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Autor Thema: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen  (Gelesen 23438 mal)

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Palo

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #45 am: 13.11.2006, 11:32 Uhr »
Tolle Whale Photos :applaus:

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Pal0
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Palo

Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #46 am: 13.11.2006, 11:54 Uhr »
Montag, 02. Oktober 2006


Frühstück gibt es erst ab acht, wir können es also etwas langsamer angehen lassen. Das Wetter ist bedeckt und kühl. Heute tanken wir für USD 2,66/gl. Beim Herausfahren aus Santa Cruz verfahren wir uns nur einmal und finden auch bald die Covered Bridge in Felton, Ca. Die Brücke ist außergewöhnlich groß und heute nicht mehr in Betrieb.



Durch kleine Redwood Haine fahren wir an die Küste und auf dem Hwy 1 nach Norden in die Ano Nuevo SR. So langsam kommt die Sonne wieder raus und es wird wärmer. In der State Reserve wandern wir zu zwei Aussichtspunkten. Am ersten gibt es keine Seeelefanten, am zweiten liegen etwas entfernt einige am Strand.



Direkt vor uns picken ein paar Möwen an einer toten Hafenrobbe. Der freiwillige Helfer der Reserve, den ich auf den Kadaver hinweise, zuckt mit den Schultern und erklärt, dass auch das zur Natur gehöre. Anschließend erklärt er uns beiden etwas über die Seeelephanten. Wir sind übrigens die einzigen Besucher an diesem Morgen. Erst gegen 11:30 Uhr begegnet uns auf dem Rückweg ein weiteres Pärchen.



Schade, dass man nicht näher an die Seeelephanten herankommt. Ab Dezember ist Paarungszeit und dann lohnt sich ein Besuch in der Ano Nuevo SR auf jeden Fall. Hier sieht man ein paar Jungbullen Kämpfe üben.


Genau in der Mitte, sollte eigentlich kein Suchbild werden.

Auf einer schmalen, sehr kurvigen Gebirgsstraße geht es über das Küstengebirge durch ein paar Redwood Stands quer über die Halbinsel nach San Jose, Ca. Dort fahren wir zum Mystery House, das sich die Witwe des zweiten Vorstandsvorsitzenden der Winchester-Gruppe nach und nach baute.



160 Räume, 2.000 Türen, davon viele blind oder in der Außenwand der oberen Stockwerke, 13 Badezimmer, 10.000 Fenster, auch davon welche nach innen, 40 Treppen uns vieles mehr. Einfach unbelievable und crazy, aber ausgesprochen sehenswert.



Vor dem Erdbeben 1906 hatte das Haus sieben Stockwerke, heute sind es nur noch vier. Wir buchen zwei Touren, die zusammen nur wenig teurer als die kostspieligste Einzeltour sind. Wegen eines Kommunikationsproblems stellen wir uns bei der falschen Tour an. Als wir das merken, hat die andere bereits begonnen. Glücklicherweise nimmt uns der Tourguide der nächsten Tour mit. Manchmal könnte man sich vor Blödheit selbst in den Hintern beißen. Wir lassen eine der gebuchten Touren ausfallen, wir hatten nämlich die letzte des Tages verpasst, und fahren nach San Francisco.

Die Vorbereitungen für Halloween laufen überall auf Hochtouren.



Wir fahren zur Ecke Haight und Masonic, um dort für jeden einen Ein-Tages-Pass der Muni zu kaufen. Beinahe ergattere ich in der Nähe sogar einen Parkplatz, aber eben nur beinahe. Egal, die Pässe kann ich auch an Hyde and Beach später noch kaufen.

Das Motel in der Lombard finden wir sofort - Coventry Motor Inn. Nach dem Einchecken und dem Ausladen des Wagens gehen wir zur Chestnut runter und fahren mit dem Bus Linie 30 zur Fisherman's Wharf. Der Kiosk an der Hyde and Beach hat Beamtenöffnungszeiten - von zehn bis vier - ist also schon geschlossen.

Wir schlendern die Jefferson und The Embarcadero bis zum Pier 33 und machen noch ein paar Aufnahmen von der Bay bei untergehender Sonne.



Die Fähre nach Alcatraz fährt dort ab, die Verkaufsstände sind aber schon geschlossen.



Auf dem Rückweg essen wir bei Bubba Gump ein paar Shrimps, ausgesprochen lecker, und latschen über Fisherman's Wharf zurück. Fisherman's Wharf ist dieselbe Touri-Falle und hat denselben Touri-Nepp, wie es sie in jeder sehenswerten Großstadt gibt und wie es bereits vor 26 Jahren war. Zum Essen gibt es reichlich Lokale, alles andere kann man vergessen. Mit dem Bus fahren wir zurück ins Motel.

Gef. Meilen: 147,6

Fahrtstrecke:

Santa Cruz, Ca - Pacific Av - Water St - Ocean St - Graham Hill Rd - Felton, Ca - Covered Bridge - Felton Empire Rd - Ice Cream Grade - Pine Flat Rd - Bonnie Doon Rd - Ca 1 - Ano Nuevo State Reserve - Ca 1 - Pescadero Rd - Alpine Rd - SR 35 - SR 9 - SR 17 - Stevens Creek Blvd - S Winchester Blvd - Winchester Mystery House - Winchester Blvd - I 280 N - San Francisco, Ca - Ca 1 - Lincoln Wy - Haight - Masonic - Pacific - Divisadero - Lombard St
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Edmund
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Palo

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #47 am: 13.11.2006, 12:11 Uhr »
Schönes Photo von Alcatraz :applaus:

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Palo
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Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #48 am: 14.11.2006, 14:06 Uhr »
Dienstag, 03. Oktober 2006

Um 09:20 Uhr sind wir am Pier 33 und wollen uns Karten für Alcatraz kaufen. Die Verkäuferin will uns auf die Fähre um 12:45 Uhr einschiffen. Da dadurch die Besichtigung San Franciscos nur noch eingeschränkt möglich gewesen wäre, verzichten wir auf Alcatraz. So viel anders als andere Staatsgefängnisse, die wir früher besichtigt haben, wird es auch nicht sein. Und die einzigartige Lage sehe ich auch von hier aus.




