Freitag, 22. September 2006Geweckt werden wir in den frühen Morgenstunden von heftigen Winden, die unser Zelt ordentlich durchrütteln, dazu starker Regen, der wie ein Trommelfeuer auf unser Aussenzelt hämmert. Bevor uns der Regen Wasser durch die Lüftungsklappe hineinpeitscht, schliessen wir den Reissverschluss und hadern damit, welche Überraschungen Moab heuer noch zu bieten hätte. Wir versuchen noch ein wenig zu schlafen, doch die entfesselten Elemente toben so geräuschvoll um unsere Hütte, dass an Schlaf kaum zu denken. Irgendwann gleiten wir doch wieder ins Reich der Träume hinein, sind aber bereits wieder vor dem Weckerklingeln wach. Ungebremst entlädt sich das Unwetter weiterhin über unserem Zelt. Zwischen Gewebeplanen und Zeltboden hat sich bereits reichlich Wasser angesammelt, dass sich bei festem Druck mit der flachen Handfläche auf den Zeltboden durch den von Dornen ramponierten Zeltboden drückt, zurück in Deutschland werden wir einiges an Arbeit haben, die Löcher aufzuspüren und den Boden wieder abzudichten. Glücklicherweise halten unsere Isomatten das meiste Wasser zurück, sodass wenigstens die Daunenschlafsäcke trocken bleiben. Eigentlich ist es längst Zeit zum Aufstehen und für Frühstück, bei der Nässe hat selbst Frank keine Lust dazu und wir diskutieren, wer zum Auto hechtet und unsere Trekkingjacken holt. Da ich in unserem Querlieger hinten liege und Frank beim Ausgang, erbarmt er sich schliesslich und als er kurze Zeit später zurück ins Zelt hechtet, sind Haare, Schultern und Gesicht pitschnass.
Ein paar Dollar mehr für einen mit Pavillon überdachten Zeltplatz, wären keine schlechte Investition gewesen, aber so müssen wir sehen, wie wir klar kommen. Wir ziehen uns die Jacken über und die Socken aus, da die Füsse bei den vielen Pfützen nicht trocken bleiben können. Uns gegenüber stehen die Camper von Trek America wie begossene Pudel am Van, haben sich mit Kapuzen notdürftig vor dem Regen geschützt und bereiten das Frühstück zu. Bei der Campgrounderkundung hatte ich eine grosse, überdachte Picnic-Area gesehen und ich schlage vor, unser Frühstück dahin zu verlegen. Wir laufen zum Auto und fahren zur Picnic Area, wo wir uns einen Tisch ziemlich in der Mitte suchen, da der Wind ordentlich Regen unter die grosse Zeltkuppel bläst. Es ist kühl und nass, dazu ein böiger Wind, der unsere Frühstücksutensilien ordentlich durcheinander wirbelt. Frank holt schliesslich das Auto direkt neben die Überdachung und nachdem wir noch den Windschutz unseres Kochers mit Geschirr gegen die Böen beschwert haben, wird sogar das Kaffeewasser langsam warm und wir können frühstücken. Die Picnic Area liegt direkt gegenüber der Cabins und die Bewohner der einfachen Hütten hasten mit zum Teil abenteuerlichem Regenschutz zwischen Waschenraum und Cabin hin und her.
Mit Regen in Moab haben wir zuallerletzt gerechnet, den hätten wir eher in den Rocky Mountains erwartet. Die Planung für den heutigen Tag ist damit so gut wie gelaufen, da wir eigentlich die unbefestigte Strasse im Arches National Park zum Tower Arch und den Marshing Men bei den Klondike Bluffs fahren wollten. Auch unsere weitere Wunschliste in Moab: Onion Creek Road, Mary Jane & Negro Bill Canyon würde warten müssen. Nach dem Frühstück verschwindet Frank im Bad und nach dem Abwasch möchte ich mit dem Trailblazer zurück zum Zeltplatz um mit dem Abbau des Zeltes zu beginnen.
