21.09. Tag 17 Teil 2Joffre Lakes Trail
Auf dem Parkplatz stehen einige Autos. Schön, sind wir wenigstens nicht alleine. Ich ziehe meine Wanderstiefel an. Mike will seine Turnschuhe anlassen, weil seine Wanderschuhe so drücken. Wir lesen uns nochmal die Infotafeln durch. Warnung vor Bären und Beschreibung des Trails. 5,5km bis zum dritten See. Höhendifferenz 400m.Laufzeit 4-8 Stunden!! Hmm, da wir immer recht schnell sind, sollten wir es wohl schaffen bis zur Dämmerung. Und dann steht da noch Wanderschuhe sind Pflicht!!! Ich sage Mike, er soll doch lieber seine Turnschuhe ausziehen, denn dass Wanderschuhe Pflicht sind, haben wir vorher noch auf keinem Trail gelesen. Okay, er zieht sich um und legt Taschentücher mit rein, damit seine Stiefel nicht so drücken. Wir laufen ca. 10 Minuten zum ersten See. Sehr leicht, eben und durch Wald!!
Hier sind recht viele Leute. Und der Anblick ist schon hier grandios!!!!!
Hier Fotos zu machen, ist gar nicht so einfach, da der Viewpoint sehr eng ist und alle Leute hier drängeln!!
Hier treffen wir ein deutsches Pärchen, die aber nicht weiter wandern wollen.
Aber wir schon. Wir laufen weiter. Es geht zunächst durch Wald mit weichem Boden, aber immer kleine Steine auf dem Weg, so dass wir stets genau gucken, wo wir hintreten. Es geht ziemlich steil bergauf, aber wir laufen langsam und machen Pausen. Dennoch schon hier sehr anspruchsvoll. Dann verschwindet der Waldboden und wir laufen nur auf kleinen Steinen, die aber recht locker liegen. Könnt ihr hier sehen!! Hier geht es mal kurz flach weiter!!
Immer eine schöne Aussicht mit dabei!!
Bei jedem Schritt ist Vorsicht geboten. Dann kommen wir an einen Punkt, wo sich die kleinen Steine zu grossen Felsbrocken wandeln. Es geht um eine Kurve. Eben, aber nur Felsstücke, die extrem spitz sind. Wir müssen höllisch aufpassen. Ein Schritt vor, kurz testen, ob der Felsbrocken auch fest sitzt und rauf. Teilweise krabbeln wir, damit wir uns mit den Händen abstützen können. Schwupps, und schon ist es passiert. Ich glitsche auf einem Brocken ab und hole mir eine blutende Wunde am rechten Knie. Jetzt bin ich noch vorsichtiger. Dieses Teilstück ist nur so ca. 400m lang, aber es kommt einem wie eine Ewigkeit vor. Das hat mit Wandern auch nichts mehr zu tun. Das ist Bergsteigen. Mike ist froh, dass er doch seine Wanderschuhe angezogen hat. Dann geht es weiter durch Wald, aber immer wieder mit Steinen und Felsen. Enorme Konzentration ist gefordert. Teilweise geht es so steil bergauf, dass man sich an Bäumen, Ästen und Sträuchern hochziehen muss. Ich schwitze wie Sau.
Immer wieder sehen wir auch kleine Wasserfälle!!
Der Weg schein unendlich. Mensch, dieser Abschnitt sind doch nur ca. 3,2km. Dann kommen uns 2 Frauen entgegen und wir fragen wie weit es noch ist. Die Eine sagt nur: " Ich will sterben."
Die andere sagt ziemlich erschöpft wirkend:" Noch ca. 45 Min." Was? So weit noch!! Okay, weiter. Es bleibt sehr anstrengend, aber wir erreichen den 2. See. Traumhaft, Phantastisch,Sensationell!! Wir jedenfalls sind begeistert.
Das Wasser mit seinen Farben und die Bergkulisse, wunderschön!!
Am Seerand sitzen und liegen doch noch einige Menschen und erholen sich. Wir kommen ins Gespräch und tauschen unsere überwältigten Gefühle aus. Aber keiner von denen will noch zum 3. See. Hmm.............Nee, wir gehen weiter. Vorher habe ich aber bestimmt ca. 1Liter O-Saft auf Ex getrunken.
