So und weiter geht es:
Tag 6 (Oder besser in der Nacht von Tag 5 auf Tag 6)
Ich hatte es ja schon angedeutet – im Laufe des Nachmittags ging es mir nicht so wirklich gut und auch beim Abendessen wollte ich eigentlich nur noch ins Bett. Es fühlte sich zunächst so an wie eine Kombination aus Erschöpfung und einem Anflug von einer leichten Erkältung – aber hey das kann mich doch nicht erschüttern, so etwas schlafe ich doch einfach weg.
Dachte ich zumindest, klappt nämlich sonst auch ganz gut – zeitig in die Falle und bis zum nächsten Morgen hat sich das alles dann geregelt.
(Anmerkung: Schon beim Frühstück am Morgen hatte ich zu hören bekommen, dass es in der Nacht in dem Zimmer ja unangenehm gerochen hätte. Wer mal einige Zeit in einer Studenten-WG gelebt hat ist für derartige Dinge höchstwahrscheinlich nicht so empfänglich – ich hatte also in der ersten Nacht nichts gerochen.)Tja erstens kommt es anders und zweites als man denkt. Anstatt nun gut erholt und frisch am nächsten Morgen aus dem Bett zu springen verlebe ich eine sehr unruhige Nacht. Schüttelfrost, Muskelkrämpfe, Nase ist zu und Fieber war wahrscheinlich auch dabei (habe mir jetzt aber nicht die Mühe gemacht das Mitten in der Nacht zu messen – war zu sehr mit zittern beschäftigt). Und ja es stinkt wirklich in dem Raum, irgendwie so wie die überfahrenen Stinktiere an den Highways.
Während ich mir zwischen den ca. 1,5 stündigen Schlafphasen bis einschließlich 2 Uhr Morgens noch versuche einzureden, dass doch noch alles gut werden wird muss ich mich von diesem Gedanken spätestens um 5 Uhr in der Früh verabschieden. Mir geht es elend und ich glaube kaum, dass ich heute auch nur einen Fuß vor den anderen setzen kann. Sch***e!!!
Wir müssen/wollen heute noch weiter nach Bloomfield ca. 3,5 Stunden zu fahren und wandern stand auch noch auf dem Programm. Das wird wohl nichts.
Ich quäle mich aus dem Bett, das Frühstück fällt sehr schmal aus, gerade genug um dem Magen ein paar Pillen aus der Hausapotheke zumuten zu können und mit noch sehr wackeligen Beinen wird das Auto beladen.
Erstes Tagesziel: Die „Tsankwai“ Section des Bandelier NM welche sich etwas außerhalb des eigentlich Parks an der Kreuzung der SR502 und SR4 liegt. Hier führt ein ca. 3 Meilen langer Rundweg über ein Mesa (und über Leitern) vorbei an Wandmalereien und vereinzelten Cliff Dwellings.
Wir erreichen den Parkplatz die Pillen haben wenigstens dafür gesorgt, dass der Schädel nicht mehr so dröhnt wie die letzte Platte von Rammstein aber wirklich gut geht es mir immer noch nicht. Entsprechend schräg werde ich von der Seite beäugt als ich verkünde den Weg mit laufen zu wollen – zumindest so weit es geht. (Schließlich sind wir nicht zum Spaß hier…)
Der Weg führt wie beschrieben über ein paar Leitern und auch sonst gibt es auf Slickrock ein paar kleinere Kletterpassagen zu überwinden – dazu scheint auch wieder die Sonne – wir sind in unserem Element.
Bewegung tut bekanntlich gut – offensichtlich auch mir. Mir geht es zusehend besser (ok noch ein bisschen Schniefnase) so das gegen Mittag zurück am Trailhead ich sogar wieder feste Nahrung zu mir nehmen kann.
Frisch gestärkt nehmen wir das nächste Tagesziel in Angriff: Der Chavez Canyon welcher sich nördlich von Santa Fe (ca. 75 Meilen) an der unbefestigten FR151 welche von der US84 abzweigt im Santa Fe National Forest befinden soll. Wir hatten diesen Trail in einem der Hiking-Bücher welche ich im Vorfeld bei amazon.com bestellt hatte gesehen und es las sich recht gut.