Daraus wird vorläufig aber nichts: beim Zurücksetzen gräbt sich der Trailblazer mit beiden Vorderrädern tief in den aufgeweichten Untergrund ein. Ich steige aus und betrachte mir die Bescherung: die Vorderreifen stecken in etwa 30 – 40 cm Tiefe im Kies fest. Ein Versuch, das Fahrzeug mit 4WD-Unterstützung und Vollgas aus dem Loch zu befreien, führt nur dazu, dass es noch tiefer einsinkt. Ich laufe die paar Meter zum Sanitärgebäude, öffne die Tür zum Herrenwaschraum und rufe:
Frank, Du musst sofort kommen, unser Auto versinkt im Kies. Die Antwort ist ein:
Ja, ja, ich komme gleich. Am Tonfall höre ich schon, dass Frank die Situation nicht ernst nimmt und ich bekräftige mein Hilfegesuch noch damit, dass es
verdammt ernst ist. Zurück am Auto, naht Hilfe aus den Cabins. Zwei Männer bieten mir spontan ihre Hilfe an und möchten das Fahrzeug aus dem Kies manövrieren. Ich lehne erst mal dankend ab mit dem Hinweis „my husband is coming“, da ich nicht sicher bin, ob ihre Fahrkünste besser sind als meine. Die komplette Umgebung der Vorderräder besteht aus losem Kies, ich als Fussgänger sinke bis zu den Knien ein und mir wird langsam mulmig, da ich die Tiefe der Löcher nicht richtig einschätzen kann. Nach 5 Minuten immer noch keine Spur von Frank und ich laufe nochmals zum Herrenwaschraum und brülle diesmal durch den Türspalt, er solle sich verdammt nochmal beeilen, das Auto würde immer weiter einsinken. Rund um die Vorderreifen, wäre nur noch lockerer Kies. Die Antwort ist ein Fluchen und die Aussage, er käme gleich.
2 Minuten später tritt er dann wirklich aus dem Waschraum und ich sehe ihn schon von Weitem mit dem Kopf schütteln und höre ihn brummeln,
wie hast Du denn das angestellt. Meine Antwort besteht aus der Feststellung, dass er den Wagen auf die Picnic Area gefahren hat und dass ich ja nicht ahnen könnte, dass der Untergrund hier nicht so fest ist wie anderswo.
Nachdem Frank den Schlamassel näher inspiziert hat und auch das Publikum hinter den Fenstern der Cabins registriert hat, steigt er in den Wagen und versucht die Geländeuntersetzung zuzuschalten. Dies misslingt und so muss er mit Hi-4WD Vorlieb nehmen. Frank schaltet auf Getriebestufe 1 und gibt gefühlvoll Gas. Die Reaktion des Trailblazers ist jedoch nur ein Durchdrehen der Räder und das Spritzen von Kies. Er ruft mir zu, ich solle zwischen die Tische verschwinden. Nachdem ich mich dort in Sicherheit gebracht habe, gibt Frank Vollgas, wieder stiebt Kies durch die Gegend und das Auto fängt an zu schaukeln und sich leicht zu drehen. Diesmal schafft er es und alle vier Räder sind wieder frei und Frank rollt den Wagen langsam zum Parkplatz des Sanitärgebäudes.
Er geht zurück zur Picnic Area und betrachtet die Krater, die unser Trailblazer hinterlassen hat. Die Löcher sind so tief, dass man sich darin die Beine brechen könnte. Frank gibt mir noch die Anweisung, ich solle schon mal mit dem Schaufeln beginnen, er würde sich fertig anziehen, die Haare föhnen und mir dann helfen.
Mit unserer kleinen Klappschaufel schippe ich die Löcher zu. Ein zeitaufwendiges Unterfangen, also weiche ich auf Körpereinsatz aus und schiebe mit den Füssen/Beinen die aufgetürmten Kieshügel über den Rand in die Löcher, kniee nieder und glätte zum Schluss mit der Schaufel die Oberflächen. Als Frank aus dem Bad kommt, erinnert nichts mehr an unsere missliche Lage und Frank inspiziert anerkennend den Abschluss der Erdarbeiten.
