Spooky, Peek-A-Boo und Sunset ArchFreitag, 23. August. Kurz nach acht Uhr rattert mein Equinox bereits wieder über das HitRR-Washboard Richtung Süden. 26 Meilen. Bei der Abzweigung Dry Fork folge ich der Dirt Road bis zum Trailhead. Auf dem Parkplatz steht ausser meinem Auto nur noch ein weiteres.
Einmal mehr befinde ich mich in einer tollen Landschaft.
Der Blick hinab zum Dry Fork Wash
Ich folge dem reizvollen, gewundenen Trail, der zum Wash hinunter führt. Cairns weisen mir den Weg. Kurz nach mir sind zwei Kleinbusse mit Naturfreunden angekommen, die auch nach unten wandern werden. So findet sich später im Canyonground eine rechte Zahl Besucher ein, welche die drei Slot Canyons Peek-A-Boo, Spooky und Dry Fork Slot besichtigen wollen. Erst suche ich den Spooky Slot auf, ausgerüstet mit grossem Rucksack und Stativ.
Der Eingang zum Spooky
Zuerst stehen die Felswände noch relativ weit auseinander, so dass ein Vorankommen auch mit grossem Rucksack und Stativ möglich ist.
Aber bald wird es enger und enger. Die Felswände zeigen mitunter bizarre Formen. Noch ist Fotografieren möglich.
Noch etwas weiter im Slot drin laufe ich quer, Stativ nach vorn gestreckt, Rucksack nach hinten. Ja, hier geht der «Weg» hindurch.
Zeitweise berühre ich mit Brust und Rücken gleichzeitig die Wände. Von Fotografieren ist bald keine Rede mehr. Nach ca. 130 Metern habe ich genug und kehre um. Das Dumme ist nur, dass mir auf dem Weg zum Ausgang durchaus Leute entgegenlaufen und nicht mehr zurückkommen. Die müssen es irgendwie geschafft haben, zum Hintereingang zu gelangen. Und so dick bin ich ja auch nicht. Ausser ein paar Fotos: ein Fehlschlag.
Nun suche ich den Eingang des Peek-A-Boo Slots. Wo er gemäss GPSmap sein sollte, entdecke ich zuerst nichts. Nach längerem Suchen finde ich jedoch die Lösung. Einige Meter hoch an einer Wand zeigen sich plötzlich Menschen in einer Felsöffnung. Ah, dort hinauf führt der Weg! Nur, wie soll das gehen?
Bei näherem Betrachten finde ich in der Wand einige ausgewaschene Löcher mit Sandkörnern drin, die ich zum Steigen benützen könnte. Ich versuche es. Durch die Sandkörner ist einfach kein sicherer Halt möglich. Hinten der schwere Rucksack, in der einen Hand das Stativ. Ich rutsche aus. Von unten hilft mir ein Deutscher weiter. So gelange ich zur Öffnung hinauf. Ein paar Meter betrete ich den Slot.
Er sieht durchaus verheissungsvoll aus.
Aber nun liegt vor meinen Füssen ein grosser Trichter mit viel Wasser drin. Daran komme ich nicht vorbei, ich müsste ins tiefe und schmutzige Wasser treten. Will ich aber nicht. So bleibt auch hier nur der Rückzug. Und mit schlechten Erinnerungen sei`s geklagt: Beim Runtersteigen muss mir wieder jemand helfen. Diesmal ist`s ein Italiener. Ich gebe natürlich Rucksack und Stativ die Schuld, aber es schleckt keine Geiss weg: Das war grad nochmals eine Niederlage. Fehlschlag Nr. 2. Besonders ärgerlich ist, dass ich viel später erfahre, dass es einige Meter neben der ominösen Öffnung einen viel einfacheren und trockenen Eingang in den Peek-A-Boo gegeben hätte …
Wenigstens «schaffe» ich den Dritten im Bunde, den Dry Fork Slot. Das ist ja beileibe keine Sache, aber was soll`s? Ich schiesse einige Fotos und verlasse dann den Slot und die ganze vermaledeite Fork.
War es das schon für diesen Tag? Kann ja nicht sein!
Für meine restliche Escalante-Zeit bleibt noch ein grosses Ziel: der Sunset Arch. Den will ich nun aufsuchen, um heute wenigstens
ein Erfolgserlebnis zu haben.
Um zwei Uhr bin ich beim Auto oben angelangt. Nun heisst es also, nochmals 25 Kilometer auf der HitRR abzuspulen, denn der Sunset Arch liegt weit im Süden beim Forty Mile Ridge. Den Weg dorthin kenne ich ja. Also weiteres Waschbrettgeschüttel und nochmals Sandpiste. Nach zehn Meilen über den Ridge findet sich auf einer leichten Anhöhe ein grosser Wassertank. Davor stelle ich meinen Weissen ab.
Von hier laufe ich dreiviertel Stunden querfeldein durch stachelige Büsche im Niemandsland. Das GPSmap weist mir den Weg. Schon von weitem ist der markante Felsbogen jedoch gut zu erkennen. Gegen 17 Uhr erreiche ich ihn. Ein wahrhaft markanter Steinbogen! Nur: Inzwischen ist die Sonne verschwunden. Ausgerechnet, wenn ich am Sunset Arch bin.
Nach einigem Warten überlege ich, aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Einfach nicht mein Tag heute. Aber dann beschliesse ich, weiter zu warten und zu hoffen. 1 Stunde, 2 Stunden.
Und mein Ausharren wird schliesslich belohnt: Um 19 Uhr treffen erste schwache Sonnenstrahlen den grandiosen Arch. Und sie verstärken sich. Der Steinbogen beginnt zu leuchten, wie er sollte. In der Folge fotografiere ich, was das Zeug hält. Der Tag ist gerettet.
Mit dieser Vorgeschichte gehören die Fotos vom Sunset Arch zu den wertvollsten meiner ganzen Reise. An der Wand macht sich das grossformatige, gerahmte Bild ausgezeichnet.
Der lange Rückweg in dunkler Nacht, unter einem sternenübersäten Himmel, bleibt als eindrückliches Erlebnis in meiner Erinnerung. Um halb zehn Uhr erreiche ich das «Rainbow Country» wohlbehalten.