glück außen vor und lausche gebannt, was er erzählt. Zuerst denke ich, er sei irgendein Naturforscher, denn er erzählt unter anderem von Adlernestern und dem unterschiedlichen Verhalten der Adlerküken, aber dann finde ich heraus, dass er den Adlerküken auf Youtube folgt. Er folgt offenbar noch so einigen anderen Tieren auf Youtube, und davon berichtet er ausgiebig. Seine Brötchen verdient er als Mediziner / Biologe / Informatiker irgendwo in Kalifornien, es geht jedenfalls um Gehirnforschung, aber an diesem Punkt lassen mich meine Englischkenntnisse im Stich.

Offenbar hat er aber beschlossen, die Youtube-Welt zu verlassen, denn er berichtet, im letzten Jahr hätte er den ersten Hike seines Lebens gemacht, und auf die 10-Meilen-Wanderung heute hätte er sich mit einer 5-Meilen-Wanderung letzte Woche vorbereitet. Wie er da so läuft, mit seinem großen Rucksack, mit zwei Trinkflaschen links und rechts in den Außentaschen und einem Trinkschlauch, der aus dem Rucksack ragt, seiner Kappe mit dem angesetzten Nackenschutz und dem Fernglas und dem Fotoapparat, die vor seiner Brust baumeln, sieht er aus wie aus einem Comic entsprungen. Ein bisschen nervig ist er ja, aber so auch so ansteckend begeistert.

Die Wanderung selbst gefällt mir richtig gut. Zuerst geht es durch einen lichten Wald mit saftig grünem Gras, vorbei an angekohlten Bäumen und schließlich hinaus in die Wiesen. Unterwegs sehen wir noch eine Eule, aber leider flattert sie davon und sämtliche Versuche, sie noch einmal aufzuspüren, scheitern.















Wir erreichen schließlich den Fluss, der sich in großen Schlingen träge durch das Tal windet.






„Raj“ ist begeistert, denn er hat einen vermeintlichen Bald Eagle erspäht und beobachtet ihn durch sein Fernglas. Der Vogel ist so weit weg, dass man nicht einmal durchs Fernglas erkennen kann, ob er einen weißen Kopf hat, aber Raj macht aufgeregt Fotos.

Unten am Fluss legen wir schließlich eine Rast ein, ich esse mein mitgebrachtes Sandwich, die Führerin hat sich ein Stück Lachs mitgebracht, nur Raj hat offenbar nicht damit gerechnet, dass man auf seiner solchen Wanderung irgendwann rastet und etwas isst, aber zum Glück hat unsere Führerin genügend Snacks für ihn dabei. Mein Teleobjektiv bekommt nur ein wenig Futter in Form von kleinen Enten und Blüten. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir von der Tour etwas mehr Wildlife versprochen hatte, aber jetzt, mitten am Tag, ist es eigentlich kein Wunder, dass wir außer kleinen Vögeln nichts zu sehen bekommen. Unserer Führerin erklärt uns außerdem, dass es ein sehr trockenes Jahr sei. Im Winter sei wenig Schnee gefallen bzw. liegengeblieben, so dass es dann auch bei der Schneeschmelze wenig Wasser für die Flüsse gegeben hätte.






Wir wandern noch ein Stück weiter, bis wir eine ehemalige Brücke erreichen, von der jetzt nur noch die Mitte im Fluss steht.




Das ist der Umkehrpunkt der Wanderung, aber ob es bis hierher wirklich 5 Meilen waren? Den Rückweg – Raj stoppt die Zeit – schaffen wir jedenfalls in 1 Stunde 44  Minuten, obwohl wir kein sonderlich scharfes Tempo einschlagen. Am Parkplatz verabschieden wir uns, und ich bedanke mich für die schöne Wanderung. Während ich mein Zeug ins Auto räume, beehrt Raj die Führerin mit seiner Visitenkarte. Sie hat uns unterwegs erzählt, dass sie eine eigene Firma gründen will, um maßgeschneiderte Touren anzubieten, und vielleicht hat sie in Raj schon den ersten Kunden gefunden.

Ich mache mich auf den Rückweg und beschließe, am West Thumb Basin zu halten, wenn ich schon mal hier bin, auch wenn damit rechne, dort ewig auf einen Parkplatz zu warten. Aber komischerweise stehen hier mehrere Parklücken zur freien Auswahl. Der Himmel ist inzwischen voller Wattewolken, und es ist gar nicht so einfach, den Moment abzupassen, an dem die Sonne in die heißen Quellen scheint, und so verbringe ich viel Zeit hier. Hier im Bereich des West Thumb Basin gab es nach der letzten großen Eruption des Yellowstone-Supervulkans vor ca. 600.000 Jahren einen kleineren Ausbruch vor ca. 125.000 – 200.000 Jahren. Dieser Ausbruch hinterließ eine kleinere Caldera in der größeren Yellowstone-Caldera. Diese kleinere Caldera bildet heute eine Erweiterung des Yellowstone-Lakes im Bereich des „Daumens“, und die heißen Quellen und Fumarole setzen sich unter dem See fort.


















Wie überall im Park ändern sich auch im West Thumb Basin die geothermalen Aktivitäten im Lauf der Jahre und Jahrzehnte. Der Black Pool beispielsweise war früher von Bakterien besiedelt, die ihm eine fast schwarze Farbe gaben. Nach einem Energieschub in den 1990er Jahren starben die Bakterien ab, und heute erscheint der Pool intensiv blau.