In der Nähe befindet sich auch die Monastery of Christ in the Desert – eine Kirche mitten im Nirgendwo. Den Abzweig zur FR151 finden wir dank Navi und GPS auch gut und fahren die ca. 13 Meilen auf der Dirt-Road Richtung Kirche. Da die Straße trocken ist lässt es sich mit einem SUV und Straßenreifen ganz gut bewerkstelligen – bei der ein oder anderen Bodenwelle möchte ich hier aber nicht mit einem normalen PKW unterwegs sein (was manche natürlich trotzdem nicht abhält).
Wir erreichen die Kirche bzw. den Parkplatz kurz davor und machen uns auf die Suche nach dem Einstieg. Da es sich um National Forrest und keinen „offiziellen“ Wanderweg handelt ist dieser auch nicht markiert – wir müssen uns also ausschließlich nach den doch recht wagen Beschreibungen aus dem Wanderführer und den wenigen Infos aus dem Internet begnügen (selbst der POI für das Garmin war nur sehr bedingt hilfreich).
Ich habe auch noch einen jungen Mann mit Vollbart und Birkenstocklatschen der auf der Straße lief gefragt ob er wüsste wo es langgeht – jegliche Klischees die man mit Jesus-Jüngern verbindet wurden hier voll erfüllt. Mit leiser säuselnder Stimme erklärte er mir, dass er es nicht wisse und ja nur hier in der Kirche zu sein um Ruhe und Frieden zu haben und zu Jesus zu finden – er wünsche mir aber viel Glück.
Irgendwann glauben wir den Einstieg gefunden zu haben und wandern los. Hm ja also hier sind Fußspuren insofern muss hier schon mal jemand gewesen sein – einen wirklichen Trail oder Weg gibt es aber nicht. So schlagen wir uns knappe 45 Minuten durch die Wildnis und erreichen irgendwann einen Punkt an dem man entweder Spiderman like die Wände hochklettern müsste oder man versucht sich durch eine der seeehhhrrrr schmalen Felsspalten zu quetschen – aber wie ein (Slot) Canyon sieht das irgendwie alles nicht aus. Mist. Also wieder retoure.
Insofern muss ich hier mal ein Fremdbild bemühen - da wollten wir eigentlich hin:
Ja es war optisch da ganz nett, aber nicht das was wir eigentlich vorhatten. Nun ist der Uhrzeiger aber doch schon etwas weiter fortgeschritten und wir müssen noch nach Bloomfield. Also lassen wir den Chavez Canyon - Canyon sein und fahren über die Dirt Road zurück auf die US 84 und über US 96 und I 550 nach Bloomfield.
Genächtigt wird (wie üblich
) im BW, dass ist erstaunlich neu/modern und bietet schöne große Zimmer. Nach einer Runde im Indoor-Pool gehen wir die ca. 50 Meter zum benachbarten Family Diner um zu essen. Es ist preiswert und soweit auch OK, aber umgehauen hat es mich jetzt nicht.
So manch einer mag sich jetzt – zu Recht – fragen:
Hallo, am Morgen krabbelt der noch auf allen Vieren aus dem Hotelzimmer und heult uns hier die Ohren voll, aber kann jetzt schon wieder übers Essen mäkeln? Dem geht’s wohl zu gut…
Richtig! Mir geht es wieder gut, quasi Spontanheilung über den Tag. Ob es jetzt an der Begegnung mit dem Jesus-Jünger, der Besuch bei der Kirche oder was auch immer gewesen ist (Pillen habe ich außer einer Schmerztablette am Morgen nicht mehr genommen) – ich bin wieder fit.
Am wahrscheinlichsten halte ich noch tatsächlich die Möglichkeit, dass der „Gestank“ im Zimmer dafür verantwortlich war und entweder etwas „ausgegast“ hat oder durch die Klimaanlage (ich lag direkt daneben) reingekommen ist. Sobald ich aus der Kammer raus war ging es nur noch bergauf und kam danach auch für den Rest des Urlaubs nicht wieder.
Insofern kann der Abend entspannt bei etwas TV ausklingen und die weiteren Pläne durchdacht werden. Morgen stehen erst einmal die Bisti Badlands an.