Dann gehts erst mal an diesem See vorbei, auch über Fels ,Hügel und Stein. Wir überqueren kleine Bäche. Und ein Stück geht extrem steil bergauf, fast senkrecht. Der Weg ist aber überraschend recht kurz und wir erreichen recht schnell den 3. See. Allerdings hat man an diesem Ende keine gute Sicht, da Bäume die Sicht versperren. Wir müssen ans andere Ende, da ist auch eine Toilette. Dieses Teilstück kommt einem auch unendlich vor, weil man endlich da sein will!! Und, jaaaaa, wir sind da. Ich bin klitschenass geschwitzt, aber so stolz und glücklich hier zu sein!!Erstmal setzen, staunen und rauchen. Dann schiessen wir hier viele Fotos. Immer wieder aus anderen Perspektiven!!!
Leider hat sich die Sonne schon hinter den Bergen verzogen, was der Schönheit aber nichts anhaben kann!!
So, jetzt müssen wir aber zurück. Da graut mir schon vor. Auf dem Weg zum 2. See zurück immer wieder herrliche Fotomotive!
Hier überqueren wir einen bach über einen Baumstamm!! Abenteuer pur!!
Wir treffen übrigens niemanden mehr zu dieser Zeit. Normalerweise ist der Weg runter ja wesentlich schneller, aber hier leider nicht, weil man stets konzentriert sein muss, wo man hintritt. Völlig fertig und müde erreichen wir nochmal den 2. See. Jetzt sieht das Wasser dunkelblau aus!! Noch mal paar Fotos!!
Und ein letztes Foto, weil es so schön ist!!!!
So, jetzt kommt aber noch der schwerste Abschnitt. Erst dieser unendliche Weg bis zu den grossen Felsen. Ich habe kaum noch Kraft und meine Knie fallen teilweise ein beim Laufen. Der Weg und die Steine sind inzwischen recht feucht, weil es auch deutlich kühler geworden ist. Ich muss mir immer wieder die Augen wischen, da ich vor tropfenden Schweiss nichts mehr sehen kann!! Dann kommen wir zu der Felspartie. Ich rutsche gleich mehrmals ab und füge mir wieder Schrammen zu. Dann kommt es bei mir zu einem Gefühlsausbruch. ich fange an zu heulen. Ich kann einfach nicht mehr. Keine Energie und Kraft mehr. Ich bleibe auf einem Felsen sitzen und will nicht mehr weitergehen. Mike redet mir gut zu und ich laufe? krabbel? weiter. Die Felsen sind extrem nass und es ist echt gefährlich. Aber wir schaffen es!!
Aber auch bis zum 1. See ist es ja nicht gerade einfach zu laufen. Dennoch bekomme ich auf diesem Stück die 2. Luft und renne geradezu runter, immer mit Blick nach unten, damit ich nicht auf den kleinen Steinen umknicke!! Letztendlich gehen wir nochmal zum 1. See und verweilen hier 20 Minuten.
Es ist schon recht dunkel, was man auf den Bildern gar nicht sehen kann!!
Ich bin mächtig stolz, dass ich wieder nicht aufgegeben habe.
Vielleicht habe ich ein wenig übertrieben den Trail geschildert, aber es ist wirklich sehr anspruchsvoll und man muss schon körperlich sehr fit sein.
Aber im Nachhinein ist es für mich der schönste Trail gewesen und ein Muss für alle die in der Gegend um Whistler sind!! Wir haben übrigens 5,5 Stunden gebraucht!!
Ca. 45 Minuten fahren wir jetzt noch zu unserem Hotel in Whistler!!
Das Pinnacle International Hotel!!
Wir checken ein. Parken können wir in der Tiefgarage. Übrigens ziemlich eng hier!!
Dann gehen wir ins Zimmer. Toll, supergross, mit kleiner Küche und ein eigener Whirlpool im Badezimmer. Dazu ein grosser Balkon und ein Riesenplasmafernseher!! Klasse!
Nicht Klasse ist, dass wir für die 3 Nächte hier 48 Can. Dollar fürs Parken bezahlen müssen!!
Obwohl wir total müde sind, gehen wir noch einkaufen (5 Min. zu Fuss) und holen uns eine Riesenpizza. Die Pizzen sind übrigens in Kanada so was von lecker!!!
So, noch fernsehen. Der Wetterbericht sagt für die nächsten Tage 30 Grad voraus. Und das hier in den Bergen. Das wird toll!!!
Nach einem erlebnisreichen Tag schlafe ich schnell ein und träume von den Joffre lakes!!!