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Autor Thema: Winter im Südwesten - 4 Wochen NV, AR, UT, CO, NM, CA - Dezember 07/Januar 08  (Gelesen 44243 mal)

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Gipsy

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Rote Felsen mit Touristen, Ruinen und alte Minen

Donnerstag, 03.01.2008

Gefahrene Meilen: 110.9 (= 178 km)


Heute sollte ich mal eine kürzere Strecke fahren als die letzten Tage jeweils. Aber zuerst musste ich mal bei Dollar (Autovermietung) anrufen, um etwas zu klären. Das Auto meldete nämlich von Anfang an nach dem Anlassen, dass Service durchgeführt werden soll. Und gestern entdeckte ich an der Tür einen Zettel, dass nach knapp 20000 Meilen der nächste Ölwechsel fällig wäre. Und so viel hatte das Auto schon drauf als ich es übernahm. Jetzt wollte ich mit Dollar abklären, ob es in Ordnung ist, wenn ich das Auto weiterhin fahre oder ob ich es wechseln muss. Nach deren Auskunft kann ich das alles einfach ignorieren; sie haben jedoch einen Vermerk in den Vertrag gemacht, dass ich nachgefragt hatte. Und ich hatte schon befürchtet, dass ich das schöne große teure Auto, das ich statt dem billigsten bekommen hatte, gegen etwas anderes tauschen muss, das möglicherweise der Kategorie entspricht, die ich gemietet hatte.

Nachdem das geklärt war, konnte es losgehen. Vorher hatte ich mir schon beim Frühstück den Bauch so richtig vollgeschlagen. Ich hatte ein Brötchen mit Marmelade, eine frisch gebackene große Waffel mit Ahornsirup, ein Bagel mit Frischkäse auf der einen Hälfte und Erdnussbutter auf der anderen (ja, ich mag Erdnussbutter, dafür aber Nutella nicht). Dazu gab es zwei Becher Gourmet-Kaffee, der mal richtig schön stark war und unserem Kaffee sehr nahe kam. Deshalb brauchte ich heute keinen Eimer Cappuccino mehr für unterwegs. Ich hatte schon beim Frühstück die notwendige Menge an Koffein für den ganzen Tag bekommen. Und so ein Frühstück gibt es die nächsten beiden Tage wieder!

So gerüstet ging es los nach Sedona. Zuerst wieder etwa 15 km Autobahn, bis dann die kleine Landstraße abzweigte. Und schon bald kamen die ersten roten Felsen in Sicht und fast gleichzeitig auch die Baustelle. Und dies war die erste richtig lange Baustelle, über die ich mich nicht geärgert habe. Bot doch die erzwungene Fahrt mit weniger als der Hälfte der sonst erlaubten Höchstgeschwindigkeit die Gelegenheit, die Umgebung so richtig zu genießen.

   

Nachdem ich in der Tourist-Information abgeklärt hatte, dass mein Nationalparkpass als Ersatz für den Red Rock Pass gewertet wird und somit als Bezahlung für die Parkplätze bei Wanderwegen und Aussichtspunkten gilt, die nicht in privater Hand sind, sowie mich mit einer Karte und Infomaterial eingedeckt hatte, konnte es losgehen. Ich hielt fuhr also wieder zurück bis ganz an den Ortsanfang im Süden und rollte die Straße quasi von Wanderparkplatz zu Wanderparkplatz bzw. Aussichtspunkt auf der rechten Straßenseite auf. Zuerst kam der Wanderparkplatz des Bell Rocks dran. Der Felsen sieht doch wirklich aus wie eine Glocke.


Dann kam die Chapel of the Holy Cross dran, die da als modernes Gebäude einfach so auf die schönen roten Felsen gebaut wurde. Mir persönlich gefällt sie überhaupt nicht, aber die Aussicht von dort oben auf Sedona und die umliegenden Felsen ist sagenhaft. Da kann man notfalls auch dieses furchtbar hässliche Gebäude einfach ignorieren.

