Mittwoch, 27. Mai 2009
„End of Zone 25“
Trotz wie üblich zeitigem Aufstehen startete ich erst gegen 8.20 Uhr, denn ich hatte gerade das Auto beladen, als meine Nachbarn aus ihrer Cabin kamen. Sie fragten mich, ob ich
Westernlady bin. Wir kamen ins Gespräch und stellten fest, dass wir uns vom Lesen im USA-Reise.de Forum kennen. Von Borni und seiner Freundin erfuhr ich, dass ich die Pläne für meinen heutigen Tag ändern muss, da in Yuma seit Kurzem dienstags und mittwochs das Historic District geschlossen ist. Dazu gehört auch das Prison.
Zuerst aber war Frühstück angesagt und ich fuhr natürlich zu Marcela’s. Vor der Tür saßen ein paar Opas, die Sweety erstaunt beäugten und mich dann mit Fragen löcherten, denn sie hatten noch nie das 4türige Modell vom Jeep Wrangler gesehen. Die älteren Herrschaften waren richtig nett und ich glaube, mein knallig roter Sweety hat denen Diskussions-Stoff für den ganzen Tag geliefert.
Mein Ham and Cheese Omlette war sehr lecker. Mich hat amüsiert, dass schon zum Frühstück die Salsa-Flaschen auf den Tisch kamen. Schmeckt aber auch zu Hashbrowns lecker.
Und der Preis war unschlagbar, so richtige „Einheimische-Arbeiter“-Preise: Zusammen mit dem Kaffee hab ich 6.60 $ gezahlt
Bei Marcela’s ging es fix und um 8.50 Uhr war ich abmarschbereit. Ich drehte noch ne Ehrenrunde am Plaza, denn dort hatte ich einen Briefkasten erspäht und etliche geschriebene Postkarten reisten schon seit Tagen in meiner Handtasche mit mir rum. Dieses Jahr war es anders: Ich hatte sehr schnell Briefmarken gekauft, aber ab diesem Zeitpunkt sah ich keinen Briefkasten mehr.
Diese Ecke von Ajo ist nett hergerichtet, mit den ganzen Säulen und so. Man findet dort diverse Geschäfte, zwei kleine Restaurants (die aber dauerhaft geschlossen wirkten) und Galerien. In Ajo scheinen sich einige Künstler niedergelassen zu haben und auch bei Marcela’s waren Bilder verschiedener einheimischer Maler ausgestellt, die man auch kaufen konnte.
Als ich aus Ajo hinausfuhr, fielen mir wieder die Niederlassungen der mexikanischen Kfz-Versicherer auf, über die ich mich auch letztes Jahr schon gewundert habe. Sind die eigentlich so viel günstiger? Und wie sieht es dann mit der Deckung und der Regulierung aus? Da kam die Versicherungskauffrau in mir nicht zur Ruhe…
Ich finde es immer wieder aufregend, zu einer neuen Etappe aufzubrechen, ganz egal, ob man die Ecke schon kennt oder nicht. Das Wetter war herrlich, 85°F, gute Musi, eine fast leere Straße und dann drückt man aufs Gaspedal und das Auto macht einen Hopser nach vorne und die Landschaft zieht an einem vorbei. Auf zu neuen Abenteuern!
Ungefähr 17 Meilen vor Gila Bend war schon wieder eine Border Patrol Kontrolle. Meinen Reisepass hatte ich griffbereit und die Fragen waren mittlerweile fast Routine für mich. Ich war richtig froh, dass der Einreisebeamte dieses Jahr den grünen Zettel festgetackert hat. So oft, wie ich meinen Reisepass hervorkramen und zeigen musste, wäre der sonst sicherlich schon längst verloren gegangen. Und der Officer war sehr nett, er konnte sogar lächeln.
Gegen 10 Uhr war ich in Gila Bend. Ich wollte tanken, aber die Texaco Tanke wollte weder meine Zip noch die 90210
, also fuhr ich weiter zur Shell Tanke. Dort hat es letztes Jahr problemlos funktioniert – so war es auch heute. Dann wurde noch die Kühlbox mit frischem Eis aufgefüllt und weiter ging’s.
Eine halbe Stunde später verließ ich den Interstate beim Exit 87, denn ich wollte die Ghost Towns Agua Caliente und Hyder besuchen. Aber beide waren so absolut überhaupt gar nicht nach meinem Geschmack. In Agua Caliente stand hinter einem ghostigen Haus ne riesige Parabolantenne.... Kurz gesagt, es waren keine richtigen Ghost Towns sondern solche Semi Dingers, wie ich sie überhaupt nicht mag. Ich hielt nicht einmal an und machte auch kein Bild! Ich war angefressen…
Der Umweg kostete mich bestimmt ne Stunde kostbarer Urlaubszeit
Also entweder richtige Touri-Ghost-Towns wie Tombstone oder Oatman. Oder historische wie Bodie und Lake Valley. Oder richtig tote Ghost Towns wie Guadalupe – aber nicht solche undefinierbaren Mitteldinger. Nöööö!
