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Autor Thema: Vom Hurrahpass zum Golden Gate – Wiederholungstäter auf Südwest-Erlebnistour  (Gelesen 46135 mal)

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Inspired

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Ich denke mal, trotz bester Vorbereitung kann es Pleiten, Pech und Pannen immer wieder geben. Mich macht es immer fast ein wenig skeptisch, wenn mir jemand erklärt, dass alles immer wie im Bilderbuch war.

Ich finde es jedenfalls gut, dass der Tag für dich einen so überaus versöhnlichen Abschluss gefunden hat!

DaniH

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Ich denke mal, trotz bester Vorbereitung kann es Pleiten, Pech und Pannen immer wieder geben. Mich macht es immer fast ein wenig skeptisch, wenn mir jemand erklärt, dass alles immer wie im Bilderbuch war.

Geht mir auch so. Allerdings ist mir auch das Gegenteil wenig sympathisch, wenn jemand alles nur schlecht findet auf seiner Reise. Solche Berichte gibt es leider auch. Wer so auf Mitleid im Internet rechnet, ist wohl falsch beraten.

Mein Motto: Grundstimmung zuerst mal positiv, und dann wahrheitsgetreu die Ereignisse erzählen. Ich hoffe, dass mein Bericht auch so wahrgenommen wird. :|

DaniH

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Escalante, Kiva Koffeehouse und der Long Canyon

Letzter Escalante-Tag. Nach der Parforce-Tour von gestern lasse ich es ruhig angehen. No Dirt Roads today. Lange Unterhaltung mit Catherine beim Frühstück. Der Autor der bekannten Bücher «Photographing the Southwest», Laurent Martrès, hat auch schon bei ihr gewohnt und von ihr Tipps zur Region bekommen. Ihr Name steht denn auch bei den «Acknowledgements» in Volume 1. Dann schaue ich mich etwas im Ort, abseits der Mainstreet, um.

Ich finde einige sehenswerte Häuser, z.B. dieses hier:



Auch dieses Haus fällt mir auf:



Es gehört einem sogenannten «Desert Doctor for Motorcycles». Der flickt nämlich Motorräder aller Art. Leider ist er jetzt nicht da. Da jedoch auf einem Schild «open» steht, umrunde ich das Haus ganz ungeniert und entdecke ein Sammelsurium vielfältigster Töffteile und technische Souvenirs aus aller Herren Länder.



Diese Tafeln bezeichnen jedenfalls die Orte, die er schon besucht hat.



Später verlasse ich Escalante auf der SR 12 Richtung Osten. Etwas trinken gehen in Boulder. Beim Kiva Koffeehouse mitten auf der Strecke treffe ich einen netten Typen aus Salt Lake mit seiner Freundin. Er ist heute mit seinem schnittigen Viper auf einem Spritzfährtchen hierher gekommen. Sind ja nur 280 Meilen …



Anschliessend reicht es noch für einen kurzen Abstecher zum Anfang des Burr Trails. Hier der Blick von oben in den Long Canyon.



Noch einmal befahre ich das Hammer-Strassenstück zwischen Boulder und Escalante. Dann folgt der letzte Abend mit einem weiteren Besuch beim Outfitter und die letzte Nacht in der Abgeschiedenheit.

Drummond

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Schöne Beschreibung der einzelnen Ziele!
Da ist für mich noch einiges zu erkunden!
Viele Grüße

DaniH

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Weiterfahrt zum Bryce Canyon, Wasserfall beim Mossy Cave

Heute gilt es Abschied zu nehmen von Escalante. Im kleinen Ort, weg von den grossen Menschenströmen, hat es mir sehr gut gefallen. Die Landschaft hier ist einfach grossartig, die Bewohner habe ich als zurückhaltend und nett empfunden.

Sehr weit führt mein Weg heute allerdings nicht: Zum Bryce Canyon sind es gerade mal 51 Meilen. Nachdem sich das Wetter fast die ganze Woche nicht von seiner besten Seite gezeigt hat, kommt mir die Verschiebung in dieser Hinsicht nicht ungelegen. Dass ich vom Regen in die Traufe gerate, kann ich ja noch nicht wissen.