   

Da ich den Oak Creek Canyon schon gestern heruntergekommen bin und gesehen hatte, dass es so gut wie keine Möglichkeit zum Anhalten von Fotografieren gibt, habe ich mir diesen Abstecher geschenkt und bin gleich direkt zum Flughafen gefahren. Ja, auch einen Flughafen hat Sedona, der aber wohl hauptsächlich für Charterrundflüge genutzt wird. Da der Flughafen sehr hoch oben liegt, hat man von dort eine gute Sicht nach Norden und nach Westen. Ansonsten hat mich die Fahrt dort hinauf ziemlich an Mesa Verde erinnert, nur dass die Serpentinenstrecke wesentlich kürzer war. Aber auch hier hatte man an manchen Stellen das Gefühl, einfach ins Nichts hineinzufahren, weil die Straße eine enge Serpentine machte und nichts den Blick in die Ferne und nach unten beschränkte.


Dann musste ich aber noch unbedingt die Stelle finden, an der das berühmte Bild mit den sich im Wasser spiegelnden Felsen, dem Cathedral Rock, gemacht wurde. Und ich habe sie gefunden. Gleichzeitig habe ich aber auch erneut festgestellt, dass in Sedona alle Leute versuchen, den Touristen das Geld aus der Tasche zu ziehen. An dieser Stelle wird nämlich Eintritt fällig, der sonst in keinem Pass inbegriffen ist. Und zwar wird nicht per Auto oder pro Person berechnet, sondern pro Person (5$) plus Parkplatz für das Auto (3$). Mir gefällt hier überhaupt nicht, dass alles so auf Touristen ausgerichtet ist und überall sehr hohe Preise gefordert werden. Meine geliebten Magnete z.B. kosten mehr als doppelt so viel wie in den Nationalparks, und dort kosten sie schon mehr als an Tankstellen, wo ich schon ganz vereinzelt welche gefunden habe, die mir gefallen haben.

   

An der Farbe der Felsen ist deutlich zu sehen, dass heute die Sonne starke Probleme hatte, sich durch die leichte Bewölkung durchzukämpfen und halt meistens die Felsen nicht angestrahlt wurden. Im Norden war noch blauer Himmel und im Süden und Osten kam die Sonne kaum durch. Auch wird das Motiv meistens bei Sonnenuntergang aufgenommen, damit die Felsen so richtig schön rot leuchten. Da sich die Bewölkung aber immer mehr verstärkte, konnte ich mir das Warten auf den Sonnenuntergang schenken, da es heute keinen sichtbar roten geben würde. Also muss das Bild mit roten Felsen gegen hellgrauen Himmel reichen.

Dann wollte ich noch im Red Rock State Park an den Fluss hinuntergehen und schauen, ob es von dort noch schöne Fotomotive gibt. Aber die wollten noch einmal extra Eintritt (6$) haben, da sie nur den Red Rock Pass anerkennen und keinen Ersatzpass gelten lassen und so bin ich wieder weggefahren. Ich war ja nicht einmal sicher, ob sich dort lohnenswerte Fotomotive finden lassen würden. Im Internet sah es nicht so vielversprechend aus, aber da klang es auch noch so als ob mein Nationalparkpass anerkannt würde. Und auch in der Tourist Info hieß es, entweder Red Rock Pass oder ersatzweise Nationalparkpass und das auch für den Red Rock State Park.

Irgendwie war ich von der ganzen vorhergehenden Reise verwöhnt, da die Wanderwege und Parks meisten ziemlich menschenleer waren. Selbst im Arches traf man nicht so viele Touristen (Autos) bei den einzelnen Aussichtspunkten an wie hier in Sedona. Teilweise war es schon fast schwierig, einen Parkplatz zu ergattern. Wie muss es hier nur im Sommer zugehen, wenn noch mehr Touristen da sind. Diese Menschenmassen (auch auf den Wanderwegen) nahmen mir irgendwie die Lust, noch eine kleine Wanderung zu unternehmen und so fuhr ich am frühen Nachmittag noch zu einer weiteren Puebloruine, dem Tuzigoot National Monument, und der alten Minenstadt Jerome.

