Rote Felsen mit Touristen, Ruinen und alte Minen
Donnerstag, 03.01.2008Gefahrene Meilen: 110.9 (= 178 km)
Heute sollte ich mal eine kürzere Strecke fahren als die letzten Tage jeweils. Aber zuerst musste ich mal bei Dollar (Autovermietung) anrufen, um etwas zu klären. Das Auto meldete nämlich von Anfang an nach dem Anlassen, dass Service durchgeführt werden soll. Und gestern entdeckte ich an der Tür einen Zettel, dass nach knapp 20000 Meilen der nächste Ölwechsel fällig wäre. Und so viel hatte das Auto schon drauf als ich es übernahm. Jetzt wollte ich mit Dollar abklären, ob es in Ordnung ist, wenn ich das Auto weiterhin fahre oder ob ich es wechseln muss. Nach deren Auskunft kann ich das alles einfach ignorieren; sie haben jedoch einen Vermerk in den Vertrag gemacht, dass ich nachgefragt hatte. Und ich hatte schon befürchtet, dass ich das schöne große teure Auto, das ich statt dem billigsten bekommen hatte, gegen etwas anderes tauschen muss, das möglicherweise der Kategorie entspricht, die ich gemietet hatte.
Nachdem das geklärt war, konnte es losgehen. Vorher hatte ich mir schon beim Frühstück den Bauch so richtig vollgeschlagen. Ich hatte ein Brötchen mit Marmelade, eine frisch gebackene große Waffel mit Ahornsirup, ein Bagel mit Frischkäse auf der einen Hälfte und Erdnussbutter auf der anderen (ja, ich mag Erdnussbutter, dafür aber Nutella nicht). Dazu gab es zwei Becher Gourmet-Kaffee, der mal richtig schön stark war und unserem Kaffee sehr nahe kam. Deshalb brauchte ich heute keinen Eimer Cappuccino mehr für unterwegs. Ich hatte schon beim Frühstück die notwendige Menge an Koffein für den ganzen Tag bekommen. Und so ein Frühstück gibt es die nächsten beiden Tage wieder!
So gerüstet ging es los nach Sedona. Zuerst wieder etwa 15 km Autobahn, bis dann die kleine Landstraße abzweigte. Und schon bald kamen die ersten roten Felsen in Sicht und fast gleichzeitig auch die Baustelle. Und dies war die erste richtig lange Baustelle, über die ich mich nicht geärgert habe. Bot doch die erzwungene Fahrt mit weniger als der Hälfte der sonst erlaubten Höchstgeschwindigkeit die Gelegenheit, die Umgebung so richtig zu genießen.
Nachdem ich in der Tourist-Information abgeklärt hatte, dass mein Nationalparkpass als Ersatz für den Red Rock Pass gewertet wird und somit als Bezahlung für die Parkplätze bei Wanderwegen und Aussichtspunkten gilt, die nicht in privater Hand sind, sowie mich mit einer Karte und Infomaterial eingedeckt hatte, konnte es losgehen. Ich hielt fuhr also wieder zurück bis ganz an den Ortsanfang im Süden und rollte die Straße quasi von Wanderparkplatz zu Wanderparkplatz bzw. Aussichtspunkt auf der rechten Straßenseite auf. Zuerst kam der Wanderparkplatz des Bell Rocks dran. Der Felsen sieht doch wirklich aus wie eine Glocke.
Dann kam die Chapel of the Holy Cross dran, die da als modernes Gebäude einfach so auf die schönen roten Felsen gebaut wurde. Mir persönlich gefällt sie überhaupt nicht, aber die Aussicht von dort oben auf Sedona und die umliegenden Felsen ist sagenhaft. Da kann man notfalls auch dieses furchtbar hässliche Gebäude einfach ignorieren.