Am frühen Morgen hat dieses Kreuzfahrtschiff am Pier 35 festgemacht.



Das Durcheinander von ein- und aussteigenden Passagieren, das Gewusel der Taxifahrer auf der Suche nach Anschlussfracht nach dem Absetzen der neuen Passagiere und die sich durch die Menschen drängenden Versorgungs-Lkw ist toll anzusehen. Am Nachmittag ist das Schiff auch schon wieder unterwegs.

Mit der Straßenbahn fahren wir zur Jones und gehen von dort zur Ticket Booth an Hyde and Beach. Zwanzig Minuten verspätet öffnet der Kiosk. Schnell zwei Ein-Tages-Pässe gekauft und ab in die Cable-Car.



Auch hier warten wir auf die Abfahrt wegen eines technischen Problems - Seil von der Rolle? Wir fahren bis zur Market.



Der Fahrer der Cable Car gibt einige Anekdoten über die Bahn zum Besten. An einer Kreuzung will ein großer Truck nach links entgegen unserer Fahrtrichtung auf die Powell abbiegen. Bei den engen Straßen muss der Fahrer des Truck natürlich weit über die Straßenmitte auf unserer Straßenseite einscheren. Das lässt der Cable Car Fahrer nicht zu. Obwohl der Lkw bereits in die Powell eingebogen ist, fährt die Cable Car bis wenige Zentimeter an den Truck heran und unser Fahrer besteht auf seinem Vorfahrtsrecht. Daraus entwickelt sich ein heftiger Streit, bei dem das Wort „Fuck …“ noch das geringste Schimpfwort ist – man lernt ja nie aus!

Da die Cable Car nicht zurück kann, ist der Truck genötigt zunächst einmal zurück und dann geradeaus weiter zu fahren. Auf seinen Sieg ist unser Fahrer ausgesprochen stolz – notwendig war diese ganze Geschichte nicht und nach den ersten Schimpfworten auch nicht mehr lustig. Mit weiteren zehn Minuten Verspätung – gut das wir keinen Termin hatten – erreichen wir die Market


(Das war nicht der Lkw)

und schlendern kreuz und quer zum Union Square.




Von dort gehen wir ins Bankenzentrum und zur Pyramid,



danach weiter nach Chinatown.



SWMBO hat trotz Hinweis, für ihre Filmkamera eine zweite Bakterie mitzunehmen, an der Pyramide eine nicht mehr funktionierende Filmkamera. Also zurück ins Motel und die Reservebatterie geholt.
Wir fahren nun zur Lombard - "The Crookedest Street"


und danach zum Coit Tower.



Der Rundumblick ist nicht mehr so toll, wie vor 26 Jahren (auch an Bäumen geht die Zeit nicht spurlos vorbei), aber immer noch schön. Die USD 4,50 fürs Raufklettern schenken wir uns.




Zu Fuss gehen wir nach Chinatown, ist auch nicht so schwer - es geht nur noch bergab und schauen uns ein paar Lokale für das Abendessen an.



Wir entscheiden uns für Brandy Ho's Hunan Food. Wir schlendern zur Market und wollen von dort zum Fort Point fahren. Also erst mit dem O-Bus nach Westen bis zur 25th Ave und dann nach Norden. Allerdings schmeißt uns die Busfahrerin unterhalb vom Presidio raus und sagt, für die Weiterfahrt sollen wir den Shuttle zum Presidio nehmen. Das wird eine schöne Rundfahrt durch den Stützpunkt, endet aber nicht am Fort Point, sondern am Haupteingang des Presidios. Wir schlendern ein bisschen am Meer und an der Marina lang und fahren dann ins Motel, um uns auf den Abend vorzubereiten.



Am abend fahren wir zu Brandy Ho's Hunan Food. Das Essen ist sehr gut und schmeckt lecker - die Küche Hunans esse ich zum ersten Mal, in Deutschland gibt es die eher weniger.

San Francisco habe ich 1980 und den folgenden zwei Jahren für mich zur schönsten Stadt der Welt erkoren. Nach Besuchen von Chicago, New York und dem wiedervereinten Berlin fiel San Francisco auf Platz 4 zurück. Zwei weitere Plätze verlor die Stadt gegenüber Melbourne und Sydney. Beim jetzigen Besuch habe ich das Flair (Lässigkeit) vermisst, das San Francisco vor 26 Jahren noch hatte. Es ist eine hektische Großstadt mit vielen Touristen. Natürlich gibt es Unvergessliches: eine Fahrt über die Hügel der Stadt, der Blick über die Gate Bridge auf die Stadt oder die Fahrt mit der Cable Car.

Je nach dem wie lange man in der Stadt bleibt, lohnt sich der Kauf der ein- oder Drei-Tages-Pässe für die Muni - Busse und Bahnen fahren lange und man kommt überall hin und auch wieder abends zurück.
Gruß
Edmund
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #49 am: 14.11.2006, 16:19 Uhr »
<<<<<San Francisco habe ich 1980 und den folgenden zwei Jahren für mich zur schönsten Stadt der Welt erkoren. Nach Besuchen von Chicago, New York und dem wiedervereinten Berlin fiel San Francisco auf Platz 4 zurück. Zwei weitere Plätze verlor die Stadt gegenüber Melbourne und Sydney. Beim jetzigen Besuch habe ich das Flair (Lässigkeit) vermisst, das San Francisco vor 26 Jahren noch hatte. Es ist eine hektische Großstadt mit vielen Touristen. Natürlich gibt es Unvergessliches: eine Fahrt über die Hügel der Stadt, der Blick über die Gate Bridge auf die Stadt oder die Fahrt mit der Cable Car. >>>>>>

Diese Städte kann man meiner Meinung nach überhaupt nicht vergleichen :?  :roll:

Gruss

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Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #50 am: 14.11.2006, 18:31 Uhr »
Hallo Palo,

diese Vergleiche sind immer etwas sehr persönliches und deshalb immer erlaubt. Ich beanspruche ja nicht, dass meine Meinung absolut gültig ist. Für Städte gilt das gleiche, was ich schon zu Nationalparks gesagt habe. Und eine persönliche Hitliste darf es doch auf allen Gebieten geben?
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Edmund
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Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #51 am: 14.11.2006, 19:11 Uhr »
Mittwoch, 04. Oktober 2006

Zwei Übernachtungen San Francisco, Ca, Coventry Motor Inn, USD 196,08

Ich habe mich entschieden, das Muir Woods NM anzuschauen. Dafür muss die nächste Mission - San Rafael Arcangel - ausfallen. Bevor wir die Stadt verlassen, fahren wir noch einmal über die Hügel der Stadt. Macht irre Spaß! Im Gegensatz zu Karl Malden habe ich die Stopp-Schilder jedoch beachtet.



Die Reihenfolge der Straßen habe ich in der Fahrtstrecke aufgeschrieben.

Über die Golden Gate Bridge verlassen wir San Francisco. An der Abfahrt nach Sausalito fahren wir auf die Hügel der Martin Peninsula und haben noch einmal herrliche Blicke über die Brücke auf die Bay und San Francisco.



Bei der Abfahrt nach Sausalito wird kurz vor dem Tunnel ein Film gedreht. Die Straße wird minutenlang von der Polizei gesperrt, damit das Filmteam nicht von den vorbeifahrenden Autos gestört wird. Und dann werden wir noch nicht einmal entdeckt?!

Durch Sausalito - ein nach der Hektik  beschauliches, schön gelegenes Städtchen - fahren wir auf dem Hwy 1 zum Muir Woods NM. Zuerst sind wir über die vielen Autos und Busse auf dem Parkplatz erschrocken - in oder mit Menschenmengen macht uns Wandern keinen Spaß, aber die riesigen Redwoods wollen wir uns nicht entgehen lassen. Also, rein ins Getümmel! Schon nach wenigen hundert Metern kommen wir zu einer Hinweistafel, auf der ein Trail abseits des Tales eingezeichnet und mit 'steep' bezeichnet wird, der Ocean View and Fern Creek Trail. In der Hoffnung, dass es dort nicht so überlaufen ist, schlagen wir diesen Weg ein.

Durch Redwood und Douglas Fir Haine geht der Trail leicht bergan. Tatsächlich ist niemand außer uns unterwegs. Plötzlich sehe ich ca. 20 Meter vor mir einen Rehbock, der ebenfalls auf dem Trail zu wandern scheint. Er dreht sich ein paar Mal nach uns um, trottet aber unbeeindruckt weiter.



Wir folgen ihm ca. 250 Meter, bis er anscheinend die Faxen dicke hat und auf einen Wildwechsel - weiterhin gemächlich - abbiegt. Der Abstieg geht über ca. 100 Höhenmeter über Stufen ins Tal, und als nach eineinhalb Stunden der asphaltierte Weg beginnt, sind wir wieder in Gesellschaft. Das NM ist trotz der vielen Menschen sehenswert.

Die Küste entlang des Hwy 1 ist von Muir bis Stinton Beach sehenswert, die Straße kurvig. Die Strecke entlang des Andreas-Grabens bis Bodega Bay, Ca ist sehr kurvig, macht aber landschaftlich nicht viel her. Von Bodega Bay bis Jenner, Ca reiht sich eine Badebucht an die andere, dazwischen gibt es Steilküste zu sehen. Ab Jenner folgt eines der abenteuerlichsten Abschnitte des Hwy 1 - die Straße windet sich in Serpentinen ca. 250 Meter nach oben und führt in dieser Höhe in zahlreichen Kurven entlang der Küste bis Fort Ross.

Dies war von 1812 - 1841 ein Handelsposten der Russisch-Amerikanischen Kompagnie. Fort Ross ist wohl das südlichste Fort der aus Alaska vorstoßenden Russen.



In Kanada, im Washington Territorium und Oregon hatten die Russen keine Forts, wohl um es sich nicht mit den Engländern zu verderben, wogegen Kalifornien ja zu Mexico gehörte. Es ist in gutem Zustand und gleicht den Forts der Amerikaner im Osten an der Frontier vor 1750. Es lohnt den Abstecher.



Als nächstes sollte ein Besuch am Old Faithful Geyser bei Calistoga, Ca erfolgen. Nach der Wanderung im Muir Woods NM sind wir ca. eineinhalb Stunden in der Planung zurück und der Geyser schließt um 17:00 Uhr. Mal sehen, ob wir das schaffen. Die Fahrt geht über die Coastal Range auf schmalen, sehr kurvigen Gebirgsstraßen. Das ist eine tolle Fahrerei und bietet tolle Ausblicke auf den Pazifik und die Range. Forrestville, Ca erreichen wir gegen halb fünf - das schaffen wir nicht mehr bis zum Geysir - wird nachgeholt.
Je näher wir dem Napa Valley kommen, desto größer werden die Weinanbauflächen und desto prachtvoller die Weingüter - manche würde man in Europa als Schloss bezeichnen.
Kurz vor dem Ende der heutigen Etappe kommen wir noch in einen Stau. Für die 40 Minuten im Stau gibt es keine sichtbare Erklärung. Im Motel angekommen, beginnt der lang angekündigte Regen.