Bei Tuzigoot handelt es sich wieder um ein auf einem Hügel freistehendes Pueblo, dessen noch stehenden Mauern mit modernen Mitteln ständig repariert werden müssen und die deshalb nicht mehr im Originalzustand erhalten sind wie bei den anderen Pueblos, die ich bisher besichtigt hatte. Hier konnte ich im Visitor Center noch eine interessante Zeremonie beobachten: Die ganzen Nationalparks und Nationalmonumente haben ein Programm für Kinder, bei dem diese während der Besichtigung einen Fragebogen ausfüllen müssen. Am Ende werden die Fragebogen von einem Ranger kontrolliert und korrigiert und die Kinder als Juniorranger eingeschworen, so richtig mit rechter Hand heben und Schwur wiederholen. Dabei müssen die Kleinen schwören, dass sie die Überreste der Vergangenheit und die Natur schützen werden und nichts mutwillig einfach zerstören. Und diese Botschaft auch an die Klassenkameraden weitergeben. Und die vier Kinder, die ich dabei beobachten konnte, waren da mit Feuereifer dabei. Natürlich gab es auch Rangerabzeichen für sie. Irgendwie scheinen die Nationalparks zu versuchen, den Kindern das zu vermitteln, was sie den Jugendlichen und Erwachsenen nicht mehr können. Denn diese sind es, die auf Mauerresten und fragilen Felsen trotz Verbot herumklettern müssen und sie dadurch für immer zerstören.

   

In diesem Pueblo wurde deutlich, dass die Räume jeweils die Schlafräumer einer kompletten Familie waren und sich das tägliche Leben auf den Dächern und auf der Plaza abspielte. Hier in dieser Gegend wundert mich das nicht sehr, waren doch die Fenster der Pueblos immer sehr klein und die Zimmer deshalb immer sehr dunkel. Und wozu sollte man sich in Räumen aufhalten, wenn die Winter so mild waren wie der heutige Tag. Da hatte es um 16 Uhr bei komplett bewölktem Himmel immer noch 14° C.

Da ich nach dieser Besichtigung immer noch Zeit hatte, fuhr ich die wenigen Kilometer in die Berge nach Jerome, einer alten Minenstadt, die mit der Schließung der dortigen Kupferminen erst einmal verlassen und jetzt mal wieder vor allem von Künstlern bewohnt wird.

   

Das dortige Museum zeigt interessante Details aus der Zeit der Minen und die Ortschaft liegt wirklich idyllisch am Hang. Aber ich wollte trotzdem nicht dort wohnen. Wenn man da aus dem Fenster sieht, sieht man ja erst einmal nichts und ganz weit unten dann den Hang, der noch weiter runter geht.

Dann wurde es langsam dunkel und somit wieder Zeit zurückzufahren. Unterwegs konnte ich noch ein paar Lebensmittel besorgen, u.a. auch Tiefkühlmenüs, die ich mir in der Mikrowelle in meinem Zimmer warm machen wollte. Beim Einkaufen hatte ich noch eine nette Begegnung: Nach dem Bezahlen stellte die Kassiererin fest, dass ich mit Kundenkarte 1/3 der Summe gespart hätte. Da ich aber keine Kundenkarte hatte, nahm einfach die in der Reihe hinter mir stehende Frau ihre, damit ich nachträglich die Ersparnis (immerhin 6$) wieder zurückbekam.

Als ich mir dann das Essen machen wollte, funktionierte die Mikrowelle nicht. Aber ich konnte mir das Essen in der Mikrowelle im eigentlich geschlossenen Frühstückszimmer warm machen.

Der Wetterbericht für morgen klingt für die Gegend um Camp Verde gar nicht schlecht: Leicht bewölkt mit Höchsttemperaturen von 16° C. Also ungefähr so wie heute. Dafür soll das Wetter morgen in Sedona schlechter sein, kälter nämlich (12° C) und bewölkt und windig. Naja, immerhin besser als es gestern klang. Da war nämlich für morgen für Sedona Regen angesagt. Deshalb habe ich den Ausflug heute gemacht und die Gegend um Camp Verde (also südlich von Sedona) trotz Aussicht auf etwas Regen auf morgen geplant. Und das scheint mal wieder richtig gewesen zu sein. Von Regen ist aber nichts mehr zu lesen in den Wetteraussichten. Lass ich mich halt mal überraschen, was morgen so auf mich wartet.