Bei anderen Attraktionen hat sich eher das Besuchsverhalten in den letzten Jahrzehnten geändert. Offenbar gehörte es bis 1912 zum touristischen Pflichtprogramm, vom Fishing Cone zu angeln und den Fisch an der Angel in der heißen Quelle zu kochen, oder zumindest posierte man mit Angel und Kochmütze für ein entsprechendes Foto. Heute bekäme man vermutlich Parkverbot auf Lebenszeit, wenn man sich dem Fishing Cone mit Kochmütze und Angel nähern würde.




Danach überlege ich: Direkt zurück zum Old Faithful oder nochmal ein Stück nordwärts fahren, um von einer Parkbucht einen Blick auf ein unerschlossenes Geysir-Becken zu werfen, das ein paar Minuten vom West Thumb Basin entfernt ist? Spontan entschließe ich mich, rechts abzubiegen, was wirklich Glück ist, denn so kann ich das Auto direkt am Straßenrand parken, als ich Leute erspähe, die mit Fotoapparaten bewaffnet in den Wald spähen. Wo so viele Leute sind, muss interessantes Wildlife sein, denke ich und frage eine junge Frau, was es denn zu sehen gebe. Ein Elk, na gut, dann schaue ich mal und rechne eigentlich mit einem Weibchen, aber dann sehe ich ein Geweih, wow, was für ein Prachtexemplar!






Ich schaffe es schließlich, ihn ganz gut vor die Linse zu bekommen, während er sich scheinbar völlig unbeeindruckt von seinen Followern durch die Landschaft grast. Vielleicht hat er auch schon einen eigenen Youtube-Kanal und weiß, was er seinen Zuschauern schuldig ist.




Trotzdem muss ich ziemlich entsetzt feststellen, dass es Leute gibt, die sich ihm mit gezücktem Handy von hinten bis auf zwei Meter nähern - auch wenn ich gestehen muss, dass ich auch näher dran war als vorgeschrieben. In solchen Situationen geht dann doch der Jagdtrieb mit mir durch. Nach ein paar letzten Fotos lasse ich den Wapitihirsch alleine, und auch die meisten anderen Leute gehen jetzt zurück zum Auto und lassen das Tier in Ruhe weiterfressen.

Noch ein kurzer Stopp an der Straße und ein Blick aufs Pott Basin, dann fahre ich Richtung Old Faithful.




Wow, das war ja bisher ein toller Tag, eine schöne Wanderung, heiße Quellen, Wapitis, jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Geysir-Ausbruch. Zurück am Old Faithful gehe ich also ins Visitor-Center und stelle fest, dass der Riverside-Geysir in einer Stunde ausbrechen soll, sehr schön. Inzwischen türmen sich zwar die Wolken vor der Sonne, aber vielleicht habe ich ja Glück, und die Sonne kommt wieder rechtzeitig heraus. Der Castle Geysir wird derzeit als „unpredictable“ geführt. Gut, dass ich den Ausbruch schon gesehen habe.




Der Weg zum Riverside-Geysir zieht sich ein wenig. Spätestens jetzt habe ich die 10 Meilen von der Wanderung doch voll. Am Geysir warten schon ein paar Leute, und dann bricht der Geysir praktisch pünktlich auf die Minute um 18.25 Uhr aus. Mit der Sonne klappt es leider doch nicht so ganz.






Auf dem Rückweg mache ich noch ein Fotos des Kegels des Grotto-Geysirs, hinter dem sich der Himmel schon schwarz färbt.




Also lege ich lieber mal einen Zahn zu. Auf den letzten Meter vor dem Visitor-Center fängt es dann an, dicke Tropfen zu regnen, also schnell rein ins Center, und in dem „Auditorium“, einem kleinen Kinosaal, schaue ich mir dann noch den Rest des heutigen Ranger-Programms an. Es stehen Geschichten und Mythen verschiedener Indianervölker an, ein Ranger erzählt sie und zeigt dazu passende Bilder auf der Leinwand. Am besten gefällt mir ja die Story über den Chief with the tender feets, einen großen Häuptling, der wegen seiner zarten Füße immer Teppiche vor sich ausrollen ließ, bis er mit diesem System an seine Grenzen stieß, weil die Squaw seiner Wahl einfach einen unbeteppichten Weg einschlug. Also erfand sein Medizinmann mobile Fußteppiche, und voila, die Mokassins waren geboren.

Danach gönne ich mir im Haupthaus der Lodge noch einen Salat, sowas gibt’s hier also auch. Am Horizont geht die Sonne unter, und färbt die Wolken orange. Schade, dass gerade kein Geysir ausbricht, aber der Old Faithful spuckt nur ein wenig Dampf. Es sind wieder Leute hier, die geduldig auf den Ausbruch warten, und irgendwie kann ich mich auch nicht losreißen und warte auch. Gegen neun Uhr bricht er dann wirklich aus, diesmal eine Viertelstunde vor der berechneten Zeit.








Jetzt ist aber endgültig Zeit für die Cabin. Ich hole mir noch Getränke aus dem Auto, und dann darf ich mich mit meinem blöden Handy herumärgern. Den ganzen Tag hing es am Aufladegerät, aber außer einem müden Vibirieren gibt es nichts von sich, wenn ich es einschalte. Super, anscheinend hat es seinen Akku vernichtet. Hm, vielleicht versuche ich in den nächsten Tagen mal, es im Auto anzuschließen.

Mit meinem Milchstraßen-hinter-Geysir-Foto wird es auch heute nacht nichts werden. In südwestlicher Richtung stapeln sich Wolken. Also bleibe ich in der Cabin, mache mir eine Flasche kalifornischen Weißwein auf, schreibe Reisetagebuch und sichte die Fotos des Tages.

Mal schauen, was ich morgen unternehmen werde. Der Wetterbericht war etwas gemischt. Den Wecker stellen kann ich nicht, also werde ich einfach mal schauen, wann ich morgen aufwache und wie dann der Himmel aussieht.