Wir können sogar schon wieder lachen und bedauern es, dass wir in der Aufregung kein Foto unserer eingesunkenen Autos geschossen haben, dass wäre ein schöner Schnappschuss geworden. Ein letzter Lauf über die Picnic Area, noch immer ist der Kiesuntergrund an einigen Stellen so weich, dass man bereits als Fussgänger leicht einsinkt und wir beschliessen den Platzwart davon zu unterrichten. Doch zunächst verschwinde ich im Waschraum, um mir den Schlamm abzuspülen und mich Abreisefertig zu machen. Es regnet noch immer, als wir das klatschnasse Zelt abschlagen und es in einem grossen Müllsack im Kofferraum verstauen. Bei unseren Nachbarn unter dem Pavillion ist der Zeltabbau auch nicht angenehmer, der Wind hat auch hier den Regon so unter das Überdach gepeitscht, dass auch deren Zelte vor Nässe triefen.
Wir checken aus und unsere Information über den bedenklichen Zustand der Picnic Area stösst beim Angestellten auf ein ungläubiges bzw. uninteressiertes „Really, we will check this later“. Da unser Vorrat an Speicherkarten und Mini-DV-Bändern sich dem Ende zu neigt, biegen wir Richtung Moab Zentrum ab und kaufen bei Radio Shack neue Bänder und eine 1 GB SD-Card, stocken im City Market unsere Lebensmittel auf und verlassen ein regnerisches Moab in Richtung Arches National Park.
Die Sicht ist so trüb, dass man von den La Sal Mountains nichts sieht. Über dem Arches National Park sind zwischen den dunklen Regenwolken noch einige Flecken grau-blauen Himmels zu sehen und so wollen wir unser Glück im Arches National Park versuchen. Wallstreet und Courthouse Towers werden bereits von der Schlechtwetterfront verdunkelt.
Über der Window Section machen wir noch blauen Himmel aus und wir biegen ab, um vielleicht noch ein Foto des Double-Arches ohne Schatten zu schiessen.
Vorbei an der
Parade of Elephants erreichen wir die Schleife der Window Section.
Kaum haben wir den Wagen geparkt, verschwindet jedoch auch hier das letzte Blau unter den grau-schwarzen Regenwolken und gerade als wir aussteigen wollen, trommeln die ersten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Wir hoffen noch auf einen kurzen Schauer, doch 15 Minuten später, klatscht der Regen mit unverminderter Intensität auf unser Fahrzeug. Ein Blick zum Himmel, bei Fierry Furnance und im Devils Garden könnte es noch trocken sein, aber auch über diesen Abschnitten drohen bereits düstere Wolken.
Die Badlands-Szenerie des Salt Valleys und die Felsnadeln von Fierry Furnance finden sich in einem eigenartigen Zwielicht, das die Farben ganz gut zur Geltung bringt. Eingekesselt von gespenstisch grauen Regenwolken, scheinen dies die einzigen Orte im Park zu sein, die noch trocken sind.
Wir schiessen ein paar Fotos und treffen in der Nähe des Sand Dune Arch Trailheads auf den zweiten Abzweig der Salt Valley Road. Hier startet die Rundfahrt durch das Salt Valley, doch die etwa 20 Meilen Tour auf unbefestigter Strasse können wir bei diesen Verhältnissen unmöglich riskieren. Wir fahren weiter Richtung Devils Garden und hoffen auf eine Regenpause. Der Parkplatz ist trotz des Mistwetters gut besucht und die Autos parken bis zum Campground am Strassenrand. Die Besucher sehen mit ihren Kapuzen und Regencapes aus wie die Zwerge und viele Unerschrockene machen sich auf dem Weg zum Landscape Arch.
