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Autor Thema: Vom Hurrahpass zum Golden Gate – Wiederholungstäter auf Südwest-Erlebnistour  (Gelesen 48318 mal)

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Anti

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Hi hi, beim Outfitters haben wir auch gegessen. Und ich habe auch was von der Pizza mit "nach Hause" genommen.

Wenn du schon an der OSR warst, hättest du ja noch einen Abstecher zu den Moqui Marbles machen können oder warst du dort schon?

DaniH

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Ja, ja, die Moqui Marbles. Die waren an diesem Morgen auch noch eingeplant, aber nach dem Abbruch der «Volcano»-Expedition sah ich nur noch die HitRR  :). Dass «Steine» oder zumindest «Stein» noch ein wichtiges Thema wird, ist hier in den nächsten Tagen zu erfahren.

DaniH

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Auf zum Hole in the Rock!

Wir schreiben Mittwoch, den 21. August. Grosser Tag, grosses Ziel: Heute will ich zum Ende der HitRR fahre und das «Loch» sehen. Picknick und genügend Wasser befinden sich in der Kühlbox, Outdoor-GPS dabei, Sandschaufel eingeladen. Alles bereit. Das Wetter könnte besser sein. Schnell erreiche ich die HitRR. Bis zur Abzweigung Devils Garden (13 Meilen) ist das Washboard gut erträglich. Mit einigem Tempo fährt sich besser. Ab Devils Garden wird die Dirt Road aber spürbar rauer. Trotzdem komme ich zügig voran. Erst nach mehr als 40 Meilen, beim Dancehall Rock, ist ein Halt fällig.



Der Dancehall Rock bildet eine eindrückliche Felsformation.




Ich bekomme Lust, in dieser Landschaft zu wandern, und so fahre ich etwas zurück und nehme die Abzweigung über den Forty Mile Ridge.



Der schmale Pfad führt nach Osten und wird allmählich sandig. Nach einigen Meilen steht am Wegrand ein Schild: «4 Wheel Drive required»! Hab ich. High Clearance ebenfalls. Trotzdem pflügt sich mein Braver mit etlichen Schwierigkeiten durch den weichen, tiefen Untergrund. Nach zwölf Meilen parkiere ich den Equinox beim Trailhead zur Coyote Gulch.



Die Coyote Gulch soll zu den schönsten Schluchten der Welt gehören. Sie selber schaffe ich heute nicht, aber hinunter gucken will ich schon. Ich laufe den kleinen Hügel vom Parkplatz hinunter, stapfe dann durch tiefen Sand und überquere ein hügeliges Felsplateau. So gelange ich nach 50 Minuten an den Rand der gewaltigen Schlucht bei der «Crack in the Wall». Ein grandioser Ausblick zum Escalante River hinab und ins weite Rund belohnt meinen Anmarsch. Bei genauerem Hinsehen ist in der Gegenwand der Stevens Arch zu erkennen.



Tief unten mäandert der Escalante River.



Mit der Funktion «Trackback» am GPS fällt mir das Auffinden des Rückwegs über das Felsplateau leicht. Durch den Sand geht`s anschliessend auf die HitRR zurück und weiter südwärts, dem Tagesziel entgegen. Immer wieder sind tiefe Washes zu überwinden. Nach weiteren zehn Meilen zeigt mir ein Schild, dass ich das «Grand Staircase Escalante National Monument» verlasse und mich nun in der «Glen Canyon Recreation Area» befinde. Allzu weit kann es nicht mehr sein. Die Sonne ist ganz verschwunden, düstere Schwere lastet über dem weiten Tal.



Eigentlich vorbereitet, am Schluss aber doch überrascht, erkenne ich nach einem ständigen Auf und Ab und nach Überqueren zahlreicher Felsplatten, dass vor mir der Weg eine Schleife bildet, und ich weiss: Das Ziel ist erreicht! Eine Tafel bestätigt es. Ich trage mich ins Visitor Register ein.