Den Bryce Canyon hatte ich 2010 ausgelassen, deshalb wieder in das Programm für diese Reise genommen. Gerne wollte ich wieder einmal meinen Blick über die grandiose Ansammlung von unzähligen Felsnadeln im Amphitheater schweifen lassen und zwischen roten Felstürmen wandern. Das schlechte Wetter im diesjährigen Spätsommer erreicht allerdings gerade während meines Bryce-Aufenthaltes seinen Tiefpunkt: Von den dreieinhalb Tagen wird die Sonne gerade mal einen Tag dauerhaft präsent sein: am letzten. So bleibt die Zahl der Aufnahmen vom Bryce Canyon schon aus diesem Grund klein. Zudem gehört der Park zu den bekanntesten, so dass ich mich hier auf wenige Bilder beschränke.

Sonntagmorgen auf der Utah State Route 12. Ich bin fast allein unterwegs, passiere nacheinander die kleinen Flecken Henrieville, Cannonville und Tropic. Kurz hinter dem Eingang zum Bryce Canyon Nationalpark stelle ich meinen Equinox auf einem Parkplatz am Strassenrand ab und wandere auf dem Trail zum tosenden Wasserfall beim Mossy Cave.



Später checke ich bei Ruby`s Inn ein und stelle fest: Ich bin wieder unter Menschen(massen). Hier sind die typischen Car-Touristen in grosser Zahl zu finden. Nach Essen bei Ruby`s (Lunchbuffet für 13.99 $) und zweimaliger(!) Autowäsche begebe ich mich in den nahen Nationalpark, aber nur, um die Parkunterlagen zu bekommen, denn mittlerweile hat es zu regnen begonnen. Die weiteren Stunden dieses Sonntags verbringe ich mit der Planung der nächsten Tage.

DaniH

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Bristlecone Loop Trail, Natural Bridge und Bryce Point

Schon vor sechs Uhr werde ich wach. Ein Blick aus dem Fenster verrät: schlechtes Wetter heute. Also noch ein, zwei Stündchen weiter schlafen. Verpassen tu ich nichts. Nach acht Uhr begebe ich mich aber dann doch zum Ruby`s Restaurant fürs Breakfast. Ich wähle das Buffet und bestelle dazu Kaffee, O-Saft und zwei eggs sunny side up. Mit einem rechten Tip macht das Ganze dann volle 16 $. Dafür bin ich auch für viele Stunden gestärkt.

Bald darauf sitze ich im Equinox und fahre zum Parkeingang. Wegen des Wetters ist wenig los auf der Park Road. Gemütlich geht es der Abbruchkante entlang immer höher. Zuletzt die Schleife: Rainbow Point. Endstation. Ich befinde mich auf fast 2800 m ü.M.



Es regnet ununterbrochen, zeitweise herrscht starker Nebel. Von der grandiosen Kante sieht man kaum etwas.



Auch ist es sehr kühl. Um doch etwas Bewegung zu haben, absolviere ich den 1.6 km langen Bristlecone Loop Trail, allein mit ein paar neugierigen Hörnchen.

Wieder beim Auto, verschiebe ich mich gerne in die unteren, etwas wärmeren Bereiche des Parks. Natural Bridge und Bryce Point sind meine nächsten Ziele. Auch wandere ich etwas dem Rim entlang. Die Kamera bleibt meistens unbenutzt. Später geht`s zu Ruby`s zurück. Als Belohnung für mein Ausharren im Regen gönne ich mir zum Abendessen ein feines Flat Iron Steak. Ich kann nur auf besseres Wetter hoffen.

ilnyc

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Oh je, das Wetter ist ja übel. Und das ausgerechnet am Bryce  :shock:

DaniH

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Hoffnung beim Wetter und ein Sandstein für zuhause

Dienstag, zu Beginn das selbe trostlose Regenwetter! Deshalb fange ich den Tag auch gleich an wie gestern: länger schlafen und dann frühstücken bei Ruby`s. Anschliessend fahre ich ein zweites Mal zum Rainbow Point hoch. Oben ist etwas besseres Wetter als gestern, zwischen Nebelfetzen drückt auch mal ein Sonnenstrahl durch.



