Dientag, 26. September 2006Morgens heben wir Geld ab, es werden nur Abhebungen bis USD 200,00 akzeptiert - lag vielleicht an der Bank, denn im Mai habe ich noch USD 300,00 abheben können. Am Bahnhof, der gleichzeitig Museum ist, beginnen die Vorbereitungen für die Fahrt. Die Lokomotive rangiert und kuppelt den Zug an. Auf die Abfahrt müssen wir noch warten - einer der freiwilligen Helfer entschuldigt sich bei uns, dass heute nur mit Diesel gefahren werde.
Auf dem Gelände steht auch noch dieser fahrbereite Schneepflug herum.
Die Personenwaggons sind hübsch eingerichtet.
Die Eisenbahnfahrt ist nicht
das Highlight, es ist aber auch mal ganz schön, wenn der Kutscher den Weg kennt. Die Strecke führt große Teile entlang der neuen US 50 W durch ein Tal bergauf, so dass die Sicht häufig arg begrenzt ist. Die Fahrt dauerte 1 3/4 Stunden, ging, wie nicht anders zu erwarten, durch die Wüste und wir fanden sie trotzdem ganz nett.
Anschließend tanken wir für USD 2,89/gl.
Auf der US 50 fahren wir nach Westen. Warum der Highway „The Loneliest“ heißt, ist mir nicht ersichtlich. Vom Verkehr her ist es nicht einsam, die Entfernung zwischen den Ortschaften ist nicht außergewöhnlich groß und die Anzahl der Rinder rechts und links der Straße unterscheidet sich nur unwesentlich von anderen Straßen in Nevada.
Die Straße von Tonopah nach Caliente war viel einsamer - nur, die hatte schon einen Namen: „Extraterrestrial Highway“. Dort haben wir vor zwei Tagen keine Außerirdischen gesehen, auch keinen Hinweis auf die Area 51. Na ja, was tut man nicht alles, um den Tourismus anzukurbeln.
Die Städte Eureka, Nv und Austin, Nv leben von ihrer Geschichte. Ich habe einige Schwierigkeiten, die „historic districts“ auch nach intensiver Suche auszumachen.
An der Hickinson Petroglyph Rec Area picknicken wir und schauen uns die Felszeichnungen an - haut niemanden vom Hocker, aber es gibt einen kurzen Trail und eine Broschüre, die das Ganze erklärt. Meine Fotos sind im grellen Sonnenlicht nicht so toll, deshalb zeige ich hier keins.
Durch das Reese River Valley fahren wir nach Ione, Nv. Nicht viel mehr als eine Geisterstadt. Irgendwie fehlt mir das Verständnis für us-amerikanische Minengeschichte. Für mich sind drei baufällige Gebäude noch kein „Historic District“, aber ich werde auf dieser Reise noch an mir arbeiten.
Das nächste Ziel ist der Berlin-Ichtyosaur SP. Das Fossil ist mit einer Halle vor der Witterung geschützt und kann nur mit Führungen besichtigt werden. Heute findet natürlich keine mehr statt. Der Blick auf das Fossil ist aber durch Fenster möglich. Die einzelnen Fundstücke sind mit Buchstaben markiert, so dass man anhand der Beschreibung feststellen kann, um welchen Körperteil des Ichtyosauriers es sich handelt. Ohne Kennzeichnung hätten wir vermutlich gar nichts erkannt. Im Park gibt es noch einen schönen Caravanpark. Der Eintritt beträgt USD 4,00.
Berlin war eine der vielen Minenstädte, von der ein paar Gebäude restauriert worden sind. Sicherlich ist dieser Park kein Must-See, aber wenn man in der Gegend ist, sollte man ihn nicht auslassen.
Blick von und über Berlin auf das Ione-Tal.
Heute spenden einige wenige Wolken, die ersten seit einer Woche, kurzfristig Schatten. Zum ersten Mal seit zwei Tagen übernachten wir wieder unter 1500 m über NN. Es wird nachts nicht mehr 0° und am Abend ist es angenehm warm. Unser Motel ist das einzige in Gabbs, Nv, einer Stadt von 100 Einwohnern. Wir erhalten das letzte freie Zimmer. Das Zimmer ist gut eingerichtet und mit USD 40,66 nicht zu teuer. Hier hatte ich nicht vorgebucht.
Heute wurde ein siebzehnjähriger Mörder zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe ohne die Möglichkeit einer Bewährung verurteilt. Ich denke, die konsequente Anwendung solcher Strafen schreckt wirklich ab. Spätestens zehn Jahre nach Haftantritt erkennt wirklich jeder, dass er nur noch mit den Stiefeln voraus die Justizvollzugsanstalt verlassen wird.
Gleichzeitig streitet man in Kalifornien darüber, ob der Schmerz, der dem Delinquenten bei der Hinrichtung durch den Einstich der Spritze zugefügt wird, dem der Opfer und deren Hinterbliebenen gleichzusetzen ist, besonders ob dem Todeskandidaten gemäß der Verfassung ein solcher Schmerz überhaupt zugemutet werden kann. Das Menschlichste wäre, die Todesstrafe abzuschaffen und jeden überführten Mörder ohne Bewährung einsitzen zu lassen (without parole). Diese Diskussion ist absurd.