Gef. Meilen: 198,8

Fahrtstrecke:
Coventry Motor Inn 1901 Lombard St – In den Straßen von San Francisco (Buchanan - Pacific - Leavenworth - Chestnut - Lombard - Crookedest Street - Leavenworth - Chestnut – Lombard) - US 101 N - Golden Gate Bridge - Exit Sausalito - Point Bonita Lighthouse (Aussichtspunkte) - durch den Tunnel - Sausolito - SR 1 - Muir Woods NM - SR 1 - Bodega Bay, Ca - SR 1 - Jenner, Ca - SR 1 - Ft. Ross - Ft. Ross Rd - Old Cazadero Rd - Guernewood, Ca - SR 116 - Forestville, Ca -SR 116 - Cotali, Ca - Redwood Hwy North - Adobe Rd - SR116 - SR 12 - I 80 E - Exit 54 - N Texas St - Fairfield

Übernachtung Fairfield, Ca, E-Z 8 Motel, USD 51,51



Donnerstag, 05. Oktober 2006

Als erstes wollen wir heute Morgen zum AAA in Fairfield. Wir finden ihn aber nicht. Also machen wir uns auf den Weg über Oakland, Ca nach Alameda, Ca. Bevor wir Fairfield verlassen, gönnen wir dem Auto wieder mal einen Schluck aus der Pulle für USD 2,53/gl. Der Interstate ist ziemlich voll, trotzdem kommen wir gut durch, nur mit unserem Orientierungssinn ist es heute nicht so weit her - an der Abfahrt nach Alameda fahren wir vorbei. Den Tunnel unter dem Inner Harbor zu finden, ist nicht einfach, letztlich gelingt uns auch das.

Obwohl die USS Hornet - CV 12 - seit mehr als 30 Jahren außer Dienst gestellt ist, bleibt sie ein imposantes Schiff.



Die 'Hornet' wurde als CV 18 auf Kiel gelegt. Als die erste 'Hornet' vor Guadalcanal versenkt wurde, befahl Roosevelt, die CV 18 als 'Hornet' und CV 12 in Dienst zu stellen. Sie war das einzige Schiff, das die Jahre 1944 - 1945 ununterbrochen in See blieb.



Durch einen Taifun im Juli 1945 wurde das Flugdeck schwer beschädigt und das Schiff im Dock in Oakland instand gesetzt. Danach überführte es Truppen aus dem Pazifik in die Heimat. Es nahm am Koreakrieg teil und wurde danach auf Düsenflugzeuge umgerüstet.



Die 'Hornet' nahm am Vietnamkrieg teil und barg die Besatzungen von Apollo 12 und 13. Anfang der 1970er Jahre war sie veraltet. Obwohl ca. 100 Meter kürzer als Träger der Nimitz-Klasse und sicherlich weniger hoch bleibt sie ein beeindruckendes Schiff. 3.000 Mann Besatzung, 700 Laibe Brot täglich, 3.000 Gallonen/Stunde Treibstoffverbrauch bei 20 Knoten - bei 30 Knoten schnuckelige 10.000 Gallonen/Stunde.



Auf dem Schiff darf man einiges selbst besichtigen, Insel und Maschinenraum nur mit Führer. Das sind Freiwillige, die das toll machen. Wir klettern mit Führer die Insel hoch bis zur Brücke und zur Admiralskajüte - die USS Hornet war nämlich immer Flaggschiff. Unter Deck hätte man sich damals verlaufen können, heute gibt es Exit- und Tour-Schilder, so dass man immer herausfindet. Man muss kein Military-Freak sein, um hier beeindruckt zu sein. Eintritt USD 14,00.

Wir fahren nach Osten in die Sierra, besser in die Foothills. Unser erster Halt ist die Covered Bridge von Knights Ferry.




1864 gebaut war sie bis 1981 in Betrieb. Sie ist nicht besonders schmuck, aber dafür lang. Der Drumherum angelegte Park lädt zum Picknick, was wir dankend annehmen.

Als nächstes fahren wir nach Columbia, Ca, einer Stadt aus der Zeit des Goldrausches 1850. Die Stadt ist ein "Historical SP" und dementsprechend gut erhalten. In Zwanzig Jahren wurde dort für 87 Millionen $ Gold gefördert.


Mainstreet

Reisezenrum

Gerichtssaal

In der Stadt ist nicht so ein Rummel wie zum Beispiel in Bodie. Parken kann man nur außerhalb und heute ist nur noch wenig los. Eintritt wurde nicht verlangt?!

Leider können wir uns heute von den drei dort in der Gegend befindlichen Höhlen nur noch eine anschauen, nicht weil wir zu wenig Zeit haben, sondern die Höhlen schließen schon um vier - die Hochsaison ist vorbei. Wir fahren zur 'Moaning Cavern'. Die Höhle erhielt diesen Namen, weil das tropfende Wasser Geräusche erzeugte, die durch den Resonanzraum der Höhle verstärkt aus dem natürlichen Zugang drangen und bis zu einer halben Meile Entfernung als Stöhnen wahrgenommen wurden.




Der Resonanzraum ist durch den Einbau einer Wendeltreppe und den über den Zugang gebauten Gift Shop zerstört. Die Höhle besteht aus einem einzigen Raum, der auf einer Wendeltreppe mit über 200 Stufen erreicht wird. Die Formationen in der Höhle sind sehr alt, was die Frage aufwirft, wie das in einem Erdbebengebiet geht. Weiß keiner, der Führer erzählt jedoch, dass beim letzten großen Beben, das in Oakland große Zerstörungen anrichtete, die Leute, die gerade an einer Führung teilnahmen, nichts vom Beben mitbekommen haben, sehr wohl aber die Angestellten im Gift Shop. Der Eintritt beträgt USD 12,50 – etwas überteuert.

Durch die Foothills fahren wir ins Valley und nach Sacramento. Der Regen hat sich in die Sierra verzogen. Heute ist der Tioga Pass zum ersten Mal in der Saison gesperrt und in Las Vegas gießt es in Strömen.