Gute Nacht!

Buzzmeister

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Es macht weiterhin großen Spaß von Deinen Erlebnissen zu lesen!

Tipp bzgl. Saugnäpfen: vor dem Festdrücken mit einem Tropfen Wasser oder notfalls Spucke benetzen und dann erst festdrücken. Damit hält es sehr viel länger!!


greetz, Buzz

Flicka

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Es macht weiterhin großen Spaß von Deinen Erlebnissen zu lesen!


Danke! Schön, dass du weiter dabei bist!  :D



Tipp bzgl. Saugnäpfen: vor dem Festdrücken mit einem Tropfen Wasser oder notfalls Spucke benetzen und dann erst festdrücken. Damit hält es sehr viel länger!!


Damit habe ich mich irgendwann ehrlich gesagt auch beholfen... :oops:

Muffin

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Schöner Reisebericht mit tollen Bildern. Danke dafür.
Dein Problem mit dem Laptop-Stecker kommt mir bekannt vor... ist mir vor Jahren in Denver so passiert. Seit dem habe ich ein US-Ladekabel für den Lappi. Gabs damals bei Radioshack.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Flicka

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Schöner Reisebericht mit tollen Bildern. Danke dafür.
Dein Problem mit dem Laptop-Stecker kommt mir bekannt vor... ist mir vor Jahren in Denver so passiert. Seit dem habe ich ein US-Ladekabel für den Lappi. Gabs damals bei Radioshack.

Bin gespannt, wie es weitergeht.

Ich bin ja beruhigt, dass es auch anderen auch mal so geht.

Und weiter geht es jetzt:  :D

Flicka

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Sonntag, 7. August


Ich wache gegen fünf Uhr auf. Hm, wenn ich ja schon mal wach bin, könnte ich ja wirklich auf frühe Fototour gehen. Ein Blick auf dem Fenster verrät: Wolken, aber im Osten anscheinend große Wolkenlücken, also los. Im ersten angedeuteten Dämmerlicht mache ich mich mit dem Auto auf den Weg zum Firehole Lake Drive, ein Tipp von Michael aus dem Forum, um dort die Bäume und Dampfschwaden in den ersten Sonnenstrahlen zu fotografieren.

Es ist eine ganz eigenartige Atmosphäre, so früh unterwegs zu sein. Überall wabern die Dampfwolken über Wiesen und Bäumen, während es ganz langsam heller wird. Auf der Fahrt sehe ich zwei oder drei andere Autos, ansonsten bin ich alleine unterwegs und genieße dieses exklusive Gefühl. Am Firehole Lake Drive bin ich auch ganz alleine. Ein paar kurze Blicke, ob sich da nicht doch ein Bär tummelt, dann hole ich das Stativ aus dem Kofferraum und suche mir einen Platz in der Nähe des White Dome Geysirs. Auf der einen Straßenseite wabern Dampfschwaden über die Wiesen, das wird sicher schön, wenn die Sonne aufgeht, und auf der anderen Seite habe ich den White Dome Geysir. Der soll ja relativ regelmäßig ausbrechen, im Schnitt alle 20 Minuten, da werde ich heute morgen sicher noch einen Ausbruch im Morgenlicht mitbekommen, denke ich mir.

Aber Flicka denkt, Gott lenkt, und leider versteckt sich die Sonne dann doch hinter den Wolken, als es Zeit für den Sonnenaufgang ist. Ein paar Fotos mache ich, aber irgendwie ist es nicht ganz das, was mir vorgeschwebt hat (ein Fotos gibts trotzdem, man möge mir die kräftige Bildbearbeitung verzeihen):




Und der White Dome Geysir dampft heute morgen zwar ausgiebig vor sich hin, bricht aber in der Stunde, in der ich hier bin, kein einziges Mal aus. Andererseits: Ist da hinten nicht ein blasser Regenbogen zu sehen? Sieht auch schön aus, auch ohne Ausbruch.




Trotz fehlender Sonne und fehlendem Ausbruch genieße ich es, heute morgen hier draußen zu sein. Bis dann ein anderes Auto hält und ein Asiate aussteigt, der ebenfalls mit einer Kamera bestückt ist. Was ich denn heute morgen hier mache, will er wissen, und dann erzählt er mir ausgiebig, was er mir heute morgen schon alles weggeknipst hat. Um das zu beweisen, hält er mir ungefragt sein Kameradisplay unter die Nase und fängt an, durchzuschalten. Sowas habe ich ja noch nie erlebt.

Ich warte noch 20 Minuten auf einen Ausbruch, in denen er mir ungefragt Gesellschaft leistet und mir den Park erklärt und seine Apps auf dem Handy zeigt. Damit trifft er bei mir dann doch einen wunden Punkt, schließlich habe ich im Moment nicht mal ein funktionstüchtiges Handy, und wenn ich eins hätte, hätte ich keinen Empfang. Irgendwann werden die Wolken immer dichter, und ich setze mich ins Auto und fahre zurück zur Lodge. Dort wasche ich erst mal ein paar Sachen aus und lege mich noch eine Weile hin, während es draußen zu regnen beginnt.

Gegen halb zehn scheint dann aber wieder die Sonne, also mache ich mich auf den Weg, das Upper Geyser Basin rund um den Old Faithful zu erkunden. Der bricht auch gerade aus, als ich hinkomme,  ein wunderbarer Anblick vor dem blauen Himmel.




Ich erkundige mich nach den anderen Ausbruchszeiten und stelle fest, dass der Grand Geysir am frühen Nachmittag dran ist, das könnte ja passen. Erst mal mache ich mich aber wieder auf den Weg auf den Geyser Hill. Ein paar Fotos kann ich im schönsten Sonnenlicht machen.