So verbringe ich einige Zeit hier und beobachte die positive Wetterentwicklung. Auf dem Rückweg schalte ich bei verschiedenen Viewpoints Kurzstopps ein und fotografiere, im Wissen um besseres Wetter morgen allerdings zurückhaltend.



Natural Bridge



Erste Sonnenstrahlen über dem Amphitheater



Höchste Zeit, da wandern gehen zu können



Vereinzelt sind schon Unentwegte auf den Trails zu beobachten.



Während des Nachmittags besuche ich den grossen Rock Shop gegenüber dem Ruby`s Inn auf der anderen Strassenseite (die Aufnahme machte ich dann erst am Abend).



Die Steine des Südwestens faszinieren mich seit Jahren, und hier ist eine Riesenvielfalt an Arten, Farben und Formen vorhanden. So finde ich etwa wunderschöne Moki Marbles in allen Grössen, schwarzglänzende magnetische Steine und natürlich meine Favoriten: traumhaft schöne Sandsteine in Rot, Orange, Gelb und Braun, mit Einschüssen in den wunderlichsten Formen. Lange verweile ich hier, schaue auch dem Schleifer zu. Im Ausstellungsraum mit den schönsten Exemplaren kann ich schliesslich nicht mehr widerstehen und kaufe den grössten und schönsten aller vorhandenen Sandsteine. Man gönnt sich ja sonst nichts …

Mit dem erfahrenen Ladeninhaber zusammen suche ich anschliessend nach dem besten Weg, den 8 1/2 kg schweren Stein in die Heimat zu bringen. Shipping kommt aus Kostengründen nicht in Frage. Würde mein Konto mit 300 $ belasten. Er meint, die meisten Kunden nähmen die Steine als Handgepäck in den Flieger. Okay, mein Rucksack ist aber schon sonst weit über 10 kg schwer, und das Handgepäck ist auf 8 kg limitiert. Wird schon irgendwie gehen, meint er. Ja, der hat gut reden, denke ich. Schliesslich bin ich es, der in SFO durch die Kontrolle muss. Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass dieser Moment ja erst in vier Wochen kommt und nehme seinen Vorschlag an.

So verpackt er den Sandstein erstmal mit vielen Binden wie eine ägyptische Mumie und steckt ihn dann in zwei Plastic-Tragtaschen. So ist er bereits einigermassen getarnt. Ich verfrachte ihn zum nahen Auto. Dort bleibt er bis zur Wagenabgabe in San Francisco unversehrt liegen. Wie er am Flughafen durch die Kontrolle kam, erzähle ich im Bericht zum letzten Tag. Heute jedenfalls steht meine Verkörperung des amerikanischen Südwestens, von unseren Gästen sehr beachtet und bewundert, auf dem Kaminsims in der Stube.

Ist er nicht wunderschön?



Da es den Sandsteinkauf zu feiern gilt, geniesse ich ein feines T-Bone-Steak, garniert mit Gemüse und geschnittenen Kartoffeln. Heute lerne ich auch den kalifornischen Zinfandel kennen und lieben.

Nach dem Essen bricht die Dämmerung herein. Ich begebe mich mit Kamera und Stativ noch etwas nach draussen und schiesse einige Bilder.

.

Voller Erwartung checke ich vor dem schlafen gehen noch die Wettervorhersage. Noch selten in meinem Leben habe ich so begierig auf schönes Wetter gewartet wie heute.

captsamson

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So einen Sandstein haben wir uns auch im Rock-Shop gekauft. Wir haben dort auch viel gekramt, hat uns toll gefallen.