Um 11 Uhr hatte ich bei Dateland endlich wieder den I 8 erreicht. Den Schlenker konnte ich nicht mal unter Erfahrung verbuchen, es ist einfach was, was man nicht gemacht haben muss! Überhaupt nicht.
Das Thermometer kletterte und kletterte, heute wurde die 100°F Marke geknackt.
Der Straßenverlauf des I 8 ist bei Dome Valley äußerst kurios. Der Interstate schlängelt sich hier durch die Mohawk Mountains und die Straße ist geteilt, also die Fahrbahnen versetzt. Plötzlich sah ich die Gegenfahrbahn rechts von mir
Mein Gott, wenn niemand vor mir wäre, ich würde denken, ich wäre schon wieder ein Geisterfahrer! Aber durch die Straßenführung in den Bergen kreuzen sich die versetzen Fahrbahnen, bevor sie dann später wieder zusammentreffen und „richtig“ verlaufen.
Gegen 13 Uhr erreichte ich Yuma – Hilfe Großstadtschock! Wäre ein Wunder gewesen, wenn ich das Motel auf Anhieb gefunden hätte! Aber natürlich verwechselte die 4th Ave mit der 4th Street... Warum hatten sich die Stadtgründer auch nicht nur für eine Form entscheiden können? Als ich den Irrtum bemerkte, fand ich aber schnell den richtigen Weg zum Yuma Cabana Motel. Dort hatte ich mir ein Einzelzimmer mit kleinem Patio reserviert.
Nach dem Einchecken schaffte ich erstmal mein Gepäck aufs Zimmer und stöberte in meinen Unterlagen rum, was ich denn nun heute als Ersatzprogramm mache. Ursprünglich war ja für heute Nachmittag ein Besuch vom Prison geplant, dann noch bissl am Pool faulenzen. Morgen dann ein ganzer Tag in den Kofa Mountains. Eigentlich hätte alles so schön gepasst. Aber nun musste ich meine Kofa-Planung auf zwei Tage aufsplitten. Zu dem Zeitpunkt war ich noch davon überzeugt, dass dies locker machbar wäre!
Ich schaute noch mal fix an der Rezeption vorbei, denn auf dem Schreibtisch im Zimmer lag so ein Zettel, dass man nur in ausgewiesenen Bereichen rauchen darf. Ich wollte wissen, wo die denn sind. Und ob ich nicht auf meiner eigenen Terrasse vor dem Zimmer rauchen darf. Aber dies war zum Glück erlaubt.
Um 13.45 Uhr startete ich dann Richtung Kofa. Ich war ganz erstaunt, nördlich von Yuma Getreidefelder und saftig grüne Wiesen zu sehen. Dort verläuft parallel zu Straße ein kleiner Mini-Kanal. Man konnte das frische Gras der Wiesen und das Heu der Getreidehalme richtig riechen.
Das Massiv der Kofa Mountains, welches nun vor mir aufragte, sah schon interessant aus. Aber es war total im Dunst. Diese Gegend mit ihrer sengenden Hitze und den Felsen erinnerte mich stark an das Death Valley.
Dann kam ich schon wieder an eine Kontrolle der Border Patrol und ich musste wieder Rede und Antwort stehen. So langsam konnte ich mein Sprüchlein im Schlaf daherbeten.
Das wildzerklüftete Bergmassiv, das sich nun rechts vor mir auftat, entlockte mir mehrmals ein ohhhh und wow!
Um 15 Uhr hatte ich den Abzweig zum Palm Canyon erreicht. Von Yuma aus waren es ca. 60 Meilen, aber die zogen sich gewaltig in die Länge. Irgendwie verging mir heute schon die Lust, die Strecke morgen nochmal zu fahren...
Ich wollte die US 95 schließlich nicht vermessen…
Bis zum Palm Canyon sind es nur 6 Meilen, aber die Straße war wieder voller reifenmordender Schottersteine und ich fuhr entsprechend langsam. Den Trail bis zum View Point schenkte ich mir allerdings, denn die Ecke mit den Palmen liegt nur kurz in der Sonne und jetzt war der falsche Zeitpunkt. Trotzdem verleitete mich das Umland zu manchem Fotostopp und so war ich erst nach 1,5 Stunden wieder auf dem Teer der US 95.
