Augenentzündung, Bummel beim Embarcadero Der nächste Tag fängt nicht gut an. Im linken Auge spüre ich seit einigen Tagen eine Entzündung, die heute dringend medizinischer Hilfe bedarf. Ich muss hier zu einem Arzt, ausgerechnet in den USA. Nach dem Morgenessen, das ich am hoteleigenen Pool zu mir nehme, erfrage ich an der Reception die Adresse einer nahen ärztlichen Einrichtung. Anschliessend fahre ich zum empfohlenen Health Center. Aber dort nehmen sie keine ausländischen Patienten, ausser man legt zuerst mal 125 $ auf den Tisch. Dazu fehlt mir aber die Bereitschaft.
Wie gut, dass ich durch den ETI-Schutzbrief des Schweizerischen Touring Clubs gegen Krankheit im Ausland versichert bin. Das garantiert Hilfe im Bedarfsfall und volle Kostenübernahme. Also Telefon mit dem TCS in der Schweiz. Man verspricht mir schnelle Hilfe durch die Partnerorganisation des TCS in den USA. Anschliessend bekomme ich vom Health Center eine Adresse, wo mir nach ihrer Meinung geholfen werde, mit dem Auto ca. eine Viertelstunde entfernt. So fahre ich dorthin. Die Dame am Empfang dieses Ärztezentrums denkt aber nicht im Traum daran, mich aufzunehmen, solange sie keine Kostengutsprache schriftlich vor sich hat. Vom TCS bekomme ich die Nachricht, dass die Partnerorganisation in den USA mit dem Ärztezentrum sofort Kontakt aufnehmen würden. Also ist Warten angesagt.
Nachdem viel Zeit verstrichen ist, scheint das mit der Kostenübernahme doch zu klappen. Die Dame gibt mir 5(!) Formulare, die ich lesen, ausfüllen und unterschreiben muss. Dann ID zeigen. Endlich holt mich ein Assistent in die Praxisräume. Dort heisst es wiederum warten. Dann werde ich in ein kleines Behandlungszimmer geleitet. Weiteres Warten. Endlich erscheint ein Mann, der sich als Arzt ausgibt. Er diagnostiziert tatsächlich eine Infektion des Auges. Er gibt mir ein Rezept, «einlösbar in jeder Apotheke».
Ich fahre zurück an den El Cajon Blvd. Dort habe ich Apotheken gesehen. Bei der ersten ist das Medikament nicht vorrätig, bei einer zweiten auch nicht. Bei der dritten, CVS, werde ich ausgesprochen unfreundlich bedient. Irgendwie scheine ich sie beim Einpacken von Medikamenten zu stören. Auch hier heisst es lange warten. Endlich bekomme ich die Tropfen. Aber es sind andere als die, die im Rezept erwähnt sind. Aber sie würden trotzdem helfen, wird mir gesagt. Man habe mit dem Ärztezentrum telefoniert. So, so!
Zurück ins Hotel, Tropfen anwenden, dazu wie geraten, warmes Tuch aufs Auge. Endlich kann der Heilungsprozess in Gang kommen. Fast der ganze Morgen ist drauf gegangen. Ich bin in Versuchung, Vergleiche mit der medizinischen Hilfestellung in der Heimat anzustellen. Uns geht es diesbezüglich schon gut in der Schweiz, denke ich. Aber Hauptsache, mir wurde schliesslich doch noch geholfen. Kurz und gut: Die Entzündung heilt in den nächsten Tagen, ich kann mich wieder auf das Eigentliche meiner Reise besinnen.
Am Nachmittag ist ein Besuch von Downtown angesagt. Von Cajon aus gelange ich über College Rd. und Highway 94 schnell zum Embarcadero.
Hochhäuser mit atemberaubender Aussicht auf die Bay
Ganz in der Nähe liegt das San Diego Santa Fe Depot, der bekannte Bahnhof für die Amtrak-Fernzüge.
Ich spaziere mit Musse dem Harbor Drive entlang, geniesse das lebendige Treiben am Quai und das erfrischende Wasser des Pazifiks, den ich so lange nicht mehr gesehen habe. Ein Besuch der USS Midway ist nicht geplant, aber ich schlendere auf dem angrenzenden Pier dem mächtigen Flugzeugträger entlang.
Nach einem kurzen Besuch des Gaslamp Quarters ist aber mein Erlebnisdurst für heute bereits gestillt, und ich fahre zum «Lamplighter Inn» zurück, wo ich den Abend mit Karten schreiben verbringe. Und ich spüre: Die Entzündung ist bereits besser geworden.