Dann werden die Wolken aber schon wieder dichter, und man kann eine dunkle Wolkenwand hinter dem Old Faithful Inn erkennen.



Hm, ich könnte ja mal Richtung Solitary Geyser gehen und abwarten, ob es wieder regnet überlege ich und mache die ersten Schritte auf den Weg dorthin.




Da beginnt es zu donnern, und die ersten Tropfen fallen. Hm, und jetzt? Andere Leute spazieren weiter unbeeindruckt über den Geysir Hill, dann kann man aber schon die ersten Blitze hinter dem Old Faithful Inn erkennen. Hilfe, das wird jetzt aber echt gefährlich! Ich ziehe Hut und Regenjacke an und hetze durch den beginnenden Regen über den Geysir Hill. So weit oben und ohne Bäume um mich herum komme ich mir wie eine Zielscheibe vor. Außer Atem erreiche ich schließlich den Firehole River und steuere das Hauptgebäude der Lodge an. Jetzt ist es gleich halb zwölf, Zeit für ein frühes Mittagessen, und dann werde ich mal sehen, wie das Wetter sich weiter macht.

Keine fünf Minuten nachdem ich die Lodge erreicht habe, bricht draußen das Unwetter los. Der Regen klatscht gegen die Scheiben, während ich zum Glück im Trocknen sitze und Wraps (die leckeren mit Bacon), Salat und Kuchen essen. Puh, nochmal Glück gehabt.

Und so schnell wie das Unwetter gekommen ist, kommt auch schon wieder die Sonne raus. Also los, wieder hoch zum Geysir Hill.




Diesmal schaffe ich es endlich, den Doublet Pool im Sonnenlicht zu fotografieren, auch wenn sich schon wieder dicke Wolken über den Himmel schieben und es gar nicht so einfach ist, die Wolkenlücken abzupassen.




Auch den Aurum Geysir, der leider nur ein wenig sprudelt, erwische ich im Sonnenlicht,




und dann erreiche ich nach einem kurzen Weg abseits des Boardwalks den Solitary Geysir, der nicht besonders hoch ausbricht, sich dafür aber alle paar Minuten die Ehre gibt. Um wieder das Thema „überlaufener Park“ aufzugreifen: Klar standen am Doublet Pool haufenweise Leute, aber hier, 500 Meter weiter, sitze ich ganz alleine am Solitary Geysir, dabei ist der doch ausgesprochen hübsch.




Als ich wieder auf dem Hauptweg ankomme, hat sich der Himmel schon wieder verdunkelt.




Na, das wird schon halten, denke ich und erwische bei der Heart Spring auch tatsächlich noch ein paar kurze Wolkenlücken.




Jetzt mache ich mich auf zum Grand Geysir, denn das berechnete Ausbruchsfenster hat schon längst begonnen. Dort sitzen schon viele wartende Leute, ich setze mich dazu und warte. Ich habe ja Zeit, die Sonne ist jetzt eh weg, da bringen Fotos von den heißen Quellen nichts. Dann wird’s aber wieder ungemütlich, man hört Donnergrollen, und irgendwo zucken wieder die ersten Blitze. Also los, zurück in irgendein Gebäude, und diesmal erreiche ich noch den Geschenkeshop der Tankstelle am Old Faithful Inn, bevor das Unwetter wieder losgeht. Hier gibt es nette handgemachte „Regenpuppen“, die langen Haare sollen den Regen symbolisieren, den die Tänzer herbeitanzen wollen. Regenpuppen passen doch zum Wetter, und schon habe ich endlich die ersten Souvenirs und Mitbringsel gekauft.




Danach mache ich mich wieder auf den Weg zum Grand Geysir, und schon aus einiger Entfernung sehe ich die Wassersäulen.




Ich komme noch rechtzeitig an, um die letzten Minuten des großen Spektakels mitzuerleben, das hat ja gerade noch gepasst.




Jetzt ist auch wieder etwas mehr Sonne und blauer Himmel zu sehen, und ich spaziere weiter an heißen Quellen und blubbernden Geysiren vorbei. Die South Scalloped Spring liegt attraktiv über dem Firehole River.



Den Beauty Pool hatte ich von meinem ersten Besuch vor neun Jahren allerdings schöner in Erinnerung. Dafür leuchtet die benachbarte Chromatic Spring umso schöner in der Sonne.




Der Giant Geysir blubbert munter in seinem „Kegel“, macht aber natürlich keine Anstalten, gerade jetzt auszubrechen.





Weiter führt der Weg vorbei an ein paar anderen heißen Quellen und Geysiren, dann erreiche ich den Morning Glory Pool. Benannt ist der nach den Morning Glories, Blumen, genauer gesagt blauen Winden. Heute würde der Name nicht mehr passen, der Pool sieht deutlich anders aus als in den Anfangszeiten des Nationalparks, die blaue Farbe ist völlig verschwunden. An einem Schild wird erklärt, dass die Quelle von hineingeworfenen Objekten immer mehr verstopft wird, obwohl die Parkverwaltung den Pool jährlich leert. Die Leute sind aber auch einfach zu blöd.






So, jetzt ist es schon vier Uhr. Meinen Plan, von hier aus weiter bis zum Biscuit Basin zu laufen, hake ich ab und mache mich nur noch auf den kurzen Weg zum Sentinel Geysir direkt am Flussufer.