Bis später
Gipsy

Palo

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Super Bilder und ein toller Bericht.
Ich freue mich schon auf mehr.  :D :D
Gruß

Palo

americanhero

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danke für die Infos zum Sunset Crater und zum Wupatki NM.
Deine Tour gefällt mir immer besser, da du genau die Punkte vorstellst, die wir im Juni anfahren werden.  :lol: :lol: :lol:
Und die Bilder von Jerome sagen mir total zu, irgendwie gefällt mir dieser Ort.

Greetz,

Yvonne

Susan26

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Deine Tour gefällt mir immer besser, da du genau die Punkte vorstellst, die wir im Juni anfahren werden.  :lol: :lol: :lol:
Und die Bilder von Jerome sagen mir total zu, irgendwie gefällt mir dieser Ort.

Hallo Yvonne,

dann fährt mein Neid mit dir  :lol: Da wir die Strecke ja letztes Jahr auch fast so gefahren sind - Danke Gypsy! - kann ich mich noch gut erinnern. Und Jerome war ein richtig toller Ort, irgendwie so unwirklich, ein wenig gespenstisch (schon allein von der Lage so am Hang) .... dort wäre ich gern ein wenig länger geblieben .... wir sind nur durchgefahren  :(
Yvonne, ich freu mich dann jetzt schon auf deinen RB  :wink:
Susan
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Gipsy

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Hallo Susan und Yvonne,

Ja, Jerome ist ein richtig netter, kleiner Ort mit ganz unamerikanisch schmalen Straßen. Ich bin auch nur durchgefahren; die Bilder von Jerome habe ich von der ehemaligen Mine aus aufgenommen, in deren Verwaltungsgebäude jetzt der Jerome State Historical Park (eigentlich nur ein Museum mit Außengelände) untergebracht ist. Für die Anfahrt muss man ziemlich weit in den Ort und dann am Hang entlang Richtung Norden. Der Ort sieht richtig verträumt aus, aber länger bleiben möchte ich dort nicht. Fast alle Häuser müßten Hanglage mit toller Sicht haben - gerade das "Richtige" für Leute mit Höhenangst. Ich war froh, dass häufig die Häuser die Sicht nach unten versperrt haben - und dass mir bei der Fahrt zur Mine (Talseite der Straße) niemand entgegenkam, so dass ich die ganze Fahrbahn nutzen konnte und nicht so dicht am Rand war.
Bis später
Gipsy

Palo

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Hast du auch das Gefängnis gesehen das den Berg runtergerutscht ist? „the sliding jail“ :)
Gruß

Palo

Gipsy

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Hast du auch das Gefängnis gesehen das den Berg runtergerutscht ist? „the sliding jail“ :)

Nein, leider nicht. :( Hatte mich nicht so sehr mit Jerome beschäftigt, halt nur über die State Park Seite. Naja, ein Grund, noch mal nach Jerome zu fahren, wenn ich wieder in der Gegend bin.
Bis später
Gipsy

Palo

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Der Ort wurde nach Eugene Jerome benannt, allerdings war er nie dort gewesen.
Seine Cousine war Jennie Jerome, die Mutter von Winston Churchill.
Gruß

Palo

americanhero

  • Gast
Hast du auch das Gefängnis gesehen das den Berg runtergerutscht ist? „the sliding jail“ :)


Interessant, ist schon mal gleich notiert für Juni.  :lol:


Deine Tour gefällt mir immer besser, da du genau die Punkte vorstellst, die wir im Juni anfahren werden.  :lol: :lol: :lol:
Und die Bilder von Jerome sagen mir total zu, irgendwie gefällt mir dieser Ort.


dann fährt mein Neid mit dir  :lol: Da wir die Strecke ja letztes Jahr auch fast so gefahren sind - Danke Gypsy! - kann ich mich noch gut erinnern. Und Jerome war ein richtig toller Ort, irgendwie so unwirklich, ein wenig gespenstisch (schon allein von der Lage so am Hang) .... dort wäre ich gern ein wenig länger geblieben .... wir sind nur durchgefahren  :(
Yvonne, ich freu mich dann jetzt schon auf deinen RB  :wink:
Susan