Gef. Meilen: 290,6

Fairfield - I 80 W - Exit 46 - I 680 - Exit 33 B - SR 24 - I 980 - I 880 S - Webster St - SR 61 - Atlantic Ave - USS Hornet Museum - Central Ave - SR 61 - 8th St - Westline Dr - Shoreline Dr - Bayview Dr - SR 61 - 98th St - I 880 - I 238 E - I 580 - I 205 E - I 5 N - SR 120 - Oakdale, Ca - li SR 108 - Knights Ferry, Ca - Kennedy Rd - Sonora Rd - Covered Bridge - Sonora Rd - SR 108 - Jamestown Rd - Columbia, Ca -Parrots Ferry Rd - Moaning Cave Rd - Moaning Cavern - Parrots Ferry Rd - SR 4 - SR 49 - SR 12 - SR 88 - J12 - Collier Rd - SR 99 - 30th St - Sacramento

Übernachtung Sacramento, Ca, Motel 6, USD 53,90
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Edmund
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #52 am: 14.11.2006, 22:42 Uhr »
Interessante Photos vom Moaning Cave
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Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #53 am: 16.11.2006, 17:34 Uhr »
Freitag, 06. Oktober 2006

Die Nacht war sehr laut, weil sich die Nachbarschaft lauthals beschmipfte und sogar mit Mord drohte. >Edit Mod.< Erst nach Auftauchen der Polizei kehrte Ruhe ein.

Gegen 08:30 Uhr fahren wir zum State Capitol. Die Parkplatzsuche gestaltet sich schwierig - in der Umgebung ist alles 'metered'. Schließlich werfen wir einem Meter drei Quarters in den gefräßigen Schlund und dürfen 45 Minuten parken. Bis zum Ticket also eine Stunde.
Wir gehen zum California Vietnam Veterans Memorial.



Etwas martialisch, alle kalifornischen Gefallen und Vermissten des Krieges sind eingraviert. Durch den sehr schönen Garten gehen wir ins State Capitol.



Wir nehmen den Hintereingang, der genauso überwacht wird, wie die anderen Zugänge. Er führt durch den in polierten Marmor gehaltenen Neubau direkt an Arnies scharf bewachtem Büro vorbei. Arnold ist nicht da, er ist auf Wahlkampftour.



Im alten Gebäudeteil stehen wir unter der beeindruckenden Rotunda,



schauen uns die Sitzungssäle beider Kammern an - btw, wie in nahezu allen angelsächsisch geprägten Ländern ist das Unterhaus (Abgeordnetenhaus) in grün und das Oberhaus (Senat) in rot gehalten und treffen auf ein Porträt Ronald Reagans, der ja auch acht Jahre Gouverneur war. Ach ja, ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Kammern war: die Senatoren hatten jeder einen GI Laptop. Beeindruckt bin ich vom Büro des Finanzministers aus den 1930er Jahren.



Vielleicht sollte sich Herr Steinbrück auch so einen Panzerschrank zulegen und dort die Steuergelder aufbewahren. Und er selbst säße auch hinter Gittern!  :D
Im sehr schönen Garten des Kapitols sind mindestens alle einheimischen Bäume gepflanzt worden, so stehen hier auch mindestens ein Giant Sequoia und ein Redwood. Die können aber höchstens 150 Jahre alt sein und brauchen noch ein paar Tage, um erwachsen zu werden, wenn sie dann immer noch den Garten zieren sollten. Nach einer dreiviertel Stunde sind wir wieder am Auto und das bescheuerte Meter zeigt immer noch 30 Minuten verbliebene Parkzeit an.

Als nächstes fahren wir in den historical district direkt am Sacramento River. Sieht sehr schön aus und erinnert ein wenig an das Vieux Carre in New Orleans, La. Leider wird dieser schöne Anblick durch die vor den Saloons und Geschäften geparkten Autos gestört.

Unser nächstes Ziel ist Fort Sutter. Diesmal parken wir zwei Straßen entfernt ohne Parking Meter. In der Broschüre des Forts steht: Bringen Sie reichlich Quarter fürs Parken mit, alle Straßen sind 'metered'. Das Fort ist das restaurierte Original aus Adobe, das um 1840 von dem Schweizer Einwanderer Sutter hier errichtet wurde. Eintritt USD 4,00.



Das Fort ist eigentlich nichts Besonderes, am interessantesten ist die Geschichte Sutters, der sein gesamtes Leben eigentlich immer wieder pleite gegangen ist.


Sutters Bett

Sogar von dem auf seinem Land gefundenen Gold hatte er nichts, aber er war ein Menschenfreund. Eine ausführliche Broschüre beschreibt das Leben Sutters und die Geschichte des Forts.
Bevor wir wieder in See stechen, geben wir dem Pferd ein paar Körner für USD 2,50/gl. Beim AAA in Marysville, Ca erhalte ich endlich ohne Beschränkung alle von mir gewünschten Karten und Tourbooks von einer außerordentlich erfahrenen Mitarbeiterin, die sich nicht nur in ganz Kalifornien, sondern auch in den Nachbarstaaten auskannte und mir Karten empfiehlt, von denen ich nicht einmal wusste, dass es sie gibt.
In Oroville, Ca schauen wir uns den Chinese Temple an. Er wird heute noch genutzt und wurde von den wegen des Goldrausches ins Land gekommenen Chinesen gegründet.





Er diente Buddhisten, Taoisten und Konfuzianern als Andachtsstätte. Sehr liebevoll vom County hergerichtet und verwaltet. Eintritt USD 2,00.





Die Chinesen lebten in solchen Hütten, die eigentlich nur aus einer  Pritsche und dem Brett, auf dem die Utensilien aufbewahrt wurden, bestanden. Zudem durften die Chinesen nur dort schürfen, wo nach Ansicht der Weißen, die Erzvorkommen erschöpft waren. Trotzdem fanden viele Chinesen immer noch genug, nicht nur zum Überleben, sondern auch zum guten Leben.

Den Abschluss des Tages soll die Geisterstadt Cherokee, von den gleichnamigen Indianern aus North Carolina gegründet, sein. Es gibt aber nur eine Ruine inmitten neuer Besiedlung. Ein wenig weiter stoßen wir auf eine kleine Covered Bridge,



die einen kleinen Bach nach Oregon City, Ca überbrückt. Die Brücke wude gebaut, um das Städtchen für Touristen attraktiver zu machen. Auch hier keine Geister, nur ein Gedenkstein.