Hm, und jetzt? Zurück zur Lodge? Der Riverside Geysir ist leider schon vor zwei Stunden ausgebrochen, der Daisy Geysir ist laut Schild an der Abzweigung im Moment wegen des Windes unpredictable. Ja, windig ist es heute wirklich, ich hätte heute morgen lieber doch die lange Hose anziehen sollen, und die Haare sind schon lange in einem gestrüppartigen Zustand. Eigentlich bin ich müde, aber gleichzeitig aufgekratzt, und so mache ich mich am Daisy Geysir vorbei auf den Weg Richtung Black Sand Basin. Zuerst spaziere ich durch die Wiesen.



Dann erreiche ich die Punch Bowl Spring.






Von hier aus ist es nicht mehr weit bis zum Black Sand Basin. Unterwegs komme ich schon mal am Black Sand Pool vorbei, der ab und zu munter sprudelt.




Der Weg zum Black Sand Basin zieht sich dann aber doch, und an der Einfahrt zum Parkplatz angekommen, muss man erst mal über die Hauptparkstraße spurten, denn erstaunlicherweise gibt es keinen Fußgängerüberweg, dabei ist das hier doch ein offizieller Weg.

Am Black Sand Basin treibt der scharfe Wind leider richtige Wellen über die Pools, vor allem den Sunset Lake, dessen Schönheit kaum zu erkennen ist, und für den kleinen Geysir am Flussufer steht die Sonne inzwischen falsch. Hierher werde ich morgen oder übermorgen sicher nochmal bei besserem Wetter kommen, beschließe ich.






So, ich bin jetzt echt müde. Der Weg zurück zum Daisy Geysir zieht sich, aber immerhin werden die müden Füße ein Stück weiter am Grotto Geysir mit einem Ausbruch belohnt.




Ein paar heiße Quellen und Geysire schaue ich mich auf dem Rückweg zur Lodge auch noch an. Der Beauty Pool sieht irgendwie schöner aus als heute vormittag, und am Grand Geysir gefallen mir die spiegeleiartigen Farben.










Als ich am Visitorcenter ankomme, ist es schon fast sieben Uhr. Hm, einen Geysir-Ausbruch bei Abendlicht würde ich mir ja schon noch gerne anschauen. Der Great Fountain Geysir soll um 9.15 Uhr ausbrechen, der müsste schon starke „Verfrühung“ haben, um noch vor Sonnenuntergang gegen viertel nach acht loszugehen, und genausogut könnte er erst nach elf Uhr starten. Nein, das ist mir zu unsicher. Aber ich hatte gelesen, dass der Clepsydra-Geysir in den Fountain Paint Pots ständig ausbrechen soll, und der liegt in Blickrichtung Westen.

Also los: Ich kaufe mir noch für später ein Abendessen (ja, es sind wieder Wraps mit Bacon, so langsam werde ich süchtig nach den Dingern), und schon sitze ich im Auto. Dabei merke ich, wie mir die Schultern vom Rucksacktragen wehtun. Morgen werde ich es definitiv ruhiger angehen lassen, beschließe ich.

An den Fountain Paint Pots sind zwar noch ein paar Leute unterwegs, aber von ein paar lärmenden Kindern abgesehen, ist es ruhig. Ich setze mich auf den Boardwalk und warte den Sonnenuntergang ab. Der Clepsydra verhält sich jetzt nicht ganz so wie im Buch beschrieben, denn er legt immer wieder längere Pausen ein, aber gerade als sich die Sonne den Hügeln im Hintergrund nähert, geht das Spektakel dann doch los und der Geysir bricht vor der Abendsonne aus.




In den gefühlten letzten 30 Sekunden des Ausbruchs stürmt dann noch eine asiatische Reisegrupe den Boardwalk, aber ich habe meine Fotos gemacht und trotte müde aber zufrieden zurück zum Auto. Unterwegs fällt mir noch der Mond hinter den grazilen Baumstämmen auf.




Dann fahre ich zurück und falle in meiner Cabin erschöpft aufs Bett. Morgen bleibe ich liegen, ganz egal wann ich aufwache, beschließe ich, denn morgen abend habe ich noch Programm und werde kaum vor zehn Uhr zurück in der Lodge sein. Aber trotz Müdigkeit, schmerzenden Schultern und dem ein oder anderen Regentropfen war das ein sehr schöner Tag.

Gute Nacht!

et

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Hallo Flicka,

bei deinen Bildern hab ich das Gefühl noch nie im Yellowstone gewesen zu sein!!!

PS: Muss einmal versuchen ein Dia vom Morning Glory Pool, bei meinem ersten Besuch im Jahr 1983, zu scannen. Denke da war es noch wirklich blau.

Danke für den tollen RB

glg Toni
1983 - BC-MT-WA
1986 - PHX-SW-SFO
1988 - solo CAL/OR +SW
1989 - SW again
2000 - NYC
2004 - Xmas Florida
2007 - Family of Five goes west
2008 - NYC mit Familie
2011 - 4 Wo Western up & down
2014 - 3 Wo CO/UT/AZ around Rim to Rim

NähkreisSteffi

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Hallo Flicka,

wieder richtig tolle Bilder!  :respekt:

Du hast wenigstens Zeit den Yellowstone ausgiebig zu erkunden. Super!

Bis jetzt hielt es sich ja in Grenzen mit den asiatischen Freunden. Bei uns dieses Jahr Mitte Oktober im Osten Kanadas  war es ganz schön heftig, obwohl die Saison vorbei war! Schwärme aus Bussen, die rücksichtslos alles fotografiert haben, was man sich nur denken kann und dann schnell wieder weg.

Viele Grüße

Steffi

Hibis

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Hi,
danke für das schöne Bild vom Glory Morning Pool. Wir waren 3 volle Tage im Yellowstone,
Ich weiß nicht mehr genau, warum wir den vergessen haben. Er stand jedenfalls auf unserer to do Liste.
Vielleicht waren es ja auch die wie Öttinger sagt die  ........... augen, die uns auf dem Weg dorthin aufhielten.

