Dienstag, 22.09.2009Die Nacht war mehr als kurz und Elke hat kaum ein Auge zugemacht. Der Regen prasselte die ganze Nacht aufs Camperdach; das Wasser von den Bäumen trommelte dagegen an. Irgendwann mussten alle Luken dicht gemacht werden, damit es nicht hereinregnet. Um halb acht stehen wir auf, frühstücken und gehen an den Fluss. Schon auf dem Hinweg entdeckt Andy einen Grizzly, der durch den Wald marschiert. Er entdeckt auch uns sofort, hält sich aber in Reichweite auf und wir können fotografieren. Wir geben ihm Raum, damit er den Weg überquert, was er dann auch macht. Andy folgt ihm noch ein Stück, doch als der Boden auf Kies wechselt, wird es dem Tier zu viel und es verschwindet rasch im Dickicht.
Wir gehen noch zur Kiesbank im Fluss, wo Andy gestern noch ein Exemplar gesichtet hat; doch da liegen nur die Überreste der morgendlichen Fischmahlzeit; die scheint gerade erst stattgefunden zu haben, da sich noch keine Vögel über die Reste hermachen.
Wir packen zusammen und fahren zum Slide Cemetry; der glücklosen Goldsucher, die bei einem Lawinenabgang am 3. April anno 1898 auf dem Chilkoot-Trail ihr Leben ließen. Der Friedhof liegt tief im Wald und die zum Teil gut erhaltenen Holztafeln enthalten Name und Herkunft des Verunglückten.
Wir fahren noch nach Dyea, dem damaligen Ausgangspunkt für den Chilkoot-Trail. Von der zu Spitzenzeiten bis zu 8.000 Einwohner zählenden Siedlung ist heute kaum noch etwas übrig. Ein paar Geschichtstafeln erläutern Details; so richtig vorstellen kann man sich aber nichts, da mittlerweile auch hier ein dichter Wald gewachsen ist. Ein paar vor sich hin rottende Bretterhaufen helfen da auch nicht weiter.
Als wir das Areal von Dyea betreten und Elke gerade einen Fliegenpilz ins Fotovisier nimmt, zischt Andy vor sich hin, weil ein Grizzly soeben einen Tümpel durchquert und keine 10 m vor uns in den Wald verschwindet. Das war knapp ….. Wir laufen ein wenig mit dem Selfguide-Blättchen auf den Waldwegen. In der Nähe scheint eine Farm mit Sled-Dogs zu sein; deren Gebell wir gestern schon von weitem gehört haben.
Durch den mit Moos behangenen Wald, der wie verwunschen aussieht, geht es zurück zum Kayia-River, wo wir noch einmal einen Fotostopp für die Seehund- und Adler-Beobachtung einlegen.
Es dauert nicht lange, und da taucht auch der nordfriesisch-kanadische Fotograf wieder auf. Er berichtet, dass in Skagway nun zwei Kreuzfahrtschiffe angelegt haben und die Stadt mit Besuchern überquillt. Wenig später erleben wir es selbst, da wir nochmal tanken müssen. Ein Gewusel zieht durch die Mainstreet und wir sind froh, das alles gestern mit weit weniger Menschen gesehen zu haben.
Es geht hinauf zum Whitepass, wo wir kurz vor Grenze mittag machen und dann in eine dichte Wolkensuppe eintauchen, die uns erst mal gar keinen Ausblick gewährt.
Erst nachdem wir den höchsten Punkt von 1.020 m überwunden haben und es ein wenig bergab geht, sieht man eine tolle Hochgebirgslandschaften mit vielen kleinen Seen und begrünten Felsen; die Landschaft hat entfernte Ähnlichkeit mit Norwegen.
Als wir die kanadische Grenze passieren, reißt die Wolkendecke auf, die Sonne kommt heraus und wir werden mit einem herrlichen, frisch verschneiten Bergpanorama empfangen. Die Strecke bis Carcross ist herrlich zu fahren und entlang des Highway gibt es den ein oder anderen lohnenden Fotostopp.
Gegen 16.00 h sind wir in Carcross, einem kleinen verschlafenen Nest, das außer dem Visitorcenter und der Eisenbahnlinie, die hier durchkommt, kaum etwas zu bieten hat. Wir holen uns ein paar Infos, gehen einmal durch den Ort und können laut Beschreibung auch die jeweiligen alten Bauten zuordnen, welche Bedeutung sie einmal hatten.
Wir fahren auf den Government Campground direkt beim Airstrip und sind hier wohl die einzigen. Es gibt Holz zum verfeuern, das aber kaum brennt, da es noch zu feucht ist und auch sonst haben wir direkten Lärm vom Highway und es gefällt uns hier nicht so wirklich. Elke räumt schon mal ein wenig im Camper herum, sortiert Prospekte aus und packt die Küchenutensilien wieder dahin, wo sie ganz zu Anfang waren. Als das Campfire endlich mal nicht nur raucht sondern zu brennen beginnt, entscheiden wir uns dann doch noch für einen Umzug.
Wir löschen das Feuer und fahren noch ein Stück bis zum Emerald Lake. Dort gibt es einen Zugang zum See, etwas von der Straße abgewandt im Wald und kein Schild mit „no overnight parking“ oder „private property“. Wir parken das Auto halbwegs eben, schieben die letzte Pizza in den Ofen und sehen uns noch zwei Dokus über Alaska an, die Andy vor längerem aufgenommen hat.
Gefahren: 237 km