Wir haben den Landscape Arch und den Primitive Trail des Devils Gardens bereits vor 6 Jahren bei bestem Wetter erlebt und fahren weiter, stoppen nochmal am Visitor Centre um uns nach dem Zustand der Salt Valley Road zu erkundigen. Die Ranger haben heute noch keine Kontrollfahrt unternommen, vermuten aber, dass die Strasse abschnittsweise impassable wäre – zumal einige Washes zu durchfahren sind. Das gleiche haben wir uns auch schon gedacht, und auch nicht ernsthaft grünes Licht für die Tour erwartet. Wir streifen nochmal durch den Shop, erstehen ein paar nette Souvenirs und verlassen dann den Arches National Park, über dem sich noch immer tiefschwarze Unwetterwolken ballen.
Die Wolken verfolgen uns hartnäckig und immer wieder müssen wir auf dem Highway 191 trotz 4WD die Geschwindigkeit fast auf Schritttempo reduzieren, da sich gewaltige Wassermengen über unser Auto auf die Fahrbahn ergiessen. Von den Felsen am Strassenrand schiesst das Wasser in braun-trüben Wasserfällen, sammelt sich in riesigen Pfützen und spült Schlamm und kleine Steine auf die Fahrbahn. Wie entfesselt toben die Naturgewalten und wir kommen nur sehr langsam vorwärts.
Mit Erreichen der Interstate lassen die Niederschläge ein wenig nach, doch unsere Sicht wird weiterhin entweder durch den Regen oder die aufschäumende Gicht eines vorausfahrenden Fahrzeugs eingeschränkt. Eigentlich wollen wir bis heute Abend im Capitol Reef National Park ankommen, doch bei den Unwettern können wir unsere Fahrzeit überhaupt nicht abschätzen. Je weiter wir auf der Interstate 70 nach Westen fahren, desto heller wird es. Die tiefschwarzen Regenwolken werden von Grauen Quellwolken abgelöst, aus denen kaum noch Niederschlag fällt. Als wir den Exit zum Highway 24 erreichen, ist die Fahrbahn trocken, der Himmel noch immer wolkenverhangen, aber in der Ferne zeigt sich ein wenig Blau und wir können es kaum fassen, dass wir aus der Schlechtwetterzone herausfahren. Unsere Stimmung steigt, als wir uns der Abfahrt zum Goblin Valley nähern und in der Ferne den Temple Mountain erblicken, dazu die ersten Sonnenstrahlen und Sanddünen, die mit gelben Blumen im Vordergrund ein reizvolles Fotomotiv bilden.
Goblin Valley und den Little Wild Horse Canyon kennen wir bereits von unserer letzten Tour, irgendwann werden wir aber nochmal in die San Rafael Swell zurückkehren, um auch die anderen Slotcanyons und die tollen Sandsteinformationen zu erkunden. Für die Horseshoe Canyon Unit des Canyonlands National Park mit den bekannten Felszeichnungen der Great Gallery haben wir heute ebenfalls keine Gelegenheit, besonders da wir den Zustand der unbefestigen Zufahrtstrasse nicht kennen. Über Hanksville werden die blauen Wolkenlücken zahlreicher und da ich Franks Abneigung gegen Hanksville kenne, mache ich mir einen Spass und filme die Ortsdurchfahrt. Frank tut mir sogar den Gefallen und fährt nochmal zurück, sodass wir beide Seiten der „Mainstreet“ auf Film haben. Wir entdecken unser Motel von vor 6 Jahren – Best Value Inn. Dieses hielten wir im letzten Jahr noch für geschlossen, heuer überrascht uns aber ein neu gebauter Swimming Pool mitten im Hof, und so kommen wir zu dem Schluss, dass die Besitzer noch immer auf Gäste warten. Dafür scheint der Besitzer des Supermarkts aufgegeben zu haben und ich bedaure die Einwohner, die für einen Einkauf eine halbe Tagesreise auf sich nehmen müssen.
In der Ferne entdecken wir die schneebedeckten Gipfel der Henry Mountains, die sich über den Badlands am Highway 24 erheben.