Susan, ich werde an dich denken, wenn wir dort sind. In dieser Ecke von Arizona war ich ja bisher noch nicht. Und es gibt noch soviel zu entdecken.
Und RB? Sicherlich nicht, dafür sind doch andere hier im Forum zuständig  :wink:

Greetz,

Yvonne

Palo

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@ Yvonne

Wenn euch Sedona zu teuer ist übernachtet in Cottonwood, nicht weit von Sedona und auf dem Weg nach Jerome
Gruß

Palo

Gipsy

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Der Ort wurde nach Eugene Jerome benannt, allerdings war er nie dort gewesen.
Seine Cousine war Jennie Jerome, die Mutter von Winston Churchill.


Interessant, was man hier nachträglich noch so alles zu seiner Tour erfährt - und was man ganz knapp verpaßt hat. In die Gegend östlich der Linie Flagstaff - Tuscon muss ich auf jeden Fall noch mindestens einmal. Da gibt es nämlich noch so einige Ghosttowns und Pueblo-Ruinen, bei denen ich noch nicht war.


Bald geht´s weiter.
Bis später
Gipsy

Gipsy

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Alte Siedlungen und Natur

Freitag, 04.01.2008

Gefahrene Meilen: 136.3 (= 219 km)


Auch heute sollte mal wieder ein etwas ruhigerer Tag werden. Und das war auch nötig. Denn ich hatte in der Nacht nicht besonders gut geschlafen. Irgendwie scheine ich die Umstellung auf frühlingshafte Temperaturen nicht so ganz zu verkraften. Auf jeden Fall läuft meine Nase und das Husten übe ich auch schon. In der Nacht hatte ich schon eine Allergietablette genommen, damit die Nase endlich zu laufen aufhört und ich nicht ununterbrochen husten muss.

Nach dem Frühstück, das diesmal aus einer Portion Vollkornflakes mit Rosinen, einer frischen großen Waffel mit Ahornsirup, zwei Scheiben Toastbrot, einem Becher Orangensaft und 2 Bechern schön starkem Gourmet-Kaffee bestand, wollte ich mir Schnupfentabletten besorgen, die 12 Stunden wirken. Aber so etwas bekommt man in Arizona nur, wenn man einen amerikanischen Führerschein hat. Aus irgend einem Grund müssen die Drogisten festhalten, wer solch harte Drogen gekauft hat. Und da der Führerschein eingescannt werden muss, kann man auch nicht irgendwie das System umgehen, um einer erkälteten Touristin zu helfen. Und ihren eigenen Führerschein dürfen sie auch nicht nehmen. Also nahm ich nur eine Packung Mentholbonbons mit, von denen ich eigentlich ständig eines lutschte (deshalb die mit Zucker und nicht die zuckerfreien; Durchfall kann ich jetzt nicht auch noch gebrauchen).

Durch diesen Misserfolg nicht entmutigt, machte ich mich auf, das Montezuma Castle National Monument zu suchen. Da ich dies spontan einschob, gab es keine vorgefertigte Route für mein Navi. Aber die Koordinaten, die ich gestern Abend Google Maps entlockt hatte, reichten aus, um mich ohne große Umwege zum Ziel zu führen.

Natürlich hat dieses Schwalbennest da oben nichts mit den Azteken zu tun. Da haben sich die Spanier, die dieses Gebäude als erste sahen, gewaltig geirrt. Als der Irrtum dann aufgeklärt wurde, ist der Name halt aus Gewohnheit geblieben.

Obwohl das Gemäuer nur von unten bestaunt werden konnte und von einem weiteren Pueblo, das wohl abgebrannt ist, nur noch ein paar Mauerreste übrig waren, war es doch sehr interessant, denn es gab überall Tafeln mit Erklärungen. So gab es eine Tafel, die beschrieb, in welcher Reihenfolge die einzelnen Räume/Wohnungen gebaut wurden. Das ganze Gebäude wurde nämlich nicht von Anfang an so geplant, sondern einfach nach Bedarf und Platz angebaut.