Die Bilder mit "nicht ganz so gutem Wetter" haben auch immer eine tolle Stimmung.
Aber am Vortag war es ja wirklich Grütze, das war zuviel des Guten :-)

Toller Bericht soweit!
2010 NY,NV,AZ,CA
2011 NY,WY,UT,AZ,NV
2011 NY,DC
2012 NV,AZ,CO,UT
2014 WY,MT,AB,BC,WA
2015 WA,OR,CA,NV

Anna KS

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Ein toller Bericht und deine Bilder sind Super. An dem Wasserfall beim Mossy Cave waren wir auch, wir sind sogar bis unter dem Wasserfall gegangen, es war herrlich  :lol: :lol: 
USA Westen September 2013 fünf Personen zwei Autos

Drummond

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Na, mit dem Stein im Handgepäck bin ich mal gespannt.
Ich hatte in Portugal mal einen wunderschönen, etwas über fautgroßen, Stein gefunden.
Auch wg. Gewicht als Handgepäck geplant.
Wurde als potentielle Waffe klassifiziert und liegt vielleicht immer noch im Flughafen Faro!
VG

DaniH

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Na, mit dem Stein im Handgepäck bin ich mal gespannt.
Ich hatte in Portugal mal einen wunderschönen, etwas über fautgroßen, Stein gefunden.
Auch wg. Gewicht als Handgepäck geplant.
Wurde als potentielle Waffe klassifiziert und liegt vielleicht immer noch im Flughafen Faro!
VG

Aha! Also doch. Da waren meine Befürchtungen ja berechtigt, misst doch der gekaufte Stein immerhin 37x31 cm. Und mit seinem Gewicht würde er einem Security beim Fallenlassen glatt den Fuss zerquetschen. :pfeifen:

DaniH

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Endlich Sonne über dem Bryce Canyon

Mittwoch, mein letzter Bryce-Tag. Es wird schön heute, soviel steht mal fest. Also für einmal Kurzwäsche. Noch ohne Frühstück fahre ich zu früher Stunde für den Sonnenaufgang zum Bryce Point. Von dieser Aussichtsplattform ist das Amphitheater im Morgenlicht besonders schön anzusehen. Da kurz vor meiner Ankunft ein Reisecar «ausgeleert» wird, suche ich mir einen Standort nördlich der Plattform, abseits vom Gedränge. Allmählich erwacht der Tag auf dem Paunsaugunt-Plateau.



Erste Sonnenstrahlen bringen vereinzelte Felsnadeln zum Leuchten.



Wenig später erstrahlt das ganze Rund im hellen Licht. Ob schon jemand versucht hat, die Nadeln im Amphitheater zu zählen?



Nach dem Morgenspektakel am Bryce Point fahre ich fürs Frühstück zu Ruby`s, kehre aber bald in den Park zurück. Nächstes Ziel ist der Sunset Point. Ich beabsichtige, den Peekaboo-Loop zu laufen, aber der ist leider gesperrt. Also fahre ich zum Sunrise Point. Dort wandere ich dem Rim entlang. Einzelne Trails sind Ross und Reiter vorbehalten. Durch die Rossäpfel auf diesen Pfaden kommt der Besucher nicht in Gefahr, sich darauf zu verirren.



Weil der Peekaboo-Loop nicht möglich ist, wähle ich den ebenfalls interessanten Kombi-Trail Queens Garden/Navajo als Wanderroute. Der Pfad führt mit einer tollen Aussicht auf die farbigen Felstürme hinunter in die Ebene.



Sehr fantasieanregend, diese bizarren Steingebilde. Und wunderschön!



Der hier lässt sich von den vorbeilaufenden Besuchern absolut nicht aus der Ruhe bringen.



So schön kann Wandern sein.



Über die zahlreichen Kehren der Wall Street führt der Weg Richtung Sunset Point hinauf.