Hibis

Flicka

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Ich freue mich, dass ihr noch dabei seid!

Zwischendurch hatte ich Bedenken, ob so viele Tage im Yellowstone NP im Reisebericht nicht langweilig werden und habe mich gefragt, ob ich den Reisebericht überhaupt einstellen soll. Für mich war es wirklich eine wunderbare Erfahrung, den Park ohne Hektik erkunden zu können, aber beim Lesen ist man ja durchaus in der Lage, mehr Eindrücke in kurzer Zeit aufzunehmen.

Die vielbeschworenen asiatischen Reisegruppen sind mir wirklich nicht so negativ aufgefallen, wie oft berichtet wird. Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich die Möglichkeit hatte, an den einzelnen Hauptsehenswürdigkeiten mehr Zeit zu verbringen und problemlos ein paar Minuten warten konnte, bis eine Reisegruppe durchmarschiert war.

Den Morning Glory Pool finde ich übrigens auch ohne blaue Farbe schön, man steht direkt davor, und auch das Gelb und Grün leuchtet wunderbar in der Sonne. Aber interessieren würde es mich schon, ob er 1983 noch anders aussah.

So, und nachher gibts den nächsten Reisetag!  :D

Flicka

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Montag, 8. August


Ich wache um halb sieben auf und kuschele mich erst mal tiefer unter die Decke. Es ist kalt heute morgen. Als ich mich schließlich gegen halb neun auf den Weg zum Visitor Center mache, ist der Himmel strahlend blau, und weil der Ausbruch des Old Faithful für genau jetzt angekündigt ist, geselle ich mich zu den Wartenden. Heute morgen ist der Geysir pünktlich und schickt Dampfwolken hoch hinauf. Komisch, wie unterschiedlich die Ausbrüche sind. Gestern morgen war da viel mehr Wasser und viel weniger Dampf.




Am Visitor Center hat man leider für den Great Fountain Geysir, der mich besonders interessieren würde, keine Ausbruchsprognose. Egal, ich fahre heute morgen zum Firehole Lake Drive und schaue mal nach, was der Geysir so treibt, und dann soll auch der White Dome Geysir nochmal eine Chance bekommen.

Am Fountain Drive wabern überall noch die Dampfwolken über Felder und heiße Quellen. Ich starte an der Firehole Spring und am Surprise Pool. Was an letzterem so überraschend sein soll, erschließt sich mir irgendwie nicht.






Danach halte ich am Great Fountain Geysir, aber da tut sich wirklich gar nichts. Sinnlos, hier stundenlang zu warten.




Bemerkenswerter als den Geysir finde ich hier manche anderen Touristen. Eine Gruppe steigt komplett aus dem Auto aus, lässt aber den Motor laufen, während sie zum Geysir spaziert. Andere steigen nicht mal aus dem Auto aus, sie halten nicht mal das Auto an, sondern machen während der Fahrt ein paar Fotos.

Ich halte am White Dome Geysir nicht nur an, sondern steige aus und setze mich in Ermangelung einer besseren Sitzgelegenheit an den Straßenrand. Der Geysir ist vorhin ausgebrochen, als ich am Great Fountain Geysir war, er kann es also und soll es jetzt auch bitteschön tun, während ich hier sitze. Nach 35 Minuten tut er es dann auch tatsächlich, zwar nur mit einer dünnen Fontaine, aber immerhin.




Ich halte anschließend noch am Pink Cone Geysir, soll der nicht auch alle paar Minuten ausbrechen? Nach kurzem Warten schaue ich doch in meine Unterlagen, ups, ich habe mir notiert, er würde mindestens einmal am Tag ausbrechen, da hätte ich wahrscheinlich lang warten können. Also wieder rein ins Auto und zum Firehole Lake. Bis dorthin sind es nur noch ein paar Meter, und man kann das Auto direkt am Lake parken. Einer der Geysire am Ufer hat den hübschen Namen „Young Hopeful“. Ich frage mich, worauf ein Geysir so hoffen kann, aber jedenfalls sprudelt er fröhlich vor sich hin.








Auf der anderen Straßenseite kocht der Steady Geysir, und heißes Wasser aus all diesen Geysiren ergießt sich über kleine Bäche in einen großen dampfumwaberten Teich, den Hot Lake.












So, kurz nach elf, am Himmel drängen sich schon wieder mehr und mehr Wolken. Bevor die Sonne weg ist, will ich nochmal ins Black Sand Basin, da war ja gestern wegen dem Wind und der tiefstehenden Sonne nicht mehr viel zu sehen. Heute begrüßt mich schon bei meiner Ankunft der fast ständig ausbrechende Cliff Geysir am Flussufer.




Und auch woanders sprudelt es unter einem blauen Himmel.




Die heißen Quellen sehen heute bei klarem Wetter in der Mittagssonne viel schöner aus. Das Wasser des Sunset Lakes liegt heute glatt unter der Sonne.






Und der Emerald Pool macht seinem Namen alle Ehre und leuchtet in einem satten Grün.




Anschließend fahre ich zurück zu meiner Cabin und mache mich zu Fuß wieder auf den Weg vorbei am Old Faithful, zum Visitor Center. Für den Riverside Geysir, den ich mir gerne nochmal bei Sonnenschein anschauen würde, gibt es keine Prognose, der Daisy Geysir soll aber um 12.15 Uhr ausbrechen. Hm, es ist zwölf, vielleicht schaffe ich den noch. Also mache ich mich auf den Weg, verpasse den Ausbruch aber knapp. Ein Blick zum Riverside Geysir: Hier tut sich nichts. Ich hatte mir von einem Ranger die Zeichen für einen bevorstehenden Ausbruch erklären lassen: Etwa zwei Stunden vor dem Ausbruch beginnt der untere Teil überzulaufen, etwa eine halbe Stunde vor dem Ausbruch der obere Teil, aber der Geysir liegt völlig unbewegt am Flussufer.