   

Auch ein Schaukasten war da, der das Leben in einem rekonstruierten Pueblo aufzuzeigen versucht. Da drinnen muss es ganz schön dunkel gewesen sein, wenn nur durch die winzigen Fensteröffnungen und die Löcher in der Decke, die als Eingang dienten, Licht fiel.

Anschließend fuhr ich weiter zum Montezuma Well, das etwa 18 km von Montezuma Castle entfernt liegt, aber heute dazu gehört. Dort kann man eine natürliche Quelle in einem Kalkloch bestaunen, die das ganze Jahr über eine gleichbleibende Temperatur von etwa 23° C hat und ständig gespeist wird und durch einen unterirdischen natürlichen Kanal abfließt. Natürlich wurden an diesem Wasserloch auch wieder Schwalbennester gebaut. Ein Haus war aber ganz dicht unten am Wasser gebaut, und zu diesem konnte man runtergehen. Dort war deutlich zu sehen, wie die Felsen in den Häuserbau integriert wurden.

   

Obwohl Mesa Verde sehr viel imposanter ist, bieten die kleinen Pueblo-Nationalmonumente oft den Vorteil, dass man viel näher an die einzelnen Bauten herankommt und auch mehr Informationen bekommt. Weil es viel weniger zu beschreiben gibt, ist die Information zu den einzelnen Teilen in den kleinen Parks häufig ausführlicher. Auch lohnt es sich oft nicht, einen Führer zu drucken. Deshalb sind in den kleineren Parks die Beschreibungen häufig direkt auf die Tafeln vor dem interessanten Punkt angebracht und nicht nur eine Nummer, über die man dann im gedruckten Führer Informationen finden kann.

Da es nach dieser Besichtigung erst kurz nach Mittag war, beschloss ich, noch zum Tonto Natural Bridges State Park zu fahren, der eigentlich heute bei der Fahrt nach Tucson geplant war und nur etwa 80 km von Camp Verde weg ist. Die Strecke dort hin war wunderschön. Sie ging auf einer kleinen Landstraße durch dichten Wald, durch Täler und über Pässe. Insgesamt wurde mal wieder die Schneegrenze erreicht, die ich aber nur im warmen Auto erleben durfte. Auch sank die Temperatur von 15° C in Camp Verde auf 4° C am höchsten Punkt. Am Ziel waren dann wieder knapp 12° C. Ich weiß nicht, was ich mir von diesem Park erwartet hatte. Es handelt sich ja nur um einen natürlichen Felsbogen, der durch einen Bach so ausgewaschen und unterhöhlt wurde, dass eine natürliche Brücke mit Bogen entstanden ist.


Die Wanderung hinunter an den Fuß der Brücke wollte ich mit meiner Erkältung nicht machen. Also bin ich nur die Aussichtspunkte abgelaufen und dann wieder gegangen. Und irgendwie war ich etwas enttäuscht. Wahrscheinlich war ich einfach von den Bögen im Arches verwöhnt, die natürlich viel spektakulärer und dann auch noch rot sind.

Auf der Rückfahrt habe ich mir dann noch das alte Zentrum von Camp Verde aus dem Auto heraus angeschaut. Das alte Fort Verde, das zu einem State Park umgewandelt wurde und in dem gerade Straßenbauarbeiten sind, habe ich nicht mehr besichtigt. Irgendwie hatte ich gar keine Lust auf ein touristisch aufgepepptes Fort. Stattdessen habe ich mir auf dem Rückweg zum Hotel noch einen Hustensaft besorgt und dann doch relativ früh (17:30) mein Zimmer wieder aufgesucht. Nach der Einnahme des Hustensafts, der wirklich zu helfen scheint, und einer Antihistamintablette (gegen die Fließnase) wurde ich plötzlich so müde, dass ich etwa 1 ½ Stunden geschlafen habe. Jetzt muss ich noch herausfinden, ob diese Kombination von Medikamenten mich müde gemacht hat oder ob ich nur einfach erschöpft war. Der Hustensaft allein ist es auf jeden Fall nicht; davon habe ich inzwischen eine weitere Dosis eingenommen und bin nicht müder als vorher. Und da ich die Antihistamintabletten tagsüber nicht nehme (sondern lieber Mentholbonbons lutsche), sehe ich keine Probleme morgen, wenn ich wieder ans Steuer will und nicht auf den Hustensaft verzichten möchte.