Die Rückfahrt nach Oroville führt quasi als Entschädigung durch erstaunlich bergiges Gelände mit steilen Vulkanklippen.
Auf dem Weg nach Williams, Ca fahren wir durch große Reisfelder.

Heute Morgen gab die Arbeitsbehörde die Arbeitslosenzahlen für September bekannt. Die Quote liegt bei 4,6 %. Wenn man berücksichtigt, dass die Anzahl der nicht in der Statistik erfassten Menschen zumindest prozentual ähnlich der in Deutschland sein wird, machen entweder die Amerikaner in ihrer Wirtschaftspolitik etwas richtiger als wir oder wir machen absolut etwas falsch.

Gef. Meilen: 162,4

30th St - L St - California Vietnam Veterans Memorial - State Capitol - L St - 9th St - M St - Front St - Historic Sacramento - L St - Sutters Fort - I 5 N - Exit 525 - SR 70 - Marysville, Ca - Oroville, Ca - Montgomery St - Feather River Blvd - Safford St - 1st Ave - Chinese Temple - zurück - SR 70 - James, Ca - Cherokee Rd - Cherokee, Ca - Oregon City, Ca - Cherokee Rd - SR 162 - SR 99 - SR 162 - SR 45 - SR 20 - 4th St – Williams, Ca

Übernachtung Williams, Ca, Motel 6, USD 51,47
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #54 am: 16.11.2006, 17:57 Uhr »
....Oder die Amis faelschen ihre Statistiken, was wohl eher der Fall ist :!:
Gruß

Palo

Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #55 am: 16.11.2006, 19:36 Uhr »
Hallo Palo,

das können wir aber mindestens genauso gut. Wie sagte schon irgend ein bekannter Mensch:

Glaube nie einer Statistik, es sei denn, du hast sie selbst gefälscht. :?
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #56 am: 16.11.2006, 21:03 Uhr »
Samstag, 07. Oktober 2006


Gegen viertel nach acht brechen wir auf. Heute will ich den Besuch am Old Faithful nachholen. Das wird eine verdammt lange Fahrerei, aber den will ich sehen. Nach eineinhalb Stunden Fahrt kommen wir gerade rechtzeitig zu einem Ausbruch an.



Der Geyser ist nicht vergleichbar mit dem gleichnamigen im Yellowstone NP, aber wenn man schon in der Gegend ist. Außerdem sind solche Vergleiche sowieso falsch, wie ich ja schon vorher mehrfach bemerkt habe.

Wir fahren nun in Richtung Küste. Der Hwy 128 führt durch das Küstengebirge. Landschaftlich sehr reizvoll und schön zu fahren. Nur manche Amis bremsen in jeder Kurve fast bis zum Stillstand ab - anscheinend wollen sie ihr Auto um die Kurve tragen.
Wir fahren nur kurze Zeit auf dem Highway 1. Direkt nach dem Albion River biegen wir nach rechts zum ‚pygmy forest’ ab. Dabei handelt es sich um einen Wald aus zwergwüchsigen Bäumen, den es außer hier nur noch an wenigen Stellen auf der Welt gibt. Dies hat etwas mit Magerböden oder so etwas Ähnlichem zu tun, genau habe ich die Erklärung nicht verstanden.



Das Problem mit diesem einzigartigen Wald ist, das diese Bäumchen jetzt auch zwischen 2 und 3 Meter hoch sind, so dass das pygmäenhafte nur schwer zu erkennen ist – na ja, diese bäume wachsen nur langsam, aber sie wachsen auch. Durch den Wald führt ein Boardwalk, um die Bäume zu schützen. Zurück an der Küste fotografiere ich den van Damme SP.



Die Küste am Hwy 1 ist nur an wenigen Stellen spektakulär, die Ortschaften sind touristisch geprägt. Hinter Union Landing verlässt der Hwy 1 die Küste und schraubt sich auf über 500 m Höhe über die Berge zum Eel River und zur US 101. Wieder eine Fahrerei, die sehr viel Spaß macht. Wir besichtigen den Chandelier Tree, einen Redwood, durch den man durchfahren kann.





Der reinste Touristennepp - USD 5,00. Und dann traut sich SWMBO nicht durchzufahren!


Glücklicherweise stecken wir nicht fest.

Wir fahren auf der US 101 N, die entlang des Eel Rivers durch eine sehr schöne Landschaft verläuft. Die Schnellstraße verlassen wir bei Phillipsville, Ca und fahren auf der Avenue of the Giants weiter. Sie führt immer wieder durch Redwood Haine und ist der US 101 unbedingt vorzuziehen. Gegen 17:30 Uhr erreichen wir das Motel in Fortuna, Ca.

Gef. Meilen: 328,8

4th St - SR 20 - SR 53 - Lower Lake, Ca - SR 29 - Middletown - Old Faithful Geyser - SR 128 - SR 1 - Albion Little River Rd - Pygmy Forest - Little River Airport Rd - SR 1 N - Mendocino, Ca - SR 1 N - SR 271 - Chandelier Tree - US 101 N - Avenue of the Giants (SR 254) - US 101 N - Eeel River Dr - Riverwalk Dr - Fortuna, Ca -

Übernachtung Fortuna, Ca, Comfort Inn & Suites, USD 69,29
Gruß
Edmund
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Edmund

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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #57 am: 17.11.2006, 20:38 Uhr »
Sonntag, 08. Oktober 2006

Heute sind wir erst gegen 09:15 Uhr losgefahren. Um halb drei klingelte das Telefon und eine Stimme fragte mich, ob denn alles in Ordnung sei? Die Erklärung erhielt ich am Morgen auf Nachfrage: es täte ihr sehr leid, aber da sei wohl in unserem Zimmer irgendein Alarm angezeigt worden und das Personal sei verpflichtet, solchen Vorkommnissen nachzugehen.
In Eureka, Ca leuchtet zum ersten Mal die Tankanzeige auf. Mit einem Tankinhalt sollte ich 500 Meilen weit kommen. Getankt haben wir für USD 2,90/gl. Während des Tankens stoppt die Tanksäule bei Erreichen des Betrages von USD 50,00. Den Rest kann ich erst durch Hinterlegen meiner Kreditkate beim Betreiber der Tankstelle tanken. Das scheint eine der vielen Sicherheitsmaßnahmen zu sein, die vor Spritdiebstahl schützen sollen.