Dafür verblüfft mich der Spa Geysir. Eigentlich hatte ich ihn für eine heiße Quelle gehalten, aber während ich so da stehe und ein Foto machen will, blubbert er ein wenig und bricht dann kurz aber heftig aus.




Außerdem komme ich auf dem Rückweg am ausbrechenden Grotto Geysir vorbei. Endlich erwische ich den auch mal in der Sonne.








Am Daisy Geysir hängt keine neue Prognose aus, aber es ist jetzt fast halb zwei. Wenn er vor einer Stunde ausgebrochen ist und alle 90 bis 120 Minuten ausbricht, dann müsste er ja innerhalb der nächsten Stunde wieder an der Reihe sein. Ich setze mich also hin, lese ein wenig, spaziere herum, suche mir einen Platz unter einem Baum im Schatten und warte. Am Anfang tut sich gar nichts, aber nach einer halben Stunde beginnt er langsam vor sich hin zu köcheln. Ich frage zwei ankommende Wanderer, ob sie eine aktuelle Prognose haben. Haben sie, und zwar per App. Der Ausbruch ist für 14.40 Uhr vorhergesagt. Okay, ich merke schon, dass mit dieser App die Geysir-Planung hier erheblich einfacher ist.

Der Daisy Geysir lässt sich heute aber Zeit. Vielleicht liegts am Wind, jedenfalls verstreicht die Zeit, und er bricht nicht aus. Langsam werde ich doch nervös. Erstens schieben sich immer wieder Wolken vor die Sonne, und ein Stück weiter lauert schon eine richtige Wolkenfront, zweitens habe ich mir für halb vier die Umkehrzeit gesetzt, und um drei blubbert der Geysir immer noch unbeeindruckt vor sich hin. Um 15.11 Uhr geht’s dann aber doch los, und sogar die Sonne ist noch da, hurra!

Ich mache erst mal ein Foto aus der Nähe.




Aber während der Wartezeit und beim Herumspazieren sind mir die bunten Abläufe aufgefallen, und aus dieser Perspektive wirkt der Ausbruch noch viel schöner.




Gerade mal dreieinhalb Minuten dauert der Ausbruch, dann gibt der Daisy Geysir nur noch ein erschöpftes Dampfen von sich. Ich bin sehr zufrieden, dass ich diesen Ausbruch mitbekommen habe. Den Daisy Geysir hatte ich vorher überhaupt nicht als lohnenswert auf der Rechnung gehabt, und jetzt klettert er in der Rangliste meiner liebsten Geysire erheblich nach oben.  :)

Ich mache mich auf den Rückweg und fotografiere unterwegs noch ein wenig Landschaft und den Crested Pool, der gestern nachmittag schon im Schatten des umgebenden Geländers lag.




Ein spätes Mittagessen in der Lodge, dann packe ich meinen Kram zusammen und mache mich auf den Weg zum Grant Village, genau gesagt zur dortigen Boat Ramp. Für heute abend habe ich nämlich eine Sunset Kayak Tour gebucht, die dort starten soll.

Als ich kurz nach halb sechs ankomme, kommt auch gerade eine Elternpaar mit Kind an. Die wirken sympathisch, sind zu dritt, ich bin alleine, und für den Fall, dass wir uns Doppel-Kayaks teilen, gucke ich mir die Frau gleich mal als Kayak-Partnerin aus. Nach und nach trudeln die anderen Teilnehmer ein, wir sind heute 17, erklärt mir einer der beiden Guides. Wir legen unsere Schwimmwesten an, schauen uns schon mal die Kayaks an und warten. Um kurz nach sechs taucht dann als eine der letzten Gruppen eine Sechsergruppe auf, bestehend aus 3 Erwachsenen und 3 Kindern, und der Wortführer kommt ohne große Umschweife auf den Punkt: Er ist hier der Boss, und die ganze Tour hat nach seinen Wünschen zu laufen. Wieso da nur 3 Einerkayaks liegen, will er gleich wissen, er habe 6 Stück bestellt. Und wann wir auf dem Wasser wären? Komische Frage für jemanden, der selber zu spät kommt, denke ich. Es kommt aber noch besser: Tourende um neun, das ist ihm zu spät, er will schließlich noch mit der Familie essen gehen.

Zum Glück reagiert der Guide professionell, täuscht Verständnis vor und erklärt, man hätte ja schließlich zwei Guides, und falls erforderlich, könnte man die Gruppe teilen. Was die Einer-Kayaks anginge: Sie hätten ja drei Kinder in der Gruppe, die nicht in Einer-Kayaks fahren sollten, deshalb hätte man sie entsprechend der Beschreibung auf der Website in 3 Doppel-Kayaks gebucht, aber man könnte ja mal schauen. Den Kindern steht, das muss ich leider sagen, die Blödheit ins Gesicht geschrieben, und die beiden Jungen stürzen sich auf Einer-Kayaks und sind auch trotz der ernsten Ermahnungen des Guides, dass das schwieriger sei als mit dem Doppel-Kayak, nicht mehr zum Rausklettern zu bewegen. Der „Boss“ steht zufrieden daneben und scheint sich zu freuen, dass seine Brut nach ihm gerät.