Ich bin eigentlich ganz froh, zum Tonto Natural Bridges State Park gefahren zu sein. So habe ich die Strecke wenigstens teilweise gesehen, die ich für die Fahrt von Camp Verde nach Tucson geplant hatte. Vom Tonto Natural Bridges State Park wäre es nämlich auf so ähnlichen Landstraßen weitergegangen zum Tonto National Monument mit weiteren Puebloruinen. Und dann noch weiter bis kurz vor Tucson. Das ist zwar eine schöne Strecke, braucht aber doch sehr viel Zeit. So konnte ich mir noch in aller Ruhe ein paar Puebloruinen ansehen und gemütlich über schöne Landstraßen gondeln, ohne den Zeitdruck zu haben, dass es ja bald dunkel wird und dann das Fahren auf kurvigen Landstraßen nicht mehr so spaßig ist.

Mit dem Navi vertrage ich mich inzwischen ganz gut. Ich habe herausgefunden, dass ich Bonnie auf keinen Fall die kürzeste Strecke planen lassen darf, sondern immer die schnellste (mit Autobahnen) oder „Autobahnen vermeiden“. Wobei „Autobahnen vermeiden“ auch manchmal zu lustigen Routen führt. Dann will Bonnie nämlich unbedingt, dass ich die schön geteerte Straße verlasse und irgend einen Trampelpfad (den sie aber als befahrbar in ihrer Karte hat) nehme oder gar an der Stromleitung entlangfahre. Da lass ich sie dann meistens einfach vom Abbiegen oder Umdrehen reden und antworte ihr höchstens mal, dass mein Auto vier Räder hat und keine vier Hufe.

Morgen geht es dann auf der Autobahn nach Tucson, was in drei Stunden gemacht sein sollte, so dass dort noch genügend Zeit für kurze Besichtigungen von Kakteen bleibt.

Bis später
Gipsy

Willi

  • Gast
Dann will Bonnie nämlich unbedingt, dass ich die schön geteerte Straße verlasse und irgend einen Trampelpfad (den sie aber als befahrbar in ihrer Karte hat) nehme oder gar an der Stromleitung entlangfahre.

Das würde der Fahrt sicher eine gewisse Spannung verleihen.  :shock:


Hoffentlich geht`s Dir morgen wieder etwas besser, wenn es zu den Saguaros geht.

Gipsy

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Dann will Bonnie nämlich unbedingt, dass ich die schön geteerte Straße verlasse und irgend einen Trampelpfad (den sie aber als befahrbar in ihrer Karte hat) nehme oder gar an der Stromleitung entlangfahre.

Das würde der Fahrt sicher eine gewisse Spannung verleihen.  :shock:


Hoffentlich geht`s Dir morgen wieder etwas besser, wenn es zu den Saguaros geht.

Da hast Du mich bei einer zweideutigen Vereinfachung ertappt. :lol:
Die Erkältung war am nächsten Vormittag erst mal noch schlimmer, aber dann bekam ich sie ziemlich gut in den Griff - abgesehen von Husten und Keuchen bei der kleinsten Steigung beim Wandern. Nach der Landung in Stuttgart kam sie aber mit voller Wucht zurück und hat mich dann noch 2 Wochen ziemlich behindert bei der Arbeit.

Den Besuch bei den Saguaros (und den Organ Pipes später) konnte sie mir aber nicht vermiesen.
Bis später
Gipsy

Westernlady

  • Gast
Gypsi, bei dem Bericht werden Erinnerungen wach!  :D
Jerome, Montezuma Castle usw. - alles Ziele, wo ich schon viel zu lange nicht mehr gewesen bin.
Gut, dass Du die Erkältung dann in den Griff bekommen hast. Lieber dadurch eine Beeinträchtigung bei der Arbeit, als im Urlaub!