Das «Hole» ist in Wirklichkeit eine schmale Lücke zwischen hohen Felsen. Hier hindurch haben in der Pionierzeit Mormonentrecks den Colorado River erreicht und überquert. Für mich fast unvorstellbar, dass da Planwagen mit Frauen und Kindern diese Felsstufe hinunter gefahren sein sollen, aber eine Gedenktafel bestätigt es. Viel später wurde das Colorado-Tal vom Lake Powell geflutet.



Ich klettere ohne grosse Mühe die massiven Felsen hinauf. Ein Blick zurück zeigt: kein anderes Lebewesen hier draussen, weit und breit.



Gegen Süden öffnet sich ein toller Blick über den eingebetteten Lake und einige Hausboote darauf.



Angesichts des Wetters und der langen Fahrt auf unbefestigter Strasse mache ich mich bald auf den Rückweg. Hilfe bei einer Panne wäre in dieser Abgeschiedenheit kaum zu erwarten. Ohne Rast, aber auch ohne Regen erreiche ich um 18.55 Uhr die State Route 12. Sie ist nass! Also hat es genau bis an die HitRR heran geregnet.

Ja, und der Equinox? Roter Sand aussen und innen in allen, noch so kleinen Ritzen, vieles am Fahrzeug gibt ungewöhnliche Geräusche von sich, aber: Der Wagen hat durchgehalten. Tief befriedigt vom Erlebten fahre ich zum «Rainbow Country» zurück und verbringe einen gemütlichen Abend im Ort.

mannimanta

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Hi,
cool, Hole in the Rock! geiler Fotospot!
Hätte gedacht, dass die Anfahrt schwieriger wäre.

Cheers,
Manni

NähkreisSteffi

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Du nimmst Dir richtig viel Zeit für die "Wunder der Natur" und besuchst recht ausgefallene Orte.

Einfach anders, als das Standardprogramm. Super!

Weiter so

Steffi  8)

Anti

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Ganz ehrlich? Das Hole in the Rock sieht jetzt nicht so spannend aus wie der Blick in die (den?) Coyote Gulch. aber doch beides toll! Muss ich wohl mal selber schauen, was mir in "Echtigkeit" besser gefällt  :zwinker:

mannimanta

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  • USA Reisevirus - nicht heilbar....
Hi,
also bei uns ist das Hole in the Rock fest eingeplant.
Ein echtes Highlight!
Übrigends: Kompliment für die tolle Fotoqualität, sehr realitätsnah,
keine unnöige Nachbearbeitung, gefällt mir.... :groove:
Cheers,
Manni

DaniH

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Hätte gedacht, dass die Anfahrt schwieriger wäre.

Ja, das dachte ich auch, nach all den Horror-Beschreibungen im Internet. Aber wie so vieles muss man auch diese Fahrt selbst unternehmen, um ein realistisches Bild zu bekommen. In der Tat, der «schwierigste» Streckenabschnitt des ganzen Tages war die Sandpiste zum Trailhead für den Hike zur «Crack in the Wall». Und diese sieben Meilen liegen ja nicht auf dem direkten Weg zum «Hole», muss man gar nicht fahren, wenn man nicht will.

Ehrlicherweise gehört hier aber die Bemerkung dazu, dass der Strassenzustand der HitRR natürlich nicht immer gleich ist. Zu bedenken sind etwa die Witterung der vergangenen Tage oder der Zeitpunkt des letzten Gradens.

Hier gibts Auskunft darüber: http://forum.usa-reise.de/index.php?topic=22785.0

Gruss
Dani

DaniH

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Devils Garden - Metate Arch

Nächster Tag. Zum ersten Mal waschen. Nein, nicht mich, die Kleider :lol: Dazu tanken und einkaufen. Am Nachmittag wird das bisher mässige Wetter besser, der Himmel färbt sich blau. So fahre ich erneut zur HitRR. Das Ziel heute heisst Devils Garden, genauer gesagt, der Metate Arch, den ich bei meinem letzten Besuch mangels Informationen ausgelassen habe.



Der gelbe Steinbogen präsentiert sich durchaus attraktiv:



Und von der anderen Seite erst recht:



Die ganze Gegend ist voll dieser witzigen Kobolde.