Panorama-BildBeim Anklicken öffnet sich ein verkleinertes Bild in einem neuen Browserfenster, welches durch erneutes Anklicken vergrößert werden kann.
Das große Bild muss man dann scrollen, es ist wie ein kleiner Kamera-Schwenk durch die Landschaft.
Kofa Mountains 1Kofa Mountains 2Kofa Mountains 3 Im Visitor Center vom Organ Pipe Cactus National Monument hatte ich mir u.a. auch das Buch „Arizona Wilderness Areas“ gekauft und darin ein nettes Bild vom Imperial National Wildlife Refuge gesehen. Eine kleine Wasserlandschaft entlang des Colorados, ca. 25 Meilen nördlich von Yuma. Die ließ sich also perfekt auf dem Rückweg mitnehmen.
Ich verließ die US 95 und bog auf die Martinez Lake Road ab. Lt. einem Schild durfte man 50 mph fahren, rechts und links ist Army Gelände, die Straße ist aber frei zugänglich. Ich düste da so mit 45 mph entlang und erfreute mich an den vielen Dips, über die ich regelrecht hinweg schwebte
Plötzlich ein Schild: "End of Zone 25"???!!?
Hysterische Vollbremsung meinerseits...
Bitte??? Da war doch gar kein Schild mit 25... oder hatte ich es übersehen
Um Himmels Willen - inmitten vom Army Gelände war ich mit 25 mph zuviel auf dem Tacho unterwegs
.
Ich schlich nun weiter. Ein Auge auf den Rückspiegel gerichtet, damit ich sehe, wenn der Sheriff oder „was weiß ich“ hinter mir auftaucht, das andere Auge gen Himmel, wann der Hubschrauber zu sehen ist, der die Straße bestimmt überwacht...
Au weia...
In Gedanken sah ich mich schon vor dem nächsten Haftrichter...
Ich mag Armkettchen und –reifen… aber nur in kleiner Ausführung und in mind. 333 Gold… Nicht irgendwelche schweren Metallschellen oder diese modernen Kunststoff-Dingers…
Als ich beim Imperial National Wildlife Refuge ankam, hatte das Visitor Center schon geschlossen. Ich kurvte in dem südlichen Bereich rum, aber dort war wieder alles voller Picknick-Plätze und bei den Stellen, wo man einen Blick auf die Marschlandschaft hatte, sah man im Hintergrund Boote und Häuser...
Und für diesen Schrottausblick würde man mich nachher verhaften, einsperren, ausweisen und viel Geld bezahlen lassen...
Für den Rückweg brauchte ich doppelt so lange wie für den Hinweg, denn was für die eine Richtung gilt, muss ja auch für die andere gelten. Also suchte ich nach dem „Beginn Zone 25“-Schild.
Nüscht
Nur ein gelbes Mini-Schild „Road subject to speed limit reduction"
Wird bei der Straße zeitweilig die Geschwindigkeit reduziert? Das ganze Dings dort scheint ne Art Manövergelände zu sein und genau in dem Bereich sah man diverse Bauten, die als Zuschauertribüne etc. herhalten könnten?
Auch in diese Fahrtrichtung stand nun ein Schild „End of Zone 25“... Ich drehte nochmals um und siehe da, das gelbe Mini-Schild war vorhanden...
In den vergangenen 40 Minuten war mir kein anderes Auto begegnet. Jetzt, während ich mit 21,5 mph das Gelände nach Geschwindigkeitsbegrenzungsschildern sondierte, klebten mir drei PKWs an der Stoßstange
. Rechts anfahren traute ich mich nicht, überall waren absolute Parkverbotsschilder und der Helicopter lauerte bestimmt auch, ebenso wie der Sheriff... Nach Beendigung dieser mysteriösen 25mph-Zone hielt ich dann an und alle drei überholten mich sichtlich erleichtert. Ich machte erneut ein Dreherle und kroch zurück zur US 95.
Um 19 Uhr war ich zurück in Yuma und ging ins Applebees wo ich mit leckeren Baby Blacks und einem Bud meine Nerven beruhigte. Gegen 20 Uhr war ich dann wieder im Yuma Cabana und eine halbe Stunde später saß ich frisch geduscht auf meiner Terrasse beim abendlichen Programm.
Tagesetappe: 366 Meilen / 610 KilometerKarte Die Karte wurde mit TopoUSA von
www.delorme.com erstellt
Links: Fotogalerie Kofa MountainsKofa National Wildlife RefugeApplebee’sYuma Cabana, Yuma, AZ