Da ich den Oak Creek Canyon schon gestern heruntergekommen bin und gesehen hatte, dass es so gut wie keine Möglichkeit zum Anhalten von Fotografieren gibt, habe ich mir diesen Abstecher geschenkt und bin gleich direkt zum Flughafen gefahren. Ja, auch einen Flughafen hat Sedona, der aber wohl hauptsächlich für Charterrundflüge genutzt wird. Da der Flughafen sehr hoch oben liegt, hat man von dort eine gute Sicht nach Norden und nach Westen. Ansonsten hat mich die Fahrt dort hinauf ziemlich an Mesa Verde erinnert, nur dass die Serpentinenstrecke wesentlich kürzer war. Aber auch hier hatte man an manchen Stellen das Gefühl, einfach ins Nichts hineinzufahren, weil die Straße eine enge Serpentine machte und nichts den Blick in die Ferne und nach unten beschränkte.
Dann musste ich aber noch unbedingt die Stelle finden, an der das berühmte Bild mit den sich im Wasser spiegelnden Felsen, dem Cathedral Rock, gemacht wurde. Und ich habe sie gefunden. Gleichzeitig habe ich aber auch erneut festgestellt, dass in Sedona alle Leute versuchen, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. An dieser Stelle wird nämlich Eintritt fällig, der sonst in keinem Pass inbegriffen ist. Und zwar wird nicht per Auto oder pro Person berechnet, sondern pro Person (5$) plus Parkplatz für das Auto (3$). Mir gefällt hier überhaupt nicht, dass alles so auf Touristen ausgerichtet ist und überall sehr hohe Preise gefordert werden. Meine geliebten Magnete z.B. kosten mehr als doppelt so viel wie in den Nationalparks, und dort kosten sie schon mehr als an Tankstellen, wo ich schon ganz vereinzelt welche gefunden habe, die mir gefallen haben.
An der Farbe der Felsen ist deutlich zu sehen, dass heute die Sonne starke Probleme hatte, sich durch die leichte Bewölkung durchzukämpfen und halt meistens die Felsen nicht angestrahlt wurden. Im Norden war noch blauer Himmel und im Süden und Osten kam die Sonne kaum durch. Auch wird das Motiv meistens bei Sonnenuntergang aufgenommen, damit die Felsen so richtig schön rot leuchten. Da sich die Bewölkung aber immer mehr verstärkte, konnte ich mir das Warten auf den Sonnenuntergang schenken, da es heute keinen sichtbar roten geben würde. Also muss das Bild mit roten Felsen gegen hellgrauen Himmel reichen.
Dann wollte ich noch im Red Rock State Park an den Fluss hinuntergehen und schauen, ob es von dort noch schöne Fotomotive gibt. Aber die wollten noch einmal extra Eintritt (6$) haben, da sie nur den Red Rock Pass anerkennen und keinen Ersatzpass gelten lassen und so bin ich wieder weggefahren. Ich war ja nicht einmal sicher, ob sich dort lohnenswerte Fotomotive finden lassen würden. Im Internet sah es nicht so vielversprechend aus, aber da klang es auch noch so als ob mein Nationalparkpass anerkannt würde. Und auch in der Tourist Info hieß es, entweder Red Rock Pass oder ersatzweise Nationalparkpass und das auch für den Red Rock State Park.
Irgendwie war ich von der ganzen vorhergehenden Reise verwöhnt, da die Wanderwege und Parks meisten ziemlich menschenleer waren. Selbst im Arches traf man nicht so viele Touristen (Autos) bei den einzelnen Aussichtspunkten an wie hier in Sedona. Teilweise war es schon fast schwierig, einen Parkplatz zu ergattern. Wie muss es hier nur im Sommer zugehen, wenn noch mehr Touristen da sind. Diese Menschenmassen (auch auf den Wanderwegen) nahmen mir irgendwie die Lust, noch eine kleine Wanderung zu unternehmen und so fuhr ich am frühen Nachmittag noch zu einer weiteren Puebloruine, dem Tuzigoot National Monument, und der alten Minenstadt Jerome.