Unser erster Halt ist heute Fort Humboldt. Das muss ich schon deshalb anschauen, weil Ulysses S. Grant dort 1853/54 stationiert war. Fort Humboldt war das einsamste Fort des Nordwestens. Alles musste per Schiff zugeführt werden und kam regelmäßig zu spät - Versorgungsgüter, Post und Sold, wen sollte es da verwundern, dass Grant hier zum Trinker konvertiert sein soll. Das Fort besteht heute aus einem Open Air Museum der Holzfällerei und dem einzigen Gebäude aus der aktiven Zeit des Forts, dem Lazarett. In ihm ist ein Museum über die Aufgaben der Besatzung des Forts und die Geschichte der einheimischen Indianer untergebracht. Das war sehr informativ, da ich über die Geschichte der Indianer des Nordwestens so gut wie nichts wusste. So gelang es den weißen Einwanderern in Kalifornien z.B. die Bevölkerungszahl der Indianer in der Zeit von 1769 - 1900 von 310.000 auf 20.000 zu dezimieren. An Massakern und Grausamkeiten waren häufig beide Seiten schuld - eine Untat wurde gerächt, darauf erfolgte die Rache der anderen Seite usw, usw. Die Armee als Schlichter einzusetzen, stieß bei beiden Seiten auf wenig Verständnis, die Weißen hielten sie für zu nachgiebig gegenüber den Indianer und die Indianer glaubten, dass die Armee sowieso nur die Interessen der Weißen vertreten würde. Die Armee trug das ihre zu diesem schlechten Ansehen bei - schlecht ausgerüstet und ausgebildet, unterbesetzt und unterfinanziert und über die Möglichkeiten eingesetzt. Irgendwie erinnert mich das an die Auslandseinsätze der Bundeswehr und der US-Armee im Irak. Fazit: Das Fort muss man nicht gesehen haben.

Unser nächster Halt ist der Prairie Creek Redwoods SP. Dort wollen wir etwas wandern. Über die Davison Rd, eine Staubstraße, fahren wir zum Fern Creek Canyon und wandern den gleichnamigen Loop Trail.



Eine sehr empfehlenswerte Wanderung durch einen Canyon, dessen ca. 15 - 20 m hohe senkrechte Wände nahezu vollständig mit Farn bewachsen sind. Wegen der leichten Erreichbarkeit ist der Canyon schnell überbevölkert, aber als der Loop Trail die Talsohle verlässt und etwas bergauf führt, sind wir schnell wieder alleine. Es ist auch nur schwer vorstellbar, dass eine übergewichtige Amerikanerin bergauf geht, wenn man doch einfach auf ebener Erde zurückgehen kann - der Energieverbrauch in Fast Food gemessen ist nahezu nicht ersetzbar.
Da es sehr feucht ist, treffen wir auf diesen einsamen Wanderer.



Die Rückfahrt überzeugt mich mal wieder von den Fahrkünsten der Amis. Zugegeben, die Straße ist nicht in gutem Zustand, Schlagloch an Schlagloch, wenn man dann mit einem 2WD vorsichtig fährt, hätte ich Verständnis dafür. Nur vor der kleinen Schlange, ich bin das vierte Fahrzeug, fährt ein großer 4WD Ford Pickup und ist deshalb total verwirrt, weil er in seinem 4WD jedes Schlagloch spürt. Er fährt aber auch so langsam, dass die Federung gar nicht die Gelegenheit hat, mal eins zu überspringen. Könner unter sich - 4 Meilen in 30 Minuten!
Egal, irgendwann ist auch das überstanden, nicht ohne vorher noch einem Corvettefahrer zu begegnen, der nach einer Meile beschließt, umzukehren, uns aber glücklicherweise vorbeilässt. Ich möchte nicht wissen, wie oft der aufgesetzt hat?

Wir fahren durch den Park durch viele Redwood Haine zum Hope Well Trail. Der führt durch viele ineinander übergehende Haine bergauf und führt als Loop Trail wieder zum Trailhead.



Das Gefühl, das man hat, wenn man zwischen den uralten, riesigen Bäumen hergeht, ist schwer zu beschreiben - zunächst ist der Mensch klein, dann fällt auf, kurzlebig, dann spürt man irgendwie eine dem Wald innewohnende Ruhe und es macht einfach Spaß, dort zu wandern. Da es nicht gerade eben ist, sind wir ganz alleine unterwegs. Egal in welchem Redwood man wandern möchte, man sollte auf jeden Fall einen möglichst wenig frequentierten Wanderweg suchen. Unser Einstieg in den Muir Woods war klasse, aber diese Wanderung toppt das.
Die Fahrt durch die Redwood Haine lässt sich durch die Bilder nur ungenügend darstellen. Immer wieder sagen wir ob der Riesen direkt an der Straße: „Guck’ mal da!“




In Klamath, Ca fahren wir noch zum wirklich sehenswerten Aussichtspunkt.



Da wir von der Wanderung noch etwas verschwitzt sind, entschließen wir uns, im Motel in Crescent City, Ca zu picknicken, obwohl es bestimmt noch 20° C sind, aber es weht ein böiger Wind. Beim Essen solch ein Ausblick - was willst du mehr.