Gef. Meilen: 235
Ely -
Eisenbahnfahrt Nevada Northern - US 50 W - Eureka, Nv - Austin, Nv - US 50 W - SR 2 (722) - SR 21 -
Ione Ghosttown - SR 21 - SR 844 - FR 024 -
Berlin-IchtyosaurSP - FR 024 - SR 844 - SR 361 - Gabbs, Nv
Übernachtung Gabbs, Gabbs Motel: USD 40,66
Mittwoch, 27. September 2006Heute sind wir schon um 08:00 Uhr unterwegs. Auf der US 50 E fahren wir nach Cold Springs und wandern zur Pony Express Station. Der kleine Parkplatz befindet sich ca. 2 Meilen westlich der Raststätte Cold Springs. Die PonyExpress Station bestand nur 1 1/2 Jahre.
Die Räume hatten keine Dächer, der Station Master und seine Gehilfen schliefen unter freien Himmel. Später erhielten der Pferdestall und der Heuvorrat ein Dach.
Die Station wurde 1861 von Paiute angegriffen, der Station Master erschossen und die Pferde und das Vieh gestohlen. Da die Wanderung bis zur Station ca. 2 1/2 km lang ist, sind die Überreste der Station kaum vandalisiert, wie bei der Sand Springs Pony Express Station ungefähr zwanzig Meilen weiter westlich.
Die Wanderung bei leichten Wind unter strahlender Sonne bergauf und anschließend wieder bergab zeigt schon kurze Zeit später Folgen. Da wir immer noch keinen Sonnenschutz gekauft haben - der Sonnenbrand der ersten Tage war schließlich abgeklungen - haben wir erneut einen Sonnenbrand über dem alten.
Auf der Fahrt auf der US 50 W kommen wir an diesem mit Schuhen behängten Baum - dem einzigen weit und breit - vorbei.
Weiter geht es durch die High Desert.
Auf der Weiterfahrt kommen wir am Nordrand eines Bombenabwurfgebietes vorbei. An einer Abzweigung standen vor 25 Jahren ein Restaurant, eine geschlossene Tankstelle und ein oder zwei Schuppen. Dieser Flecken hieß Frenchman (Location) und ist heute noch auf Karten eingezeichnet. Heute steht dort nichts mehr - Frenchman existiert nicht mehr.
Die Sand Springs Pony Express Station ist unser nächstes Ziel. Sie liegt in der Nähe des Sand Mountain, einer ca. 600 Fuß hohen Sanddüne.
Nachdem die Station um 1900 aufgegeben wurde, war sie bald von Treibsand bedeckt. Erst in den 1970er Jahren wurde sie wieder archäologisch entdeckt. Die Nähe zur Attraktion ‚Sand Mountain’ führte zu Vandalismus und der Sand wird die Station bald wieder verschluckt haben.
Unser nächster Stopp ist die Grimes Archaeological Site wenige Meilen ostwärts Fallon, Nv. Ein kleiner Rundweg führt zu einigen Petroglyphs.
Eine Meile weiter führt ein ca. 2 km langer Lehrpfad zu den Hidden Caves. Dabei handelt es sich um Felsvorsprünge, die den Indianern während der Jagdsaison als Unterschlupf dienten. Zu beiden Wanderungen gibt es Erläuterungen, so dass man auch weiß, worauf man achten muss. Das hat uns gut gefallen.
Durch Fallon, Nv, dem Standort von Top Gun, fahren wir zum Ft. Churchill SP. Ft. Churchill wurde 1860 errichtet. Alles außer den Adobeziegeln musste aus San Francisco über die Sierra Nevada auf Maultieren oder Mulis herbeigeschafft werden.
Das Fort war das am weitesten nach Osten vorgeschobene Fort und diente dem Schutz der Bevölkerung vor den Indianern. Wegen des Bürgerkrieges waren nur selten mehr als drei Kompanien im Fort stationiert. Ft. Churchill war bei den Offizieren besonders beliebt. Ein bis zweimal im Monat durften sie das Fort verlassen und sich in Virginia City vergnügen.
Wir fahren an Virginia City vorbei auf einer sehr schönen Passstraße durch das Carson Valley in Richtung Lake Tahoe. Der Verkehr nimmt schlagartig zu und zeigt uns, dass wir wieder in der realen Welt sind. Auch die Passstraße zum Lake Tahoe ist großartig zu fahren und bietet viele Ausblicke in das Carson Valley.
Den Lake Tahoe halte ich für einen der schönsten Seen der Welt, deshalb dieser Abstecher. Incline Village, Nv ist uns, ebenso wie die anderen Städte rund um den See, viel zu touristisch geprägt, was angesichts der Schönheit und der Freizeitmöglichkeiten dieser Region nicht verwundert. In Incline Village kann ich auch an einer Baustelle ca. 20 Minuten im Stau stehen, ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt. Die Abfahrt nach Carson City, Nv ist atemberaubend, aber verkehrsreich. Heute ist zum ersten Mal Wäsche waschen angesagt.
Gabbs, Nv - SR 361 - US 50 E –
Cold Springs Pony Express Station - US 50 W -
Sand Mtn -
Sand Springs Pony Express Station - US 50 W -
Grimes Point Petroglyphs - US 50 W - US 95A N -
Ft. Churchill SP - Ft. Churchill Rd - Six Mile Canyon - Virginia City - SR341 - SR 431 - Incline Village - SR 28 - US 50 E - Carson City, Nv
Gef. Meilen: 238
Übernachtung Carson City, Motel 6: USD 37,61