Bei Caineville treffen wir auf den Factory Butte, dessen verwitterte Felsabbrüche einst Meeresboden bildeten und die ihren Reiz von der schieren Grösse und der isolierten Erhebung in der ansonsten völlig flachen Landschaft bezieht.
Der Highway 24 führt an einigen wenigen Farmen durch weitgehend unbesiedeltes Gebiet. Wir merken uns die Abfahrt zur Caineville Wash Road und der Hartnet Road, registrieren, dass der Fremont River eine Menge Wasser führt und hoffen auf eine durchfahrbare Furt für den Cathedral Valley Loop am morgigen Tag.
Als wir den Capitol Reef National Park erreichen, haben sich die dunklen Wolken fast vollständig verzogen und die roten und gelben Felsformationen strahlen wie verzaubert im sanften Licht der langsam sinkenden Sonne. Den Highway 24 durch den Capitol Reef National Park sind wir zuletzt vor 6 Jahren gefahren und wir können uns kaum noch daran erinnern, Umsomehr begeistert uns jetzt diese tolle Canyonlandschaft. Ein Stopp an der Behunin Cabin und am Grand Wash frischt unsere Erinnerungen auf. Die Petroglyphen entdecken wir sogar beim Blick durchs Fernrohr von der Strasse aus. Auch das Fruita School House erkennen wir sofort wieder, ebenso die markante Felsformation mit den trutzigen Pfeilern: The Castle drohnt gegenüber vom Visitor Centre. Leider bereitet uns das Schild des Fruita Campgrounds keine Freude: FULL. Was nun ? Wir wollten eigentlich hier in der grünen Fruita-Oase bei angenehmen Temperaturen zelten. Müssen wir eben bis nach Torrey weiterfahren.
Doch zunächst stoppen wir am Chimney Rock und bewundern diesen bizarr verwitterten, rostroten Felsen, der sich wie eine Barriere über den bereits durch Erosion abgetragen Schichten ausbreitet.
Wir machen den kurzen Abstecher zum Panorama Point und bestaunen den reizvollen Kontrast aus zerklüfteter, roter Canyonlandschaft und den schneebedeckten Gipfeln der Boulder Mountains am fernen Horizont.
Noch ein letzter Blick auf den Highway 24 und es wir Zeit, sich um eine Bleibe für die Nacht zu kümmern.
Anmerkung: die Fotos vom Capitol Reef NP haben wir nicht mehr an dem Abend aufgenommen sondern am nächsten Morgen früh, als die Sonne günstiger stand und ausschliesslich Schönwetterwolken den Himmel ziertenWir verlassen den Capitol Reef in Richtung Torrey, dort sind im AAA Campbook die nächsten Plätze gelistet und unsere Wahl fällt auf den Thousand Lakes RV Park. Auf den 11 Meilen zwischen Fruita Oase und Torrey überwinden wir einen Höhenunterschied von etwa 400 m und beim Volltanken an der Kreuzung mit dem Highway 12 frösteln wir ziemlich und richten uns für eine eiskalte Nacht zu Füssen der schneebeckten Boulder Gipfel.
Der Thousand Lakes RV Park liegt nicht weit vom Highway in Richtung Bicknell und nach einer Rundfahrt über den mit RVs gut besuchten Platz und einem Temperatur-Check parken wir vor der Registration, um nach einem Zeltplatz zu fragen. Die Registration ist gleichzeitig auch die Kasse des angegliederten Campstores und so dauert es eine Weile bis wir an der Reihe sind. Derweil haben wir Gelegenheit, den Wetterbericht zu studieren, der an einem Infoboard neben der Theke hängt: Tiefstemperaturen zwischen 25 und 30 ° F, was einer Temperatur im einstelligen Minusbereich der Celsius-Skala entspricht. Brrr. Unsere Frage nach einem Zeltplatz beantwortet der ältere Herr hinter der Theke mit einer Gegenfrage: ob wir wissen, wie kalt es hier Nachts wird und ein Camper im RV rät uns ebenfalls vom Zelten ab. Alle Cabins auf dem Platz sind belegt und so empfiehlt uns der Herr ein Motel und lässt uns die Option offen, dass wir auch nach Schliessung der Registration zurückkommen und unser Zelt auf einem der allesamt unbelegten Tentsites aufbauen dürfen. Da das Preisniveau in Torrey gerade am Wocheende hoch sei (kein Zimmer unter 70 Dollar), empfiehlt er uns, die paar Meilen bis nach Bicknell ins Aquarius Inn zu fahren. Wir bedanken uns freundlich und wundern uns darüber, dass sich der nette alte Herr so um unser Wohlergehen sorgt, dass er überhaupt nicht an sein Geschäft denkt.