Gef. Meilen: 135,7

Fortuna - US 101 N - Eureka, Ca - Humboldt State Historic Park - US 101 N - Orick, Ca - Berry Glen, Ca - li Davison Rd - Prairie Creek Redwoods SP - Fern Canyon Trail - zurück - Hope Well Trail  US 101 N - Klamath, Ca - Mouth of Klamath Rd - Lookout - US 101 N - Crescent City, Ca - Best Value Inn

Übernachtung Crescent City, Ca, Best Value Inn, USD 49,50
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Edmund
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #58 am: 18.11.2006, 15:15 Uhr »
Montag, 09. Oktober 2006

Wir stehen um halb sechs auf und fahren um zehn vor sieben los. In Gold Beach, Or sind wir gegen acht. Die vorbestellten Tickets sind da und pünktlich um 08:30 Uhr legt das Jetboot ab. Nach zweieinhalb Stunden erreicht das Boot Agness, Or. Am frühen Morgen ist es noch schattig, aber die Sonne arbeitet daran. Wir trinken etwas in einem Restaurant und warten auf die Abfahrt. Die Rückfahrt beginnt um 12:40 Uhr. Um zwei sind wir wieder in Gold Beach. Zum Gaudi aller Insassen dreht der Bootsführer noch ein paar Pirouetten.
Die Landschaft entlang des Rogue River ist schön. Mit etwas Glück kann man die gesamte heimische Tierwelt an den Ufern bewundern. Wir haben dieses Glück natürlich nicht. Wir sehen:
Otter, Mule, Kanadagänse, Marder, Weißkopfseeadler, Truthahngeier und



Menschen, die bis zum Bauch im Wasser stehen und mit ihrem Wurm Gassi gehen.



Zusätzlich sehen wir ein paar völlig erfolglose Berufsfischer. Einige Angler sind da bedeutend erfolgreicher. Die beiden kämpfen bestimmt fünf Minuten mit dem Fisch.



Alles in allem war das ein schöner Ausflug und für alle, die auf einer Rundreise mal einen Ruhetag einlegen wollen, eine gelungene Abwechslung.
Wir fahren noch zum Einkaufen und danach zum Picknick in den Cape Sebastian SP mit herrlichem Blick auf die Küste.



Gef. Meilen: 71,3

US 101 N - Gold Beach, Or - Rogue River Rd - Mail Boat Jet Trips - Gold Beach - US 101 S - Cape Sebastian SP - - US 101 N - Jerrys Flat Rd - Gold Beach

Übernachtung Gold Beach, Or, Motel 6, USD 56,81

Dienstag, 10. Oktober 2006

Um viertel vor neun sind wir wieder unterwegs. Unser erster Halt ist das Cape Blanco Lighthouse, der westlichste Punkt der Lower 48. Der Leuchtturm ist noch geschlossen - weiter geht's. Der Coquille River Leuchtturm ist wenig beeindruckend, der dazugehörige Park jedoch sehr schön. Bevor man jedoch an den Strand kommt, muss man über viel Holz klettern.



Am Cape Arago hören wir schon von weiten den Lärm der Seelöwen und beobachten sie anschließend auf einem Felsen.
Als nächstes fahren wir in den Golden & Silver Falls SP. Die Straße führt entlang des Coos und des Millicoma River flussaufwärts durch ein sehr schönes Tal. Die Straße endet am Park, so dass wir nicht direkt durch den Elliot State Forest zum Umpqua River fahren können. Wir wandern durch einen Wald, dessen Bäume von einem Moos bewachsen sind



und dem Regenwald auf der Olympic Peninsula gleichen, zu beiden Wasserfällen.


Golden Fall


Silver Fall

Die Fälle sind ganz nett anzuschauen, beeindrucken uns aber nicht wirklich. Der Weg hat sich nicht gelohnt, da wäre eine Wanderung durch die Dünen an der Küste besser gewesen.
Auf der US 101 geht es weiter nach Norden. War vor 7 Jahren in Washington State zu beiden Seiten der Straße noch ein Schamstreifen Wald (50 m), ist der Wald häufig bis zur Straße abgeholzt. Gleichzeitig wird mit schnellwachsenden Nadelhölzern wieder aufgeforstet.



Am Sea Lion Point wollen wir die gleichnamige Höhle besichtigen. Am Eingang beim Eintrittskartenverkauf weist die Kartenverkäuferin darauf hin, dass im Moment keine Seelöwen in der Höhle seien.



Wir sparen den Eintritt und fahren 200 m weiter. Dort beobachten wir die Seelöwen kostenlos. Vom Cape Perpetua haben wir anschließend einen tollen Blick auf die Küste nach Süden.
Bevor wir morgen die Küste verlassen, wollen wir noch einmal Seafood essen. Leider gibt es keinen Hummer, also esse ich Krabben auf Pasta und SWMBO einen sehr guten Heilbutt.

Gef. Meilen: 248,2

Fahrtstrecke:
US 101 N - Port Orford, Or - US 101 N - Cape Blanco Rd - Lighthouse - US 101 N - Bandon, Or - Park Rd - Coquille River Lighthouse - US 101 N - Randolph, Ca - Seven Devils Rd - Cape Arago Hwy - Cape Arago SP - Cape Arago Hwy - Charleston, Or - Coos Bay, Or - US 101 S - Coos River Hwy - Alleghany, Or - Glenn Creek Rd - Golden & Silver Falls SP - zurück - East Bay Dr - US 101 N - Florence, Or - Sea Lion Point - US 101 N - Waldport, Or

Übernachtung Waldport, Or, Howard Johnson, USD 59,78
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Re: Wüsten, Wasserfälle, Wälder und Wale in 35 Tagen
« Antwort #59 am: 18.11.2006, 16:36 Uhr »
Tolle Bilder, besonders das von den Seeloewen, wir waren in dem Cave und konnten es vor Gestank nicht aushalten..

Auch mit dem Mail Boat Jet waren wir gefahren, aber nicht so weit wie ihr. Wegen Zeitmangels mussten wir die kürzere Tour nehmen.

Also weiter :dafuer:

Freue mich schon auf die Fortsetzung

Gruß

Palo
Gruß

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