Bei Tuzigoot handelt es sich wieder um ein auf einem Hügel freistehendes Pueblo, dessen noch stehenden Mauern mit modernen Mitteln ständig repariert werden müssen und die deshalb nicht mehr im Originalzustand erhalten sind wie bei den anderen Pueblos, die ich bisher besichtigt hatte. Hier konnte ich im Visitor Center noch eine interessante Zeremonie beobachten: Die ganzen Nationalparks und Nationalmonumente haben ein Programm für Kinder, bei dem diese während der Besichtigung einen Fragebogen ausfüllen müssen. Am Ende werden die Fragebogen von einem Ranger kontrolliert und korrigiert und die Kinder als Juniorranger eingeschworen, so richtig mit rechter Hand heben und Schwur wiederholen. Dabei müssen die Kleinen schwören, dass sie die Überreste der Vergangenheit und die Natur schützen werden und nichts mutwillig einfach zerstören. Und diese Botschaft auch an die Klassenkameraden weitergeben. Und die vier Kinder, die ich dabei beobachten konnte, waren da mit Feuereifer dabei. Natürlich gab es auch Rangerabzeichen für sie. Irgendwie scheinen die Nationalparks zu versuchen, den Kindern das zu vermitteln, was sie den Jugendlichen und Erwachsenen nicht mehr können. Denn diese sind es, die auf Mauerresten und fragilen Felsen trotz Verbot herumklettern müssen und sie dadurch für immer zerstören.
In diesem Pueblo wurde deutlich, dass die Räume jeweils die Schlafräumer einer kompletten Familie waren und sich das tägliche Leben auf den Dächern und auf der Plaza abspielte. Hier in dieser Gegend wundert mich das nicht sehr, waren doch die Fenster der Pueblos immer sehr klein und die Zimmer deshalb immer sehr dunkel. Und wozu sollte man sich in Räumen aufhalten, wenn die Winter so mild waren wie der heutige Tag. Da hatte es um 16 Uhr bei komplett bewölktem Himmel immer noch 14° C.
Da ich nach dieser Besichtigung immer noch Zeit hatte, fuhr ich die wenigen Kilometer in die Berge nach Jerome, einer alten Minenstadt, die mit der Schließung der dortigen Kupferminen erst einmal verlassen und jetzt mal wieder vor allem von Künstlern bewohnt wird.
Das dortige Museum zeigt interessante Details aus der Zeit der Minen und die Ortschaft liegt wirklich idyllisch am Hang. Aber ich wollte trotzdem nicht dort wohnen. Wenn man da aus dem Fenster sieht, sieht man ja erst einmal nichts und ganz weit unten dann den Hang, der noch weiter runter geht.
Dann wurde es langsam dunkel und somit wieder Zeit zurückzufahren. Unterwegs konnte ich noch ein paar Lebensmittel besorgen, u.a. auch Tiefkühlmenüs, die ich mir in der Mikrowelle in meinem Zimmer warm machen wollte. Beim Einkaufen hatte ich noch eine nette Begegnung: Nach dem Bezahlen stellte die Kassiererin fest, dass ich mit Kundenkarte 1/3 der Summe gespart hätte. Da ich aber keine Kundenkarte hatte, nahm einfach die in der Reihe hinter mir stehende Frau ihre, damit ich nachträglich die Ersparnis (immerhin 6$) wieder zurückbekam.
Als ich mir dann das Essen machen wollte, funktionierte die Mikrowelle nicht. Aber ich konnte mir das Essen in der Mikrowelle im eigentlich geschlossenen Frühstückszimmer warm machen.
Der Wetterbericht für morgen klingt für die Gegend um Camp Verde gar nicht schlecht: Leicht bewölkt mit Höchsttemperaturen von 16° C. Also ungefähr so wie heute. Dafür soll das Wetter morgen in Sedona schlechter sein, kälter nämlich (12° C) und bewölkt und windig. Naja, immerhin besser als es gestern klang. Da war nämlich für morgen für Sedona Regen angesagt. Deshalb habe ich den Ausflug heute gemacht und die Gegend um Camp Verde (also südlich von Sedona) trotz Aussicht auf etwas Regen auf morgen geplant. Und das scheint mal wieder richtig gewesen zu sein. Von Regen ist aber nichts mehr zu lesen in den Wetteraussichten. Lass ich mich halt mal überraschen, was morgen so auf mich wartet.