Bevor wir aber nach Bicknell in ein Motel gehen, möchten wir lieber in einer urigen Cabin übernachten und fahren zurück Richtung Torrey. Cabins und Schlafräume der Sand Creek Hostel sind entweder belegt oder reserviert, auch die einfachen Hütten der Trading Post und die anderen Cabins in Torrey sind vermietet, ebenso die Miet-Trailer auf dem Wonderland Inn-RV Park. Versuchen wir es doch mit einem Motel:
No Vacancy an den Unterkünften die „günstig“ ausschauen. Das
Days Inn möchte 85 Dollar + Tax haben – ist uns zu teuer. Mittlerweile ist es dunkel und Zeit die 9 Meilen bis nach Bicknell zu fahren.
Bicknell ist kleiner als wir erwartet haben, es gibt nur 2 Motels im Ort, eines ist das Aquarius Inn, das andere gefällt uns besser, aber es ist kein Zimmer mehr frei. Unentschlossen fahren wir zum Aquarius Inn zurück und betreten frierend das Office. Vor uns warten noch andere Reisende auf ihre Receipt und als wir an der Reihe sind, klingelt das Telefon. Der ältere Herr (vielleicht ein Schulfreund des Herren vom Thousand Lakes Park) drückt das Gespräch aber weg und fragt uns nach unseren Wünschen. Wir wünschen ein Zimmer und fragen nach dem Preis. Es kostet 48 Dollar + Tax, leider wäre es ein Raucherzimmer, alle anderen Räume sind bereits vermietet. Wir nehmen es ungesehen und der Herr holt sich das Gespräch zurück und bedauert, dass er soeben das letzte Zimmer an Gäste vermietet hat, die bereits im Office gewartet haben. Das finden wir anständig und nach kurzer Zeit sind die Formalitäten erledigt, wir erhalten eine Speisekarte des Restaurants und den Hinweis, dass wir bei Benutzung des Indoor-Pools dort kostenlose Handtücher erhalten.
Mit dem Zimmerschlüssel in den Händen fahren wir kurze Zeit hinüber zum anderen Block und nehmen unsere Bleibe in Augenschein. Es riecht deutlich nach Zigarettenrauch, ausserdem ist es noch kalt. Es ist aber sauber und wir haben keinen Grund zur Beanstandung. Nachdem wir die Heizung angeworfen haben, entladen wir unser Gepäck und kümmern uns ums Abendessen. Für einen Besuch des Pools sind wir zu faul und zu müde und so haben wir nach längerer Zeit mal wieder die Gelegenheit amerikanisches Fernsehen zu schauen. In den Nachrichtensendern werden mir mit sich ständig wiederholenden Berichten über den plötzlichen Tod des Sohnes von Anna Nicole Smith „gequält“. Nachdem wir uns noch die Wettervorhersage angeschaut haben, finden wir einen Dokumentationskanal und schauen uns nach einer Dusche eine Reportage über den Bürgerkrieg und anschliessend auf dem Outdoor-Kanal eine Lehrstunde über Angeln an, bevor wir nach diesem durchwachsenen Tag auf einer durchgelegenen Matratze im Aquarius Inn die Augen schliessen.
Gefahrene Meilen: 232
Übernachtung: Aquarius Inn Motel, Bicknell 51,12 USD