Thor`s Hammer, der Star unter den Felsnadeln



Mit etlichen Schweisstropfen erreiche ich die Rimkante. Es ist später Nachmittag geworden. Noch bleibt mir etwas Zeit, um den Loop zu vollenden. So laufe ich dem Abbruch entlang zum Sunrise Point zurück und geniesse ein letztes Mal die farbige Wundwelt des Bryce Canyons.



Über den Park hinweg schweift der Blick zu den nahen Escalante Mtns. Die Wolken tragen zur Lebendigkeit des Bildes bei.



Nach halb fünf Uhr ist aber endgültig Zeit für den Abschied vom Bryce gekommen. Die nächste Nacht werde ich nämlich bereits in Kanab verbringen. Und dorthin sind es immerhin über 120 km. Wieder freue ich mich auf die Fahrt. Bei der Durchquerung des Red Canyon gerate ich zwar noch in ein kräftiges Gewitter, aber danach lässt sich das schöne Wetter nicht mehr aufhalten. Über Hatch, Glendale und Mt. Carmel Jct. erreiche ich im letzten Abendlicht das Holyday Inn Express in Kanab, wo ich vier Nächte bleiben werde.

Im nahe gelegenen Cowboy-Restaurant stille ich meinen grossen Hunger bei guter Live-Countrymusik. Anschliessend suche ich noch aus reiner Neugier den Standort des neuen BLM-Gebäudes am Ortsrand auf. Bisher hatte ich bei Wave-Lotterien mitgemacht, als das Office noch in der Pampa zwischen Kanab und Page lag. Man kann ja nie wissen …

Nach dem gut gefüllten Tag verbringe ich die Nacht in einem tiefen Schlaf.

DaniH

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Ein Permit für die Wave!

Vor dem Bericht über diesen Tag ist eine klärende Vorbemerkung angebracht: Seit sechs Jahren habe ich ein Traumziel im US-Südwesten. Es heisst: «Wave». Sie mal mit eigenen Augen sehen und fotografieren, ist zu einem fixen Gedanken geworden. Bei Wikipedia wird die «Welle» so beschrieben: «Eine bizarre Formation aus versteinerten Sanddünen im Nordwesten des Vermilion Cliffs Monuments gehört zu den spektakulärsten Fotomotiven für Naturfotografen.» In der Tat: «The Wave» stellt für Naturfreunde und Fotografen ein derart heiss begehrtes Ziel dar, dass das dafür zuständige Bureau of Land Management (BLM) zum Schutz dieser empfindlichen Location den Zugang schon vor vielen Jahren drastisch beschränken musste: Pro Tag werden nur 20 Permits vergeben, 10 davon vier Monate im Voraus über eine Lottery im Internet, 10 Permits am Vortag um 9 AM Mountain Standard Time im BLM-Bureau in Kanab (Stand April 2014).

Die Bewerberzahlen werden öffentlich gemacht. Deshalb ist bekannt, dass sich für die 10 Plätze im Internet pro Tag gerne auch über 1000(!) Interessenten bewerben. Im Klartext: Will ich übers Internet reinkommen, ist die Chance heute verschwindend klein (geworden). Für die 10 Permits, die am Vortag in Kanab ausgelost werden, sind in den besten Monaten auch viele Dutzend Menschen anwesend (der Rekord liegt angeblich bei 226 Teilnehmern). Und noch schlimmer: Ein Gewinner kann bis zu 6 Teilnehmer anmelden, so dass im Extremfall die Lottery nach 2 Gewinnern für diesen Tag bereits wieder geschlossen wird. Also auch hier: sehr kleine Chance, zu einem Permit zu kommen. Zu versuchen, illegal hinein zu gelangen, ist übrigens nicht ratsam: Die Ranger kontrollieren das Gebiet, auch aus dem Helikopter, und die Bussen sind sehr hoch.

In den vergangenen Jahren verschlang ich unzählige Wave-Reiseberichte von glücklichen Gewinnern. Vor meinen Reisen 2007, 2008 und 2010 hatte ich es bei der Online-Lottery und auch an den Vortagen im BLM-Büro versucht, und nie war mir das Glück beschieden gewesen. Ich habe die Coyote Buttes South (CBS) und auch die White Pocket besucht und mich an der tollen Landschaft erfreut. Aber lieber wäre mir halt schon ein Wave-Permit gewesen.