Ich vermute, dass zumindest zwei der Einer-Kayaks eigentlich für mich als Einzelgast und die Familienmutti gedacht waren, aber zum Glück kommt es so, wie ich es mir gewünscht habe, wir beide teilen uns nämlich ein Doppel-Kayak. Nach einer kurzen Einweisung sind wir auf dem Wasser. Ich sitze vorne, und bin darüber ganz froh. Die Kayaks haben nämlich Ruder am Heck, die man am Seil ins Wasser lassen und wieder herausziehen und mit Pedalen steuern kann, und die Anweisungen habe ich nicht ganz verstanden, aber darum kümmert sich ja nun die hinten sitzende Frau.






Die Sonne steht schon tief und kommt kaum noch über die Baumwipfel, während wir uns auf den Weg nach Norden zum West Thumb Basin machen. Bis dahin müssen wir etwas eine Dreiviertelstunde paddeln, und die Amerikanerin hinter mir und ich finden schnell unseren Rhythmus und paddeln einträchtig vor uns hin, während ihr Ehemann von ihrem Sohn zu ständigen Spurts angetrieben wird.

Nach 20 Minuten Paddeln kommt es dann wie erwartet: Natürlich kommen die beiden Jungen mit den Einer-Kayaks nicht zurecht, und hängen weit zurück. Wir warten, und nach kurzer Beratung teilt sich die Gruppe schließlich, und einer der Guides dreht mit der Sechsergruppe um. Wunderbar, jetzt sind wir die Quälgeister los.

Anfangs gab es noch Wind und Wellen, so langsam wird das Wasser aber immer glatter. Als wir uns dem West Thumb Basin nähern, macht uns der Guide auf ein paar Bläschen an der Wasseroberfläche aufmerksam: Das sind Fumarole, die unter Wasser liegen. Und schließlich erreichen wir das West Thumb Basin und paddeln an den Cones vorbei, die im Wasser liegen, während oben auf den Board Walks die letzten Besucher zu uns hinunterschauen und Fotos von uns machen.






Ein Stück paddeln wir über den Bereich der Boardwalks hinaus bis zu einer Stelle, wo heißes Wasser in den See läuft. Hier können wir probeweise die Hände ins Wasser halten, aber nicht zu dicht am Ufer, ermahnt uns der Guide. Wow, das hätte ich nicht gedacht, selbst ein paar Meter vom Ufer entfernt ist das Wasser noch so heißt, dass man die Hände kaum drinbehalten kann.

Während wir zurückpaddeln, geht die Sonne unter. Im Osten färben sich die Wolken langsam in ein zartes Rosa und spiegeln sich in der glatten Wasseroberfläche. Es ist wunderschön, eine fast meditative Stimmung, während wir ruhig über den See paddeln. Eigentlich gefällt mir dieser Teil des Ausflugs sogar besser als der Blick aufs West Thumb Basin. Von ein paar Enten abgesehen, die laut schnatternd vor uns flüchten, strahlt der See eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens aus, und am Ufer gehen langsam die Lichter an. Irgendwo am Strand machen Leute ein Lagerfeuer, ein paar spazieren noch am Wasser entlang.






Leider hat uns die Sechsergruppe dann insgesamt doch so aufgehalten, dass wir erst im letzten Dämmerlicht um kurz nach neun wieder die Boat Ramp und den Strand erreichen, an dem wir abgelegt haben. Mir ist kalt, durch das ständige Wasserspritzen bin ich ziemlich nass geworden, und meine Hände sind eiskalt. Den anderen geht es auch so, so dass wir uns nach dem Anlegen – und dem Herauswuchten aus den Kayaks, fast der schwierigste Teil des Unternehmens – nur kurz verabschieden und schnell in unsere Autos verschwinden. Ich drehe die Heizung an und mache mich auf die etwa halbstündige Rückfahrt. Unterwegs wird es stockdunkel, und ich fühle mich bei dem Gedanken, dass jederzeit so ein verrücktes Bison auf die Straße laufen könnte, nicht sehr wohl. Meinen Plan, morgen vielleicht zum Sonnenuntergang hinunter in den Grand Teton Park zum Oxbow Bend zu fahren und von dort aus stundenlang wieder zum Old Faithful zurück, verwerfe ich schnell.

Als ich schließlich nach halb zehn an der Cabin ankomme, krieche ich schnell ins Bett. Morgen ist der letzte Tag am Old Faithful. Mal schauen, was dieser Tag so bringen wird.

Gute Nacht!

NähkreisSteffi

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Hallo Flicka,

wieder ein toller Tag.

Wo hast du die Kajaktour gebucht und was hat sie gekostet?

Viele Grüße

Steffi

Yaphi

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Finde ich etwas seltsam, dass man eine Sonnenuntergangstour per Kajak mit seiner 6köpfigen Familie bucht und sich dann beschwert, dass man aber ja nicht so spät zurück sein könnte... Menschen gibts.
Deine Bilder von den Geysiren und Pools sind toll :)

Flicka

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Finde ich etwas seltsam, dass man eine Sonnenuntergangstour per Kajak mit seiner 6köpfigen Familie bucht und sich dann beschwert, dass man aber ja nicht so spät zurück sein könnte... Menschen gibts.


Ja, ich war auch ziemlich perplex. Wahrscheinlich haben die sich hinterher noch beschwert, dass die Tour nicht nach ihren Vorstellungen gelaufen ist.


Deine Bilder von den Geysiren und Pools sind toll :)


Danke! Ich war mit der Fotoausbeute heute auch recht zufrieden.  :D



Wo hast du die Kajaktour gebucht und was hat sie gekostet?


Ich verlinke einfach mal die Tour:
http://www.geyserkayak.com/day-trips/sunset-paddle/
Günstig ist es nicht, aber was ist schon günstig im Yellowstone-Park?