Wie die Sonne verschwindet, mache ich mich auf den Weg nach Escalante zurück. Wenn der Tag auch nicht so ergiebig war, Erholung hat er auf jeden Fall gebracht. Morgen bin ich bereit für weitere Taten.

ilnyc

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Devils Garden ist echt toll und Deine Fotos sind es auch!!!

Drummond

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Wenn man in solchen einsamen abgelegenen Gegenden allein unterwegs ist, braucht man ein starkes Selbstbewußtsein! :o
Und wenn man nicht Leichtsinnig ist auch eine Menge an Trinkwasservorrat bzw. auch andere Getränke.

DaniH

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Das Erste versteh ich jetzt nicht so ganz :bahnhof: Ich nehms einfach mal als Kompliment :dankeschoen:

Das Zweite: Du hast sowas von Recht! Ich musste das selber bitterbös 2008 auf dem Hike zur «Subway» im Zion NP erfahren: http://www.flightforum.ch/forum/showthread.php?t=74268 Seither gehört das zu den Dingen, denen ich bei der Vorbereitung zu einem Hike die grösste Sorgfalt angedeihen lasse. 

Drummond

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Das Erste versteh ich jetzt nicht so ganz :bahnhof: Ich nehms einfach mal als Kompliment :dankeschoen:

Das Zweite: Du hast sowas von Recht! Ich musste das selber bitterbös 2008 auf dem Hike zur «Subway» im Zion NP erfahren: http://www.flightforum.ch/forum/showthread.php?t=74268 Seither gehört das zu den Dingen, denen ich bei der Vorbereitung zu einem Hike die grösste Sorgfalt angedeihen lasse. 
Das war auch ein Kompliment!
Wenn man da allein  in der Wildnis ein Problem bekommt, ist man schon sehr einsam!
Viele Grüße

DaniH

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Spooky, Peek-A-Boo und Sunset Arch

Freitag, 23. August. Kurz nach acht Uhr rattert mein Equinox bereits wieder über das HitRR-Washboard Richtung Süden. 26 Meilen. Bei der Abzweigung Dry Fork folge ich der Dirt Road bis zum Trailhead. Auf dem Parkplatz steht ausser meinem Auto nur noch ein weiteres.



Einmal mehr befinde ich mich in einer tollen Landschaft.



Der Blick hinab zum Dry Fork Wash



Ich folge dem reizvollen, gewundenen Trail, der zum Wash hinunter führt. Cairns weisen mir den Weg. Kurz nach mir sind zwei Kleinbusse mit Naturfreunden angekommen, die auch nach unten wandern werden. So findet sich später im Canyonground eine rechte Zahl Besucher ein, welche die drei Slot Canyons Peek-A-Boo, Spooky und Dry Fork Slot besichtigen wollen. Erst suche ich den Spooky Slot auf, ausgerüstet mit grossem Rucksack und Stativ.

Der Eingang zum Spooky



Zuerst stehen die Felswände noch relativ weit auseinander, so dass ein Vorankommen auch mit grossem Rucksack und Stativ möglich ist.



Aber bald wird es enger und enger. Die Felswände zeigen mitunter bizarre Formen. Noch ist Fotografieren möglich.



Noch etwas weiter im Slot drin laufe ich quer, Stativ nach vorn gestreckt, Rucksack nach hinten. Ja, hier geht der «Weg» hindurch.



Zeitweise berühre ich mit Brust und Rücken gleichzeitig die Wände. Von Fotografieren ist bald keine Rede mehr. Nach ca. 130 Metern habe ich genug und kehre um. Das Dumme ist nur, dass mir auf dem Weg zum Ausgang durchaus Leute entgegenlaufen und nicht mehr zurückkommen. Die müssen es irgendwie geschafft haben, zum Hintereingang zu gelangen. Und so dick bin ich ja auch nicht. Ausser ein paar Fotos: ein Fehlschlag.

Nun suche ich den Eingang des Peek-A-Boo Slots. Wo er gemäss GPSmap sein sollte, entdecke ich zuerst nichts. Nach längerem Suchen finde ich jedoch die Lösung. Einige Meter hoch an einer Wand zeigen sich plötzlich Menschen in einer Felsöffnung. Ah, dort hinauf führt der Weg! Nur, wie soll das gehen?