Im Sommer 2013, mitten in den Vorbereitungen für diese Reise, war ich nach all den Fehlschlägen der vergangenen Jahre überzeugt, die Wave nie mehr selbst sehen zu können. Die Chancen sind ja jedes Jahr kleiner gworden und werden es noch immer. Darum hatte ich mich dieses Jahr auch gar nicht mehr beworben. Rund um Kanab gibt es noch so viele tolle landschaftliche Highlights, dass ich den Ort trotzdem in mein Programm aufgenommen habe.

Am Donnerstag, 29. August erwache ich früher als gedacht. Okay, dann kann ich ja auch grad aufstehen und frühstücken. Und wenn ich schon um diese Zeit «ready for take off» bin, kann ich ja kurz zum BLM-Bureau hinausfahren, um die heutige Permits-Verlosung zu verfolgen. Reine Neugier …

Vor Ort frage ich mich: Ist das interessant, eine Lottery nur zu beobachten und nicht selber daran teilzunehmen? Nein, ist es nicht. Also fülle ich das Anmeldeformular aus und zahle die 7 $ Gebühr. Der Raum füllt sich in den nächsten Minuten mit ca. 45 Personen ganz gut.

Die junge Rangerin, welche die Lottery durchführt, informiert pünktlich ab 9 Uhr die Anwesenden über die Wave und ihre Zugangsbestimmungen, 20 Minuten lang.



Dann verteilt sie die Nummern. Die Spannung im Saal steigt. 25 Kugeln kommen in den Käfig, die Nr. 2 steht für mich. Der erste Gewinner wird bekannt gegeben. Der zweite ebenso. Und dann ruft sie: «Nr. 2!» Die Nr. 2! Ich habe gewonnen! Ich glaube, ich träume.

Wie sich am Schluss zeigt, war heute ein guter Tag für die Bewerber: Gezogen werden 6 Teilnehmer; nur Einzelgewinner und wenige Zweier-Gruppen.

Die Lotteryverlierer verlassen enttäuscht den Raum. Es folgen 40 weitere Minuten Instruktion: Lage, Anfahrt, Anforderungen an das Auto, Mindestmenge Flüssigkeit, Abgabe von Kartenmaterial, und vieles mehr. Dann werden wir entlassen. Auf Anfrage meint die Rangerin, dass ich mit dem Equinox den (viel näheren) nördlichen Zugang zum Wirepass, wo der Trailhead liegt, nicht schaffen würde. Durch die Regenfälle der letzten Tage sei ein Wash an der House Rock Valley Road (HRVR) nahezu unpassierbar geworden. Das will ich heute jedoch, weil ich die Zeit dafür habe, gerne selber nachprüfen. Der Zugang von Süden wäre ein Riesenumweg.

Also 40 Meilen auf der 89 Richtung Page, dann auf die HRVR. Tatsächlich: Nach ca. 4 Meilen ein tiefes Wash, unten viel feuchte Erde und Wasser, ein richtiger Sumpf. Aber es muss riskiert werden. Mit viel Vorsicht und Schwung im richtigen Moment gelingt es. Kurz dahinter wende ich. Bei der Rückfahrt schaffe ich das Wash erneut. So sieht das gut aus für morgen. Zufrieden fahre ich nach Kanab zurück. Dort bereite ich den Wave-Tag vor. Am Nachmittag suche ich noch den Barbershop auf. Der Rest des Tages vergeht im Nu. Um fit für morgen zu sein, lege ich mich früh zum Schlafen.

captsamson

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Geilomat! :abklatsch:

Haben es in 2012 auch online und dann 3x erfolglos vor Ort probiert.
Vielleicht in 15 Jahren nochmal wenn unsere Tochter fit genug für die Wanderung ist :-)
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