Nachdem wir noch einmal die frischen Orangen aus dem Garten unserer Gastgeber zusammen mit leckerem Brot (tatsächlich, so was gibt es auch in USA) ausgiebig genossen hatten machten wir uns wieder auf den Weg gen Osten. Immerhin sollte unser Aufenthalt in den USA „nur“ drei Wochen dauern und wir wollten vor dem Rückflug noch einmal einige Tage mit meinem Opa verbringen.
Über welche Interstates wir genau aus LA fuhren, kann ich nicht mehr sagen. Tagesziel war auf jeden Fall Flagstaf, wo wir in einem Motel übernachten wollten. Der Tag wäre ziemlich langweilig verlaufen, wenn, ja wenn wir nicht etwas übersehen hätten! Und das was wir übersehen hatten war ein Schild auf dem sinngemäß stand: „Keine Tankstelle auf den nächsten xx Meilen!“
Schweigend ins Gespräch vertieft waren wir zu fünft an diesem Schild vorbei gefahren ohne es großartig zu beachten (dass es dieses Schild gab erfuhren wir erst später). Als sich die Tankanzeigenadel langsam aber sicher auf den „Reservebereich“ zu bewegte bat mein Onkel meine Tante auf der Karte nach einem größeren Ort in der Nähe zu suchen, wo man eine Tankstelle finden könnte. Nach eingehendem Studium der Karte war schnell klar, dass es einen solchen Ort entlang der Interstate, die wir gerade befuhren zunächst mal nicht geben würde. Es blieb uns also nichts anderes übrig als zu hoffen, dass wir mit dem vorhandenen Benzin doch noch eine Tankstelle erreichen würden.
Als wir einen Parkplatz mitten im Nirgendwo erreichten stoppten wir dort kurz. Leider wurde unsere Hoffnung auf einen gefüllten Benzinkanister in einem der dort parkenden Wagen nicht erfüllt. Es konnte uns auch niemand einen Tipp bezogen auf eine nahe gelegne Tankstelle geben. Es blieb uns somit nichts anderes übrig als die Reise fort zu setzten und zu hoffen, dass der Sprit doch noch bis zu nächsten Tankstelle reicht.
Natürlich tat er das nicht – warum auch? Mitten im Nirgendwo ging der Wagen aus und wir rollten langsam auf dem Standstreifen aus. Da standen wir nun in der Gluthitze und Schatten war weit und breit nicht zu finden. Eine Diskussion über den Grund des Stehenbleibens kam natürlich auch nicht auf. Glücklicherweise hielt einige Minuten nach unserem unfreiwilligen Stopp ein Fahrzeug mit zwei jungen Männern an, die wir kurz vorher auf dem Parkplatz noch wegen Benzin gefragt hatten. Sie erklärten sich breit meinen Onkel bis zur nächsten Tankstelle mitzunehmen. Wie er zurück kommen würde müsste sich noch zeigen.
Ausgerüstet mit Geld/Kreditkarte fuhr mein Onkel aus mit den zwei hilfsbereiten Männern mit und wir blieben zu viert in der Wüste beim Auto zurück. Anfangs war das ja noch irgendwie interessant, aber irgendwann stellte sich die große Langeweile ein. Wenn ich mich recht entsinne hielt sogar einmal ein Polizeiwagen bei uns und bot Hilfe an.
Als mein Onkel nach über einer halben Stunde noch nicht zurück war machten wir uns langsam Gedanken. Die Gegenfahrbahn war von der Stelle an der unser Auto stand nicht gerade gut zu sehen und so zogen wir die Möglichkeit in Betracht, dass mein Onkel uns vielleicht verpasst hatte und mit seiner Rückfahrgelegenheit an uns vorbei gefahren war. (Übrigens fällt mir bei der Gelegenheit ein, dass weder wir noch mein Onkel oder meine Tante ein Handy bei hatten.) Zusammen mit meinem Vater machte ich mich somit an die Überquerung der Interstate. Wir stellten uns an den Fahrbahnrand der Gegenfahrbahn und hofften, dass mein Onkel doch noch nicht vorbeigekommen war. Nachdem wir dort ca. 10 Minuten gewartet hatten kam ein großer Truck an und hielt in unserer Nähe. Mit zwei Kanistern entstieg mein Onkel diesen Fahrzeug und wir konnten mit ihm zusammen die Fahrbahn wieder überqueren. Das Einfüllen des Benzins ging ziemlich schnell und bald liefen Motor und vor allem Klimaanlage wieder. Als wir nun endlich weiter fahren konnten stellten wir etwas saublödes fest, was wir auch noch ausprobierten: Knapp zweihundert Meter hinter der Stelle an der wir stehen geblieben waren begann eine Gefällstrecke. Mit dem Schwung, den das Auto auf dieser Strecke aufnahm kamen wir fast bis zu der Ausfahrt, wo die nächste Tankstelle war. Wir hätten also, wenn wir das Auto zweihundert Meter geschoben hätten anschließend bequem zu Fuß Benzin holen können!
Da mein Onkel die Benzinkanister nur geliehen hatte und der Tank vom Auto auch nicht voll war, tankten wir den Wagen randvoll und setzten anschließend unsere Reise in Richtung Flagstaff fort. Dort kamen wir gegen Abend an, suchten uns ein Motel und etwas zu Essen und vielen anschließend in die Betten. Das Warten in der Hitze war doch anstrengender als wir zunächst angenommen hatten.