Bei näherem Betrachten finde ich in der Wand einige ausgewaschene Löcher mit Sandkörnern drin, die ich zum Steigen benützen könnte. Ich versuche es. Durch die Sandkörner ist einfach kein sicherer Halt möglich. Hinten der schwere Rucksack, in der einen Hand das Stativ. Ich rutsche aus. Von unten hilft mir ein Deutscher weiter. So gelange ich zur Öffnung hinauf. Ein paar Meter betrete ich den Slot.

Er sieht durchaus verheissungsvoll aus.



Aber nun liegt vor meinen Füssen ein grosser Trichter mit viel Wasser drin. Daran komme ich nicht vorbei, ich müsste ins tiefe und schmutzige Wasser treten. Will ich aber nicht. So bleibt auch hier nur der Rückzug. Und mit schlechten Erinnerungen sei`s geklagt: Beim Runtersteigen muss mir wieder jemand helfen. Diesmal ist`s ein Italiener. Ich gebe natürlich Rucksack und Stativ die Schuld, aber es schleckt keine Geiss weg: Das war grad nochmals eine Niederlage. Fehlschlag Nr. 2. Besonders ärgerlich ist, dass ich viel später erfahre, dass es einige Meter neben der ominösen Öffnung einen viel einfacheren und trockenen Eingang in den Peek-A-Boo gegeben hätte …

Wenigstens «schaffe» ich den Dritten im Bunde, den Dry Fork Slot. Das ist ja beileibe keine Sache, aber was soll`s? Ich schiesse einige Fotos und verlasse dann den Slot und die ganze vermaledeite Fork.







War es das schon für diesen Tag? Kann ja nicht sein!

Für meine restliche Escalante-Zeit bleibt noch ein grosses Ziel: der Sunset Arch. Den will ich nun aufsuchen, um heute wenigstens ein Erfolgserlebnis zu haben.

Um zwei Uhr bin ich beim Auto oben angelangt. Nun heisst es also, nochmals 25 Kilometer auf der HitRR abzuspulen, denn der Sunset Arch liegt weit im Süden beim Forty Mile Ridge. Den Weg dorthin kenne ich ja. Also weiteres Waschbrettgeschüttel und nochmals Sandpiste. Nach zehn Meilen über den Ridge findet sich auf einer leichten Anhöhe ein grosser Wassertank. Davor stelle ich meinen Weissen ab.

Von hier laufe ich dreiviertel Stunden querfeldein durch stachelige Büsche im Niemandsland. Das GPSmap weist mir den Weg. Schon von weitem ist der markante Felsbogen jedoch gut zu erkennen. Gegen 17 Uhr erreiche ich ihn. Ein wahrhaft markanter Steinbogen! Nur: Inzwischen ist die Sonne verschwunden. Ausgerechnet, wenn ich am Sunset Arch bin.



Nach einigem Warten überlege ich, aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Einfach nicht mein Tag heute. Aber dann beschliesse ich, weiter zu warten und zu hoffen. 1 Stunde, 2 Stunden.

Und mein Ausharren wird schliesslich belohnt: Um 19 Uhr treffen erste schwache Sonnenstrahlen den grandiosen Arch. Und sie verstärken sich. Der Steinbogen beginnt zu leuchten, wie er sollte. In der Folge fotografiere ich, was das Zeug hält. Der Tag ist gerettet.

Mit dieser Vorgeschichte gehören die Fotos vom Sunset Arch zu den wertvollsten meiner ganzen Reise. An der Wand macht sich das grossformatige, gerahmte Bild ausgezeichnet.



Der lange Rückweg in dunkler Nacht, unter einem sternenübersäten Himmel, bleibt als eindrückliches Erlebnis in meiner Erinnerung. Um halb zehn Uhr erreiche ich das «Rainbow Country» wohlbehalten.

Anti

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Immer gut, wenn man einen so vermalledeiten Tag doch noch so positiv abschließen kann! Dann bleibt kein bitterer Nachgeschmack. Nur: Wir hätten vermutlich deine Geduld nicht gehabt und uns schon gar nicht zugetraut, das Waschbrett im Dunkeln zurück zu düsen. Gut gemacht und Respekt!